Die Mineralquelle von Weissenburg im Simmental war schon im 19. Jahrhundert bekannt. Davon zeugt ein altes Hotel, das heute aber in einem desolaten Zustand ist. Bis vor einigen Jahren wurde das Mineralwasser auch in Flaschen abgefüllt. Die Abfüllanlage stand im Dorf Weissenburg, die Quelle selbst aber befand sich am Grund eines schluchtartigen Seitentales. Das Wasser wurde mit einer Rohrleitung zur Fabrik geleitet. Nun musste aber die Quellfassung für Wartungsarbeiten und zur Probenentnahme erreichbar sein. Lange konnte das nur über einen steilen und exponierten Pfad erfolgen. Als Abhilfe wurde durch die Firma Baco in Steffisburg eine der aussergewöhnlichsten Seilbahnen der Schweiz gebaut. An der linken Talseite verläuft etwa 140 m über dem Grund seit 1925 eine schmale, aber befahrbare Kiesstrasse . Die Station der Bahn befindet sich genau an der Stelle, wo sich in der Tiefe die Quelle befindet. Von dort spannt sie sich zuerst über die Strasse und dann über die Schlucht zu einer Spannstation am Gegenhang. Die einzige Gondel fährt aber nicht bis dorthin, sondern stoppt auf der Strecke, wenn sie sich genau über der Quellfassung befindet. Das Problem dabei: Der Bodenabstand beträgt an dieser Stelle circa 115m. Die Kabine wird darum mit einer Winde bis zum Grund abgeseilt bzw. anschliessend wieder hochgezogen! Als weitere Besonderheit ist das Zugseil in einer aufrecht stehenden Schlaufe geführt das zugleich als Tragseil dient. Das Laufwerk bewegt sich also auf dem oben laufenden, zur Station zurückkehrenden Zugseil. Tönt kompliziert, ist es aber nicht. Folgende Grafik erklärt wie es funktioniert. Der Einfachheit halber wurde die Streckenneigung und die Krümmung der Seile weggelassen.
^^Funktionweise der Quellenbahn Weissenburg. Im Prinzip ein Seilkran, bei dem anstelle des Hakens eine Gondel hängt.
Und nun die Fotos:
^^Unterwegs zur Bahn auf der erwähnten Strasse. Man erkennt gut den schluchtartigen Charakter des Tales.
^^Mehrere Tunnels müssen durchquert werden. In einem befindet sich der Eingang zu einem Armeebunker.
^^Aussenaufnahme der Station. Links das Laufwek der Gondel, rechts der Kommandoraum. (Foto M. Meier)
^^Blick aus dem Kommandoraum zur Spannstation. Der Einschnitt ist der Ein- und Ausstiegspunkt. Die Gondel wird dazu aus der eigentlichen Station herausgefahren und die Strasse mittels roten Ampeln gesperrt. (Foto M. Meier)
^^Die einzige Kabine in der Station (zusammengesetztes Bild). Ein- und aussteigen ist in dieser Enge wirklich nicht möglich. Man beachte auch das gefederte Gestell für das Aufsetzen auf dem Boden.
^^Der Windenteil des Laufwerks. Die Trichter nehmen Stangen auf, die die Bahn während der horizontalen Fahrt stabilisieren.
^^Der Antrieb der Bahn. Oben der Motor für die horizontalen Bewegungen, unten der der Winde mit der Seiltrommel. Dazwischen befindet sich der Notdiesel. (Foto M. Meier)
^^Und von hier aus wurde die Anlage gesteuert. Fehlt eigentlich nur noch der Sessel von Captain Kirk

Mit der Einstellung der Abfüllanlage, wurde auch die Seilbahn ausser Betrieb genommen. Damit wurde auch die kantonale Konzession aufgehoben. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer: In der Region hat sich ein Verein gebildet, der das alte Kurhotel renovieren und die Seilbahn reaktivieren möchte. Ich drücke ihm jedenfalls beide Daumen, denn es wäre schade, wenn diese technische Meisterleistung abgebrochen werden müsste.