Jein:flamesoldier hat geschrieben: 17.09.2020 - 10:58Ich glaube du hast da was grundlegend falsch verstanden. Das deutsche 50er Kriterium bezieht sich nicht auf die Krankenhausauslastung, sondern auf die Nachverfolgbarkeit von Infektionsketten. Die Gesundheitsämter haben gesagt, dass sie ab 35 Infizierten pro Woche (5 pro Tag) überfordert sind, die Politik hat noch einen gewissen Bonus spendiert und gesagt 50 ist unsere Schmerzgrenze und das ist seitdem der Grenzwert.WackelPudding hat geschrieben: 17.09.2020 - 07:30 [...]
Es ist daher aus meiner Sicht dringend zu hinterfragen, ob das aktuelle 50er-Kriterium in der jetzigen Form überhaupt noch aussagefähig ist, denn es wird nun nicht mehr richtig berücksichtigt, welche Fälle am Ende in den Krankenhäusern ankommen und dort für eine zu vermeidende Überlastung sorgen könnten.
Wahrscheinlich müsste man - zumindest solange sich die Lage wie aktuell darstellt - das 50er-Kriterium deutlich nach oben korrigieren. Aus dem Bauch heraus würde ich aktuell auf 200-300 Neuinfektionen in einer Woche je 100.000 Einwohner tippen, ohne das von einer Überlastung des Gesundheitssystems auszugehen ist.
Hoffen wir, dass zukünftig mehr Kriterien in die Ausweisung von Risikogebieten einfließen, welche die Situation vor Ort differenzierter und realistischer darstellen.
Eigentlich war ja das Ziel der Politik, dass das Gesundheitssystem nicht überfordert wird. Schließlich soll ja niemand an einer behandelbaren Krankheit/Verletzung sterben müssen, nur weil kein Arzt da ist. Soweit ja logisch. Mittlerweile könnte man aber manchmal den Eindruck haben, dass man um jeden Preis jede Infektion vermeiden will.
Bei der 50 spielten in der Tat die Gesundheitsämter eine große Rolle. Auch die Menschen dort können nicht unendlich arbeiten. Ich bin hier aber wenig gewillt, dieses Kriterium anzuerkennen. Warum soll ich als Bürger Einschränkungen in Kauf nehmen müssen, nur weil der Staat es seit Jahren nicht auf die Reihe bringt, die Planstellen auf den Ämtern zu besetzen? Außerdem hat der Staat es auch nicht geschafft, kurzfristig zusätzliche Arbeitskräfte im ausreichendem Umfang zu aktiveren. Es wären sicher sehr viele Studierende froh, sich hier ein paar Euros zu verdienen, nachdem deren Jobs wahrscheinlich die waren, die als erstes in Gastro, etc. gestrichen wurden. Privatwirtschaftliche Firmen schaffen es ja auch, bei entsprechender Auftragslage kurzfristig Personal beizubringen.
Daher wie gesagt: Mir ist das Kriterium bewusst, ich akzeptiere es nur in Teilen, da es ggf. die Freiheiten Aller bereits zu einem Zeitpunkt einschränkt, zu dem das eigentlich noch gar nicht nötig wäre.
Ja, die Zahlen steigen an, das ist ja logisch. Sie steigen aber nicht in dem Maße an, wie die Anzahl der Infizierten.flamesoldier hat geschrieben: 17.09.2020 - 10:58Übrigens: die Hospitalisierungsquote steigt in Österreich bereits messbar an:WackelPudding hat geschrieben: 17.09.2020 - 07:30 [...]
Es ist daher aus meiner Sicht dringend zu hinterfragen, ob das aktuelle 50er-Kriterium in der jetzigen Form überhaupt noch aussagefähig ist, denn es wird nun nicht mehr richtig berücksichtigt, welche Fälle am Ende in den Krankenhäusern ankommen und dort für eine zu vermeidende Überlastung sorgen könnten.
Wahrscheinlich müsste man - zumindest solange sich die Lage wie aktuell darstellt - das 50er-Kriterium deutlich nach oben korrigieren. Aus dem Bauch heraus würde ich aktuell auf 200-300 Neuinfektionen in einer Woche je 100.000 Einwohner tippen, ohne das von einer Überlastung des Gesundheitssystems auszugehen ist.
Hoffen wir, dass zukünftig mehr Kriterien in die Ausweisung von Risikogebieten einfließen, welche die Situation vor Ort differenzierter und realistischer darstellen.
https://orf.at/corona/stories/daten/
Zum Vergleich für Österreich (hier sind die Daten beim ORF einfach m.E. viel besser aufbereitet):
Stand 01.07.2020 (als Zeitpunkt, an dem die Zahlen sehr tief waren)
Aktiv Infizierte (ohne Spital/Intensiv): 603
Spitalspatienten: 65
Intensivpatienten: 9
Stand 15.09.2020 (als aktueller Vergleichswert)
Aktiv Infizierte (ohne Spital/Intensiv): 5901
Spitalspatienten: 244
Intensivpatienten: 49
Demnach beträgt der Wert der aktiv Infizierten (Aktiv + Spital) vom 15.09.2020 ca. 915% des Werts vom 01.07.2020. Gleichzeitig beträgt der Wert der Spitalspatienten (ohne Intensiv) jedoch "nur" ca. 375%.
Es ist hier aber natürlich noch nicht berücksichtigt, dass Spitalfälle immer etwas zeitlich verzögert auftreten.
Noch ein weiterer Vergleich:
Zum 01.04.2020 (ziemlich der Höhepunkt der "1. Welle") waren 7800 aktive Fälle gemeldet, zusätzlich 856 im Spital und 215 Intensiv. Demnach waren damals knapp 10% der aktiven im Krankenhaus, bzw. ca. 2,5% auf der Intensivstation. Aktuell (15.09.2020) sind "nur" knapp 4% im Krankenhaus und nicht mal 0,8% auf der Intensivstation.
Ich hoffe, damit noch einmal etwas klarstellen zu können, worauf ich ursprünglich herauswollte, dass die Steigerung der aktiven Fälle aktuell nicht gleichermaßen verläuft, wie die Fälle im Krankenhaus. Daraus schließe ich, dass es eben einen deutlich erhöhten Anteil an Fällen ohne Symptome geben muss und daher die Vergleichbarkeit auf Basis der 50 nicht mehr gegeben ist.
Ja, back to topicski-chrigel hat geschrieben: 17.09.2020 - 11:26 Um wieder auf's Thema Rückvergütung bei Corona-Schliessungen zu kommen: So macht es die Klewenalp: viewtopic.php?f=145&t=64328
Finde ich durchaus ein guter Ansatz und fair.

War ja meine Initiative, hier abzuschweifen...
Klingt gut für lokale Kunden. Für Ausländer bringt es aber nichts, wenn ich z.B. nicht über die Grenze kann oder es irgendwelche komischen Quarantäneregelungen gibt.
Aber es wird am Ende überall so kommen, dass man als internationaler Gast, sofern man sich für eine Saisonkarte entscheidet, das Risiko tragen muss. Das ist aber ja grundsätzlich auch ok, denn am Ende muss jeder auch mit dem Risiko leben können, das er eingeht (sowohl wirtschaftlich, als auch gesundheitlich). Schließlich können die Bergbahnen ja eh nix dafür, was die Politik entscheidet.