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Re: "Tiroler Bergbahn erstmals nach Skiunfall angeklagt"

Verfasst: 31.03.2016 - 10:49
von Daves
Ram-Brand hat geschrieben:Solches vorgehen war aber in den 80ern und davor, als die meisten Pisten gebaut wurden sicher nicht Alltag. :-)
Da kannte man das Wort Gefährdungsbeurteilung gar nicht.
Mag sein aber heute ist das in vielen Industrien Stand der Technik. Genau aus aus dem Grund, um Haftungsrisiken auszuschließen. Du schreibst ja selbst, dass nach und nach Maßnahmen ergriffen wurden (Lawinengefährdung, "Entschärfen von Pisten", Polsterung von Schneekanonen etc.).

So ein Dokument ist vor Gericht extrem hilfreich, heute eigentlich fahrlässig, wenn man es nicht vorweisen kann. Es muss einfach zeigen, man hat sich Gedanken gemacht, Maßnahmen definiert, umgesetzt und kontrolliert. Dann ist man als Betreiber schon mal aus der (groben) Fahrläsigkeit raus.
Ram-Brand hat geschrieben: Bei der Gefährdungsbeurteilung muß man aber auch bedenken, das man damit kein 0% Risiko schaffen kann.
Vermutlich wäre das Unfallgeschehen ohne Zaun noch dramatischer gewesen.
Das verlangt auch keiner, jeder Skifahrer trägt automatisch ein Risiko.
Aber ohne Zaun dramatischer ist kein Argument. Schließlich hat der Betreiber eine Gefahr erkannt und einen Maßnahme ergriffen. Damit ist er verpflichtet, dass diese auch wirksam ist!

Daves

Re: "Tiroler Bergbahn erstmals nach Skiunfall angeklagt"

Verfasst: 31.03.2016 - 12:54
von starli
Im Straßenverkehr wird aber ja auch nicht jede Laterne gepolstert, weil da ein Radfahrer gegenfahren könnte. Passstraßen fahren viele Radfahrer mit >50 km/h runter, da ist auch nix gepolstert in der Kurve. Und ich bild mir ein, dass man mit Skiern auf Schnee per se unfallgeschützter ist als mit dem Rad auf Asphalt.

.. oder ist vielleicht genau das das Problem, weil das jeder so meint und sich dann wundert, dass es eben doch gleich weh tut, ob man mit den Skiern oder dem Rad am Baum klebt?

Re: "Tiroler Bergbahn erstmals nach Skiunfall angeklagt"

Verfasst: 01.04.2016 - 13:38
von freerider13
Servus!
starli hat geschrieben:
.. oder ist vielleicht genau das das Problem, weil das jeder so meint und sich dann wundert, dass es eben doch gleich weh tut, ob man mit den Skiern oder dem Rad am Baum klebt?
Word! :top:
Genau das ist das Problem heutzutage.

Ich geh sogar noch einen Schritt weiter:
Bei Skifahrern im "oberen Mittelfeld" des Könnens sind 70-80 Sachen durchaus nicht unüblich. Da sprechen wir nicht mehr von Fahrradfahrern, das ist gemütliches Motorradcruisen auf einer kurvigen Strecke.
Und da ist eigentlich jedem klar, dass ein Crash an den nächsten Baum weitreichende Folgen hat.
Beim Skifahren wird das nur allzu gern ausgeblendet. Alleine wie viele Spezialisten heute noch unterwegs sind mit dem Satz "Ich brauch keinen Helm"...

Ganz ehrlich: Wenn ich mit dem Bike unterwegs bin (egal ob mit Motor oder ohne) kann ich die Kommune auch nicht verklagen, weil sie den nächsten Baum/die Ampel/das Verkehrsschild nicht eingewickelt haben. Das gehört zum allgemeinen Risiko bei solchen Betätigungen.
Und so ist es in meinen Augen beim Skifahren auch - ich kann nicht mein mangelndes Einschätzungspotential auf andere mit einer Klage abwälzen. Das ist lächerlich.

Schlußendlich würden wir nur in einer Situation landen, in der es überhaupt nicht mehr wirtschaftlich möglich ist ein Skigebiet zu betreiben, weil die Haftungsrisiken zu hoch sind. Man müsste für Kreti und Pleti bezahlen, die nie richtig gelernt haben Ski zu fahren.
Oder es müsste ein "Führerschein" fürs Skifahren eingeführt werden, ohne den man nicht mehr auf den Berg kommt damit sich die Betreiber zumindest minimal absichern könnten.

