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"Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

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Dachstein
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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von Dachstein »

trincerone hat geschrieben:Meine Quellen aus der Zeit bringen wenig interessantes, fürchte ich. Ob "Rental 3000" irgendetwas mit dem Verleih am Eisgrat (der ja anders hieß) zu tun hat, konnte ich nicht klären. Das der Verleih am Stubaier seinerzeit Intersport Sportshop 3000 hieß lässt sich anhand alter Skitatlanten nachvollziehen. EInen anderen Verleih, der "3000" im Namen trägt, habe ich nicht gefunden hinsichtlich anderer Gletscherschiorte / Schiorte der Umgebung, umkehert heißt das aber nicht, dass es einen solchen nicht im Stubaital oder IBK gegeben haben könnte (dazu keine weiteren Infos).
Du, da kann ich mal nachhaken - der Intersport Okay in der Maria Theresien Straße in Innsbruck gehört mit den Intersports am Stubaier zusammen. Da ich dort regelmäßig einkaufe (und auch meine letzten Schi dort gekauft habe) und der Herr, der mir die Bidungen montiert hat, meiner Erinnerung nach ein älteres Semester ist, könnte ich eventuell so rausbekommen, ob die damals schon zusammengehört haben. Es bestünde also die theoretische Möglichkeit, dass das Geschäft in IBK. auch schon so einen oder ähnlichen Namen gehabt hat.
@Dachstein: danke für die PN. Ich komme gerade nicht dazu ausführlich zu antworten, mache ich bei Gelegenheit! Zu dem Bild: das versuche ich gleich, habe Dein Post gerade erst gesehen.
Lass dir Zeit, du bist ja auch offenbar viel bei der Arbeit, und nicht auf der Flucht.

MFG Dachstein

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trincerone
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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von trincerone »

Ok, auf die Schnelle, aber ich habe hier mal versucht das zu verdeutlichen, ich war oben mit meiner Wortwahl auch ziemlich unpräzise. Ich mal zwei Bereiche markiert. Erstens einen Bereich hitnen, wo man gut sieht, dass zB an dieser Stelle zum oberen Ende der Spalte (Rand) hin, die theoretische Idealform nicht mehr passt, sondern sich der Querschnitt wieder verengt (natürlich nur auf einem Teil der Spaltenlänge, davor und dahinter nicht). Aber in einem solchen Bereich könnte man ggf stecken bleiben, insbesondere wenn sich Eisbrocken der Schneebrücke oder Sportgerät verkeilt.

Vorne ein Bereicht, wo Schnee die Spalte verstopft (hier ggf. Relikt von Verfüllungsarbeiten, gibt es aber mE auch durch Windverfrachtung auf Gletschern ohne Skibetrieb). Auch da kann man eventuell steckem bleiben.

Phänomene wie die beiden beschrieben sieht man durchaus recht häufig bei kleinen Spalten, würde ich sagen; das macht sie nicht sicherer und daneben gibt es Bereich, wo man mit Sicherheit abstürzt. Alles was ich sagen will, ist, dass es Bereiche geben kann, wo man nicht zwangsläufig sofort abstürzt. Das gilt umso mehr bei kleinen Spalten und sicherlich besonders für solche in Skibieten, die regelmäßig bearbeitet werden.

@Intersport: ja, das wäre interessant zu wissen. Also ich sehe verschiendene Möglichkeiten: a) Sportshop 3000 hieß in den Anfangsjahren oder irgendwann dazwischen mal Rental 3000 und die verliehen Gamaschen stammten aus der Zeit, b) Sportshop 3000 passte aus Platzgründen nicht auf die Gamaschen (oder aus anderen Gründen), darum hat man versucht ein international verständliches, kurzes Wort zu finden und kam auf Rental 3000, c) es gab einen anderen Shop, der Rental 3000 ofer auch anders hieß und Gamaschen mit diesem Schritzug verliehen hat.

@Arbeit: ja, vor allem im Moment auch viel im Ausland, ab morgen zB bis Sonntag in 10 Tagen,insofern vermutlich in der Zwischenzeit nicht sooo viel Input von mir.

EDIT: 5x Hochladeversuch später hat das sogar geklapt... :roll:
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Dachstein
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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von Dachstein »

Kurzer Einwurf von mir: am Foto hast du recht, sie scheinen an gewissen Bereichen enger zu sein. Ich frage mich aber gerade - kann es sein, dass das Foto / Perspektive täuscht und wir, beispielsweise bei der hinteren, vor dir markierten Stelle gar keine Verengung haben, sondern eine Art "Gupf"? Oder steht eventuell nur die Altschneeauflage ein Stück in die Spalte rein? Wenn das Foto parallel zur Spaltenkante gemacht worden wäre, täten wir uns leichter, aber gut, wer denkt schon daran, dass man ein Foto in so einem Fall brauchen kann - so gesehen soll das kein Vorwurf sein.

