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Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 01.06.2010 - 13:54
von molotov
Pilatus hat geschrieben:Also das ist m.E. schon recht Krass! Die Steuerbelastung ist ja ca. 45% 8O

Also da sind dann alle Sozialabgaben drin, richtig? Auch Vorsorge und so? Ohne mich zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, aber eine solche Steuerbelastung (+Krankenkassenprämien + Pensionskasseneinzahlungen) hast du m.W. in der Schweiz wenn du sowas um 500'000 € verdienst :wink:
Jein, das ist die gesetzliche Vorsorge, reicht wenn wir mal alt sind, zum Leben nicht aus, und zum Sterben auch nicht. Nennen wir es mal Grundsicherung.

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 01.06.2010 - 17:41
von CruisingT
molotov hat geschrieben:
Pilatus hat geschrieben:Also das ist m.E. schon recht Krass! Die Steuerbelastung ist ja ca. 45% 8O

Also da sind dann alle Sozialabgaben drin, richtig? Auch Vorsorge und so? Ohne mich zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, aber eine solche Steuerbelastung (+Krankenkassenprämien + Pensionskasseneinzahlungen) hast du m.W. in der Schweiz wenn du sowas um 500'000 € verdienst :wink:
Jein, das ist die gesetzliche Vorsorge, reicht wenn wir mal alt sind, zum Leben nicht aus, und zum Sterben auch nicht. Nennen wir es mal Grundsicherung.
Anders ist es in Deutschland aber auch nicht - gerade die Jungen (<40) sind massiv darauf angewiesen sich selber eine private Vorsorge/Versorgung aufzubauen. Von den staatlichen Systemen ist da später nocht mehr viel zu erwarten. Stichwort: Demographischer Faktor

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 01.06.2010 - 18:06
von Pilatus
^^ Dann halte ich die Situation für noch schlimmer! Wenn man wenigstens etwas bekommen würde fürs Geld... Was ich halt schlecht finde ist, dass in DE anscheinend auch "kleine" Einkommen mächtig besteuert werden. Ich denke minimale Sozialversicherungsbeiträge und dafür eine sehr tiefe Versteuerung (bzw. gar keine) der tiefen Einkommen ist viel vernünftiger, dadurch werden die Leute in den Arbeitsmarkt gedrängt und Arbeiten lohnt sich auch in diesen Einkommensklassen. Aber eben. Sozialabbau ist politisch nicht umsetzbar, auch wenn am Schluss alle davon profitieren würden.

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 01.06.2010 - 19:05
von bastian-m
Hi Pilatus!

Danke für die schweizer Zahlen, aber es gibt kantonale Schwankungen im Steuersatz, oder?
Du sprichst im Grunde ein sehr aktuell in Deutschland diskutiertes Thema an. Ich bin überzeugt, dass die Mehrzahl der Arbeitslosen bei uns gerne arbeiten möchte und keinen Job finden, aber es wird sehr stark diskutiert, ob die Sozialleistungen im Vergleich zu den Einkommen von Niedriglohnjobs nicht eben auch ein paar Leute dazu animieren, gerne arbeitslos zu bleiben. Wenn du bei uns Sozialhilfe (heißt Hartz4, benannt nach dem Menschen, der das System mal "erfunden" hat) beziehst, bekommst du unter Umständen das Selbe oder im Extremfall gar mehr raus, als wenn du Vollzeit einem schlecht bezahlten Job nachgehst. Ich habe das gerade mal im Internet von einem Hartz4-Rechner durchrechnen lassen. Angenommen ich wäre verheiratet und hätte 3 Kinder, sowohl ich als auch mein Partner wären schon länger arbeitslos. Dann bekommen wir folgende Leistungen:

Sozialhilfe (inkl. Mitbeihilfe etc.) 1481€
Kindergeld: 558€
Summe: 2039€ monatliche Leistungen

Und jetzt erinnere dich, was ich für mich als Assistenzarzt für ein Gehalt überschlagen habe und was dann wohl ein einfacher Hilfsarbeiter unter Umständen verdient. :-) Okay, meine Berechnung für mich war als Single ohne Kinder, aber man bekommt eine Idee, woher der Vorwurf kommt, das Deutsche System motiviert unter Umständen nicht jeden ungelernten Hilfsarbeiter zum Arbeiten.

