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Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 08.01.2016 - 22:32
von Tibor
Martin_D hat geschrieben:Ich finde, dass das Verhältnis Skiwelt : Ischgl = 40000 : 25000 durchaus das Größenverhältnis der beiden Gebiete einigermaßen zutreffend beschreibt.
Ich hätte das auf den ersten Blick auch ein bisschen zu hoch eingeschätzt,
für den Kronplatz hab ich mal irgendwo 15.000+ Personen gleichzeitig auf dem Berg aufgeschnappt.
Beförderungskapazität pro Stunde / Tagesgäste = 3,5 - 4,5 realistisch ?
Längste Wartezeit zwischen 11:00 und 12:00,
macht 3-5 Fahrten pro Gast in dieser Stunde mit Wartezeiten.
bei einer Fahrzeit von 5-15 Minuten pro Bergfahrt.
Gebiet / Pers/h / Tagesgäste-Hochsaison / Ratio
SkiWelt / 146.000 / 40.000 / 3,65
Ischgl / 93.000 / 25.000 / 3,72
Kronplatz / 66.000 / 15.000 / 4,4
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 10.01.2016 - 16:45
von beatle
Zu den direkten Auswirkungen des Schneemangels:
1. Feststellung in Saalbach-Hinterglemm-Leogang:
1.1 Anzahl der zahlenden Gäste: Genauso viel los auf den Pisten wie bei sehr guter Schneelage. In Anbetracht, dass jedoch nur eine Piste pro Lift auf wahr sind faktisch viel weniger Leute im Gebiet!! Anstehzeiten an den Anlagen daher folglich kaum bis keine - also weniger Leute im Gebiet in dieser ersten Januarwoche wie in den letzten Jahren!
1.2 Preispolitik: Saalbach-Hinterglemm verlangte bis einschließlich 8.1. 43,50 Euro anstatt 51,00 Euro. Ab 9.1. sind es immer noch 5% Reduktion von 51,00 Euro.
1.3 Verhalten der Reisegruppen:
Ich war mit 15 Leuten in Saalbach, davon sind alle am An- und Abreisetag nicht gefahren (in den letzten Jahren jedoch immer). 9 Leute sind immer erst um 11.30 mit dem 35 Euro Ticket gefahren, ich selbst war einen Tag auf den Pisten unterwegs (von 8 Tagen) und genauso verhielten sich drei weitere Personen. Die anderen fuhren 2 von 5 Tagen... die anderen Tage wurden zum Wandern oder Schlittenfahren genutzt (kostenneutral).
2. Verhalten der Einheimischen:
Unsere Vermieter, lokalisiert in Viehhofen, kauften keine Saisonkarte (das gabs auch noch nie!) und meinten, es lohne sich sowieso nicht mehr dieses Jahr. Das hätten sie zudem von vielen gehört.
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 10.01.2016 - 17:38
von ThomasK
beatle hat geschrieben:Zu den direkten Auswirkungen des Schneemangels:
1. Feststellung in Saalbach-Hinterglemm-Leogang:
1.1 Anzahl der zahlenden Gäste: Genauso viel los auf den Pisten wie bei sehr guter Schneelage. In Anbetracht, dass jedoch nur eine Piste pro Lift auf wahr sind faktisch viel weniger Leute im Gebiet!! Anstehzeiten an den Anlagen daher folglich kaum bis keine - also weniger Leute im Gebiet in dieser ersten Januarwoche wie in den letzten Jahren!
1.2 Preispolitik: Saalbach-Hinterglemm verlangte bis einschließlich 8.1. 43,50 Euro anstatt 51,00 Euro. Ab 9.1. sind es immer noch 5% Reduktion von 51,00 Euro.
1.3 Verhalten der Reisegruppen:
Ich war mit 15 Leuten in Saalbach, davon sind alle am An- und Abreisetag nicht gefahren (in den letzten Jahren jedoch immer). 9 Leute sind immer erst um 11.30 mit dem 35 Euro Ticket gefahren, ich selbst war einen Tag auf den Pisten unterwegs (von 8 Tagen) und genauso verhielten sich drei weitere Personen. Die anderen fuhren 2 von 5 Tagen... die anderen Tage wurden zum Wandern oder Schlittenfahren genutzt (kostenneutral).
2. Verhalten der Einheimischen:
Unsere Vermieter, lokalisiert in Viehhofen, kauften keine Saisonkarte (das gabs auch noch nie!) und meinten, es lohne sich sowieso nicht mehr dieses Jahr. Das hätten sie zudem von vielen gehört.
