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Argentière/Grands Montets, 17.4.-19.4. 2006

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Gletscherfloh
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Argentière/Grands Montets, 17.4.-19.4. 2006

Beitrag von Gletscherfloh »

Anfahrt: Von Bourg St. Pierre mit Taxi nach Orsieres, dann mit Zug nach Martigny, dann mit Zug (Mont Blanc Express) über Chatelard (Grenze) und den Col des Montets nach Argentière

Wetter: sonnig, erster Tag Wolkenbänke, zweiter Tag anfangs wolkenlos, dann Cumuluswolken

Temperatur: Morgenfrost, später bis über 2000m Plusgrade, auf 3200 m -4 Grad am frühen Nachmittag

Schneehöhe: Tal: 0-100cm (Reste des Winterschnees); Lognan: 230cm; Bochard: 480cm; Grands Montets: 490cm

Schneezustand: Pulver (trockener Altschnee), Firn, Sulz, je nach Tageszeit, Höhe und Exposition

Geöffnete Anlagen: alle (mit Ausnahme der Übungslifte im Tal)

Offene Pisten: alle

Wartezeiten: an den normalen Anlagen keine, an der Gipfelbahn zum Grands Montets maximal 15 min

Gefallen: Freeride-Gebiet der Extraklasse mit mehr als 1000 m Höhenunterschied abseits der Piste und unerschöpfliche Variantenzahl; extreme Landschaft; "coole" Atmosphäre; französisch-englische Mischung;

Nicht gefallen: mehrere Tage kein Neuschneefall

Fazit: Ein absolutes Muss für jeden Alpin- und Tiefschneefreak, Wiederholungsgarantie

Am Nachmittag des Ostermontag gings gleich weiter mit der Anreise ins Tal von Chamonix. Mein Ziel war Argentière am Fuss des Grands Montets, das Bergdorf im Schatten des grossen, "urbanen" Chamonix.

Bereits die Anreise mit dem MontBlanc-Express (mit Zahnradbahn-Teilstrecken) war ein Erlebnis der Extraklasse. Grenzbedingter (hm ... aber keine Passkontrolle) Umstieg in Le Chatelard.
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In Argentière angekommen bezog ich Quartier im Gite le Belvedere, einer einfachen Nächtigungsmöglichkeit mit unschlagbaren 13,25 Euro pro Nacht.
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Am nächsten Morgen sah das Wetter vielversprechend aus. Die ersten Sonnenstrahlen erreichen um 7h00 den Gipfel der berühmten Aiguille Verte (4122m). Darunter das Skigebiet von Argentière mit der Aig. des Grands Montets (3295m) und der Seilbahnbergstation.
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Überblicks-Panorama des Skigebiets: Die geringe Anzahl an Anlagen täuscht. Die Grands Montets ist der geniale Skiberg schlechthin, eine Pyramide mit drei (bzw. vier, wenn man Pas de Chevres dazuzählt) riesigen Seiten, die jede für sich unzählige Abfahrtsmöglichkeiten bieten. Mit Ausnahme der offensichtlichen Felsköpfe und -wände ist de facto jeder Quadratmeter befahrbar und wird auch befahren.
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Pünktlich zu Betriebsbeginn um 8h45 fand ich mich an der Talstation der Seilbahn zur Mittelstation Lognan (1973m) ein. Mittlerweile waren Wolken aufgezogen und so fuhr ich zunächst mal mit der EUB auf den Bochard (2760m).
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Die Abfahrt auf der leeren und perfekt präparierten Piste war ein Traum. Aber ich war ja nicht zum Pistenfahren hier, sonderen für die eigentliche Spezialität des Gebietes, den schier unerschöpflichen Off-piste-Möglichkeiten. Mittlerweile hatten sich im Lavancher-Sektor die Wolken verzogen und ich begab mich auf die erste Off-Piste-Variante. Da es einige Tage schon keinen Neuschneefall mehr gab, war - wie erwartet - das Gelände bereits grossflächig verspurt.
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Weiter oben fand ich jedoch - nach langen Querungen - ein noch wenig unverspurtes in kleinen Couloirs mit durchaus anregender Steilheit.
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Mittlerweile hatten sich die Wolken fast gänzlich verzogen und ich wollte endlich auf den Gipfel der Grands Montets selbst hinauf. Dafür muss man zusätzlich nochmal ein Top-Ticket um 5 Euro kaufen. Und dann nach kurzer Wartezeit (zu Spitzentagen bzw. nach Neuschnee meist sehr langer Wartezeit) kanns losgehen.
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Die Gondel überwindet in knapp 6 Minuten ca. 1300 m Höhenunterschied. An der Bergstation erwarten einen abenteuerliche Panoramablicke.
Von oben nach unten:
Blick auf Drus (3754m) und MontBlanc (4809m, davor die Aig. du Midi, 3842m)
Tal von Chamonix
Kessel des Glacier d'Argentière
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Als erste Abfahrt wählte ich die Riesenflanke des Glacier des Rognons, wo auch die offiziellen Pisten "Pointe de Vue" und "Pylônes" (die sich erst später trennen) hinabführen. Um zu der von mir gewählten Variante "Combe du Cordier" zu kommen ist zunächst eine Querung (Länge je nach Lust und Laune und Verhältnissen) notwendig. Die Abfahrt ist an sich skitechnisch nicht schwer, aber die objektiven Gefahren in Form von Gletscherspalten ("man eating crevasses") und Serac-Stürzen bzw. Eislawinen von den Eiswänden der Aiguille Verte verleihen der Route eine "atmosphere 'russian roulette'" (Zitat aus dem Skiführer Chamonix-Hors pistes/off pist von F. Burnier und D. Potard).
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Rückblick zur Grands Montets mit dem Col des Grands Montets, wo die Einfahrt in diesen Sektor beginnt.
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Auf einer Höhe von ca. 2600m erreicht man dann die Zunge des Glacier d'Argentière, die man weiter - vorbei an Gletscherbrüchen - bis zur offiziellen Piste verfolgt. Entlang dieser kommt man zurück zur Mittelstation Lognan.

