Nachdem ich letztes Jahr die Sommerskigebiete Stelvio und Hintertux in den Ostalpen besucht hatte, war die Neugierde groß auf den Sommerski im Westen. Die französischen Alpen kannte ich bisher nicht nur aus dem Winter, sondern auch von mehreren Durchquerungen im Sommer auf dem Hin-/Rückweg zur Côte d'Azur. Also lag es nahe, hier auch endlich mal im Sommer beides zu kombinieren. Die erste Etappe führte bis Saint-Claude im frz. Jura und am nächsten Tag ging es über Seyssel, Lac du Bourget, Aix-les-Bains, Massif des Bauges, Chambéry, Massif de la Chartreuse und Grenoble nach Les Deux Alpes.
> Skigebiet:
(2.570-) 3.100-3.520 m
8 SL, 1 DMC, 1 Funiculaire, 1 Schrägaufzug
Geöffnet: 22.06.-25.08.19
Tarife: 1 Tag 41,70/37,50€ (Erwachsen/Student), 2 Tage 83,40/75,00€ inkl. Sommerbergbahnen und 3x Sommerrodelbahn
Pistenplan: https://ete.les2alpes.com/fr/le-domaine ... n-ete.html
> Wetter:
Bis zu 20 Grad in L2A
Samstag: Über Nacht Neuschnee, vormittags sonnig, dann Gewitter/Schneesturm über den Mittag, später wieder sonnig
Sonntag: sonnig
> Wartezeiten:
Samstag: Um 07:15 erst 15 Min an der Kasse, dann 25 Min am Jandri. An Puy Salié und Lauze meist mehrere Minuten, bei technischem Defekt auch länger. Zurück 30-90 Min (je nach Zeitpunkt des Anstellens)
Sonntag: Um 07:00 knapp 1h am Jandri. An Puy Salié und Lauze häufig bis 10 Min, auch an den anderen SL bis 2-3 Min. Bergab wieder über 30 Min, konnte man über die Mittelstationsabfahrt aber umgehen
> Publikum:
Da Wochenende auch ein paar private Gäste (davon die Hälfte Snowboarder), insgesamt aber unter 10% und somit das Wochenende wahrscheinlich nicht maßgebend für die Wartezeiten.
Die Skiclubs kamen meist aus Italien, aber auch aus Spanien, USA, frz. Pyrenäen und Südalpen
> Geschlossen:
Wegen Bauarbeiten: TSD4 Signal mit Abfahrten sowie Abfahrt zur Mittelstation Jandri
> Positives:
+ Tolle Panoramen und interessante Aussichten Richtung Norden/Westen/Süden
+ Spannende Atmosphäre auf knapp 3.600 m
+ Sommerbergbahnen (mit anderen Aussichten) und Sommerrodelbahn inklusive
+ Neuschnee am Morgen
+ Viele geöffnete Geschäfte im Ort
> Negatives:
- Veraltetes Seilbahnungetüm Jandri Express mit vielen fehlenden Kabinen, häufigen und langen Stopps wegen technischer Störungen, langer Fahrzeit und insgesamt enormen Wartezeiten. Zumutung und wird den Anforderungen bei weitem nicht gerecht
- Aufgrund der Bauarbeiten die KSB geschlossen und oben somit nur SL geöffnet (und eine SSB mit Gehwegen), auf Dauer anstrengend
- Zudem oben für die (eher kurzen SL) zu lange Wartezeiten
- Viel los, dadurch hektische, ungemütliche Atmosphäre
- Für die gebotenen Leistungen ist der Skipasspreis doch etwas zu hoch
- Keine wirkliche Gastronomie am Berg
> Fazit:
Als Einstieg in die Sommerskitour gut geeignet, trotz der vielen Unstimmigkeiten. Der Schnee war insbesondere am zweiten Tag gut, aber aufgrund der Fülle geht es hier doch eher um die Aussichten und das Gletschererlebnis. Mit geöffneter KSB und Mittelstationsabfahrt (und neuer Jandri) sähe die Situation ganz anders aus (Hoffentlich wird also die KSB ab nächstem Sommer wieder geöffnet). Ich bin froh, dass ich hier nicht als Letztes war, dann hätten mich die Bedingungen deutlich stärker abgeschreckt. Denn in den folgenden Skigebieten wurde es skitechnisch doch wesentlich interessanter.
> Donnerstag, 20.06.2019:
> Erster Zwischenstopp war der kleine schöne Ort Laufen (Kanton Basel-Landschaft) ganz im Norden des Juras