Man darf am deutschen Steuersatz trotzdem nicht alles verteufeln, es steht zwar sicher nicht im Verhältnis zu unseren Mehrabgaben, aber es scheint auch Bereiche zu geben, in denen das deutsche System seinen Bürgern mehr Inklusivleistungen auf Staatskosten bietet. Meine Tante ist vor ~10 Jahren in die Schweiz ausgewandert (als Ärztin) und berichtet (ich weiß nicht, wie da die kantonalen Unterschiede sind), dass das System der öffentlich finanzierten Kinderbetreuung deutlich schlechter ausgebaut ist. Bei uns ist es mittlerweile normal, sein Kind auch im Alter von einem halben Jahr, wenn beide Ehepartner berufstätig sind, morgens um 7:30 im städtischen Kindergarten abzugeben und es um 15 Uhr wieder abzuholen. Später in der Schule können die Kinder dann im offenen Ganztagssystem eine Übermittags/Nachmittagsbetreuung erhalten. Im Dorf meiner Tante hat der Kindergarten eine einstündige Mittagspause ab 11:00 Uhr, wo die Kinder abgeholt werden müssen, das hilft einer Mutter natürlich gar nicht, wenn sie zumindest mit einer halben Stelle wieder arbeiten gehen möchte.

Vielleicht liegt es am Frust über den hohen Steuersatz, dass wir Deutschen uns im Ausland zu oft so schlecht benehmen und in Österreich deswegen Piefke heißen und in der Schweiz wenn ich mich recht erinnere, im Moment die unbeliebteste Gruppe aller Einwanderer darstellen (haben wir in CH eigentlich auch einen Spitznamen?).

Wie ist das in der Schweiz/Österreich mit Arbeitslosengeld/Sozialhilfe geregelt?

Liebe Grüße,
Bastian

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 01.06.2010 - 20:16
von Pilatus
haben wir in CH eigentlich auch einen Spitznamen?
Gummihals ist gerade sehr beliebt :lol: :wink: Woher das kommt kann ich dir aber nicht sagen.
Wie ist das in der Schweiz/Österreich mit Arbeitslosengeld/Sozialhilfe geregelt?
Zuerst gibt es m.W. 2 Jahre lang Arbeitslosengeld das relativ viel ist, danach gibts nur noch Sozialhilfe und da läuft man m.W. schon auf Sparflamme. Vorallem wenn man vorher relativ gut verdient hat ist wohl aber die Invalidenrente das Mass aller Dinge für einen "Sozialhilfebetrüger" ;)

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 01.06.2010 - 23:00
von Petz
Pilatus hat geschrieben:Sozialabbau ist politisch nicht umsetzbar, auch wenn am Schluss alle davon profitieren würden.
Die einzigen die davon profitierten wären wieder mal Aktionäre, Investoren und sonstige Halsabschneider. Die Sozialtransfers wurden im Lauf der letzten Jahre in ihren Steigerungsraten maximal nach dem Inflationsratenindex erhöht, die Einkommen hinkten mit den bekannten Verweisen auf schlechte Wirtschaftslage, Weltmarktkonkurrenz etc. gravierend hinterher.
Solange man nicht ein gerechtes Abgabesystem auf Billigländerimportware entwickelt wird es mit den höher entwickelten Volkswirtschaften immer weiter bergab gehen.
Dies könnte aber nur so funktionieren indem man nach Kriterien wie beispielsweise Lohnkosten, Umweltschädigung bzw. Ressourcenverbrauch, Klimazone (wg. Heizkosten) Subventionen etc. individuell abgestimmte Importausgleichsabgaben einhebt; diese aber nicht im eigenen Steuersäckel versickern lässt sondern der Finanzprokuratur des Erzeugerlandes zum Zwecke der Investition in deren landeseigene Infrastruktur rücküberweist. So würde die wirtschaftliche Entwicklung dieser Ländern viel rascher fortschreiten und letztendlich zu fairem Wirtschaftswettbewerb führen von dem wir im Moment Lichtjahre entfernt sind.

