Nachdem ich den Vormittag am Glungezer verbracht hatte, stand am Nachmittag die Mutterer Alm auf dem Plan. Das Gebiet hat mich schon immer irgendwie interessiert – wurde hier doch ein kompletter LSAP-Schiberg wiederbelebt. Zwar kann man jetzt wieder dort oben im Winter seine Schwünge machen, im Sessellift oder der Muttereralmbahn auf neuen Trassen emporschweben und sich sogar von einem Schlepplift hinaufziehen lassen – aber von den alten Anlagen hat leider keine überlebt.
Das bis 1999 bestehende alte Schigebiet hätte alles vorzuweisen gehabt, was das Retro-Herz begehrt: Eine uralte 4er-Eiergondelbahn, einen betagten ESL, einen diesebetriebenen Schlepper und obendrauf noch ein langer Kurvenlift. Das wäre natürlich hochinteressant gewesen und ich stellte mir die ganze Zeit über vor, wie es wohl damals gewesen sein musste. (Ich hätte wieder 1.000 Bilder auf meiner nun bald vollen Festplatte zu beklagen gehabt...) Aber ich war leider um ein gutes Jahrzehnt zu spät dran – Ende der 90er hatte ich zwar schon einen Führerschein, jedoch mangels Internet keine Ahnung von jenem Schigebiet.
So blieb mir nun im Jahre 2012 nichts anderes übrig, als im Sommer mal hinauf zu laufen, um zu sehen, was von den alten Liften und Bahnen noch so übrig geblieben ist.
Ankunft in der Mittagshitze an der Talstation der alten Muttereralmbahn – leider hat man hier bereits umgebaut. Wieder staunte ich, was für Stationen die seinerzeit hingesetzt haben. Am Parkplatz war recht viel los und leider kein Platz im Schatten mehr frei. Aber ich war dadurch froh gestimmt, dass ich mich auf dem Weg vom Glungezer hier her (ohne Navi) nur einmal verfahren hatte.
Noch von einst?
Da ist man einst in Eiergondeln hinaufgeschwebt – jetzt ist alles schon ziemlich zugewachsen. Die alte Bahn wurde lt. Liftworld 1953 errichtet und lief bis 1961 mit seitwärts montierten Doppelsesseln. Bis 1999 schwebten dann eben die Eiergondeln hinauf. Zwei Jahre nach der Stilllegung – 2001 – kam der Abriss.
Ein ganzes Stück weiter rechts hat man dann 2005 die neue Muttereralmbahn errichtet. Um Zeit für Tagesziel 3 zu sparen und da es wirklich recht heiß war, kaufte ich mir eine Bergfahrtkarte.
Auf dem Weg zur Kasse...
Da gerade nichts los war, konnte ich ungestört am Einstieg fotografieren.
Die Trasse ist recht flach – darum ist der Berg wohl auch primär ein Ziel von Familien (mit ihren Schratzen

Schnell noch das Buschmesser herausgeholt, um potentielle Gondelhechter abzuwehren

Zum Vergleich mit der alten Talstation....
Die Nikon durch die Öffnung gezwängt.
Die Osterlämmer 2013 gedeihen auch schon prächtig

Ich mag Sessellifte lieber als EUBs – man kann besser knipsen und schwebt direkt an der frischen Luft hinauf. Bei schlechtem Wetter ist das natürlich wieder andersrum.
Ein mächtiges Stützenfundament der alten Muttereralmbahn ist hier zu sehen – oben rechts erkennt man auch schon die alte Mittelstation. Bei der neuen Bahn gibt es auf der Bergfahrtseite eine Zustiegsstelle direkt links daneben.
Neu vs. Alt
Im zweiten Abschnitt der Trasse.
Hier treffen die alte und die neue Bahntrasse aufeinander.
Blick auf die 4SB Priemesköpfl – der ESL verlief weiter rechts und begann oberhalb der Bergstation der Muttereralmbahn. (Die alte Bahn endete dort, wo heute der Berggasthof steht. Auf Googleearth kann man das noch erkennen.)
Talstation des alten ESL.
4SB im Sommerschlaf, während ich zur Talstation des ESL hinaufstieg. Damals mussten das die Leute mit den Schiern tun (oder eben den Almbodenlift benutzen).
Blick nach Innsbruck.
Bis zur Bergstation hinauf wanderte ich nicht – es war wirklich drückend heiß und mich interessierten noch einige andere Sachen.
Hier startete von 1962 bis 1999 der gut 500m lange ESL Priemesköpfl.
Der Lift ging hier direkt links der Fichten den Berg hinauf – damals noch durch eine Waldschneise. Irgendwo hab ich mal Bilder (Starli?) im Netz davon gesehen.
War 1962 vom Bau her sicherlich total modern...
Für so was ist dann die gute, alte Kompaktknipse noch gut – Innenleben der Talstation.
Hier kam in der Bildmitte der Kurvenschlepper Husslboden herauf – links am Bildrand startet der Almbodenlift, der 2007 auf verkürzter, leicht nach links verschwenkter Trasse ersetzt wurde.
Hier waren sehr viele Familien unterwegs und auf meinem Weg zur Talstation des Almbodenlifts musste ich wegen der Zäune zwangsläufig durch eine Art Erlebnis-Park gehen, wo irgendwelche Holzstege und Wasserräder herumstanden. Zahlreiche Familien hatten sich hier niedergelassen und hatten es sich im Schatten der Bäume gemütlich gemacht. Durch normale Wanderwege lockt man halt anscheinend die Leute kaum noch, da muss man schon immer irgendwelche Bespaßungsanalagen errichten. Früher war halt alles besser

