
@dama:
Ich habe sehr viel Erfahrung sowohl in Frankreich wie auch in Österreich und den anderen Alpenländern. Ein paar Statements also noch von meiner Seite.
Die Zimmerqualität ist bei gleichem Preis in Frankreich sicherlich meist deutlich schlechter als in Österreich. Vor allem die Betten sind in den Appartements meist unter aller Sau. Hingegen der Blick gerade auch vom Balkon ist anders als in den Mehrzahl der erschwinglichen österreichischen Unterkünfte meist überwältigend, selbst die teueren Hotels in Neustift und Sölden etc, wo ich war, können da nicht mithalten.Hotelburgen/komplexe - und insgesamt schlechte Gastronomiequalität(kleine Zimmer, schlechtes Essen, keine private Betreuung). Die meisten der Skiorte wurden von Unternehmern gegründet. Alles wirkt sehr künstlich. In Österreich wird man in Pensionen und Ferienwohnungen meist von Einheimischen freundlich empfangen...
Meines Wissens ist nie ein Skiort von Unternehmern gegründet worden. I.A. sind die Skiorte von den Gemeinden aufgebaut worden, die - anders als in Österreich - einfach die Hotels und Appartements gleich dorthin gebaut haben, wo sie am günstigsten standen. Über die Funktionalität der Architektur können wir an anderer Stelle noch sprechen, aber jedenfalls stehen hinter den französischen Skiorten schon erstmal genauso die Gemeinden wie überall sonst auch. Dass diese natürlich Gesellschaften gegründet haben, um diese Vorhaben umzusetzen, ist klar. Und sicherlich lief das auch über große Credite von Pariser Banken. Aber es sind jedenfalls nicht irgendwelche Firmen von außen gekommen und haben dann dort Skistation hochgezogen, soweit ich weiß. Zumindest nicht in den 3V, da weiß ich es sicher. Fakt ist allerdings auch, dass heute die CDA, die Compagnie des Alpes, enormes Kapital in diversen Skiorten in Frankreich und überall in den Alpen hält und einen enormen Einfluss hat. Im Detail bin ich mitdiesem Unternehmen nicht vertraut, bei Recherchen aber immer wieder darauf gestoßen. Allerdings wurde sich hier jeweils in die bestehenden Skiorte eingekauft, wenn ich das richtig verstanden hab. Wo es mal ursprünglich angefangen hat, weiß ich nicht.
Inwiefern alles sehr künstlich wirkt, ist eine sehr subjektive Frage. Das fällt schwer zu beurteilen. Sicher haben die großen Skistation eine eigene besondere Atmosphäre, die wohl nicht jedermanns Sache ist. Ich habe das meist eher unter dem Gesichtspunkt der Funktionalität gesehen. Klar: historischer Dorfkern mit Kirche ist da meist ebensowenig drin wie alte Weiler etc. Auf der anderen Seite wiederum findet man in Frankreich viel eher noch authentische Dörfer als Skiorte, was es in Österreich in großen Skigebietn so gut wie gar nicht gibt. Hier sollte man sich von der Holzfassade nicht täuschen lassen: St. Anton, Ischgl, Neustift, Saalbach, SÖlden Gurls... bis auf den historischen Kern unterscheidet diese Orte nicht viel von den Skistationen. Diese Orte sind ebenso teil eine Großindustrie und genau darauf auch ausgelegt. Die vorherrschende Architektur ist ebenso wenig authentisch wie die der Retortenstation - nur lässt sich in Österreich der
"alpenländische Touristenstil" oder wie man diese künstliche geschaffene Architektur nennen will, besser verkaufen. Sie entspricht dem, was der Tourist erwartet und vorfinden will und hat mit traditioneller Bauweise allenfalls den Baustoff Holz gemein. In den kleineren österreichischen Orten findet man dagegen sehr wohl noch viel authentische Architektur - auch in den Herbergen - aber das ist in Frankreich dasselbe. Der ganz große Teil französiccher Skiorte sind ziemlich authentische Dörfer - meist sogar noch authentischer als in Österreich, weil in Frankreich der "alpenländische Touristenstil" als Freizeitarchitektur lange unbekannt war und erst in den letzten zehn Jahren Einzug gefunden hat (mit wenigen Ausnahmen wie Meribel Mottaret). In kleinen Gebieten schenken sich beide Länder also nicht viel an Authenzität - in den großen Gebieten jedoch ist Frankreich sogar einmalig, weil Les Brevières oder Les Boisses oder auch St. Martin (das allerdings schon etwas ausgebaut wurde) sehr urspüngliche Dörfer sind, die gleichzeitig über riesige Schigebiete verfügen. Das wiederum ist in dieser Kombination in Österreich sehr selten. Dort gibt in den großen Gebieten immer nur Orte wie St Anton, Sölden oder Neustift, wobei gerade ersterer mir persönlich mit seiner "gelogenen" Architektur extrem künstlich vorkommt, so dass ich ihn bewusst meide.