> Anschließend ging es über die sanfte Landschaft des Kantons Jura in die auf 1.000 m gelegene Stadt La Chaux-de-Fonds mit ihrer markanten Bebauungsstruktur
> Hübscher Ort Vallorbe (Kanton Waadt)
> Blick vom 1.061 m hohen Col du Mont d’Orzeires zum Lac Brenet und dem Beginn des Vallée de Joux
> Le Pont am Lac de Joux
> Etwas weiter am See gelegen das Skigebiet L’Abbaye (1.000-1.400 m)
> Erstes Skigebiet in Frankreich: Noirmont/Les Rousses
> Skiort Les Rousses
> Von dort ging es weiter Richtung Nordosten zur interessanten Stadt Morez
> Hier schlängelt sich die Bahnstrecke über mehrere Viadukte zum Nachbarort Morbier
> Es ging durch Wälder weiter in Richtung Südwesten, bis sich der erste Blick zum heutigen Ziel Saint-Claude offenbarte
> Die Stadt mit 10.000 Einwohnern bietet mehrere interessante Aussichtspunkte und eine spannende Mischung alter und neuerer Gebäude, die ohne Rücksicht auf die einschneidenden Täler der Bienne und Tacon errichtet wurden
> Das ganze im Licht der untergehenden Sonne
> Auf der Rückseite dieser Gebäude befindet sich der zentrale Platz der Stadt, wo man die eigentliche Höhe der Bebauung nicht wahrnimmt
> Freitag, 21.06.2019:
> Unten der Fluss Tacon
> Und der Fluss Bienne
> Anschließend ging es südlich weiter durch das Tal von Tacon und Semine sowie östlich der letzten Juraausläufer nach Seyssel an der Rhône
> Als nächstes folgte der große Lac du Bourget
> Und die größere Stadt Aix-les-Bains (See noch etwas zu erkennen)
> Auch wenn schon von unten aus zu sehen sich immer wieder Wolken hier oben verhangen, wagte ich die 1.000 m hoch zum Mont Revard (auch häufiger mal Tour de France-Etappe). Hier der TSF des Ébats des Skigebiets
> Alte Pendelbahnstation und leider genau zu dem Zeitpunkt viel Nebel. Also leider keine tolle Aussicht nach Aix-les-Bains und Lac du Bourget
> Und auch zur anderen Seite bleibt der Blick Richtung Mont Blanc verwehrt
> Also ging es weiter zum nächsten Skigebiet: L’Orionde in La Féclaz
> Mont Margeriaz 1.843 m: Unterhalb befindet sich ein kleines Skigebiet am Col du Planpalais und auf der Rückseite ein größeres inkl. 4KSB
> Also ging es wieder bergab
> In eine der bedeutendsten Städte in den Savoyen: Chambéry
> Aussicht über die Stadt. Anschließend wählte ich wieder nicht die Talvariante, sondern fuhr über das Massif de la Chartreuse weiter nach Grenoble. Dabei überquert man die Pässe Col du Granier (1.134 m), Col de Cucheron (1.140 m), Col de Porte (1.326 m) und Col de Palaquit (1.154 m). Im Norden reicht das Gebirge bis 1.932 m, im Süden bis 2.082 m. Insgesamt eine interessante Landschaft mit mehreren kleinen Skistationen. Leider gibt es an den Straßen quasi keine Aussichtspunkte, so blieb auch die schöne Aussicht Richtung Norden für ein Foto verwehrt.
> Bei Entremont-le-Vieux, das Wetter wurde zunehmend schlechter
> Saint-Pierre-d‘Entremont, unterhalb des Roche Veyrand (1.429 m) gelegen
> TSF4 Les Fraisses des Skigebiets von St-Pierre-de-Chartreuse
> Und die Gondelbahn
> Außerdem gibt’s noch eine neue 6er Sesselbahn
> Am Col de Porte unterhalb der Chamechaude 2.082 m. Regen und Gewitter wurden immer heftiger. Deswegen ging es anschließend (leider) ohne weitere Fotopausen bis nach Grenoble. Da laut Google die ganze Stadt ein einziger Stau sein sollte, parkte ich ohne Stau an der P+R-Station Grand Sablon der Tram.
> Ankunft mit der Tram im Stadtzentrum. Das zweite Mal in Grenoble und wieder kann ich nicht mit der Seilbahn fahren. Letztes Mal fehlte die Zeit und diesmal die Sicht…
> Jardin de Bonne im Süden der Innenstadt
> Eckige Bäume an der Avenue Albert 1er de Belqique