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 02.06.2010 - 01:08
von molotov
CruisingT hat geschrieben:
molotov hat geschrieben:
Pilatus hat geschrieben:Also das ist m.E. schon recht Krass! Die Steuerbelastung ist ja ca. 45% 8O

Also da sind dann alle Sozialabgaben drin, richtig? Auch Vorsorge und so? Ohne mich zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, aber eine solche Steuerbelastung (+Krankenkassenprämien + Pensionskasseneinzahlungen) hast du m.W. in der Schweiz wenn du sowas um 500'000 € verdienst :wink:
Jein, das ist die gesetzliche Vorsorge, reicht wenn wir mal alt sind, zum Leben nicht aus, und zum Sterben auch nicht. Nennen wir es mal Grundsicherung.
Anders ist es in Deutschland aber auch nicht - gerade die Jungen (<40) sind massiv darauf angewiesen sich selber eine private Vorsorge/Versorgung aufzubauen. Von den staatlichen Systemen ist da später nocht mehr viel zu erwarten. Stichwort: Demographischer Faktor
genau so war es meinerseits gemeint!

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 02.06.2010 - 11:41
von eMGee
Das krasse bei unseren Abgaben ist zusätzlich, dass du mit jedem mehr verdienten Euro (z.B. durch ne Tariferhöhung) über 50% Abzüge hast. Wenn wir top versorgt wären, würden sich mit Sicherheit nicht soviele Leute darüber aufregen. Aber die Leistungen werden kontinuierlich weniger und die Abgaben werden weiter steigen.

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 02.06.2010 - 18:22
von Petz
Irgendein Wirtschaftswissenschaftler hatte vor paar Jahren mal ausgerechnet daß, falls jemand seine Pensionsversicherungsbeiträge in 45 Arbeitsjahren nicht den Versicherungsanstalten überantwortet sondern diese auf ein gebundenes Sparbuch mit Abhebesperre gelegt hätte, er bei durchschnittlicher statistischer Lebenserwartung mindestens die doppelte Pensionshöhe zu erwarten hätte.

Das Verbrechen an sich ist meiner Meinung nach der sogg. Generationenvertrag auf dem die Sozialversicherungssysteme basieren. Dieser diente dem Zweck, die kriegsbedingt nicht geleisteten Sozialversicherungsbeiträge einfach den späteren Generationen aufzuhalsen und dann wundert man sich noch, warum Budgetzuschüsse erforderlich werden um das System überhaupt noch irgendwie am Laufen zu halten.

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 02.06.2010 - 21:58
von CruisingT
Petz hat geschrieben:Irgendein Wirtschaftswissenschaftler hatte vor paar Jahren mal ausgerechnet daß, falls jemand seine Pensionsversicherungsbeiträge in 45 Arbeitsjahren nicht den Versicherungsanstalten überantwortet sondern diese auf ein gebundenes Sparbuch mit Abhebesperre gelegt hätte, er bei durchschnittlicher statistischer Lebenserwartung mindestens die doppelte Pensionshöhe zu erwarten hätte.

Das Verbrechen an sich ist meiner Meinung nach der sogg. Generationenvertrag auf dem die Sozialversicherungssysteme basieren. Dieser diente dem Zweck, die kriegsbedingt nicht geleisteten Sozialversicherungsbeiträge einfach den späteren Generationen aufzuhalsen und dann wundert man sich noch, warum Budgetzuschüsse erforderlich werden um das System überhaupt noch irgendwie am Laufen zu halten.
Ich habe heute aus meinem Briefkasten wieder einen Jahresbescheid der Rentenversicherung geholt wie auch einen Einkommensbescheid.