Bezüglich des herzlichen Empfangs kann ich nur sagen, dass ich in Frankreich überall sehr herzlich emfangen wurde - gerade auch auf den kleinen Hütten. Davon gibts in Schigebieten wie den 3V jede Menge mit hervorragender Küche und traditionellen savoyardischen Gerichten - diese stehen ihren Pendants in Österreich sicherlich nichts nach. Meist kann mich sich sehr nett mit dem Wirt unterhalten und bekommte eigentlich immer was besonders zu essen.
Dazu habe ich mich ja im Ansatz oben schon geäußert: ich für meinen Teil lasse mioch von ein paar Holzfassaden nicht darüber hinwegtäuschen, dass die die Hotelburgen in den großen Österreichen Skiorten Teil der Industrie sind und eben eine Architektur, die dem TOuristen gefällt, umsatzfördern ist. Diese Architektur ist weder traditionell noch im Stile eine ALpendorfes. Das ist schlichtweg falsch. Traditionelle Architektur findetr man in Österreich nur in kleinen Orten wie denen des Kaunertals zum Beispiel - das ist aber in Frankreich nicht anders. Und genau wie in Österreich sind auch in Frankreich 90% die Skiorte solche kleinen Dörfer, die - nach meiner Erfahrung - tendenziell sogar eher noch traditionsbewusster sind als ihre Pendants in Österreich, weil sie ein Bedürfnis haben, sich gegen die Massenstationen abzugrenzen, was in Österreich nicht so ausgeprägt zu sein scheint.Das gesamte Urlaubsflair wird durch diese Hotelburgen zerstört. Da kann ich gleich in irgendein Stadtghetto fahren. In Österreich bleiben die meisten Urlaubsorte noch Traditionsbewusst und behalten zumindest das Aussehen einen Alpendorfes.
Was die Diskussion bezüglich der Architektur des großen französischen Skiorte angeht, kann man hierfür ein eigenes Topic eröffnen. Objektiv kann man sagen, dass sie sehr funktional und sehr komfortabel ist. Subjektiv ufer die Diskussion vermutlich aus. Viele finden diese Blöcke einfachnur hässlich, andere sehen das etwas differenzierte, dazu gehöre ich. Es gibt in Frankreich definitiv viele Skiorte, die schlichte Bausünden sind. Darüber hinaus gibt es einige, die in meinen Augen architektonisch hoch interssant sind. Man darf nicht vergessen, dass sie teilweise zur Zeit ihrer Enstehung als Kunstobjekte gehandelt wurden, ob sich der Geschmack nun heute geändert hat oder nicht - die Architektur wurde sehr sorgfältig ausgewählt. Man wollte eine neue Architektur schaffen, die den neuen Gegenheiten und der neuen Umgebung angepasst war. Nachdem vormals Orte kleine an den Hang geduckte Dörfer waren, wurden nun die Orte in extreme Höhen gebaut, stolz und ebenbürtig gegebnüber dem vormals gefürchteten Gebirge (wenn man so will). Dies drückt sich in der Architektur aus. Man versuchte eine dieser Höhe und der extremen Lage in den gletscherdominierten Mondlandschaften mit ihrer an sich menschenfeindlichen Umgebung, aber auch den großen und weiten Linien der Hochgebirgslandschaft angepasste Architektur zu entwickeln. Dem Gletscheis und Fels wurden Glas und Stein als Baumaterial entgegen gesetzt, den Türmen und Zinnen des Felsgrate und Gipfel die Türme und Zinnen des Gebäudekomplexe. Als dies wurde sehr gut durchdacht und von excellenten Architekten umgesetzt. Ob man diese Architektur nun mag oder nicht - ich finde es gibt Beispiele wie Val Claret, wo es gelungen ist, einen den obigen Zielsetzungen genügende Architektur zu schaffen. Diese wurde über die Jahre durch das hinzufügen von Bauobjekten anderer Architekturstile (insbesondere durch Holz-Pseudo-Chalets im tiroler Stil) leider in ihrer Gesamtheit zu nichte gemacht, Man kann aber das Konzept noch heute erkennen. Für mich ist Val Claret architektonisch nach wie vor auch der gelungendste aller künstlich geschaffenen Skiorte und ich finde in im übrigen auch sehr schön.
