Vorab soll darauf hingewiesen werden, dass insbes. bevor die EN (Europäischen Normen) für sog. CEN (Comité Européen de Normalisation) sich durchsetzten, gab es bei Seilbahnen eine beinahe unüberschaubare Variantenvielfalt bzgl. Bremsen.
Mit den EN (CEN-Bahnen) ist der Zulassungsaufwand so hoch geworden, dass Hersteller nicht mehr so viele verschiedene Varianten einsetzen.
Vielfalt bezieht sich insbes. auf die sog. Bremsphilosophie, d.h. vereinfacht, unter welchen Voraussetzen welche Bremse zum Einsatz kommt.
Gemeinsam für sämtliche zivilisierte Seilbahnen ist, dass eine Betriebsbremse (BB) sowie eine Sicherheitsbremse (SB) vorhanden sind. Beide sind so ausgelegt, jeweils eine davon ausreicht, unter den ungünstigsten Bedingungen (insbes. Lastfall, Seilspannung und Temperatur) die Bahn sicher anzuhalten und sie sicher im Stillstand halten zu vermögen.
Hier eine zweispurige Hochgeschwindigkeits-Pendelbahn mit kombinierter BB+SB und Steuerung mit nicht-künstlicher Intelligenz und Kopierwerk mit optischer Festpunkterfassung:

https://www.youtube.com/watch?v=ZCHTBsuIjUY
https://www.youtube.com/watch?v=VlXTO5CND-8
Vorschriften verlangen, dass gewisse Teile der BB und SB getrennt sind, gemeinsamer Öltank und Druckerzeugung sind üblich, danach sind die meisten Komponenten ausser für Hand-Notbedienung getrennt.
Die SB muss stets direkt auf eine Seilscheibe mit genügender Zugseilreibung (Seilbahnen mit Tragseil(e)) oder Förderseilreibung (Seilbahnen ohne Tragseil) wirken, und dies auch im worst-case Fall, Wirkung direkt auf Seilscheibe oder auf einen Ring, der sicher und direkt an der Seilscheibe befestigt ist.
Meist wirkt die SB auf eine Antriebsscheibe.
Die BB kann (muss jedoch nicht zwangsläufig) anderswo im Antriebsstrang wirken.
Sehr gängig ist eine Scheibenbremse am Schwungrad, das zwischen der Hauptantriebsmotorwelle und der Eingangswelle des Hauptantriebsgetriebes angeordnet ist. Bei dieser Anordnung entfällt die BB bei Verlust der drehmomentschlüssigen Verbindung zwischen Motor und Antriebsscheibe, z.B. bei Getriebe- oder Wellenbruch, sowie bei Bahnen, bei denen die Antriebsscheibe vom Getriebeausgang entkoppelt werden kann (ermöglicht Bergung bei blockierendem Getriebeschaden). Bei kleinen Motoren kann die BB auch (zwangs)lüfterseitig (sog. B-Lagerseite) montiert sein, entweder als kompakte Federdruckbremse oder externe Scheibenbremse an Schwungrad.
Die Bremsbelag-Anpresskraft für BB und SB muss mittels Druckfedern (Zugfedern sind verboten) oder Gewichte erfolgen. Die Lüftung (d.h. das Lösen oder Öffnen) der Bremsen kann hydraulisch (Zylinder), pneumatisch (Zylinder), elektromagnetisch (Hubmagnet) oder hydrodynamisch (Turbine und Zylinder in einem kompakten Kurzhub-Antrieb, selten bei Seilbahnen und nur für kleinere Bremsen) erfolgen.
Am gängigsten ist bei modernen Bahnen die hydraulische Ansteuerung. Bei gewissen Bahnen wird BB und SB unterschiedlich angesteuert, z.B. BB elektromagnetisch und SB hydraulisch.
Pneumatisch gelüftete Seilbahnbremsen sind nicht gängig, Pneumatik ist auch frostanfälliger als Hydraulik wobei auch bei Hydraulikanlangen ein übermässiger Wassergehalt bis zu funktionsgefährdernder Eisbildung führen kann.
Die Steuerung der BB und SB erfolgt während dem normalen Betrieb automatisch durch die elektrische Steuerung.
I.d.R. wird jedoch eine Seilbahn möglichst immer elektrisch angehalten, d.h. über die Bremswirkung des Hauptantriebs. Je nach Bremsenmanagement wird unmittelbar nach des Stillstand oder kurz davor die BB (ggf. in diesem Falle ungeregelt) geschlossen. Je nach Bahn kann dann zusätzlich die SB einfallen, bei gewissen Bahnen bleibt die SB in Normalfall stets offen.
Bei gewissen Pendelbahnen schliesst die SB nur in den Stationen, usw. Auch hier etliche Varianten.
Die SB ist meist ungeregelt, demnach ist das entsprechende Bremsmoment an der Seilscheibe lastunabhängig, somit können je nach Lastfall Bremszeit sowie Bremsweg stark variieren. Vorgegeben ist eine worst-case Mindest-Vezögerung und die höchste zu erwartende Verzögerung darf weder Benutzer noch Anlage gefährden (u.a. Extremwerte der Trägheit der bewegten Massen sowie Hangabtriebskomponente sind dabei massgebend).