Auch die Nordwestflanke des Berges bietet atemberaubende Abfahrtsmöglichkeiten über zwei (kleinere) Gletscher (Glacier de la Pendant und Glacier de Lognan).

In der Variante LaFace am Glacier de Pendant. Hier fand ich noch einige größere unverspurte Bereiche.
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Rückblick aus der Variante LaFace zum Gipfel.
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Auch am zweiten Tag herrschte Traumwetter. Wieder startete ich meinen Skitag mit einer Fahrt auf den Bochard.
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Als Variante im Nordostsektor (Glacier des Rognons) wählte ich diesmal die "Moraine des Rognons", wo es durch steile, felsbegrenzte Couloirs direkter zur Gletscherzunge des Glacier d'Argentière runtergeht. Eindrucksvoll die Seracs der Gletscherzunge. Diesen kommt man dann entlang der weiteren Abfahrt schauerlich-schön nahe.
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Als letzte Abfahrtsroute wählte meines Aufenthaltes wählte ich dann die "Combe des Rachasses", wo es durch hohes Ausqueren aus dem obersten Bereich der LaFace ebenfalls noch einiges an unverspurten Höhenmetern zu finden gab. Rechts an den Felsen die Route "Combe des Rachasses", die sehr nett in einem Riesenwindkolk zwischen Gletscher und begrenzende Felswand entlangführt.
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Weiter über die total verspurte (bwz. verbuckelte) Route "Combe des Amethystes" gehts dann zur gemütlichen (abseits gelegenen) Hütte "Chalet Refuge de Lognan" (2032m), wo ich eine letzte Pause auf der Sonnenterasse einlege. Von der Hütte gehts dann auf einer weiteren Variante ("Combe de l'E.H.M.") bald durch lichten Lärchenwald runter zur einzigen, offiziellen (und präparierten) Talabfahrt, namens "La Pierre à Ric". Trotz relativ tiefem Sulz ist diese erstaunlich gut zu befahren. Blick zurück auf einen Hang der Talabfahrt, im Hintergrund die Aiguille de Chardonnet (3824m).
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Nach Einsammeln meiner Utensilien habe ich dann noch etwas Zeit mich an einer Sonnenterasse im Ort bei Bauernbrot und savoyardischen Käse (stinkt so toll wie er schmeckt :wink:) von den Strapazen zu erholen und mich auf die Reise nach Zermatt vorzubereiten.

