Lagorce hat geschrieben: 20.09.2018 - 13:31
Behaupte zwar nicht, dass eine Lastkette bereits bei ca. 10 % seiner Mindestbruchlast reissen kann, nur möchte ich eine plausible Erklärung dazu und Fabrikationssfehler scheint mit weitaus unwahrscheinlicher als eine nachträgliche Beschädigung der Lastkette.
Die andere noch wahrscheinlichere Hypothese ist eine Überlast der Kette. Möglich ist auch eine Kombination von vorbeschädigter Kette und Überlast.
Nur, was genau geschah weiss ich nicht.
Ich glaub nicht, dass der Kettenzug jetzt zum ersten Mal eingesetzt wurde. Von daher sinkt tendenziell die Wahrscheinlichkeit von reinen Material- bzw. Herstellungsfehlern.
Wie du schon schreibst wird da eine Verkettung vorliegen.
Danke für diese sehr interessanten Aufnahmen. Bin erstaunt, dass die noch zugänglich sind.
Kannst Du Bilder vorher und nacher ebenfalls Abspeichern, oder sehen die respektive genau gleich aus?
Was man sieht, ist m.E. nicht die Lastkette des Kettenzugs sondern die Afhängevorrichtung in Parkstellung.
Sehen wir dies nochmals hier an::
Es handelt sich um ein kurzes (so um die ca. 80 cm?) Anschlagseil aus Stahlseil mit zwei mit Kauschen versehenen Schlaufen, etwas sehr banales.
Oben ist ein einziger grosser Schäkel an einem Tragadapter befestigt, wobei dieser Adapter an einem Querträger der Stahlbauonstruktion befestigt ist.
Am unteren Ende des Anschlagseils befindet sich ebenfalls ein Schäkel, der an der mittigen Aufhängelasche die Lasttraverse aus Vierkantrohr trägt . An beiden Enden dieser kleinen Lasttraverse befindet sich eine angeschweisste Lasche mit einem Loch für einen kleinen Schäkel.
Ein Schäkel ist vorne (in Fahrrichtung gesehen) am Vierkantrohr des Gehänges des Bergefahrzeugs, ein zweiter hinten (im Video linke oder rechte Hand des Mitarbeiters).
Für das Hertunterlassen des Bergefahrzeuges wird dieses am Elektrokettenzug angeschlagen und LEICHT angehoben, damit man die Augenbolzen der zwei kleinen nun lastlosen Schäkel herausnemen kann und somit die kleine Lasttraverse vom Vierkantrohr des Gehänges trennen kann.
Von diesem Zeitpunkt ist das Bergefahrzeug nicht mehr durch die Asufhängung in Parkstellung gesichert, bei Lastkettenbruch würde das ganze Fahrzeug ca. 1.8 m (könnte man anhanden der Leitersprossen bei 00:02:52 im 2. Video genauer einschätzen) auf die Tragseile fallen, jedoch höchstwarscheinlich ohne zufällige "Aufgleisung".
Nun das interessante: In Parkstellung hängt das Bergefahrzeug am Anschlagseil, und dieses Stahlseil ist dann senkrecht angeordnet. Auf den Webcambilder ist dieses Anschlagseil jedoch schräg (talwerts), was auf eine nicht zentrierte Last deutet.
Weshalb Last nicht zentriert hängt, ist weder bekannt noch ersichtlich, es wäre als würde etwas talwärts auf das Bergefahrzeug ziehen, wobei die kleine Lasttraverse horizontal bleibt, demnach war das Gehänge des Bergefahrzeugs ebenfalls in etwa senkrechter lage.
Dabei werden die zwei kleinen unteren Schäkel nicht nur ungleichmässig belastet ,sondern auch noch in Lastrichtungen die nicht erlaubt sind, d.h. deren Bruchlast ist entsprechend gemindert (Lastangaben bei Schäkel gelten nur für korrekt eingeleitete Lasten).
M.E. ist es nicht normal, dass auf die die Parkaufhängung die Last schräg eingeleitet wurde, dies reduziert die Belastbarkeit der unteren kleinen Schäkel und ich vermute, dass dieser Schrägzug auf eine abnormale Situation deutet.
Ein am Elektrokettenzug falsch angeschlagenes Bergefahrzeug könnte man u.U. mit dem Elektrokettenzug versehentlich so ziehen, dass das obere Ende des Gehängevierkantors nach vorne (talwärts) gezogen würde und so dem Bild der Webcam entsprechen würde. Allerdings wäre dies erstaunlich, da ja Anschlagpunkt offensichtlich mittig liegt (in der mitte oberhalb der Gehängeachse).
Bei 00:00:21 im 1. Video sieht man die kleine Lasttraverse mit den zwei kleinen Schäkel, die nicht beschädigt aussehen. Bei der gesamten Aufhängung für die Parkstellung sind keine Schäden im Video erkennbar.
Kann zwar nicht sehen, was passiert ist, mir scheint jedoch, dass diese Schräglage des Anschlagseils nicht normal ist, allerdings dauerte diese Situation über 5 Minuten.