Ganz ehrlich: Solch abstruse Dinge will nicht wirklich irgendwer, oder?


Schöne Grüße,
Jan

Re: "Tiroler Bergbahn erstmals nach Skiunfall angeklagt"

Verfasst: 01.04.2016 - 14:19
von Werna76
Gestern hätte durch Urteilsverkündung sein sollen, aber ich such und such und find nix.
Außergerichtliche Einigung :?:

Re: "Tiroler Bergbahn erstmals nach Skiunfall angeklagt"

Verfasst: 01.04.2016 - 14:59
von kaldini
stand heute in der Print-TT: aussergerichtliche Einigung, Bergbahn zahlt Schmerzensgeld und noch ein paar Euro. Gibt aber noch ein strafrechtliches Verfahren gegen den Betriebsleiter. (hoffe, ich hab es mir richtig gemerkt. Online finde ich bisher nix).

Re: "Tiroler Bergbahn erstmals nach Skiunfall angeklagt"

Verfasst: 01.04.2016 - 15:17
von Werna76
Ok, jetzt gibts auch online Infos:
http://www.tt.com/panorama/verbrechen/1 ... unfall.csp
Womit niemand rechnete: Geschäftsführer Wolfram Jahn bot dem Verunfallten Schmerzensgeld an, was vor Gericht den Weg für eine Diversion öffnete. Damit wird das Seilbahnunternehmen nicht strafrechtlich verurteilt und das Verfahren eingestellt.

Dafür muss es 3899 Euro Geldbuße an das Gericht sowie 5000 Euro Schmerzensgeld an den Skifahrer zahlen
Mod kaldini: die sehr unpassende Bermerkung von LeonKopsch123 wurde abgetrennt. Entsprechende Konsequenzen sind eingeleitet.

Re: "Tiroler Bergbahn erstmals nach Skiunfall angeklagt"

Verfasst: 01.04.2016 - 20:33
von Petz
Ich halte den Ausgang des Verfahrens und das weitergehende Verfahren gegen den Betriebsleiter wegen Fahrlässigkeit (grob fahrlässiges Verhalten wär natürlich was anderes) für nen Skandal weil damit der Vollkaskomentalität praktisch weiter Tür und Tor geöffnet, dem Risikobewusstsein noch weiter geschadet und praktisch von Mitarbeitern in leitenden Positionen eigentlich absolute Fehlerfreiheit abverlangt wird. Dadurch wird praktisch auch negiert das Menschen am Werk sind denen auch mal ein leichter Fehler unterläuft. Wenn die Entwicklung so weitergeht wird man zukünftig schlicht niemanden mehr finden der bereit ist solche Jobs zu machen wenn er praktisch immer mit einem Bein im Gefängnis steht :!:

Re: "Tiroler Bergbahn erstmals nach Skiunfall angeklagt"

Verfasst: 01.04.2016 - 21:02
von Hügelrutscher
Du hast vollkommen recht. JEDER muss sich im klaren sein das ER für sich selbst verantwortlich ist auf der Piste. Wenn ïch in den Fangzaun donnere , war ICH zu schnell oder habe einen Fehler gemacht..Selbst wenn mir einer in die Quere kam , kann ich nicht sagen , der andere war Schuld. Leider kann man das unendlich fortsetzen , diese "Jetzt komm ich " -Mentalität nimmt immer weiter zu.

Re: "Tiroler Bergbahn erstmals nach Skiunfall angeklagt"

Verfasst: 10.04.2016 - 02:25
von j-d-s
Petz hat geschrieben:Ich halte den Ausgang des Verfahrens und das weitergehende Verfahren gegen den Betriebsleiter wegen Fahrlässigkeit (grob fahrlässiges Verhalten wär natürlich was anderes) für nen Skandal weil damit der Vollkaskomentalität praktisch weiter Tür und Tor geöffnet, dem Risikobewusstsein noch weiter geschadet und praktisch von Mitarbeitern in leitenden Positionen eigentlich absolute Fehlerfreiheit abverlangt wird. Dadurch wird praktisch auch negiert das Menschen am Werk sind denen auch mal ein leichter Fehler unterläuft. Wenn die Entwicklung so weitergeht wird man zukünftig schlicht niemanden mehr finden der bereit ist solche Jobs zu machen wenn er praktisch immer mit einem Bein im Gefängnis steht :!:
Nur die Ruhe. Auch für Fahrlässigkeitsstafbarkeit gibt es relativ enge Grenzen und nur weil es ein Verfahren gibt, heißt das noch nichts. Da kann sehr gut ein Freispruch rauskommen. Siehe auch Kaprun, wo auch niemand strafrechtlich belangt wurde (obwohl man dort durchaus anders argumentieren könnte).

