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„Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.2013

... tauscht euch aus über Alpinsport (auch Wettkampfsport) und eure Ausrüstung!
Emilius3557
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„Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.2013

Beitrag von Emilius3557 »

„Last chance tourism” – Piz Val Gronda und Heidelberger Hütte status quo ante: Ruhe vor dem Sturm?

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Weite, unverspurte Hänge am Piz Val Gronda Westhang, im Hintergrund die Fluchthörner

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Langgestreckter Bergrücken des Piz Val Gronda vom Palinkopf mit der Piste 40 im Vordergrund

Cross-Posting aus: http://www.sommerschi.com/forum/viewtop ... 210#p40210

“Last chance tourism can be defined as when ‘tourists explicitly seek vanishing landscapes or seascapes, and/or disappearing natural and/or social heritage’ (Lemelin et al. 2010: 478). This includes the desire to observe, photograph and interact with animals that may be endangered, threatened or rare, and are increasingly being offered by operators in a number of destinations around the world (Ballantyne. et. al. 2009; Garbutt 2007; Newsome, Dowling and Moore 2005; Munn 1992).
Similar to climate change tourism (Becken and Hay 2007; Hall et al. 2011; Jones and Phillips 2011;•The World Tourism Organization and the United Nations Environment Programme 2008), last chance tourism is often stimulated by the perception of change brought about through climate change, but unlike climate change tourism, last chance tourism is also about visiting destinations that may be in decline due to other anthropogenic factors, or even in some cases, visiting cultural sites, where decline may have nothing to do with climate change (i.e., globalization, modernization). By providing opportunities to see the living dead, or witness the demise of places, species, and people, last chance tourism can also be defined as the precursor to dark tourism (Lennon and Foley 2000; Seaton 2002). If dark tourism is the embodiment of loss, last chance tourism is not only the epithet, but the call to action. Indeed, it is an opportunity to learn and possibly reverse these changes before it is too late. It is a chance to enlighten the dark.” (Lemelin et al. 2012: 4)

LEMELIN, R. H., STEWART, E., DAWSON, J. (2012): “An introduction to last chance tourism”. In: Lemelin, R. H., Dawson, J., Stewart, E. J. (Hrsg.) (2012): Last Chance Tourism. Adapting tourism opportunities in a changing world. London: Routledge, S. 3-9.

Die obige Definition aus einem im letzten Jahr erschienen Buch über „Last chance tourism“ passt sehr gut zum Hauptziel unseres Vorhabens, über das ich im Folgenden berichten möchte: „Tourists explicitly seek vanishing landscapes or seascapes, and/or disappearing natural and/or social heritage“ – Touristen, die explizit verschwindende Landschaften oder Naturerbe sehen und erleben möchten und deshalb aufsuchen.

Wie in diesem Kreise sattsam bekannt sein dürfte, plant die Silvretta Seilbahn AG nun schon seit mehreren Jahrzehnten die skitouristische Erschließung des 2812 m hohen Piz Val Gronda im oberen Fimbertal, direkt an der österreichisch-schweizerischen Staatsgrenze gelegen. Im September 2012 hat die Tiroler Landesregierung nach einem sehr langen und kontroversen Genehmigungsverfahren, die zuletzt eingereichte Erschließungsvariante durch eine Luftseilpendelbahn mit Kabinen für bis zu 150 Personen bewilligt. Sofern nicht noch Überraschungen passieren, erlebt der Piz Val Gronda also seine vorerst letzte Wintersaison ohne mechanische Aufstiegshilfe, weshalb ich eben jenen Zustand, zusammen mit mehreren Freunden, im Sinne des „last chance tourism“ noch erleben wollte – auch um nach der sehr wahrscheinlich erfolgenden Erschließung und den Baumaßnahmen des kommenden Sommers 2013 die Unterschiede im Raum sowie in der touristischen Nutzung des Berges feststellen zu können, wozu es logischerweise eines gut dokumentierten Status quo ante bedarf.

Weiterhin wollten wir den Besuch auf dem Piz Val Gronda zu einem Aufenthalt auf der Heidelberger Hütte nutzen, der einzigen Hütte des Deutschen Alpenvereins auf Schweizer Staatsgebiet und eine Skitourenhütte par excellence, da sie mehrere, verhältnismäßig unschwierige Touren bietet. Auch die Heidelberger Hütte und deren Besuch stehen im Zusammenhang mit dem „last chance tourism“, denn eines der Gegenargumente von Naturschützern und Skitourengehern gegen die Val Gronda-Erschließung ist die mögliche Beeinträchtigung des Tourengebietes der Heidelberger Hütte durch vermehrten Zustrom von Variantenfahrern aus dem Skigebiet. Um dies ab kommender Wintersaison feststellen zu können, ist es ebenfalls notwendig sich die Situation vor der Erschließung anzusehen. Also auf nach Ischgl!
Da der Hüttenaufstieg durch das weitgehend flache Fimbertal sich sehr zieht und teilweise ohnehin über Skipisten verläuft, haben wir uns schnell verständigt, den schnellstmöglichen Hüttenzustieg auszuprobieren, nämlich aus dem Ischgl/Samnauner Skigebiet heraus, vom Bereich des Zeblasjoch.

Ein angenehmer Nebeneffekt: seit Ende März 1999 (eine Woche Osterurlaub in Samnaun-Compatsch) bin ich nicht mehr in der Silvretta Arena Skifahren gewesen und bin deshalb entsprechend neugierig, wie sich nach fast 14 Jahren Abstinenz und mit der Erfahrung von mehr als 10 Jahren Alpinforum auf dem Buckel mein Blick auf dieses polarisierende Skigebiet geändert hat – oder eben nicht und wie sich natürlich auch das Gebiet als solches verändert hat. Zwar habe ich fleißig die Bau- und Skiberichte hier im Forum sowie die Pistenpläne über die Jahre verfolgt, dennoch ist es ein gewaltiger Unterschied, ein Skigebiet mit dem Finger auf der Landkarte, quasi als „armchair geography“ zu erleben, oder in realiter.
Zuletzt geändert von Emilius3557 am 22.02.2013 - 17:28, insgesamt 1-mal geändert.
Besinnung auf die Kernkompetenzen - altbewährte Dummschwätzerei...

Emilius3557
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Re: „Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.

Beitrag von Emilius3557 »

Freitag, 25.01.2013

Prolog im Skizirkus

Wir kaufen uns die Nachmittagskarte für die Silvretta Arena Ischgl/Samnaun für 38 € (gültig ab 11.30 Uhr) und wuchten uns mit unseren riesigen Rucksäcken in die gemütlichen 4er-Kabinen der Pardatschgratbahn, deren Vorgängeranlage, damals, 1972, eine der ersten modernen Einseilumlaufbahnen Österreichs gewesen ist und mit ihrer zusätzlichen Zubringerkapazität einer der Hauptgründe für den beispiellosen Aufstieg Ischgls zum skitouristischen Mekka gewesen sein dürfte.

1.-2. 4-EUB Pardatschgrat I und II: 1262 Hm. Eindrücklich steiles Trassé der Bahn. Die rote „5“ sieht verlockend von oben aus, den „neuen“ unteren Teil kenne ich ja noch gar nicht.

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Restaurant „Pardorama“ auf dem 2624 m hohen Pardatschgrat. Gefällt mir gut, keine „staged authenticity“

An der Bergstation kurz das Panorama oberhalb der dichten, grauen Wolkenschicht bewundern und auf der blauen 6 und 8 gemütlich zur Idalp einschwingen. Im Westen öffnet sich bereits der Blick zu unserem heutigen Tagesziel, dem hinteren Fimbertal, überragt vom dreizackigen Fluchthorn, 3398 m.

Bild
Zoom vom Pardatschgrat ins Fimber Tal zum Fluchthorn, 3398 m

An der Idalp deponieren wir unsere beim Pisteln behindernden Rucksäcke im Depot unterhalb der Silvrettabahnbergstation für einen angemessenen Obolus von 2 € pro Stück. Unpraktisch ist, dass die großen Rucksäcke nicht in die Schließfächer des Depots passen.

3. 8-KSB Idjoch: 461 Hm fährt mit angezogener Handbremse im Energiesparmodus – oder kommt es einem bei diesen riesigen 8er-Sesseln nur so vor? Beim Blick auf die Hauptabfahrt vom Viderjoch sieht man die enormen „Geländekorrekturen“. Was war dieser Hang früher doch steinig an Weihnachten (ca. 1989/90)!

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Abfahrt 11 vom Viderjoch zur Idalp. Im oberen Teil massiv planiert und eingeebnet worden

Oben noch besserer Sicht auf die Wolken-/Nebelsuppe im Tal.

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Verwallgruppe und Nebelmeer über dem Paznauntal vor dem Pardatschgrat, 2624 m

Abfahrt 63 blau zur Alp Trida, dann die rote 62a auf der alten Schlepplifttrasse der ehedem endlos langen Viderjoch-Doppelschlepplifte, der alten Kernanlage in Samnaun mit 2450 m Länge. Was haben wir an diesen Liften gewartet und wie lange dauerte dann noch die Auffahrt? Als Kind schier endlos… Die Abfahrt ist wenig überraschend sehr gerade trassiert und recht schmal, aber wenig frequentiert.

Bild
Alp Trida mit Flimspitze (rechts)

4. 4-KSB Visnitz: 352 Hm. Auch hier erinnere ich mich noch gut an den Vorgänger-SL. Ein sehr schöner Südhang hier.

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4-KSB Visnitz an den Samnauner Südhängen

Abfahrt 66 zur
5. 6-KSB Muller: 202 Hm. Gewöhnungsbedürftig, diese orangen Bubbles! Auf der 68 heizend (tolle Wellen unten) zur

6. 4-KSB Grivalea: 343 Hm. Einer meiner Lieblingslifte. Wenig frequentiert, einsames, flacheres Hochtal am Ende von allem, heute herrlich sonnig über den Wolkenschichten. Wunderbar griffige Piste oben. Hach, und jetzt gleich die 61 nach Compatsch, auf der ich meine ersten „Sahne-Firn“-Erlebnisse 1999 hatte…

Bild
Grivalea (4-KSB), Piste 76 sowie höchste Gipfel der Samnaungruppe (Muttler, Stammerspitz und Piz Rots/Vesilspitze

7. 6-KSB Muller: 202 Hm. Auf der 67 zurück zur Alp Trida. Teilweise komplett auf „Bozener Pulver“.

8. 6-KSB Viderjoch I: 345 Hm. Während sich die an diesem Tag relativ übersichtliche „Masse“ an der direkten Flimsattelbahn einreiht, möchte ich die mir noch unbekannte Entsatz-KSB testen, an der deutlich weniger Andrang herrscht.

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SL Blais Gronda in Samnaun, im Hintergrund Muttler, 3294 m (links), Stammerspitz, 3254 m (rechts)

Über die kurze, aber schöne 71 geht es zum Salaas und zur Doppelstation der

9. 6-KSB Greitspitzbahn: 418 Hm. Hmm, den steilen Canalone unterhalb der zweiten Trassenhälfte bin ich auch schon als Buckelvariante gefahren, 1999, damals war die Bahn brandneu. Merkwürdig, dass die Rinne nicht mehr als Variante ausgewiesen ist, war sie ja Anfang der 2000er Jahre noch. Hatte die 70er bereits damals zwei extra ausgewiesene Pistenäste im unteren, flacheren Abschnitt? Der Greitspitzgipfel, mit 2872 m der höchste erschlossene Gipfel des Skigebietes, ist ziemlich zugebaut mit der KSB-Bergstation, der alten SL-Station sowie der neuen Lange Wand-Bahn. Wir erspähen den Ortler-Gipfel mit dem markanten Gletscherplateau und fahren die 70% steile, präparierte schwarze 14a parallel zur relativ neuen KSB hinunter. Sehr beeindruckend, die intensiv die „innere Kolonisation“ des Ischgler Skigebietes seit 14 Jahren stattgefunden hat! Fast jeder sich sinnvoll anbietende Hang wurde mit einer Piste erschlossen, die konsequent fast alle mit einem dichten „Lanzenwald“ beschneit werden. Ansonsten wären diese Steilpisten wohl auch nicht sinnvoll zur Hochsaison zu öffnen und als steile Buckelvarianten würden sie niemals die hohe Kapazität der Beschäftigungsanlagen aufnehmen.

