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Erbitterter Machtkampf um die Zugspitzbahn

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jwahl
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Erbitterter Machtkampf um die Zugspitzbahn

Beitrag von jwahl »

Der Münchner Merkur berichtet:
Erbitterter Machtkampf um die Zugspitzbahn
Polit-Fürsten wollen Vorstand trotz erfolgreicher Sanierung stürzen
Garmisch-Partenkirchen - Im Morgengrauen setzte sich die marode Hausbergbahn noch einmal in Bewegung - zu ihrer letzten Fahrt. Ein paar Minuten später montierten Spezialisten die erste der beiden Großkabinen vom Tragseil. So wurde am vergangenen Freitag kurz und schmerzlos eine Institution ausrangiert, die Hunderttausende von Wintersportlern ins Garmisch-Partenkirchner Skigebiet befördert hatte.

Während des Sommers will die Bayerische Zugspitzbahn AG (BZB) eine moderne Umlaufgondel errichten - als leistungsstarken Ersatz. Doch bei dem weltberühmten weiß-blauen Bergbahnunternehmen sollen nicht nur Maschinen ausgetauscht werden, sondern auch Manager - geht es nach dem Willen einiger lokaler Politfürsten.
Auf deren Abschussliste steht Finanz-Vorstand Rolf Vonau ganz oben. Er ist eine der Reizfiguren in einem erbitterten Machtkampf um die Führung der Aktiengesellschaft, die sich zu fast 100 Prozent im Besitz der Marktgemeinde befindet.

Vonau will eine Entscheidung bis Dienstag

Bis Dienstag soll sich entscheiden, ob der 55-Jährige weiter gemeinsam mit Technik-Vorstand Peter Huber (51) die Geschicke der Bergbahnen lenkt. Die Frist hat Vonau dem Aufsichtsrat gesetzt. Dem Kontrollgremium läuft nun die Zeit davon. Denn bislang haben sich die Mitglieder offenbar nicht zu einer Entscheidung durchgerungen.

Auf eine rein betriebswirtschaftliche Diskussion dürften sich Vonaus Widersacher kaum einlassen. In den vergangenen fünf Jahren hat der scharfsinnige Rechner und Analytiker die stark angeschlagene BZB (23 Millionen Euro Jahresumsatz) knallhart saniert. Die Verluste sanken von vier Millionen jährlich kontinuierlich - 2005 schlugen angeblich nur noch 300 000 Euro Miese zu Buche; die offiziellen Zahlen werden erst am Freitag präsentiert.

Doch die erfolgreiche Entwicklung der Bilanzen hatte ihren Preis: Mitarbeiter-Entlassungen in größerem Stil, Bergbahn- und Liftstilllegungen (Hausberg im Sommer, Wank im Winter), Verkauf der Eckbauerbahn - solche unpopulären Sparmaßnahmen kosteten den Vorstand im Olympia-Ort von 1936 viele Sympathien; vor allem an den Stammtischen der Einheimischen. Dort wird Vonaus nüchternes, distanziertes Auftreten häufig als "Arroganz" interpretiert.

Auch beim autoritär regierenden Bürgermeister von Garmisch-Partenkirchen, Thomas Schmid (CSU), ist der BZB-Vorstand in Ungnade gefallen. Letzter Auslöser: Vonau hatte die geplante Finanzierung der neuen, millionenteuren Hausbergbahn - die BZB pachtet die Anlage von den Gemeindewerken - abgelehnt und als eine Gefahr für das Unternehmen bezeichnet. Solche Querschüsse kann Schmid, Rathauschef und Aufsichtsratsvorsitzender in Personalunion, nicht gebrauchen.

Der frühere Karriere-Diplomat des Auswärtigen Amts braucht sichtbare Erfolge, um seine Macht über 2008 hinaus zu sichern. Dann stehen Bürgermeister-Direktwahlen an - und vor allem in der erfolgsverwöhnten CSU wächst die Ungeduld darüber, dass sich die von Hoffnungsträger Schmid versprochenen Segnungen für den Tourismus-Standort bislang nur schemenhaft herauskristallisieren.

In seinem politischen Überlebenskampf versuche Schmid verzweifelt, immer mehr Kompetenzen an sich zu reißen, ereifert sich die Opposition gebetsmühlenartig. Nun läuft Vonaus Vertrag zum 31. Dezember aus, im Jahr darauf der Kontrakt des anderen Vorstands Huber - beide gelten als eingeschworenes Tandem. Eine gute Gelegenheit also für den Rathauschef, die personellen Weichen bei der Zugspitzbahn neu zu stellen.

Dagegen fragen sich die politischen Sympathisanten der BZB-Führung, was der Ort mit dieser Entmachtung gewinnen würde. "Noch mehr Mitarbeiter können sie sowieso nicht mehr rausschmeißen", sagt ein einflussreicher Kommunalpolitiker. Derzeit stehen nurmehr rund 270 Beschäftigte in Lohn und Brot. Es sei besser, auf Kontinuität zu setzen und Vonaus Forderung nach einem neuen Fünf-Jahres-Engagement zu erfüllen - dieser Zeitraum ist die maximale erlaubte Vertragsdauer in einer Aktiengesellschaft.
Zumal sich Garmisch-Partenkirchen um die Ausrichtung der alpinen Ski-WM 2011 bemüht. Bis dahin soll das Skigebiet weiter modernisiert werden - auch mit teuren Beschneiungsanlagen.

