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Verfasst: 01.10.2007 - 16:08
von thun
So, nachdem ich letzte Woche von meiner Spanien-Rundreise zurückgekommmen bin muss ich wirklich sagen, die RENFE ist nochmal eine andere Stufe in Sachen Bürokratie als die allseits geliebte DB.
Beim Ticket kaufen im Bahnhof haben sie das selbe System wie eine beliebige deutsche Behörde: Nummern ziehen und auf den Aufruf warten!
Und das nicht nur einmal, sondern gleich zweimal: Erst beim Informationsschalter um die Verbindungen zu bekommen, danach am Verkaufsschalter um die Fahrkarte zu erstehen... 
Dazu noch die obligatorische Sitzplatzreservierung in jedem Zug, der nicht an jedem Misthaufen hält. Übrigens gibt es fast für jeden Zug eine eigene Zugkategorie, die Fahrpreise sind nicht einmal für eine Kategorie gleich sondern gehorchen irgendwelchen nicht erforschten Gesetzen.
Auf den Bahnsteig kommst Du übrigens (bei den höherwertigen Zügen) nur mit gültiger Fahrkarte und nach einer Gepäckdurchleuchtung (so wie am Flughafen), eine Folge der Anschläge in Madrid.
Da das Netz natürlich sehr weitmaschig ist und das Land viel dünner besiedelt sind auch die Verbindungen in weiten Teilen viel seltener. Extrem aufgefallen ist mir das in Málaga, nagelneuer Bahnhof für eine der größten Städte des Landes und ein Fahrplan, der vom Umfang in einer deutschen Kleinstadt hängen könnte.
Dafür waren die Züge in der Regel (Ausnahme waren zwei Regionalzüge) wirklich modern und sehr komfortabel. Besonders angetan war ich von den Talgo-Zügen (einmal ein "Trenhotel"-Nachtzug, einmal ein "Talgo 200"-Reisezug inkl. Spurwechsel und Hochgeschwindigkeitsfahrt, beides Mal eine sehr komfortable Sache). Außerdem bin ich noch mit dem AVE (der spanischen TGV-Variante) gefahren, Sevilla-Madrid in 2,5h für knapp 500km. Da kommt kein deutscher ICE mit. Der Service hat mich überrascht, es wurde ein Film (in Spanisch und Englisch) gezeigt wie im Flieger. Allerdings ist das Ding viel lauter als ein ICE (zumindest nach meiner Erinnerung).
Verfasst: 01.10.2007 - 16:30
von Seilbahnjunkie
Da käme der ICE schon mit, wenn er eine entsprechende Strecke hätte. Der ICE 3 fährt 320 Spitze, da kommt der alte AVE nicht mit. Nur der Neue, und der ist ein Nachfolgemodell vom ICE 3. Übrigens wie ich schonmal geschrieben habe mit 350 km/h der schnellste planmäßige Zug der Welt. (Vom Transrapid in China mal abgesehen.)
Verfasst: 01.10.2007 - 19:18
von thun
Da käme der ICE schon mit, wenn er eine entsprechende Strecke hätte. Der ICE 3 fährt 320 Spitze, da kommt der alte AVE nicht mit. Nur der Neue, und der ist ein Nachfolgemodell vom ICE 3. Übrigens wie ich schonmal geschrieben habe mit 350 km/h der schnellste planmäßige Zug der Welt.
Wie Du selbst schon schreibst, es fehlt halt leider die Strecke, das deutsche ICE_Netz leidet halt nunmal daran, dass zwischen den tollen Neubaustrecken immer wieder Altbaustücke kommen. Klar, der ICE 3 ist theoretisch schneller, aber was hilft's, wenn er das nicht ausfahren kann?
Übrigens hält der AVE Sevilla - Madrid nur einmal, in Córdoba. Dazwischen gibt es einfach keine größeren Städte, somit macht der da auch immens Zeit gut. Zumindest im Vergleich zum ICE, der ja fast überall stehen bleibt.