MFG Dachstein
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chianti
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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von chianti »

Dieser "Gupf" oder Kegelstumpf ist mir auch aufgefallen - ich hab ihn mal hervorgehoben.

Durchaus denkbar, dass eine Firnfüllung, die vormittags noch stabil war, am Nachmittag durch die Wärme und durch den Regen aufweicht und nachgibt. Ebenso, dass der Aufprall durch einen normalen Sturz eine Firnbrücke einbrechen lässt.

Bild
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trincerone
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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von trincerone »

Auf dem Bild kann man das nicht genau erkennen. Aber ich habe des jedenfalls bei Spalten immer wieder gehsehen, dass oben irgendwelche Schneereste drank kleben, die dann vereisen, Verwehungen oder auch eine Abbrücke, die stecken bleiben und wieder fest eisen etc. pp. Nach meiner Erfahrung wechseln sich bei kleinen Spalten Bereiche, in denen man eine Chance hätte, radikal mit Bereich, wo man abstürzt, ab. U.a. darum sind Spalten ja auch an manchen Stellen offen, während sie verdeckt zig Meter weiter laufen. Auch Schneebrücken halten dann unterschiedlich gut, wobei ein Meter den entscheidenen Unterschied machen kann. Wie gesagt, erst recht gilt das, wenn die Spalte regelmäßig verfüllt oder sonst bearbeitet worden ist, weil sie eben (aktuell oder auch vor einem Jahr etc.) eine Pistenbereich oder Lifttrassenbereich passiert hat.
John Leake
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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von John Leake »

"Die Leiche ist in einer sehr schmalen Spalte, eigentlich nur einer oberflaechlichen Spalte bzw einem Riss, eingeeist." --Situationsbericht ueber die Auffindung der Gletscherleiche am Schaufelferner, Stubaier Gletscher: Ischgl GP, BI Jungmann, 22. Juli 2003

"Ich kann mich noch erinnern, dass es zur Zeit der Suchaktion [23. Sept. 1989] geschneit hat und es dadurch kaum moeglich war, einen Koerper in einer kleinen V-Spalte, die mit Schnee bedeckt ist, zu sehen." --Niederschrift der Aussage von Michael Tanzer, Betriebsleiter, Stubaier Bergbahnen gegenueber Inspektor W. Krappinger, 7 Aug. 2003.

"Nachdem ich mir diese Fotos [von der Fundstelle] angesehen habe, wuerde ich sagen, dass es sich in der Tat um einen sehr seltsamen Fall handelt. Er wurde im oberen Bereich des Gletschers gefunden. Ich dachte, er waere an dessen Fuss herausgekommen, was normalerweise geschieht, wann jemand tief in einer Gletscherspalte verschuettet wird. Er muss also nahe der Oberflaeche gestorben sein, aber doch tief genug, dass man ihn nicht entdeckte. Ansonsten laesst sich nicht erklaeren, warum er so weit oben am Gletscher gefunden wurde. Daneben faellt es mir schwer zu glauben, dass auf einem so kleinen Gletcher niemand sah, was sich [am 9. Aug. 1989] ereignete, oder ihn sofort nach Ausloesen des Alarms fand." --Auswertung von Professor David Evans, Glaziologe und Autor von "Glaciers and Glaciation

"Wetter: Nebel & Regen/ Temperatur: +1.2/ kein neuer Schnee, gesamt Schneehoehe (cm) 80" Tagesbericht Pisten- und Rettungsdienst STGB 9.8.89
Auch kein neuer Schnee am 10.8.1989 und am 11.8.1989

"Er wurde hoch oben am Gletscher und relativ nah unter der Oberflaeche gefunden, selbst wenn man einrechnet, dass sich die Oberflaeche seit der Verschuettung ein wenig gesenkt hat. Die hoechtste Scherbeanspruchung in Gletschern entsteht unter dem dicksten Eis und dort, wo es sich zusammenpressend bewegt (z.B. nahe der Gletscherzunge und in den Grundeisschichten). Gletscherspalten sind Anzeichen fuer einen sich ausdehnenden Fluss, also hat man es hier nicht mit einem zusammendpressenden Fluss zu tun. Alles, was man in einer Gletscherspalte nahe der Oberflaeche deponiert, bewegt sich einfach passiv mit dem Gletscher, der ueber sein Bett gleitet und sich innerlich verformt. (...) Aber wenn eine Leiche ueber einer Scherebene laege (unwahrscheinlich, dass eine solche nahe der Oberflaeche auftritt) koennte sie in mehrere Stuecke zerteilt werden, wobei die einzelnen Stuecke freilich zu beiden Seiten der Scherebene verteilt wuerden--auf keinen Fall wuerde man saemtliche Leichenteile sauber aufgestapelt an einem Ort finden!" --Professor David Evans Meinung von Dr. Walter Rabls Annahme, die Gliedmassen wurden von Scherspannung amputiert und zerhackt.

