Wie bereits angekündigt, hat es mich gestern in die Mythenregion zwischen Zürich und Luzern verschlagen. Warum? Bei meinen letzten beiden Skitagen wurde ich nicht gerade von der Sonne verwöhnt. Ein sehr schlechter Schnitt, vor dem Hintergrund, dass ich mir eigentlich vorgenommen hatte nur noch bei Kaiserwetter zu fahren. Ein solches war dann für gestern auch endlich mal wieder angesagt. Das Wetter und die allgemeinen Verhältnisse übertrafen dann sogar die Erwartungen. Der 12.12.12 war schlicht ein Traumtag und erinnerte mich sehr an meinen Skitag in Meiringen-Hasliberg letzten Januar (Bericht). Beide Skigebiete, obwohl doch so anders, liegen jeweils in den schönsten Ecken der Schweiz. Hier gebe ich jedoch keine Gewähr für Objektivität. Die Reize der Mythenregion liegen vor allem in der eher parkähnlichen Landschaft, verbunden mit den starken Kontrasten des kolossalen Mythenmassivs und des Vierwaldstättersees. Schon wieder ein See. Nach meinem Besuch am Pfänder könnte ich mich dran gewöhnen.
Der allgemeine Eindruck ist der, dass das Skigebiet ein ungeheures Potential hat, das je nach Sichtweise gerade richtig oder grottenschlecht ausgeschöpft wird. Um das beurteilen zu können muss man zunächst wissen welche Ausmaße das Skigebiet theoretisch hat. Womit schon der erste Hinweis gegeben ist. So gab es vor einiger Zeit noch den sogenannten Hoch-Ybrig plus Pass, mit dem man vom Skigebiet Sattel-Hochstuckli im Nordwesten über das Kerngebiet der Mythenregion (in dem ich mich gestern aufgehalten hatte) bis nach Hoch-Ybrig im Südosten fahren konnte. Die Verbindungspisten sind in dem Pistenplan jeweils auch noch eingezeichnet. Heute existiert dieser Hoch-Ybrig plus Pass jedoch nur noch in einer abgespeckten Form. Er ist zunächst einmal nur noch als Saisonpass erhältlich und wurde darüber hinaus dem Gebiet Sattel-Hochstuckli beraubt.
Damit nimmt der Tarifwahnsinn seinen Lauf. Hier gab es in den letzten Jahren scheinbar eine sehr negative Entwicklung die, zumindest mich, mehr verwirrt als Klarheit schafft oder einen Anreiz zu geben die Region zu besuchen.
Das Skigebiet Hoch-Ybrig hat nunmehr lediglich mit zwei der 14 Liftanlagen der Mythenregion einen gemeinsamen Skipass den auch Tagestouristen nutzen können. Das Skigebiet Hochstuckli dagegen ist mittels eines Skipasses „Swiss-Knife-Valley“ tariflich mit der Mythenregion verbunden. Dieser Pass ist auch für einen Tag erhältlich. Die Verbindung zwischen Hochstuckli und der Mythenregion soll aber nach einigen Berichten, etwa von starli, eine der rustikaleren Art sein. Außerdem kann man mit diesem Pass auch noch die, nicht mit dem sonstigen Gebiet verbundenen, Skigebiete Stoos, Rigi, Neusell und Bennau befahren.
Auch in dem „Kerngebiet“ der Mythenregion selbst setzt sich dieser Tarifdschungel fort. Die 14 Aufstiegsanlagen verteilen sich auf fünf Bergbahngesellschaften die natürlich alle auch einzelne Tarife und sporadische Zusammenschlüsse mit einzelnen anderen Gesellschaften anbieten. Diese Tarifvielfalt muss natürlich nicht nur negativ sein. Der Skifahrer, der genau weiß was er will, kann so sehr gut abstimmen welchen Pass er für seine Bedürfnisse erwerben möchte.
Trotzdem bleibt hier eher der Eindruck eines heillosen Durcheinanders. Vor allem auch vor dem Hintergrund der Entwicklung der letzten Jahre.
Vom Potential her könnte sich die Mythenregion also auch in eine Art „Skiwelt“ entwickeln. Die Geländestrukturen erinnern mich zumindest sehr an das Skigebiet am Wilden Kaiser. Daher der Vergleich. Auch die Ausdehnung von Hochstuckli bis Ybrig wäre enorm. Stattdessen wurde vor Jahren noch die wichtige Bahn aus Schwyz hoch zur Rotenfluh eingestellt. Nächsten Sommer soll hier aber angeblich eine neue 8EUB entstehen. Dass in der Mythenregion keine „Skiwelt“ existiert ist meiner Meinung nach aber ein Segen. Nicht auszudenken, stünde hier an jedem Hang eine 6KSB. Für mich liegt das offene Potential der Region daher eher in der Wiederbelebung eines umfassenden Skipasses und der Optimierung der Verbindungen.