Das bedeutet dann aber, dass die finanziellen Einbussen für die Seilbahnbetreiber wesentlich höher sein dürften als für die Hoteliers und die Gastronomie.
Wenn jemand in der Woche nur einen oder zwei Tage Ski fährt, anstatt 7 Tage, dann wird er sich wohl kaum den Wochenskipass kaufen. Man müsste dann allerdings prüfen, wie viele Wanderer mit den Seilbahnen unterwegs sind.
Vielleicht gibt es auch Bereiche, die von der derzeitigen Situation profitieren. In manchen Skiorten gibt es ja auch Kinos, Spielbanken, Tennishallen, Erlebnisbäder, Saunen usw.
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 10.01.2016 - 17:47
von lanschi
Lokalaugenschein heute in der Skiregion Dachstein-West, einem typischen Tagesgast-Skigebiet der Oberösterreicher, Salzburger und Bayern: Nahezu wolkenloser Himmel an einem Sonntag Mitte Jänner, bei meiner Heimreise gegen Mittag ca. 80-100 PKW am Parkplatz am Einstiegspunkt Hornbahn in Rußbach, an der Hornbahn wohl nur ca. die Hälfte der Gondeln am Seil. An der einzig vernünftig befahrbaren Piste am Gosauer Hornspitz kaum Wartezeiten - und das trotz eines Kinder-Skirennens mit wohl an die 100 Startern + zugehöriger Betreuer und Eltern auf der neuen Trainingspiste (von denen wohl der Großteil eine Saisonkarte hat).
Das ist dort wohl kein blaues Auge - das riecht schwer nach Totalausfall.
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 10.01.2016 - 18:13
von Martin_D
Tibor hat geschrieben:Martin_D hat geschrieben:Ich finde, dass das Verhältnis Skiwelt : Ischgl = 40000 : 25000 durchaus das Größenverhältnis der beiden Gebiete einigermaßen zutreffend beschreibt.
Ich hätte das auf den ersten Blick auch ein bisschen zu hoch eingeschätzt,
für den Kronplatz hab ich mal irgendwo 15.000+ Personen gleichzeitig auf dem Berg aufgeschnappt.
Beförderungskapazität pro Stunde / Tagesgäste = 3,5 - 4,5 realistisch ?
Längste Wartezeit zwischen 11:00 und 12:00,
macht 3-5 Fahrten pro Gast in dieser Stunde mit Wartezeiten.
bei einer Fahrzeit von 5-15 Minuten pro Bergfahrt.
Gebiet / Pers/h / Tagesgäste-Hochsaison / Ratio
SkiWelt / 146.000 / 40.000 / 3,65
Ischgl / 93.000 / 25.000 / 3,72
Kronplatz / 66.000 / 15.000 / 4,4
Naja, mann muss noch die durchschnittliche Länge der Bahnen miteinbeziehen. Die ist sicher von den genannten Skigebieten in der Skiwelt am kleinsten und am Kronplatz am größten. Außerdem kann eine gewisse Verzerrung noch davon kommen, ob es Zubringerbahnen gibt, die viele nur einmal am Tag nehmen oder ob auch die Bahnen, die vom Tal aus starten, als vollwertige Beschäftigungsanlagen zu sehen sind.
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 10.01.2016 - 18:48
von lanschi
Ich finde die Angaben für ein Skigebiet wie die Skiwelt, das - im Gegensatz zu z.B. Ischgl - hochgradig von Tagesgästen lebt, durchaus plausibel. Wenn man z.B. weiß, dass an Spitzentagen im vergleichsweise kleinen Hinterstoder mit lediglich einer Zubringerbahn 7000-8000 Gäste unterwegs sind, schrecken mich die 40000 im Vergleich (in absoluten Zahlen) nicht wirklich...
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 10.01.2016 - 19:08
von Talabfahrer
lanschi hat geschrieben:Ich finde die Angaben für ein Skigebiet wie die Skiwelt, das - im Gegensatz zu z.B. Ischgl - hochgradig von Tagesgästen lebt, durchaus plausibel. Wenn man z.B. weiß, dass an Spitzentagen im vergleichsweise kleinen Hinterstoder mit lediglich einer Zubringerbahn 7000-8000 Gäste unterwegs sind, schrecken mich die 40000 im Vergleich (in absoluten Zahlen) nicht wirklich...