Fotos von der Fundstelle:
http://www.coldalongtime.com/pages/disc ... fundstelle

Fotos von den zerhackten Gliedmassen:
http://www.coldalongtime.com/pages/abou ... macpherson
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Dachstein
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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von Dachstein »

Reine Beobachtung von mir: die Schnitte sind schon sehr, sehr sauber, fast als ob jemand in eine Guillotine geraten wäre. Das ist meiner Meinung nach insofern bemerkenswert, weil ich doch zwei Amputationen in meinem Leben versorgen durfte, welche durch drehende Werkzeuge entstanden sind - einmal eine Kettensäge und einmal eine Kreissäge. Und bin beiden Fällen waren die Wunden alles andere als sauber getrennt, sondern im wahrsten Sinne eines Wortes zerfetzt (keine geraden Schnitte). Das müsste eigentlich auch bei einer Fräse eines Pistengerätes passieren, da es sich hierbei auch um ein drehendes Werkzeug handelt, aber lange nicht so scharf. Des weiteren hat eine Fräse ja mehrere Meißel, die eine großflächige Verletzung verursachen müssten. Die Hand aber ist im Endeffekt aber als ganzes erhalten geblieben, obwohl sie vom Arm abgetrennt wurde.

Eventuekk könnten hier Ärzte (gerrit, darf ich bitten?) über Verletzungsmuster besser informieren als ich, da sie das vermutlich um einiges besser und intensiver gelernt haben als wir Sanis.

Letztlich ist aber eines unklar und wird es wohl auch bleiben: wie weit die Leiche tatsächlich unten war. Das würde einige Fragen klären.
"Nachdem ich mir diese Fotos [von der Fundstelle] angesehen habe, wuerde ich sagen, dass es sich in der Tat um einen sehr seltsamen Fall handelt. Er wurde im oberen Bereich des Gletschers gefunden. Ich dachte, er waere an dessen Fuss herausgekommen, was normalerweise geschieht, wann jemand tief in einer Gletscherspalte verschuettet wird.
Korrekt - aber es stellt sich die Frage, welche Bewegung der Gletscher in den Jahren davor noch hatte. Der Schaufelferner hat sich im Endeffekt immer weiter zu einem Toteisfeld entwickelt, seit dem die Gletscherzuge nicht mehr unter den Bereich vom Eisjoch erstreckt. Es bestünde also die Möglichkeit, dass der Körper schon relativ weit in den Gletscher geraten war undhinuntergedriftet ist, bis der Eisfluss zum Erliegen kam. Anschließend kommt es zu einem weiteren Masseverlust und einem Abtauen der Eismassen. Es kann also durchwegs sein, zumindest liegt es im Bereich des möglichen, wenn ich mir den Masseverlust von Gletschern im Allgemeinen so anschaue, dass er dort tatsächlich ausgeappert ist. Müsste mal bei Dr. Kerschner nachfragen, ich schätze, er hat eine genaue Statistik, wie sich der Masseverlust des Gletschers entwickelt hat.

MFG Dachstein

John Leake
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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von John Leake »

Das Roentgenbild (zweites Bild von oben) ist die einzige den MacPhersons zugaenglich gemachte Roentgenaufnahme, auf der etwas vom linken Bein zu sehen ist.

http://www.coldalongtime.com/pages/abou ... macpherson

Das Bein ist kurz oberhalb des Knies amputiert (wahrscheinlich von der Kante des Metallgehaeuses der Fraese) und das linke Knie ist vollstaendig abgetrennt. Die horizontalen Pfeile (oben am Bild) zeigen, wo Dr. Rabl ein Stueck des Oberschenkelbeins fuer DNA entnommen hat, obwohl er keine DNA-Analyse durchgefuehrt hat um die Leiche zu identifizieren.

Viele Aerzte haben diese Verletzungen ausgewertet und sind der Meinung: Offensichtlich durch Kontakt mit einer Maschine verursacht . Wie ein orthopaedischer Chirurg in Innsbruck mir vor kurzem sagte: "Man braucht nur etwas Hausverstand, um das zu sehen."
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Dachstein
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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von Dachstein »

Der Herr Dr. lehnt sich für meine Begriffe weit aus dem Fenster. Ich finde es deswegen so bemerkenswert, wie alle einhellig zu einer Meinung kommen, weil die Brüche alle sehr glatt sind. Ich würde bei einem stumpfen rotierenden Gegenstand rein von meinem Verständnis her zumindest eine gewisse Absplitterung am Knochen erwarten und erhebliche, ausgefranste Verletzungen des umliegenden Gewebes (ein von den Unfällen mit drehenden Maschinenteilen, die ich bis jetzt gesehen und versorgt habe).
John Leake hat geschrieben:(wahrscheinlich von der Kante des Metallgehaeuses der Fraese)
Wenn ich mir auf Bildern so anschaue, wie damals die Metallgehäuse einer Fräse aufgeschaut hat, müsste es dann neben den Verletzungen zu großflächigen Fleischwunden gekommen sein, da sich ja dort die Fräse befindet. Meiner Auflassung nach passt da was nicht zusammen, weil wir ja von sauberen Amputationen reden, und nicht von großflächigen, nicht mit dem Leben vereinbaren Verletzungen. Mein Hausverstand sagt mir jedenfalls, dass Verletzungen, die durch ein Pistengerät verursacht wurden, anders aussehen. Denn wie kommt jemand in eine Fräse, wenn er nicht vorher schon plattgemacht wurde? Ich weiß, du hast dazu eine Theorie niedergeschrieben, nur in Anbetracht der Tatsache, dass Kettenfahrzeuge einen erheblich kürzeren Bremsweg haben als Autos, macht die Sache für meinen Hausverstand irgendwie nicht nachvollziehbar.

