Wie jedes Jahr sind wir für eine Woche in die Wanderferien gefahren. Viele Jahre lang haben wir aus verschiedenen Gründen die Wanderferien immer in Flims verbracht. Da sich nun dieses Jahr die Voraussetzungen geändert hatten, lag es nahe einmal eine neue Region zu entdecken. Zuerst schauten wir uns einige Destinationen im Bereich des Magic-Pass an, da wir dort gratis die Bergbahnen benutzen gekonnt hätten. Uns konnte aber kein Gebiet so richtig überzeugen, sodass wir uns schliesslich für das Oberengadin entschieden, das uns eine der schönsten Wanderregionen der Schweiz schien. Die Wahl stellte sich als goldrichtig heraus: Die wunderschöne Landschaft des Oberengadins vermochte unsere Erwartungen sogar um etliches zu übertreffen.
Gewohnt haben wir in einer schönen und vor allem sehr gut ausgestatteten Wohnung hinter dem Bahnhof von Pontresina. Die Lage hat sich gut bewährt, da Pontresina relativ zentral liegt und direkte Verbindungen zu allen für uns relevanten Orte bestehen (Züge Richtung Samedan, St. Moritz und über den Bernina, darüber hinaus direkte Busse zur Corvatschbahn und nach Maloja). Zudem erleichterte die Nähe zum Bahnhof die Reisen enorm.
Da die einzelnen Berichte etwas lang geraten sind, habe ich mich dazu entschlossen sie aufzuteilen und in einzelne Topics zu schreiben, um die Übersicht zu verbessern. In diesem Topic habe ich die Einleitung, die Anreise und die erste Wanderung gepackt, der Rest folgt später.
Wanderungen:
Sonntag 25.8: Bernina Diavolezza-Fuorcla Pischa-Lej Languard-Paradis Hütte-Alp Languard: In diesem Topic
Montag 26.8: Pontresina-Val Roseg-Lej da Vadret-Fuorcla Surlej-Murtèl: viewtopic.php?f=54&t=62295
Dienstag 27.8: Bernina Suot-Lej Pers-Lej da las Collinas-Lej da Diavolezza-Diavolezza: viewtopic.php?f=54&t=62304
Mittwoch 28.8: Sils-Lej da la Tscheppa-Silvaplana: viewtopic.php?f=54&t=62319
Donnerstag 298: Isola-Maloja: viewtopic.php?f=54&t=62323
Freitag 30.8: Maloja-Lägh dal Lunghin-Piz Grevasalvas-Grevasalvas-Plaun da Lej: viewtopic.php?f=54&t=62332
Samstag 24.8: Anreise
Zum Samstag gibt es nicht allzu viel zu sagen: Wir sind gemütlich über den Julierpass ins Engadin gefahren und haben dort unsere Ferienwohnung bezogen.
Kurz vor der Passhöhe des Julierpasses, links davon der Chüern Nair.
Blick in die andere Richtung zum Piz da las Coluonnas.
Abendlicher Ausblick vor der Ferienwohnung zum Piz Muragl.
Sonntag 25.8: Bernina Diavolezza-Fuorcla Pischa-Lej Languard-Paradis Hütte-Alp Languard
Am ersten Tag wollten wir eine mittelgrosse Wanderung in der näheren Umgebung von Pontresina machen. So haben wir uns dazu entschieden auf den Bernina zu fahren und von dort über die Fuorcla Pischa zur Alp Languard zu wandern. Wir hatten auch noch die Idee eventuell den Piz Languard auf dem Weg mitzunehmen, was wir dann aber sein gelassen haben.
Wetter: Am Morgen strahlender Sonnenschein, danach rasche Bewölkungszunahme. Die Bergspitzen blieben aber durchwegs wolkenfrei und die Sonne kam auch immer wieder zum Vorschein.
Route: https://www.outdooractive.com/de/route/ ... /23436464/ Wir sind aber mit dem Zug bis nach Bernina Diavolezza gefahren und am Schluss mit der Sesselbahn von der Alp Languard nach Pontresina zurückgekehrt.