Tatsächlich sind es ja die Zubringerbahnen, deren Kapazität bestimmt, wieviele Gäste an einem Tag unterwegs sein können. Und das sind in der SkiWelt Wilder Kaiser Brixental doch ziemlich viele. So als Faustformel kann man für einen Tag mit maximalem Besuch die volle Förderleistung der großen Anlagen an den Haupt-Einstiegspunkten über 2 bis 2 1/2 Stunden nehmen. In der SkiWelt sind das die inzwischen sehr leistungsfaehige 10-EUB in Ellmau, in Scheffau die bei Bedarf noch durch die alte 4-EUB verstärkte Brandstadl-8-EUB, dann die 8-EUBs in Söll und Hopfgarten. In Westendorf hat's auch zwei Zubringer-EUBs (Choralm dürfte keine Rolle spielen), eine in Brixen und dann noch die "Nebeneinstiegspunkte" Going/Astberg, Itter/Salvista und zuletzt noch die 8-EUB in KiWest. Dazu noch die Leute, die an den Talliften rumrutschen, und dann könnte schon die genannte Größenordnung rauskommen.
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 10.01.2016 - 19:23
von br403
Leute könnt ihr bitte mal nicht den direkt vorherigen Post quoten! Muss doch nicht sein! Danke!
Zum Thema: Ich glaube das dieses Jahr einige Skigebiete böse Einbussen haben, Winklmoosalm, Brauneck geht immer noch gar nix.
Die Großen werden es abschreiben können, die Kleinen werden kämpfen.
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 10.01.2016 - 19:32
von 3303
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 10.01.2016 - 19:53
von Tyrolens
Am Wildkogel sind es aktuell 4.000 Gäste, wo es sonst 9.000 wären.
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 10.01.2016 - 19:57
von Olli_1973
Also unsere Familie hat sich bisher noch nicht anders verhalten. 4 x geplant zu fahren und es wird 4 x gefahren wenn nichts dazwischen kommt.
Nächste Saison mit den blöden ferienterminen wird es keine saisonkarten geben und es wird Sylvester nach saalbach gefahren "risiko" und Ostern dann halt nach sölden mit Option gurgl. Ob es noch einen 3. Kurzurlaub gibt wird kurzfristig entschieden.
Sylvester ist gebucht, Ostern mit Wohnmobil sehr kurzfristig.
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 10.01.2016 - 20:24
von jene1
Lokalaugenschein heute in der Skiregion Dachstein-West
an "Lanschi" mal eine Frage (derzeit lässt sich leider im Forum zur aktuellen Schneelage zum Dachstein-West nichts aktuelles finden): Wie sieht es denn derzeit dort aus? Wir sind im Februar dort und machen uns ein wenig Sorgen...
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 10.01.2016 - 20:34
von ThomasK
jene1 hat geschrieben:Lokalaugenschein heute in der Skiregion Dachstein-West
an "Lanschi" mal eine Frage (derzeit lässt sich leider im Forum zur aktuellen Schneelage zum Dachstein-West nichts aktuelles finden): Wie sieht es denn derzeit dort aus? Wir sind im Februar dort und machen uns ein wenig Sorgen...
Wahrscheinlich könnt ihr im Februar Skifahren, denn der Wintereinbruch soll am 13. Januar erfolgen. Das Langfristmodell sagt zwar, dass der Winter auf den Zeitraum 13. Januar - 19. Januar beschränkt sein wird, aber für Februar sollte es gerade noch reichen.
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 10.01.2016 - 21:48
von lanschi
jene1 hat geschrieben:Lokalaugenschein heute in der Skiregion Dachstein-West
an "Lanschi" mal eine Frage (derzeit lässt sich leider im Forum zur aktuellen Schneelage zum Dachstein-West nichts aktuelles finden): Wie sieht es denn derzeit dort aus? Wir sind im Februar dort und machen uns ein wenig Sorgen...
Ehrlich gesagt insgesamt ziemlich bescheiden, den Umständen entsprechend konnte man aber heute auf der Gosauer Seite des Hornspitz (und hier vor allem an der 2. Sektion) durchaus gut Ski fahren. War heute ab 09:30 ansatzweise firnig und somit toll zu fahren - jedenfalls erschien mir das die bessere Option als auf zwar schön anzusehenden, mutmaßlich aber bestenfalls mittelprächtigen Neuschneepisten andernorts zu fahren. Talabfahrt Rußbach schmal, hart, unruhig und von der Schneelage her an manchen Stellen äußerst grenzwertig. Ich bin aber zuversichtlich, dass sich auch dort die Situation in den nächsten 10 Tagen massiv verbessern wird - zumindest dann, wenn es gut 50 cm runterhauen sollte.