Die weitere Frage ist: wann sind die Verletzungen entstanden - als Duncan noch lebte, also "weich" war, oder als die Leiche schon durch gefroren war.

MFG Dachstein
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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von John Leake »

Dachstein hat sich gefragt:
Welche Bewegung der Gletscher in den Jahren davor noch hatte
Laut Glaziologe Michael Kuhn (Uni Innsbruck) 20 bis 60 Meter. Die Leiche wurde auf einer Seehoehe von ca. 3000 m gefunden. Bis Sommer 2003 war diese Seehoehe ungefaehr der Gleichgewichtslinie des Gletschers. Aber selbst wenn der Gletscher viel Masse in diesem Bereich verloren hat, koennte das die folgende Tatsache nicht widerlegen:
Aber wenn eine Leiche ueber einer Scherebene laege (...) koennte sie in mehrere Stuecke zerteilt werden, wobei die einzelnen Stuecke freilich zu beiden Seiten der Scherebene verteilt wuerden--auf keinen Fall wuerde man saemtliche Leichenteile sauber aufgestapelt an einem Ort finden!" --Professor David Evans Meinung von Dr. Walter Rabls Annahme, die Gliedmassen wurden von Scherspannung amputiert und zerhackt.
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Dachstein
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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von Dachstein »

Bei den Angaben von Dr. Kuhn vom Institut der Meteorologie Innsbruck (der durfte mich auch schon prüfen) ist eines auffällig - 20 bis 60 Meter sind ein großer Spielraum, vor allem auf einem Gletscher, wo Seilbahnstützen stehen. Ich wette, da gibt es genauere Angaben. Ev. kann ich über Dr. Kerschner bei den Geographen genauere Infos rausbekommen.
John Leake hat geschrieben:Aber selbst wenn der Gletscher viel Masse in diesem Bereich verloren hat, koennte das die folgende Tatsache nicht widerlegen:
Einigen wir uns mal darauf, dass das keine Scherung ist, da eine Scherung eine Verformung eines Körpers unter Einwirken einer Kraft ist, wobei die Flächen relativ zueinander verschoben werden. Ob das auf Eis zutrifft? Bezweifle ich. Ich denke, dass für diesen Fall viel mehr eine Auf- oder Abschiebung in Betracht gezogen werden muss, ähnlich dem, was in der Geologie üblich ist.

http://de.wikipedia.org/wiki/Abschiebung_%28Geologie%29

Und hätten wir diesen Fall, müsste es eigentlich schon gehen, selbst, wenn der Leiche nur Seicht begraben war. Die nächste Frage - was ist seicht und was ist tief?

MFG Dachstein
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chianti
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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von chianti »

Dachstein hat geschrieben:wann sind die Verletzungen entstanden - als Duncan noch lebte, also "weich" war, oder als die Leiche schon durchgefroren war.
Die an den Muskelansätzen ausgerissenen Sehnen sprechen meinem Verständnis nach dafür, dass die Kraft auf einen nicht durchgefrorenen Körper gewirkt hat. Sehnen haben einen hohen Wassergehalt - wenn das beim langsamen Gefrieren lange Kristalle bildet, werden die Sehnen brüchig und reißen viel leichter als in nicht gefrorenem Zustand (analog dazu werden z.B. Erdbeeren beim Einfrieren zuhause matschig, weil die Eiskristalle die Zellwände zerstören - nur beim Schockfrosten mit -50°C werden die Kristalle so klein, dass die Strukturen erhalten bleiben und die Früchte auch nach dem Auftauen noch fest sind).
Dachstein hat geschrieben:die Schnitte sind schon sehr, sehr sauber, fast als ob jemand in eine Guillotine geraten wäre
Du meinst jetzt aber nicht die Stelle, wo Rabl ein Stück des Oberschenkelknochens herausgesägt hat, um an DNA-Material zu kommen? Die anderen Brüche sind keineswegs so sauber. Abgesehen davon ist auch denkbar, dass z.B. bei einem Schwenk mit dem Pistenbully zuerst die Raupenkette die Knochen gebrochen bzw. die Hand amputiert hat, bevor die Gliedmaßen dann in die Fräse geraten sind.

Auch das Kabel lässt sich nur durch die Beteiligung einer Fräse erklären.

