Kumanoyu Pair 2a & 2b, Shiga Kogen in einem Schneesturm
Irgendwann letzten Frühling, spät Abends in einer Bar, wurde darüber diskutiert wo man den nächsten Skiurlaub verbringen könnte. Durch die vorgerückte Stunde und Einfluss von Gerstensaftes kamen nicht ganz ernstgemeinte Vorschläge wie Iran, Libanon und Japan. Ohne ein wirklich brauchbares Resultat verabschiedeten sich die Diskutierenden. Es vergingen zwei Wochen und bei einem Fussballspiel verkündete einer der Barbesucher er hätte einen Flug nach Tokio für 730€ gefunden, schlussendlich fanden sich drei Mitstreiter (einer mit bereits einem Monat Japan Erfahrung im Sommer) für den Trip und der Flug wurde gebucht.
Die Planung verlief am Anfang ein wenig harzig, viele der Skigebiete haben nur eine Website in japanischer Sprache oder nur bedingt brauchbare Informationen in Englisch. Jedoch bietet Snowjapan umfassende Informationen zu Schneehöhen, Infrastruktur und Unterkünften in englischer Sprache. Da ein nachträglich gebuchter Anschlussflug von Tokio zur Nordinsel Hokkaido zu teuer gewesen wäre wurden die Skigebiete rund um Nagano auf Honshu als Ziel ausgewählt. 1998 fanden dort die 18. Olympischen Winterspiele statt, Abfahrt, Super-G und Kombination im Skigebiet Happo One bei Hakuba, Riesenslalom und Slalom im Skigebiet Shigakogen.
Zuerst war es angedacht eine Unterkunft in für 10 Tage in Nagano zu suchen und mittels Öffentlicher Vehrkersmittel oder Shuttlebussen der Skigebiete diese zu besuchen, das wäre jedoch sehr zeitaufwendig und planungsintensiv. Die bequemere aber weitaus teurere Variante Mietwagen wurde vorallem wegen der grösseren flexibilität gewählt.
Anreise
LH 714, Airbus A340-600 irgendwo über Russland
Ein Direktflug mit Swiss ab Zürich wäre ca. 200€ teurer gewesen, als ein eine Verbindung via München mit Lufthansa und zurück mit Austrian Airlines via Wien. Bei allen drei Fluggesellschaften ist pro Person eine Skiausrüstung als zusatzliches Gepäck frei. Nach einer fast schlaflosen Nacht sind wir um 11 Uhr morgens in Tokio Narita gelandet, die Einreise- und Zollkontrolle waren rasch erledigt. Das Ticketoffice von JR East wurde schnell gefunden, wo der bereits in der Schweiz online gebuchte Japan Rail Eastpass, gültig vier Tage in einem Monat, abgeholt werden konnte. Dieser ist günstiger als eine Retourfahrt vom Flughafen nach Nagano. Direkt unter Terminal 1 startet der Narita Express welcher ohne Halt zum Hauptbahnhof von Tokio fährt wo die Shinkansen Hochgeschwindigkeitszüge nach Destinationen in ganz Japan starten. Übrigens wird jeder Zug in Narita für 10min abgesperrt damit die Wagen gereinigt und die Sitzgruppen in Fahrtrichtung gedreht werden können! Nach einer guten Stunde erreichten wir Tokio Hbf, wo wir 45min Zeit hatten den Shinkansen Richtung Nagano zufinden, auch dort wieder das gleiche Prozedere; die Putzgruppe verneigt sich Tief vor dem einfahrenden Zug, dieser wird für die Reinigung gesperrt während die Fahrgäste anständig auf den dafür vorgesehenen Markierungen warten.
Shinkansen Baureihe E2 Höchstgeschwindigkeit auf der Strecke Tokio - Nagano 260km/h
Im gegensatz zu europäischen Zugen ist der Sitzabstand gigantisch auch für das Gepäck gibt es genügend grosse Möglichkeiten auch Sperrige sachen zu verstauen. Das war bei uns auch nötig:
Gepäck für 17 Tage Japan; 2 Skisäcke und 6 Rucksäcke
Die fahrt von Tokio nach Nagano dauert für 170km Luftlinie bloss 1.5 Stunden, in Nagano herscht ein ganz anderes Klima, wärend es in Tokio bei Sonnenschein ca. 14 Grad hatte, war es hier um die -2 Grad bei leichtem Schneefall. Kalte Luft strömt von Russland über das japanische Meer wo feuchtigkeit getankt wird nach Westjapan, das ergibt dann durchschnittliche jährliche Schneefallmengen von bis zu 22m!
In Nagano wartete unweit des Bahnhofes bereits unser Mietwagen mit dem wir sofort Richtung unserer ersten Unterkunft in Nozawa Onsen gefahren sind.
Toyota Prius 1.8l Hybrid
Um in Japan einen Wagen zu mieten braucht man als Schweizer Staatsangehöriger eine japanische Übersetzung des nationalen Führerausweises, diese Übersetzung ist nur in Japan erhältlich und kann beim Japanischen Automobil Club oder bei der Botschaft des jeweiligen Herkunftslandes erstanden werden. Müde versuchten wir das halb japanisch halb englisch gehaltene Navi zu bedienen, nach einer weiteren Stunde im Linksverkehr erreichten wir Nozawa Onsen.
Unterkunft
Villa Furusato in Nozawa Onsen, Präfektur Nagano
Die günstigste Möglichkeit in japanischen Skiorten zu übernachten sind die traditionellen Ryokans, welche zwischen 35-45€ die Nacht verlangen. Die Besonderheiten dieser Unterkünfte sind sicherlich die Tatamimatten in den Zimmer, die Haus und WC Schuhe sowie das Gemeinschaftsbad auch Onsen gennant, eine Dusche im westlichem Sinne gibts meinstens keine.