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 11.01.2016 - 13:17
von Daves
Ich kann nur mich / unsere Familie sprechen:
Dieses Jahr war definitiv das letzte Mal, dass wir ein teures Hotel mit HP so weit voraus gebucht hatten. Wir waren über Sylvester in Lermoos/Zugspitzregion. Die Pisten waren Vormittags zwar ok, nachmittags aber abgefahren. Zugspitze ist eine super Option, da waren wir 3x, allerdings ist es dort einfach extrem voll. Dafür sind ca. 4.500 Euro einfach zu viel (Hotel, Skileihe, Skipass). Es war zwar insgesamt ok aber wenn ich ehrlich bin, hätten wir lieber storniert. Leider zu spät in die Stornobedingungen geschaut (4 Wochen vorher 75% - wie bitte?
).
Uns geht es nicht um ein spezielles Hotel oder gar Skiort. Wir wollen "schön" skifahren - grundsätzlich egal wo. Und das Gebiet muss nicht groß sein.
D.h. für uns (an die Schulferien gebunden):
- wir sind örtlich flexibel was Gebiet und Anfahrtsweg angeht.
- wir sind zeitlich flexibel Weihnachten - Karneval - Ostern eben
- wir werden speziell Weihnachten/Sylvester nur buchen, wenn Schneelage absehbar gut, d.h. erst 2-3 Wochen vorher oder es gibt akzeptable Stornobedingungen (glaube ich nicht so recht dran).
Das ist zumindest der Plan, und wenn es nicht sein soll, dann fahren wir eben mal ein Jahr nicht. Das Geld zum Fenster rauswerfen wollen wir nicht und für den Betrag kann man im Sommer schöne Sachen machen.
Ich teile deshabl die obige Ansicht nicht, dass Familien nicht anders können als langfristig zu buchen. Ist letztendlich eine Preisfrage. Mit der obigen Strategie kann es etwas teurer werden aber dann haben wir eben gute Bedingungen. Oder man bezahlt eben in Form von längerer Anfahrt zum Lift etc.
Abgesehen davon hoffen wir dieses und die folgenden Jahre auf schöne Tagestripps nach Winterberg 
Daves
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 11.01.2016 - 18:43
von br403
Schau Dir mal Booking.com an und andere. Da gibt es teilweise sehr gute Stornobedingungen.
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 11.01.2016 - 19:49
von Whistlercarver
Mir sind noch bisher nicht bedachte Auswirkungen eingefallen.
Hier im Schwarzwald machen fast alle Ski-Clubs in den Weihnachtsferien ihre Skikurse. Das ist dann meistens für die Kursteilnehmer eine Anfahrt unter 1h. Wenn es jetzt in den Weihnachtsferien keinen Schnee hat dann sagen viele vereine diese Skikurse ersatzlos ab weil an den Wochenenden und in den Fasnachtsferien das Personal fehlt und die Kursteilnehmer auch eher weniger Zeit haben. Somit fehlen dann mit so schlechten Weihnachtsferien wie diese Saison mehrere hundert neue Skifahrer.
Das führt dann langfristig zu immer weniger Skifahrer und die Vereine werden es sich nach 3-4 schlechten Weihnachten auch überlegen ob man noch Kurse anbieten soll falls überhaupt noch eine Nachfrage besteht.
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 11.01.2016 - 21:47
von DerNiederbayer
Mal eine Überlegung und ein, zwei Fragen zum Thema der finanziellen Einbußen der Liftbetreiber und der Gastronomie in die Skigebieten:
Die Fixkosten (Pacht, Abschreibung der Investitionsgüter wie Seilbahnen, Pistenraupen, Schneekanonen usw.) sind in einer Saison mit wenigen geöffneten Pisten und Bahnen gleich hoch wie in einer Saison mit Vollbetrieb. Die variablen Kosten für den Betrieb (Stromverbrauch der Bahnen, Sprit und Abnutzung der Pistenraupen, Wareneinsatz in der Gastronomie usw.) sind niedriger. Die variablen Kosten für die Beschneiung dürften sich nicht großartig unterscheiden, Kunstschnee wird ja mittlerweile eigentlich immer gemacht.
