Beamter wegen Gesprächen zu Kraftwerk zurückgepfiffen
Einen Kuhhandel Kraftwerksspeicher gegen Talabfahrt gebe es nicht, betont das Land.
^^ Links vom Berg lehnt das Land die geplante Talabfahrt ab.
Bild: TT/Wachter
Der Aktenvermerk hat es in sich: Am 8. Juni teilt der Chef der Umweltabteilung des Landes, Kurt Kapeller, dem zuständigen Beamten Wolfgang Hirn mit, dass er den Pitztalern den negativen UVP-Bescheid für die geplante Talabfahrt zustellen soll.
Einen Tag darauf heißt es plötzlich - Kommando retour: Zustellung stoppen. Als Erklärung liefert Kapeller mit, dass es am 14. Juni (KW 24) noch Gespräche zwischen der Gemeinde St. Leonhard und dem Land über geplante Kraftwerke gebe.
Weitere Anweisungen würden folgen. Das Taschachtal im Pitztal braucht die Tiwag, um dort einen Speicher errichten zu können.
Auf den Aktenvermerk angesprochen, konnte sich Kapeller zuerst an die Anweisung nicht erinnern. Es sei zudem unklar, ob der Aktenvermerk überhaupt echt sei.
Nach Vorlage des Schriftstückes zog Kapeller zurück: "Der Aktenvermerk ist korrekt." Auch an den Inhalt konnte sich Kapeller wieder erinnern. Der für den UVP-Bescheid zuständige Landesrat Hans Lindenberger (SP) habe die Vorgehensweise angeordnet.
"Kein Faustpfand"
Das bestätigt auch Lindenberger. LR Anna Hosp (VP) habe ihn gebeten, den Bescheid zurückzuhalten, "weil sie den Pitztalern das negative Ergebnis der UVP selbst mitteilen wollte".
Eine Verquickung zwischen Talabfahrt und Kraftwerks-projekt sieht Lindenberger nicht. "Es wurde nicht getrickst. Der Bescheid war negativ und blieb es auch nach dem Gespräch."
Eine schiefe Optik kann auch LR Hosp nicht erkennen. "Der UVP-Bescheid wurde nie als Faustpfand eingesetzt." Auch nach ihrer Darstellung ist sie am 14. Juni im Pitztal bei dem Treffen mit den Gemeindevertretern lediglich die Überbringerin der schlechten Nachricht gewesen.
"Das Gesprächsklima mit den Pitztalern war ohnehin nicht gut", begründet Hosp ihr Vorgehen. Als es allerdings drei Wochen später im Juli-Landtag um die Pitztaler Talabfahrt ging, erklärte Hosp auf Anfrage der Freien hin, dass sie für das UVP-Verfahren nicht zuständig sei.
Der Bürgermeister von St. Leonhard im Pitztal, Rupert Hosp, bestätigt gegenüber der TT, dass neben Hosp auch Ferdinand Eberle, Aufsichtsratschef der Tiwag, anwesend gewesen sei. Zum Inhalt des Gesprächs und zum Aktenvermerk schweigt sich Rupert Hosp aus. "Kein Kommentar."
Deutlicher wird der Prokurist der Pitztaler Gletscherbahnen Willi Kürger: "Wenn es am 14. Juni klar gewesen wäre, dass der Bescheid negativ ist, hätte uns das der Bürgermeister gesagt." Man habe erst in der Woche darauf vom Nein zur Talabfahrt erfahren.
Wahlversprechen
LR Hosp verweist indes auf ihr Gesprächsprotokoll. Demnach habe Bürgermeister Hosp bei dem Treffen gesagt, dass das Pitztal zwar generell für die Wasserkraft sei, sich der Bau des Kraftwerksspeichers im Pitztal aber leichter verkaufen lasse, wenn der Sicherheitsweg (Talabfahrt, Anm.) genehmigt würde.
Das gehe nicht, die Talabfahrt sei nicht paktierbar, habe sie, Hosp, daraufhin gesagt. Und Ferdinand Eberle habe bekannt: "Ich habe es euch versprochen, aber ich kann es nicht einhalten."