Tja, der 40. war heuer fällig und so ging es bereits im letzten Jahr an die Planungen. Die Grundsatzfrage nach "geführt oder individuell" war schnell entschieden: Meine letzte "echte" mehrtägige Bergtour von Hütte zu Hütte liegt mindestens 25 Jahre zurück (damals noch mit meinen Eltern) und von daher zog ich die einfache, sichere, durchgeplante Variante der eigenen Organisation vor. Unter den zahlreichen Anbietern fiel bei mir die Wahl (wie auch bei Stäntn vor 2 Jahren) auf die Alpinschule Oberstdorf. Mit Stefan konnte ich einen meiner langjährigen Freunde als Mitstreiter gewinnen, so dass ich zumindest nicht "allein" gehen musste. Entschieden haben wir uns vorsichtshalber für die Sechs-Tages-Variante ohne Similaun-Gipfel - im Nachhinein war klar, dass wir das auch gepackt hätten. Vom Termin her haben wir uns für einen Abmarsch am Montag entschieden - in der Hoffnung, der "Masse" dann hinterher zu laufen. Naja, der Schuss ging etwas nach hinten los, diese grandiose Idee hatten auch viele andere... aber dank geführter Tour sind ja die Übernachtungsplätze in den Hütten reserviert.
Die Vor- und Nachteile einer Gruppentour waren uns im Vorfeld hinlänglich bekannt - aber um es gleich zu sagen: Nachteile gab es bei unserer Tour keine. Die aus allen Teilen der Republik zusammengewürfelte Gruppe war sehr homogen, lief ein für alle passendes und schnelles Tempo und unsere Mitwanderer waren einfach nur super nett und unkompliziert, was sich vor allem beim "Abendprogramm" sehr positiv ausgewirkt hat. Die Problemchen lagen für mich eher im Vorfeld - Kniebeschwerden, mangelnde Ausrüstung und die Frage, ob denn die Kondition auch ausreichen würde. Die Ausrüstungsfrage ließ sich in entsprechenden Fachgeschäften schnell klären, aber ernsthaft trainiert habe ich nicht - 3 Wanderungen im letzten halben Jahr (incl. Alpinforum-Bierwanderung) mussten genügen. So war mir bei der morgendlichen Anreise nach Oberstdorf doch etwas bange, ob ich mir denn nicht zu viel zutrauen würde - und auch manche Kommentare im Vorfeld aus dem Freundes- und Kollegenkreis haben mich nicht gerade ermutigt. Ich habe mir dann halt gesagt "einfach loslaufen...". Und auch das kann ich vorweg nehmen: "Did not finish" kam für mich nicht in Frage, die Knie hielten durch, die Kondition ebenfalls - auch wenn ich wohl einige Liter Schweiß losgeworden bin. Aber ohne Schweiß kein Preis, oder wie es Stefan immer so schön gesagt hat: "Wer Galeere bucht, muss rudern!".
Ach ja, ein Wort zum Wetter noch: Puuuuuuhhhh.... heiß.... es hätte nicht perfekter sein können