Um haben wir 9:04 in Pontresina den Zug genommen und sind bis zum Bernina gefahren. Alleine schon die Zugfahrt durch die schöne Landschaft und mit Blick auf den Piz Bernina und den Morteratschgletscher ist ein Erlebnis. Fotos von der Zugfahrt habe ich aber am Sonntag keine gemacht, das habe ich dann am Dienstag nachgeholt.
An der Haltestelle Bernina Diavolezza angekommen haben wir uns gemütlich auf den Weg ins Val da Fain gemacht.
Schöner Fluss hinter der Station Bernina Diavolezza. Leider stört die Hochspannungsleitung etwas die schöne Landschaft.
Eingang ins Val da Fain. Leider sind bereits die ersten Wolken aufgezogen. Hier sind wir nicht der linken Strasse (dem offiziellen Wanderweg) gefolgt, sondern wie auf dem GPS-Track auf die rechte Strasse zur Alp Bernina (das Haus oberhalb der rechten Strasse) abgebogen.
Nach wenigen Minuten war die Alp Bernina erreicht wo der Weg in einen schönen, schmalen Wanderweg übergeht.
Blick zurück: Piz Cambrena (links) und Piz Palü (rechts) hinten, vor dem Piz Palü befindet sich der Sass Queder. Am rechten Bildrand ist noch eine Stütze der Diavolezza-Bahn zu sehen.
Blick zum Piz Alv der in Wanderrichtung auf der rechten Seite über dem Val da Fain thront.
Wanderweg auf der rechten Flussseite ins Val da Fain.
Immer wieder ergaben sich schöne Blicke auf den Fluss.
Auch die Flora vermochte zu begeistern.
Erneuter Blick zurück: Links hinten der Piz Cambrena und Piz Palü, in der Mitte der Munt Pers.
Bald kehrte der Weg wieder auf die andere Seite des Flusses zurück. Dort angekommen befindet sich auch gleich die Abzweigung links hoch Richtung Fuorcla Pischa. Nun folgte der mit Abstand strengste Teil der Wanderung: Auf einem teilweise sehr steilen Weg müssen ca. 650 Höhenmeter bis zum Plateau unterhalb der Fuorcla Pischa überwunden werden. Ohne grosses Training und in den ersten 24 Stunden in der doch beträchtlichen Höhe des Engadins machte uns dieser Teil etwas zu schaffen.
Immerhin entschädigte die Landschaft etwas die Strapazen des Aufstiegs. Leider verdeckten die Wolken aber zunehmend die Sonne.
Blick zurück auf den steilen Weg.
Bereits etwas höher: Blick hinüber zum Piz Alv.
Blick über die schöne Bergwiese zum Piz Palü und Co.
Nach etlichen nicht enden wollenden Höhenmetern macht der Weg eine ausgedehnte Serpentine nach links um die Felsen zu umgehen. Noch fehlen aber die letzten 200 Meter aufstieg.
Felsig wird es hier oben
In der Serpentine angelangt, bot sich diese traumhafte Aussicht zum Lago Bianco und zum Piz Palü.
Zoom in die Berge um den Piz Palü: Piz Cambrena, Piz Palü (etwas in Wolken) und die Bellavista-Bergkette (v.l.n.r.). Davor ist die Bergstation der Diavolezza zu sehen. Gut erkennbar ist auch das vermattete Schneedeopt auf der Piste der Sesselbahn.
Doch auch in die andere Richtung war die Landschaft alles andere als verachtenswert.
Was mich währen der Woche immer wieder erstaunte: Selbst in so grosser Höhe (hier ca. 2650 müM) wächst auch noch in felsiger Landschaft eine unglaublich schöne und abwechslungsreiche Flora.
Auf den letzten paar Metern des Aufstiegs wird der weg etwas anspruchsvoller, insgesamt war die Stelle aber absolut unproblematisch.