Bild
6-KSB Lange Wand-Bahn und Piste 14a, im Mittelgrund der Palinkopf und die Höllspitze

Die Abfahrt ist anregend steil und sehr gut präpariert und zieht alpin entlang der namensgebenden Felsformationen zu Tal. Im unteren Teil wird es mir und den anderen jedoch zu glatt (nicht richtig eisig), zumindest für unsere Kanten. Da wären mir Schneehaufen o.ä. lieber, da wüsste ich zumindest, wo ich bremsen könnte.

10. 6-KSB Lange Wand-Bahn: 633 Hm. Das Beste vom Besten! Allein diese schwarzen Steine der Stationsbauten! Fahren die oben schwarze, unten rote 13 zur Idalp. Hier viel weniger glatt, dafür pulvrig und griffiger, oben vereinzelte Steine. Eine sehr schöne Abfahrt!

Bild
Ischgl-Idalp mit der 6-KSB Velill (links) und der 4-KSB Flimjoch (rechts)

Im Depot holen wir unsere Rucksäcke und essen eine Kleinigkeit. Schwer bepackte Abfahrt in den Höllboden und

11. 6-SB Sassgalun: 142 Hm, kurze Wartezeit. Anscheinend wollen alle jetzt zur Paznauner Thaja… Mit den Rucksäcken ziemlich unbequem im Sessellift. Naja, aber angenehmer als alles aufzuzeigen… Auf der 30 zur Thaja. Bereits ziemlich abgefahren und viel Betrieb, schlechter als die bisherigen Abfahrten.

Bild
Abfahrt auf der Piste 30 von der Bergstation 6-KSB Paznauner Thaja und 6-SB Sassgalun und Blick ins Fimbertal

12. 4-KSB Höllspitzbahn: 647 Hm, mit Baujahr 1994 eine der älteren KSBs. Kaum mehr vorstellbar, an diesem steilen Riesenhang ein Schlepplift! Den bin ich allerdings auch nicht mehr gefahren. Vor 1994 waren wir gar nicht in diesem Bereich, denke ich.

Bild
Blick von der Bergstation der 4-KSB Höllspitze auf den Start der Piste 38 ins Fimbertal mit dem dominierenden Fluchthorn in Bildmitte und dem Piz Val Gronda ganz links

Die rote 38 lang und schön zur Gampenalp. Eine landschaftlich wie skifahrerisch sehr schöne Abfahrt, für meinen Geschmack (oder meine Kondition und den leicht gezerrten Oberschenkelmuskel) ebenfalls zu glatt und wenig griffig.

13. 4-KSB Gampenbahn: 924 Hm. Was für eine gewaltige Sesselbahn! 2,5 km, fast 1000 Hm Differenz! Als Kind waren mir diese Dimensionen hier nie bewusst. Nehme an, dass die Bahn bald nach Erschließung des Piz Val Gronda in eine 8- oder 10-EUB umgebaut werden wird. Inzwischen ja 25 Jahre alt… Muss bei unseren ersten Besuch in Ischgl also sehr neu gewesen sein.

Bild
Piz Val Gronda, 2812 m in Bildmitte vom Palinkopf, 2864 m aus. Hinten links der Piz Tasna (3179 m), die Breite Krone (3079 m) sowie die Krone (3187 m)

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Piz Val Gronda, der untere Teil seines langgestreckten Rückens, die Piste 40 (unten) sowie das Fimbertal oberhalb der Gampenalp

Über den heute nicht steinigen und offensichtlich (?) an einigen Stellen deutlich verbreiterten (? oder fehlt es mir schlichtweg an räumlichem Erinnerungsvermögen?) Ziehweg zur Pistenverzweigung zwischen 40 und 80. Ein kurzes Stück auf der 41 (man merkt sofort, dass es hier oben eine reine Naturschneepiste ist, sofort deutlich griffiger!), dann noch am Beginn ihres großen Steilstücks nach Südosten hinausqueren und das Kar mit so wenig Höhenverlust wie möglich queren bis es nur mehr nach oben in Richtung Fuorcla Val Gronda geht, wo wir, leider schon im Schatten, anfellen.

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Fuorcla Val Gronda (2752 m) in Bildmitte, rechts davon der Gipfel des Piz Val Gronda. Aufgenommen vom Rand der Piste 41

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Abfahrt vom Zeblasjoch in Richtung Fuorcla Val Gronda (2752 m), ab etwa der Licht-Schatten-Grenze muss man aufsteigen

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Blick auf Zeblasjoch und Palinkopf sowie den Steilhang der Piste 41 gesehen vom Anfellplatz aus

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Die Geländekammer „Vesil“ nach Nord-Nordwest vom Anfellpunkt aus gesehen. Der Gipfel des Piz Val Gronda liegt links
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Re: „Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.

Beitrag von Emilius3557 »

Aufstieg zur Fuorcla Val Gronda, 2752 m und Abfahrt zur Hütte

Der Aufstieg zur 2752 m hohen Fuorcla Val Gronda ist als solcher unspektakulär, an keiner Stelle schwierig, direkt gefährlich oder steil. Problematisch wird für uns, dass die Steigfelle eines Teilnehmers aufgrund der strengen Kälte nicht haften und mühsam unter dem Anorak mit Hilfe der Körperwärme aufgewärmt werden müssen und schließlich doch den Aufstieg ermöglichen, was unter anderem auch aufgrund des stumpfen, wenig gleitenden Schnees funktioniert.

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Aufstieg im Schatten in Richtung Fuorcla Val Gronda. Hinten der lange Nordrücken des Berges

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Palinkopf (2864 m) und Zeblasjoch (2539 m) von Süden, vom Aufstieg zur Fuorcla Val Gronda gesehen

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Moderate Steigung zur Fuorcla Val Gronda, aber sehr kalt im Schatten

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Palinkopf und Zeblasjoch von Süden. Wir gewinnen an Höhe, die Sonne sinkt

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Palinkopf (2864 m) und Zeblasjoch (2539 m) im Zoom und Abendlicht. Deutlich erkennbar, der markante Ziehweg der Abfahrt 40

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Fuorcla Val Gronda von Norden. Es wird dunkler, aber das Joch kommt näher

Als wir komplett am breiten Joch stehen ist die Sonne bereits untergegangen, da keine Wolken am Himmel stehen, ist es jedoch noch hell genug für die Abfahrt zur Hütte, wobei nun doch die Zeit deutlich drängt.

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Fuorcla Val Gronda (2752 m), Wegweiser und Fluchthorn. Das Joch ist erreicht, die Hütte nun gut erreichbar

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Palinkopf, Greitspitze, Flimspitze und Bürkelkopf im späten Abendlicht von der Fuorcla Val Gronda

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Abendlicher Zoom auf die zentralen Gipfel der Silvretta Arena

Wir lassen die Felle an den Skiern, da wir nicht wissen, ob wir nicht doch noch einige Meter aufsteigen müssen. Tendenziell geht es nun aber leicht bergab, so dass wir schnell den kleinen, kuppenartigen Piz Fenga Pitschna (2725 m) – siehe Schweizer Top-Karte 1:25.000 ¨von Nordosten erreichen. Zwei Spuren führen nun um diese Kuppe: westlich oder östlich? Wir entscheiden uns für westlich, da dies auch die Seite der Hütte ist.

Wir fellen ab und fahren eilig los, wobei es wegen stark verblasenem, verfestigtem Schnee keine vergnügliche Abfahrt wird, die vor allem von Querungen geprägt ist, die bei höherer Lawinengefahr wohl ziemlich heikel wären. Weiter unten müssen abgeblasene Kämme gequert werden und kleinere Tobel mit leichten, aber anstrengenden Gegenanstiegen gequert werden. Inzwischen ist auch die Hütte in Sicht gekommen, was uns bei einfallender Dunkelheit doch stark beruhigt. Weiter beruhigt uns der über dem Piz Val Gronda aufgehende Vollmond.

Die letzten Meter zur Heidelberger Hütte, 2264 m, nach Überquerung des Bachs, überwinden wir schiebend, der Schnee bei beißender Kälte von -20°C gleitet kein bisschen.

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Heidelberger Hütte, 2264 m

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Vollmond über Piz Davo Sassè und Heidelberger Hütte bei ca. -20°C

Zwischenfazit: der Hüttenzustieg über das Zeblasjoch ist technisch unschwierig und egtl. wenig anstrengend, man sollte nur nicht erst um 15.30 Uhr Ende Januar anfellen, so wie wir, sondern eben vielleicht eine Stunde früher. Die direkte Abfahrt von der Fuorcla zur Hütte ist v.a. Querung, skitechnisch schöner wäre es, die Abfahrt vom Sonntag (siehe unten) zur Fimberalp zu machen und dann nochmals aufzufellen und über das flache Fimbertal die Hütte zu erreichen.

Dieser Kartenausschnitt zeigt unsere Routen von Freitag und Sonntag:

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Karte mit Aufstiegs- und Abfahrtsrouten Piz Val Gronda und Heidelberger Hütte
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Re: „Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.

Beitrag von Emilius3557 »

Samstag, 26.01.2013: Skitour auf die Lareinfernerspitze, 3009 m

Der Samstag beginnt klirrend kalt, aber mit rotgoldenen Sonnenstrahlen auf dem dreigipfeligen, 3398 m hohen Fluchthorn, dem zweihöchsten Berg der Silvrettagruppe.

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Fluchthorn, 3398 m im Morgenlicht aus der Heidelberger Hütte

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Fluchthorn, 3398 m im morgenlichen Zoom aus der Heidelberger Hütte

Auch die 3015 m hohe Gemspleisspitze (auf Rumantsch: Paraid Naira) macht einen feschen Eindruck.

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Gemspleisspitze (Rumantsch: Paraid Naira), 3015 m, von der Heidelberger Hütte

Jetzt, am Morgen sieht man auch die Heidelberger Hütte, 2264 m bei Tageslicht, die insgesamt 156 Schlafplätze bietet (72 Bettlager, 84 Matratzenlager).

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Heidelberger Hütte, 2264 m, Nordfassade

Unser Blick fällt auf die sonnenbeschienenen Osthänge unterhalb der 2965 m hohen Heidelberger Spitze.

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Heidelberger Spitze, 2965 m (Mitte) und Lareinfernerspitze, 3009 m (links) von der Heidelberger Hütte

Ein genauerer Blick zeigt wunderbares Skigelände auch schon einige Spuren. Später, am frühen Nachmittag werden wir genau über diese Hänge abfahren, aber nicht von der Heidelberger Scharte, sondern von der Lareinfernerspitze, 3009 m, oder auf Rumantsch: Piz Larain. Diese bietet, wie das Kartenstudium andeutet (und die topographische Realität später beweist) einen flacheren, bequemeren Aufstieg, einen bis zum Kulminationspunkt mit Skiern begeh- bzw. befahrbaren Gipfel knapp über der magischen Dreitausendmetergrenze sowie sämtliche, soeben gesehenen Prachthänge im unteren Abschnitt, die über eine rampenartige Querung erreichbar sind, auf der wir von unten betrachtet auch Skispuren entdecken.

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Abfahrt von der Heidelberger Scharte und Lareinfernerspitze im Zoom von der Heidelberger Hütte

Zunächst geht es direkt hinter der Hütte flach in die weiten Becken des oberen Fimbertals. Nicht gerade perfektes Skigelände, weil zu flach (im Skitourenführer heißt es für Touren wie den Piz Tasna bezeichnend: am besten bei schnellem Schnee – dass diese Bedingungen zur Zeit nicht gegeben waren, hatten wir am gestrigen Abend ja am eigenen Leibe verspürt), aber ideal zum gemütlichen Aufsteigen und die herrliche, weite, weiße, unverbaute Landschaft zu genießen.

