Die Skiwelt: eines der Lieblingsgebiete der Münchner, daher chronisch überlaufen, im Forum dennoch nicht so stark in Form von Bilderberichten repräsentiert und von mir bekanntermaßen eigentlich auch ungeliebt. Doch warum gibt es jetzt von mir einen Bericht?
Nun ja, erstens hab ich meinen Schwerpunkt auf Westendorf gelegt, den wohl Skiwelt-untypischsten Sektor des Gebiets, zweitens hat sich in Westendorf seit meinem letzten Besuch vor über zehn Jahren im Grund alles verändert, sodass ich mir die Neuerungen ansehen wollte und drittens ist es noch vor Weihnachten, wo die breite Masse noch nicht so skiverrückt ist, weshalb sich der Betrieb stark in Grenzen hielt. Wartezeiten waren Fehlanzeige und auch auf den Pisten hatte man zumeist genügend mehr als ausreichend Platz.
Die Skiwelt ist von mittelgebirgigen Grashügeln geprägt, über denen sich am Fuße des schroffen Wilden Kaisers (Namensträger, aber kein Teil des Gebietes) eines der unübersichtlichsten Liftnetze weit und breit aufspannt. Die Orientierung fällt insbesondere zwischen Ellmau, Scheffau und der Hohen Salve nicht ganz leicht, man hat sich schnell mal wo verfahren, zudem sind die Abfahrten (Talabfahrten ausgenommen) allesamt auf der kürzeren Seite. Aber dort hat es mich am Sonntag nicht hingezogen.
Gestartet bin ich in Itter an der Salvistabahn und absolvierte eine Runde über die Hohe Salve, Brixen, Westendorf Richtung Ki-West, welche Abfahrt mir jedoch verwehrt blieb, näheres dazu später. Das Wetter war den ganzen Tag über sonnig, ab und an zogen ein paar hohe Wolken durch, es war frisch, die z.T. kräftigen Böen waren in den längeren fixen SBs extrem unangenehm. Die Schneeverhältnisse sind insgesamt ziemlich gut, es war aber alles von leicht steiniger (Natur)schneepiste, über perfekt präparierte, griffige Hänge bis hin zu unangenehmen abgefahrenen Kunstschneeabfahrten dabei.
Um 8:30 Uhr startete ich die erste Bergfahrt vom noch leeren Parkplatz in Itter aus. Oben angekommen präsentiert sich der Wilde Kaiser herrlich im Morgenlicht. Es ist noch alles ganz ruhig und die frischen Pistenraupenspuren lassen die Vorfreude auf die ersten Schwünge steigen. Das Einfahren erfolgt an der hervorragenden Abfahrt an der Grundriedbahn (Hexen 6er), bevor es hoch zur Hohen Salve geht.
Dort am höchsten Punkte des Gebietes, einer recht exponierten Bergspitze, bietet sich ein gutes Panorama über das Tiroler Unterland und bis zum Alpenhauptkamm. Hier laufen die Lifte aus Söll und Hopfgarten zusammen, der Gipfel ist ein zentrales Drehkreuz im Gebiet.
Nach einer kurzen Fotopause geht es über ein paar Wiederholungsfahrten an der Foischingbahn – warum steht ausgerechnet hier eine 8er KSB – andernorts hätte man eine solche Kapazität wohl nötiger – über die seltenst geöffnete Kaslachabfahrt nach Brixen. Auf der Kaslach waren dann doch noch einige Steine zu finden, aber man muss hier absolut zufrieden sein, die Abfahrt überhaupt in geöffnetem Zustand zu erleben. Meist konnte man die Steinchen auch passabel umfahren; die Abfahrt ist durchaus interessant trassiert und endet – fast schon typisch für Skiwelt-Talabfahrten – nicht unbedingt an der Talstation der Lifte, sondern ein gutes (Schiebe)stück davon entfernt.
Nun kommen wir zu Westendorf; bei meinem letzten Besuch, an den ich mich gar nicht mehr so richtig erinnern kann, standen jedenfalls noch die beiden ESLs an der Choralpe, die Verbindung nach Brixen war genauso wenig existent wie die Ki-West-Bahn, anstatt der 4SB’s fuhren Schlepper und die Choralmbahn befand sich freilich noch nicht einmal im Planungsstadium. Deshalb war ich doch sehr gespannt, was auf mich wartet.
