Wetter: Wolkenlos, +5°C bis geschätzt -2°C
Schnee: geschätzt 70-200 cm griffiger Altschnee
Anlagen in Betrieb: alle
Wartezeit: Keine
Gefallen: Schleppliftfahren, weitläufiges Gebiet
Nicht Gefallen: Zu anspruchslose und ähnliche Abfahrten, fehlende Vielfalt
Bewertung: 4/6 Punkten
Internet: http://www.bivio-sportanlagen.ch/DE/Biv ... ouren.html
Dieser Bericht ist Teil des Reports über meine viertägige Solo-Skifahrt vom 13.-16. März 2014 vom Graubündner Oberhalbstein ins Veltlin und zum Tonalepass:
Savognin 13. März 2014
Bivio 13. März 2014
Chiesa in Valmalenco 14. März 2014
Aprica 14. März 2014
Bormio 15. März 2014
Santa Caterina Valfurva 15. März 2014
Passo Tonale 16. März 2014
Bivio ist eine kulturelle Besonderheit im Bündner Oberhalbstein. Neben Rätoromanisch und Deutsch wird in Bivio als einziger Gemeinde nördlich des Alpenhauptkamms italienisch gesprochen - die Besiedlung erfolgte ursprünglich vom Bergell her über den Septimerpass. Italienisch ist darum sogar die offizielle Amtssprache von Bivio. Die Mehrsprachigkeit der Gemeinde stellt die Schweizer Volkszähler bei jeder Erhebung vor unlösbare Zuordnungsprobleme.

Der Liftparkplatz von Bivio befindet sich außerhalb des Dorfes und hat einen eigenen Lift ins Skigebiet, aber ich habe Glück und bekomme einen der raren Parkplätze im Dorfzentrum, darf also klassisch starten. Das Skigebiet von Bivio verfügt über drei verschiedene, sehr lange Schlepplifte (1900, 2100, 1700 m Länge). Der Schlepplift im Dorf ist eine Brändle-Anlage, freilich über die Jahre modifiziert, der Schlepplift am Parkplatz an der Julierstraße ein sehr alter Doppelmayr- oder Garaventa-Doppellift, der jedoch nie zu einem solchen ausgebaut wurde und als Einzelanlage verblieb. Der obere, längste Lift dürfte von der Bauart her ein Von Roll-Anlage sein. Wegen Umbauten und Revisionierungen verschwimmt die Herstellerzuordnung ein wenig.
Unbemerkt überwindet man durch die rund 4000 m Anlagenlänge 800 Höhenmeter. Alle Abfahrten, die ich gefahren bin, sind blau. Damit das den Skigästen nicht auffällt, werden sie mal blau, mal rot, mal schwarz ausgewiesen. Die Pisten sind durchaus lang, und es gibt eine interessante Außenrum-Abfahrt. Für echte Abwechslung liegen die Abfahrten aber zu nah beieinander, weshalb Bivio für gute Fahrer nur als Halbtagesgebiet interessant ist. Laut mitgehörten Gesprächen scheint es hier trotzdem jahrelange Stammgäste zu geben. Außerdem sind hier die Tourengeher zuhause. Bei schönem Wetter bietet das Skigebiet mit dem Blick auf Dreitausender ringsum und den Julierpass Wohlfühlatmosphäre, bei schlechter Sicht oder bei Nebel muss der Aufenthalt wegen der Baumfreiheit und spärlichen Pistenmarkierung jedoch ziemlich spaßlos sein. An der Bergstation fangen die Berge des Bergell mit der faszinierenden, abweisenden Nordostwand des Pizzo Badile den Blick. In die andere Richtung schweift der Blick über den Marmorerastausee in Richtung Chur bis zu Gipfeln über dem Skigebiet Lenzerheide.
Leider schließen die Skilifte in Bivio schon um 16 Uhr, was im März arg früh ist. Mein einziger Schweizer Skitag im Rahmen der viertägigen Skifahrt ist beendet. Die Fahrt geht weiter nach Italien über den Julierpass, St. Moritz, Pontresina, den Berninapass und von dort über 1900 (!) Höhenmeter Abstieg nach Tirano im Veltlin und schließlich nach Sondrio, wo ich erst mit Beginn der Dämmerung eintreffe. Es beginnt eine trotz Navi-Unterstützung lange Suche nach einer Hotelunterkunft, die weder Luxusherberge noch Bruchbude ist. Im Hotel Europa direkt am Fiume Adda werde ich fündig. Einziges Problem der Unterkunft ist die umständlich erreichbare, aber kostenlose Hotel-Tiefgarage ca. 500 m entfernt, weil man am Hotel selbst nicht parken kann.
22 Fotos:
Dorfstraße von Bivio mit der Trasse des SCHL Camon. Der fährt 1,9 Kilometer bis auf den sichtbaren Berg hinauf.
Pistenplan Bivio. Dass hier in einem schneereichen Winter auf 1700 m im März alles geöffnet ist, versteht sich von selbst.
Trasse SCHL Camon. Das ist eine der selten gewordenen Brändle-Anlagen aus den späten 1950er Jahren. Wie man sieht, sind nur sehr wenige Besucher da.
Rückblick über die Trasse des SCHL Camon gegen den kleinen Ort.
Bergrestaurant Camon. Das einzige am Berg, nicht ansehnlich, aber zweckdienlich. Es erinnert mich an das ebenso nüchterne Bergrestaurant Confin in San Bernardino. Ein zweites Restaurant steht an der Julierstraße an der Talstation des SCHL Tua.
1,9 km Schleppliftfahrt sind nicht genug? Weiter geht's mit dem Schlepplift Al Cant über die nächsten 2,1 Kilometer.
Piste des SCHL Al Cant. Alle Pisten von Bivio sind schön blau und wellig. Vielleicht musste ein Topf roter Farbe weg, also hat man diese hier rot markiert.
Von der Bergstation des SCHL Al Cant auf 2545 m schaut man teilweise in die Bergeller Alpen.
Zoom auf die faszinierende, abweisende Nordostwand des Piz Badile, 3308 m. Im Sommer tummeln sich dort die Kletterer.
Abfahrt des SCHL Al Cant gegen die Julierstraße und den Julierpass. Über dem Pass der Piz Julier, 3380 m.
Trasse SCHL Al Cant gegen das Oberhalbstein. Der Lift ist in Betrieb, auch wenn das hier nicht so aussieht! Es sind bloß keine Leute da. Der Berg hinten links steht überm Skigebiet von Lenzerheide.
Zoom zum Lenzerhorn und Parpaner Rothorn über der Lenzerheide.
Letztes Stück der Piste vom SCHL Al Cant mit Bergrestaurant Camon. Von rechts kommt der Schlepplift Tua.
Typisches Skigelände von Bivio.
An der Piste des SCHL Camon.
SCHL Camon mit dem Ort Bivio.
Blick von der Piste des SCHL Tua zum Marmorerastausee und ins Oberhalbstein.
Talstation SCHL Tua an der Julierstraße.
SCHL Tua. 1970er Jahre Doppelmayr-Anlage, in der Schweiz in Lizenz gefertigt von Garaventa. Der SCHL Tua blieb trotz entsprechender Vorbereitung eine Einzelanlage und wurde nie gedoppelt.
Trasse SCHL Tua. Der Lift verliert sich in der Weite des Geländes.
Zurück am SCHL Tua. Das hier soll ein schwarzes Pistenstück sein. Fahren hier eigentlich viele Italiener?

Abfahrt SCHL Tua. Schwarz markiert? Rot vielleicht? Egal, die sind wirklich alle blau.