Sieht man, ob in früherer Parkstellung das Anschlagseil noch senkrechecht verlief?
Nochmals Danke für diese Bilder!
Irgendwas bleibt uns verschwiegen, dass Kette riss will wohl glauben, nur fehlt dazu eine plausible Erklärung. Dass Lastkette aus heiterem Himmel bei ca. 10 % der garantierten Mindestbruchlast riss, schluck ich nicht so kommentarlos.
Outoftheblue hat geschrieben: 20.09.2018 - 21:40
Ich habe mal etwas recherchiert und interessante Bilder der Webcam auf der Zugspitze entdeckt.
Darf ich fragen welche Webcam der Zugspitze das ist?
Die Aufnahmen stammen von der "360 Grad Rundum-Webcam" auf der Zugspitze. Diese kann man
über die offizielle Homepage der Zugspitzbahn anwählen. Sie ist mit Zoom ausgestattet und man kann
im Archiv sogar einige Monate "zurückblättern".
Wie schon erwähnt, kann man hier das Geschehen am 12. September ganz gut verfolgen.
ALPINERSPINNER hat geschrieben: 21.09.2018 - 10:35
Es waren in etwa 15 Minuten. Sieht man an der Talkabine auf der Stützenkamera.
Ein paar Minuten länger hat es schon gedauert, etwa um die 30 bis 40 Minuten. Sieht man auch auf den Bilder der Stützen-Webcam. Um 9:20 war die Gondel noch dort, wo sie die Tage zuvor schon hing. Um 9:30 war sie schon das erste Stück bewegt und um 10:10 auf der aktuellen Endposition.
Ich frage mich, wie beim Ziehen Schäden an den Tragseilen vermieden wurden....sind die Seile so widerstandsfähig? Oder wurden behelfsmäßig Gleitlager unter das Laufwerk geschlagen?
Die Rollen wurden ja offensichtlich nicht angerührt.
Wurden sowas wie Rollwagen eingesetzt oder wurde was gleitendes unterlegt?
Nimmt man ggf. für die Tragseile ein erhöhtes Querkraftverhälntnis in Kauf (für eine einmalige Fahrt), muss man gar nicht so aufwendig unterlegt werden.
Möglicherweise reichte ein Unterlegen beim Gehängetragrohr aus.
Kommentar echt journalistich..: ...bei jedem Tritt geht es um Leben und Tod.
oder ...Aussicht im dunklen Tunnel gibt es auch keine.
Ob 20 m oder 1'000 m über dem Abgrund macht m.E. keinen Unterschied, da ist man auf die Arbeit konzentriert, die Höhe über dem Boden bemerkt man eigentlich gar nicht sofern mal schwindelfrei ist und man ist ja mit PSA abgesichert.
Bei ca. 00:01:14 sieht man einer der Umlenkrollen für das Zugseil der Bergebahn, dieses Seil wird auch bei gewissen Revisionsarbeiten eingesetzt, damit kann man sich eine getrennte Arbeitswinde ersparen sofern die Zugkraft ausreichend ist. Umlenkrolle ist aus massiven Stahl gerfertigt une weist vermutlich weder Fütterung noch Gummieinlage auf (stahl-auf-stahl), ist auch nicht isoliert, da Bergebahn keine Zugseilüberwachung hat.
Für den Einsatz auf der anderen Spur muss dieses Seil von Hand entsprechend umgelegt werden, damit es über andere Umlenkrollen geführt werden kann. Ein Teil dieser Umlenkrollen ist auf 3D CAD Modelle in gewissen Videos erkennbar (sieh Technik Topic über diese Seilbahn).
Bei ca. 00:00:06 sieht man das Seilschloss, sieht so aus, als wurde der ursprüngliche Seilkopf für das Anschlagen am Laufwerk des jeweiligen Bergerfahrzeuges entfernt, damit man das nackte Bergungsseil in das Seilschloss einführen konnte.
Spezialwidde hat geschrieben: 21.09.2018 - 12:05
Hat man die Bahn mit dem normalen Zugseil und Antrieb bewegt? Scheinbar schon, ich sehen kein zusätzliches Seil
Sicherlich, da Bergewinde nicht genügend Zugkraft um einstrangig den Hangabtrieb der zu bergenden Fahrzeuge aufbringen kann.
Leere Kabinde mit Gehänge und Laufwerk ist bereits ca. doppelt so schwer wie ein vollbesetztes (angeblich 30+1 Personen) Bergefahrzeug.
Seilzug der Trommelwinde hatte ich mal nachgerechnet, weiss nicht mehr, ob dazu was im anderen Topic steht.
Harzwinter hat geschrieben: 21.09.2018 - 11:39
Gemäß Bericht des BR wurde die Kabine auf ihren Bremsbacken hochgezogen. Zuggeschwindigkeit war 7 m / min.
Bei ca. 00:00:40 sieht man den Aufbau des Laufwerks anhanden eines vereinfachten 3D CAD Modells: Neubau Seilbahn Zugspitze 2017/1 https://www.youtube.com/watch?v=b3usUcMpufo
Die Bremsbeläge (orange-braun im Video) der Fangbremsenzangen sind jedoch nur links und rechts vom Tragseil angeordnet, die sind als solche nicht für die Aufnahme der Tragkraft vorgesehen). Bremsbeläge sind auswechselbar und in Längsrichtung formschlüssig mit den Bremszangen verbunden.