Re: "Tiroler Bergbahn erstmals nach Skiunfall angeklagt"

Verfasst: 11.04.2016 - 20:27
von Fdisk100
Kaprun Kann man nicht damit vergleichen , da hast du als Skifahrer keinen einfluss , aber wenn ich einfach zu Schnell unterwegs bin , da hab ich aus Person scho eine Verantwortung gegen mich , und den anderen Leuten wo fahren.
Wenn ich mich nicht so verhalte wie es sichs gehört brauch ich auch nicht jammern wenns mich aufs maul haut.
Da hab ich als als Mensch auch eine Verantwortung und die muss ich einhalten.
Klar kann ich sagen ,das will ich jetzt und wenns nicht geht dann verklag ich halt einen, und bekomme noch Recht.

Re: "Tiroler Bergbahn erstmals nach Skiunfall angeklagt"

Verfasst: 11.04.2016 - 20:38
von Fdisk100
j-d-s hat geschrieben:
Petz hat geschrieben:Ich halte den Ausgang des Verfahrens und das weitergehende Verfahren gegen den Betriebsleiter wegen Fahrlässigkeit (grob fahrlässiges Verhalten wär natürlich was anderes) für nen Skandal weil damit der Vollkaskomentalität praktisch weiter Tür und Tor geöffnet, dem Risikobewusstsein noch weiter geschadet und praktisch von Mitarbeitern in leitenden Positionen eigentlich absolute Fehlerfreiheit abverlangt wird. Dadurch wird praktisch auch negiert das Menschen am Werk sind denen auch mal ein leichter Fehler unterläuft. Wenn die Entwicklung so weitergeht wird man zukünftig schlicht niemanden mehr finden der bereit ist solche Jobs zu machen wenn er praktisch immer mit einem Bein im Gefängnis steht :!:
Nur die Ruhe. Auch für Fahrlässigkeitsstafbarkeit gibt es relativ enge Grenzen und nur weil es ein Verfahren gibt, heißt das noch nichts. Da kann sehr gut ein Freispruch rauskommen. Siehe auch Kaprun, wo auch niemand strafrechtlich belangt wurde (obwohl man dort durchaus anders argumentieren könnte).
Ich gehe davon aus das du aus dem Studium kommst und keine Ahnung vom Wirklichem leben hast

Re: "Tiroler Bergbahn erstmals nach Skiunfall angeklagt"

Verfasst: 16.09.2016 - 11:40
von Schnee
Judikatur in Österreich zu Sicherungspflichten des Pistenerhalters und die Beurteilung des Fehlverhaltens des Schifahrers:

2Ob/186i , Entscheidung des OGH vom 19.1.2016

Im RIS (Rechtsinformationssystem in Internet) enthalten, vgl.:
https://www.ris.bka.gv.at/Dokument.wxe? ... Suchworte=

MfG

Re: "Tiroler Bergbahn erstmals nach Skiunfall angeklagt"

Verfasst: 16.09.2016 - 13:16
von biofleisch
Wenn ich das Revisionsurteil richtig verstanden habe, wurde ein Mitverschulden des Pistenhalters zu 50% bejaht. Der Kläger wollte jedoch 100% und hat in der Revision nicht Recht bekommen.

Wenn die Sicherung der Piste an dieser Stelle nur 50Eur je laufender Meter kostet, finde ich das Urteil durchaus gerecht und nachvollziehbar.

Habe ich da alles richtig verstanden?

Re: "Tiroler Bergbahn erstmals nach Skiunfall angeklagt"

Verfasst: 20.09.2016 - 21:20
von rajc
Ende 2012 war auch bei nicht ausreichender Schneelage dort unter dem Netz auch Bretter.

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