So, und jetzt genug des Geschwafels, hier die Bilder mit ein paar Anmerkungen - ich habe versucht, eine Auswahl zu treffen, es sind aber immer noch 120 Stück. Die Bildqualität ist leider nicht immer optimal - irgendwie kommt meine Kompaktknipse im Auto-Modus mit den unterschiedlichen Licht- und Farbverhältnissen nicht wirklich zurecht. Und für ewige Einzeleinstellungen hatte ich weder Lust noch Zeit.
Ach ja, bevor jemand fragt: Die Weizen-Fotos befinden sich natürlich im entsprechenden Topic im Allgemeinen Forum. Nicht dass hier der Verdacht aufkommt, wir hätten bei der Tour Alkohol getrunken...
Prolog
Am Vortag der Abreise: Der Rucksack ist gepackt, der Flachmann gefüllt, das Wetter für die kommende Woche zeigt sich schon mal. (Auf der Wiese hinter mir findet übrigens nächsten Winter der 1. AF-Langlauf-Weltcup statt - aber das ist ein anderes Thema...)
Tag 1, Montag, 22.07.2013
Nach einer mehrstündigen Anfahrt mit "Punktlandung" um halb zwölf an der Alpinschule geht es gegen halb eins in der Spielmannsau endlich los. "Einfach loslaufen..." Wie die Lemminge starten die ganzen Gruppen. Wir waren insgesamt in 2 Gruppen mit 20 Leuten unterwegs, dazu kamen noch einmal mehrere Gruppen einer weiteren Bergschule, ein oder zwei Schulklassen, ein paar kleinere Gruppen mit Einzelführer und natürlich etliche Individualisten. Wurde ganz schön voll auf den Hütten.
An der Materialseilbahn der Kemptner Hütte haben wir die Rucksäcke verladen und die Gruppe auf unsere 2 Führer Lorenz und Anja aufgeteilt - eine Hälfte etwas "flotter", die anderen etwas "gemächlicher". Aber nur offiziell - im Vergleich mit den ganzen anderen Gruppen waren wir alle schneller - meist etwas später losgelaufen als der Rest und dafür als erste am Etappenziel angekommen. Zur Kemptner Hütte geht es immer am Wasser entlang, zunächst durch Wald und dann durch den Sperrbachtobel, in dem sich meterdicke Lawinenreste halten.
Am Ausgang des Sperrbachtobels kommt das erste Tagesziel in Sicht - die Kemptner Hütte. Ein schöner Aufstieg für den ersten Tag zum "Einlaufen". Hier begann es etwas zu regnen. Alle anderen Gruppen vor uns haben angehalten, um Regenjacken anzuziehen. Wir haben lieber das Tempo forciert, den Blinker gesetzt und sind vorbeigezogen, um schnell die Hütte zu erreichen...
Und schon haben wir die erste kleine Etappe hinter uns und können uns bei einem geselligen Hüttenabend mit sehr gutem Essen und Service kennenlernen. Apropos Essen: Wir wurden auf allen Hütten immer ganz hervorragend verpflegt - sogar mit 3-Gänge-Menü!
Über der Hütte grüßt der Kratzer.
Nachdem das kleine Gewitter durch war, erwartete uns noch eine wunderschöne Abendstimmung. Der Muttlerkopf leuchtet in der Abendsonne.
Tag 2, Dienstag, 23.07.2013
Morgens um 06.45 Uhr ... Holzgau, da wollen wir hin.
Zunächst geht es einige Höhenmeter hoch zum Mädelejoch, ...
... wo sich der Blick durch das Höhenbachtal Richtung Holzgau im Lechtal öffnet. Hinten grüßen die Grießtaler Spitze (rechts) und die Holzgauer Wetterspitze (links).
Nach 1,5 Stunden erreichen wir die Roßgumpenalpe. Auf eine Einkehr verzichten wir, aber den zugehörigen Wasserfall schauen wir uns natürlich an...
...und auch die weiter unten folgenden Simmser Wasserfälle sind sehr sehenswert.
Unter der Hängebrücke hindurch erreichen wir den schmucken Ort Holzgau, wo wir nach 3 Stunden eine Brotzeitpause einlegen.
Nach der Einkehr geht es mit dem Kleinbus weiter nach Madau zur Talstation der Materialseilbahn Memminger Hütte - die Fahrweise unseres Chauffeurs würde ich mal als "rustikal" bezeichnen, übermäßig ängstlich sollte man als Fahrgast nicht sein