Wie verhält sich das mit den Personalkosten? Sind die Mitarbeiter der Seilbahnen und Gastrobetriebe fix von Saisonanfang bis -ende angestellt und werden unabhängig von der tatsächlich anfallenden Arbeit bezahlt, oder werden die nur nach Bedarf geholt und bekommen auch nur für die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden ihr Gehalt?
Welchen prozentualen Ausfall an Gästen (respektive Ersteintritten) kann sich ein ansonsten wirtschaftlich gesundes Skigebiet unter diesen Annahmen leisten, ohne gleich in Schwierigkeiten zu geraten, wenn, wie das in dieser Saison bisher oft der Fall war/ist, nur ein Drittel der Pistenfläche und zwei Drittel der Bahnen offen sind?
Wo sind die Zahlenexperten hier im Forum
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 11.01.2016 - 22:58
von ski-chrigel
Sehr viele Mitarbeiter sind im Stundenlohn angestellt. Diese Kosten fallen somit weg, wenn viele Lifte geschlossen bleiben, aber das rettet die Sache bei weitem nicht. Und diese Stundenlöhner, oftmals Bauern oder Bauarbeiter, wären auch noch drauf angewiesen.
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 11.01.2016 - 23:08
von ThomasK
DerNiederbayer hat geschrieben:Mal eine Überlegung und ein, zwei Fragen zum Thema der finanziellen Einbußen der Liftbetreiber und der Gastronomie in die Skigebieten:
Die Fixkosten (Pacht, Abschreibung der Investitionsgüter wie Seilbahnen, Pistenraupen, Schneekanonen usw.) sind in einer Saison mit wenigen geöffneten Pisten und Bahnen gleich hoch wie in einer Saison mit Vollbetrieb. Die variablen Kosten für den Betrieb (Stromverbrauch der Bahnen, Sprit und Abnutzung der Pistenraupen, Wareneinsatz in der Gastronomie usw.) sind niedriger. Die variablen Kosten für die Beschneiung dürften sich nicht großartig unterscheiden, Kunstschnee wird ja mittlerweile eigentlich immer gemacht.
Wie verhält sich das mit den Personalkosten? Sind die Mitarbeiter der Seilbahnen und Gastrobetriebe fix von Saisonanfang bis -ende angestellt und werden unabhängig von der tatsächlich anfallenden Arbeit bezahlt, oder werden die nur nach Bedarf geholt und bekommen auch nur für die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden ihr Gehalt?
Welchen prozentualen Ausfall an Gästen (respektive Ersteintritten) kann sich ein ansonsten wirtschaftlich gesundes Skigebiet unter diesen Annahmen leisten, ohne gleich in Schwierigkeiten zu geraten, wenn, wie das in dieser Saison bisher oft der Fall war/ist, nur ein Drittel der Pistenfläche und zwei Drittel der Bahnen offen sind?
Wo sind die Zahlenexperten hier im Forum

Es gibt Stammpersonal und Aushilfspersonal, welches teilweise auf 450 €-Basis arbeitet.
Je nachdem, wie die Situation ist, einigt sich auch die Seilbahngesellschaft mit einigen Stammmitarbeitern, dann Urlaub zu nehmen, wenn im Winter kein Schnee liegen sollte. Teilweise werden dann auch andere Arbeiten erledigt, die liegengeblieben sind.
Allerdings ist das nur bis zu einem gewissen Grad möglich. Bei wochenlangen Ausfällen geht es dann so richtig ins Geld.
Eine Saison so, wie jetzt 2015/2016, ist für viele Unternehmen noch verkraftbar. Wiederholt sich das allerdings nächstes oder übernächstes Jahr, dann wird bei einigen mangels Finanzdecke nichts anders übrig bleiben, als das Skigebiet zu schliessen und die Seilbahnen nur noch für die Bergwanderer laufen zu lassen. Dann kann man wenigstens noch versuchen, die Winterutensilien wie Pistenraupen, Schneekanonen usw. zu verkaufen, um die Insolvenz abzuwehren.
Meine Einschätzung bleibt: Für die deutschen Skigebiete ist der Winter 2015/2016 ein weiterer Nackenschlag und die dringende Aufforderung, bei der weiteren Klimaerwärmung einen fast ganzjähigen Sommerbetrieb anzubieten.