Zum Thema AVE-"Nachfolger": Es gibt derer zwei, den "Velaro E" (Weiterentwicklung des ICE 3) und den "Talgo 350" mit unglaublich häßlicher Nase. Einsatz dann auf den neuen Strecken (Madrid -) Córdoba - Málaga und Madrid - Barcelona (auf der dann die 650km mit 350 km/h in 2,5 h bewältigt werden sollen); Eröffnung für beide noch dieses Jahr (!).
Verfasst: 01.10.2007 - 19:31
von Seilbahnjunkie
Also ich hab gelesen, dass die Talgo zwar auch für 350 km/h geplant waren, deswegen heißen sie ja so, aber die haben die Genehmigung nicht bekommen und dürfen jetzt nur 330 fahren.
Verfasst: 02.10.2007 - 11:21
von molotov
Leider ist die Bahn und der ÖPNV gerade auf der Kurzstrecke enorm schwach, da wo es am meisten Sinn machen würde.
Auf der Fernstrecke ist sie dagegen dem Flugzeug ausgeliefert, das schneller und günstiger ist.
Eigentlich fahre ich ja gerne BAhn, im Vergleich zum Flieger eignetlich komfortabel, jedenfalls bis zu mittleren Strecken, keine Sicherheitskontrollen und Gepäck kann ich so packen wie ich will
, aber bei den Preisen...
Verfasst: 02.10.2007 - 12:06
von BigE
Verfasst: 02.10.2007 - 12:20
von Seilbahnjunkie
Ich darf doch bitten. Der Regionalverkehr mag ja bei uns oft ziemlich beschissen sein, keine Frage, aber in den großen Städten haben wir auch herforragende ÖPNV Netze. Denkt mal an Berlin wo die U-Bahn alle 4-10 Minuten fährt, oder das dichte Netz der Stadbahn Stuttgart. Ich könnte jetzt noch mehr Beispiele bringen, aber das reicht eigentlich.
Die Hauptforderung der GDl sind nicht die 31%, sondern die Tatsache, dass sie einen eigenen Tarifvertrag wollen der die Lokführer vom anderen Personal abhebt. Anfangs dachte ich auch, dass 31% eine total übertriebene Forderung ist, aber ihr müsst mal sehen, dass das keine normale Lohnerhöhung ist die die fordern, sondern sie sind der Meinung, dass ein ganzer Berufszweig über Jahrzehnte hinweg zu schlecht bezahlt wurde. Und wieso sollen Piloten eine ganz andere Liga sein? Das musst du mir mal genau erklären.
Verfasst: 02.10.2007 - 13:05
von br403
Verfasst: 11.10.2007 - 16:03
von Downhill
In 10-15 Jahren redet sowieso keiner mehr über Lokführer:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,510362,00.html
Verfasst: 14.10.2007 - 19:16
von Dachstein
Fiescher hat geschrieben: Denn ich empfehle jedem mal, 4 Wochen einen Lokführer im Dienst zu begleiten, oder einfach nur mal mitzufahren, denn dann versteht man was der Beruf alles beinhaltet und daß es mehr ist als "Fahren und Bremsen" und dabei gelangweilt aus dem Fenster zu schauen...
Allerdings, denn auch das Bremsen will gelernt sein, oder hat ausser Fiescher schon mal eine Zielbremsung in einem Kopfbahnhof hingelegt? Und das mit einem 1000 Tonnen Zug? Ich rate den Leuten, die nicht glauben, wie schwer das ist, es mal an einem Simulator der DB auszuprobieren, ihr werdet garantiert durchfallen.
Und dann gäbe es da noch Indusi, Sifa, Linienzugsbeeinflussung, Speisebereichstrennstellen, Langsamfahrstellen, Rangiersignale und und und. Loks einfach zu fahren, sowas gibt es höchstens am Trainsimulator oder auf der Modellbahnanlage, nicht in der Wirklichkeit.
MFG Dachstein
Verfasst: 16.10.2007 - 19:36
von Seilbahnjunkie
Fiescher hat geschrieben:Denn ich empfehle jedem mal, 4 Wochen einen Lokführer im Dienst zu begleiten, oder einfach nur mal mitzufahren, denn dann versteht man was der Beruf alles beinhaltet und daß es mehr ist als "Fahren und Bremsen" und dabei gelangweilt aus dem Fenster zu schauen...