Und schließlich: was sollte ein Pistenarbeiter zu befürchten haben, wenn er einen bereits gefrorenen Verunfallten überfährt? Eine Motivation, solch einen Unfall zu vertuschen gibt es nur, wenn frisches Blut im Spiel ist.
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Dachstein
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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von Dachstein »

chianti hat geschrieben:Du meinst jetzt aber nicht die Stelle, wo Rabl ein Stück des Oberschenkelknochens herausgesägt hat, um an DNA-Material zu kommen? Die anderen Brüche sind keineswegs so sauber. Abgesehen davon ist auch denkbar, dass z.B. bei einem Schwenk mit dem Pistenbully zuerst die Raupenkette die Knochen gebrochen bzw. die Hand amputiert hat, bevor die Gliedmaßen dann in die Fräse geraten sind.
Nein, ich meine beispielsweise die Hand. Gleiches gilt am Knie. Das, was du sagst, hat aber auch seine Berechtigung. Ev. sind hier Verletzungen zwei verschiedenen Ereignissen zuzurechnen?

Mein Problem ist: bei einem Kontakt mit einem Pistengerät kommt es zuerst zu einem Kontakt mit dem Schild, es sei denn, es war gehoben. Nehmen wir an, dass das war. Also müsste dann der Körper unter die Maschine geraten sein. Also entweder unter der Mitte durch, um keine Ketten zu berühren, oder unter eine der beiden Ketten. Wäre er mit den Ketten in Berührung gekommen, müssten wir ein Politrauma vor uns haben - Schädel, Thorax, Wirbelsäule, Becken, Extremitäten - alles in Mitleidenschaft gezogen. Haben wir aber nicht. Denn dann müsste auch das Snowboard anders ausschauen. Und dann käme die Fräse...

Nur so schaut die Leiche meiner Meinung nach nicht aus.

Das Kabel hat meiner Meinung nach mit der Fräse nichts zu tun. Woher es stammt, ist ja nach wie vor ungeklärt, aber was hat ein Kabel mit einer Fräse zu tun? Mechanisch jedenfalls nichts.

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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von John Leake »

Das linke Bein weist multiple segmentale Frakturen auf sowie extensive Abstreifungen von Muskeln, Haut und Sehnen. Hier kann man es sehr gut sehen.« Er zeigte auf eine Stelle am Schienbein, wo das Fleisch sauber abgeschnitten und vom Knochen gezogen worden war. »Der linke Unterarm wurde knapp unterhalb des Ellenbogens amputiert, das Ellenbogengelenk ist ausgekugelt und um 180 Grad verdreht. Wenn ich mir nun seine rechte Hand genau anschaue, stelle ich fest, dass seine Finger abgetrennt wurden. Dafür können weder ein Sturz noch die Eisbewegung verantwortlich sein. Wenn man hierhin sieht, erkennt man gleich unter dem verletzten Ellenbogen, wo die Sehnen herausgerissen wurden. Man bezeichnet das als Ablederung der Sehnenstränge, eine charakteristische Verletzung, wenn etwa ein Bohrer oder eine Förderschnecke das Körperglied erfasst und gleichzeitig daran zieht und es zerschneidet. Dieselbe Ablederung habe ich einmal bei einem Jungen gesehen,
dessen Arm in einen Fleischwolf geraten war. Auch hier sieht man sie, wo Duncans linker Fuß abgetrennt wurde. Diese weißen Bänder hier sind Sehnen, die abgerissen wurden. Durch die Eisbewegung geschieht so etwas nicht, insbesondere da die Sehnen gefroren gewesen sind und dann einfach gebrochen wären.
--Auswertung von dem orthopaedischen Chirurg, Dr. Sohrab Gollagly, der auch jahrelang als Unfallarzt praktiziert hat, zitiert in Eiskalter Tod, Seite 193

»Sein linkes Bein ist ebenfalls in die Fräse geraten«, sagte er. »Nicht nur sind die Knochen mehrfach gebrochen, auch das Fleisch um die Knochen wurde zerhackt. Bei einem Sturz in eine Gletscherspalte könnte man sich zwar die Knochen brechen, aber das Fleisch würde nicht so zermalmt. Außerdem ist die Masse aus gebrochenen
Knochen und zerhacktem Fleisch noch zusammenhängend, was darauf hindeutet, dass das Bein nicht durch die Eisbewegung abgetrennt wurde. Für mich besteht daran gar kein Zweifel.«
--Auswertung von Richard Penniman, Skiunfallermittler und gerichtlich beeideter Sachverständiger mit 20 Jahre Erfahrung als Sicherheitsstreifenleiter verschiedener Bergskigebiete, auch Sachverstaendiger im Fall von Austin Miles, dessen linkes Bein in eine Schneefraese geraten ist, zitiert in Eiskalter Tod, Seite 213
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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von Dachstein »

Klar lassen diese Zeilen den gezogenen Schluss zu. Nur stellt sich die Frage, ob eine langsame Förderschnecke oder ein sich langsam drehender Bohrer mit einer relativ schnell drehenden Fräse vergleichbar ist - das kann ich nicht beurteilen, da ich noch keinen derartigen Unfall gesehen habe. Denke aber, dass Motor- und Kreissäge ähnliche Verletzungen erzeugen müssten?!