Im ersten Teil des Anstiegs gewinnt man schnell an Höhe. Hier mussten leider 2 Teilnehmer die Tour vorzeitig beenden, so dass wir nur noch mit 18 Personen weiter wanderten.
Stetig geht es weiter hoch, immer mit schönen Ausblicken.
Mit zunehmender Höhe kommen die Gipfel der Allgäuer Alpen wieder heraus. Hinten v.l.: Hochfrottspitze, Mädelegabel, Trettachspitze, Kratzer, Krottenkopf.
Schließlich kommt die wunderschön gelegene Memminger Hütte in Sicht, die wir bereits gegen 14.00 Uhr erreichen.
Von der Terrasse bieten sich schöne Ausblicke auf die Lechtaler Alpen.
Nachdem wir so früh dran sind, beschließen wir, noch den "Hausgipfel" Seekogel (2.412 m) mitzunehmen...
... von dem sich nochmals ein grandioser Blick über das Lechtal auf den Allgäuer Hauptkamm bietet.
Unter dem Gipfel grüßt die Memminger Hütte mit ihrer herrlichen Lage auf einem kleinen Hochplateau. Links oben die Seescharte (2.599 m), über die wir morgen weiter Richtung Inntal wandern.
Am Abend erwartet und erneut eine farbenfrohe Stimmung, ein Gewitter zieht auf und es regnet nachts.
Tag 3, Mittwoch, 24.07.2013
Nach der Nacht in der übervollen Hütte (es waren 180 Übernachter da bei 140 Schlafplätzen - zum Glück haben wir reserviert) erwartet uns am Morgen wieder schönstes Bergwetter. Vor dieser Etappe habe ich den meisten Respekt, schließlich geht es nach dem Aufstieg in die Seescharte fast 1.900 Höhenmeter hinab nach Zams ins Inntal. Gift für die Knie...
Aber zuerst erwartet uns gleich nach der Hütte eine Herde Steinböcke, die ruhig direkt 10 Meter neben uns äst. 19 Tiere zähle ich.
Und dann geht es in den schweißtreibenden Anstieg zur Seescharte. Wieder einmal scheren wir aus, um langsamere Gruppen zu überholen. Oben angekommen bin ich dann doch ganz schön außer Atem und bedanke mich herzlich bei Lorenz mit einem "Sklaventreiber".
Schließlich öffnet sich ein grandioser Blick in das Lochbachtal mit der markanten Silberspitze.
Die ersten 800 Höhenmeter geht es steil hinab, bevor wir die (noch geschlossene) obere Lochalpe erreichen.
Flotten Schrittes geht es weiter zur unteren Lochalpe, wo wir eine Brotzeitpause einlegen. Das erste Radler zischt auf "ex" rein und Lorenz hat ständig mit Getränkenachschub zu tun. Aber das macht ja nix, unseren Namen haben wir eh schon weg: Die "Gully-Gruppe".

Auf dem weiteren Weg durch das Zammer Loch bietet sich nochmal der Blick zurück zur Seescharte (links der Bildmitte).
Seescharte im Zoom.
Der weitere Abstieg nach Zams ist landschaftlich sehr reizvoll, nach und nach öffnet sich der Blick auf Landeck, Zams und das Inntal.
Die Kronburg wacht über Zams und das Inntal.
Und dann sind wir unten in Zams, schon wieder sehr frühzeitig um 14.00 Uhr. Nach zwei gemütlichen Hütten-Nächten erwartet uns hier das 4-Sterne-Hotel Jägerhof mit Hallenbad, Whirlpool, Sauna, Dampfbad usw.. Eine willkommene Abwechslung, die wir natürlich reichlich ausnutzen! Und auch die Knie haben den Abstieg problemlos überstanden. Dann steht ja der morgigen "Königsetappe" nichts mehr im Weg.
Tag 4, Donnerstag, 25.07.2013
Im Hotel ist natürlich nicht um 22.00 Uhr Hüttenruhe

Stütze der Venetbahn mit Zwischeneinstieg, an dem einige Wanderer anstanden. Die mussten wohl noch etwas warten, angesichts der Schlange in der Talstation.
Bei der Auffahrt ein schöner Blick zum Riffler.
Am Krahberg angekommen blickt man von der Terrasse zur Fisser Nordseite - die Adlerpiste hat noch eine Menge Schneeflecken. Wäre sicherlich was für die Restschnee-Fetischisten.
Weiter schweift der Blick über das Inntal zum Riffler, dahinter rechts der Arlberg.
Unten liegen Landeck und Zams, in der Mitte das Zammer Loch, darüber im Hintergrund die Seescharte, über die wir gestern gekommen sind.
Seescharte im Zoom.
Bei wieder einmal traumhaftem Wetter steuern wir unser Ziel, den Venet, an.
Nach rechts schweift der Blick ins Oberinntal.
Immer wieder ergeben sich herrliche Blicke in alle Richtungen - hier zurück zum Krahberg, Riffler und Richtung Arlberg.
Und auch die Sonnenterrasse mit Ladis wird sichtbar.
Schließlich erreichen wir nach einer knappen Stunde den 2.512 m hohen Venet. V.l.: Kerker, Regine, Stefan.
Das Panorama hier oben ist wirklich traumhaft. Hinten links (mit Wolkenhaube) die Zugspitze. Nach etwa einer weiteren Stunde treffen unsere beiden Gruppen sich dann auf der Galflun-Alm zum Kaiserschmarren.
Und ein Blick ins Hochzeiger-Skigebiet im Pitztal.
Noch ein Blick auf's Schönjoch und den oberen Teil der Frommes-Abfahrt, bevor uns unser Weg durch Wälder und Wiesen in Richtung Wenns im Pitztal führt.
Blick ins Pitztal...
... und Richtung Inntal.
An den ersten Häusern von Wenns angekommen, haben wir schon wieder 300 hm Auf- und 1500 hm Abstieg in den Beinen. Aber die Krönung steht erst noch bevor...
Mit dem Bus geht es in den Talschluss des Pitztales, nach Mittelberg, wo wir zunächst eine halbe Stunde gemächlich zur Gletscherstube aufsteigen und unser Gepäck in der MSB der Braunschweiger Hütte deponieren.
Aber dann geht es los... Mist, die ganzen anderen Gruppen sind schon wieder vor uns... schnell den Blinker setzen, rausziehen und vorbei