Wann kann ich vorbei kommen?
Verfasst: 16.10.2007 - 19:41
von Dachstein
Nach Lösen einer Berechtigungskarte steht einer Mitfahrt auf der Lok nichts im Weg.
Bei der Berechtigungskarte handelt es sich um ein Dokument, was bei der jeweiligen Direktion zu beantragen ist. Es kostet etwas Geld, da man für die Mitfahrt auf der Lok eine Versicherung braucht. Dazu muss man sich für die jeweilige Strecke noch die Fahrkarte besorgen.
So funzt es zumindest in Österreich.
MFG Dachstein
Verfasst: 16.10.2007 - 20:51
von br403
Afaik muss in DE noch ein Lehrlokführer dabei sein.
Verfasst: 16.10.2007 - 23:50
von Seilbahnjunkie
War auch mehr ein Scherz. Nicht, dass ich es nicht gern mal machen würde, aber mir ist schon klar, dass das nicht ganz einfach ist.
Verfasst: 17.10.2007 - 10:47
von Fiescher
@ AF
Richtig, das neue Angebot ist ein komplette Verarsche und wurde auch zurecht abgelehnt.
Mal zu den reinen Zahlen:
Mehdorn hat sich letztes Jahr seine Bezüge um 60% selbst angehoben und hat 2006, 3,4 Millionen Euro verdient.
Der komplette Vorstand bekam im Jahr 2006 ca. 18,5 Millionen Euro.
Nur mal die nakten Tatsachen zu dem Thema.
Mitfahren auf dem Führerstand
Es ist gar nicht so schwierig und kompliziert wie manche meinen.
Man braucht eine Mitfahrberechtigung für den Führerstand, dann eine Fahrkarte wie auch geschrieben wurde, aber es reicht im Normalfall aus, daß eine zweite "Maschinen ausgebildete Kraft" (muß kein Lehrlokführer sein) auf dem Triebfahrzeug mit dabei ist, damit sich der Planmann sich voll aufs Fahren konzentieren kann, und der "Gast" sein Wissen von dem 2. Mann getilgt bekommt. So wird es bei "Nicht-Eisenbahnern" gehandhabt.
Was ich mal abklären muss ist, ob der jenige das selbst beantragen muss, oder ob ich diese auch besorgen kann. Denn ich hatte bisher noch kein "komplettes Fremdpersonal" (also keine Eisenbahner) dabei.
Bei Eisenbahnern oder Lokführer-Kollegen reicht die einfache Mitfahrberechtigung.
Aber bevor jetzt alle auf mich einbrechen, ich kann es schon versuchen, den einen oder anderen mal mitzunehmen, und da meine Freundin und ich, wir beide als Lokführer arbeiten, kann man sich auch den Begleiter sparen.
Verfasst: 17.10.2007 - 21:52
von TPD
IDort wurde das im Moment sicherste und modernste Zugsicherungssystem was weltweit verfügbar und die "Vorboten" von dem genannten Artikel enthält, gebaut.
Dieses System soll sicher sein ?...
Frutigen: Lokomotive ist auf falsch gestellter Weiche entgleist
Lötschberg-Basisstrecke ist wieder offen
Die Verkettung von aussergewöhnlichen Faktoren hat dazu geführt, dass heute früh – im Rahmen der Ertüchtigungsphase – ein Güterzug bei der Einfahrt in den Lötschberg-Basistunnel eine falsch gestellte Weiche befahren konnte. Dabei entgleisten zwei Achsen der ersten Lokomotive. Nach der Bergung des verunfallten Zuges wurde der Basistunnel für den Verkehr wieder freigegeben.
Die Ursache der Entgleisung von heute Morgen in Frutigen ist geklärt: Eine betriebliche Umdisposition durch das Fernsteuerzentrum in Spiez hat zu einem ausserordentlichen Halt für den Richtung Süden fahrenden Güterzug geführt. Dieser befand sich auf der Umfahrung Frutigen in der Übergangsphase vom konventionellen Betrieb zur ETCS-Steuerung mit Führerstandssignalisierung. Wegen eines technischen Fehlers im Zugsicherungsbereich, der nur in der Phase des Systemwechsels zum Tragen kommt und in der Simulation nicht erkannt werden kann, wurde der Lokführer nicht an der Weiterfahrt gehindert, obwohl die Weiche bei der Einfahrt in den Basistunnel falsch gestellt war. Die falsch gestellte Weiche führte schliesslich zur Entgleisung der Lokomotive.
