der Sommerurlaub im Ausland zu COVID-19-Zeiten ist seit gestern vorbei und die Familienmitglieder haben fleißig ihre Fotos aufs NAS geladen - es ist also Zeit, mit der Berichterstattung zu beginnen. Ich denke nicht, dass ich alles auf einmal schaffe, wir haben aus den sechs Tagen bei wechselhaften Wetter glaube ich das Maximum rausgeholt. Kind 1 und Kind 2 meinten bereits, dass sie jetzt wirklich urlaubsreif wären...
Dort wo es passt werde ich die gemachten Touren mit dem Wanderführer "Wandern im Kaunertal - Genau mein Klima" verlinken. Obwohl die Website und die Tourbeschreibungen als PDF herunterladbar sind, kann ich die gedruckte Ausgabe sehr empfehlen. Für knapp 10 EUR erhält man die Touren als Buch und eine Wanderkarte dazu.
Kurzzusammenfassung
- 16.08.2020 Anreise nach Feichten und Piller Moor
- 17.08.2020 Weißsee und Verborgener See
- 18.08.2020 Fendler Alm Fendels und Klettersteig in Ladis
- 19.08.2020 Geltscherlehrpfad, Gletscherspalte und Holderli Seppl Klettersteig
- 20.08.2020 Gletschertöpfe, Staumauer, Karlesjoch, Seeles Seen und Sternenwanderung
- 21.08.2020 Weißseejoch und namenlose Gipfel, Quellalpin
- 22.08.2020 Wald-Pfad Fendels und Abreise
Bei wenig rosigen Wetteraussichten treten wir am Sonntagmorgen gegen 10:30 Uhr entspannt aus der Region Ingolstadt unsere Anreise ins Kaunertal an. Die verschiedenen Quellen mit Wetter-Informationen sind sich nur einig darin, dass das heiße Wetter der vergangenen Tage nun bald Geschichte sein sollte und ein empfindlicher Temperatur-Sturz bevorsteht. Über die A9 / A99 / A8 / A93 schieben wir uns mit zahlreichen anderen Touristen nach Österreich. Wie so oft, ist die Verkehrssituation nach Kiefersfelden auf der A12 schlagartig entspannt.
^ Ja, am Steuer sitzt ein Lama...
Nach guten fünf Stunden erreichen wir unser erstes Ausflugziel, das Piller Moor. Vom Parkplatz an der Piller Landstraße ist es sehr gut in nur wenigen Minuten Fußweg zu erreichen.
https://www.klimawandern-kaunertal.at/a ... dfs/89.pdf
Wir entscheiden uns an der Brücke für "links" und laufen zum Moorturm durch den Wald über verschlungene Pfade.
^ Das Wetter ist schon nicht mehr durchweg sonnig, aber noch schön auszuhalten, so dass wir auch eine Rast bei einer kühlen Quelle einlegen.
^ Eventuell sparen wir so heute abend auch die Beleuchtung beim Lesen, weil wir selbst ein wenig strahlen... Erfrischend ist es allemal.
^ Teile des Wegs sind "barrierefrei" ausgebaut...
^ ...und ermöglichen so auch Familien mit Kinderwagen einen Einblick in die Welt der Hoch- und Nieder-Moore.
Allerdings ist man auf dem Weg auch nicht eingesperrt und so kann man an bestimmten Stellen den eigentümlichen Untergrund selbst begehen. Die Tafeln sind durchweg informativ und vor allem die beschriebenen Pflanzenarten werden wir in den folgenden Tagen noch öfter sehen. Es ist auch recht leer auf dem Pfad, wir treffen vielleicht drei oder vier andere Wandergruppen. Abstand ist also vorerst kein Problem.
Nach 1,5h Stunden sind wir wieder am Auto und fahren weiter nach Feichten - vom leeren Piller Moor ins Hotel, wo wir gefühlt den letzten Parkplatz ergattern. Es ist auf jeden Fall voller als im Herbst zur Eröffnung der Skisaison, wir sind ein wenig überrascht. Masken gibts hier keine, statt dessen stehen an jeder Tür Desinfektionsmittelspender, aber das Salat-Buffet sieht aus wie immer. Am meisten überrascht ist Kind 1: "In der Schule machen wir so einen Aufstand und hier ist alles egal?!" Das werden also "Corona-Ferien" im eigentlichen Wortsinne, sechs Tage Ferien von Corona.
Übrigens ist gerade der letzte Koffer aus dem Auto getragen, als der Himmel seine Schleusen öffnet und es wie aus Kübeln regnet. "Was für ein Glück", denke ich. Wir sollten es fast den ganzen Urlaub über haben.