Natürlich gibt es auch normale Hotels doch die sind preislich und kulturell in einer anderen Liga.
Skifahren
Madarao Kogen, Präfektur Nagano
Skifahren begann in Japan wie auch in Europa nicht als Vergnügen sonder als Fortbewegungsart in den Schneereichen Gebieten, erst in den 30igern der letzten Jahrhunder als Hannes Schneider nach Japan eingeladen wurde, begann ein erster Skiboom und es enstanden erste Liftanlagen unter anderem in Nozawa Onsen. Durch den 2. Weltkrieg wurde dieser Boom jäh unterbrochen, nach dem Krieg war es die Besatzungsmacht die den Skibetrieb wieder auf vordermann brachte. Ende 80ziger anfangs 90ziger war Skifahren der populärste Sport in Japan, es wurde kräftig in neue moderne Anlagen investiert, bald jedoch folgte eine Finanzkrise von dieser sich die japanischen Skigebiete bis heute nicht erholt haben, was auch damit zu tun hat das Skifahren längst nicht diesen Stellenwert hat wie vor 20 Jahren.
kuppelbare Vierersesselbahn von Nippon Cable in Kandatsu Kogen, Präfektur Niigata
In allen Skigebiet gibt es Anlagen die schon Jahre nicht mehr in Betrieb waren, jedoch ist es meistens möglich die Pisten von mehr oder weniger paralellen Anlagen immer noch zu erreichen. Auch haben etliche Skigebiete den Betrieb ganz aufgegeben, darunter auch recht grosse mit mehreren kuppelbaren Anlagen und beachtlicher Höhendifferenz (so wie zb Arai Mountain in der Präfektur Niigata).
Aus diesem Grund ergeben sich auch Vorteile, die Skigebiete sind unter der Woche nahezu menschenleer.
Skipass Madarao & Tangram Kogen, Präfektur Nagano
Skipässe werden meist visuell kontrolliert und werden in einer transparenten Armbinde getragen für diese gibt es einen richtigen Markt:
Laden im Skigebiet Myoko Suginohara, Präfektur Niigata
Die Skigebiete befinden sich auf einer Höhe von 200m bis 2400m, jeweiter Richtung japanisches Meer um so intensiver und zahlreicher die Schneefälle, wir hatten bei neun Tagen Skifahren drei halbe Tage mit Sonnenschein, doch dass tat dem Spass keinen Abbruch. Dazu begünstigt auch der Umstand dass praktische alle Pisten im bewaldetem Gelände angelegt sind, was die Sicht bei Schneefall mehrklich verbessert.
Für Treeskiing gabs es also aureichend möglichkeiten dank den immensen Schneefällen auch fürs Pulverschnee fahren. Es ist jedoch praktisch überall Verboten sich auserhalb den Skigebietsgrenzen zu bewegen. Die Liftanlagen stammen meist aus den Boomjahren und sind mehrklich kürzer als in Europa, kuppelbare Lifte für 500m strecke sind keine Seltenheit. Die Lifte fahren auch nicht volle Geschwindikeit ich schätze so um die 3 - 3.5m/s, die Skigebiete sind auch kompakter gehalten als in Europa, dass hat wohl mit dem Umstand zu tun das die Gebiete die Ländereien erwerben müssen auf denen sie Skibetrieb anbieten wollen (ähnlich Nordamerika).
Skiers only, Skigebietsteil in Shiga Kogen, Präfektur Nagano
Verpflegung
Bento Box im Shinkansen
Bento Boxen sind vollwertige Gerichte für unterwegs und werden oft auf Zugreisen und oft kalt gegessen (ist nicht so mein Fall aber probieren sollte mans schon), in den Skigebieten gibt es meist Selbstbedieungsrestaurant in denen vorrallem Reis mit Hünchen oder Suppengerichte gekauft werden können. In denen gibt es Automaten an welchen das gewünschte Menu ausgewählt und bezahlt werden muss, mit dem erhaltenem Kassenbon geht es anschliessend zür Küche wo man das Mahl abgeholt werden kann.
Bezahlautomat in Akakauro Kanko, Präfektur Niigata
falls das Gewünschte Essen erst noch zubereitet werden muss, erhält man eine Rufeinheit, die, sobald das Mahl abholbereit ist, eine Melodie spielt
im Skigebiet Naeba, Pfräfektur Niigata
auch Getränkeautomaten gibt es zu hauf, in den Städten und Dörfen fast alle 50m und in den Skigebieten in jeder Station und Restaurant.
Automaten im Skigebiet Tangram Ski Circus, Präfektur Nagano, beeindruckende Auswahl an warmen und kalten Getränken
heisse Bohnen die süsslich schmecken
In Restaurants gehobener Klasse, kommt das bestellte Essen in die Tischmitte und die Gäste beladen ihre Teller nach gutdünken mittels Stäbchen, auf den Tischen befindet sich jeweils ein Kästchen um die Bedienung zu rufen.
Skigebiete
Karte der Mittelinsel Honshu, Nordteil
Übersicht der besuchten Skigebiete
Nozawa Onsen
Madarao & Tangram
Myoko Suginohara
Akakura Kanko
Gala Yuzawa & Ishiuchi Maruyama
Kagura & Naeba
Kandatsu Kogen
Shiga Kogen
Mitbringsel von Japan, mit der Übersetzung des Seilbahnbuches in japanisch haperts noch ein bisschen