Anfahrt: Kurzras im Schnalstal - Sulden in ca. 1:30 h
Wetter: Sonnig mit ein paar Wolken, -5°C bis 0°C
Schnee: Ca. 80-150 cm Altschnee
Anlagen in Betrieb: Alle
Wartezeit: keine (außer Abfahrt Pendelbahn Madritsch)
Gefallen: Grandiose landschaftliche Szenerie; Abfahrt Rosim
Nicht gefallen: Skigebiet bleibt insgesamt hinter den skifahrerischen Erwartungen zurück. Talstation Madritsch weit vom Ortskern entfernt. Nur anspruchslose Abfahrten im Madritschgebiet; eingetragene schwarze Abfahrten erweisen sich als im Schuss zu befahrende Fahrwege. Mittelstations-Umsteigen an der Madritsch-Pendelbahn erzeugt unnötige Wartezeit. Teilskigebiet Kanzel ohne Beschäftigungsanlagen am Berg. Viele schwache Skifahrer.
Bewertung: Ski 4 von 6 Punkten, Landschaft 6 von 6 Punkten
Dieser Bericht ist Bestandteil meiner viertägigen Skifahrt im März 2018:
Hochkössen / Unterberghorn 11. März 2018
Loferer Almwelt 11. März 2018
St. Jakob in Haus / Buchensteinwand 12. März 2018
Kitzbüheler Horn 12. März 2018
Schnalstaler Gletscher 13. März 2018
Sulden 14. März 2018
Der morgendliche Blick aus dem Hotelfenster im Ortskern von Sulden entspricht der Prognose. Die Sonne soll erst nach 8 Uhr die Oberhand gewinnen. Die Option eines Nachmittagsabstechers nach Trafoi verwerfe ich nach dem Lesen von Starlis Bericht vom 27.1.2018 - außer einem Höhenschlepplift und dem Blick zum Stilfserjoch würde mich dort eher wenig interessieren. Trafoi selbst liegt in einem Loch, und ein zu klein geratenes Höhen-Teilskigebiet bietet mir Sulden selbst mit dem Langenstein auch.
Sulden hat übrigens einen der Lage geschuldeten "Nachteil" mit Saas-Fee gemeinsam. Zwar kommt die Sonne morgens für Alpenverhältnisse zu normaler Uhrzeit über den Berg (bei meinem Besuch ca. 8:30 h), da die Dreitausendergipfel im Osten ein Stück weit vom Ortskern entfernt und durch Joche getrennt sind. Doch am Nachmittag versinkt der Ortskern wegen des 3905 m hohen, nur knapp westlich gelegenen Ortlergipfels schon früh im Schatten (bei meinem Besuch ca. 15 Uhr). Wer in Sulden Urlaub machen möchte, sollte das wissen. Im Winter fällt in Sulden der Genuss der Nachmittagssonne auf der Hotelterrasse weitgehend aus. -
In Sulden möchte ich möglichst weder Auto noch Skibus bemühen und trage meine Ski aus dem Dorfzentrum bis zur nächstgelegenen Liftstation. Das ist die DSB Langenstein. Außer mir trägt niemand sein Equipment die 5 Fußminuten über einen verschneiten Pfad zum Lift. Merkwürdig. Mit zwei, drei anderen Skifahrern stehe ich morgens um 9 Uhr an der Langensteinbahn. Das erinnert mich an die Situation an der Sesselbahn Belvedere in Macugnaga im März 2008, die morgens wie ausgestorben schien. Arg gemächlich schaukelt die fixgeklemmte DSB den Berg hinauf. An der Bergstation Langenstein geht es gleich weiter mit der 4SB Des Alpes direkt unter den Ortlerwänden. Von ihrer Bergstation schaut man auf einen kleinen Lawinengletscher am Fuß des höchsten Berges Südtirols, auf dessen Gipfel noch eine Restwolke hängt. Die Sesselbahn hat vier nette, aber sämtlich viel zu kurze Abfahrten. Im Pistenplan ist ein Erweiterungsprojekt zum Hintergrat mit Verbindungspiste zur Talstation Madritsch eingetragen. Das würde dem kleinen Teilskigebiet sehr gut tun. Doch so ist nach einer halben Stunde die Luft raus, und ich verlasse ich den Langenstein über die Waldabfahrt in Richtung Sesselbahn Kanzel. Von der Talstation Langenstein quält man sich mehr schlecht als recht schiebend einige hundert Meter hinüber zur Kanzelbahn. Ein Pferdegespannführer wittert hier sein Geschäft und offeriert den fauleren Skifahrern Transportservice per Seil zum Festhalten.