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Chasseral
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Beitrag von Chasseral »

Vielen Dank für diesen eindrucksvollen Bericht. Zu den "man eating crevasses" habe ich ein aktuelles Beispiel: Mein Cousin war in der vergangenen Woche auch im Skigebiet Grands Montets; er war zusammen mit dem Mann meiner Cousine dort. 5 Arbeitskollegen von letztgenanntem waren auch dort und sind im Tourengebiet über den Gletscher abgefahren. Mein Cousin und sein Schwager sind jedoch nur Pisten gefahren und das war auch ganz gut so. Die 5 Kollegen hat's nämlich bei Spaltenstürzen erwischt. 3 sind tot und die anderen beiden schwerverletzt. Ich weiss nicht, ob dieses Vorkommnis dort irgendwie Bekannt wurde. Die genannten Personen kommen alle aus Genf. Auf jeden Fall hat es einen umfangreichen Hubschrauber-Einsatz gegeben.
Zuletzt geändert von Chasseral am 24.04.2006 - 17:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von sigma2 »

Danke für den tollen Bericht. Die Praxis mit das die PB auf die Grande Montets extra bezahlt werden muss nervt neben den oft langen Wartezeiten, jedenfalls in der Hauptsaision sehr. Dafür ist das Panorama und der Höhenunterschied einfach klasse.

Freue mich schon auf deinen Bericht aus Zermatt.
Emilius3557
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Beitrag von Emilius3557 »

Danke für den atemberaubenden Bericht. Das Off-Pisten-Terrain sieht mir allerdings alles andere als ungefährlich aus, auf einigen Photos sieht man sehr deutliche Spalten und ich meine jetzt nicht die Séracs und Eisbrüche. Die Gefährlichkeit d. Geländes bestätigt die traurige Anmerkung von Chasseral.
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Gletscherfloh
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Beitrag von Gletscherfloh »

Danke für euer Interesse.

@Chasseral: Im Ort selbst hab ich von dem bestürzenden Unfall nichts mitbekommen. Allerdings habe ich an einem Tag (ich glaub es war der Mittwoch) starken Helikopterverkehr der P.G.H.M. (Peleton de Gendarmerie de Haute Montagne) im Kessel des Glacier d'Argentière wahrgenommen. Eventuell stand das im Zusammenhang mit dem von dir erwähnten bedauerlichen Unfall ?

@sigma2: Ich hoffe, dass ich den Zermatt-Bericht heute abend online stellen kann (muss mal schauen, ob ich noch irgendwo freien webspace ungenutzt "herumliegen" habe

@Marius: das Gebiet zählt sicher zu den gefährlicheren Freeride-Arealen der Alpen, was sich nicht zuletzt in den traurig hohen Unfallzahlen niederschlägt. Der von mir erwähnte Skiguide drückt die Gefährlichkeit des Gebietes (v.a. durch Gletscherspalten, aber auch durch Lawinen, Seracfälle etc.) eindrucksvoll lakonisch aus: "... high-mountain environment, where what one can see, hear and feel is often not enough for safety."

Tatsächlich sind die Zugänge zu den Gletschervarianten durch entsprechende Absperrungen (nicht im Sinne eines Verbots, sondern damit sich niemand unbewusst in Gefahr begibt) gesichert und es wird auf grossen Warntafeln auf die Spaltengefahr und die Eigenverantwortlichkeit der Skifahrer hingewiesen.

Tatsächlich waren bei allen Gletschervarianten ab und an offensichtliche Spalten (unterschiedlichster Grössen) zu überqueren. Ausserdem fand sich der "unverspurteste" Schnee natürlich noch am ehesten in direkter Nähe von Spaltensystemen, was einen ausgesprochenen Anreiz darstellte dort hinzufahren ... :?. Spätestens seit meinem Spaltenbergungskurs vorigen September hab ich grössten Respekt vor der Spaltengefahr und gerade die Unabwägbarkeiten dieser Gefahr macht Skifahren auf Gletscher ceteris paribus immer gefährlicher als im unvergletscherten Bereich. Bis zu einem gewissen Grad hab ich auf die enorme Schneelage und gute Schneequalität (gesetzer Pulverschnee oben und tragbarer Firn unten) vertraut sowie auf einen gewissen "Riecher" als "Laienglaziologe" und das Restrisiko bewusst in Kauf genommen.