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chianti
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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von chianti »

Wie gesagt: bei einem Schwenk ist es mMn denkbar, dass nur die Enden der Raupenketten Arme und Beine überrollt haben. Auch ein Rückwärtsfahren mit angehobener, aber laufender Fräse ist nicht ausgeschlossen.

Ich habe mir zugegebenermaßen noch keine Nachlauffräse aus der Nähe angeschaut, sondern immer respektvoll Abstand gehalten. Aber je nach Schärfe der Fräsenzähne ist es bei der Umdrehungsgeschwindigkeit schon möglich, dass die Knochen der Handfläche glatt durchgeschlagen werden.

Alles in allem ist das aber eher akademisch - die Frage, welche Ursache für solch ein Muster an Verletzungen und Knochenbrüche in Frage kommt, lässt sich auch ohne detaillierte Rekonstruktion (die wegen des an Vertuschung grenzenden Verhaltens von Rabl sowieso nicht mehr möglich ist) beantworten: Scherbewegung Gletscher -> unplausibel. Sportunfall auf Piste -> unmöglich. Maschine -> höchstwahrscheinlich.

Eine Erklärung für das Kabel ist: die in die Fräse eingezogenen Gliedmaßen blockierten die Fräse, also musste man sie entriegeln und zurückdrehen - mit Hilfe eines Drahtseils/Kabels, das man an die Fräsenzähne eingehängt hat.

@ Motorsäge/Förderschnecke: Motor- und Kreissägen sägen durch. Förderschnecken sind nicht sooo langsam ...
Zuletzt geändert von chianti am 18.03.2013 - 22:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von Dachstein »

chianti hat geschrieben:Ich habe mir zugegebenermaßen noch keine Nachlauffräse aus der Nähe angeschaut, sondern immer respektvoll Abstand gehalten. Aber je nach Schärfe der Fräsenzähne ist es bei der Umdrehungsgeschwindigkeit schon möglich, dass die Knochen der Handfläche glatt durchgeschlagen werden.
Schon einige aus der Nähe gesehen und befummelt (Interalpin). So scharf sind sie eigentlich gar nicht.
Alles in allem ist das aber eher akademisch - die Frage, welche Ursache für solch ein Muster an Verletzungen und Knochenbrüche in Frage kommt, lässt sich auch ohne detaillierte Rekonstruktion (die wegen des an Vertuschung grenzenden Verhaltens von Rabl sowieso nicht mehr möglich ist) beantworten: Scherbewegung Gletscher -> unplausibel. Sportunfall auf Piste -> unmöglich. Maschine -> höchstwahrscheinlich.
Zustimmung, zumindest teilweise. Ich schließe nicht aus, dass es sich um mehrere Ereignisse gehandelt hat, die den Körper so zugerichtet haben.
Eine Erklärung für das Kabel ist: die in die Fräse eingezogenen Gliedmaßen blockierten die Fräse, also musste man sie entriegeln und zurückdrehen - mit Hilfe eines Drahtseils/Kabels, das man an die Fräsenzähne eingehängt hat.
Unwahrscheinlich. Eine Fräse hat so viel Schmalz, dass das, was da hineinkommt, auch entsprechend zugerichtet wird. Und um eine blockierende Fräse zurückzudrehen, denke ich, ist das Kabel zu dünn / schwach. Gibt es da einen Materialbefund?

MFG Dachstein
John Leake
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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von John Leake »