Etwas böse ausgedrückt: Die Betriebszeiten der Rheinseilbahn Koblenz (täglich von März bis Oktober bis jeweils 19 Uhr, nur an 6, 7 und Feiertagen von November bis Februar bis jeweils 17.30 Uhr) sind für die deutschen Seilbahner Vorbild und kompatibel mit dem künftigen Klima. Allerdings wird der eine oder andere deutsche Seilbahnbetreiber noch etliche Euros verbrennen, ehe sich auch bei ihm die Einsicht durchsetzt, dass er gegen den Klimawandel den kürzeren zieht und seine künftige Zielgruppe der Bergwanderer und Bergsteiger anstelle des Skifahrers ist.
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 12.01.2016 - 15:25
von Tom76
mmh.....gutes Thema und viele gute Beiträge. Daher auch noch was von mir dazu.
1. Mittelfristige Auswirkungen aus Sicht des Gastes
* Deutlich höhere Flexibilität, gerade ausserhalb der Ferienzeit (Weihnachten wird gerade in den großen und schneesicheren Destinationen weiter vorgebucht werden müssen). Speziell die Vorsaison bis Weihnachten wird sehr spontan gebucht werden, je nach tatsächlicher Schneelage. Ebenfalls Januar und März (außer Ostern).
* Verlängerung der Saison? Wahrscheinlich eher nein, der Trend geht dahin, Ende März die Skier einzupacken. Man sollte nicht von Alpinforum-Membern auf alle schließen. AF-Member haben nen Saisonpass und trinken Hahnenwasser
. Zumindest sind sie nicht die zahlungskräftige Klientel, die die Liftgesellschaften und Hoteliers brauchen. Die fahren nämlich ab April nicht mehr nach Kitz, sondern gleich weiter an den Gardasee....
Dazu kommt, dass - zumindest ist das meine Beobachtung hier in BaWü - immer mehr Familien den Sommerurlaub vorziehen in die Pfingstferien. Viel günstiger bei großer Auswahl von sicheren Gebieten rund ums Mittelmeer. Und wer Pfingsten in einen zweiwöchigen Sommerurlaub fährt, der fährt nicht drei Wochen vorher noch eine Woche Ski.
* Wenn schon vorher gebucht werden muss (Familie usw.), dann wird die Tendenz zu höher gelegenen Gebieten gehen, die langfristig eine flächendeckene Pistenbeschneiung garantieren können. Damit können auch Warmwinter wie in diesem Dezember/Januar abgefangen werden.
Fazit: Die Saison wird eher kürzer als bisher und viele werden flexibler auf die tatsächlichen Verhältnisse reagieren wollen bzw. nutzen hoch gelegene Gebiete mit guter Beschneiung.
2. Mittelfristige Auswirkungen aus Sicht der Hotels
Wenn Punkt 1 eintritt, bedeutet dies für Hotels große Einbussen in der Wintersaison und große Unsicherheiten bei der Auslastungsplanung außerhalb von Weihnachten und der Faschingswoche. Wenn weniger vorab buchen oder die Stornorate (durch schlechtere Stornobedingungen als bisher durchgesetzt, siehe Booking.com) stark steigt, wird zwangsläufig die durchschnittliche Auslastung sinken und es fehlt an Planungssicherheit (besonders beim Personaleinsatz). Ob das eine wahrscheinliche Verlängerung der Wandersaison bis Ende Oktober auffangen wird? Ich bin skeptisch.......
3. Mittelfristige Auswirkungen für Liftgesellschaften und weitere Infrastruktur
Für die Liftgesellschaften gelten Punkt 2 vergleichbar. Weniger Planungssicherheit, geringere durchschnittliche Auslastung, höhere Betriebskosten (durch Beschneiung und ggf. höherer Aufwand bei der Pistenpräparation). Dazu steigende Anforderungen an Komfort der Aufstiegshilfen (durch Gast) und an Sturmsicherheit (3S statt EUB, Sturmsessel......). Und das ganze bei gleichbleibender oder höherer Abschreibung....also insgesamt niedriger Cash-Flow. Damit sinkt die Innenfinanzierung neuer Projekte und von Beschneiung. Tendenz ganz klar zur Verschmelzung von Liftgesellschaften, um Verwaltungs- und Marketingkosten zu sparen. Die kleinen Gebiete, die auch noch <2000m liegen, werden in ein paar Jahren der Reihe nach schließen müssen. Gilt für West- wie Ostalpen und erst recht für Mittelgebirge wie z.B. die Schwarzwaldhochstraße.
