Was gefunden wurde
"Fakt ist, dass einer der beiden Burschen den Plastiksack aus dem Fenster geworfen hat", erklärte Biathlon-Trainer Eder der dpa.
Über 100 Spritzen, 30 Schachteln mit Medikamenten (Asthma-Mittel und Anti-Depressiva), diverse Apparate für Bluttests und Transfusionen haben die italienischen Ermittler bei der Razzia Samstagnacht im Olympia-Quartier von Österreichs Biathleten und Langläufern gefunden.
Das erklärte der Turiner Staatsanwalt Raffaele Guariniello in einem Gespräch mit ORF-Italien-Korrespondent Andreas Pfeifer.
Razzia am Samstagabend
Die italienische Justiz war mit rund 30 Beamten eingeschritten, nachdem der wegen der Blutbeutel-Affäre bis 2010 für Olympia gesperrte ehemalige ÖSV-Biathlon-Trainer Walter Mayer in Turin aufgetaucht war.
Mayer wurde am Sonntagabend, nachdem er sich einer Polizeikontrolle in Kärnten durch eine erfolglose Flucht zu entziehen versucht hatte, vorübergehend festgenommen.
Justiz weist Vorwürfe zurück
Die österreichischen Proteste gegen das Vorgehen der Carabinieri bei der Hausdurchsuchung wurden am Montag von der Turiner Justiz zurückgewiesen.
Die Aktion sei mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und den Dopingbehörden abgestimmt gewesen, heißt es. In Italien drohen Sportbetrügern bis zu sechs Jahre Haft.
Wo sind Perner und Rottmann?
Dieser Umstand könnte auch der Auslöser für die Abreise der beiden Biathlethen Wolfgang Perner und Wolfgang Rottmann aus San Sicario gewesen sein. Weil die beiden ohne sich abzumelden von den Olympischen Spielen abgereist waren, wurden sie am Sonntagabend aus dem ÖOC-Team ausgeschlossen.
Wo die beiden Biathleten sind, ist vorerst unklar.
Während der ÖSV laut Langlauf- und Biathlon-Direktor Markus Gandler noch nicht über den Aufenthaltsort der beiden Biathleten Bescheid weiß, findet sich auf der Website von Perner der Hinweis, dass der 38-Jährige auf Grund seiner Nicht-Nominierung für die Staffel aus Turin abgereist sei.
Angst vor Festnahme
Biathlon-Cheftrainer Alfred Eder war schon am Sonntag vorsichtig in einer Beurteilung der Lage. Er bestätigte, dass es in den Einzelzimmern der zwei Athleten zur Beschlagnahme von "Produkten" gekommen sei. "Man kann nur hoffen, dass nichts Verbotenes drinnen ist, eine kleine Hoffnung besteht", so Eder in seiner ersten Stellungnahme.
"Die beiden haben nach den chaotischen Kontrollen das Schlimmste befürchtet. Wir wollten sie umstimmen, dass sie abwarten sollen, bis alles geklärt sei, aber in ihrem Alter sind sie für sich selbst verantwortlich", erklärte der Cheftrainer.
"Fakt ist, dass einer der beiden Burschen den Plastiksack aus dem Fenster geworfen hat", sagte Eder am Montag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Schröcksnadel: "Sollen sich stellen"
ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel bezeichnete am Sonntagabend dann auch die Anwesenheit Mayers im Haus der österreichischen Athleten als "äußerst dumm".
"Ich bin tief enttäuscht, aber ich stehe zu meiner Verantwortung als ÖSV-Präsident. In ein faules Obst Geld zu geben ist aber natürlich keine schöne Sache."
Mit einer Vorverurteilung müsse man vorsichtig sein, "aber wenn bei der Razzia wirklich unerlaubte Mittel gefunden wurden, sind sie weg", machte Schröcksnadel am Sonntag klar und sagte: "Sie sollen sich melden und zu den Dingen stehen, die sie gemacht haben."
Hinterher klüger
Bezüglich Mayer gelte, dass man hinterher immer klüger sei. "Wir hätten ihm klar sagen sollen, dass er daheim oder wenigstens auf der Tribüne bleiben soll." Fehler seien rundum passiert, auch vom an sich für Biathlon und Langlauf zuständigen Gandler, gab Schröcksnadel zu.
Quelle:
http://sport.orf.at/spiele06/060220-344/index.html