Die Skiwelt-Bahn ist extrem lang (und leider an dem Tag auch langsam), erschließt eine tolle, weit vom Lift entfernte Abfahrt, wäre nur das nervige Flachstück mit Unterführung, Förderband, Handschuhfresser und Fußweg am Ende nicht...
Auf der anderen Seite geht es extrem steil hinab zur Alpenrose, deren Talabfahrt mit einigen Ziehwegen noch von der alten Schule ist. Insgesamt hat es mir in Westendorf wie zu erwarten deutlich besser als in der Skiwelt gefallen, hier herrscht kein so extremes Liftchaos und das Flair wirkt einfach symphatischer.
Mit dem Fleiding hat man außerdem eine der besten Abfahrten der ganzen Skiwelt, wenngleich sie durch einen lahmen, zum Teil sehr kalten fixen 3er Sessel erschlossen ist. Ich bin ja nicht der Meinung, dass immer und überall eine 6er KSB/B stehen muss, aber hier wäre es definitiv gut (da hätte man lieber die SL’s hinten in der Mulde statt den 4 SBs stehen lassen), wobei das Kapazitätsproblem auf der Pisten dann nicht unberücksichtigt bleiben darf. Es gibt ja im Grunde nur die eine Abfahrt mit dem schmalen Ziehweg in der Mitte.
Weiter hinten geht es mit zwei 4 SBs weiter, von denen die Windaubergbahn etwas planlos im Hang steht und die Gampenkogelbahn den Funpark und zwei nette, kurze Cruising-Abfahrten erschließt. Der Hauptzweck ist allerdings inzwischen die Verbindung zur Ki-West-Bahn, was leider die größte Enttäuschung des Tages war. Immerhin war es einer der Gründe, warum ich hier war, aber die Bahn war entgegen der Angabe auf der Homepage (dort war sie seit Samstag als geöffnet verzeichnet) geschlossen.
Wenn noch nicht genügend Schnee liegt, ist es ja ok, da können sie nichts dafür, aber solche falschen Informationen im Internet gehen gar nicht. Aber hilft nichts, so ging es halt wieder retour Richtung Fleiding, wo ich mir nach den vielen Fahrten in den kalten SBs erstmal eine kurze Aufwärmpause gönnte. Die Hütte ist offensichtlich noch ziemlich neu, ganz modern im Bistro-Stil eingerichtet, was mir ganz gut gefiel, bloß ist die Selbstbedienung leider fürchterlich. Erstens ist’s an der Theke steril wie in einer Kantine oder Mensa, das geht auch schöner und zweitens ist das Personal hoffnungslos überfordert und braucht ewig – und das ohne Andrang… Das ist definitiv noch ausbaufähig.
Nach der Pause ging es nach einigen Wiederholungsfahrten am Fleiding wieder zurück Richtung Hohe Salve, natürlich nicht, ohne zuvor noch die Choralmbahn zu testen. Nun ja, freuquentiert wird sie ziemlich stark, insbesondere von Familien. Dafür ist sie auch geeignet (wobei der lange Zieher oben auf Dauer auch nicht schön ist), ansonsten sind die Abfahrten aber recht unattraktiv: sehr flach, eher wie ein überbreiter Ziehweg und ein guter Teil wird von der Alpenrosenbahn eh mit abgedeckt. Der Sinn der Zwischenstation hat sich mir auch noch nicht vollständig erschlossen, evtl. als Ausstieg für schwächere Skifahrer, die oben den Zieher nicht fahren wollen, aber dann wird der Abfahrtsgenuss doch eher kurz.
Am Ende folgten noch ein paar Wiederholungsfahrten an der Hohen Salve, bevor um exakt 16:00 Uhr die Sonne hinter ein paar Wolken verschwand und ich mich auf die Talabfahrt nach Itter machte.
Ein insgesamt sehr gelungener Skitag ist vorbei, ich bin zufrieden, hier gewesen zu sein und ein Westendorf kennengelernt zu haben, dass mit dem Skigebiet von vor zehn Jahren nicht mehr viel gemeinsam hat. Allzu oft werde ich in Zukunft sicher nicht in die Skiwelt fahren, aber irgendwann komme ich nochmal – wenn Ki-West und die Skiroute Hampfer geöffnet sind.