Gletscherbahnen: „Pitztal” hält nun knapp 70 Prozent am „Kaunertal”
Mit knapp 70 Prozent halten die Pitztaler Gletscherbahnen nun die Mehrheit an den Kaunertaler Gletscherbahnen. Die letzten 20 Prozent haben einen Euro gekostet – das Land wollte seine Beteiligung loswerden. Inzwischen geht es wieder aufwärts im „Kaunertal”: Der Schuldenstand wurde halbiert, und es wurde kräftig investiert. Weitere rund zehn Millionen Euro sind für die Erweiterung auf die Weißseespitze nötig. Das entsprechende Raumordnungsprogramm des Landes dürfte demnächst erlassen werden.
Im Beteiligungsbericht des Landes Tirol scheint auf Seite drei unter „Aufgabe von Beteiligungen im Jahre 2005” auch die Kaunertaler Gletscherbahnen GmbH auf. Die Beteiligung betrug 899.400 Euro und hat dem Land ein Euro eingebracht. Dass die Pitztaler Gletscherbahnen diesen Landesanteil um einen Euro erhalten, war bereits seit langem fixiert: „Das Land wollte, dass der neue Gesellschafter die Landesanteile praktisch geschenkt bekommt”, hieß es bereits vor eineinhalb Jahren im Landhaus. Die „Pitztaler” haben die „Kaunertaler” vor einigen Jahren vor dem Konkurs gerettet – zu verdanken ist dies der Freundschaft von Dr. Hans Rubatscher, Mitgesellschafter im Pitztal, und Eugen Larcher, Geschäftsführer im Kaunertal, die sich beim Kraftwerksbau vor über 40 Jahren kennen und schätzen gelernt haben. Eugen Larcher erinnert sich an den Einstieg der „Pitztaler”: „Die 40 Prozent vom Land waren 120 Millionen Schilling Schulden, nicht Besitz … Rubatscher hat drei Sitzungen gebraucht, bis er es in seiner Gesellschaft durchgebracht hat.” Nun halten die Pitztaler Gletscherbahnen knapp 70 Prozent am „Kaunertal”: „Die Gletscherbahn hat beschlossen, die Option anzunehmen”, so Dr. Rubatscher. In Hans-Peter Bocks Brust wohnen angesichts dessen zwei Seelen: Als SPÖ-Finanzsprecher kann er es nur begrüßen, wenn sich das Land jener Beteiligungen, die nichts abwerfen, entledigt. Als Regionalpolitiker hätte er das Land aber „nicht so schnell entlassen”.
ES GEHT AUFWÄRTS. Rubatscher hat beim Einstieg mit Banken, Lieferanten etc. verhandelt – so konnte damals der Schuldenstand von knapp 300 Millionen auf 165 Millionen Schilling gedrückt werden. Seither wurde, so Dr. Rubatscher, der Schuldenstand halbiert (noch rund sechs Millionen Euro), während gleichzeitig sieben Millionen Euro in Beschneiuung, Straße, Fahrzeuge, Stromversorgung etc. investiert wurden. Es ergeben sich Synergieeffekte, erklärt Hans Rubatscher, der sich auch auf eine neuerliche Kapitalaufstockung gefasst macht. Denn: Die Erweiterung in Richtung Weißseespitze rückt langsam in greifbare Nähe. Die übrigen Gesellschafter (Agrargemeinschaft, Gemeinden etc.) sind eingeladen, sich daran zu beteiligen. Eine Planung für die Pendelbahn und bis zu drei Lifte auf dem Plateaugipfel liegt bereits vor; Verkehrszählungen, Vermessungsarbeiten etc. werden durchgeführt. Die Kosten für das Projekt werden auf rund zehn Millionen Euro geschätzt.
RAUMORDNUNGSPROGRAMM. Die Erweiterung rückt deshalb in greifbare Nähe, weil sich Pitz- und Ötztal offensichtlich näher kommen. Das für die Erweiterung notwendige Raumordnungsprogramm will LR Dr. Anna Hosp nämlich erst dann erlassen, wenn die Verbindung zwischen Pitz- und Ötztal auf Schiene ist. Das dürfte bald so weit sein: „Es scheint, dass es eine Einigung zwischen Pitz- und Ötztal gibt”, so Bgm. Pepi Raich aus dem Kaunertal. Allerdings scheint man sich ein wenig zu sorgen, dass das Weißseespitze-Projekt auf der Wartebank landen könnte, wenn sich die Pitztaler Gletscherbahnen dem Ötztal zuwenden. Hans Rubatscher beruhigt: Die beiden Vorhaben seien „gleichzeitig möglich”. Die Kosten für Pitztal-Ötztal sind noch nicht bekannt, die Verfahren würden ohnehin noch zwei bis drei Jahre dauern. Eugen Larcher meint dazu: „Das soll nebeneinander gebaut werden.” Er spricht sich dafür aus, dass die Mitgesellschafter aus dem Bezirk ebenfalls Eigenmittel einbringen. Dass das Raumordnungsprogramm, das die Erweiterungen im Pitz- und Kaunertal ermöglichen kann, schon in wenigen Tagen erlassen wird, darf bezweifelt werden – zuerst wird wohl die Innsbrucker Gemeinderatswahl geschlagen. Die Koalitionsregierung will Gegnern des Gletscherausbaus, die es auch in der Landeshauptstadt gibt, wohl keine Wahlkampf-Munition liefern.
Gruß Thomas