Und oben angekommen. Links der Piz Alv, rechts dahinter der Lago Bianco. Etwas weiter vorne im Tal ist die Talstation der Diavolezzabahn, der Startpunkt unserer Wanderung zu sehen. Rechts darüber befinden sich die weiteren bekannten, Piz Palü und Co. Unten links sind noch die steilen Serpentinen des Wanderwegs hier hoch zu sehen.
Nun legten wir eine Mittagspause ein um uns etwas vom Aufstieg zu erholen und für den Rest der Wanderung zu stärken. Zudem konnten wir so die Aussicht hier noch etwas ausgiebiger geniessen.
Am Grat änderte die Landschaft schlagartig: Herrschten vorher Wiesen vor, folgte nun eine Steinwüste. Etwas links er Bildmitte versteckt sich der Piz Languard hinter dem Muot da la Pischa.
Wenig später trafen wir auf einen kleinen See, in welchem sich die Wolken und der Piz Alv wunderschön spiegelten.
Nun fehlten noch die letzten Höhenmeter bis hinauf zur Fuorcla Pischa.
Diese waren dann in wenigen Minuten geschafft, sodass wir den höchsten Punkt der Wanderung, die Fuorcla Pischa erreichten. Dort öffnete sich folgender Ausblick:
Und oben: Aussicht von der Fuorcla Pischa in Richtung St. Moritz und das Skigebiet Corviglia. Der markante Berg rechts ist der Piz Ot, jener links der Piz Julier.
Bereits etwas weiter vorne: Zoom nach St. Moritz mit See und dem Piz Julier links oben.
Nun mussten wir uns entscheiden, ob mir noch auf den Piz Languard wollten. Folgende Gründe bewogen und schliesslich dazu den Piz Languard rechts liegen zu lassen:
- Das Wetter war nicht mehr so prickelnd. So befürchteten wir, dass bis wir oben sind uns aufkommender Nebel die Aussicht verdecken könnte. (Tatsächlich besserte das Wetter bald darauf wieder, sodass dies kein Problem gewesen wäre)
- Wir waren bereits etwas müde vom Aufstieg bis hier und wollten es am ersten Tag nicht übertreiben: Bis zum Piz Languard fehlten doch noch ca. 450 äusserst steile Höhenmeter. Zudem merken wir in den Aufstiegen, dass wir noch nicht ganz an die Höhe akklimatisiert waren (auf dem Piz Languard mit 3263 müM wäre das bestimmt nicht besser geworden)
- Der Wanderweg hoch schien durch eine eher eintönige Geröllhalde zu führen.
So sind wir also zum Lej Languard abgestiegen.
Der Lej Languard von oben mit seiner wunderschönen Farbe. Wenig unterhalb haben wir dann nochmals eine Pause eingelegt um die Landschaft etwas zu geniessen.
Blick das Tal hinunter Richtung Alp Languard. Statt dem direkten Weg zur Sesselbahn haben dann aber später den gut sichtbaren Weg auf den Hügel links zur Paradis Hütte genommen.
Nochmals der Lej Languard aus einer etwas anderen Perspektive.
Und Blick nach oben zu einem kleineren Wasserfall.
Flora am Lej Languard
Dito
Als wir beim See waren hat es kurzfristig begonnen etwas zu regnen: Der Schauer war zum Glück aber nicht von langer Dauer, denn nach 5-10 Minuten hörte der Regen auf und bald darauf zeigte sich wieder die Sonne.
Lej Languard mit leichtem Regen
Piz Ot im Zoom
Nach der etwas ausgiebigeren Fotopause sind wir weiter in Richtung unseres nächsten Ziels: Die Chamanna Paradis
Auf dem Weg zur Chamanna Paradis durch die wunderschöne Landschaft dieses Hochtals.
Vom Lej Languard geht es zuerst dem rechten Berghang entlang abwärts. Danach steigt man ganz zum Fluss ab, überquert diesen und steigt am Gegenhang ca. 50 Höhenmeter zur Hütte auf.