Auch die Kanzelbahn ist eine fixgeklemmte DSB aus früheren Zeiten, die von ihren Benutzern einige Geduld verlangt. Wie die DSB Langenstein bietet sie keinen Wetterschutz, d.h. bei starkem Schneefall wird sie niemand fahren wollen. Auf ihrer Trasse überfährt man offenbar den Einstieg der Vorgängeranlage, die deutlich höher am Hang startete. Oben angekommen, gibt es nicht viel zu entscheiden. Im Zuge des Neubaus der von der Talstation Madritsch heraufziehenden EUB Rosim hat man die frühere einzige Beschäftigungsanlage am Berg, einen Schlepplift, abgerissen. Das war aus meiner Sicht ein Fehler. Ohne Beschäftigungsanlage gibt es keinen Grund, hier zu verweilen. Wer im kleinen Höhenrestaurant weder essen noch aufs Klo will, fährt gleich wieder weg - zur Talstation Kanzel (ganz nett) oder zur Talstation Madritsch. Dabei befindet sich oberhalb viel unerschlossenes Terrain ... analog dem gegenüberliegenden Langenstein sollte man hier mal über ein solides Erweiterungsprojekt in die Höhe nachdenken.
Die erst zur Saison 2014/15 eingerichtete rot-schwarze Rosim-Abfahrt von der Kanzel hinunter zur Talstation Madritsch erweist sich als großer Gewinn für das Skiangebot Suldens. Hier kann man schön die Sau rauslassen, es ist aus meiner Sicht die beste Skipiste ganz Suldens. Und dank der schnellen EUB kann man sie auch oft fahren. Die typische Suldener Skifahrerklientel traut sich hier sowieso nicht herunter.
Am späten Vormittag stehe ich vor dem Zubringer ins Suldener Hauptskigebiet Madritsch, der namenlosen Pendelbahn zur Schaubachhütte. Leider handelt es sich hier um eines dieser Pendelbahn-Exemplare mit einer Mittelstation, an der alle Benutzer die Kabine wechseln müssen, weil bei dieser Bahn mit insgesamt vier Großkabinen jeweils zwei Großkabinen nur die halbe Teilstrecke befahren. Das macht man aus Kapazitätsgründen so, habe ich gelernt. Blöd nur, dass der Umsteigeprozess bis zur Weiterfahrt (zumindest bei meinem Besuch) genau so lange dauert (nämlich fast 4 Minuten), als würde die recht flotte, aber nicht sehr lange Bahn direkt bis zur Bergstation durchfahren. Eine Idee aus Schilda. Eine Mittelstation ohne Kabinenwechsel wäre hier sinnvoller.
An der Pendelbahnbergstation bei der Schaubachhütte ist man überwältigt vom Panorama der großen Dreitausender der Ortlergruppe vis-a-vis, dem Bonus Suldens. Die Pyramiden von Königsspitze, Zebru und Ortler stehen vor einem, teils mit kleinen Gletschern garniert. So einen Anblick so nah gibt es in den Alpen nicht oft. Doch wer im Madritsch-Gebiet skifahrerische Herausforderungen in ähnlicher Qualität erwartet, wird enttäuscht. Sehr flach geht es per KSB Madritsch weiter hinauf, denn das Höhenskigebiet befindet sich hier in einem weiten Hochtal. Die oberste Etage bilden die beiden Sesselbahnen Schöntauf I und II. Nr. I ist die ältere fixgeklemmte Bahn, Nr. II die neuere kuppelbare zum höchsten Skigebietspunkt. Im Pistenplan sind an der KSB Schöntauf II sogar schwarze Abfahrten eingezeichnet. Doch die suche ich vergebens. An dieser Sesselbahn hat man sich konsequent Mühe gegeben, Skipisten zu vermeiden, die dem Geländeprofil folgen. Alle Abfahrten sind irgendwie quer zur Hangneigung trassiert, zwangsläufig mit nur wenig Gefälle. Eine schwarz ausgewiesene Teilabfahrt entpuppt sich gar als Fahrweg. So macht Skifahren keinen Spaß. Nur das Panorama vom Grat der Schöntaufspitze ist gigantisch. Wer an der Bergstation Schöntauf II zehn Meter aufsteigt, schaut nicht nur zum Ortlermassiv samt Cevedale, sondern auch in Richtung Norden ins Suldental und die Berge des nordwestlichen Vinschgau, wo sich der Skiberg Watles ausmachen lässt. Die Abfahrten der 4SB Schöntauf I und der 4KSB Madritsch folgen dem Geländeverlauf, sind aber ebenfalls weitgehend flach und anspruchslos. Gute Skifahrer sind hier unterfordert, es zählt ausschließlich die Hochgebirgsimpression.
