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Mariborsko Pohorje (SLO), 2014/15

Archiv aus der Saison 2014 / 2015 "wie war der Winter?"
bis 14.10.2015

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miki
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Mariborsko Pohorje (SLO), 2014/15

Beitrag von miki »

Ich habe mit dem Beitrag absichtlich etwas abgewartet:

Schlechte Neuigkeit vom Pohorje: Die Firma ŠCP (Športni Center Pohorje), die die Seilbahnen am Pohorje seits fast 20 Jahren betrieben hat, ist seit Oktober offiziell in Konkurs.

Gute Neuigkeit vom Pohorje: Nachdem der Winterbetrieb eine Zeit lang fraglich war, wurde in dieser Woche auch offiziell bestätigt dass die Firma Marprom (sie ist im Eigentum der Gemeinde und ist u. A. auch für Mariborer Stadtbusse verantwortlich) in der kommenden Wintersaison das Skigebiet von Pohorje betreiben wird; alle massgeblichen Seiten (Bad Bank, Gemeiderat von Maribor und was weiss ich wer alles noch) haben die Papiere unterschrieben. Bereits in dieser Woche wurde mit den nötigsten Vorbereitungen begonnen (Rasen mähen, Schneeanlage klar machen, Revision der Lifte mit Aussnahme der EUB - bei der wurde die Revision bereits vorher gemacht, da eine Zeit lang auch die Möglichkeit bestanden hat, dass die Gemeinde nur die EUB übernimmt). In 3 Wochen sollen wenigstnes die Lifte die normalerweise als erste in Betrieb gehen betriebsbereit sein sowie die Schneeanlage einsatzbereit ... so wie die Wetterprognosen momentan ausschauen, wird es bis dahin eh keine Minusgrade geben :( , aber das ist schon ein anderes Thema. Auch wurde der Kartenverkauf gestartet, der Saisonpass kostet jetzt im Vorverkauf sehr günstige 250 Euro - zur Erinnerung, noch vor wenigen Jahren wollte man fast 500 Euro für den Saisonpass haben. Auf Tageskarten wird es einen 30% - Einheimischenrabatt geben (fragt mich jetzt bitte nicht ob das EU - konform ist, aber die Tiroler machen es ja bereits seit Jahren so :? ). Das 'Rettungs'modell erinnert ein wenig an Petzen, auch der Saisonkartenpreis ist exakt der gleiche.

Zwischenfazit: Skibetrieb wird es in der Saison 2014/15 am Pohorje auf jeden Fall geben, Details was und wann und wo sind noch unklar. Bolfenk wird höchstwahrscheinlich auch diese Saison nicht laufen (war bereits seit einigen Jahren nicht in Betrieb) und es laufen noch Verhandlungen mit der Leasing - Firma über die Miete für einen Teil der Schneekanonen (die anderen sind im Besitz der Firma und diese sind nicht fraglich). Die Gemeinde will die Bergbahnen vorerst 1 Jahr lang führen, in dieser Zeit hofft man einen Käufer / Investor / strategischen Parter für die Silbahnen und Hotels am Pohorje zu finden. Sehn mer mal ...

Nun stellt sich die Frage, wie es so weit kommen konnte. Oder wie Seilbahnjunkie schrieb:
Seilbahnjunkie hat geschrieben:Wo liegt denn eigentlich das Problem? Kommen keine Gäste zum Schifahren nach Maribor oder hat man sich einfach übernommen?
Nun, das könnte ne längere Antwort werden :wink: . Ich will ja nicht zu weit zurück in der Geschichte blättern, aber IMO wurden die ersten Fehler bereits in den späten 70ern / frühen 80ern gemacht. Und zwar in der Form, dass in der Zeit zu wenig gemacht wurde. Während anderswo in Slowenien in der selben Zeit ganze Skigebiete aus dem Boden gestampft wurden (Rogla, Cerkno), hatte Pohorje eine wenig ambitionierte Leitung die z. B. in den ganzen 80er Jahren nur 4 Schlepper gebaut hat, zwei davon als Doppelung von existierenden Anlagen, und von Schneekanonen nichts wissen wollte. Die neuen Eigentümer, die nach der Wende in den frühen 90ern die Firma übernommen haben (OK, die Übernahme damals war etwas eigenartig, aber nicht anders als die erste Privatisierungswelle von hunderten slowenischen Firmen), hatten ein grosses, auseinandergezogenes Skigebiet mit vielen alten Liften und wenig schneesicheren Pisten zu führen, keine leichte Aufgabe.

