Badische Zeitung vom Dienstag, 29. August 2006
Warten auf den Lichtstreif
Neuer Anlauf: Heute sollen am Ahornbühl mit dem Hubschrauber sechs Masten gesetzt werden
Von unserem Redakteur Peter Stellmach
FELDBERG/TODTNAU. Dank Schneekanonen und Schneilanzen ist Petrus nicht mehr das Maß aller Dinge. Aber bei den Arbeiten für die neue Vierer-Sesselbahn am Ahornbühl machte er den Verantwortlichen gestern einen Strich durch die Rechnung. Mit Dauerregen und dickem Nebel sorgte er für so schlechte Sicht, dass der geplante Einbau von sechs Masten per Hubschrauber im steilen Gelände in den Vorbereitungen stecken blieb. Heute hofft man auf besseres Wetter, um einen neuen Versuch starten zu können.
14 Masten sind es zusammen, auf der die 1493 Meter lange Bahn ruhen wird, die nach ihrer Fertigstellung Ende November/Anfang Dezember 2000 Skifahrer pro Stunde transportieren soll: 5 Minuten und 20 Sekunden soll die Fahrt von der Talstation über 440 Höhenmeter zur Bergstation auf Gemarkung Feldberg dauern. Sechs Masten stehen bereits dort, wo das Gelände mit Tiefladern erreichbar war. Zwei werden erst am Schluss aufgerichtet, wenn die Talstation fertig gestellt ist. Und die übrigen sechs
müssen mithilfe eines Lastenhubschraubers an Ort und Stelle gesetzt werden.
Die Firma Doppelmayr, Spezialist für Liftbau, hat dazu die Firma Helog sozusagen in den Sessel geholt. Die Schweizer sind auch Spezialisten, und zwar für den Aufwand und Zeit sparenden Transport so schwerer Kaliber wie der Mast-Schäfte, deren Länge zwischen 13 und 16 Metern schwankt und die 2,2 bis 2,5 Tonnen wiegen. Das Joch obenauf bringt es auf 2,5 Tonnen, die Rollen wiegen 1 Tonne. Und wo Joch und Rollen gleich kombiniert sind, kommt man auf 3,2 Tonnen.
Gut, wenn man dafür einen Kamov-Lastenhubschrauber einsetzen kann, den stärksten unter den starken fliegenden Transportern, mit einer Traglast von 5 Tonnen, der — um Gewicht zu sparen — von einem Piloten ohne Besatzung geflogen wird. Charakteristisch für den Kraftprotz ist der massive Rumpf mit dem Doppel-Rotor, dessen Partner sich gegeneinander drehen, was den Verzicht auf den Heckrotor ermöglicht. Rund 20 000 Euro dürfte der Hubschrauber-Einsatz ab Fahl kosten, schätzte gestern Armin Savoy, der Geschäftsführer der Alpin Center GmbH.
Den gestrigen Vormittag wollte man nutzen zum Start. Doch dann zog es über dem Tal zu, regnete es sich ein und waberte der Nebel bis fast auf die Großbaustelle herab; von der Schneise im Hang war nur noch der untere Abschnitt zu sehen. Zwangspause, Mittagessen und Beratung folgten. Dann riss es plötzlich auf — die Maschine wurde hergerichtet, die zwei Einsatzgruppen, besetzt aus Männern von der Liftgesellschaft, von Doppelmayr und Helog, bekamen schon ihre Anweisungen — da sanken die Wolken wieder zu Boden. Erneut Zwangspause und Beratung, Warten auf einen Lichtstreif am Horizont. Gut eine Stunde, weiß Savoy, hätte genügt, so eingespielt , wie die Schweizer Spezialisten sind. Doch Petrus wollte an diesem Montag kein Einsehen haben. Heute wird die Aktion erneut angesetzt, spätestens am Mittwoch will man die sechs Masten stehen haben.
Die neue Vierer-Sesselbahn ist mit Kosten von 6,8 Millionen Euro veranschlagt, zu tragen und zu erwirtschaften von der Alpin Center GmbH. Die Anlage ersetzt den mehr als 30 Jahre alten Zweier-Schlepper. Mit Feldberg und Todtnau bürgen zwei der beteiligten Gemeinden mit jeweils 1,2 Millionen Euro, St. Blasien steht mit 400 000 Euro ein. Der einzig mögliche Zuschuss aus dem Fördertopf Landestourismus ist laut Savoy inzwischen bewilligt: 250 000 Euro.