An der Hütte angekommen, öffnet sich einem ein umwerfender Ausblick zum Morteratschgletscher und in die Bergwelt darum herum:
Aussicht von der Chamanna Paradis über das Tal zum Morteratschgletscher mit dem Piz Bernina rechts oberhalb und dem Piz Palü zu seiner linken.
Morteratschgletscher mit Piz Bernina und den weiteren Gipfeln im Zoom
Nun waren wir froh, uns gegen den Piz Languard entschieden zu haben: Wären wir auf den Gipfel, hätten wir dann den direkten Weg zur Alp Languard gewählt und somit den Lej Languard und diese Aussicht verpasst. Klar hätte man vom Piz Languard den Morteratschgletscher ebenfalls gesehen, jedoch denke ich, dass er von hier, etwas tiefer und nochmals einige Meter näher doch etwas eindrücklicher aussieht.
Blick auf die andere Seite zum Piz Languard mit interessanten Lichtspielen.
Nun stand noch die Frage im Raum ob wir die Sesselbahn nehmen sollten bis nach Pontresina wandern wollten. Schliesslich entschieden wir uns für die Sesselbahn, da wir die Kräfte für den Rest der Woche schonen wollten.
Unterwegs auf dem Grat unterhalb der Chamanna Paradis. Langsam öffnet sich immer mehr der Blick ins Tal: So sind nun die beiden Dörfer St. Moritz (links) und Celerina (rechts) zu sehen.
Nach wenigen Minuten folgte der nächste Abzweig, an dem wir den rechten Wanderweg wählten, der das Tal erneut quert und zur Bergstation der Sesselbahn nach Pontresina führt.
Fluss auf dem Weg zur Alp Languard.
Brücke über den Fluss.
Blick zurück kurz vor der Alp Languard: Am Ende des Tals ist eine „Senke“ zu erkennen, in dieser befindet sich der Lej Languard. Rechts davon befindet sich Paun da Zücher und dahinter der Piz Albris. Gerade unterhalb der Felsen des Paun da Zücher befidet sich die Chamanna Paradis, von der wir herkamen.
Nun ging es mit der Sesselbahn hinunter nach Pontresina. Die 2er Sesselbahn aus dem Jahre 1991 weist eine Spezialität auf: Wenig oberhalb des Dorfes macht sie eine Kurve von ca. 35°, die mit einer Bachmann-Kurve (von Baco entwickelt) bewältigt wird.
Bereits in der Sesselbahn runter nach Pontresina.
Kurve der Sesselbahn von oben…
… und von unten. Hier ist auch die spezielle Kappe an den Klemmen gut zu sehen, die für die Kurve nach dem Bachmann-System benötigt wird.
Fazit: Eine schöne und gerade am ersten Tag auch recht anstrengende Wanderung. Der heutige Tag konnte aber nicht ganz mit den folgenden mithalten, gerade der Aufstieg von Val da Fain zur Fuorcla Pischa war teilweise etwas eintönig. Um mich klar auszudrücken: Die Wanderung ist auf jeden Fall sehr schön und könnte an einem anderen Ort auch durchaus ein Highlight sein, bei all den anderen schönen Möglichkeiten hier im Engadin kann der erste Abschnitt jedoch meiner Meinung nach einfach nicht ganz mithalten. Fairerweise muss man auch sagen, dass das Fazit bei strahlendem Sonnenschein vielleicht nochmals etwas anders ausgefallen wäre. Trotzdem würden wir die Tour wohl für ein nächstes Mal etwas abändern: Wir würden wohl entweder mit der Sesselbahn zur Alp Languard fahren, dann auf den Piz Languard wandern und via Lej Languard und Chamanna Paradis zurückkehren oder vom Muottas Muragl via Chamanna Segantini zum Lej Languard wandern und dann via Chamanna Paradis zurück zur Alp Languard. Bei letzterer Tour könnte man nach Belieben ebenfalls noch den Piz Languard mitnehmen.
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