37. Kapitel
DAS DRAHTSEIL
(...) Gehörte es zu Duncans Kleidung oder Ausrüstung? Durch penible Kleinarbeit konnte ich feststellen, dass das Drahtseil weder der Zug von seiner Jogginghose noch von einer seiner Gamaschen war, keine Snowboard-Leine und auch kein Teil seiner Snowboard-Bindungen. Auch ein Schnürsenkel konnte es nicht sein, da seine Skistiefel
Schnallen und keine Senkel hatten. Das Drahtseil wirkte gespannt. An einer Stelle war es in den gebrochenen Knochen gezogen und verflachte sich dann in Windungen ums Bein. Dass es so eng um Haut und Knochen geschlungen war, gab einen Hinweis darauf, dass es dort hingelangt war, nachdem das Bein entkleidet und verletzt worden war. Wieso war um Duncans zertrümmertes Bein ein Stück Drahtseil gewickelt? Das Drahtseil ist nur auf einem Foto des Beines zu erkennen, als dieses auf dem Seziertisch lag. In den Bildern, die fünf Minuten später gemacht wurden, nachdem man die Leiche auf eine Bahre gelegt hatte, fehlt das Drahtseil. Das legt den Schluss nahe, dass es von Dr. Rabl oder einem seiner Mitarbeiter entfernt worden sein muss. Ebenso bemerkenswert fand ich, dass dem Fund keine weiteren Gegenstände entnommen wurden – nur das Drahtseil.
--Eiskalter Tod, Seite 207-208
Alle Theorien zu diesem Seil wären vollkommen unnötig, wenn Dr. Rabl es ordnungsgemäß identifiziert hätte. Es ist nicht akzeptabel, dass er andeutet, er habe das um Duncans zerschmettertes Bein gewickelte Seil nicht gesehen. Es ist sein Job, eine Leiche nach Vorhandensein fremder Objekte oder Spuren fremder Objekte zu untersuchen.
--Eiskalter Tod, Seite 226
Das Drahtseil (eine hypothetische Erklärung)
Als die Schneefräse über Duncans linkes Bein rollte, verhielten sich die Zinken wie Haken, die seine Jogginghose und die Nylongamasche ergriffen und das Bein in die Maschine zogen. Die hintere Kante des Gehäuses scheint seinen Oberschenkel knapp über dem Knie vollständig durchtrennt zu haben, während der Unterschenkel mehrfach gebrochen wurde. Durch die Beinamputation über dem Knie könnte es möglich gewesen sein, den Körper aus der Maschine zu ziehen, aber wahrscheinlich
verfing sich die Kleidung, und das Bein klemmte zwischen Frässtange und Gehäuse fest. In dieser Position wäre es nicht leicht gewesen, das Bein zu befreien. Eine Möglichkeit wäre gewesen, den hydrostatischen Antrieb der Stange abzukoppeln und sie von Hand zu drehen, um Bein und Kleidungsstücke aus der Maschine zu bekommen. Da die Frässtange jedoch festsaß, brauchte man ein mechanisches Hilfsmittel, um sie zu drehen. Also legte jemand ein Drahtseil mit einer Schlaufe um die Fräszinken, die das Bein im Gehäuse festklemmten, und zog dann mittels einer elektrischen Winde an dem Seil. Als sich das Drahtseil um eine der Zinken straffte, wurde es abgef lacht, und als die Stange sich zu drehen begann, rutschte es von der Zinke und schnitt in das gebrochene Bein ein. Da das Seil wahrscheinlich mit Blut verschmiert war, vergrub man es einfach zusammen mit dem Bein in der Gletscherspalte.
--Eiskalter Tod, Seite 246-247

Fotos auf der Webseite:
http://www.coldalongtime.com/blogs/other-clues
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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von chianti »

Das hatten wir doch auch schon: http://www.baumhedlundlaw.com/baum-hedl ... awsuit.php

Ein 12-Jähriger, dessen Bein in eine Fräse geriet und der 60 Meter mitgeschleift wurde. Mehrfache Brüche, so dass der Fuß zu ihm hin zeigte - und dennoch konnte das Bein gerettet werden.

Dass die Fräse blockiert war, ist nur eine Annahme. Jedenfalls wäre ein Kabel eine große Erleichterung zum Zurückdrehen der Fräsenwalze.

Materialbefund? Frag Rabl, der hat das Kabel zuletzt gesehen und fotografiert - danach war es verschwunden ...

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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von Dachstein »

chianti hat geschrieben:Ein 12-Jähriger, dessen Bein in eine Fräse geriet und der 60 Meter mitgeschleift wurde. Mehrfache Brüche, so dass der Fuß zu ihm hin zeigte - und dennoch konnte das Bein gerettet werden.
Aber keine Amputation.

Zum Kabel: da ist alles unklar, darum wage ich keine Vermutung dazu abzugeben. Kabel würde ich es übrigens nicht nennen, eher ein dünnes Seil, wenn mich die Bilder nicht täuschen. Es für ein Drahtseil zu halten ist im Bereich des möglichen, aber erwiesen ist es nicht, eigentlich wissen wir alle nicht, was für eine Art Seil das war. Das kann nur Dr. Rabl sagen.

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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von John Leake »

Austin Miles war ein kleiner Bub und sein Bein war viel kleiner als Duncans--mehr Abstand zwischen Schaft und Gehaeuse. Sein Koerpergewicht war ein Drittel von Duncans---viel leichter mitzuschleifen.

Die Feuerwehr hat das Gehäuse mit Plasmabrenner weggeschnitten um Austins Bein zu retten. Dennoch wurde das Bein weitgehend zerstoert. Auch nach mehreren Operationen ist es immer noch stark deformiert.

Grosse Frage: Was sonst haette drei von Duncans Gliedmassen amputiert und zerhackt wenn nicht eine Maschine wie z.B. eine Fraese? Und wie sonst kann man die folgende Tatsache erklaeren?

Duncans Brieftasche, zwei sich darin befindliche Karten, die linke Seite seiner linken Ferse, die Rueckseite seines linken Oberschenkels, seine Snowboardbindungen, sein linkes Stiefelfutter und sein Snowboard weisen allesamt Spuren eines Gegenstandes auf, der etwa dieselbe Form und Groesse wie die Zinke einer Schneefraese besitzt.

