Natürlich gibt es die Anhalte- und Wiederholfunktion. Nur, wird die wirklich so oft genutzt wie es eigentlich nötig wäre ?flamesoldier hat geschrieben: 20.04.2020 - 23:21Für welche Klassenstufen unterrichtest du denn? Ich habe in der Oberstufe die Erfahrung gemacht, dass die Mathematik- und Physikerklärvideos auf YouTube durchaus sehr hilfreich waren. Ich weiß nicht ob es dir schon aufgefallen ist, aber Videos haben eine Anhalte- und Wiederholfunktion, sodass man sich unklare Stellen auch nochmal anschauen oder bestimmte Abschriften länger betrachten und versuchen nachzuvollziehen kann. Ich habe z.B. die Videos vom TheSimpleClub konsumiert, um nur ein Beispiel zu nennen das mir in Erinnerung geblieben ist. Selbst im Elektrotechnikstudium habe ich teilweise auf solche Erklärvideos zurückgegriffen, eben weil nicht jeder Dozent den Stoff gleich gut vermitteln konnte. Selbst viele Dozenten und Professoren stellen teilweise Vorlesungen online oder erstellen eigene Erklärvideos zu bestimmten Themen, Stephan Mueller (Kanal trinatphys) von der ETH Zürich ist da ein positives Beispiel. Es ist eben doch nochmal was anderes, wenn man so etwas erklärt bekommt, als wenn man sich alles selbst herleiten muss und sobald man irgendwas nicht versteht vor einer Wand steht und nicht weiterkommt.Martin_D hat geschrieben: 20.04.2020 - 23:06 Ich bin Lehrer für Mathematik und Physik an einem Gymnasium und bekenne mich dazu, dass ich bisher ausschließlich Arbeitsaufträge schriftlich verschickt habe. Von Youtube Lernvideos halte ich nicht viel. Und synchrones Lernen etwa bei einer Videokonferenz ist auch aus verschiedenen Gründen problematisch.
Jeder Arbeitsauftrag hat einen Theorieteil mit Musterbeispielen und einen Aufgabenteil. Wenn der Schüler den Theorieteil liest, dann wird er an manchen Stellen etwas länger nachdenken müssen, dann geht ein Abschnitt wieder recht flott, wobei das sehr individuell ist. Deswegen ist das Durcharbeiten von Arbeitsblättern, wo der Stoff schriftlich vermittelt wird, meiner Ansicht nach effizienter als das Konsumieren eines Videos, bei dem das Tempo zwangsläufig vorgegeben ist. Ein Video ist ja vergleichbar mit einer Vorlesung und beim Studium habe ich selber die Erfahrung gemacht, dass Vorlesungen zumindest in Mathematik oder theoretischer Physik eigentlich Blödsinn sind, weil man mit einem guten Buch viel besser lernen kann.
Die Stoffkapitel in den Schulbüchern sind meisten grottenschlecht und auch die Aufgaben nicht besonders gut aufeinander abgestimmt, so dass ich die Erfahrung gemacht habe, dass ich schneller ein Arbeitsblatt mit 5 passenden selbst erfundenen Aufgaben erstellen kann als 5 passende Aufgaben aus einem oder mehreren Büchern rauszusuchen. Da hat aber jeder Lehrer seinen eigenen Stil.
In Physik ist das natürlich ein bisschen anders. Da machen wegen den Experimenten Videos schon sind und da habe ich auch vor, noch das eine oder andere zu machen, wobei es da eh oft schon gute Videos im Netz gibt, auf die man ja auch zurückgreifen kann.
Lernen ist ein aktiver Prozess und kein passives Konsumieren. Ich bin sicher, dass wenn du Erklärvideos angeschaut hast, das bei dir auch kein passives Konsumieren war. Was vermutlich auch daran liegt, dass du gezielt nach Videos zu Themen gesucht hast, wo du schon Vorkenntnisse hast, aber eine Sache noch genauer erklärt bekommen willst. Da ist ja schon das Identifizieren des Problems und die gezielte Suche nach dem Video ein aktiver Teil in deinem Lernprozess. Das ist aber etwas anderes, als wenn man in ein neues Stoffgebiet ohne nennenswerte Vorkenntnisse eingeführt wird. Denn da ist dann doch die Gefahr größer, dass man nur noch konsumiert und wenig dabei lernt.
Außerdem darfst du nicht vergessen, dass ein von mir schnell improvisiertes Erklärvideo in der Qualität weit unter den professionellen Lernvideos liegen würde, die man im Netz finden kann. Dagegen bilde ich mir ein, dass meine schriftliche erstellter Arbeitsauftrag mit Theorieteil und Aufgabenteil, bei denen ich meistens alle Einführungsbeispiele und Aufgaben selbst erfinde, nicht so schlecht sind, auch wenn sie natürlich auch ihre Schwächen haben würden.