Der Aufstieg zur Braunschweiger Hütte hat es wirklich in sich. Entlang des Gletscher-Wasserfalles geht es steil nach oben, dann ein ebenso steiles Stück auf dem "wunderschön in die Natur eingepassten" Notweg, und zum Finale nochmal richtig steil hoch. Eigentlich macht man da nur Höhe und kaum Strecke. Ganz schön anstrengend, aber es geht schnell aufwärts. Die Sonne hat ein Einsehen und versteckt sich genau zur Zeit unseres Aufstieges hinter ein paar Wolken.
Am linken Bildrand in der Mitte sieht man die frühere Randmoräne des Mittelbergferners - so hoch stand der Gletscher hier einmal, und das ist noch nicht einmal so ewig her...
Schließlich erreichen wir die Ecke, an der sich der erste Blick auf die Braunschweiger Hütte...
...sowie den Mittelbergferner und den höchsten Tiroler Berg, die Wildspitze, öffnet.
Der Gletscher ist wohl im letzten Jahr unten massiv eingebrochen, nachdem er immer stärker unterspült war. Sieht nach einem gewaltigen Loch aus. Die Baustraße über den Gletscher wäre derzeit im unteren Teil nicht passierbar.
Das letzte Steilstück im Aufstieg hat mir dann beinahe den Rest gegeben - ich musste abreißen lassen, mich mit etwas "Quäl dich, du Sau!" motivieren und Lorenz hat mich in gemäßigtem Tempo bis zur Hütte geleitet. Letztlich haben wir den Aufstieg trotzdem in unter 2 Stunden geschafft. Den abendlichen "Dankeschön-Schnaps" haben sich Lorenz und Anja jedenfalls redlich verdient.
Auch von der Hütte aus bietet sich der herrliche Blick über den Mittelbergferner ins Pitztaler Gletscherskigebiet und zur Wildspitze.
Und wieder ein wunderschöner Hüttenabend mit toller Abendstimmung auf 2.759 Meter.
Tag 5, Freitag, 26.07.2013
Heute geht es noch früher los als sonst - Frühstück 05.45 Uhr, Abmarsch 06.30 Uhr. Der morgendliche Blick aus dem Fenster verursacht langsam den ersten Wetterkoller: Keine Wolke am Himmel - schon wieder so ein Mistwetter!
Frühmorgens scheint der Mond über dem Pitztaler Gletscher, die Sonne ist gerade aufgegangen.
Zoom zum Hinteren Brunnenkogel. Die Wildspitzbahn sieht schon spektakulär aus.
Wildspitze im Morgenlicht.
Wir steigen auf Richtung Rettenbachjoch (2.995 m). Immer wieder schweift der Blick zurück in die Gletscherwelt. Die Braunschweiger Hütte liegt nach wie vor im Schatten.
Und dann stehen wir wieder in der (Ski-)Zivilisation. Sieht schon krass aus hier am Rettenbachgletscher. (Einige Bilder dazu habe ich bereits im Schneesituation-Topic und bei den Neuigkeiten gepostet.)
Ein letzter Blick zurück auf die Pitztaler Gipfel...
...und dann geht es zunächst ein Stück auf dem Gletscher nach unten, bevor wir nach links queren. Absteigen? Nööööö! Da ist ein wunderbar steiles Schneefeld! Abfahren!!! Für manche ging das nicht ganz sturzfrei ab, aber wir hatten alle mächtig unseren Spaß