Bezüglich der Rente sind die Jungen, zu denen ich mich im Rahmen dieser Thematik definitiv auch zähle, absolute Verlierer im Kontext aktueller Entwicklungen. Gemäß des Rentenbescheids werde ich wohl maximal 60% meines NETTO-Einkommens als auszuzahlende Rente zu erwarten haben - nach heutigem Stand. In dem Schreiben wird aber ausdrücklich darauf hingewiesen, dass damit gerechnet werden kann, dass die Rentenansprüche geringer ansteigen als der Kaufkraftverlust in Folge von Inflation. Man solle doch bitte privat vorsorgen.

Klar, kein Thema, wird eh gemacht. Nur darf nicht außer acht gelassen werden (salopp und pauschal betrachtet [oder auch polemisch]), dass private Vorsorgemaßnahmen später, in der Rentenbezugsphase, als Einkommen versteuert werden dürfen. Sicherlich, es gibt staatliche Förderprogramme wie Rürup und Riester (Anmerkung für Österreicher und Schweizer: Rürup: Ein Selbständiger kann einen Teil seines Umsatzes in eine Altersvorsorge stecken und gewisse Prozente davon werden ihm als betriebliche Ausgabe anerkannt --- Riester: Ein Privater kann einen Teil seines Nettoeinkommen in eine spezielle private Altersvorsorge investieren und bekommt einen staatlichen Zuschuss ), welche aber auch zum Teil versteuert werden müssen und zudem sehr bescheidene Regelungen für Hinterbliebene bieten - neben dem Aspekt, dass sie recht krass gedeckelt sind und in keinem Verhältnis zu höheren Einkommen stehen. Ergo: Aus meinem versteuerten Netto-Einkommen baue ich mir einen zusätzlichen Altersbezug auf, den ich später dann abermals versteuern darf. Juhu - Freude! (Ja - ich weiß, dass dies wirklich polemisch formuliert ist)

Das ändert aber dennoch nichts an der grundsätzlich verständlichen und nachvollziehbaren Idee des Generationenvertrages. In einer Gesellschaft, die ein konstantes Verhältnis zwischen Zahlern und Empfängern hat, funktioniert dies ja auch wunderbar. Nur haben die wenigsten westlichen Gesellschaften ein derartiges Verhältnis, womit das System kippt.
Zum einen ist das Kinderkriegen aus vielen verschiedenen Gründen aus der Mode geraten, womit immer weniger nachkommen und erstmal einzahlen. Zum anderen ist unsere Gesellschaft nicht willens einzusehen, dass ein derartiges Versorgungssystem regelmäßige Anpassungen gemäß struktureller Veränderungen innerhalb der Mitglieder von Nöten hat. Wenn die Menschen nun immer älter werden, damit länger Rente beziehen und gleichzeitig der demographische Baum unten immer dünner wird, weniger einzahlen, muss der Rentensatz oder die Rentenbezugsdauer, ergo das Renteneintrittsalter angepasst werden.

Hier entsprechend zu reagieren Bedarf vieler Maßnahmen. Neben dem Versuch das "Kinderkriegen" wieder atraktiv zu machen bräuchte es eine Politik, die auf Nachhaltigkeit anstatt auf Wahlergebnissen bei der vermeintlichen Klientel setzt. Letztgenanntes erscheint mir im Kontext der heutigen Politiklandschaft und -Kultur allerdings wie die Suche nach der Quadratur des Kreises. Um wieder polemisch zu werden: Dann doch offenen Auges vollgas gegen die Wand - wird ja erst nach meiner persönlichen politischen Karriere passieren.


Um nun noch auf mein zweites, heute erhaltenes Schreiben zu kommen:

Es ist doch immer wieder eine Freude zu sehen, dass man immerhin noch knapp über 50% des Bruttolohns ausgezahlt bekommt, oder?