Genervt nehme ich den Pistenplan zur Hand und finde darauf die schwarze Talabfahrt von der Schaubachhütte zur Pendelbahntalstation. Doch auch die verdient ihre schwarze Ausweisung kein bisschen. In Wirklichkeit handelt es sich hier um einen präparierten Fahrweg, der an die Notwegabfahrt vom Pitztaler Gletscher erinnert und den man weitgehend in Schussfahrt zurücklegen kann. Wer unten lange und schnell genug Schuss fährt, schafft es fast ohne Schieben bis zur Talstation der Rosimbahn, auf deren sportlicher Abfahrt der Ärger über die zu flachen Madritsch-Abfahrten allmählich vergeht. Noch einmal fahre ich ins Madritschgebiet und gebe mir die durchgängige Abfahrt von der Bergstation Schöntauf II bis zur Pendelbahntalstation, diesmal über die reguläre rote Talabfahrt bis zur Pendelbahn-Mittelstation. Die hat immerhin ein paar abwechslungsreiche Passagen und gefällt mir besser. An der Pendelbahn-Mittelstation dann die merkwürdige Impression: 90% der Skifahrer aus dem Madritsch-Gebiet fahren spätestens von hier aus mit der Pendelbahn ins Tal. Können die wirklich keine flache Ziehwegabfahrt im Schuss zurücklegen? Oder wissen die schlichtweg nicht, dass die schwarze Ausweisung der Ziehweg-Talabfahrt grundfalsch ist? Bei mir verbleibt eine gewisse Ratlosigkeit.
Noch einmal geht es mit der Rosimbahn hinauf, um die letzte Abfahrt des Tages zurück zur Talstation der DSB Kanzel zu machen. Es folgt noch das mühsame Schieben zur gegenüberliegenden Talstation der Langenstein-DSB. Von hier geht es in wenigen Minuten mit den Skiern auf dem Buckel zurück zum Auto auf dem Hotelparkplatz. Genau 5 Stunden später bin ich wieder daheim in Ettlingen.
62 Fotos aus Sulden:
Pistenplan Sulden. Links Kanzel, oben Madritsch, rechts Langenstein.
Suldener Kirche gegen den Ortler.
Mein Weg aus dem Ortzentrum zur Langensteinbahn. Fast ein Meter Schnee auf dem Steg.
Bergfahrt in der DSB Langenstein gegen Suldener Kirche und Hotels.
Bergstation DSB Langenstein mit dem unverwechselbaren Restaurantbau.
Abfahrten der Sesselbahn "Des Alpes" auf dem Langenstein gegen den Ortler.
4SB Des Alpes. Leider nur ein kurzer Spaß. Hinter den zu Tal fahrenden Sesseln erkennt man den kleinen Lawinengletscher am Ortler.
Bergstation 4SB Des Alpes auf dem Langenstein. Ich bin ein paar Meter aufgestiegen, um den Lawinengletscher besser sehen zu können. War aber nix.
Abfahrt der 4SB Des Alpes gegen das Langenstein-Restaurant und das gegenüberliegende Teilskigebiet Kanzel. Interessanterweise befindet sich die Waldgrenze dort auf ca. 2200 m - sehr hoch für die Alpen.
Talabfahrt vom Langenstein. Nett, mehr aber auch nicht.
Auf der ätzenden Schiebe-Querung zwischen den Sesselbahnen Langenstein und Kanzel verdient sich ein Pferdeschlittenführer ein paar Euro dazu. Die Skifahrer sind dankbar dafür.
DSB Kanzel.
Die DSB Kanzel fährt über den malerisch zugeschneiten Suldenbach ...
... und über diesen ehemaligen Zwischeneinstieg.
Rückblick zum Ortler und nach Sulden.
Bergstationsbereich Kanzel. Von rechts kommt die noch recht neue EUB Rosim herauf. Das Bergrestaurant Kanzel befindet sich direkt hinter dem Sesselbahnausstieg und ist deshalb kaum zu sehen.
Zoom zum Ortler, mit 3905 m höchster Berg Südtirols und bis 1918 höchster Berg Österreichs. Man erkennt das reichlich kleine Skigebiet Langenstein. Die geplante Erweiterung nach links zum Hintergrat würde das Teilgebiet sehr aufwerten.
Zoom zur Königsspitze mit ihrem Gletscher.
Kanzelabfahrt mit Ortler und Sulden.
Schlusshang Kanzelabfahrt.
Blick von der Bergstation DSB Kanzel auf die Trasse der von der Talstation Madritsch-PB hinaufziehenden Rosimbahn. Hinten Königsspitze und Zebru.
Rosimabfahrt mit Ortler. Nach Befahrung des gesamten Skigebiets ist klar: Das ist Suldens beste Abfahrt.
Rosimabfahrt. Hier kann man sich austoben.