Und Anja "in Action".
So ging es dann ziemlich flott zur Talstation am Gletscherstadion, wo wir uns um kurz nach 8 Uhr morgens ein Weizen (bäh...Erdinger) genehmigten.
Schnell noch ein Dokumentationsfoto für die Eisbruch-Felsnasen-Fetischisten schießen...
Per Kleinbus geht es rüber zum Tiefenbachferner. Irgendwie sieht es hier oben im Sommer aus wie in einer Mondlandschaft. Die vielen Gebäude, die riesigen versiegelten Parkplatzflächen, alles wirkt irgendwie ziemlich trostlos. Schon eine komische Stimmung, ich bin froh als wir weiterlaufen und diese künstliche Erlebniswelt hinter uns lassen. Andererseits, im kommenden Januar werde ich wieder hier oben sein. Und wahrscheinlich gefällt es mir dann. Irgendwie paradox...
Schnell mal ein Gruppenbild machen, bevor wir den schönen Höhenweg nach Vent nehmen. Entfernungsmäßig haben wir heute eine ganz schöne Strecke zu bewältigen. Aber der Höhenweg lässt sich wunderbar laufen und entschädigt uns mit tollen Ausblicken.
Schon bald kommt der Similaun in Sicht - wir werden ihn zwar nicht besteigen, aber zumindest bei der Similaun-Hütte die 3.000-Meter-Marke knacken.
Nach einer ausgedehnten, aber flotten und landschaftlich herrlichen Wanderung sehen wir erstmals unseren nachmittäglichen Aufstiegsweg, kurz danach kommt auch das Bergdorf Vent ins Bild.
Bergsteigerdorf Vent - Winter und Sommer...
Nach einer ausgiebigen Mittagsrast machen wir uns auf den Weg Richtung Martin-Busch-Hütte. Sind zwar "nur" 600 hm Aufstieg, aber der Weg ziiiiieeehhhht sich elend lange hin. Was sehe ich denn da unterwegs? Heimatgefühle übermannen mich! Ochsenkopf! Der ist doch im Fichtelgebirge!
Also rein in das Tal...
Auf halber Höhe steht diese uralte Schäferhütte. In den Steinen haben sich zahllose Schäfer mit Initialen und Jahreszahl verewigt. Die älteste Zahl, die ich finden kann, ist 1848.
Und es zieht sich...
Lang und immer länger, zu sehen gibt es auch nicht allzu viel

Dann drehen wir das Rad mal rund 100 Jahre zurück! In der linken Bildmitte ist deutlich die Randmoräne des Similaungletschers zu sehen. So hoch stand der damals...
Und endlich taucht dann doch noch das Tagesziel auf: Die Martin-Busch-Hütte. Gerade noch rechtzeitig, denn es zieht wieder einmal ein Gewitter auf und es fängt leicht an zu regnen.
Blick ins Seitental - auch hier ist deutlich zu erkennen, bis zu welcher Höhe die Vergletscherung einst reichte.
Die Martin-Busch-Hütte hat sogar eigene "Haustiere", die in einem eingezäunten Bereich leben und ihre natürliche Scheu ziemlich verloren haben.
Das kleine Gewitter bescherte uns dann noch diesen Regenbogen.
Tag 6, Samstag, 27.07.2013
Der letzte Tag bricht an - inzwischen hat sich eine schnelle Routine der morgendlichen Abläufe eingestellt. Schade, dass die Tour schon bald zu Ende ist - ich könnte gerne noch eine Woche weiterlaufen. Noch einmal beginnt der Tag mit herrlichem Bergwetter.
Nach kurzer Zeit sehen wir schon den Sattel (links) mit der Similaunhütte im morgendlichen Schatten liegen.
Gemächlich steigen wir höher, teilweise über Schneefelder und zuletzt über ein Stückchen Gletscher, von dem aber auch nicht mehr allzu viel übrig ist - zumindest unter der 3.000-Meter-Grenze.
Am Similaun bzw. dem Aufstieg am Grat herrscht schon ordentlich Betrieb. Im Nachhinein betrachtet wäre der Gipfel auch für uns ein lohnendes Ziel gewesen. Aber hätte, wäre, wenn... der Erlebniswert der Tour ist auch ohne den Gipfel unvergesslich.
Gegen 9 Uhr haben wir die Similaunhütte erreicht und stehen damit bei 3.019 Metern auf dem höchsten Punkt der Tour an der Grenze zwischen Österreich und Südtirol.
Ein großartiges Bergpanorama tut sich Richtung Süden/Westen auf - hinten der Ortler.
Von der Materialseilbahn aus ein Tiefblick auf unser letztes Ziel, den Vernagtstausee im Schnalstal, mit seinem unglaublich türkisen Wasser.
Im Zoom: rechts der Ortler, links die Königspitze. (Wie heißt der mittlere nochmal?)
Zur Ötzi-Fundstelle - naja, wir haben sie ausgelassen. Was soll es da auch besonderes zu sehen geben?
Nach einer gemütlichen Pause inklusive Frühschoppen ging es dann auf zum finalen Abstieg, zunächst steil durch die Felsen und dann sanfter über Almwiesen und lichte Wäldchen, immer begleitet vom Blick auf den Vernagtstausee.
In der Scharte oben rechts steht die Similaunhütte.
Lorenz, unser "Kuhflüsterer"