Ich will mich weiß Gott nicht beschweren - mir geht es gut, ich verdiene gut, ich habe ein relativ sorgloses Leben (finanziell), kann mir vieles leisten und das Leben ist schön - obwohl ich steuerlich ein kinderloser Single bin. Die Grundsätze und riesigen Benefits der Demokratie, der SOZIALEN Marktwirtschaft und des Solidaritätsprinzips kann ich verstehen und teilen - keine Frage und keine Diskussion. Ich mag die philosophischen und intellektuellen Grundlagen dieser Ideen und habe sie sogar sehr tief verinnerlicht.

Um nun aber mal den wenig philosophischen, nicht staatstragenden induktiven Ansatz zu wählen:
Ich selber lebe in einer Mischkalkulation - Freie Tätigkeit in einem steuerrechtlichen Angestelten-Tarifrahmen und zusätzlich Freiberuflich/Gewerbetreibend. Mein Verdienst hängt von meinem Engagement, meiner Fähigkeit und meiner Motivation ab, darüberhinaus in Teilen von meiner unternehmerischen Risikobereitschaft und Innovationsfreude und generell von meiner Lernwilligkeit und -Fähigkeit. Nun bin ich leistungswillig, engagiert, motiviert, kalkuliert risikobereit und lernfreudig- schön. Zeigt all dies dann gepaart mit vielen Wochen mit über 60h/Arbeit ein monetäres Ergebnis, werde ich sukzessive immer stärker zur Kasse gebeten - und zwar über die 50% Abgabengrenze hinaus. An dieser Stelle hört dann mein Verständnis für oben genannte Prinzipien auf, ich zweifle an Transferleistungen, unserer politischen und verwaltenden Kaste und spiele durchaus mit dem Gedanken, ins Ausland abzuwandern, welches erbrachte Leistungen (als Synonom für oben aufgeführtes) höher zu honorieren scheint.

Worauf ich hinaus will:
Eine Gesellschaft wird unter anderem davon getragen, dass Menschen einen Sinn darin sehen Engagement ein- und Leistung zu erbringen - qualitativ wie quantitativ. Wird den Mitgliedern der Gesellschaft hierfür die Motivation genommen, wird sie langfristig nicht ihren gewohnten Standard, Status, aufrecht erhalten können.

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 03.06.2010 - 13:00
von Petz
Kurze Erläuterung für Nichtdeutsche zu Deinen Erklärungen - Rürup ist ein deutscher Wissenschaftler/Regierungsberater und Riester ein früherer Arbeitsminister, diese beiden entwickelten im Regierungsauftrag private Rentenvorsorgemodelle für die BRD - man merkt, daß Petz nur deutsche Nachrichtensender neben der AF - Posterei laufen hat... ;D
CruisingT hat geschrieben:Das ändert aber dennoch nichts an der grundsätzlich verständlichen und nachvollziehbaren Idee des Generationenvertrages. In einer Gesellschaft, die ein konstantes Verhältnis zwischen Zahlern und Empfängern hat, funktioniert dies ja auch wunderbar. Wenn die Menschen nun immer älter werden, damit länger Rente beziehen und gleichzeitig der demographische Baum unten immer dünner wird, weniger einzahlen, muss der Rentensatz oder die Rentenbezugsdauer, ergo das Renteneintrittsalter angepasst werden.
Ich muß Dir insoferne widersprechen als das ich am Generationenvertrag nichts verständliches entdecken kann; der ging immer von einem Bevölkerungszuwachs (und einem Rentner - Erwerbstätigenverhältnis von ~ 1:3) aus, den man meiner Meinung nach allein schon deshalb nie als in Stein gemeißelt ansehen hätte dürfen, weil die Bevölkerungskapazität der Erde bekanntlich begrenzt ist.
Allerdings vermute ich basierend auf obgenanntem Faktum böswilligerweise sehr wohl, daß die Politik auch von regelmäßigen Kriegen größeren Ausmaßes zur Bevölkerungsreduktion ausging...:!:
Nachdem man politisch quer durch alle Parteien offenbar unwillig oder unfähig war darauf zu achten, daß die Arbeitseinkommen auch nur halbwegs der Produktivitässteigerung entsprechend nachzogen darf man sich über den Geburtenrückgang nicht wundern.
Zu Zeiten meiner Kindheit reichte das Einkommen des Vaters zum Erhalt einer dreiköpfigen Familie inkl. Auto noch aus, die Gimmicks wie das eigene Einfamilienhaus steuerte die teilzeitberufstätige Mutter bei. Heute hingegen kommt ein Normalverdiener in Ballungszentren aufgrund der Fixkosten solo schon an die Leistungsfähigkeitsgrenze und es muß sich jede Familie wo einer Vollzeit und der Partner Teilzeit arbeitet überlegen, ob er sich der Armutsgefahr Nachwuchs überhaupt noch aussetzen soll.
Viele meiner jüngeren Arbeitskollegen sagen konsequent und wortwörtlich, lieber kann ich mir Urlaub, ne eigene Wohnung und andere Lebensfreuden leisten als das ich mir neben der finanziellen Belastung auch noch 18 Jahre Ärger (meist als Replik auf die eigene Kindheit...:wink:...) aufhalse bis das Gefrätze dann wieder aus dem Haus ist.