Nichtsdestotrotz war der Tagesausflug in das, 14 Anlagen umfassende, Kerngebiet der Mythenregion mein frühes Aufstehen wert. Begonnen habe ich meinen Skitag im Teilgebiet Brunni. Schon bei der Anfahrt über Einsiedeln durch das Alpthal, grüßte das Wahrzeichen, der 1899m hohe Große Mythen, die anreisenden Skifahrer. Diese jedoch in überraschend geringer Zahl. Obwohl im 9 Lifte umfassenden Teilgebiet (willkommen im Tarifwirrwar) Handgruobi-Ibergeregg der Tagespass für 10 Franken verscherbelt wurde, waren im gesamten Gebiet kaum Skifahrer unterwegs. Der Pistenqualität half dies jedoch nicht. Wahrscheinlich auch ob des vielen Neuschnees (Der Wirt an der Alpwirtschaft Zwäcken sprach von mind. 50cm die letzten Tage) war die Pistenpräparierung leider nicht perfekt. Einige Versuche im hüfttiefen Pulverschnee ließen mich über dieses Manko aber hinwegsehen. Nach den ersten Fahrten an den Haggenegg Skiliften erkundete ich über die 15 Personen Pendelbahn Holzegg nach und nach das komplette Gebiet, das ansonsten auch komplett durch Schlepplifte erschlossen wird. Die Pisten sind allesamt nicht sehr lang und auch nicht überdurchschnittlich steil. Wer die sportliche Herausforderung sucht, sollte lieber ein paar Kilometer weiter fahren. Etwa nach Engelberg oder Andermatt.
Insgesamt wird mir dieser Skitag sicher in Erinnerung bleiben.
Alles weitere dann direkt bei den folgenden Bildern:
Zunächst einmal, um einen Überblick zu verschaffen, der komplette Bereich, der mit dem Hoch Ybrig plus Pass befahren werden kann. Heute allerdings leider nur noch als Saisonpass erhältlich. Man sieht, dass das Gebiet doch recht große Dimensionen annimmt.
Nun ein detaillierterer Plan der Mythenregion. Hier wird wiederum die Tarifvielfalt deutlich. Der rote Bereich soll die komplette Region darstellen mit insgesamt 14 Anlagen. Hier fehlen aber am unteren Bereich die beiden Kleinpendelbahnen in Illgau. Mit ihnen wäre ich auch sehr gerne gefahren. Leider waren die Verbindungspisten aber nicht geöffnet. Desweiteren zeigt der Plan mit der blauen Umrandung den Bereich der an diesem Tag für 10 Franken zu befahren war.
Parkiert habe ich morgens um kurz vor 9 Uhr direkt unterhalb des Großen Mythen in Brunni
Rechterhand zu Füßen des Kleinen Mythen liegen die Haggenegg Lifte. Hier zog ich dann auch meine ersten Schwünge.
Verbindungspiste zwischen den beiden Pisten auf halber Höhe
Talstation der zweiten Sektion
Bereits im oberen Drittel …
… in tief winterlicher Landschaft
Kurz vor dem Ausstieg. Das Mythenmassif ist immer im Blick. Man muss sich hier wirklich selbst beherrschen um nicht auf jedem Bild den Mythen drauf zu haben. Die Versuchung ist häufig zu groß.
Blick von der Bergstation der Haggenegglifte dem Nätschberg in Richtung des restlichen Skigebietes
Und mal wieder der Mythen. Verdammt.
Fachwerkkunst im Zoom
Der untere Lift am Haggenegg ist einer der wenigen die in der Mythenregion künstlich beschneit werden. Hier liefen die Schneekanonen den ganzen Tag. Die Pistenqualität war hier aber auch am schlechtesten. Ähnlich wie an den anderen beschneiten Liften an Handgruobi und Brünnelistock.
Über diese Piste ging es dann aber rüber zur 15er Pendelbahn um das restliche Gebiet zu erkunden
Talstation der Seilbahn Brunni-Holzegg unterhalb des Mythen
Die 15er Pendelbahn schaufelt Sage und Schreibe 170 Personen in der Stunde weg

Schon am Nachmittag steht die Sonne endlich im Alpthal
15 Personen sind zwar angeschrieben. Mit 10 Leuten war die Kabine aber auch schon sehr gut gefüllt. Die Bahn fährt ohne Personal und der Skipass wird erst an der Bergstation kontrolliert oder gekauft. Die Fahrtzeiten sind unten angeschrieben und gehen halbstündig oder wenn viel Andrang ist, was wohl mittels Kamera überprüft wird. Trotz der geringen Förderleistung bin ich hier immer in die erste Kabine gekommen.
Bergstation der Pendelbahn
In der Mythenregion genießt man wahrlich spektakuläre Aussichten. Ob auf Rigi-Kulm oder den „Hausberg“ den Großen Mythen. Rechts das Berggasthaus Holzegg an der Bergstation der Pendelbahn.
Man kann auch der Meinung sein, dass das hier ne Nummer zu kitschig ist

Weiter ging es in Richtung Ibergeregg Handgruobi. Im Hintergrund die Bergstation des steilen Skilift Stägleren.
