Nach dem ersten Skitag während meines Japan-Aufenthaltes (siehe http://www.alpinforum.com/forum/viewtop ... 57&t=59173) wollte ich eigentlich noch ein weiteres mal auf die Bretter, da ich zurück in Deutschland kaum noch eine Gelegenheit dazu haben würde. Von Sendai aus ist es aber einfach zu kompliziert und ohne Auto fast nur mit Übernachtung machbar. Unterkünfte im einzigen halbwegs gut erreichbaren Skigebiet in der Gegend, in dem auch jemand Englisch spricht (Zao Onsen, siehe älteren Bericht http://www.alpinforum.com/forum/viewtop ... 57&t=52251), waren aber komplett ausgebucht. Mein Rückflug war am 19.3. und das Wochenende davor konnte ich in Tokio verbringen. Von Tokio gibt es mehrere Möglichkeiten mit der Bahn und eventuell noch einem kurzen Bustransfer in größere Skigebiete zu kommen. Die Wetteraussichten für das Wochenende waren für alle relevanten Gebiete sonnig, wenn auch sehr warm, und somit entschied ich mich dafür, es zu versuchen.
Für Ski-Tagesausflüge von Tokio sticht insbesondere Gala Yuzawa hervor, dass über einen eigenen Shinkansen-Bahnhof direkt unter der EUB-Talstation verfügt, der in 80-90 min von Tokio aus erreicht wird. Dieser wird nur im Winter angefahren und da es sich nur um eine kurze Zweigstrecke handelt, enden die entsprechenden Shinkansen dort und fahren danach zurück nach Tokio. Der eigentliche Shinkansen-Bahnhof der Gegend, Echigo-Yuzawa, liegt nur knapp 2 km entfernt und stellt den Ausgangspunkt zum Transport in wenigstens 5-6 andere Skigebiete dar. Da Gala vermutlich JR-East gehört (japanische Bahnunternehmen sind sehr aktiv mit Immobilien, Einkaufszentren, Hotels und sonstiger touristischer Infrastruktur um ihre Bahnhöfe herum), gibt es einige vergünstigte Kombinangebote für Bahn und Ski, die auch Ausländer problemlos nutzen können.
Gala Yuzawa selbst ist ein mittelgroßes Skigebeite für Japan, dass mit den Nachbargebieten Yuzawa Kogen (eher klein) und Ishiuchi (größtes der 3 Gebiete) lifttechnisch verbunden ist und zumindest in der Hauptsaison wird auch ein gemeinsamer Skipass angeboten. Da aber wie so oft in Japan jeder sein eigenes Süppchen kocht, gibt es für die 3 Gebiete zusammen keines der in Japan sehr beliebten günstigen Kombinangebote mit Anreise oder Hotel. Daher sind viele Skifahrer nur in einem der 3 Gebiete geblieben. Die Anlagen, die die Verbindung zwischen den Gebieten herstellen (pistenlose PB nach Yuzawa Kogen, 3SB und 4SB nach Ishiuchi), gehören komplett zu Gala Yuzawa. Es ist sehr wahrscheinlich von diesem Gebiet forciert worden und die Anderen haben halt mitgemacht, weil es sie nichts kostet und vielleicht ein paar mehr Skifahrer anzieht.
Technisch könnten die 3 Gebiete einem Doppelmayr Werbeprospekt der 90er entstammen, da ausschließlich DM herumsteht - von PBs über eine EUB, viele 4 KSBs und eine große Ansammlung fixer SB Leider haben sie generell bei allen Sesselbahnen auf Fußstützen verzichtet, was auf Dauer doch unangenehm wurde. Einige DSB hatten japantypisch garkeinen Sicherheitsbügel, dafür hat es umso mehr Personal an jeder Bahn (meistens einer am Bedienpult und einer, der beim Einstieg hilft bzw. einweist). Präpariert wurde mit einer Mischung aus modernen und sehr alten Geräten aus der Kategorie Pistenbully, wobei bis auf die Talabfahrt schwarze Pistengenerell nicht präpariert werden.