Neben den Gletschervarianten gibt es allerdings auch unzählige und ebenfalls lohnende Off-Piste-Varianten im unvergletscherten Bereich (insbesondere im Lavancher-Sektor). Immerhin war die Lawinengefahr (Lawinenwarnstufe 2) bei dem Grad der Verspurtheit der meisten Hänge mehr oder weniger fast ausgeschlossen.
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Beitrag von Chasseral »

Die von mir erwähnten Spaltenstürze sind am Ostermontag passiert.
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Gletscherfloh
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Beitrag von Gletscherfloh »

Ich hab jetzt noch freien webspace gefunden, daher gibts auch noch paar Bilder zu Argentière.

Blick zum Col de Chardonnet, links die Aig. de Chardonnet (3824m), rechts die Aig. d'Argentière(3900m). Die Route über dieses Col ist Startetappe des ersten Tages der Haute Route Chamonix-Zermatt.
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Nochmals die Aig. d'Argentière oberhalb des Glacier d'Argentière.
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Blick vom Grands Montets-Gipfel (Aussichtsplattform die man über Treppen von der Bergstation erreicht) nach Westen. Am Rand des linken Bilddrittels der Gipfel Le Brévent (2525m). Berühmter Skiberg (und Montblanc-Aussichtspunkt) direkt oberhalb von Chamonix.
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Blick ins Tal von Chamonix mit den Pisten des Skigebiets von Les Houches (Austragungsort der Kandahar-Weltcup-Abfahrt Chamonix)
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Blick von der Piste "Bochard" zum Col de Montets (1461m, Passübergang) und ins Skigebiet Domaine de Balme (rechts) von LeTour (seit 2004 direkte Verbindung von Vallorcine durch EUB). Etwas oberhalb lässt sich auch die Staumauer des Lac d'Émosson in der Schweiz (berühmte Seilbahnanlage führt da hinauf) erkennen.
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Nocheinmal die Grands Montets Seilbahn oberhalb des Glacier de Lognan.
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Beitrag von GMD »

Das mit dem umsteigen in Le Châtelard hat historische Gründe. Dort verläuft nämlich die Besitzgrenze zwischen der schweizer und der französischen Bahn. Seit einigen Jahren gibt es zwar ein paar durchgehende Züge pro Tag, aber dem gingen jahrzehntelange (!) Streitereien voraus.
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Beitrag von TPD »

Und es können nicht alle Fahrzeuge die ganze Strecke befahren.
http://www.skichablais.net, die Bergbahnen der Region Chablais und Umgebung.
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gerrit
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Beitrag von gerrit »

Mit etwas Verspätung habe auch ich Deinen Bericht über Argentiere verschlungen. Ist wirklich ein tolles Gebiet, aber auch ich habe großen Respekt vor den Spalten und würde dort nicht besonders gerne ohne Führer herumkrebsen. Hast Du eigentlich auch die Variante hinunter ins Valle blanche in Erwägung gezogen?
Daß wir echt waren, werde ich auch noch erfinden! (Josef Zoderer)

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Gletscherfloh
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Beitrag von Gletscherfloh »

gerrit hat geschrieben:Mit etwas Verspätung habe auch ich Deinen Bericht über Argentiere verschlungen. Ist wirklich ein tolles Gebiet, aber auch ich habe großen Respekt vor den Spalten und würde dort nicht besonders gerne ohne Führer herumkrebsen. Hast Du eigentlich auch die Variante hinunter ins Valle blanche in Erwägung gezogen?
@gerrit, bezüglich Spalten hab ich die gleiche Einstellung wie du, ich bin da auch nicht so mir nix dir nix reingefahren, sondern hab mir die Sache erst sehr genau angeguckt. Schneemenge- und -bedingungen (5m, deutlich gefestigter Schnee, unten auf dem Argentière-Gletscher gefrorene Schneedecke/Firn) hätten eben nicht optimaler sein können.