Skigebiet soll weiter modernisiert werden

"Bei so vielen Baustellen können wir uns kein Chaos in der Unternehmensführung leisten", warnt ein Rathaus-Insider. Aufsichtsratschef Schmid lehnte am Freitag "jeden Kommentar zu Personalangelegenheiten ab". Er wehre sich auch dagegen, dass durch Spekulationen "Druck auf einzelne Aufsichtsräte" ausgeübt werde. Vonau beantwortete die Anfrage unserer Zeitung knapp: Er habe den Bürgermeister bereits vor drei Wochen über seinen Standpunkt informiert. "Für mich steht fest: Wenn ich bis Dienstag kein Signal über eine weitere Zusammenarbeit erhalte, werden sich unsere Wege leider trennen." Ganz kurz und schmerzlos?


VON ANDREAS BEEZ

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br403
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Beitrag von br403 »

Oh Hilfe, wie immer. Da gehts wieder nur um Wählerstimmen. Klar, die Einsparungen sind nicht Populär, aber immer noch besser, als wenn alles Pleite geht. Ist ja Wansinn, bei 23 Mio. Umsatz 4 Mio Verlust!!! Wenigstens ist das besser geworden...

Und Investitionen müssen sein, der Bau der Hausbergbahn ist ein Schritt in die richtige Richtung.
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Beitrag von Emilius3557 »

Sehe mich bestätigt. Politischer Einfluss auf Unternehmen ist egtl immer schlecht und dass die BZB zu 100% der Gemeinde gehört auch. Da wäre die CDA als Großinvestor doch irgendwie sinnvoller, finde ich.

Irgendwie finde ich den Artikel mal wieder typisch für die Wirtschaftslage in Deutschland: "die Einheimischen regen sich über den Sanierungskurs auf". 4 Mio. Verlust pro Jahr? Wer soll die bezahlen? Wächst in Garmisch das Geld auf Bäumen? Wie weit von der Realität sind viele Leute bei uns im Land entfernt? *kopfschüttel*
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Alpinfreak
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Beitrag von Alpinfreak »

Oberbayrisches Volksblatt, vom 28.April:
Vonau gibt Chefsessel preis


VON ANDREAS BEEZ Garmisch-Partenkirchen - Der Machtkampf um den Chefsessel bei der Bayerischen Zugspitzbahn (BZB) ist entschieden: Finanz-Vorstand Rolf Vonau (55) wird sein Arbeitsverhältnis vorzeitig beenden und scheidet zum 30. Juni aus der Aktiengesellschaft aus. Er geht trotz beachtlicher Sanierungserfolge: Gerade hat die BZB ihre offiziellen Zahlen vorgelegt. Demnach ist der Jahresfehlbetrag für das Geschäftsjahr 2004/2005 auf knapp 400 000 Euro geschrumpft. Vor fünf Jahren lag er noch bei vier Millionen.


Viereinhalb Jahre lang hatte Vonau Sanierungsarbeit geleistet. Dennoch gaben seine Zukunftsaussichten als BZB-Boss seit Wochen Anlass zu Spekulationen. Wie Bürgermeister und Aufsichtsratschef Thomas Schmid erklärte, habe ihm Vonau am Donnerstagabend mitgeteilt, dass er definitiv einen neuen Job antreten wolle. Um bei einem Produktionsbetrieb in Konstanz am Bodensee einzusteigen, hatte er um eine vorzeitige Beendigung seines Arbeitsverhältnisses gebeten. Der bislang gültige Vertrag läuft bis Jahresende.

Noch wenige Tage vor dem Gespräch mit Schmid und Gemeindewerke-Chef Wotan Lichtmeß hatte Vonau indes mehrfach erklärt, dass er sich durchaus vorstellen könne, bei der BZB zu bleiben. Bedingung sei allerdings ein Fünf-Jahres-Vertrag.

Nach dem endgültigen Schlussstrich will Bürgermeister Schmid nun einen Personalvermittler engagieren, der ihm möglichst schnell geeignete Nachfolgekandidaten suchen soll. Vorerst springt Technik-Vorstand Peter Huber als alleiniger BZB-Boss ein. In den kommenden Monaten muss sich der Diplom-Ingenieur um den Bau der neuen Hausbergbahn kümmern. Gemeindewerke-Chef Wotan Lichtmeß soll ab Juni den Platz von Ex-Lufthansa-Chef Frank Seher im Aufsichtsrat übernehmen. Dieser Schritt setzt erste Zeichen. Denn: Nach Aktienrecht kann ein Mitglied des Interims-Lösung mit Huber und Lichtmeß? Aufsichtsrats zum "kommissarischen Vorstand" bestellt werden. So könnte Lichtmeß Interims-Chef neben Technik-Vorstand Huber werden. "Das wäre eine Option", erklärte Aufsichtsratsvorsitzender Schmid. Allerdings sei auch eine hausinterne Lösung möglich. Immerhin dürfte ein "kommissarischer Vorstand" maximal ein Jahr im Amt bleiben. Bis dahin müsste ein neuer BZB-Chef engagiert sein.
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