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Flacher Aufstieg kurz oberhalb der Heidelberger Hütte in Richtung Lareinfernerjoch

Dabei fällt auch der Blick zurück auf unsere gestrige Abfahrt zur Hütte und auf einen der Hüttengipfel, den 2792 m hohen Piz Davo Sassè – nicht den Piz Val Gronda!

Das Fluchthorn ist und wird den ganzen Tag über DER Blickfang schlechthin auf unserer Tour bleiben. Wir peilen zunächst die Scharte an seinem Nordostfuß an, das Lareinfernerjoch, 2852 m, rechts davon ragt die Lareinfernerspitze mit ihrem markanten Vorgipfel auf, den wir zunächst umrunden um ihn von seiner schwachen, flachen Südwestseite her zu gewinnen.

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Blick auf Fluchthorn (Mitte) und Lareinfernerspitze, 3009 m (rechts)

Dieses Bild zeigt den Talschluss des Fimbertals mit dem Piz Tasna, 3179 m in Bildmitte sowie der Breiten Krone, 3079 m rechts davon. Dieses Gelände wäre bei einer – utopischen – Liftverbindung Ischgl-Scoul „betroffen“.

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Talschluss des Fimbertals mit Piz Tasna, 3179 m (Bildmitte) und der Breiten Krone, 3079 m, rechts

Der Piz Tasna, 3179 m im Zoom, davor Aufstiegs- und Abfahrtsspuren von der Fuorcla da Tasna.

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Piz Tasna, 3179 m, im Zoom, davor Aufstiegs- und Abfahrtsspuren von der Fuorcla da Tasna

Die 3101 m hohe Zahnspitze, südöstlich des Fluchthorns gelegen.

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Zahnspitze (3101 m), südöstlich des Fluchthorns gelegen

Auf diesem Bild lässt sich der weitere Aufstieg zur Lareinfernerspitze gut studieren: Zunächst durch die Mulden am linken Bildrand in Richtung Joch (am Fuß des Fluchthorns), zuvor aber scharf nach rechts um einen hier kaum sichtbaren kleinen Rücken auf den hier dominierend erscheinenden Vorgipfel.

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Fluchthorn, Blickfang während des Aufstiegs. Rechts das Lareinfernerjoch, 2852 m

Hier ist der erwähnte Rücken nun sichtbar, der überwunden werden will um die schwache Seite der Lareinfernerspitze zu erreichen.

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Die drei Fluchthörner. Im Vordergrund unsere Aufstiegsroute

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Lareinfernerspitze, 3009 m mit dem markanten Vorgipfel (2850 m) sowie dem Lareinfernerjoch, 2852 m (links) am Ansatz des Fluchthorn Nordostgrats

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Weiterer Aufstieg in Richtung Lareinfernerjoch. Der Rücken im Mittelgrund rechts muss umgangen werden, um die flachere Südwestseite der Lareinfernerspitze zu erreichen

In der Sonne wurde es uns vom Aufstieg so warm, dass wir teilweise auf Anorak, Mütze und Handschuhe verzichten konnten. Dabei hatte das Thermometer am Morgen noch -13°C angezeigt!

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Typische Skitourenszene unterhalb der Fluchthörner

Blick auf die Ostseite des hinteren Fimbertals. Ganz links der Piz Val Gronda, dann Piz Davo Sassè in dessen Gipfelfalllinie in etwa die Heidelberger Hütte liegt.

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Blick auf die Ostseite des hinteren Fimbertals. Ganz links der Piz Val Gronda, dann Piz Davo Sassè in dessen Gipfelfalllinie in etwa die Heidelberger Hütte liegt

Allmählich wird die Spur steiler, wir gewinnen an Höhe.

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Nochmals die formschöne Zahnspitze, 3101 m.

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Direkt unterhalb der gewaltigen Ostwand des Fluchthorns wirkt der Berg weniger steil als aus der Entfernung aber umso wuchtiger.

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Die quer von links nach rechts bergan ziehende Spur zeigt unseren weiteren Weg: Querend zur flachen Einsattelung des Vorgipfels rechts des Bildmitte, dann auf der anderen Seite des wenig ausgeprägten Südostgrates der Lareinfernerspitze, deren Gipfel wir hier zum ersten Mal sehen. Noch ein wenig zu gehen.

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Gipfel der Lareinfernerspitze (links) mit dem Südostgrat. Der weitere Weg als Spur deutlich erkennbar, zieht zur flachen Grateinsattelung rechts

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Aufstieg zum Südostgrat der Lareinfernerspitze

Hier ist der Südostgrat der Lareinfernerspitze auf etwa 2840 m Höhe erreicht. Wie häufig ist der direkte Kammbereich abgeblasen, das kurze felsige Stück lohnt aber kein Abschnallen der Skier.

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Südostgrat der Lareinfernerspitze auf etwa 2840 m Höhe

Piz Tasna, Breite Krone, Zahn, Fluchthorn… (von links)

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Nun geht es den relativ gleichmäßig steilen Südostrücken der Lareinfernerspitze hinauf.

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Aufstieg über den relativ gleichmäßig steilen Südostrücken der Lareinfernerspitze

Zum ersten Mal öffnet und weitet sich jetzt der Blick auf das vordere Fimbertal mit dem wenig markanten Piz Val Gronda leicht rechts der Bildmitte, daneben der spitzere Piz Davo Sassè. Die Heidelberger Hütte ist rechts der Bildmitte im Vordergrund kaum auszumachen. Ganz links in Bildmitte die Abfahrtsschneisen am Pardatschgrat.
Die Paradeskihänge von Piz Val Gronda und Piz Davo Sassè! Kein Wunder, dass Pisten- und Seilbahnplanern hier „der Stift auf dem Zeichenbrett zuckt“ (sorry für das schiefe Bild).

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Vorderes Fimbertal mit dem wenig markanten Piz Val Gronda leicht rechts der Bildmitte, daneben der spitzere Piz Davo Sassè. Die Heidelberger Hütte ist rechts der Bildmitte im Vordergrund kaum auszumachen. Ganz links in Bildmitte die Abfahrtsschneisen am Pardatschgrat.

Die breite Gipfelkuppe des Piz Val Gronda im Zoom, rechts davon die Fuorcla. Rechts unterhalb der kleine Piz Fenga Pitschna, den wir gestern Abend umfahren mussten auf dem Weg vom Val Gronda zur Hütte. Man sieht gut, wie stark abgeblasen die Kämme sind, was einem ungetrübtem Abfahrtsvergnügen doch entgegensteht.

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Breite Gipfelkuppe des Piz Val Gronda im Zoom, rechts davon die Fuorcla. Rechts unterhalb der kleine Piz Fenga Pitschna

Die südostseitigen Gipfelhänge der 3009 m hohen Lareinfernerspitze versprechen Einiges für die Abfahrt. Zuvor wollen sie aber erklommen sein, was sich trotz vorhandener Spuren als nicht einfach erwies, da auf einem festen Harschdeckel circa 10 cm lockerer Pulverschnee lagen, die man bspw. beim Spitzkehrenanlegen im Steilgelände schnell weggerutscht hatte.

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Südostseitige Gipfelhänge der 3009 m hohen Lareinfernerspitze

Den letzten Steilaufschwung ganz oben überwand dann jeder Teilnehmer unserer Gruppe „irgendwie“: entweder zu Fuß am Grat (auch nicht einfach), mit Spitzkehren und viel Fluchen, mit noch mehr Fluchen hinterher, da der ganze Pulverschnee weggerutscht war oder ebenfalls zu Fuß, aber durch die Flanke…

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Überwindung der Gipfelwächte dann doch zu Fuß

Nach insgesamt 2 ½ bis 2 ¾ Stunden haben wir die 745 Höhenmeter von der Hütte geschafft und genießen nun sowohl die Mittagsbrotzeit als auch den grandiosen Ausblick in fast alle Richtungen, mit Ausnahme von Süden und Südwesten, der durch das dominierende Fluchthorn „zugestellt“ ist.

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Zoom zum skitouristischen Epizentrum der Region, der 2300 m hohen Idalp. Quizfrage: Wie viele Seilbahnen und welche sind zu sehen?

Überraschend war für mich, wie wenig man aus dem Tourengebiet vom intensiv erschlossenen Ischgl/Samnauner-Skigebiet mitbekommt. Mit bloßem Auge ist wenig zu erkennen und selbst hier im Zoom finde ich, dass die Idalp weniger „schlimm“ als befürchtet aussieht, z.B. als man es anhand des fürchterlich unübersichtlichen Pistenplans erwarten würde. Könnte das daran liegen, dass man z.B. durch den Umbau vieler Übungsschlepplifte zur 6-KSB Sonnenbahn eine Umorganisation der Abfahrtsstrecken und, wie ich meine, geschicktere Trennung der Skifahrerströme erreicht hat?

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Gipfelblick von der Lareinfernerspitze nach West-Südwest zur Schnapfenspitze. Wegen des dominierenden Fluchthorns sieht man leider kaum einen der anderen prominenten Silvrettagipfel.

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Gipfelrast und Ausblick nach Osten.

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Das dürfte die Vesilspitze bzw. der Piz Rots (3097 m) sein.

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Die breite Gipfelkuppe des Piz Val Gronda im stärkeren Zoom

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Zoom zum 3905 m hohen Ortler mit seinem markanten Gipfelgletscher, dem Oberen Ortlerferner.

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Zoom zum Stilfserjoch und seinem Sommerskigebiet. Man erkennt die Betonstützen der Seilbahn, die Gebäude am Trincerone und Livrio sowie die Trasse der SLte Geisterspitze.

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Von mir bislang nicht identifizierter Gipfel. In den Ötztaler Alpen wohl. Die Watzespitze von Westen?

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Könnte das die Weißkugel sein?

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Das Fluchthorn, 3398 m in seiner ganzen Pracht von der Lareinfernerspitze.

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Nachdem es bislang so gut wie windstill gewesen ist, was uns auch die Kälte während des Aufstiegs kaum hat spüren lassen, kommt nun während der Gipfelrast Wind auf, was es doch sogleich unangenehmer werden lässt. Die zum Trocknen auf dem Rucksack liegende "Schwitzwäsche" gefriert, die Hände vom Photographieren und Filmen ohne Handschuhe werden sehr kalt. Also alles auf Abfahrt einrichten und runter geht es!

Toll ist schon einmal das Gefühl, direkt von so einem hohen, relativ kleinräumigen Gipfel mit den Skiern starten zu können. Die Schneeverhältnisse im steilen südostseitigen Gipfelhang sind gut, aber wechselhaft, ich spüre die Höhe und den (leichten) Rucksack sowie die fehlende Kondition (bisher in der Saison ein halber Tag Spitzing und eine Tourenabfahrt von 800 Hm). Auf halber Strecke des Gipfelhangs zerlegt es mich, die Bindung geht auf, die Schaufel fliegt vom Rucksack. Dann erreiche ich die anderen, die wegen der Photographiererei ohnehin ständig auf mich warten müssen, am Absatz des Südostgrates. Im Aufstieg kamen wir von Süden, in der Abfahrt machen wir uns nun an die abfallende Querung direkt nach Norden auf der von unten eingesehenen Terrasse oder dem breiten Band. Der Schnee wird schlagartig pulvriger.

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Wir befinden uns nach Abfahrt über den Südostrücken nun auf der gallerieartigen Querung direkt nach Norden auf die Heidelberger Scharte zu (links). In Bildmitte die 2965 m hohe Heidelberger Spitze, laut Skitourenführer „einfache Kletterei“. Na dann…

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Blick zurück auf die pulvrige Querung vom Südostrücken

Nun kommt der beste Teil der Abfahrt: ein mittelsteiler, breiter, noch kaum zerfahrener Pulverhang in Ostexposition, gerade noch besonnt. Etwas später, und der heutige Gipfel hätte die Abfahrt vollends in Schatten getaucht. 250 Höhenmeter Tiefschneetraum liegen vor und leider schnell hinter uns.