Die Steckensperrung hatte betrieblich keine grösseren Auswirkungen. Der Güterverkehr wurde über die Bergstrecke umgeleitet. Nachdem betrieblich sichergestellt wurde, dass sich der Fehler nicht wiederholen kann, wurde am späteren Nachmittag die westliche Einfahrt in den Basistunnel für den Verkehr freigegeben. Damit fährt auch der NEAT-Express bereits heute Dienstag Abend wieder nach Fahrplan.
Quelle: Medienstelle BLS AG 16.10.2007
Verfasst: 25.10.2007 - 21:45
von Hober Mallow
Ich habe einmal aufgeschnappt, daß ein Zug automatisch gebremst wird, wenn er über ein rotes Signal fährt. Stimmt das?
Verfasst: 25.10.2007 - 22:04
von Chasseral
^^ Ja.
Dafür sorgt die INDUSI.
Wobei wir hier ja im Topic Hochgeschwindigkeitssysteme sind. Auf Hochgeschwindigkeitsstrecken gibt es keine Signale mehr. Die Zugfahrt wird aber trotzdem respktive umso mehr überwacht.
Verfasst: 25.10.2007 - 22:58
von Seilbahnjunkie
Wenn man so will, gibt es virtuelle Signale, aber ohne festen Standpunkt. Fährt ein Zug zu nah auf den vorherigen auf wird er auch gebremst. Allerdings haben neue Züge eine automatische Fahr- und Bremssteuerung, da überwacht der Lokführer eigentlich nur noch.
Verfasst: 26.10.2007 - 11:12
von Dachstein
Chasseral hat geschrieben: INDUSI
= Induktive Zugessicherung / induktive Zugesbeeinlussung. Funktioniert über einen scharfgeschalteten Magneten. Von den Magneten gibt es, was ich weis, 3 Stück:
500 Hz, vor La, 250 Meter vor Hauptsignalen, falls Vmax größer 65 km/h erfolgt ebenso eine Zwangsbremsung. Nach dem Magneten muß innerhalb von 153 m auf max. 45 km/h gebremst werden. Die Geschwindigkeit wird bis 250 m nach der Beeinflussung überwacht.
1000 Hz bei Vorsignalen, der Lokführer muss also bestätigen, dass er das Vorsignal, welches Hp0 für das Hauptsignal anzeigt, zur Kenntnis genommen hat. Lokführer muss binnen 4 Sekunden quitieren. Danach muß innerhalb von 23 Sekunden auf vmax 85 km/h abgebremst werden. Die Überwachungsstrecke ist 1250 Meter lang. Wenn das Hauptsignal frei zeigt, kann die Geschwindigkeit 700 Meter nach dem 1000 Hz Magneten erhöht werden.
2000 Hz: Magnet schrafgeschaltet bei Hauptsignalen, die Halt zeigen. Zwangsbremsung wird sofort eingeleitet.
Seilbahnjunkie hat geschrieben:Wenn man so will, gibt es virtuelle Signale, aber ohne festen Standpunkt. Fährt ein Zug zu nah auf den vorherigen auf wird er auch gebremst. Allerdings haben neue Züge eine automatische Fahr- und Bremssteuerung, da überwacht der Lokführer eigentlich nur noch.
Meinst du die LZB? Das ist eine kontinuierliche Geschwindigkeitsüberwachung. Über einen zwischen den Schienen verlegten Antenne (Kabel) werden die örtlich zulässige Geschwindigkeit, Zielentfernung und Zielgeschwindigkeit auf das Fahrzeug übertragen. In der Lok müssen v max des Zuges, Bremsvermögen des Zuges und Zuglänge in den LZB Rechner eingegeben werden. Mit diesen Parametern wird eine Bremskurve errechnet. Aus dieser und der Zugsposition wird die Sollgeschwindigkeit errechnet und deren Einhaltung überwacht. Wird der Zug nun zu schnell, wird automatisch von der Istgeschwindigkeit auf die Sollgeschwindigkeit abgebremst. Bei dieser Geschwindigkeitsüberwachung dürfen nur die Führerstandssignale beachtet werden.