Doch zuvor wurde noch der Blick auf den Vierwaldstättersee frei. Die Schneise direkt im Vordergrund mit den Abfahrtsspuren müsste die ehemalige Abfahrt zur Rotenfluhbahn darstellen. Vielleicht wird diese im nächsten Winter wieder reaktiviert. Die neue 8EUB soll diesen Sommer gebaut werden.
Ich arbeitete mich vor. Im Vordergrund wieder der Skilift Stägleren. Hinten der Skilift Zwäcken.
Am steilen Skilift Stägleren gab es auch ein paar nette Tiefschneevarianten. Im rechten Bereich neben dem Lift fand ich mich später mitten im Wald wieder. Schnee hatte es jedenfalls genug. Ich stand teilweise bis zur Hüfte im Tiefschnee.
Bergstation Skilift Stägleren
Im rechten Tiefschneehang
Überblick von der Bergstation des Skilift Stägleren ins Hauptgebiet unterhalb des Brünnelistocks
Zoom ins Gebiet Hoch-Ybrig. Bis hier hin ist das Skigebiet theoretisch verbunden. Links ist die 4KSB Sternen und rechts die 6KSB Hesisbol zu sehen.
Auf sanften Verbindungswegen geht es hinüber zum Skilift Grossenboden
Angekommen an der Talstation des Skilift Grossenboden
Auch die Trasse dieses Liftes verfügt über viele Fachwerkstützen

Trasse im Mittelbereich
Die Bergstation ist, wie auch an praktisch allen anderen Liften außer im Bereich Brunni, nur Videoüberwacht. Man spart sich einiges an Personal. Vielleicht auch ein Grund dafür, dass man hier immer schon verhältnismäßig früh öffnet wenn einigermaßen Schnee liegt.
Die Umlenkungen aller drei Lifte die auf dem Brünnelistock enden
Bergstation des Skilift Kulm-Ibergeregg. Dieser Lift ist zusammen mit seinem kleinen Bruder auch für einen Tag im Verbund mit den Liftanlagen Hoch-Ybrig zu befahren. Damit stellt er im Rahmen der Mythenregion aber eine Ausnahme dar.
Der Lift führt hinunter zur Passhöhe am Ibergeregg auf 1400m
Der erwähnte kleine Bruder unterhalb des Kulm Liftes, der Skilift Alpstubli-Ibergeregg
Ein Sprung zum recht flachen Skilift Handgruobi. Überall im Gebiet gibt es gemütliche kleine Hütten. Wie hier die Schnappshütte.
Die Abfahrt am Handgruobi Lift ist zwar flach, bietet aber eine tolle Aussicht auf den Vierwaldstättersee. In der Mitte links ist das Skigebiet von Stoos zu erkennen. Durch den Skipass der Swiss Knife Valley mit der Mythenregion tariflich verbunden.
Schlepplift gegen See. Seit dem Pfänder bin ich auf den Geschmack gekommen

Anfahrt durch ein Waldstück zur Talstation des Skilift Handgruobi
Diese grandiose Aussicht kann man am Skilift Zwäcken genießen
Auf diesem Bild lassen sich zweierlei Dinge erkennen. Einmal, dass die Pisten, wie hier, generell sehr wenig modelliert sind was den Untergrund betrifft. Zum anderen aber auch, dass die konkrete Pistenpräparierung heute nicht optimal war. Immer wieder musste man mit gröberen Unebenheiten und Kanten kämpfen.
Zoom zum Gipfel des Großen Mythen mit seiner kleinen Hütte
Ob der Hubschrauber zur Gipfelhütte flog konnte ich nicht mehr erkennen. Die Hütte verfügt aber über einen eigenen kleinen Hubschrauberlandeplatz. Im Sommer war ich schonmal dort oben.
Langsam ging es auch wieder zurück nach Brunni. Über den Skilift Holzegg-Ost, hier im Bild, oder den Skilift Stägleren ist dies zu bewerkstelligen.
Vor der Talabfahrt nach Brunni genoss ich aber noch den Blick ins „Flachland“ bzw. das Alpthal mit Einsiedeln und seinen Skisprunganlagen in der Bildmitte. Im Dunst müsste der Zürichsee liegen.
Am Beginn der schönen, teilweise schmalen, roten Talabfahrt nach Brunni. Auf Grund der geringen Förderkapazität der Pendelbahn völlig ausreichend.
Fast wieder angekommen in Brunni. Ich absolvierte noch einige Fahrten an den Haggeneggliften und beendete diesen wunderschönen Skitag.
Die Heimfahrt war dann weniger angenehm, verpasste ich nach Rapperswil doch die Auffahrt nach Winterthur und fuhr stattdessen direkt in den Berufsverkehr von Zürich. Hier verlor ich mindestens eine Stunde. Entnervt und trotzdem zufrieden erreichte ich erst spät wieder Konstanz.