In der Talstation der namenlosen Pendelbahn ins Madritschgebiet bzw. zur Schaubachhütte.
Untere Gegenkabine der Pendelbahn. Der Ziehweg rechts auf dem alten Moränenkamm soll übrigens die schwarze Talabfahrt sein.
Schaubachhütte mit Königsspitze und Zebru, gesehen aus dem Restaurant in der Pendelbahn-Bergstation.
Flach geht es weiter hinauf mit der KSB Madritsch.
Die 4KSB Madritsch fährt in ein schönes Hochtal, aber die Abfahrten hier oben sind schon arg flach.
Ortlergruppen-Pano von der Bergstation der 4KSB Madritsch.
Natürlich will ich ganz nach oben auf 3250 m ... mit der KSB Schöntauf II.
Rückblick aus der 4KSB Schöntauf II zur Königsspitze. Unten verläuft eine Abfahrt quer zum Hang.
Boooah-Panorama an der Bergstation Schöntauf II mit Cevedale, Königsspitze, Zebru und Ortler.
Und in die andere Richtung ins Suldental und weiter in die Obervinschgauer Berge.
Wenn man in diese Richtung zoomt, erkennt man das kleine Skigebiet Watles im Obervinschgau.
Zoom zum Cevedale mit vieeelen Tourengehern an diesem schönen Tag.
Blick von einer der öden Quertrassierungen an der KSB Schöntauf II ... vielleicht war's sogar der schwarz ausgewiesene Fahrweg. Ins Gelände mochte ich wegen des Terrains voller Felsbrocken nicht fahren.
Abfahrt quer zum Hangverlauf an der KSB Schöntauf II.
Blick von der Abfahrt Schöntauf II zur SB Schöntauf I mit Cevedale.
Pano des Madritsch-Hochtals von den Schöntauf-Pisten aus. Die Ortlergruppe bekommt nachmittags eine dicke Wolkenmütze.
Blaue Abfahrt am Madritschjoch gegen Ortlergruppe.
Nochmal an der KSB Schöntauf II, deren Abfahrten mir immer weniger gefallen.
Abfahrt unter den Felswänden, erreichbar mit der SB Schöntauf I.
Weites Madritsch-Hochtal.
Jetzt möchte ich mal auf die Talabfahrt und entscheide mich für die schwarze, die an der Schaubachhütte beginnt.
Also da. Aber wo bitte ist da eine schwarze Abfahrt ??
Ich fasse es nicht - dieser Ziehweg soll die schwarze Abfahrt sein. Da lachen ja die Hühner!
Der Ziehweg "schwarze Abfahrt" zieht sich über einen alten Moränenkamm zur Mittelstation der Pendelbahn. Walter Pause hätte so etwas einen Radweg genannt.
Unterhalb der Pendelbahn-Mittelstation sieht die "schwarze Abfahrt" nicht anders aus. Peinlich.
Auslauf der "schwarzen" Talabfahrt an der Talstation der Pendelbahn ins Madritsch-Gebiet.
Talstation der Pendelbahn ins Madritschgebiet.
Verärgert über die alberne "schwarze Talabfahrt" aus dem Madritschgebiet fahre ich erstmal wieder mit der Rosimbahn hinauf zur Kanzel, ...
... um mir dort eine "richtige" Abfahrt zu geben.
Für den Rest des Skinachmittags beschließe ich, noch einmal ganz hinauf zur Bergstation Schöntauf II auf 3250 m und direkt wieder ganz hinunter zu fahren. Pendelbahn-Gegenkabine der oberen Teilsektion.
4KSB Madritsch, wie gesagt einfach nur flach.
Und von der Bergstation Schöntauf II geht es direkt wieder hinunter.
Außenrum-Zweig zur roten Talabfahrt.
Die rote Talabfahrt zur Pendelbahn-Mittelstation ist nicht ganz so langweilig wie ihr schwarzes Pendant von der Schaubachhütte, sondern hat auch eine oder zwei etwas steilere Passagen.
Rote Talabfahrt, hier schon wieder gaaanz flach.
Kurzer Richtungswechsel der Abfahrt per Serpentine.
Und der Auslauf der unteren "schwarzen" Talabfahrt kurz vor den Talstationen Pendelbahn und Rosim. Von dort nehme ich meine letzte Bergfahrt des Tages hinauf zur Kanzel.
Ein letztes Mal auf die Kanzelabfahrt. Sulden liegt nachmittags im Vollschatten des Ortlers.
Auslauf der Kanzelabfahrt kurz vor der DSB-Talstation. Von hier schiebe ich zurück zur DSB Langenstein und laufe von dort zum Hotel und meinem Auto. Vier schöne Skitage finden ihr würdiges Ende.
[Edit: Typos korrigiert]