Einmal (auf der Zunge des Argentière-Gletscher) bin ich unverschämter Weise einer geführten Gruppe "nachgefahren" die eine "direkte" Spaltenbruch-Route (die war eh auch schon ausgefahren) gewählt hatte (damit ich wenigstens ein bisschen Vallèe Blanche-Feeling hatte ...).

Vallèe Blanche hab ich schon in Betracht gezogen (durchaus mit Überlegung mich einer geführten Gruppe anzuschliessen, die Kosten mit 60 bis 80 Euro sind ja vertretbar). Angesichts meiner nur 2 Tage reinen Skizeit dort aber wieder verworfen. Am zweiten Tag wär zwar ideales Wetter dafür gewesen, aber es hätte eben den ganzen Tag gekostet und angesichts der Schneesituation wär es nur eine mehr oder weniger ausgefahrene "Buckelpiste" in grossartiger landschaftlicher Umgebung gewesen.

Pas de Chevres hab ich auch verzichtet und zwar weil ich gefrorene "Verspurungen" am Vormittag im oberen/mittleren (Rinnen-)Bereich vermutete und später am Tag (wenns oben evtl. gut gewesen wäre) dann grundlosen Sulz bei der Überquerung des Mer de Glace mit der entsprechenden unkalkulierbaren Spaltensturzgefahr.

Ausserdem hatte ich ja schon genug Mühe die wichtigsten der interessanten und tw. erst halbverspurten anderen Routen an der Grands Montets zu befahren. Da tat's mir allerdings leid, dass ich allein war: Diese eine Route ("Pente aux Pisteurs"), wo man von der Aussichtsterasse über einen Art Klettersteig zu einer Sprengstation klettern muss und dann eine kleine Firnflanke abfahren kann sah schon extrem toll aus. Die hätte ich gerne mit entsprechender Führung (und evtl. Seilsicherung auf dem doch ausgesetzten Grat) gemacht.

Alles in allem erscheint mir Grands Montets als "Benchmark" was hochalpines Variantenfahren angeht. Mal sehen, vielleicht schaff ich es nächstes Jahr wirklich La Grave zu besichtigen (dort würd ich allerdings wirklich eine geführte Gruppe in Form eines Pakets präferieren).
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Beitrag von BlauschneeSäntisälbler »

la grave kann man (mann und frau) nicht mit dem grande montets vergleichen

la grave ist eher etwas für leute die nicht gerade `puristen`sind, aber einfach das theater in argentiere nicht mitmachen wollen.

wenn du einen tag in serre che warst oder womöglich in alp d huz (schwäbisch) dann willst du nur noch nach la grave sein!!-

DAS IST DER WAHRHEIT :lol:

schon allein der parkplatz in la grave verschlingt etwa nur 8% der autos die am grande montets parken könnten (vom skibus mal abgesehen)

einzige ausnahme wenn dir die kondition in la grave ausgeht (so gings mir - bin halt ne ehrliche haut) dann tut so ein tag mit 80% piste zur erholung sehr gut)

wenn du in deiner unterkunft von la grave; bilder von deiner vermieterin
siehst, wie sie den la meije von der südseite besteigt und dann mit dem snowboard vom höchsten punkt (der mnit ski oder board erreichbar ist)abfährt dann weißt du das la grave ANDERS ist...

in la grave oder dem ort darüber gibts vielleicht 500 betten (wenn überhaupt) ALLES KLAR

das skigebiet ist natürlich auch sehr gefährlich ...
(wollte ich eigentlich erst im la grave topic - gibts ab dem 1.5. erzählen)
immer wieder verfahren sich leute; wie in meinem beispiel mit 2 kindern
und hängen dann im warsten sinne des wortes fest. dann siehst du das ganze direkt von der seilbahn aus: die seilbahn von la grave ist glaub so wie die im pitztal... sprich immer 5 alte (1977 erbaute) 6 er Gondeln in die man langsam einsteigt ..gegen ende der durchfahrt im tal oder der mitte oder am berg sollte man gas geben... so ergibt es sich daß man (mann oder frau - leicht verschwitzt - [außer man hat bei der ausfahrt den skischuh zwischen die türen gehauen - dann bleiben die türen offen (was angeblich in österreich zur abschaltung der ganzen bahn führen würde) - so bleibt die aussicht auf rateau und meije - manchmal 50 meter tief]

die 3 waren komplett in der schei... wir sprachen mit denen und als wir oben waren wurde hilfe geschickt ....

