Mehr dazu auch unter http://de.wikipedia.org/wiki/Triglav !
Nun, meine Frau und ich haben diese Pflicht mehr als erfüllt, sie war bisher insgesamt fünfmal und ich siebenmal oben, aber das letzte Mal im Jahr 1995 - interessanterweise auch damals im Oktober. In der 'Hauptsaison' ist oben einfach zu viel los, und während ich in Skigebieten relativ unempfindlich bin was die Menschenmassen betrifft, suche ich in Bergen lieber einsame Ecken auf. Oder untypische Zeiten. Und Ende Oktober ist für Triglav mehr als untypisch, normalerweise gibt es um diese Zeit immer schon Schnee auf dem Gipfel. Ganz anders heuer, alles trocken und vor wenigen Tagen sogar +15 Grad auf 2500m. Also - warum nicht?
Frage # 1: welchen Aufstiegsweg sollen wir nehmen? Es gibt etwa 10 verschiedene markierte Aufstiegsvarianten auf das 2400 - 2500 m hoch gelegene Plateau unter dem Gipfel, von richtigen Ferratas bis zum Weg aus dem Krma - Tal, auf dem man früher mit Pferden die Hütten versorgt hat. Wir entschieden uns für den Aufstieg vom 1350 m hoch gelegenen Rudno Polje auf der Pokljuka - Hochebene, dieser Weg hat den kleinsten HU (alle anderen Ausganspunkte liegen etwa 1000 m hoch), aber viele horizontale Kilometer und gilt deshalb als etwas langwieirig.
Frage # 2: an einem Tag oder mit Hüttenübernachtung? Keiner von uns mag Hüttenübernachtungen (Trockentoiletten & keine Dusche & waschen mit kaltem Wasser & kalte Zimmer & bescheidenes Essen und und und ...), aber bei gerechneten 6 - 7 Stunden Aufstieg und vielleicht 1 Stunde weniger Abstieg geht es wohl nicht anders. Nur einmal schafften wir bisher Triglav an einem Tag, aber wir waren damals 11 Jahre jünger und in besserer Kondition

OK, los geht's! Wenn wir uns schon 2 Tage Zeit genommen haben, können wir es gemütlich angehen, mit Frühstück in einer Konditorei in Bled, dann weiter mit dem Auto auf 1350 m und erst um 11 Uhr marschieren wir los. Im Gegensatz zum Sommer braucht man sich nicht besonders zu beeilen - Gewittergefahr = Null und vor Mittagshitze brauch ich mich auch nicht zu verstecken.
Zwei Impressionen vom Aufstiegsweg, fragt mich bitte nicht wie all diese Berge heissen

Kurz vor dem Erreichen der 1820 m hoch gelegenen Vodnik - Hütte (Vodnikov dom) wird unser Ziel sichtbar:
Naja, wenn wir eine halbe Stunde früher losgegangen wären würden wir noch bei Tageslicht die Hütte erreichen, aber was solls - das Gelände ist auf den letzten 300 HM leicht, es gab klaren Himmel, Mondschein, wir mussten nicht mal die Stirnlampen einschalten. Hier noch einmal der Triglav kurz nach Sonnenuntergang:
Endlich auf der Hütte angekommen, haben wir etwas überrascht festgestellt, das wir keinesfalls alleine mit den Meteorologen oben sind: es waren mindestens 30 Bergsteiger oben. Naja, im Vergleich zur Sommer - Hauptsaison imer noch wenig, das Haus bietet insgesamt 300 Betten! So kriegten wir problemlos ein Vierbett - Zimmer für uns ganz alleine, im Sommer ein unvorstellbares Luxus. Auch kochen können die Meteorologen ganz ordentlich - natürlich ist die Auswahl im Vergleich zum Sommer, wo oben professionelle Köche ein richtiges Hochgebirgs - Restaurant betreiben, bescheiden, aber satt wurden wir trotzdem.
In der Nacht legte der Nordwind zu und im Zimmer war es erstens unangenehm kalt - der eisige Wind kam irgendwie durch das verschlossene Fenster - und zweitens heulte es um die Ecken als würden sich draussen zwei Rudel Wölfe ein Duell liefern. Nur mit Hilfe einer Schaftablette erwischte ich etwa 6 Stunden Schlaf, aber vor Sonnenaufgang war ich längst wach. Zum Glück, so hatte ich die Möglichkeit aus dem Zimmerfenster diese tollen Aufnahmen zu machen:
Um Fotos vom Gipfel zu machen, musste ich ins Freie und dort hat es mich fast umgehauen, so stark war der Sturm. Nur wenn man sich mit einer Hand an irgendwas festhielt, konnte man stehenbleiben, und bis zu 1 cm grosse Steine flogen durch die Luft, das habe ich auch noch nicht erlebt. Aber dieser Blick war es wert:
Im Haus hat uns der Meteorologe mit frischen Wetterdaten versorgt: -3 Grad und Windspitzen bis zu 160 km/h