Wenn man von der, in meinem Vorpost angemerkten Wissenschaftlerberechnung ausgeht, könnte die Lebenserwartungserhöhung da noch angepasst werden ohne gravierende Rentnerverarmung erwarten zu müssen. Außerdem fehlt mir in Österreich auch der entsprechende Sozialtransfer innerhalb der Sozialversicherungssysteme denn es gibt bei uns eine Höchstbemessungsbeitragsgrundlage sprich Großverdiener werden nicht mehr im Außmaß ihres Einkommens zur Finanzierung herangezogen und können daher leichter privat vorsorgen.
Auch besteht in Österreich die Regelung daß, wenn jemand Vollzeit in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis arbeitet und zusätzlich selbstständige Tätigkeiten ausübt, er für letztere keine Krankenversicherungsbeiträge mehr abführen muß. Dazu muß man auch anmerken, daß die Selbständigenpflichtversicherung wie auch jene der Bauern (private KVS im Rahmen des staatlichen Versicherungssystems wie in der BRD gibt es in Österreich nicht) viel schlechtere Leistungen bietet als jenes abhängig Beschäftigter denn nach drei Jahren werden statt Sachleistungen (Direktverrechnung mit Ärzten etc.) nur noch Geldleistungen in Höhe von 80 % des Aufwandes erbracht. Dies kann jemanden ruinieren wenn er beispielsweise im Krankheitsfalle hohe OP - Kosten zuerst selbst vorfinanzieren muß und erst 1 - 3 Monate später bei der Abrechnung den Kostenersatz refundiert bekommt.

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 04.06.2010 - 01:15
von Pilatus
Also ich habe meinen Vater mal noch angesprochen was die Steuerbelastung angeht.

Aufgrund des Einkommens bezahlt man Bundes-, Kantons- und Gemeindesteuern.
Sagen wir mal bei Einkommen X beträgt also der Steuerbetrag Y.

Dazu muss man eine Arbeitslosenversicherung (2% d. Einkommens bzw. X) bezahlen.

Dazu muss müssen für die AHV (Alters und Hinterlassenenversicherung) 4,2%, für die IV (Invalidenversicherung) 0.7%, für EO (Erwerbsausfallentschädigungen) 0,15% und für die ALV (Erwerbsausfallentschädigungen) 1% des Lohnes aufgewendet werden (bei Selbständigerwerbenden ist es doppelt so viel, da bei den Angestellten der Arbeitgeber die Hälfte übernehmen muss). Diese Beiträge können alle vom Lohn X abgezogen werden, werden also aus unversteuertem Geld bezahlt (wie ich gemerkt habe, ist dies beim Steuerrechner oben schon einkalkuliert, dieser berechnet also die Steuer nach Abzug der Sozialversicherungsbeiträge). Der versteuernde Betrag wird also aus als Prozentanteil von (Einkommen - AHV - IV - EO - ALV) errechnet.