17.08.2020 Weißsee und Verborgener See
Am nächsten Tag regnet es als wir aufstehen, wir lassen uns also beim Frühstück wieder Zeit. Vor unserem ersten Ausflug steht ein Besuch bei der Touristen-Information an: Wanderführer kaufen und eine "Wochenkarte".
Zu Hause haben wir das etwas verwirrende Angebot an "Tickets" studiert. Es gibt die "Summer Card Gold", die "Gletschercard" und die "Kaunertaler Bergfreiheit". Die "Summer Card Gold" scheidet für uns aus, denn das Sommerangebot von Venet, SFL und Nauders brauchen wir nicht. Außerdem bietet diese Karte oben am Kaunertaler Gletscher nur einen Rabatt auf die Gondelfahrt. Die Fahrt mit der Falginjochbahn ist aber fest eingeplant. Diese wäre bei der "Gletschercard" enthalten, ebenso wie die Bahn in Imst und im Pitztal. Allerdings mit der Einschränkung 4 in 7 - wie will ich das alles in sieben Tagen schaffen? Also wird es die "Kaunertaler Bergfreiheit": Gletscherstraße, Fendels und Kaunertaler Gletscher so oft wir wollen in sechs Tagen, die günstigste Karte ist es noch dazu. Ob es sich jetzt wirklich gelohnt hat - mal sehen ob ich noch Muße habe, das auszurechnen. Zu kaufen gibts die allerdings an der Mautstelle...
Vor der Touristeninformation eine lange Schlange. Es dürfen immer nur vier Personen eintreten, der Rest wartet diszipliniert vor dem Eingang. Alle tragen einen Mundschutz, obwohl das nirgendwo angeordnet ist - ich beginne mich unter meinem Mundschutz ein wenig unwohl zu fühlen: "When in Rome, do as the Romans do" kommt mir in den Sinn - und jetzt stehe ich da im schönen Österreich in einer Schlange meiner deutschen Landsleute mit Mundschutz. Ich lassen den Mundschutz in der Jacke verschwinden, der böse Blick meiner Frau ist mir sicher.
Das schöne an der Kaunertaler Gletscherstraße ist im Sommer, dass sie auch den "fußlahmen" Erlebnisse quasi aus dem Auto heraus liefert. Während wir zum Skifahren zwar die Landschaft genießen, aber primär die Kehren bis zum Parkplatz abzählen (oder bis Kind 2 speit), haben wir diese Straße jetzt immer Sommer lieben gelernt.
^ Ein Erlebnis mit minimalem Fußaufwand ist die Runde um den Weißsee, den wir aufgrund des Wetters fast für uns alleine haben.
^ Barrierefrei ist das aber nicht mehr... perfekt zur Akklimatisierung.
^ Die Farbe ist der Hammer, ein echter Hingucker. In den nächsten Tagen wird der Weißsee immer mal wieder in den Blick kommen und als Orientierung dienen.
^ Und wer genau hinsieht, findet im See zahlreiche Bewohner. Die Murmeltiere um den See waren nicht so fotogen wie dieser amphibische Freund hier.
Da das Wetter besser wurde, brachen wir noch auf zum "Verborgenen See": https://www.klimawandern-kaunertal.at/a ... fs/127.pdf
^ Der Anfang des Weges führt sanft ansteigend im Tal des Krummgampenbaches bergan.
^ Aber hier wird es schon ein wenig ernster mit der erforderlichen Trittsicherheit
^ Aber freundliche Menschen setzen für uns Wanderwege instand, was für eine Arbeit.
^ Blick zurück Richtung Gletscherstraße - gerade bei unsicherem Wetter gibt ein Auto in Fluchtreichweite doch ein wenig Sicherheit...
^ Und nach dem letzten steilen Anstieg liegt er dann da, der "Verborgene See". Mit Bank für die Brotzeit und Restschneefeld...
^ Klar, magisch und einsam - Dank des Wetters sind wir alleine.
Auf dem Rückweg kommen wir in einen leichten Regenguss, der stürmische Wind tut sein übrigens zur Stimmung: Abenteuer pur - das Auto fast immer in Sichtweite.
^ Im Gepatschhaus wärmen wir uns mit Kaffee, Decken vom Wirt und einem Kaiserschmarrn, goldgelb wie wir ihn noch nie genießen durften. Wer nach drinnen will, muss die Maske aufsetzen - der Alpenverein ist ein wenig strenger als das Hotel...