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Abfahrt von der Heidelberger Scharte Blick nach oben

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Abfahrt von der Heidelberger Scharte zur Heidelberger Hütte (Bildmitte), oben Piz Val Gronda und Piz Davo Sassè

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Abfahrt von der Heidelberger Scharte Blick ins Fimber Tal mit Piz Val Gronda links oben und Heidelberger Hütte in Bildmitte

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Heidelberger Scharten Abfahrt von unten

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Unterer Abschnitt der Abfahrt zur Heidelberger Hütte von der Heidelberger Scharte

Im unteren Teil wird es tendenziell flacher und wir folgen dem „Canalone“ eines Bachlaufs, der besseren Schnee bietet als seine Flanken, die leider teilweise Bruchharsch aufweisen, was ein Teilnehmer direkt ausprobiert. Zum Schluss gibt’s dann noch einen schönen Schuss durch viel Pulver direkt zur Hütte, keinen Meter mussten wir schieben auf dieser Abfahrt.

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Blick nach Norden ins lange Fimbertal. Ganz hinten die Waldschneisen unterhalb des Pardatschgrats

Die Objekte der Begierde? Die freien, auf den ersten Blick hindernislosen Westhänge von Piz Val Gronda und Piz Davo Sassè.

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Piz Davo Sassè, 2792 m und die Heidelberger Hütte. Links außen, kaum abgehoben der Piz Val Gronda

Den Nachmittag verbringen wir mit Erholung, Kaiserschmarrnessen, Lesen, Kartenspielen, Planungen für den kommenden Tag, weiterreichenden Ideen und Gesprächen. Was die mögliche Abfahrt über den Lareinferner und das Lareintal nach Galtür (per Bus dann zurück nach Ischgl) anbelangt, lesen wir in der Hütte das Hinweisschild, dass diese Abfahrt derzeit nicht machbar ist: die Gemeinde Galtür hat aufgrund starken Wildverbisses an den Bäumen (wiederum verursacht von Tourismusbedingten Störungen des Wildes) ein Wildschutzgebiet ausgewiesen, d.h. die Skiabfahrt aus dem Tal auf einer banalen Forststraße ist untersagt. Naja, welches Wild hält sich egtl. bevorzugt an Forststraßen auf? Wir beschließen es nicht darauf ankommen zu lassen (im Gegensatz zu einer Gruppe Einheimischer, die meinten, dass die Jagd ohnehin der Ansicht sei, ihr gehöre das ganze Land, man müsse das nicht so wichtig nehmen und sie würden Morgen diesen Weg wählen).

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Heidelberger Hütte, 2264 m von Süden

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Blick auf den - ziemlich flachen - präparierten Fahrweg zur Heidelberger Hütte. Ohne Schieben geht da nicht viel und ohnehin nichts sehr schnell

Wir kommen im Laufe des Abend zum Schluss, dass wir einen erneuten Besuch des Piz Val Gronda in Angriff nehmen möchten, nachdem wir am Freitag ja aus Zeitmangel nur die Fuorcla besucht hatten, und in Richtung Fimberalp abzufahren um die hochgelobten Skiabfahrten vom Piz zu testen. Von der Fimberalp dann wollen wir dem Ziehweg zu Gampenalp und weiter zur Bodenalp und den Mittelstationen der Ischgler Zubringerbahnen folgen.

Karte mit der heutigen Route sowie dem hinteren Fimbertal

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Karte mit Aufstiegs- und Abfahrtsrouten Lareinfernerspitze sowie hinteres Fimbertal

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Lareinfernerspitze, 3009 m und Abfahrtsroute im Zoom
Zuletzt geändert von Emilius3557 am 25.02.2013 - 13:37, insgesamt 2-mal geändert.
Besinnung auf die Kernkompetenzen - altbewährte Dummschwätzerei...
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Re: „Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.

Beitrag von Emilius3557 »

Sonntag, 27.01.2013: Skitour auf den Piz Val Gronda, 2811 m und Talabfahrt nach Ischgl

Nachdem wir gestern erst relativ spät, gegen 9.45 Uhr aufgebrochen waren, sind wir, auch wegen der heute leider bevorstehenden Heimreise, deutlich früher dran und verlassen gegen 9 Uhr die Hütte. Es ist deutlich wärmer geworden, die Luft ist weniger klar, die Sicht aber immer noch sehr gut.

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Lareinfernerspitze, 3009 m und Heidelberger Spitze, 2965 m sowie Heidelberger Hütte vom Gegenhang aus gesehen

Wir folgen zunächst einer anderen Gruppe (bei der sich später herausstellt, dass sie gar nicht wussten, auf welchen Gipfel sie gerade gehen) in Richtung Piz Davo Sassè, weil die in der Alpenvereinskarte verzeichneten Skirouten oder Aufstiegsspuren von der Hütte in Richtung Piz Val Gronda sind nirgends zu sehen bzw. sind zum Zeitpunkt unseres Besuchs nicht gespurt gewesen oder wir haben sie schlichtweg nicht gefunden.

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Anstieg in Richtung Piz Davo Sassè. Zum Piz Val Gronda muss man die Hänge linker Hand queren

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Talschluss des Fimbertals mit Piz Tasna und Breiter Krone in Bildmitte … Krone, Zahn, Fluchthörner, Lareinfernerspitze, Heidelberger Spitze (von links) sowie Heidelberger Hütte vom Anstieg zum Piz Davo Sassè

Die Spur ist durchweg steiler von Beginn als der flache Talhatsch gestern Morgen, aber nach wie vor keine riesig fiesen Rampen. Auf einer gewissen Höhe, die Sonne kommt gerade hervor um uns direkt anzustrahlen, beschließen wir, nicht als Gruppe den Sassè-Gipfel anzugehen, sondern mehr zu queren, um die in der Karte markante Mulde zwischen Sassè und Piz Fenga Pitschna anzupeilen, durch die wir dann östlich des Pitschna hoffen leicht den Piz Val Gronda zu erreichen.

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Typische Hangquerung beim Anstieg von der Heidelberger Hütte auf den Piz Val Gronda

Diese Querung stellt sich aufgrund des gestern bereits beklagten locker pulvrigen Untergrunds auf rutschigem Harschdeckel als teilweise unangenehm heraus, zumal eine sehr steile Wächte eines der vielen kleinen Taleinschnitte überwunden werden muss. Da es zumeist aber kaum bergan geht, kommen wir rascher voran und erreichen die besagte Mulde.

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Die Mulde zwischen Piz Davo Sassè (rechts außerhalb des Bildes) und dem Piz Fenga Pitschna, die auf dem Weg zum Piz Val Gronda überwunden werden muss

Spuren gibt es hier im ganzen Bereich keine, meist sinkt man jedoch nicht sehr tief ein und eine gute Übung tut not: lange schon nicht mehr selbst eine Spur gelegt, die Steilheit will nicht übertrieben werden, Spitzkehren an guten Standpunkten (nicht wie gestern im megasteilen Gelände!) gesetzt werden.

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Abflachende Mulde zum Sattel zwischen Piz Davo Sassè (rechts außerhalb des Bildes) und dem Piz Fenga Pitschna. In Richtung Piz Val Gronda geht es in Bildmitte links herum weiter

Wir erreichen den Sattel zwischen Sassè und Pitschna, schauen in das kurze, steile Nordkar des Sassè und treffen ein motiviertes Teammitglied, das vom Gipfelabstecher zurückkehrt.

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Skitourengeher am Sattel zwischen Piz Davo Sassè und dem Piz Fenga Pitschna beim Anfellen nach Abfahrt vom Sassè

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Nordkar des Piz Davo Sassè (2792 m), das eine schöne, aber kurze Steilabfahrt bietet

Im Süden klare Föhnstimmung rund um den Ortler, den im zunächst in einer Art geographischer Vision für den Teil der Bernina gehalten habe, ähem… *hüstel*

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Ortler, 3905 m in Föhnstimmung und Zoom

Nun geht es bis auf einen kurzen Aufschwung flach östlich des Pitschna vorbei, wobei wir lernen, dass diese Umfahrung und die gerade aufgestiegene Mulde die deutlich schönere Abfahrt von der Fuorcla Val Gronda zur Hütte dargestellt hätte am Freitag. Aber hinterher ist man ja bekanntlich immer schlauer…

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Piz Val Gronda von Süden. Rechts die Fuorcla Val Gronda, links der Piz Fenga Pitschna

Wir passieren den Abfellpunkt von Freitagabend und erreichen schnell den Gipfelaufbau des Piz Val Gronda, hier stark abgeblasen und kommen problemlos auf die breite Gipfelkuppe mit ihrem markanten Ombrometer als Markierung des mit 2812 m hohen höchsten Punkts.

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Flacher, windverblasener Kamm zwischen Piz Val Gronda und Piz Fenga Pitschna. Rechts die Fuorcla Val Gronda

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Piz Davo Sassè und Piz Fenga Pitschna (Bildmitte) gesehen vom Gipfelanstieg zum Piz Val Gronda (Blickrichtung Süden)

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Letzter steilerer Hang zur Gipfelkuppe des Piz Val Gronda

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Stark abgeblasene Gipfelkuppe des Piz Val Gronda. Das Ombrometer markiert den höchsten Punkt (2812 m)

Leider bläst es hier wieder ordentlich, so dass wir keine große Brotzeit, sondern nur kleine Snacks und Getränke vertilgen, neben ausführlichen Photodokumentationen. Wer weiß, wie das hier ab nächstem Winter alles aussieht?

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Gipfelpanorama Piz Val Gronda I: Südosten. Blick auf den Piz Chöglias, 2926 m (rechts)

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Gipfelpanorama Piz Val Gronda II: Südwesten. Blick auf die Fluchthörner

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Gipfelpanorama Piz Val Gronda III: Westen. Blick auf die
3015 m hohe Gemspleisspitze (Paraid Naira)


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Gipfelpanorama Piz Val Gronda IV: Nordwesten. Blick auf das Dreiköpfl (2970 m)

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Gipfelpanorama Piz Val Gronda V: Norden. Blick auf den stark abgeblasenen Nordrücken, rechts der Palinkopf im Ischgler Skigebiet

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Gipfelpanorama Piz Val Gronda VI: Nordnordost. Blick auf den Palinkopf, 2864 m und das Zeblasjoch

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Gipfelpanorama Piz Val Gronda VI: Nordosten. Blick auf das Zeblasjoch und den Nordgrat der Vesilspitze

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Palinkopf, 2864 m mit dem markanten Ziehweg der Piste 40 und der 4-KSB Gampen, sowie dem Ziehweg von der 6-KSB Zeblas (rechts)

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Gruppengipfelphoto auf dem Piz Val Gronda, 2812 m

Schnell sind wir auf Abfahrt umgerüstet und fahren ein Stück in Richtung Norden auf den abgeblasenen Nordrücken entlang…

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Rückblick vom Nordkamm des Piz Val Gronda auf dessen Gipfel (erkennbar am Ombrometer). In diesem Bereich müsste egtl. auch die projektierte Piste verlaufen

…und stellen fest, dass unsere gewählte Abfahrtsroute sich in schönen, eingewehten Mulden bewegt, in der Schweizer Topkarte als „Grastal“ bezeichnet und durchgängig auf österreichischer Seite der Grenze. Wir halten uns zumeist auf der westlichen, im Sinne der Abfahrt linken Seite des Bacheinschnitts.

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Seitenblick in die oberste Mulde direkt unterhalb des Piz Val Gronda Gipfels (Grastal genannt in der Schweizer Top-Karte). Wir befinden uns hier auf österreichischem Staatsgebiet.

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Blick auf den stark abgewehten Nordkamm des Piz Val Gronda. Links geht es in Richtung Fimbertal, rechts in die Vesil-Geländekammer (Pisten 40 und 41)

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Blick über die Wächte in die Vesil-Geländekammer und zum Zeblasjoch (Bildmitte). Durch den schattigen Bereich unten rechts verlief unsere Aufstiegsroute zur Fuorcla Val Gronda.