SB kennt nur zwei Endstellungen: Vollständig geschlossen (ohne hydraulischen Restdruck) und vollständig gelüftet.
Endstellungen werden direkt mechanisch mittels Endschalter und/oder indirekt mittels Druckschalter überwacht.
BB ist oft geregelt (manchmal auch nur abgestuft). Bei geregelter BB ist die Verzögerung etwa konstant und lastfallunabhängig, demzufolge ist eine weitaus schonendere Abbremsung möglich.
Während einer geregelten Bremsung wird der Offenhaltedruck der BB mittels Servodruckventil oder Hochleistungs-Proportionaldruckventil stetig moduliert damit die Verzögerung (Abnahme der Seilgeschwindigkeit pro Zeiteinheit, in m/s2) lastunabhängig etwa konstant bleibt. Unterhalb einer bestimmten Geschwindigkeit wird die Regelung blockiert und auf Restdruck (oder ggf. drucklos) geschaltet.
Sinngemässes gilt auch für nicht hydraulische geregelte BB.
Geregelte SB sind nicht sehr gängig. Bei gewissen Bahnen wird Antrieb nicht freigeschaltet (sofern elektrischen Bremsen Bremsmoment aufbauen vermag), in den meisten Fällen wird jedoch Antrieb sofort Drehmomentlos geschaltet sobald BB oder SB nicht beide vollständig gelüftet sind (in beiden Fällen schliesst die entsprechende Bremse infolge der Offenhaltefehlfunktion).
Das Schliessen und Lüften der BB und der SB erfolgt während Normalbetrieb vollautomatisch durch die Steuerung. Bedienpersonal erteilt bei modernen Seilbahnen Fahr- bzw. Startbefehl und ggf. Geschwindigkeitsmaximalwert und danach fährt die Bahn vollautomatisch an.
Normalerweise wird elektrisch angehalten. BB und/oder ggf. SB schliessen automatisch unter gewissen Voraussetzungen, insbes. bei diversen Störungen.
Welche Störungen zur welchem Anhaltvorgang führen bestimmt der Seilbahnhersteller aufgrund von Risikoanalysen und Vorschriften sowie Normen.
Die meisten Störungen führen zum Einfall der BB, bei gewissen Fehlern schliesst die SB.
BB und SB können auch von Hand via Steuerung geschlossen werden.
SB Notbedien-Handventil ausser am Bremshydraulikaggregat selbst ist meist nur vorhanden wo vorgeschrieben (in der Schweiz meist bei Bahnen ohne rein mechanische Zentrifugal-Übergeschwindigkeitsauslösung der SB).
Prinzipiell garantiert die sicherheitsorientierte Geschwindigkeits-, Beschleuningungs/Verzögerungs-, Stillstands- und Fahrrichtungsüberwachungfunktion der Steuerung, dass im Fehlerfall eines Verzögerungssystems (ausser beim "nicht sicheren" AH, Anhalten [ohne Verzögerungsüberwachung]) automatisch ein weiteres Verzögerungssystem aufgerufen wird. Wie dies genau geschieht, kann je nach Bahn sehr unterschiedlich sein. Z.B. bei gewissen Seilbahnen wird bei ungenügender Verzögerung (=Abbremsung) der BB diese sofort wieder vollständig geöffnet und dabei fällt die SB ein, zusätzlich wird nach einem sicherheitsorientiert gehandhabten Timeout die BB unbedingt wieder geschlossen. Bei anderen Bahnen ist eine Kombibremsung BB + SB zulässig, usw.
Über die Vor- und Nachteile verschiedener Bremsphilosophien könnte man ganze Fachbücher schreiben, ATV hatte diesbezüglich einige hochinteressante Beiträge im Forum gepostet, leider ist er glaub hier nicht mehr aktiv.
Bei sämtlichen Seilbahnen muss die BB sowie die SB notfalls von Hand gelüftet werden können, also auch bei vollständigem Ausfall jeglicher Hilffspannung (z.B. vollständig entladene Batterien).
Bei Seilbahnen mit Dieselmotor für die Bergung kann je nach Ausführung das Bremsaggregat während der Räumungsfahrt vollständig, teilweise oder auch gar nicht mehr betriebsfähig sein. Je nach Ausführung arbeiten die Bremsaggregat-Hydraulikpumpen normal (z.B. gespeisen von Drehstromhilfsgenerator des Dieselmotors), oder es kommt eine Notpumpe (z.B. 24 V Batteriespannung) zum Einsatz.
Gängig ist ebenfalls die Bremshydraulik-Druckerzeugung durch eine vom Dieselmotor angetriebene Hilfspumpe.
Bei Super-Budget-Ausführungen muss bei Notbetrieb mit Dieselmotor von Hand gepumpt werden falls keine andere Hydraulikpumpe mehr betriebsfähig bleibt.
Hoffe, dass meine Erläuterungen in etwa stimmen, es gibt ja so viele unterschiedliche Bahnen und da kann man unmöglich alle Varianten kennen.
Edit:
Ergänzungen und nebensächliche Korrekturen.