Fakten
Wetter:
Sonne
Letzter Nachfrost vor 1 Woche
Mittags selbst oben über 10°C
Schneehöhe:
>100cm im Tal
>200cm am Berg
Geöffnet:
Yuzawa Kogen: Alles außer Talabfahrt
Gala Yuzawa: Alles außer DSB Chariot mit Pisten sowie oberer Teil Piste $2.600.000
Ishiuchi: Alles, was nicht LSAP ist
Pistenzustand:
Sulz, aber gute Schneelage und nicht bremsig
Wartezeiten:
Mittags 2-3 min an den Gala KSB
5-10 min an Verbindungs PB wegen starren Fahrplan
Gefallen:
Wetter und Panorama
Größe der Gebiete kombiniert
Anspruchsvolle Abfahrten
Nicht gefallen:
Flache Verbindungs-Ziehwege
Laufweg bergauf zur Talabfahrt
20 min Takt Verbindungs-PB
Pistenpläne:
http://www.yuzawakogen.com/topics/7388
https://gala.co.jp/winter/english/map/index.html
http://ishiuchi.or.jp/gerende/lift-course/#coursemap
Bilder und Bericht
Los ging es morgens um 7 in Tokio. Der Andrang an Skifahrern war groß und der Fahrplan wurde kurzfristig um mehrere Extra-Shinkansen erweitert. Um möglichst spät aufzustehen habe ich eine schnelle Verbindung gewählt, wobei ich in Echigo-Yuzawa noch für 3 min in einen anderen Shinkansen nach Gala umsteigen musste.
Vor Ort war alles gut organisiert. Die Wege sind kurz und Wartezeiten praktisch nicht vorhanden, da mehr als genug Schalter für Skipass und Skiverleih geöffnet waren, zum größten Teil auch mit englischsprachigem Personal besetzt. Es gibt große Umkleideräume mit hunderten Schließfächern und sogar Personal, dass einem beim Ausfüllen der Formualre für den Skiverleih behilflich ist. Das Leihequipment von Salomono war zudem qualitativ deutlich besser als der übliche Standart in Japan und hat nicht mehr gekostet als in Onikoube. Am Ende habe ich 11000 Yen (~80 Euro) für Skipass, Leihausrüstung und Schließfach hinlegen müssen. Danach ging es mit der 8EUB, mit maximal 4 Personen pro Kabine, hinauf. Die Talabfahrt sah aus dem Fenster jedenfalls schonmal gut aus.
Oben dann die "ikonische" Garage/Talstation der beiden fast parallelen 4 KSB von Gala, die die Haupt-Beschäftigungsanlagen darstellen. Mit nachgerüstetem und komplett unwirksamen Rausrutsch-Schutz...
Höchste Anlage in Gala: DSB Coach mit schöner Abfahrt. Aufgrund des warmen Wetters war der Schnee auch hier schon leicht sulzig. Leider war die direkte Abfahrt von oben in den linken Gebietsteil (Southern Area) geschlossen. Also über den Skiweg hin. Um die DSB, die das dortige Areal erschließt, gibt es mehrere unpräparierte Abfahrten.
Ohne eine Wiederholungsfahrt bin ich direkt zur Verbindungs-PB namens Landau. Diese zeigte sich als stützenlose Bahn mit Kabinen für 50 Personen ohne Fangbremse, aber dafür wie in Japan üblich mit 2 Zugseilen.
Yuzawa Kogen ist im Gegensatz zu Gala eher nördlich ausgerichtet, sodass die Pisten hier etwas härter waren. Trotz der geringen Gebietsgröße und der geschlossenen Talabfahrt bin ich dann für 1,5 Stunden dort geblieben.
Da es inzwischen zu spät ist, gibt es den Rest des Berichts dann morgen
Japan, Niigata, Yuzawa, 18.3.2018 - Frühlingsski
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Re: Japan, Niigata, Yuzawa, 18.3.2018 - Frühlingsski
Die Bergstation der einzigen KSB dieses Gebiets sieht ziemlich gewaltig aus. In jedem der 3 Gebiete gab es irgendwo eine abgesperrte Piste oder zumindest einen abgesperrten Bereich, der aktiv für Renntraining genutzt wurde.
Mir unbekannte Tierart direkt neben Lift bzw. Piste
Von der DSB zum höchsten Punkt bzw. der sehr langen flachen Außenrumabfahrt selbiger hatte man das beste Panorama. Auf diesem Bild sind 4 Skigebiete zu sehen: Links Iwappara, mittig Yuzawa Park und mittig-rechts Yuzawa Nakazato und Nakazato Snow Wood (nicht verbunden obwohl am gleichen Hang durch ganze 200 m Wald getrennt).