Die ersten Hänge sind gleich perfekt: angenehm mittelsteil, sehr guter, lockerer, pulvriger Schnee. Die Abfahrtsroute weist einige Spuren auf, denen wir folgen, aber immer ist genügend Platz für eigene Schwünge. Kurze, schön zu fahrende Querungen wechseln sich mit längeren, geraderen Hängen ab, ich versuche die Abfahrt so gut es geht zu dokumentieren, auch ein kleines Video haben wir mitgebracht.

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Blick nach Westen ins "Grastal" in Richtung Fimbertalp. Die Abfahrtsspuren verliefen tendenziell von unten rechts nach in Bildmitte links.

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Perfekte Schneeverhältnisse beim Starthang im "Grastal" dank der windgeschützten bzw. eingewehten Mulden

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Starthang der "Grastal"-Abfahrt in der Übersicht

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Weite, unverspurte Hänge am Piz Val Gronda Westhang, im Hintergrund die Fluchthörner

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Einfahrt in die nächste schöne Mulde. Unten das Fimbertal, hinten die Gemspleisspitze… Mulde und die weiter nördlich gelegenen, stärker abgeblaseneren Bereiche näher am Kamm

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Die zweite große Mulde im Grastal von unten gesehen

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Tendenziell west-südwestlich querend geht relativ flach durch nach wie vor schöne Mulden

Weiter unten wir das Gelände zunächst flacher, wir müssen auf einen Rücken queren um nicht im Bacheinschnitt zu fahren, die Schneequalität nimmt ab, es ist stark verblasen, hart, vor allem auch nicht frei von Bruchharsch, so dass man sehr vorsichtig fahren muss.

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Rückblick auf die schönen, eingewehten Mulden im „Grastal“

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In immer noch gutem Schnee geht es querend zu Tal

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Eingeschnittener Bachlauf wird von der Spur auf dem Rücken umfahren

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Auf dem Rücken ist der Schnee dann hart, verblasen und tendenziell von Bruchharsch durchzogen

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Rückblick auf die Abfahrtsroute im „Grastal“. Oben der Nordkamm des Piz Val Gronda

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Rückblick zum Gipfel des Piz Val Gronda. Relativ hindernisloses Skiterrain

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Riesige Schneeflächen am Westhang des Piz Val Gronda, aber keine angenehmen Schneeverhältnisses in diesem unteren Teil

Vor dem Erreichen des Fimbertalbodens gibt es dann noch eine schmale, hart-eisige Rinne zwischen abgewehten Rückenbereichen, die überwunden werden will, danach dann bei wieder besserem Schnee einfach laufen lassen um möglichst ohne Gegenanstieg den vom Hüttenwirt präparierten Fahrweg zu erreichen, was wir wenige hundert Meter südlich der kleinen Gebäude der Fimberalp tun.

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Fimbertal ist fast erreicht. Von links kommend der Fahrweg zur Heidelberger Hütte, in Bildmitte die Fimberalp, 2121 m

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Blick zurück auf den Bereich „Grastal“ mit den zerfurchten Bachläufen. Gelände an sich sehr gut geeignet, aber Schneeverhältnisse hart, verblasen und zum Einbrechen neigend

Zwischenfazit: eine sehr schöne Tourenabfahrt, viel besser, als wir es uns beim Aufstieg zuvor durch die abgewehten, verharschten Bereiche erhofft hatten. Das Gelände ist riesig, das Freiheitsgefühl immens, die Variantenmöglichkeiten sehr groß, aber: die Bedingungen müssen dazu natürlich stimmen, d.h. mind. 50 cm mehr Schnee durchweg wären sehr gut, denn die Bedingungen im unteren Teil waren nicht gerade toll und „Otto-Gelegenheitsvariantenfahrer“ ist sicherlich kein Fan solcher Bedingungen.

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Karte mit Aufstiegs- und Abfahrtsrouten Piz Val Gronda und Heidelberger Hütte

Nun fällt ein wenig die Spannung von uns ab, es geht zurück in die Zivilisation, mit Schieben auf dem hier sehr flachen Fahrweg durchs Fimbertal. Durch kräftiges Schieben kommen wir allmählich ins langsame Fahren und legen den Weg in Richtung Gampenalp schnell zurück, kurz vor der Alp und der Liftstation gibt es jedoch einen fiesen Gegenanstieg von ca. 10 Hm, der in Abfahrtsmontur ganz schön kraftraubend ist und den Piz Val Gronda-Variantenfahrern in den kommenden Jahren sicherlich zu schaffen machen wird (siehe Kommentar unten).

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Auf dem Fahrweg im Fimbertal, Blickrichtung Heidelberger Hütte. Ohne Schieben geht wenig bis nichts bergab.

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Fimbertal. Blick talauswärts, rechts die Fimberalp, 2121 m. Schiebestrecke.

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Föhnstimmung im Fimbertal, hinten die Fluchthörner.

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Fimbertal Blick talauswärts kurz vor der Gampenalp, nach dem kurzen, aber kräftzehrenden Gegenanstieg. Rechts außen die 4-KSB Gampen

Kurzer Kulturschock an der Gampenbahntalstation durch die Querung der Piste und auf der blauen 40 zur Bodenalp. Ab hier heißt es wieder Schieben (wir haben keine Lust wieder Anzufellen und zur Paznauner Thaja aufzusteigen), aber auch das hat ein Ende und wir Erreichen die Piste 37, auf der es rasch zum von mir 1999 „Wildschweingehege“-Lift getauften SL Schwarzwasser zu gelangen, den man dankenswerterweise ohne Skipass auch benutzen darf. Angekommen an der Mittelstation der Silvrettabahn machen wir auf einer Bank neben einer Schneilanze erstmal gemütlich Mittagspause.

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Funitel Silvrettbahn II und 8-EUB Fimbabahn II aus der Fimbabahn gesehen

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Massive Beschneiungsleistung an der Haupttalabfahrt 1 (unteres Ende des ersten Steilhangs)

Danach geht es dann über die rote Hauptabfahrt 1 und 1a zurück nach Ischgl, wobei sich leider der Prenner-Schlusshang als einzige Rieseneisplatte erweist, brrr! (kannte das Stück von 1999 nur als mittags herrlich unzerfahrenen Firnhang).

Meine vorläufig abschließende, subjektive Wertung des Ganzen möchte ich Euch nicht vorenthalten, aber zunächst Eurer Meinungsbildung und –äußerung nicht vorgreifen – deswegen hier erstmal keine Bewertung von mir.
Zuletzt geändert von GMD am 22.02.2013 - 21:16, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Videos zum Laufen gebracht.
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Re: „Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.

Beitrag von talent »

8O Fantastischer Bericht! :) Danke für die Eindrücke vom Piz Val Gronda!
Saison 17/18: 7x Portes du Soleil, 3x Ski Arlberg, 3x Lake Louise, 2x Kicking Horse, 2x Revelstoke, 2x Zugspitze, 2x Hochhäderich, Pizol, Ischgl-Samnaun, Laterns, Hündle-Thalkirchdorf, Kaunertaler Gletscher, Hintertuxer Gletscher, Sunshine Village
Saison 18/19: Passo Stelvio, Ski Arlberg, Scuol, Disentis, Andermatt-Sedrun, Gemsstock, Davos Parsenn, Davos Jakobshorn
Saison 19/20: 5x Zermatt-Cervinia-Valtournenche, 4x Madesimo, 4x Adelboden-Lenk, Ski Arlberg, Silvretta Montafon, Gargellen, Ovronnaz, Les Marécottes, Engstligenalp
Saison 20/21: Passo Stelvio
Saison 21/22: 3x Sella Ronda (Alta Badia), 2x Ratschings, Rosskopf, Speikboden, Obereggen-Latemar, Watles, Meran2000, Schwemmalm, Schöneben-Haideralm
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Re: „Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.

Beitrag von Pistencruiser »

Schließe mich meinen Vorrednern gerne an!
Wahnsinnsbericht mit Blickwinkeln die man hier so noch nicht sehen konnte. Da steckt Arbeit drin. :top:
Jetzt kann man sich erstmals ein wirklich gutes Bild von den Gegebenheiten dort machen. Auch wenn Bilder natürlich nicht das
wahre Tourenerlebnis vermitteln können, so läßt sich zumindest die großartige Weite und das Landschaftserlebnis doch zumindest erahnen.
Gut auch, dass du in deiner Betrachtung hinsichtlich der Erschließung Neutralität wahrst und sich jeder aus der Betrachtung der Bilder und der sich daraus ergebenden Eindrücke sein Urteil bilden kann.

Meine subjektive Meinung zur Erschließung des Berges habe ich im entsprechenden Topic bereits schonmal kundgetan.
Die Bilder bestärken mich in meiner Ansicht, dass diese Bahn für den "normalen" Ischglbesucher und Pistenfahrer sowie für die Attraktivität des Skigebietes, null Relevanz hat. Auch als erschlossener Freerideberg, den die Massen per Bahn erreichen und sich nicht mehr mit Tourenski erarbeiten müssen, taugt der Berg wohl nur bedingt. Da in der alpinen Trockenzone gelegen, wird das allein aufgrund der Schneelage wohl nicht funktionieren. Der in Teilen sehr abgeblasene "Zustand" dürfte wohl eher den Normalfall darstellen - der ständig abgeblasene und im Gipfelbereich einer Geröllwüste gleichende Palinkopf läßt dies zumindest vermuten.

Schaut man sich den Berg an, so zeigt sich dieser auch für den Laien als ideal zu erschließender Skiberg, wo sich ohne allzugroße Geländeeingriffe mehrere attraktive Pisten mit nur einer Bahn hätten realisieren lassen - was ja mal ursprünglich der große Wunschtraum der Planer war. Aus damaliger Sicht verständlich - bei dem Gelände. Nun kam es anders und eine volltouristische Erschließung mit kompletter Infrastruktur erfolgte nicht. Stattdessen fand man andere Wege zu expandieren und eines der größten und modernsten Gebiete Österreichs entstand.
Man verdient sich dumm und dämlich und alle könnten mit dem Status quo bis ans Ende ihrer Tage glücklich sein - eigentlich...!
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Re: „Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.

Beitrag von dani »

Der genialste Bericht den ich in 10 Jahren Alpinforum gelesen habe!!!
Eigentlich solltet ihr das ganze in einem Buch veröffentlichen!
Wahnsinnig schöne Bilder aus einer der schönsten Regionen der Alpen!
DANKE!
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GMD
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Re: „Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.

Beitrag von GMD »

Ich bin immer noch ziemlich sicher, die Bergbahnen Ischgl haben nach wie vor die Vollerschliessung als Ziel. Nur können sie das nicht mehr auf einmal realisieren, sie versuchen es also mit einer heimlichen Etappierung. Zuerst kommt nur die PB und eine Abfahrt. Kann gut sein, dass man in der ersten Saison sogar das Freeriden sehr strikt unterbindet, eben um zu zeigen, dass man scheinbar gewillt ist die Auflagen zu erfüllen. Doch nach und nach lässt man die Zügel immer mehr schleifen, irgendwann präpariert man dann zur Probe eine weitere Abfahrt, der oft abgeblasene Berg benötigt eine Beschneiung, usw. Darum auch das fast schon krampfhafte Festhalten an der bewilligten, scheinbar unattraktiven, Minimallösung; und deswegen verstehe ich es auch sehr gut, dass die Gegner nach wie vor sehr wachsam sind.

Es wäre allerdings nicht gut für die Zukunft des Skitourismus wenn die Ischgler mit so einer Salamitaktik durchkämen. Denn dann werden die Umweltschützer jedes neue Projekt, nicht nur in Tirol, von Anfang an noch vehementer bekämpfen, denn sie werden auch ihre Lehren aus so einer Niederlage ziehen! Es könnte also durchaus ein Pyrrhussieg werden!
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Re: „Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.