Ähnliches gilt für die Skiverleiher und die Skihersteller. So einen desaströser Vorwinter wie dieses Jahr plus der allgemeine Trend zum Leihen wird mittelfristig zu einer weiteren Markonsolidierung beitragen.
Und volkswirtschaftlich wäre es für die betroffenen Gebiete auch negativ, wenn an den Personalkosten gespart werden oder wenn auf die kurzfristige Nachfrage hin Personal flexibel disponiert werden muss. Denn es fehlen dann so oder so Einkünfte der Mitarbeiter bzw. diese erhalten über Kurzarbeitergeld oder ALG1 ihr Geld vom Staat und nicht vom Gast.
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 12.01.2016 - 15:55
von Olli_1973
Daves hat geschrieben:Ich kann nur mich / unsere Familie sprechen:
Dieses Jahr war definitiv das
letzte Mal, dass wir ein teures Hotel mit HP so weit voraus gebucht hatten. Wir waren über Sylvester in Lermoos/Zugspitzregion. Die Pisten waren Vormittags zwar ok, nachmittags aber abgefahren. Zugspitze ist eine super Option, da waren wir 3x, allerdings ist es dort einfach extrem voll. Dafür sind ca. 4.500 Euro einfach zu viel (Hotel, Skileihe, Skipass). Es war zwar insgesamt ok aber wenn ich ehrlich bin, hätten wir lieber storniert. Leider zu spät in die Stornobedingungen geschaut (4 Wochen vorher 75% - wie bitte?

).
Uns geht es nicht um ein spezielles Hotel oder gar Skiort. Wir wollen "schön" skifahren - grundsätzlich egal wo. Und das Gebiet muss nicht groß sein.
D.h. für uns (an die Schulferien gebunden):
- wir sind
örtlich flexibel was Gebiet und Anfahrtsweg angeht.
- wir sind
zeitlich flexibel Weihnachten - Karneval - Ostern eben
- wir werden speziell Weihnachten/Sylvester nur buchen, wenn Schneelage absehbar gut, d.h. erst 2-3 Wochen vorher oder es gibt akzeptable Stornobedingungen (glaube ich nicht so recht dran).
Das ist zumindest der Plan, und wenn es nicht sein soll, dann fahren wir eben mal ein Jahr nicht. Das Geld zum Fenster rauswerfen wollen wir nicht und für den Betrag kann man im Sommer schöne Sachen machen.
Ich teile deshabl die obige Ansicht nicht, dass Familien nicht anders können als langfristig zu buchen. Ist letztendlich eine Preisfrage. Mit der obigen Strategie kann es etwas teurer werden aber dann haben wir eben gute Bedingungen. Oder man bezahlt eben in Form von längerer Anfahrt zum Lift etc.
Abgesehen davon hoffen wir dieses und die folgenden Jahre auf schöne Tagestripps nach Winterberg
Daves
geht ja nur bedingt in manchen Bundesländern so. Du schreibt von Weihnachten, Karneval und Ostern. Wir in Niedersachsen haben aber nur "richtige Ferien" Weihnachten und Ostern, also fällt bei uns schon einer deiner drei Termine weg. Wenn wir dann Weihnachten / Sylvester nicht fahren, haben wir noch noch die Chance Ostern. Wir fahren aber gerne mehrfach in den Urlaub, also heißt es Zähne zusammenbeißen und durch. Die Alternative wäre wie du schon gesagt hast im Sommer, allerdings weiß nicht was ich dann noch alles im Sommer machen soll und der Winter wäre doch ohne Ski fahren doch ein wenig für den Arsch, zumindest solange die Knochen noch mitspielen.
Dann lieber eigene Anprüche zurückschrauben ( deine 4500 sind schon ein wenig heavy ) und statt sündhaft teurem Hotel doch ne Ferienwohnung ( gibt es tatsächlich schon für 400 bis 600 Euro Woch / Sylvester ) dann kommst mit Skipässen und Leihe von Ski auf gute 1450 Euro, das wäre dann die Alternative.
Weiterer Vorteil könnte auch mal sein, wenn viele so denken dass mal manche Hoteliers endlich aufhören die Preis nach oben zu schrauben sondern mal wieder in die andere Richtung denken würden.
Wir haben auch immer Hotel, haben hier aber ein tolles Preis / Leistungsverhältniss.
