Das Calancatal beginnt bei Grono (332 m ü.M.) und zieht sich parallel zum Misox im Osten und zur Tessiner Riviera im Westen 27 km nach Norden bis zum höchsten Punkt, dem Puntone di Fracion (3202 m.ü.M.). Im Talboden fliesst die Calancasca, die bei Grono in die Moësa mündet. Die Dörfer des Calancatals sind mit Arvigo als Hauptort in acht politischen Gemeinden zusammengefasst
Talaufwärts gesehen Castaneda, Santa Maria, Buseno-Molina, Arvigo zusammen mit Landarenca, Braggio, Selma, Cauco-Bodio und Rossa mit den Weilern Augio und Santa Domenica.
as Calancatal ist eine wilde, noch sehr unberührte Landschaft. Der Bergliebhaber findet hier zahlreiche Berg- und Wanderwege. Wirtschaftlich verlor das Tal nach dem 2WK zusehens an Bedeutung, die Verkehrstechnisch schlechte erschliessung der Dörfer sorgte zusätzlich für die Abwanderung der Einwohner ind Misox. 1960 entschloss man sich, als Service Public die Dörfer Braggio und Selma zu erschliessen. Zur debatte standen einerseits Erschliessungsstrassen und andererseits die Luftseilbahn. An den steilen Bergflanken des Calancatals und im anbetracht der harten Winter entschloss man sich für die Seilbahnoption und so wurde 1961 vom Strassenbauamt Graubünden bei der damaligen Firma Karl Garaventa Immensee 2 identische Luftseilbahnen mit 4er Kabinen bestellt. Die Bahnen stehen noch heute. 2001 und 2004 wurden beide Anlagen erneuert und automatisiert. Die Bahnen verkehren ohne Maschinisten. Der Fahrgast bedient die Seilbahn selber wie ein Hausaufzug.
Wessen Kindheitstraum war es nicht, mal selber Seilbahnmaschinist zu spielen?
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Dies ist ihre Geschichte.
Wir starten im Weiler Selma. In einer scharfen Linkskurve direkt neben einem Gasthaus und der Bushaltestelle startet die steile Luftseilbahn Selma-Landarenca
Die 2004 froisch renovierte Talstation ist so konstruiert, dass nur bezahlende Gäste Zutritt haben. Dazu wurde der Ausfahrbereich mit Hohen Gitterabsperrungen versehen.
Eingangsbereich. Tickets werden links am Atomaten gelöst. Das Schwenktor ist so konstruiert, dass entweder von Innen Tickets für die Talfahrt oder von aussen Tickets für die Bergfahrt gelöst werden können. Rechts durchs Drehtor gehs rein, wie beim Fussballmatch.
Ab hier ist der Gast selber geforder, ein kurzer Crashkurs instruiert über die Allgemeinen Geschäftsbedingungen und die Bedienung der Bahn. Die Grüne Lampe zeigt an, alles klar. Türen sind automatisch und öffnen auf Abruf.
2004 hat man die Bahn komplett überholt und vollautomatisiert, aus diesem Jahr stammt auch die neue Touchscreen Bedienung.
Ebenfalls neu im Tal befindet sich der Drehstrom Antrieb mit FU. Vorher war der Antrieb mit WL im Berg angeordnet. Mit dem umbau auf Vollautomat musste der Antrieb besser erreichbar sein.
Obwohl es nur eine kleine 4er Pendelbahn ist, ist an der Bahn alles drann was auch an einer grossen Bahn drann ist. Betriebsbremse, Sicherheitsbermse, Hilfsantrieb, Kopierwerke usw. Kurios, der ehem. Spannschaft wurde zur Nachsteckeinrichtung für das Zugseil.
Heute herrsch Wind. Die Bahn denkt mit. Bei überschreiten der Maximalen Windgeschwindigkeit stellt die Bahn den betrieb selbstständig ein und wartet 10min bis wieder gefahren werden kann. Kriterium ist aber, dass in den 10min nicht nochmals Windspitzen auftreten. Ist die Bahn auf der Strecke wrd automatisch auf 1m/s reduziert, mit Minimum über die Masten gefahren und danach die Kabinen in den Stationen parkiert.
Und ab gehts. Steil nach oben. De Bahn ist nur 760m lang macht dabei aber 370 Höhenmeter.
![Shocked 8O](./images/smilies/icon_eek.gif)
Von der alten Bahn wurden lediglich die 2 Masten und die Gebäude übernommen.
Für die 14 Einwohner in Landarenca sit die Bahn die einzige mechanisierte Verbindung ins Tal. Ansonsten gibt es nur einen Saumpfad. Daher muss auch alles mit diese kleinen Bahn hoch. Hier zum Beispiel 2 Bretter für eine Zimmermannsarbeit.