Der Linienleiter selber ist in maximal 12,7 km lange Abschnitte gegliedert, die Antennen kreuzen sich alle 100 Meter, was zu einem Phasensprung des Signals führt. Damit kann man den Standort des Zuges auf 100 Meter genau bestimmen.
So läuft die Sache in Österreich 
MFG Dachstein
Verfasst: 26.10.2007 - 11:41
von br403
Und auch in DE...wo gibts in AT eigentlich LZB Strecken?
Verfasst: 26.10.2007 - 14:34
von br403
Hamburg - Die Zeit spielt für die Bahn. Umfragen zeigen: Mit jedem weiteren Streiktag sinkt das Verständnis der Bahnkunden für die Forderungen der Lokführer. Es ist ein psychologischer Prozess, sagt der Sozialpsychologe und Konfliktforscher Bernd Simon von der Universität Kiel: "Anfängliches Verständnis fängt an zu bröckeln, sobald die eigenen Kosten steigen."
Und die steigen für die Bahnkunden in Form von langen Wartezeiten, Umsteigen auf teure Taxen, erzwungenem Urlaub. Nach Angaben der Bahn waren gestern und heute rund 2,7 Millionen Pendler von den Streiks betroffen. "Wir nehmen sehr wohl wahr, dass die Unterstützung durch die Öffentlichkeit schwindet", sagt ein Lokführer. "Wir müssen vorsichtig sein, dass die Bevölkerung bald nicht ganz gegen uns ist."
Die GDL ist hin- und hergerissen: Wie viel Rücksicht auf die Bahnkunden muss sie nehmen in ihrem Kampf um einen eigenen Tarifvertrag mit deutlich höheren Einkommen und besseren Arbeitszeiten? Sollte sie besser auf weitere Streiks im Personenverkehr verzichten, um zu verhindern, dass die öffentliche Meinung gänzlich kippt, und sich auf den Güterverkehr konzentrieren - wo ihr das Streiken bislang noch gerichtlich untersagt ist?
GDL ruft Meldung über Streikaussetzung zurück
Diese Debatte, sagen GDL-Mitglieder, werde derzeit heftig geführt. "Die Fraktion, die zur Vorsicht mahnt, wird immer größer", erklärt ein GDL-Mitglied. "Wir arbeiten nun einmal in einem Dienstleistungsunternehmen und können unseren Kunden ein solches Theater, zu dem der Streik leider geworden ist, nicht mehr zumuten." Die Verantwortung dafür, sagen sie, trage die Bahn.
Die GDL-Spitze scheint sich da aber nicht mehr so sicher zu sein. "Wir spüren, dass die Menschen zunehmend uns die Schuld geben", sagt ein Gewerkschaftsmitglied. Aus dieser Erkenntnis heraus erklärte GDL-Vize Claus Weselsky in der "Financial Times Deutschland", es werde bis zur Entscheidung des Chemnitzer Arbeitsgerichts über die Rechtmäßigkeit von Streiks im Güter- und Fernverkehr am 2. November keine weiteren Arbeitsniederlegungen geben. Sollte das Gericht dann Streiks im Güterverkehr zulassen, werde sofort ab dem Tag darauf in dieser Sparte gestreikt.
Kaum war diese Nachricht gestern verbreitet, rief die Gewerkschaft sie schon wieder zurück - und tat so, als handele es sich um ein Missverständnis: Man wolle lediglich bis einschließlich Montag auf Streiks verzichten und dann über das weitere Vorgehen entscheiden. Weselsky ließ mitteilen: "Dass die Zustimmung der Bevölkerung zu dem Streik schwindet, wie die Bahn das behauptet, können wir nicht bestätigen." Heute Vormittag setzte die GDL eine Frist bis Montagnachmittag für ein verbessertes Angebot (mehr...). "Offensichtlich sind sich unsere Funktionäre nicht mehr einig über die künftige Strategie", sagt der Lokführer.
