Diese Woche habe ich endlich den Gipfel des Kaltenbergs erklommen.
Den meisten Menschen ist der Berg wohl vom Winter her bekannt: schließlich ist es einer DER Skitourenberge im Verwall/ am Arlberg. Mich reizt er aber mehr im Sommer, wenn die Lifte an der Albona im Sommer-Schlaf sind. Es werden - dies lässt sich dem Gipfelbuch entnehmen - mehr Besteigungen im Winter als im Sommer gemacht. Wir waren selber erst die 10. Besteigung diesen Sommer. Gedränge am Gipfel braucht also niemand zu fürchten.
Mein erster Versuch datiert zurück in die späten 90er Jahre. Mit Freunden bin ich damals ohne Plan und Vorbereitung, dafür aber mit der Absicht den Kaltenberg zu erklimmen, losgezogen. Da wir den genauen Weg nicht kannten sind wir auch prompt nicht am Gipfel sondern nur auf einer westseitigen Scharte angekommen - immerhin. Damals war der Gletscher noch viel größer - somit war der Auf- und Abstieg am Gletscher selber kein Problem. Der Gletscher war komplett mit Schnee bedeckt, Spalten waren keine zu sehen. Der Auslauf ging ins Flache (selbst wenn man im Steilen ausgerutscht wäre, wäre es glimpflich ausgegangen).
Der zweite Versuch war etwas blau-äugig mit meiner Frau im Jahr 2008. Blau-äugig, weil wir das als Tages-Tour angegangen sind viel zu spät aufgebrochen sind. Um 11 Uhr mussten wir an der Kaltenberghütte einsehen, dass das nix wird.
Das Foto wurde vom Berggeist-Weg gemacht - leider ist nicht der ganze Gletscher zu sehen. Dann könnte man noch besser erkennen, wie sehr der Gletscher zurück gegangen ist.
Kaltenberg anno 2008:
Der dritte Versuch war im September 2017. Auch das hat nicht funktioniert, weil die Kondition für eine Tages-Tour nicht gereicht hat. Zudem wäre die Querung des Gletschers ohne Steig-Eisen zu gefährlich gewesen. Die Spalten sind deutlich zu sehen, das Blankeis ist nur wegen der Neuschneeauflage verdeckt.
Kaltenberg anno 2017-09:
Nun also der vierte Versuch. Diesmal mit einer ordentlichen Vorbereitung, entsprechendem Material (Grödel, Pickel und Seil) und mit viel Wetter-Glück.
Aufstieg am Nachmittag von Alpe Rauz hinauf zur Kaltenberg-Hütte. Die Hüttenwirte sind ein junges Ehepaar: Stefan und Alenka. Die beiden machen einen großartigen Job. Das Abendessen hat sehr gut geschmeckt und das Frühstücks-Buffet war sensationell. Zudem war unsere Unterkunft im nagelneuen Anbau - perfekt. Viele Hütten sind meines Erachtens bei schönem Wetter ziemlich überlaufen - das passiert einem hier nicht.
Sonnenuntergang Kaltenberghütte:
Von der Hütte sind 3 3/4 Stunden angeschrieben. Gebraucht haben wir 4 1/4.
Links hinten lugt die Rote Wand hervor. In der Bildmitte der Spullersee.
Kaltenberg:
Blick ins Maroital mit dem Gstanskopf:
Die letzten 30 hm führen im Fels zum Gipfel hoch. Es wurden Eisen-Sprossen verlegt und darüber hinaus sind zwei Seile vorhanden:
Gipfel mit Gedenk-Kreuz:
Die Bergsteiger-Ikone Hans Kammerlander war auch hier:
Panorama nach Süd-Ost hin (dominant der Patteriol im Vordergrund):
Blick zur Silvretta:
Aufstieg vom Gipfel aus:
Blick zum Gletscher während Abstieg:
Beschreibung Route (nach meiner subjektiven Erinnerung und ohne Gewähr):
Bei der Vorbereitung für die Tour war ich um die wenigen Erfahrungsberichten, die ich im Netz gefunden habe, dankbar. Darum will ich meine aktuelle Einschätzung zur Route widergeben:
Zwischen den beiden Seen gelangt man zum Steig. Dieser ist von unten nicht gut auszmachen (dafür sieht man ihm beim Abstieg erstaunlich gut!). Beim Aufstieg helfen die Steinmanderl (manche sind sehr ausgeprägt aus 10-20 Steinen; andere sind nur 4-5 Steine groß). Der Steig führt ziemlich genau da entlang, wo man es erwarten würde - es gibt also keine Fallen oder so. Wenn dann die Felsen schroffer werden, muss man über den Gletscher queren. Das ist nicht ungefährlich, da der Gletscher an dieser Stelle ziemlich steil ist und der Auslauf im Blankeis und dann in den Steinen endet. Wer hier ausrutscht kann sich böse verletzen. Pickel und Steigeisen/Grödel sind hier angezeigt! Wir hatten insofern Glück, als es wohl der heißeste Tag des Jahres war und der Schnee somit schön weich und griffig war. Wenn es aber 10 - 15 Grad kälter ist, dann erwartet einen hier eine gefrorene/harte Firnschneedecke. Und im September, wenn der Schnee geschmolzen ist, das Blankeis mit Spalten.
Man quert zuerst von Ost nach West, macht eine Kehre und gelangt dann zum Seil am Gletscherrand. Dieses konnte vom Schnee aus gut erreicht werden - wollen wir hoffen, dass dies so bleibt. Ohne dieses Seil wären wir nicht weiter gekommen. Danach kommt man in leichter Kletterei über Eisen-Sprossen und ein weiteres Seil zum Gipfel.
Ein toller Berg, eine tolle Tour.
Kaltenberg 2018-08-01
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