Beitrag von Emilius3557 »

Vielen Dank für die bisherigen Rückmeldungen zum Bericht, die mich sehr freuen.
Auch als erschlossener Freerideberg, den die Massen per Bahn erreichen und sich nicht mehr mit Tourenski erarbeiten müssen, taugt der Berg wohl nur bedingt. Da in der alpinen Trockenzone gelegen, wird das allein aufgrund der Schneelage wohl nicht funktionieren
Naja, die Silvretta ist nicht der Bregenzer Wald oder der Arlberg, was die Niederschlagsmengen anbelangt, aber feuchter als am Südostrand (SFL) oder Südrand (Scoul) der Samnaun- bzw. Silvretta-Gruppe oder gar im Inneren Ötztal/Hinteren Schnalstal dürfte es im Hinteren Fimbertal schon sein, man vergleiche nur die Gletschergröße in Relation zur absoluten Seehöhe in der Silvretta mit anderen zentralalpinen Massiven.
Der in Teilen sehr abgeblasene "Zustand" dürfte wohl eher den Normalfall darstellen - der ständig abgeblasene und im Gipfelbereich einer Geröllwüste gleichende Palinkopf läßt dies zumindest vermuten.
Für die Mulden und Rinnen gilt das ja nicht durchweg. Vielleicht ist es bei Frühjahrsfirn auch besser von den Verhältnissen. Immerhin geht auch die Skitourensaison auf der Heidelberger Hütte traditionell bis Ende April, Anfang Mai - wir waren da vergleichsweise sehr früh dran.
Kann gut sein, dass man in der ersten Saison sogar das Freeriden sehr strikt unterbindet, eben um zu zeigen, dass man scheinbar gewillt ist die Auflagen zu erfüllen. Doch nach und nach lässt man die Zügel immer mehr schleifen, irgendwann präpariert man dann zur Probe eine weitere Abfahrt, der oft abgeblasene Berg benötigt eine Beschneiung, usw. Darum auch das fast schon krampfhafte Festhalten an der bewilligten, scheinbar unattraktiven, Minimallösung
Da bin ich auch sehr gespannt, wie sich die Situation dort in Zukunft entwickeln wird. Eine Prognose wagen möchte ich noch nicht, aber in meiner - noch zu postenden - subjektiven Bewertung des Ganzen habe ich in ähnliche Richtungen gedacht wie Du, v.a. wenn man den - für die verwöhnte, heutige Kundschaft - unkomfortablen Rückweg von den Hauptvarianten im Fimbertal zur Gampenbahn betrachtet.
Ischgl geht auch anders!
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Re: „Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.

Beitrag von steak »

Sehr schöner Beitrag den ich dem Sonntagabendprogramm gerne vorzog.
Für mich ist Tourengehen die absolute Form des Skifahrens und Berichte in Bild und Ton natürlich ein echtes Highlight. Vielen Dank für die Arbeit.
Um beim Thema zu bleiben; diese PVG Diskussion ist wahrscheinlich älter als ich, und mehr als von der Consumer-Abfahrt nebenan habe ich noch nicht viel gesehen. Dennoch war meine Meinung eher neutral. Bei meinem ersten Besuch in Ischgl dachte ich "hammerhart, die bauen echt auf jeden Hügel hier nen Lift". Und darum wundert mich die Erschließung dieses Berges nicht. Aber um eben im Rennen zu bleiben im Freeride-Kampf der Skigebiete muss nun eben ein medienwirksammes Mittel her. Ischgl hat nicht den Ruf das beste Variantengebiet zu sein. Das es natürlich anders geht weiß jeder der sich mit der Gegend mal nähers beschäftigt. Aber darum geht es nicht. Diese Ecke des Skigebietes soll wimmeln von Variantenfahrern. Und je größer diese Diskussion wird (von beiden Seiten) desto mehr gratis Werbung (sogar mit Verbot - uh wie aufregend).
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Re: „Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.

Beitrag von saas-zer »

Zitat:
http://ski.inmontanis.info/d/156795-3/P1060496.JPG

Die Umweltverbände haben halt Angst, dass die dünne Vegetationsauflage auf den freigewehten Stellen durch die zusätlichen Skifahrer zerstört wird - wer könnte es ihnen verdenken ...
Daher auch der Zaun - irgendwie muss ja die Leihskifraktion abgehalen werden.

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Re: „Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.

Beitrag von bergfuxx »

Wow, was ein genialer Bericht aus einer Ecke des Gebietes, die ich nur aus den von Euch benutzten Karten kenne.

Von den Bildern her ist es nur verständlich, dass den Planern die Stifte jucken bei den ganzen zur Verfügung stehenden Hängen im hinteren Fimbatal, sowohl die östlichen Hänge am Val Gronda als auch die westlichen Hänge im Bereich Eurer Tour zur Lareinferner Spitze und im Bereich des Zahnjochs. Von den Rückseiten der Jöche und Spitzen möchte ich jetzt gar nicht mal sprechen. ;D
Emilius3557 hat geschrieben:Blick auf die Westseite des hinteren Fimbertals. Ganz links der Piz Val Gronda, dann Piz Davo Sassè in dessen Gipfelfalllinie in etwa die Heidelberger Hütte liegt.

Bild
Blick auf die Westseite des hinteren Fimbertals. Ganz links der Piz Val Gronda, dann Piz Davo Sassè in dessen Gipfelfalllinie in etwa die Heidelberger Hütte liegt
Du meintest wohl von Westen auf die Ostseite, oder meintest Du Blick auf die Westhänge?
Emilius3557 hat geschrieben:Bild
Zoom zum skitouristischen Epizentrum der Region, der 2300 m hohen Idalp. Quizfrage: Wie viele Seilbahnen und welche sind zu sehen?
Also ich käme auf 16:
A1 Silvretta
A2 Pardatschgrat
A3 Fimba
B1 Velill
B2 Flimjoch
B3 Idjoch
B5 Sonnen
B6 Übungslift Velill
B7 Übungslift Viderböden
B8 Grat
B9 Skischule
C1 Höllboden
C3 Sassgalun (Bergstation)
C4 Nachtweide
E1 Paznauner Thaya
E2 Höllspitz
Emilius3557 hat geschrieben:Was die mögliche Abfahrt über den Lareinferner und das Lareintal nach Galtür (per Bus dann zurück nach Ischgl) anbelangt, lesen wir in der Hütte das Hinweisschild, dass diese Abfahrt derzeit nicht machbar ist: die Gemeinde Galtür hat aufgrund starken Wildverbisses an den Bäumen (wiederum verursacht von Tourismusbedingten Störungen des Wildes) ein Wildschutzgebiet ausgewiesen, d.h. die Skiabfahrt aus dem Tal auf einer banalen Forststraße ist untersagt.
Kommt das Tal nicht eigentlich bei Mathon raus und nur der Forstweg in Galtür selber?
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Re: „Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.

Beitrag von falk90 »

Ich muss mich auch noch Bedanken für die Berichterstattung, sehr interessant.

Ich habe das selbe letztes Jahr am Daunjoch am Stubaier Gletscher gemacht, allerdings ohne Fotoapperart

Interessant, dass die Heidelberger Hütte schon mit Variantenfahrern als Gäste rechnet wobei die Hütte ja nichtmal so ideal liegt um sie zu erreichen bzw. wieder zu verlassen (Querfahrten)
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Re: „Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.

Beitrag von Emilius3557 »

@Jack:
Ich habe das selbe letztes Jahr am Daunjoch am Stubaier Gletscher gemacht, allerdings ohne Fotoapperart
Sehr schön - aber schade, dass Du es nicht dokumentieren konntest.
Interessant, dass die Heidelberger Hütte schon mit Variantenfahrern als Gäste rechnet wobei die Hütte ja nichtmal so ideal liegt um sie zu erreichen bzw. wieder zu verlassen (Querfahrten)
Wobei das erstere meine Vermutung ist - gesprochen habe ich darüber mit den Hüttenleuten nicht. Wenn man vom Val Gronda ein Stück südwärts abfährt, dann auf den Piz Davo Sassè steigt, kann man relativ gut zur Hütte abfahren, man sollte aber das Gelände kennen oder einen kundigen Guide dabei haben - nicht weil, es so schwierig ist, sondern um überhaupt auf die Idee zu kommen.

@bergfuxx: Vielen Dank für den Hinweis, Du hast völlig Recht mit der Beschriftung, es ist die Ostseite, also Blick auf die Westhänge.

Du bist der erste, der die Anlagen durchgezählt hat. Die Pardatschgratbahn hätte ich selbst gar nicht gefunden, muss ich zugeben.
Kommt das Tal nicht eigentlich bei Mathon raus und nur der Forstweg in Galtür selber?
Das mag sein, nur hat eben die Gemeinde Galtür diese Sperrung erlassen - scheinbar hat sie also Zugriff auf den Talausgang.

@steak:
Dennoch war meine Meinung eher neutral
Hat sich deine Meinung inzwischen geändert?
Diese Ecke des Skigebietes soll wimmeln von Variantenfahrern
Kannst Du das ein wenig genauer erläutern bitte? Meinst Du damit, im Sinn einer indirekten Rede, das jemand Drittes sagt, dass der Bereich Gampenalp etc. bereits jetzt voll von Variantenfahrern ist oder meinst Du im Sinne einer Zukunftsvision, dass sich die Variantenfahrer künftig im Bereich Val Gronda-Gampenalp konzentrieren sollen (als Zielvorstellung).

Wenn ich Dich weiters richtig verstehe, argumentierst Du, dass für die Ischgler die PvG-Erschließung als Varianten-/Free ride-Berg ihr Image bei diesen Zielgruppen aufbessern soll, wobei die mediale Diskussion als Marketing-Verstärker wirkt und die evt. Verbote sogar als zusätzlicher Reiz zu verstehen sind.
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Re: „Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.

Beitrag von steak »

Emilius3557 hat geschrieben: @steak:
Dennoch war meine Meinung eher neutral
Hat sich deine Meinung inzwischen geändert?
Interessant das du diesen Kommentar raus ziehst :wink:
Natürlich hat man besonders als Besucher dieses Forums immer eine Meinung zu diesem Thema. Bei der Bewertung zu für oder gegen lasse ich aber bewusst die beiden Extremen (Naturschützer/Touristiker) außer acht. Dieses Getier und die Pflanzen wird es sicher in der Umgebung noch weiterhin geben bzw. das Paznaun wird ohne den Lift nicht bettelarm.
Wir alle nutzen Aufstiegshilfen, ohne Aufstiegshilfen würde so manche Tourengebiet nicht so einfach zu erreichen sein. Die meisten meiner Touren begannen mit irgendwelchen Aufstiegshilfen, und sei es nur der Bus. Überlege mal du müsstest vom Ischgl bis zur Heidelberger Hütte hochtouren. Daher ist der PVG Lift vielleicht auch eine Chance (oder ein Push) für das Tourengebiet an der Heidelberger Hütte.
Direkt nach dem lesen deines Berichts zweifelte ich schon an der Sinnigkeit dieses Liftes, und den Verlust dieser ruhigen Tourengeherromatik im Fimbertal. Aber ich bin auch Fan von rassigen Variantenabfahrten wenn es die Bedingungen zu lassen. Daher gut wenn sies bauen, gut wenn sies lassen. Welcher Echo-Effekt natürlich für andere Gebiete jetzt sich ergibt :nixweiss:
Diese Ecke des Skigebietes soll wimmeln von Variantenfahrern
Kannst Du das ein wenig genauer erläutern bitte? Meinst Du damit, im Sinn einer indirekten Rede, das jemand Drittes sagt, dass der Bereich Gampenalp etc. bereits jetzt voll von Variantenfahrern ist oder meinst Du im Sinne einer Zukunftsvision, dass sich die Variantenfahrer künftig im Bereich Val Gronda-Gampenalp konzentrieren sollen (als Zielvorstellung).

Wenn ich Dich weiters richtig verstehe, argumentierst Du, dass für die Ischgler die PvG-Erschließung als Varianten-/Free ride-Berg ihr Image bei diesen Zielgruppen aufbessern soll, wobei die mediale Diskussion als Marketing-Verstärker wirkt und die evt. Verbote sogar als zusätzlicher Reiz zu verstehen sind.
[/quote]
Wenn ich im Bekanntenkreis frage wo "man" hingeht um zu Powdern kommen Begriffe wie Arlberg, La Grave, Charmonix, oder vielleicht Fieberbrunn. Das kann man in etwa vergleichen wie wenn man in google einen Suchbegriff eingibt und nur die erste Seite betrachtet.
Dieses Image kommt nicht von allein. Vorallem nicht wenn man sich nicht näher mit der Materie beschäftigt (will).
Werbung zieht definitiv. Und wenn morgen in irgendwelchen Freeridemagazinen oder Guides drin steht welch tolles Gebiet der PVG ist, dann fahren die Leute dort hin.
Und diesem Publikum muss man keine Schilder hin stellen "Hier mega Freerideabfahrt".
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Re: „Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.