Diese Garaventa Fangbremsenbauart wurde IIRC zuerst bei der 150+1-ATW Jumbo in Verbier eingesetzt.
Schade, dass man die (ehem.) Baustellenwebcam aus Datenschutzgründen nicht mit der bei den anderen Webcams von foto-webcam.eu üblichen Auflösung eingerichtet hat.
Naja, die Journalierenden haben wiedereinmal Blödsinn rausgelassen.
Federpaketsäulen der Fangbremsen sind nicht rechtwinklig zu den Tragseilen angeordnet und in der Nahaufnahme vom Merkur-Link sieht man dies recht gut (6-er Laufwerkswippe in stark vedrehter Lage).
Frage mich sogar, ob man nicht einfach das Ganze mit dem Gehängetragrohr aufliegend auf Tragseil D (rechtes Tragseil der rechten Spur) hinaufzog und dann die Schleifspuren auf dem Tragseil herausschleift.
Ja das schaut so aus. Also wird man das eine Seil auch noch flciken müssen.
Was anderes:
Also in der Erklärung heißt es doch, dass der Kettenzug gerissen sein soll und dadurch eine "Kettenreaktion" in Gang gebracht wurde, die letztendlich dazu geführt hat, dass der Korb in die Gondel gekracht ist.
Auf den abfotografierten Bildern und den Bildern aus dem Merkur ist auch zu sehen, dass ein Kettenzug nur zwei lose Ketten raushängen hat, während der intakte Kettenzug noch seinen Haken und den gelben Kasten mit dem Umlenk-Zahnrad dran hängen hat.
Wenn alles so passiert ist, wie man es behauptet, dann müsste doch der gelbe Kasten samt Haken irgendwo an dem Rettungskorb zu sehen sein.
Ich sehe da aber nichts, auf keinem Der Bilder?! Wie kann das sein?
Außerdem frage ich mich, was das für eine Übung gewesen sein soll! Hatte man vor den Korb zur leeren Gondel fahren zu lassen? Wenn ja, wie hätte man verhindert, dass der Korb in die Gondel kracht, wenn die Übung "normal" abgelaufen wäre. Wenn niemand in den Fahrzeugen steht und Anweisungen gibt, dann ist das doch quasi unmöglich, nicht mit dem Korb an der Gondel anzuschlagen?
Hätte man eine Trockenübung machen wollen, hätte man die Gondel dann nicht besser in der Station belassen und wäre einfach mit dem leeren Korb die maximale Distanz abgefahren und wieder raufgefahren? Also für den Fall, das man nur den Ablauf üben wollte und die Funktionalität überprüfen wollte?
Es wird ja auch betont, dass die Bergwacht nicht an dem Einsatz beteiligt war?
Außerdem, was mir hier zu kurz kommt:
Diese Bahn läuft auf Pump, die 50 Mille hat man sich von der Sparkasse Garmisch, der Volksbank Werdenfels und der Bayern LB geliehen, wenn ich mich recht entsinne. Dazu kommt jetzt sicherlich noch ein zweistelliger Millionenbetrag für die neu zu beschaffenden Fahrzeuge, die Kosten der Bergung und die zusätzlichen Zinsen und längeren Laufzeiten der Kredite, ach und die Kosten für die Bergung, Reperatur, Neuabnahme sowie den Ausfall durch den absehbaren, monatelangen Stillstand der Anlage Wie will man das jemals tilgen? Die pfeifen ja so schon aus dem letzten Loch da unten...
Neue Anlagen wird man auf absehbare Zeit erstmal abhaken können jetzt. Brunntal-KSB? Neue Gletscherbahn? Wahrscheinlich auf Jahre oder Jahrzehnte nicht machbar jetzt.
Dazu kommt, wenn jetzt noch an anderer Stelle was ernsthaft kaputt gehen sollte, was dann? Angenommen der Längenfelder geht kaputt, so dass die Reperatur fast so teuer wie ein Neubau wäre. Dann hätte man entweder wieder 3 Skigebiete in GaPa oder wahrscheinlicher einen weiteren LSAP Sektor, der nur im Sommer aufgesperrt wird.
Ich hatte von Anfang an ein schlechtes Gefühl bei der Bahn...
Ich bin gespannt, welche Auswirkungen der Vorfall auf künftige Laufwerkskonstruktionen von Pendelbahnen haben wird. Dass die Laufwerkswippen trotz tonnenschwerer Last durch einen Aufprall einfach komplett vom Tragseil gehoben werden können (d.h. das Laufwerk entgleist und lässt sich wegen weggedrehter Laufwerkswippen auch nicht mehr aufgleisen), sollte m.E. nicht sein, auch wenn das ein unwahrscheinliches Szenario ist. Sind zusätzliche, von unten am Tragseil anliegende Rollen denkbar (analog Coastern), die das Laufwerk auf dem Seil sichern?