die sache ging glaube ich gut aus...

chamonix muß man kennen - aber nicht lieben

la grave kann man lieben lernen...

ja so ist es!!!


mein vater hat das vallee blanche gemacht.. und hat in le tour (mit meinem onkel aus frankreich) die leute aus der lawine in le tour geholt...

ich kann bei gelegenheit mal ein paar bilder vom grand montets (märz 2005) reinstellen aber die sehen mich so lange sie extra kohle für die obere seilbahn verlangen (und das sogar bei fast null sicht und fast einer stunde anstehen) quasi NIE mehr!!

und das als france fan :wink:

PS dann lieber nach flaine!! (hat auch noch 4 meter und immer noch offen)
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Beitrag von BlauschneeSäntisälbler »

Zum Thema Spaltengefahr!

Aus nicht bestätigten Kreisen habe ich erfahren, daß es bisher ca. 60 Tote in Frankreich gegeben hat (nur in diesem Winter) ...

auch in La Grave hat es bereits tödliche Unfälle gegeben...

Die Bilder sind also mit Vorsicht zu genießen!

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Gletscherfloh
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Beitrag von Gletscherfloh »

@Blauschnee:

Auf deinen La Grave-Bericht warte ich schon ganz gespannt sei ein paar Tagen :wink:. Allein von den Umständen her, erscheint mir La Grave persönlich als geradezu "idealer" Skiort nach meinem Geschmack (Schnee- und Wetterverhältnisse müssten dann halt passen ...)

Für Argentière hab ich bewusst die Nachsaison ausgewählt, um die Wartezeiten und den extremen Trubel auszuweichen. Wie gesagt, maximale Wartezeit an der Gipfelbahn: 15 min von der Kartenkasse bis zur Losfahrt der Gondel. An allen anderen Liften war es meist überhaupt beinah menschenleer. Noch ein Beispiel das zeigt wie wenig los war: Zufällig hab ich jemanden am GM-Gipfel getroffen, den ich am Vorabend beim Abendessen kennen gelernt hatte. Es macht einfach einen grossen Unterschied aus zwischen Haupt- und Nebensaison (grad für mich, wo ich ziemlich empfindlich auf Massenansammlungen reagiere ...).

Zu deiner Opferzahl in den französischen Alpen: Ich glaube, du meinst die Zahl der Lawinenopfer. Diese war heuer hier in der Tat extrem hoch (ich war irgendwo was von 40 gelesen). Ein Grund war wahrscheinlich die extrem geringe Schneelage (führte zu schlechtem Schneefundament), die dann plötzlich durch Starkschneefälle abgelöst wurde. Ich glaub in der Zeit gabs dann viele Lawinenunglücke.

Zu der Zeit, wo ich dort war, herrschte in der Umgebung von Chamonix offiziell Lawinenwarnstufe 2. Im stark verspurten Gelände der Grands Montets war eine ernsthafte Gefährdung durch Lawinenabgänge im Prinzip nicht gegeben (viele Hänge wiesen überhaupt buckelpistenähnliche Verhältnisse auf).

Zur Spaltengefahr: Die Grands Montets-Routen werden auch im Januar bei oft noch schlecht zugeschneiten Spalten (und lockerem Pulverschnee) befahren. Das erscheint mir leichtsinnig, aber weniger, wenn man - so wie ich - diese Routen im Frühling bei der maximalen Schneehöhe des ganzen Winters plus idealer Schneeverfestigung, also zur idealen Hochtourenzeit, befährt.
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Beitrag von Gletscherfloh »

Hier ein topographischer Überblick über das Skigelände am Grands Montets (obere Sektoren ab Mittelstation). Ich hab versucht die gängigen Pisten/Routen einzuzeichnen, wobei das insofern etwas "gekünstelt" ist, als auch de facto alles zwischen den Linien befahren bzw. verspurt wird.

Rot sind die markierten/präparierten Pisten (die Pisten direkt von der GM-Bergstation werden nicht regelmässig präpariert).