In jedem Fall geht Qualität vor Quantität. Nur sollte der Vergleich hier eigentlich zu Gunsten Frankreichs ausgehen. Denn dass sagte ich in meinem letzten Posting schon: prinzipiell ist das Pistenangebot in Frankreich weit vielfältiger als in Österreich und viel diversifizierter. Darüber hinaus ist auch prinzipiell die Pistenpflege nach meiner Erfahrung besser. Allerdings wird das Angebot zu Gunsten einer Massenkompatiblität mehr und mehr eingeschränkt und die enormen Menschenmassen zerpflügen in der hauptsaison auch gerne die Pisten. Das ist der Grund warum ich nach vielen Jahren zumindest in die 3 V nicht mehr fahre. Unter anderem aufgrund mangelnder Pistenqualität fahr ich aber auch nicht nach Österreich (in die großen Schigebiete) - ein weiterer Grund ist übrigens, dass ich die Pseudo-traditionelle Bauweise nicht leiden kann. Diemeisten großen französischen Skigebiete sind jedenfalls abwechlungsreicher als die meisten österreichischen, weil sie einfach mehr bieten. Von 600 bis 3300 auf allen Höhen von der Autobahn zur Direttissima. Couloirs zwischen Felsen, breite Gletscherpisten, steile Waldabfahrten und gemütliche Almwiesen - alles in einem Gebiet. Nur die Tatsache, dass mehr und mehr alles Pisten zu Autobahnen ausgebaut werden, ist für mich ein echter Qualitätsmangel - dieser ist aber in Österreich schon viel länger viel stärker ausgeprägt.Zu der Masse an Anlagen und Pistenkilometern kann ich nur sagen, Qualität geht vor Quantität - was bringts einem, wenn man 1000 Pistenkilometer hat aber jede Piste ähnelt der anderen.
.Hinzu kommt, dass der Après Ski in Frankreich stillos oder überhaupt nicht vorhanden ist. Da ist Österreich halt ungeschlagen.
Na komm - also wen après-schi in Österreich nicht stillos ist, was ist denn bitte dann stillos? Obstlersaufen und "ich bin so schön.... ich bin so toll" na ja, da fand ich die HipHop Konzerte in Val Thorens cooler. Die reden zwar auch nur davon, wie schön und toll sie sind - aber die haben den geileren Beat dabei. Ansonsten brauch ich sowas gar nicht im Skiurlaub. Ich lege sehr viel Wert auf das drumherum im Skiurlaub, aber das sieht bei mir anders aus. Ich mache gerne im Dorf oder Umgebung einen Spaziergang mit meiner Freundin und gehe anschließend gerne gut und ein wenig stilvooll essen. Das geht z.B. in Italien meist sehr gut, welches heute mein Hauptschiland ist. Meist trifft man in den entsprechenden Restaurants noch nette Leute und kann sich dann ein bisschen über die im Augenblick am schönsten zu befahrenen Skirouten austauschen (sowas ging in Alagna immer super, ich hatte beim Essen im schon prophylaktisch eine topographische Karte dabei) oder quatscht ein bisschen mit dem Wirt.
Es tut mir leid und ich möchte Dir nicht zu nahe treten, aber das zeugt meines Erachtens von einer gewissen Unkenntnis bezüglich französischer Skiorte - schon deshalb, weil du bei dem Vergleich den ganz großen Teil der französischen Skigebiete unberücksichtig lässt. Ansonsten auch bezüglich der Gebiete, auf die Du Dich beziehst, glaub ich, dass man objektiv einfach nicht sagen kann, dass der Arlberg als Schigebiet einem der großen französischen Schigebiete überlegen ist - und zwar gerade wegen der Qualität. Archtektonisch um vom Ambiente her vielleicht - das ist vielleicht auch teilweise Ansichtssache - aber das Schigebiet selbst sicher nicht. Einzig in Punkto Après-Schi ist Frankreich sicher eine andere Liga: wenn man genau den Typ après-schi sucht, der in Österreich vorrherrscht, dann ist man in Frankreich wohl falsch.Ich denke der Arlberg erfüllt diese ganzen genannten Punkte besser als jedes andere Skigebiet in Frankreich.
Abschließend meine Gründe, warum ich die 3 V meide. Erstens hat das politische Gründe, insbesondere die massiven Landschaftseingriffe zum Pistenbau. Das hat mich vor Jahren u.A. bewogen Österreich den Rücken zu kehren und das ist in den 3V ebenso. Zweitens ist das Klientel - ebnso wie in Österreich - meist ganz schön daneben. Drittens wurden mehr und mehr Veränderungen in eine Richtung unternommen, die mir nicht passt - hin zum Einheitsbrei auf den Pisten und weg von den Extremen zwecks Massenkompatiblität. Viertens sind in den letzten Jahren verstärkt meine Lieblingspisten stillgelegt worden und außerdem landschaftlich extrem hässliche Riesenseilbahnen gebaut worden.