Klar ist, dass die GDL ihren jetzigen Kurs nicht ohne erhebliche Schäden fortsetzen kann. Bislang gelang es der Gewerkschaft nach Ansicht von Forscher Bernd Simon, ihre im Vergleich zum Konzern Bahn schwache Position - weniger Finanzkraft, weniger Personal, schlechtere Möglichkeiten der öffentlichen Kommunikation - zu einer Stärke umzuwandeln: "Hier zog der Underdog-Effekt." Zudem konnte die GDL sich Simon zufolge ein "generelles Unbehagen der Kunden gegenüber der Bahn, den Ärger über hohe Fahrpreise und schlechten Service" zunutze machen und so die Öffentlichkeit anfänglich auf ihre Seite bringen.
"Die Kunden merken aber: Die Lokführer sind ja auch ein Teil der Bahn", sagt der Lokführer. "Also werden sie zunehmend wütend auf uns."
"Industrie übt Druck auf Politik aus"
In der GDL wird die Forderung nach einer Charme-Offensive laut. "Herrn Schell in Kur gehen zu lassen und damit aus der Schusslinie zu nehmen, könnte Teil einer solchen Offensive sein", sagt Simon. Und künftig sollte es nach Ansicht vieler Gewerkschafter nur noch den Güterverkehr treffen, nicht mehr den Personenverkehr. Die GDL, sagt ein ranghoher Funktionär, hatte das von vornherein geplant. "Nur durften wir ja nicht, das Arbeitsgericht verbot Streiks im Güter- und Fernverkehr mit der Begründung, solche Streiks seien unverhältnismäßig." Hätte die GDL von Anfang an in allen Bereichen gestreikt, wäre eine Tarifeinigung längst erzielt worden, sagt er.
Übersicht: Wo die Züge still stehen So mancher in der GDL sieht den Grund für das Streikverbot im Güterverkehr in der politischen Macht der Industrie. "Ein Arbeitskampf in diesem Bereich würde ja in erster Linie die Wirtschaft treffen, und die macht der Politik Druck, dass es dazu nicht kommt", sagt der Lokführer. Reisende hätten dagegen keine Lobby. "Es gibt zwar den Fahrgastverband Pro Bahn, der die öffentliche Meinung ein bisschen beeinflussen kann. Aber Einfluss auf die Politik hat der nicht. Das ist ein zahnloser Löwe." Man könne nur hoffen, dass demnächst auch der Güterverkehr bestreikt werden dürfe.
Arbeitsrechtler Wolfgang Däubler von der Universität Bremen sieht dafür gute Chancen. "Die Lokführer haben mit einer milden Streikform begonnen und keine Einigung mit dem Arbeitgeber erzielen können. Dann ist es durchaus juristisch gerechtfertigt, den Kampfrahmen auszuweiten." Däubler hält das Streikverbot im Güter- und Fernverkehr ohnehin für juristisch nicht haltbar.
"Ein Streik ist nur dann unverhältnismäßig, wenn durch ihn der Arbeitgeber in seiner Existenz bedroht wäre - aber davon ist die Bahn weit entfernt." Mit der Argumentation der Chemnitzer Richter könnte man jeden Streik verbieten. "Und das kann ja wohl nicht richtig sein."
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,513781,00.html
So langsam sind die Leute nicht mehr so begeistert...
Verfasst: 26.10.2007 - 14:34
von Dachstein
LZB in Österreich: Wien West - Linz - Salzburg hat meines Wissens LZB Ausrüstung auf gewissen Streckenteilen, und zwar die Streckenkilometer 62–108, 126–165 und 190–241.
MFG Dachstein
Verfasst: 27.10.2007 - 00:50
von GMD
Zum Thema Streik und Löhne bitte hier weiterdebattieren, Danke!
Verfasst: 22.11.2007 - 14:40
von GMD
Wer sich für die japanischen Shinkansen interessiert, sollte am kommenden Sonntag um 16.15 Uhr "Eisenbahn-Romantik" im SWR-Fernsehen anschauen. Es geht um diese Züge.