Gelb die Off-Piste-Routen, gestrichtelt Gelb die Hauptvariante der berühmten Pas de Chevres (="Ziegenpfad") runter zum Mer de Glace, wo auch die berühmte Vallée Blanche endet.
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BlauschneeSäntisälbler
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Beitrag von BlauschneeSäntisälbler »

Der Grand Montets ruft....

Grands Montets
Bonjour à tous et bienvenue sur le site des Grands-Montets. Fermeture annuelle.
Réouverture partielle du 1er au 5 novembre, et tous les week-ends jusqu'au 2 décembre, sous réserve de bonnes conditions d'enneigement.
Stani
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Beitrag von Stani »

wieviel kostet da einen Bergführer zu buchen (pro Tag, ev. pro Person) ?
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Beitrag von Gletscherfloh »

Stani hat geschrieben:wieviel kostet da einen Bergführer zu buchen (pro Tag, ev. pro Person) ?
Das ist relativ teuer. Das liegt so bei 260-280 EUR pro Tag für die 1. Person. Für jede weitere Person kommt dann so ca. 20 EUR/Tag dazu.

Es gibt allerdings auch "Gruppenführungen", d.h. man wird einer Gruppe zugewiesen. Das gibts v.a. für das Vallee Blanche (kostet dann ca. 60-80 EUR) aber ich glaube auch für die Pad de Chevre. Zu beachten ist, dass es in Chamonix eine Vielzahl verschiedener Bergführerbüros, Alpinschulen und unabhängig arbeitender Bergführer gibt. Die Preise unterscheiden sich aber alle nicht sehr.

Aus meiner Sicht ist - entsprechende Erfahrung und Umsicht vorausgesetzt - bei guten Bedingungen für die Standard-Routen kein Bergführer notwendig.

Es gibt übrigens für heuer eine bemerkenswerte Neuerung. Und zwar gibts ein neues Skipasssystem, wobei es einen Mehrtagespass gibt, wo die Gipfelfahrt auf die Grands Montets ohne "Top-Ticket" möglich ist (die Kosten für das Top-Ticket betrugen 05/06 5 EUR).
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Chasseral
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Beitrag von Chasseral »

In diesem Winter war ich auch an der Aiguille des Grands Montets. Da herrscht wirklich ein Massenbetrieb. 2400 Leute können pro Tag auf den Gipfel, wo ausschliesslich ungewalzte Abfahrten locken. Und diese Fahrten sind bereits früh morgens ratzdiputz ausgebucht - Wahnsinn! Für die obere Sektion werden jetzt keine 5,-- EUR mehr verlangt, dafür kostet aber der Skipass, der zu dieser bahn berechtigt (und Aiguille du Midi) 10,-- EUR mehr pro Tag. Also schon heftig! Auch muss man die Fahrten mit der Gipfelbahn auf den Skipasscode vorreservieren, nur dann wird das Drehkreuz freigeschaltet. Um Punkt 9 Uhr bei Kassenöffnung in Vallorcine war der früheste freie Platz in der Gipfelgondel für 14.45 Uhr zu bekommen. Wir haben uns daraufhin gleich für eine noch spätere Gondel um 15.25 (für Tagesabschlussfahrt mit 200 HM) entschieden.

Soweit die Bestätigung der eher negativen Einschätzung durch Blauschneesäntis.

Aber jetzt das wirklich Positive: Trotz der vielen Menschen war es weder an den Anlagen noch auf den Pisten überfüllt! Die 9 Aufstieghilfen sind den Anforderungen absolut gewachsen und trotz mehrere 1000 Leute am Berg konnte man überall sofort bis zum Sessel/Gondel durchgehen. Auch auf den Pisten kein Problem. Die vielen Freerider befahren den riesigen Berg gut verteilt. War wirklich Wahnsinn wie sich das verteilt. Perfekt gelöst! Durch das Platzkarten-Konzept muss man normalerweise auch an der Gipfelbahn nicht warten. Bei uns hat sich das Programm allerdings um 20 Minuten nach hinten geschoben. Da aber die aktuelle Gondel angezeigt wird, ist auch dies kein Problem. Logistische Probleme gab’s nur in den Restaurants.

Kompliment: Ein super Berg!

p.s.: Bericht folgt in wenigen Wochen.
Winter 2012/13: 22 Skitage
6x Andorra, 1x Spanien, 12x Deutschland, 3x Österreich

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