Zoom zur LSAP-ESL-Talstation.
Wolken zogen durch...
Wieder Alt vs. Neu – Talstation des kurzen Almbodenlifts, der 2007 anstelle seines Vorgänger-Diesel-Lifts errichtet worden ist. Verlief der eigentlich weiter rechts? Oben sieht man lt. Googleearh eine Waldschneise. Ich hab das leider auch erst Zuhause bemerkt, sonst hätte ich vor Ort nachgeschaut.
War sicherlich ein Portalmastenlift...
Trassenblick – links sieht man die Bergstation der Muttereralmbahn und ganz oben die 4SB Priemesköpfl.
Nochmal Neu und Alt beinander...
Da oben neben den Bäumen hatte der Kurvenschlepper Husslboden seine Bergstation.
Hier kam der lange Lift aus dem Wald herauf. Leider haben die den nicht noch stehen gelassen.
Dafür war die Trasse gemäht

Zwar flach, aber schön durch den Wald ging es hier einst mit dem Schlepper rauf. Muss T-Masten gehabt haben. Ich bin 2006 oder 2007 mal auf Fotos im Internet gestoßen und hab sie irgendwo in meinem unsortierten Archiv gespeichert...
Hier kam der Lift direkt an der Abfahrt vorbei. Als ich da so über die Wiese schlenderte, kam plötzlich von rechts eine ältere Frau angelaufen und wunderte sich sicherlich über meine Trassenwanderung und das Geknipse.
Nochmal der Blick zurück – schade, dass hier nie wieder ein Lift stehen wird.
Relikte...
Weiter unten kommt schon das nächste Waldstück. Rechts führt ein Forstweg zwischen den Bäumen hindurch, von denen man einen umgesägt hatte. Ich freute mich über die Sitzgelegenheit im kühlen Schatten und ließ mich erst einmal nieder. Ich verputzte meine Landjäger und genoss die einsame Ruhe dort oben. Leider hatte ich Trottel nicht bedacht, dass so ein frisch umgesägter Baum noch Harz aussondert, was ich nach dem Aufsehen umgehend bemerken sollte

Immer wieder Fundamentreste...
Hier dann der Blick auf Innsbruck und unten wird ersichtlich, dass dort die Kurve gestanden haben muss, weil die Schneise endet.
Blick zurück.
Hier unten am Bildrand ersichtlich: Reste der Kurvenstation direkt neben der Piste. Unten kam der Lift vom Wald herauf und knickte hier nach links hab. Welches Kurvensystem? Müsste eine Zwirbelkurve á la Zigeunerlift an der Winklmoosalm gewesen sein.
Denn sonst würde dieses Fundament auf der anderen Seite im Wald keinen Sinn ergeben.
Hier dann auch der Blick auf die untere Trasse.
Schaut ja noch ganz gut aus.
Seit 1999 LSAP.
Blick von der Kurve auf die obere Trasse.
Blick auf die untere, etwas kürzere.
Seitenblickmotiv mal wieder...
Auch hier war die Trasse gut begehbar. So macht LSAP-Wandern Spaß