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 12.01.2016 - 16:56
von schneeberglift
ThomasK hat geschrieben:
Wiederholt sich das allerdings nächstes oder übernächstes Jahr, dann wird bei einigen mangels Finanzdecke nichts anders übrig bleiben, als das Skigebiet zu schliessen und die Seilbahnen nur noch für die Bergwanderer laufen zu lassen. (...)
Meine Einschätzung bleibt: Für die deutschen Skigebiete ist der Winter 2015/2016 ein weiterer Nackenschlag und die dringende Aufforderung, bei der weiteren Klimaerwärmung einen fast ganzjähigen Sommerbetrieb anzubieten.
Etwas böse ausgedrückt: Die Betriebszeiten der Rheinseilbahn Koblenz (täglich von März bis Oktober bis jeweils 19 Uhr, nur an 6, 7 und Feiertagen von November bis Februar bis jeweils 17.30 Uhr) sind für die deutschen Seilbahner Vorbild und kompatibel mit dem künftigen Klima. Allerdings wird der eine oder andere deutsche Seilbahnbetreiber noch etliche Euros verbrennen, ehe sich auch bei ihm die Einsicht durchsetzt, dass er gegen den Klimawandel den kürzeren zieht und seine künftige Zielgruppe der Bergwanderer und Bergsteiger anstelle des Skifahrers ist.
Es ist aber nicht so einfach mit der Vorstellung, dass der Sommerbetrieb der neue Winterbetrieb sein soll. Vom Beispiel Warth und gerade Zürs am Arlberg kann ich sagen, dass da im Sommer einfach nix oder zu wenig geht, so dass hier viele Hotels ganz zu machen, da der Sommerbetrieb laut Aussage vom Bürgermeister einfach "nur Zubrot" ist. Finanzmäßig ist das keine Alternative. Schließlich hängt hiervon eine ganze Region ab mit vielen Zweigen und dann gibt es nur die Möglichkeit Alternativen zum Skifahren schaffen, Sommertourismus verstärken und in Beschneiung zu investieren, ansonsten reicht es nicht aus und weil die ganze Region ja vom Tourismus abhängig ist muss es auf diesem Weg gelingen oder man muss ganz weg vom Tourismus.
Es gibt auch sicher Regionen wo man mit dem Sommerbetrieb defizite ausgleichen kann. Hier im Schwarzwald auf dem Feldberg war es in diesem Jahr so, dass der Schnee über Weihnachten ganz weg war und so die normalen Wanderwege geöffnet waren. So gab es, auch durch gute Alternativen und wegen dem guten Wetter kaum einbußen bei der Hotellerie. Der Feldberg ist sicher auch mit einem blauen Auge davon gekommen aber für mindestens die Hälfte der Einzelskilifte im Schwarzwald sind Mittelfristig solche Winter und verlorene Weihnachtsgeschäfte tödlich. Was vielleicht noch einige Rettet sind die Skilifte mit Förderverein mit ehrenamtlichem Personal, aber irgendwann fehlt auch denen die Motivation und Gebietsmäßig wird es sich dann ausdünnen.
So spontan reagieren mit einem Vernünftigen angebot an Wanderwegen können nur die wenigsten und Bergsteigen und Klettern ist mit ein bisschen Schnee ja unmöglich, also ist es wenn dann Schadensbegrenzung statt Ersatz, Seilbahnen statt für Skifahrer dann für Bergwanderer laufen zu lassen. Skifahren an Weihnachten ist einfach das Hauptgeschäft und wird sich nicht so schnell ändern. Vielleicht sieht es nächste Weihnachten ja auch wieder ganz anders aus.
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 12.01.2016 - 16:59
von mightyjust
ski-chrigel hat geschrieben:Sehr viele Mitarbeiter sind im Stundenlohn angestellt. Diese Kosten fallen somit weg, wenn viele Lifte geschlossen bleiben, aber das rettet die Sache bei weitem nicht. Und diese Stundenlöhner, oftmals Bauern oder Bauarbeiter, wären auch noch drauf angewiesen.
Ist das in der Schweiz wirklich so? Hier gibt es einen Kollektivvertrag welcher dir 173h/Monat garantiert.
Re: Schneemangel 2015/16 - Mittelfristige Auswirkungen
Verfasst: 12.01.2016 - 17:05
von mightyjust
ThomasK hat geschrieben:
Es gibt Stammpersonal und Aushilfspersonal, welches teilweise auf 450 €-Basis arbeitet.
In Österreich ist das Mindestgehalt für Seilbahnbedienstete um die 1500€, das gilt auch für die Saisonangestellten.