> Zudem eines der ersten der neuen französischen Tramnetze
> Mit dem Auto kam ich später noch am Stadion vorbei, wo am nächsten Tag die deutsche Frauennationalmannschaft spielte
> Um 21 Uhr war ich dann schließlich in Les Deux Alpes und da das Buchungssystem einen Fehler hatte und das im Dezember neueröffnete und empfehlenswerte People Hostel eigentlich erst einen Tag später offiziell öffnete, war ich für eine Nacht ganz alleine im Gebäude

> Samstag, 22.06.2019:
Für diesen Tag wurden Gewitter vorhergesagt, so bestand eine gewisse Unsicherheit für den Skibetrieb. An den Kassen musste ich um 07:15 erstmal über 15 Min anstehen, obwohl kaum jemand vor mir war, weil es bei den Skiclubs immer viel zu regeln gibt und die Mitarbeiterinnen sehr langsam arbeiteten. Wenn der Verkaufsprozess im Sitzen stattfindet, heißt das schon einiges… Anschließend nochmal gut 20 Min am Jandri Express anstehen, der dann, als ich endlich in der Gondel saß, erstmal für eine Viertelstunde ausfiel. Um 08:30 war ich dann endlich oben.
> Noch steht der Glacier 1
> Mittelstationsabfahrt sieht noch gut fahrbar aus, man erkennt allerdings auch die freigeräumte Baustraße
> Endlich oben und die erste Überraschung: Neuschnee über Nacht

> Und zunächst mal keine Wartezeiten am Puy Salié
> Also gleich mal hoch zur obersten Etage: Lauze noch ziemlich unverspurt, also gleich rüber
> Blick zurück. Erstmal den noch nicht bremsenden Neuschnee genießen

> Blick Richtung La Grave
> Trotzdem ein toller Einstieg in den Sommerskitrip

> Noch ist es hier oben leer
> 10 Uhr: Die ersten Wolken ziehen auf, aber alles noch kein Problem
> 10:45: Zu diesem Zeitpunkt schon mehrere Stunden starkes Gewitter in Grenoble und mittlerweile auch im Ort Les Deux Alpes. Doch es zieht nur extrem langsam weiter Richtung Osten, dadurch im Skigebiet sogar noch Sonne
> Um Punkt 12 Uhr ging es dann allerdings sehr schnell: Ich war gerade am Dôme Sud, als mir mitgeteilt wurde, dass nun alle Lifte abgeschalten würden. Anschließend kam sehr dichter Nebel, Wind und Schnee.
> Also schaute ich erstmal an der Bahn zur Talfahrt vorbei, dort allerdings eine lange Schlange und wie sich schnell herausstellte wurde die Bahn aufgrund des Gewitters abgeschaltet
> Der Schneefall nahm zu
> Man beachte die Preise: 11,50€ für ein großes Bier hab ich auch in französischen Skigebieten noch nie gesehen und die Kaffeepreise müssen für Italiener auch ein Schock sein. Außer der Bar (mit einem Mitarbeiter) war in der Hütte nichts geöffnet, aber jeder Sitz- und Stehplatz war schnell belegt
> Um 13:15 noch keine Veränderung
> Aus der Mittelstationsabfahrt wird wohl auch nichts, wenn man durch den Neuschnee nicht erkennt wo es eigentlich schon schneefrei ist…
> 13:45 langsam klarte es wieder auf und die Bahn nahm langsam wieder den Betrieb auf. Mitarbeiter der Bergbahnen forderten dann auch alle auf, sich zur Gondel zu begeben, weil man den Berg evakuieren würde. Vollkommen unbegründet, wie sich schnell herausstellte: Zum einen war die Schlange immer noch sehr lang (manche hatten wohl 2h davor im Schneesturm davor ausgeharrt) und…
> … es wurde eh wieder sonnig. Die Bahn lief dann schließlich doch planmäßig den ganzen Nachmittag. Durch das Gewitter hatte es eine (weitere) Störung der unteren Sektion und damit nicht zu viele Leute in der Mittelstation warten würden, ließ man auch die obere Sektion nur langsam fahren. Dadurch dauerte die Warterei oben noch länger… Gegen 14:25 war ich dann endlich in einer Kabine und es ging langsam und mit Umstieg in der Mittelstation talwärts.
> So sonnig, als hätte es nie ein Gewitter gegeben. Im Bild die alte TSD4 Crêtes, die durch die TSD8 Glaciers 1 ersetzt wird
> Nach 15 Uhr dann endlich wieder unten im Ort. Und im Vergleich zum kalten Schneesturm oben hier nun wieder heiß und sonnig. Also erstmal zur kurzen Hose gewechselt