Kurz vor dem Ende war dann auch endlich Gelegenheit für ein richtiges Gruppenfoto. Eine tolle Truppe!
Und dann... dann war am Tisenhof das Ende der Wanderung erreicht. Einfach so. Ganz unspektakulär. Wie beim Start "einfach loslaufen", jetzt am Ziel "einfach stehenbleiben". Eigentlich schade, es war viel zu schnell um.
Diesmal hatten wir den anderen Gruppen den Vortritt gelassen - und wurden dafür bei der Ankunft mit Applaus begrüßt

Nachmittägliches Kontrastprogramm in Meran

Tag 7, Sonntag, 28.07.2013
Tja, das war es dann schon. Viel gibt es nicht zu sagen, die Nacht war viel zu kurz (wann sind wir eigentlich ins Bett?), Busabfahrt Richtung Oberstdorf bereits um 07.00 Uhr. Mit Gewalt konnte ich die Augen noch durch den Vinschgau bis zum Reschenpass aufhalten, dann hat mich (und die meisten anderen) der Schlaf übermannt. Schade, wir konnten nicht einmal die luxuriöse Einrichtung unseres Reisebusses testen (war auch nicht in Betrieb...)

Etwas matt, aber glücklich und mit vielen neuen Erlebnissen und Erfahrungen kamen wir dann mittags zurück nach Oberstdorf, wo uns noch eine vierstündige Heimfahrt erwartete. Schee wars!
Epilog
Die Arbeit und der Alltag haben mich wieder, der Muskelkater ist vorbei, aber die schönen Bilder und Erinnerungen bleiben.
Natürlich kann man geteilter Meinung sein - der E 5 ist inzwischen wohl einer der am meisten frequentierten Wege im Alpenraum, eine Gruppe nach der anderen wälzt sich wie eine Kolonne Lemminge von Oberstdorf nach Meran - und überhaupt, dann noch mit geführter Gruppe, Rucksacktransport, Bus- und Taxitransfers und und und - das hat doch mit Bergwandern nichts mehr zu tun.
Sicherlich, wer will, kann das so betrachten. Aber das ändert nichts am Erlebnis, an der Schönheit dieser Tour und der Schönheit der Berge an sich. Und auch mit den Erleichterungen hat man trotzdem die Alpen zu Fuß überquert, und das ist eine Leistung, auf die man auch stolz sein darf. Wie man die Berge entdecken möchte, sei jedem selbst überlassen - für mich persönlich ist eine individuelle, einsame Tour ebenso gut vorstellbar, aber letztlich war diese Form die richtige, wie ich im Verlauf der Woche erfreut feststellen konnte. Gerade das Erlebnis und die Dynamik in der Gruppe mit den verschiedensten Menschen haben für mich auch einen wichtigen Teil zu dieser wunderschönen Wanderwoche beigetragen. Wie gesagt, jedem das Seine, mir hat's getaugt und ich kann eine Gruppentour subjektiv definitiv empfehlen. In Gedanken reifen schon die Pläne für nächstes Jahr - Berchtesgaden-Dolomiten oder Brenta-Gardasee sind heiße Kandidaten.
Abschließend an dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an meine Mitwanderer - ihr wart eine tolle und lustige Truppe. Ein ham' wer noch, zwei krieg'n wer noch...
Herzlichen Dank auch an unsere beiden Guides Anja und Lorenz für die souveräne Führung, die Organisation auf dem Weg und die persönliche, herzliche Art - der "Klugscheißer" sei dir hiermit verziehen