Dann gibt es noch die Berufliche Vorsorge, da komm ich nicht so draus, die Sätze sind hier verfügbar: http://de.wikipedia.org/wiki/Gesetzlich ... Schweiz%29

Mit dem versteuerten Geld muss man dann noch die Krankenversicherung bezahlen. Diese ist wie gesagt zu einem Dumpingpreis ab 1500.- zu haben, im Beispiel oben ginge es wohl noch günstiger da Ärzte die tieferen Krankenkassenprämien zahlen müssen (können sich bis zu einem gewissen Grad selber behandeln und kosten das System desshalb weniger).

Also nochmal zum Beispiel oben:

Bruttoeinkommen = 60480 CHF

60480 CHF p.A. - Abzüge = X - 4,2% (AHV) - 0.7% (IV) - 0.15% (EO) - 1% (AVL) - 7% (BV) = Zu versteuerndes Einkommen = X - 13.05% = 52587.36 CHF (auf dieses Einkommen muss nun Steuern bezahlt werden).

Alles in allem wird eine Steuerbelastung von 6659 errechnet (von Kanton zu Kanton unterschiedlich, in der Zentralschweiz sind die Steuern im Verhältniss eher tief, in den grossen Städten Basel und Zürich, wo die Sozialisten am Ruder sind, eher hoch ;) ).

Was einem am Schluss also noch bleibt, ist der Betrag von 52587.36 - 6659 - 1500 = 44428.36, was einer Steuerbelastung von ca. 26% enstpricht. Wenn man aber noch mit der Pensionskasse spart (Beiträge in die Säule 3a sind ebenfalls abzugsbereichtigt, keine Ahnung unter welchen Bedinungen allerdings. Bei Staatsangestellten bezahlt zudem hier m.W. der Arbeitgeber auch noch einen Teil dazu??) kann man den doch nochmal ein Stück runter drucken.

Dazu kommt wie gesagt noch ein ca. 30% höherer Lohn.

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 04.06.2010 - 09:08
von molotov
@ Genertionenvertrag: ware ne gute Idee damals, um den Älteren nach dem Krieg ein ausreichendes Auskommen zu gewährleisten und schnell am wirtschaftlichen Aufschwung partizipieren zu lassen.
Fehler an der Rente: Fällt das Lohnniveau lässt man sich jedesmal etwas schönes einfallen um die Rentner nicht mitzubelasten. Das ist ne Sauerrei!
@Sozialsystem gesamt: weiß auch nicht wo man sparen kann. Nur gegen private Krankenversicherungen habe ich etwas!

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 04.06.2010 - 09:22
von TPD
Diese ist wie gesagt zu einem Dumpingpreis ab 1500.- zu haben
Na du Glücklicher !
Habe mal ein bisschen mit dem Prämienvergleich von Comparis.ch gespielt.
Und selbst wenn ich die Franchise auf das Maximum setze und zusätzlich noch ein alternatives Modell auswähle, muss ich da mindestens um die 2000 sFr pro Jahr bezahlen. Und ich wohne nicht mal in der "Stadtzone", wo die Prämien meistens noch höher sind.
Andererseit sollte es ja auch bekannt sein dass der Kanton Bern im Vergleich zur Zentralschweiz eine Steuerhölle ist. ;)