> Und anschließend zur langen und steilen TSD6 Diable. Dass man kurz zuvor noch im Schneefall stand, ist nun nicht mehr vorstellbar.
> Blick zum interessant gelegenen Ort
> Und Blick von der Bergstation des Vallée Blanche zum Gletscherskigebiet
> Blick ins tiefe Tal und nach Auris, wo wir drei Monate zuvor ins Skigebiet von Alpe d’Huez einstiegen.
> Zum Schluss noch zur Sommerrodelbahn
> Schön gelegener Ort
> Sonntag, 23.06.2019:
> Am nächsten Morgen um Punkt 7 Uhr kam ich in den vierten Wartebereich, was insgesamt knapp 1h Wartezeit bedeutete (insbesondere auch, da viele Kabinen fehlen und die Anlage häufig und auch mal länger anhält)
> Blick zurück um 07:45: Nun sind bereits alle vier Warteschlangen ein weiteres Mal gefüllt! Das ist doch nicht nur für Privatpersonen, sondern auch Skiclubs (die extra aus Spanien und USA anreisen) eine Zumutung und verkürzt die ohnehin eingeschränkten Zeiträume oben zum trainieren
> Interessante Trasse der TSD6 Bellcombes
> Den Toura hätte man auch noch locker aufmachen können
> Mittelstationsabfahrt. Der Neuschnee ist getaut, also kann ich sie heute fahren
> Oben angekommen bei perfektem Wetter
> Bei den frisch präparierten Pisten ohne Neuschneeauflage heute insgesamt mehr abgesteckt und auch mehr Leute am tranieren
> Landschaft im Norden
> Der lange Weg bis nach oben ist vergessen, jetzt wird der tolle Schnee genossen

> Bergstation der geschlossenen 4KSB. Ohne diese fehlen die längeren und abschnittsweise steileren Abfahrten, zudem hätten sich hier mal die Füße vom Schleppliftfahren erholen können und die Wartezeiten wären insgesamt sicher geringer gewesen. Zwar hab ich von der Nichtöffnung noch rechtzeitig vor Buchung der Unterkunft erfahren und war so darauf vorbereitet, aber ärgerlich war es natürlich trotzdem.
> Bergstation Jandri
> Alpe d‘Huez
> Und Pic Banc
> Ganz linke Variante am Lauze. Hier oben war es mir im Vergleich zum Vortag allerdings zu voll. Über 5 Min warten für den kurzen Hang…
> Mont Blanc
> Weiße Aussichten im Juni
> Die Aussichten hier oben sind wirklich beeindruckend, alleine deswegen hat es sich gelohnt, trotzdem an L2A festzuhalten
> Und im Süden das Massif des Écrins
> Geschlossene 4KSB und Pic Blanc
> An den beiden Snowpark-SL war zwar auch mehr los als am Vortag, aber die Wartezeiten noch in Ordnung. Zudem konnte man hier gut fahren.
> Metro im Snowboarders Style
> Der Ausstieg zur Piste ist übrigens ebenerdig, das hatte ich aus den Berichten anders in Erinnerung
> Nochmal Lauze
> Nachdem ich zunächst noch ein paar mal Dôme Nord samt steilerer Piste und anschließend bis 13 Uhr an den länger geöffneten Snowpark-SL fuhr, ging es zum Schluss auf die Mittelstationsabfahrt. Der erste Hang (bis zur SSB) noch offiziell geöffnet
> Weil ich letztens meinte hier wäre kein Saharasand gewesen: Ok es gab ihn hier doch, hatte ich irgendwie schnell verdrängt

> Viermal musste man insgesamt abschnallen, aber nur wegen der Baustraße
> Noch ausreichend Schnee
> Die sandfreie Spur lief sehr gut, unten musste man dann ein Stück durch die Hitze laufen. Aber man sparte sich zudem auch die langen Wartezeiten oben an der Bergstation, weshalb nicht wenige diese Abfahrt nahmen.
> Seen am TSD Bellecombes
> Aussicht aus dem Jandri Express
> Und zum Abschluss noch einmal mit der Diable nach oben
> Obere Sektion Super Diable
> Insgesamt also zwar kein perfekter, aber dennoch guter Einstieg in die Skiwoche mit vielen tollen Aussichten. Und definitiv besser als im Sommer nur durch Skigebiete zu wandern und zu denken: „Ach ja hier könnte man bestimmt gut Skifahren“, „oh, noch eine interessante Liftanlage“ oder „eigentlich würde ich jetzt gerne Skifahren“.
Weiter ging es an diesem Tag über den Col de la Croix de Fer bis nach Modane. Die Bilder dazu dann im folgenden Bericht von Val d’Isère/Tignes