Beitrag von Emilius3557 »

Wenn ich im Bekanntenkreis frage wo "man" hingeht um zu Powdern kommen Begriffe wie Arlberg, La Grave, Charmonix, oder vielleicht Fieberbrunn. Das kann man in etwa vergleichen wie wenn man in google einen Suchbegriff eingibt und nur die erste Seite betrachtet.
Dieses Image kommt nicht von allein. Vorallem nicht wenn man sich nicht näher mit der Materie beschäftigt (will).
Werbung zieht definitiv. Und wenn morgen in irgendwelchen Freeridemagazinen oder Guides drin steht welch tolles Gebiet der PVG ist, dann fahren die Leute dort hin.
Ok, danke, jetzt ist es klar. Das sehe ich ähnlich wie Du.
Überlege mal du müsstest vom Ischgl bis zur Heidelberger Hütte hochtouren
Ja, das zieht sich ziemlich... Zudem läuft man im unteren Teil auf den nicht gerade breiten, teilweise stark frequentierten Talabfahrten. Ab der Mittelstation sollte es kein Problem mehr darstellen, ab hier ist es durchweg sehr flach und meist auch breit genug, bzw. nicht sehr voll.
Direkt nach dem lesen deines Berichts zweifelte ich schon an der Sinnigkeit dieses Liftes, und den Verlust dieser ruhigen Tourengeherromatik im Fimbertal. Aber ich bin auch Fan von rassigen Variantenabfahrten wenn es die Bedingungen zu lassen. Daher gut wenn sies bauen, gut wenn sies lassen.
Sobald ich meine oben angekündigte subjektive Stellungnahme gepostet habe, wirst Du wahrscheinlich feststellen, dass es uns beiden ähnlich geht, dass da zwei Seelen in einer Brust schlagen. Einige meiner Kritikpunkte am Projekt haben sich relativiert, andere haben sich eher verstärkt und die meisten tendenziell bestätigt. Aber lassen wir die Diskussion hierzu ruhig noch ein wenig laufen...
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steak
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Re: „Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.

Beitrag von steak »

Mich würde wirklich deine subjektive Stellungnahme interessieren. 8)
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Emilius3557
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Re: „Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.

Beitrag von Emilius3557 »

Versuch einer vorläufigen, subjektiven Wertung

Besteht eine „Gefahr“ für die Heidelberger Hütte durch das derzeitige Erschließungsvorhaben?
Ich würde sagen eher nein. Da sich durch die neue Luftseilbahn eher eine Verbesserung und Erleichterung des Hüttenzugangs ergeben wird, würde ich mit steigenden Besucherzahlen rechnen. Ob diese zusätzlichen Tagesgäste dann auch auf der Hütte übernachten? Zumindest nicht, wenn sie gleichzeitig ein sicherlich nicht ganz billiges Hotelzimmer in Ischgl bezahlen müssen.

Die Abfahrt vom Piz Val Gronda zur Heidelberger Hütte ist tatsächlich wenig attraktiv: sehr viele Hangquerungen, teilweise, wie bei uns, bei wenig Schnee gar nicht so einfach, auch nicht von der Routenwahl her, da man die Hütte erst relativ spät sieht und sofern die Route nicht mit Stangen markiert wird oder immer intensiv eingefahren wird, ist sie für den „Otto-Normal-Abseits der Piste-Fahrer“ nicht leicht zu finden, zumal wohl die wenigsten eine topographische Karte dabei haben oder zu benutzen gewohnt sind – ohne jemandem zu nahe treten zu wollen.

Zudem ist der Fahrweg durchs Fimbertal zumindest von der Fimberalp bis zur Gampenalp alles andere als rasant. Teilweise muss man schieben, kurz vor der Einmündung in die Piste 40 muss man sogar 10 bis 20 Hm hinaufsteigen, was ebenfalls für normal ambitionierte Variantenfahrer abschreckend sein dürfte. Das eigentliche Tourengebiet der Heidelberger Hütte wird durch diese Erschließungsvariante in jedem Fall nicht beeinträchtigt, wohl rückt aber das sehr intensiv genutzte Skigebiet mit seiner Infrastruktur und den, im Vergleich zum Tourenbetrieb, damit verbundenen „Menschenmassen“ näher an die Hütte und das bis heute komplett unerschlossene Hintere Fimbertal heran. Ob das die Erlebnisqualität einer schönen Skitour dort mindert, glaube ich allerdings auch nicht. Die Landschaft ist derart groß und weit – ein ähnliches Phänomen übrigens wie in Val Thorens, wo trotz der Größe des Ortes und der intensiven Erschließung, der riesige Kessel des Talschlusses von den Gipfeln betrachtet (z.B. von der Masse oder dem Cime Caron) immer noch verhältnismäßig unerschlossen wirkt, meiner Meinung nach zumindest , dass, wie bereits oben beschrieben, selbst die Eingriffe am Palinkopf oder der Seilbahnknotenpunkt Idalp aus der Entfernung verblassen und sich nicht störend auf die Landschaftswahrnehmung auswirken.


Wie eignet sich nun der Piz Val Gronda zur Erschließung als Pistenberg?
Obwohl die oben diskutierten Einwände aus meiner Sicht nun ausgeräumt sind, bin ich nach wie vor nicht vom Erschließungsprojekt überzeugt, da die reduzierte Erschließung zwar den Tourenbergcharakter beenden wird, aber gleichzeitig für den Pistenfahrer nur eine relativ kurze zusätzliche Abfahrt bieten wird. In der Tat ist es so, dass der Piz Val Gronda den Variantenfahrern sehr große zusätzliche, relativ leicht erreichbare Flächen auf prinzipiell gut geeigneten Skihängen bietet (mit der obigen Einschränkung des unbequemen Rückwegs aus dem hinteren Fimber Tal).
Aber: diese Varianten brauchen eine entsprechende Schneelage, sind auf den Geländekämmen und -rücken gerne abgeweht (genauso übrigens wie die breite Gipfelkuppe) und Varianten sind meistens auch nur solange interessant, bis genügend Skifahrer sie befahren haben. D.h. Tiefschnee- oder Firnvariantenfahren ist meiner Ansicht nach per se ein exklusives Vergnügen (im Gegensatz bspw. zur heutigen Piste, die dank Beschneiung über Wochen auch ohne Neuschnee ein konstant glatt-hartes Milieu bietet) und es wird nicht dadurch weniger exklusiv, dass eine Seilbahn ab nächster Saison pro Stunde über 1000 Personen an den Start dieser Varianten befördert. Was an unverspurter Fläche über viel längere Zeit für eine kleinere Anzahl Tourengeher gut ausgereicht hat, wird nun innerhalb recht kurzer Zeit komplett zerfahren werden, von einer relativ kleinen Gruppe innerhalb der Ischgl/Samnauner-Klientel, die aus meiner Warte bislang nicht die Hauptzielgruppe der Destination dargestellt hat.

Das Argument, dass man zur Inwertsetzung dieser Variantenhänge unbedingt die Seilbahnerschließung benötigt, würde ich zurückweisen. Jedem körperlich gesunden Menschen, der noch dazu explizit Off Piste-Varianten fahren möchte, ist es zuzumuten von der Abfahrt 41 die ca. eine Stunde auf den Piz Val Gronda mit Fellen oder Schneeschuhen aufzusteigen. Dabei erhöht sich sogar das individuelle Erlebnis, denn man ist eher allein als in einer 150 Personen-Luftseilbahnkabine und die Abfahrten werden auch weniger verspurt sein, als wenn pro Stunde mehr als 1000 Gleichgesinnte oben am Start stehen. Wenn man als Destination wirklich die Variantenmöglichkeiten bewerben möchte, spräche doch wenig dagegen, dass man analog zu US- oder kanadischen Skigebieten einen – aufpreispflichtigen – Pistenraupen-Shuttle-Service von der Zollhütte auf die Fuorcla Val Gronda oder gar den Gipfel anbietet, mit limitierter Kapazität und entsprechendem Preis, der die Zahlungsbereitschaft der Klientel für relativ unzerfahrenes Gelände abschöpft.

Oder glaubt man in Ischgl, dass man sich dank des Piz Val Gronda zu einem neuen La Grave des Tiroler Oberlands oder einer Grands Montets oder einem Gemsstock entwickeln wird? Diese expliziten Free ride- und hochalpinen Variantenfahrer-Mekkas unterscheiden sich ja bekanntlich ziemlich stark von den Ischgl-Samnauner-Kernzielgruppen (grob: 1: sportlich ambitionierte Pistenfahrer; 2: Partyvolk; 3: ein Hybrid aus beiden). Ich glaube also, dass es ein Trugschluss wäre, von der Piz Val Gronda-Skigebietserweiterung in dieser Form massive Gästezuwächse zu erwarten.

Ob man andererseits Gästeabwanderungen verhindern kann/muss, weil endlich wieder „etwas Neues“ geboten wird, ist ebenfalls schwierig zu bewerten. Sämtliche Auswertungen touristischer Kennziffern sprechen beim derzeitigen Ausbauzustand für Ischgl/Samnaun: Skigebietsgröße, Höhenlage, Liftkapazitäten und -komfort, Anteil beschneiter Pistenfläche, hochwertige Hotellerie und Gastronomie, relativ gute Erreichbarkeit von der A12/S16, bekannte Marke, relativ klar umrissenes Image, das bei den Zielgruppen sehr positiv ist. Dass man von einer Spitzenposition im Tiroler wenn nicht gar Alpentourismus ausgehend sich durch eine einzige neue Bahn mit 2 km offizieller Piste weiter verbessert, ist deshalb wegen des Gesetz des abnehmenden Grenznutzens für mich nicht erwartbar. Der einzige, indirekte wirkliche Nutzen könnte die Argumentationsgrundlage sein, dass man, aufgrund der weiter gestiegenen Liftkapazitäten und Pistenflächen nun wieder verstärkt in die Vergrößerung des Gästebetten- und Parkplatzangebots investieren könnte und die entsprechenden Genehmigungen dazu erhält.

Alles in allem bin ich der Überzeugung, dass die touristische Attraktivität der Silvretta Arena v.a. durch eine konventionelle Skigebietserweiterung im hinteren Fimbertal steigen würde, nämlich wenn es zusätzlich zur intendierten Abfahrt je eine präparierte Abfahrt über die Fuorcla und eine Abfahrt zur Fimberalp gäbe. Diese drei neuen Abfahrten wären ein wirklicher Mehrwert auch für die durchschnittlichen Destinationsgäste. Nachdem aber v.a. die letztgenannte Möglichkeit offensichtlich langfristig vom Gesetzgeber ausgeschlossen wird, bevorzuge ich den Status quo, der es mir als Wochenskigast in Ischgl oder Samnaun ermöglicht, ohne großen Aufwand ein herrliches Variantenskigelände je nach Verhältnissen ein- oder zwei Mal während meines Urlaubs aufzusuchen, evt. auch mit einem Kaiserschmarrn auf der Heidelberger Hütte.


