das soll wohl eine komplette neuerschliessung geben! vermutlich eine KSB....Kritik am neuen "Gipfellift"
Gunzesried – Die Bergbahnen Ofterschwang-Gunzesried wollen im kommenden Jahr das Skigebiet am Ofterschwanger Horn ins Gunzesrieder Tal hinein „verbessern“ und mit einem neuen Gipfellift attraktiver machen (der KREISBOTE berichtete). Nicht begeistern für diese Wintersport-Offensive kann sich der Bund Naturschutz in Bayern. Vertreter der Kreisgruppe Kempten / Oberallgäu befürchten, dass das weitgehend naturnahe Gunzesrieder Tal mit dem Liftprojekt seinen Charakter verliert.
Mit dem geplanten Liftprojekt tausche man aus vordergründigem Gewinnstreben eine Vielzahl von Tagesgästen auf de Piste gegen Urlauber, die länger im Tal bleiben – und auch Geld hier lassen. „Für einige Wenige wird die Landschaft nachhaltig geschädigt“, meint Dr. Christine Margraf, die Alpenreferentin des Bund Naturschutz in Bayern BN. Langfristig hält sie die Idee mit den Gipfellift für „sinnlos“ angesichts der allgemeinen Klimaerwärmung. Es werde weniger Schnee geben – und unter 1500 Metern eher selten. „Die Schneesicherheit wird generell abnehmen“, verweist Christine Margraf auf gesicherte Studien. Sie verweis auf viele andere Projekte im bayerischen Alpenraum: „Gunzesried ist kein Einzelfall. Es rollt eine regelrechte Aufrüstungswelle durchs Land.“ Anstatt viel Geld in den Sand zu setzen, so die Alpenreferentin des BN weiter, sollte man Alternativen suchen und sich frage: Was kann man mit dem Geld Sinnvolles für das Tal tun? Julia Wehnert, Geschäftsführerin der BN-Kreisgruppe Kempten / Oberallgäu will das Geld am liebsten in den bestehenden Doppelsessel-Lift investiert sehen. „Bei einer moderaten Kapazitätserweiterung wäre auch das Parkplatzproblem zu lösen.“ Langfristig sei die Gemeinde gut beraten, auf ihr Kapital Natur zu setzen.
Völlig ungeklärt sei tatsächlich das Thema Verkehr und Parkplatz, so die BN-Vertreter beim Ortstermin im Gunzesrieder Tal. Einmal sei von 600 Parkplätzen die Rede, dann wieder von 800 und mehr. Und wie diese vielen Autos durch den Ort kommen sollen, sei offenbar keine Frage, so die Kritik des BN. Gerade die zusätzliche Verkehrsbelastung mache vielen Gunzesriedern Sorge. Ein paar andere „Ungereimtheiten“ hat die BN-Kreisgruppe in den Plänen der Bergbahnen Ofterschwang-Gunzesried auch entdeckt. So werde mit der Liftanlage keine „neue Piste“ erschlossen, sondern ein bislang unter Kennern geschätztes naturnahes Skigebiet - die so genannte „Märchenwiese“ - zur Allerweltspiste gemacht. Ganz so „geringfügig“ wie es die Geschäftsführer bislang dargestellt hätten, seien die Eingriff in die Natur beim Liftbau nicht. „Es stimmt nicht, dass nichts verändert wird“, sagt Julia Wehnert. Einige Moorflächen lägen genau auf der zukünftigen Piste, die beschneit werden soll. Wehnert befürchtet: „Da sind gewiss Maßnahmen zur Entwässerung notwendig, wenn die Schneedecke halten soll.“ Bei der Geißrückenalpe würde nicht nur ein riesiger Speicherteich für 100000 Kubikmeter Wasser entstehen. Um eine durchgängige Abfahrtspiste zu erreichen, müsste auch ein zehn Meter hoher Geländerücken „überarbeitet“ werden und mit der benachbarten Senke eingeebnet werden, so die Kritik der BN-Vertreter. Sogar der Gipfelbereich des Ofterschwanger Horns verliere seinen Charme. Bislang steht dort nur eine kleine Ein-Mann-Hütte für das Personal des Schleppliftes. Mit der Gipfelbahn käme eine ausgewachsene Bergstation auf den Gipfel – nur ein paar hundert Meter von der Weltcup-Hütte entfernt. „Ob das den Wanderern im Sommer gefällt?, fragt sich Julia Wehnert. Das Argument der Bahnbetreiber, dass ohne Verbesserung des Skigebiets der alpine Wintersport am Ofterschwanger Horn bedroht sei, lassen die BN-Leute nicht gelten. Mit den großen Skigebieten könne man ohnehin nicht konkurrieren. Der BN werde jedenfalls auf eine umfassende und offene Information für die Bevölkerung setzen, betonen die Naturschutz-Vertreter. Die Alpenkonvention sei verbindliches Gesetz und stehe eindeutig im Gegensatz zu dem Liftprojekt, betont Christine Margraf. Jetzt müsse Qualität vor Quantität rangieren.
Josef Gutsmiedl