Noch weiter nach rechts folgt Kandatsu Kogen, hier kann man schon erahnen, wo die LSAP Anlagen und Pisten sind.
Noch weiter nach rechts und damit südlich von Yuzawa Kogen kann man die großen Skigebiete Kagura und Naeba erkennen. Beide Gebiete sind zudem verbunden, für sich schon sehr ausgedehnt und damit zusammen das mit Abstand größte Skigebiet der Gegend. Alles was auf dem Bild nach Skigebiet aussieht gehört dazu. Selbst wenn Japan nicht so bekannt dafür ist, aber aufgrund der großen Schneemengen können viele Gebiete sehr lange öffnen. Gala hat normal bis Anfang Mai offen, Naeba sogar bis Mitte Mai!
Nach ein paar schönen Abfahrten meldete sich mein Magen und ich bin im Restaurant "Edelweiss" eingekehrt. Typisch japanisches SB-Restaurant im Kantinen-Stil. Essen ist trotzdem gut!
Im Anschluss zurück nach Gala, eine Abfahrt an den steilen unpräparierten Hängen und Wechsel hinüber nach Ishiuchi.
Ishiuchi präsentiert sich viel typischer für japanische Skigebiete. Während in Gala und Kogen die LSAPs komplett fehlen, nichts übererschlossen ist und die Gebäude/Restaurants funktional sind, strotzt Ishiuchi nur so vor parallelen rostigen Anlagen und noch mehr parallelen LSAPs sowie abgewirtschaftetem Kitsch an jeder Ecke. Immerhin sind noch so gut wie alle ursprünglichen Abfahrten zugänglich. Das Gebiet selber teilt sich in 3 Linien auf, die von unterschiedlichen Orten im Tal hinauf auf den Berg führen.
1. Linie: Hatsukaishi. Die uralte DM 4KSB ist rostig, klapprig und sehr laut. Ihre 2. Sektion sowie die DSB der danebenliegenden ehemaligen Skisprungschanze sind stillgelegt.
2. Linie: Chuo. Die 3. Sektion mit Blick hinüber zum Hatsukaishi Lift.
Die 2. Sektion Chuo ist eine relativ moderne Doppel-DSB. Daneben steht aber noch eine LSAP Doppelanlage, die mir stark nach ESL aussieht. Interessantes Design mit orangenen Masten.
Aus der Nähe sahen die Hälfte der Häuser eher baufällig aus, abgesehen davon dass ein Teil garnicht mehr in Benutzung ist.
Nicht mehr ganz aktueller Pistenplan. Ich zähle 9 eingezeichnete Lifte, die nicht mehr laufen. Davon stehen noch 5 in der Landschaft herum. Ganz rechts scheint aber tatsächlich doch eine Piste verloren gegangen zu sein...
3. Linie: Kanko.
Da die Bedingungen nicht besser wurden und ich eh eine recht frühe Rückfahrt gebucht hatte, machte ich mich auf den Rückweg nach Gala. Vor der Talabfahrt musste aber noch schnell eine Stärkung mit einem leckeren Frucht-Crepe und einer heißen Schokolade sein. Andererseits wäre bei den Temperaturen ein Eis vielleicht besser gewesen...
Zur Talabfahrt muss man leider ein gutes Stück laufen, da durch die geschlossene DSB Chariot (Sturmschäden) der direkte Zugang zu dieser Piste nicht möglich war. Alternativ gibt es einen Tunnel, der leider bergauf geht, durch den man zur Piste laufen kann. Hat mich direkt an die ewige Latscherei in Saas-Fee in der Station Felskinn erinnert Belohnt wird man aber mit der schönsten Abfahrt im Gebiet, die aufgrund der Steilheit und des nervigen Zugangs zudem nicht so stark befahren wird. Die Mehrheit der Leute fährt mit der EUB ins Tal und wenn doch diese Abfahrt, dann exakt einmal. Im Tal sieht man auch den nahen Bahnhof Echgo-Yuzawa (das flache lange Gebäude).
Danach musste ich nur noch meine Ski zurückgeben und konnte mich noch etwas im in der Talstation integrierten Onsen entspannen, bevor es mit dem Shinkansen zurück nach Tokio ging.