Kommt der skitouristische Wachstumskreisel (Krippendorf) ins Rollen?
Die Frage stellt sich auch, ob die Variantenstrecken vom Piz Val Gronda markiert sein werden: offiziell geht das ja wegen der Skigebietsgrenzen wohl nicht, aber wer hindert z.B. sagen wir eine Skischule mit Freeride-Angebot daran, für ihre Kurse dies „inoffiziell“ zu tun? Dies wäre v.a. für die Strecken zur Fimberalp eine Möglichkeit, genauso wie vom Gipfel ostwärts zur Fuorcla und von dort zur Piste 41, eine schöne, leichte hochalpine Einsteigervariante. Der nächste Schritt wäre dann, wegen dem oben genannten Neuschnee-Problem oder verharschtem Firn im Frühjahr, eine fallweise Präparierung (es wird ja nicht ständig ein Regierungsbeamter auf dem Gipfel stehen können und die Einhaltung von Richtlinien kontrollieren), dann wird als nächstes die Umwandlung in eine offizielle Piste beantragt und deren Beschneiung, damit man sie planbar öffnen kann und v.a. in der Vorsaison mit Schneemangel und Verwehungen die teure Investition in die Seilbahn amortisiert. Da der Rückweg durchs Fimbertal immer noch mühsam ist, fordern immer mehr sportliche Variantenfahrer eine Rückbringerbahn à la Gampen- oder Höllspitzbahn von der Fimberalp entlang der österreichisch-schweizerischen Grenze auf den Piz Val Gronda. Mit der Genehmigung und dem Bau dieser Bahn werden die Varianten in diesem Bereich fast alle endgültig zu regulären, normal präparierten und beschneiten Pisten umgewidmet. Der „touristische Wachstumskreisel“ (Krippendorf) hat sich wieder einmal formvollendet gedreht und Verhandlungen mit der Schweizer Gemeinde Ramosch über die Erweiterung des Variantengebietes auf Schweizer Territorium beginnen…

Warum manche Berge unerschlossen bleiben sollten – die legitimen Ansprüche von Tourengehern und anderen
Ein ebenfalls persönlich-subjektives Argument ist es, dass die Gruppe der Tourengeher und Freunde nicht infrastrukturell veränderter Berge ein legitimes Interesse daran hat und haben darf, dass nicht jeder für ihre Aktivitäten gut geeignete Berg mit Seilbahnen erschlossen wird, da es tendenziell in Österreich und schon gar alpen- und weltweit mehr als genügend bereits erschlossene Skiberge gibt. Wenn mir als Gast nach 20 Jahren Ischgl das Gebiet zu langweilig wird, sollte ich mir vielleicht überlegen eine andere Destination auszuprobieren, anstatt wie festgeklebt dort zu verharren und auf immer weitere Neuerschließungen in meinem Stammgebiet zu hoffen oder zu pochen. Mir ist klar, dass wie auch bei Naturschutzgroßvorhaben wie Nationalparks die ökonomische Betrachtung vordergründig zu Ungunsten des Erhalts des Status quo ausfällt, da eine Seilbahnerschließung direkte, regionalökonomische Zahlungsströme in die betroffene Region lenkt (es werden doch ein paar mehr Liftkarten verkauft, Arbeitsplätze während der Bauphase für lokale Baufirmen, Arbeitsplätze zur Bedienung der Seilbahn und Pistenpräparierung etc.), während ein unerschlossener Piz Val Gronda keine konkreten Zahlungen bringt – dafür aber dennoch gesamtgesellschaftlichen Nutzen stiftet, nämlich durch den hohen Erholungswert für die Besucher des hinteren Fimbertals sowie für die Nicht-Besucher durch das Wissen um die Existenz dieses herrlichen, unerschlossenen Skitourengipfels sowie die Option, diesen Berg einmal selbst zu besuchen und entsprechende Erlebnisse dort zu haben. Da es bekanntlich keinen funktionierenden Markt für diese letztgenannten Wertkomponenten gibt und sich die sicherlich vorhandene Zahlungsbereitschaft der Tourengehergemeinschaft nicht oder nur sehr schwierig in konkrete Finanzströme umsetzen lässt, schneidet vordergründig die Erschließung bei solchen Kosten-Nutzen-Überlegungen eigentlich immer „besser“ ab (eine Idee wäre z.B., dass jedes Alpenvereinsmitglied z.B. 10 € einmalig und 1 € jährlich an zusätzlichen Beiträgen bezahlt, die dem Land Tirol und der Gemeinde Ischgl in einen Treuhandfonds zur nachhaltigen Regionalentwicklung des Oberlands, des Paznauntals sowie der Gemeinde Ischgl überwiesen werden: bei über 1 Mio. Mitglieder wären das einmalig 10 Mio. € sowie jedes Jahr 1 Mio. € damit ließe sich doch etwas bewirken, wenn auch nur auf kollektiver Basis und weniger für den individuellen Geldbeutel von Hoteliers oder Seilbahnaktionären.


So, nun habe ich mich ausführlich dazu schriftlich geäußert und Euch hoffentlich einen Eindruck des Status-quo vor der Erschließung geliefert, an deren Stopp ich nicht glaube, es möge ein jeder sich seine eigene Meinung bilden und eventuell diese Saison noch dazu nutzen, es uns gleich zu tun. Für meinen Teil wird es sicherlich nicht der letzte Besuch dort gewesen sein, schließlich gilt es die künftigen Entwicklungen zu dokumentieren, das tolle Skigebiet abzufahren sowie noch etliche Touren im Winter wie Sommer von der Heidelberger Hütte aus zu unternehmen.
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Re: „Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.

Beitrag von steak »

Ein Beitrag im Medienbereich unter TV-Alarm hat mich dazu gebracht dieses Thema hier nochmal aufzugreifen, da es für mich in die ähnliche Richtung geht.
Es gieng um PHOENIX: Auf dem Dach Europas: Im Bann der Alpen - zweiteilige Doku
Auch nochmal hier zum nachsehen: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/ ... pas-Teil-2
Nur ein Teil dreht sich um Ischgl aber wie ich finde kommt hier die Denkweise von der Betreiber oder wie in der Doku "Erfinder und Macher" genennt gut rüber.
Für mich die Kernaussage: Wie rüstet sich Ischgl gegen die Klimaerwärmung, und die Antort darauf, dann stellen wir eben nochmal 500 Schneekannonen auf den Berg.
Hier wird auch offen ausgesprochen das sich diese Region als Entertainmentpark sieht.
Worauf ich hinaus will ist die Einstellung solcher Erfinder und Macher. Ich glaube aus solchen Aussagen kann man auch die Begründung der Neuerschließung heraushören. (Auch wenn das Projekt natürlich älter ist als die von mir vermutenden Gründe)
Für mich hört es sich irgendwie so an: Wenn der Kunde im Freizeitpark eine Freerideabfahrt möchte bekommt er sie bei uns auch. Ich möchte nicht ausschließen, dass im risigen Gebiet von Ischgl keine Freerideabfahrt gibt (Dazu gibt es allein hier im Forum einige Berichte). Aber die Ischgl-Samnauner-Kernzielgruppe lässt sich eben von einem neuen Lift locken, und man erreicht dann einen Hybrit+ aus Emilius gennanten.
Was wenn der Kunde irgendwann keine technische Perfektion mehr sehen will. Weill alles piept, inklusive Eier.
Wenn Ischgl in ihrem Freizeitpark irgendwann Natur verkaufen muss weil es der Markt will.
Aber Schluss mit der Glaskugelleserei, ich schätze an deinem status-quo wird sich auch nicht viel ändern.
Wenn sich der Markt wirklich 180Grad drehen sollte hast mit den 100 gefühlten andren Anlagen schon die Mühe (abzureisen). Ich glaube auch nicht, dass dies geschehen wird. Schließlich kann man in der Pole Position als Marktführer auf gewisse Weise den Markt steuern.
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Re: „Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.

Beitrag von Whistlercarver »

Ein sehr guter Bericht vom doch nicht so einsamen Piz Val Gronda.
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Re: „Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.

Beitrag von Emilius3557 »

@Whistlercarver:
Bericht vom doch nicht so einsamen Piz Val Gronda.
Einsamkeit ist natürlich relativ. Einsam im Vergleich zum benachbarten, bereits erschlossenen Gebiet ist der Berg natürlich bis jetzt. Allerdings ist er nicht so einsam wie viele andere Gipfel, zum ersten, da er ein attraktiver Skitourengipfel ist (im Vergleich zu vielen Felsgipfeln die sich dafür nicht eignen und auch nicht schwierig, hoch und/oder spektakulär genug sind um als Tourenziele zu fungieren, oder zu abgelegen sind) und zum zweiten, da er in einer Stunde Aufstiegsentfernung von einem intensiv genutzten Skigebiet liegt und in zwei Stunden von einer 100 Betten aufweisenden Alpenvereinshütte erreicht werden kann.

@Albe: Vielen Dank für das Lob aus dem Munde eines sehr viel erfahreneren und fitteren Alpinisten als ich es bin. Ich bin schon gespannt, welche Eindrücke Du aus der Region mitbringen wirst und es würde mich freuen, wenn Du zumindest in Teilen die Foren daran teilhaben lassen könntest.

@steak: ich weiß nicht, ob ich alle Deine Gedankengänge vollständig und korrekt nachvollziehen konnte.
Aber die Ischgl-Samnauner-Kernzielgruppe lässt sich eben von einem neuen Lift locken, und man erreicht dann einen Hybrit+ aus Emilius gennanten
Die zweite Hälfte dieses Satzes habe ich nicht verstanden. Könntest Du vielleicht nochmals genauer erklären, was Du meinst?
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Re: „Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.

Beitrag von Stäntn »

SO JETZT. Ich hab mir deinen Bericht als Lesezeichen gesetzt und jetzt mal über 30 Minuten Zeit genommen den zu studieren und die Videos und quasi Sekundärberichte / Literatur zu lesen.

Bin zur Zeit begeistert von solchen Tourenberichten, deiner hier ist schon herausragend. Bedanke mich herzlich dafür! Kann auch deine nachgelieferten Statements unterschreiben.

An der Diskussion pro/contra PVG Erschließung hab ich mich bewusst nicht beteiligt. Muss aber sagen der Anblick der Bagger da im Moment stimmt mich nicht fröhlich.

Ich habe dennoch vor die Heidelberger Hütte mal als Tourenquartier auszuwählen in den nächsten Jahren, so wild wird das schon nicht werden.
Wer Freiheit für Sicherheit aufgibt, wird beides verlieren.

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Sammelbericht: Der Halbwinter 19/20 - ein Streifzug durch Tirol
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whiteout
Nebelhorn (2224m)
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Re: „Last chance tourism” – Piz Val Gronda ex ante 25.-27.1.

Beitrag von whiteout »

Toller Bericht mit echt schönen Bildern,Gratuliere zu dem Tag-Scheint gelungen zu sein

Und als Freerider kommt mir diese Erschließung zwar recht,denn da müssten schon geile Runs runtergehen,und wie wollen die das bitte unterbinden :wink: Macht hald Zäune hin-das wird sowieso keine Sau jucken.Unten dann hald nicht grad direkt in die Piste reinfahren wo evtl. kontrollier,kassiert und aufgeschrieben wird.Macht man sich eigentlich strafbar wenn man sowas missachtet oder können die einem höchstens den Skipass abnehmen?Andererseits sehe ich diese Erschließung sehr kritisch,wirklich Sinn macht sie nicht. wenn man das Freeriden verbietet (genausowenig würde da z.B das Daunjoch am Stubaier Sinn machen wenn man da das Freeriden verbietet) sogar noch weniger,schöne Piste ist das da runter eher nicht so wie ich hier schon gehört hab.Und es wird hald wieder ein Stückchen Alpen zugebaut,wobei eine PB mich am wenigsten stören würde (Wenig Stützen,hohe Trasse,relativ kleine Stationen (Oke bei ner 150er PB :wink: )).Aber ein Schaden der Umwelt ensteht finde ich nicht,wen außer den Mensch selbst stört das im Winter?! Im Sommer klar-da hats Tiere,aber Im Winter lebt da oben eh kaum was und auf das bischen kommt es wenn man als Tier in Ischgl lebt auch nichtmehr an :wink:

Dennoch bin ich nicht unbedingt für das Projekt,ohne Bahn mit verdienter Abfahrt wärs ja dann doch irgendwo schöner.
Saison 2016/2017: 24 Skitage
5x Pitztal - 4x Kleinwalsertal - 5x Stubai - 2x Fellhorn - 2x Nebelhorn - 2x Flumserberg - 1x Bolsterlang - 1x Ofterschwang - 1x Laax - 1x SkiArlberg - finished!

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