Die Bahn ist rege in Benutzung. Auch Wanderer benutzen gerne die kurze aber steile Aufstiegshilfe.
Bei Bau hatte das Dorf noch stolze 72 Einwohner. Der kleine Schiessstand des Dorfes wurde mit einer Spende von Batista Margna, dem Schützenkönig des ersten Eidgenössischen Schützenfestes von 1849 in Aarau errichtet. In der Novelle Das Fähnlein der sieben Aufrechten erinnert Gottfried Keller an die Bedeutung der Schützenvereine für die direkte Demokratie und den jungen Bundesstaat. Lustig ist der Kugelfang auf der anderen Seite des Tobels. Der Zeiger musste morgend früh weg und ein Faustbrot mitnehmen.
![Laughing :lol:](./images/smilies/icon_lol.gif)
Bergstation. Den liegenden Antrieb hat man ausgebaut und die Station leicht verlängert um einer hydraulischen Zugseilspanneinrichtung Platz zu machen. Die Hydraulische Spanneinrichtung dient auch dazu, die Fahrzeuge in den Bergstation auf den Puffer einzuziehen.
Die Fahruege selber besitzen eine bedienung mit welcher der Fahrgast die Bahn selber starten und im Notfall stoppen kann. Sollte die Bahn mal wegen eines defektes stehenbleiben beistzt die Bahn einen Telealarm mit welchem die Steuerung selbstständig den Maschinisten auf Pikett holen kann.
Ist dieser nicht erreichbar, wird automatisch der nächste Maschinist angerufen bzw ein Mitarbeiter des Strassenbauamtes. So verkehrt die Bahn 24h an Sieben Tagen die Woche 365 Tage im Jahr.
späktakulär ist sicher der 50 Jährige Mast Nummer 1. Beim Neubau hat man die eine 1t Güterbarelle gegen eine Kabine ersetzt und das zugehörige stärkere Trageil getausch. War eine der letzten Konkordatsbahnen von garaventa.
Etwas weiter Talauswärts beim Steinbruch Arvigo befindet sich die Talstation der zweiten Bahn. Sie war bis 2001 baugleich.
Auch diese Bahn besass Ursprünglich eine Barelle und eine 4er Kabine. Beim Neubau hat man die 1t Güterbarelle durch eine 8er Kabine ersetzt und die 4er Kabine gegen eine 6er. Im gegensatz zur Bahn in Landarenca gibt es hier Einfahrschächte und Perrons.
Die Bahn führt von Arvigo nach Braggio, einem 64 Seelen Dorf hoch über dem Calancatal auf 1300müM. Da die Bahn hier mehr benutzt wird hat war auch eine grössere Förderleistung nötig.
Auch diese Bahn sehr steil. Die beiden Kabinen besitzen nicht nur unterschiedliche Nutzlasten sondern die grössere auch Stirnwände welche sich mit einem Schnellverschluss entfernen lassen um sperrige Güter zu laden.
Ab gehts. 891m Strecke 477 Höhenmeter.
![Shocked 8O](./images/smilies/icon_eek.gif)
Bergstation Braggio, etwas ausserhalb des gleichnamigen Dorfes.
Auch diese Bahn besitzt 2 Stützen wobei diese allerdings kürzlich renoviert wurden. Dabei wurde das Lichtraumprofil verbreitert.
Die Strecke ist teilweise so steil, dass man die Talstation vom Berg aus nicht sehen kann.
Stütze 2 mit der 8er Kabine. Kurios, beide Kabinen besitzen den Ausstieg auf der gleichen Seite.
Stütze 1, Fahrpreise sind für beide Bahnen gleich.
Da wo früher der liegende Antrieb war, ist jetzt die Spannhydraulik untergebracht.
Für den Spannschlitten musste man ein Loch in die Wand brechen, die Umlenkscheibe befindet sich so über den Köpfen der Fahrgäste im Perron- und Einstiegsbereich.
Auch hier wurde eine Bedienung per Touch eingebaut. Die Bahn ist von der Benützung her genau gleich wie die in Landarenca.
Hydrostatischer Diesel als Notantrieb, rechts der FU.
Auch hier befindet sich der Antrieb nach dem Umbau im Tal. Das ehem. Spanngewicht wurde durch diese Nachsteckeinrichtung ersetzt. Genau gleich wie in Selma.
Spannschacht von unten. Auch zu erkennen, dass man beim ausbau von 4 auf 6 Personen das Gewicht erhöhen musste.
Auch dieser Antrieb gleich wie bei den grossen. Das Rote ist der Überdrehzahlauslöser 120%. Auch diese Steuerung ruft selber um Hilfe.
http://www.braggio-refontana.ch/umgebung.html
http://www.landarenca.ch/
Fazit: Wunderschöne Wilde Gegend und 2 lustige Seilbahnen für Jedermann.