Die Investitionen in den 90ern waren IMO alle notwendig und auch in gewisser Weise nachhaltig: die Kette mit den 3 Occasion - DSBs als zweite Zubringerachse neben der altesschwachen 4ZUB, alle 2 Jahre wurde ein km Schneileitung gebaut und jedes Jahr kamen 3 oder 4 Lenkos dazu, das konnte man noch alles aus Eigenmtteln finanzieren. Nach etwa 2003 begann man aber gross zu investieren, und es waren definitiv auch Fehlinvestitionen dabei. DSB Stolp zum Beispiel, vorher gabs dort einen Schlepper der immer leer fuhr weil die flache Piste uninteressant ist und ihn jeder nur einmal pro Tag fährt um Richtung Videc zu kommen, jetzt gibts eine chronisch leere DSB :( . Diese DSB hätte man lieber am Bolfenk aufstellen sollen, dort gibts zwei interessante Pisten (eine davon beschneit) die kaum benutzt werden da der alte steile Schlepper mitten im Wald immer Probleme mit Schneemangel auf der Schleppspur hat. Dann 4SB Poštela: als sie gebaut wurde, sah es nach einer vernünftigen Investition aus. Als aber nur 4 Jahre später die neue 8EUB gebaut wurde (welche die selben Pisten erschliesst wie die 4SB), hat sich bald herausgestellt dass die 4SB rausgeschmissenens Geld war, da fast alle lieber gleich ins Tal fahren und dann mit der schnellen EUB wieder hinauf. Pistenraupen wurden ein paar Jahre hintereinander wie warme Semmeln gekauft, die Flotte war wesentlich moderner als in den meisten kärntner Skigebieten. Warum bitte braucht Pohorje 8 - 9 Raupen, davon 4 mit Winde, wenn die meiste Zeit maximal 10 Pistenkilometer offen sind?! Auch bei der Schneeanlage hat man zu viel Geld (buchstäblich) vergraben: es gibt, vor allem entlang der Verbindungswege, etliche Hydranten die nach 10 Jahren immer noch 'unschuldig' sind :twisted: , also wo noch nie eine Schneekanone angeschlossen wurde! Der Bau der EUB war dringend nötig, nachdem die alte Bahn zusemmengetürzt ist, aber warum um Himmels Willen musste man so einen Palast um die Talstation bauen?! Man hätte es auch wesentlich günstiger bauen können: Kompaktstation + 2 Container für die Kassa + WC, so etwa wie am Goldeck. Ein Millionengrab waren auch die Hotels + Luxus - Appartements hinter der Bergstation, zu viel auf einmal und IMO zu teuer gebaut. 4**** Appartements und 1* Skigebiet, das geht schon gar nicht. Aber in der Zeit von 2004 bis 2008 war es ja leicht für jeden Immobilien - Schmarrn Kredite zu bekommen ...

Das traurige an der Sache ist, dass trotz der riesigen Investitionen die meisten Projekte unvollendet sind. Der Beschneiungsanlage z. B. mangelt es an Wasser, zwei extrem wichtige Projekte (Wasserleitung Drau - Talstation + Speicher Videc) liegen immer noch in der Schublade. OK, da sind auch die Umweltbehörden mitverantwortlich, jahrelang wurden die Projekte verzögert und jetzt wo die Papiere da sind gibts kein Geld. Aber falls man z. B. die Talstation der EUB wie oben von mir vorgeschlagen in Minimalausführung bauen würde und dazu ein Appartementhaus weniger, könnten sich die Projekte immer noch ausgehen. Auch die 6KSB Pisker liegt jetzt als überdimensionierte Wiederholungsanlage am Ende des Skigebiets, anstelle (wie geplant) als 2. Sektion der Zubringerlinie aus Ruše. Die geplante 1. Sektion wurde seitens der Behörden gerade lange genung verzögert dass die Finanzkrise unser Land voll erwischt hat - nun gibt es zwar einen glütigen Umweltbescheid, aber keine Chance das nötige Kleingeld zu bekommen.

Kurz zusammengefasst: es gibt mehr als einen Grund, aber übernommen ist eigentlich die richtige Diagnose. Jedes Jahr neue Kredite, in der Hoffnung dass jede Saison gut läuft, kann nicht gut gehen. Ich weiss nicht ob es stimmt, aber ich habe bereits vor 4 oder 5 Jahren gehört dass ŠCP nach einer guten Saison gerade knapp im Stand war, seine Verbindlichkeiten zu bezahlen. Wenn da ein oder zwei schlechte Winter kommen, ist das Desaster vorprogrammiert. Und last but not least - es ist ein öffenliches Geheimnis dass ein paar Leute aus dem Umkreis von ŠCP auf einmal sehr viel Geld auf Ihren Konten in Zypern, schöne neue Villen in Kroatien oder ein paar grosse Segelboote in Griechenland besitzen ... es laufen da ein paar Gerichtsverfahren, aber ihr wisst ja - bis die Schuld bewiesen ist, halte ich leiber die Klappe :x .
Benjamin Franklin: “Those who would give up essential liberty to purchase a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.”

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Re: Mariborsko Pohorje (SLO), 2014/15

Beitrag von miki »

Am WE Saisonbeginn auch am Pohorje; geplant ist der Betrieb der beiden Schlepper Ruška und Cojzarica am Areh. Im Vergleich zu vielen Skigebieten in den Alpen sieht es am Pohorje nicht einmal soo extrem schlecht aus, immerhin ist es oberhalb ca. 950m weiss und am Areh auf 1250m liegen etwa 15 cm Naturschnee, dazu seit zwei Tagen 'Feuer frei' oberhalb ca. 900m (= ganzes Areh - Gebiet + Sleme in östlichen Teilgebiet).
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