Heute weitestgehend vergessen ist, dass es in der Region Davos-Klosters am Ende der sechziger Jahre Initiativen gab ein Gletscherskigebiet für das Sommerskifahren zu erschließen. Das Ganze geschah am Höhepunkt der Skibegeisterung nach dem zweiten Weltkrieg, der wir heute die meisten Skigebiete der Alpen zu verdanken haben. 1969 bildete sich ein Intiativkomitee das verschiedene Standorte in der Region prüfte. In die nähere Auswahl kam der Grialetschgletscher am Nordhang des Piz Grialetsch/ Piz Vadret und der Jörigletscher am Nordhang des Flüela Wisshorns. Als einzig sinnvoller Standort wurde der Jörigletscher ausgemacht, da der Grialetschgletscher in einem Schiessektor lag. Als Zubringer war ein fixgeklemmter Zweiersessellift vom Wägerhuus auf die Winterlücke geplant. Der Sessellift wäre ungefähr 1,5 km lang gewesen und hätte durch ein spektakuläres Hochtal mit eindrücklichen Geröllfeldern geführt. Auf der Winterlücke in knapp 2800 Meter Höhe war auch ein Bergrestaurant geplant, welches die Besucher versorgt hätte.
Hier hätte der Zweiersessellift hochgeführt:
Blick von der Winterlücke in Richtung des „Gletschers“:
Die kümmerlichen Reste des heutigen Jörigletschers:
Zum Vergleich ein Bild aus den sechziger Jahren:
Als Beschäftigungsanlage war ein 940 Meter langer Schlepplift auf dem Jörigletscher geplant. Von dort hätte man im Sommer einen schönen Blick auf die türkisblauen Jöriseen gehabt die heute ein beliebtes Wanderziel sind. Da zu diesem Zeitpunkt der lawinengefährdete Flüelapass im Winter gesperrt war wäre das Skigebiet ein reines Sommer- bzw. Herbstskigebiet gewesen.
Ungefähre Lage des Schleppliftes und des Sesselliftes:
https://s.geo.admin.ch/8b575a96a3
Schon kurz nach Bekanntwerden der Pläne gab es großen Widerstände gegen das Projekt. Es wurde vor allem kritisiert, dass die unberührte Landschaft um die Jöriseen besonders schützenswert sei. Diese Bedenken versuchte das Initiativkomitee zu zerstreuen mit dem Versprechen die Liftstützen weiß anzustreichen. Auch gab es schon damals Bedenken bezüglich der Schneesicherheit. Letztendlich kam das Skigebiet niemals über die Projektphase hinaus.
Rückblickend ist es gut, dass nichts aus dem Projekt geworden ist. Der Klimawandel und der damit einhergehende Gletscherschwund hat dem Jörigletscher ziemlich zugesetzt. Der Gletscher hatte Ende der 60er Jahre noch eine Länge von über einem Kilometer. Davon bleiben heute noch knapp 350 Meter Länge, die Abnahme des Volumens ist noch dramatischer. Ich schätze anhand von alten Karten, dass Sommerskifahren mit viel Mühe bis Anfang der 2000er möglich gewesen wäre. Das Skigebiet wäre allein nicht überlebensfähig gewesen, aufgrund seiner abgelegenen Lage (siehe Pischa). Sommerskifahren gehört auch in den anderen Bündner Gletscherskigebieten Flims-Laax und Diavolezza längst der Vergangenheit an.
Situation der Region im Jahr 1969:
https://s.geo.admin.ch/8b574d996c
Aktuelle Situation:
https://s.geo.admin.ch/8b5757f116
Das Hochplateau um die Jöriseen ist eine tolle Landschaft und inzwischen eine Ikone der Bündner Alpen. Es ist gut dass man dort oben kein Skigebiet erschlossen hat da wahrscheinlich große Eingriffe in das Landschaftsbild notwendig gewesen wären. Wer die schöne Region im Sommer erkunden will dem empfehle ich eine Wanderung vom Wägerhuus entlang der geplanten Trasse des Zweiersesselliftes auf die Winterlücke. Anschließend sollte man den Abstieg herunter zum Berghaus Vereina machen. Die häufig begangene Rundwanderung wieder hoch zur Jörifluelafurgga ist sehr ausgesetzt und anstrengend. Neue Einblicke in die Landschaft bekommt man dabei kaum. Da ist ein Abstieg zum Berghaus Vereina schöner und angenehmer. Am Berghaus kann man dann mit dem Vereinabus nach Klosters fahren (Anmeldung im Voraus notwendig!).
Die Jöriseen:
Gletscherskigebiet in Davos-Klosters auf dem Jörigletscher
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Gletscherskigebiet in Davos-Klosters auf dem Jörigletscher
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Re: Gletscherskigebiet in Davos-Klosters auf dem Jörigletscher
Och, also ich finde wohl ziemlich jedes ehemals nicht durchgeführte Skigebiets-Neubau/Erweiterungsprojekt (aber nicht unbedingt Verbindungsprojekt!) traurig. Sowohl für die, die sich damals dafür eingsetzt haben, wie auch für mich, da es mir vielleicht total gefallen würde, das aber ja nicht ausprobieren kann.Rückblickend ist es gut, dass nichts aus dem Projekt geworden ist.