Hier noch ein Steilhang, unten auf der Wiese stand einst die Talstation.
Blick vom ehem. Einstiegsbereich auf die Lifttrasse. Schade, der Schlepper hätte gut gepasst.
Zoom zur Europabrücke.
Neu und alt. 2005 vs. 1953....
Um hier her zu gelangen, stellte ich mich wieder doof an. Ich wollte zuerst schauen, ob ich von oben an die alte Mittelstation der Eiergondelbahn herankommen konnte und passierte ein Gatter am Zaun. Unter den kritischen Blicken einiger alter Herren vor einer Liftwächter-Berggaststätte unterhalb der ehem. Mittelstation schlenderte ich in den Wald hinüber. Doch dort tat sich hinterm Zaun ein Graben auf und alles war zugewuchert. Ich stieg über den Zaun und versuchte es weiter oben, doch es war mir nicht geheuer. So lief ich wieder zurück auf die Almwiese und war wieder oberhalb des Zaunes angekommen. Erneut passierte ich das Gatter und erntete noch kritischere Blicke vom Gasthof her

Neu und Alt zum x-ten Mal...
Unterhalb der ehem. Mittelstation. Leider war alles umzäunt und voller Kühe. Ich selbst stand nun mitten auf einer Kuhweide und eines der Viecher pirschte sich schon wieder heran.
EUB und Europabrücke.
Erinnert an den Kandaharexpress in GAP.
Unter den Blicken einer Wandergruppe musste ich endgültig vor der Kuh fliehen und den Zaun überklettern. Wieder mal mit dem Leben davongekommen

Gerade noch rechtzeitig über den Zaun gekommen, ehe der Einheimische auf der Bildfläche erschien...
Auch oberhalb der Mittelstation ist die Trasse der EUB recht flach.
Blick über den Tellerrand nach unten, wo wieder das vorhin „überflogene“ Mega-Fundament aus der Wiese hervorragt. Die alte Bahn kam von rechts unten.
Nette Schrift...
Wie es da drinnen wohl aussehen mag? Ich hatte natürlich die Bilder im LSAP-Forum gesehen und hoffte, dass noch alles so wie damals sein würde, als noch die Eiergondeln offen vor sich hin rotteten und eine Stütze noch im Wald herumstand.
Da vorne alles von alten Herren und vielen Kühen bewacht wurde, kraxelte ich durch den Wald auf die andere Seite hinauf und fand zunächst schon mal das hier.
Auch hier ist die Schneise schon stark eingewachsen.
Dann das: Die Stütze steht noch, aber die Station war leider bereits eingemauert. Wahrscheinlich hat man auch den „Schrott“ drinnen entsorgt. Ich verzichtete darauf, den Graben hinunter zu kraxeln und zoomte lieber.
Einerseits schade – das mit den Eiergondeln in der verfallenen Station hätte meine Kamera zum Glühen gebracht, aber das hier ist besser als nix...
Wieder zurück auf festem Boden.
In der Sonnenhitze ging es ins Tal zurück. Rechts kann man mit viel Phantasie die Stelle erkennen, wo die Bahn früher hochgekommen ist.
Blick nach oben. Hinter dem Gebüsch konnte man die alte Mittelstation erkennen.
Zoom zum Patscherkofel, wo die Trasse des Ochsenalmlifts ins Auge sticht. Rechts davon die 4SB, für die man den alten Gitterportalmastenlift Gott sei Dank nicht abgerissen hat. Der nun stillegelegte ESL steht auch noch herum. Der ESL Ochsenalm müsste links vom Schlepper schräg nach rechts oben geführt haben und endete rechts neben der Talstation des Gipfellifts.
Alte Muttereralmbahnschneise.
Weiter unten kommt dann schon die ehem. Talstation ins Blickfeld.
Blick nach oben – in 10, 20 Jahren gibt es da nichts mehr zu sehen.
Zum Abschluss noch ein paar Übersichtsbilder von Googleearth. Hier der untere Bereich des Schibergs.
Rot: LSAP, Blau: Neue Bahn.
Der Mittelteil.
Zu Farben gesellt sich Gelb hinzu und zeigt den Verlauf des Kurvenschleppers auf.
Der obere Bereich.
Man kann diese Übersichten übrigens auch auf ein älteres Jahr zurücksetzen, als noch der ESL und die beiden alten Schlepper standen. Von den neuen Anlagen ist da noch nichts zu sehen, aber die Muttereralmbahn ist schon nicht mehr da.
Blau: 4SB, Rot: ESL
Grün: Neuer Almbodenlift, Pink vmtl. der Verlauf des alten, oder?
Tja, leider verpasst, aber dafür hatte ich als Trostpflaster eine nette LSAP-Wanderung erlebt. Die Mittelstation noch ohne Mauer und mit den alten Gondeln und dem sonstigen „LSAP-Schrott“ drinnen wäre halt noch was gewesen. Aber hier gilt eben auch die Weisheit: Wer zu spät kommt...