Fotos von diesen Spuren kann man auf dieser Seite (fast am Ende der Seite) sehen:

http://www.coldalongtime.com/pages/abou ... macpherson
John Leake
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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von John Leake »

Lynda MacPherson hat Dr. Rabl per Email gefragt, ob er das Drahtseil identifieizen koenne. Er antwortete nicht auf ihre Email, also schickte sie ihm ihre Anfrage drei Wochen spaeter noch einmal. Diese erwiderte er mit folgender E-Mail:
Hallo Lynda,
es tut mir leid, dass ich Ihre E-Mail nicht früher erhalten habe– in den vergangenen Wochen hatten wir an unserem Institut Probleme mit den E-Mail-Accounts. Ich hoffe, es geht Ihnen gut. Was das Bild betrifft, so kann ich das von Ihnen erwähnte Objekt nicht identifizieren. Ich kann also nur raten. Vielleicht ist es ein Teil von Duncans Kleidung (der Rest eines elastischen Bändels), oder ist es eine Leine, die zur Bindung des Snowboards gehört?? Ich habe es außerdem auf keinem anderen
Foto gefunden.
--zitiert in Eiskalter Tod, Seite 225

Laut dem Kurator des Utah Snowboard Museums, der eine grosse Sammlung von Snowboard-Ausruestung aus den 1980er Jahren hat, gehoert das Drahtseil nicht zur Ausruestung. Es ist ueber Duncans blosse Haut und den gebrochenen Knochen gespannt, was darauf hindeutet, dass es mit dem Bein erst dann in Kontakt kam, als dieses bereits zertruemmert war.
freerider13
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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von freerider13 »

Servus!

Zum Drahtseil:
Genau erkennen kann ich es zwar nicht, ich kann mich aber erinnern, dass es zu dieser Zeit snowboardleashes (Fangriemen) gab die aus einem Drahtseil in Verbindung mit einer Klettmanschette bestanden. Das Klettband unterhalb des Knies und oberhalb des Stiefels um das Bein befestigt und das Stahlseil unten an die Bindung. Solche Leashes wurden zwar in erster Linie bei Plattenbindungen benutzt, wegen der damals verschiedenen Regelungen zu Leashes (mal brauchte man einen, mal nicht - da kam man ins Skigebiet und es hieß: "Nicht ohne Riemen", keinen dabei und man ist in den nächtbesten Laden und hat genommen was da war. Leihboards eh Vogewild) hat man die auch gern mal an Schalenbindungen gesehen. Bilde mir ein im oberen Teil ein Metallteil zu erkennen was der Anfang einer Öse sein könnte, das würde dafür sprechen. Elfgen oder snopro haben so was damals hergestellt glaub ich.
Der Leash könnte sich beim Unfall selbst oder später im Gletscher ums Bein gewickelt haben sofern das Bein noch in der Bindung war und sich das Board verdreht hat. Auf jeden Fall müsste er am vorderen Bein befestigt sein, sonst ist das unmöglich. Dann wäre es kein leash.

Ist nur Spekulation, bin auch zu wenig drin in dem Fall um es beurteilen zu können. Will nur darauf hinweisen, daß es damals Leashes in dieser Art gegeben hat.

Schöne Grüße,
Jan

PS.: Könnte mir auch vorstellen, daß der Kurator aus Utah das nicht kennt - Waren doch die Raceboards damals eher die Domäne der Europäer...
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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von freerider13 »

Gerade noch mal nachgeschaut:
Das zertrümmerte Bein war wohl das Linke, da war scheinbar auch das Kabel. Das Bild im SZ-Artikel zeigt aber ein Goofy-Board. Daher ist meine Theorie mit dem Leash unwahrscheinlich.
Sollte der Leash aber doch am vorderen Bein gewesen sein spricht dafür, daß gerade die Vordere Bindung fehlt- daran wäre der Leash befestigt gewesen und das ein hätte sich mitsamt Bindung ums Bein drehen können.

Schöne Grüße,
Jan
John Leake
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Re: "Eisiges Schweigen" - Stubaier Gletscher im SZ-Magazin

Beitrag von John Leake »

Servus Jan,

Ich habe mir zuerst gedacht, das Drahtzeil konnte ein Leash Sein, und ich habe den Kurator des Snowboard Museums gefragt, ob der Gegstand moeglicherweise ein Leash ist. Er hat das ausgeschlossen. Auch ist es wichtig zu verstehen, dass Duncans linke Hosenbein und linke Gemasche wurden von seinem linken Bein gerissen. Weil ein Leash ueber der Kleidung legt ist es schwer sich vorzustellen, wie die Kleidung weggerissen werden konnte, waehrend der Leash bleibt auf nackter Haut und Knochen gespannt.

Das Snowboard und linke Stiefel wurden neben seinem Oberkoerper in der Gletscherspalte gefunden (siehe Fundort Fotos).

http://www.coldalongtime.com/pages/disc ... fundstelle

Mit freundlichen Gruessen,

John

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