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 04.06.2010 - 19:12
von Pilatus
@ TPD: Diese Prämie habe ich auch bei Comparis gefunden, und zwar in dem ich meinen Wohnort bzw. Luzern eingesetzt habe und dann "Neuzuzüger" gewählt habe. Und auch 2000 ist noch ein Dumpingpreis, wenn man überlegt dass die tatsächlich verursachten Kosten nur ca. zu einem Drittel vom "Konsument" getragen werden!
Ganz katastrophal soll es in den Städten Basel und Zürich sein? Naja, ist auch kein Wunder bei der Dichte an Kliniken die es dort gibt. Das grösste Problem im Gesundheitssystem ist das "Gärtchendenken"... Z.B. konnten sich Bern und Zürich vor kurzem schon wieder nicht darauf eignen, wer in Zukunft noch Herztransplantationen durchführt. Dabei wäre schon ein Zentrum für die ganze Schweiz zuviel. Aber heute müssen in jedem Zentrum mind. drei Teams unterhalten werden, dass das schweine teuer wird ist ja logisch. Und dann gibt es noch so komische Regeln, dass die Pharma Industrie nur an Grosshändler verkaufen darf und Ärzte ihre Medikamente wiederum nur von Apotheken beziehen dürfen. In der Praxis heisst das dann, dass die Medikamente von der Pharmaindustrie über den Grosshändler über den Apotheker über den Arzt zum Patienten gelangen. Dass hier mit dem Grosshändler und dem Apotheker zwei Marktteilnehmer auch noch mächtig Kohle abschöpfen ohne irgend jemandem etwas zu bringen wurde m.W. sogar noch gar nie politisiert. Würde man nämlich diese Gesetze (oder Verordnungen?) abschaffen, dann wäre die Lebensgrundlage von einem Grossteil der Schweizer Apotheker weg. Das ist nur ein Beispiel was für Leerläufe es im Gesundheitssystem gibt, was m.E. alles auf die Staatliche Planwirtschaft zurückzuführen ist. In der freien Marktwirtschaft wären die Zwischenhändler halt einfach arbeitslos, hier "füttert" man sie zum Nachteil aller anderen einfach durch.
Vermutlich würde es reichen wenn man pro Kanton ein grosses Kantonsspital hätte, die durch grössere Ambulatorien in der Peripherie ergänzt wurden, sowie ca. zwei Spitzenmedizin-Zentren (eines würde reichen, aber die frankophone Schweiz würde sicher auch eins wollen ;) ) die dann halt all die Top-Disziplinen anbieten.
Was ich ja auch lächerlich finde ist, dass man bei den letzten Anpassungen die Beteiligung des Patienten an den "Konsumkosten" nochmals weiter gesenkt hat. Ich habe eine Franchise (Selbstbehalt) von mehreren tausend Franken gehabt und zahlte desshalb massiv weniger Krankenkassengebüren. Jetzt habe ich immer noch die hohe Franchise (also ein hohes Risiko, dass ich viel selber bezahlen muss, ich achte folglich darauf dass ich so wenig "konsumieren" muss wie möglich) aber die Gebüren unterscheiden sich nur noch unwesentlich vom Betrag den ich bezahlen müsste für die kleinst mögliche Franchise. Ist also klar was ich als nächstes mache... und dann kann ich theoretisch auch wegen Kopfweh zum Arzt springen...

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 05.06.2010 - 23:46
von bastian-m
Pilatus hat geschrieben:
Gummihals ist gerade sehr beliebt :lol: :wink: Woher das kommt kann ich dir aber nicht sagen.
Ich habe gestern meine in die Schweiz verzogene Tante gefragt, die wusste es (vermutlich leidgeprüft :-) ).
Es geht um dieses Buch hier:
http://ecx.images-amazon.com/images/I/4 ... SS500_.jpg
Darin wird wohl unter anderem beschrieben, dass die Deutschen stets unablässig nicken, wenn ihr Chef mit ihnen spricht - als ob sie einen Gummihals hätten :-)

Lg,
Bastian

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 15.06.2010 - 16:31
von Pilatus
Soviel zur Schweiz und ihren Nachbarn *lol* :lol:

http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/sta ... y/23529806

Man könnte meinen, es sei 1. April :D

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 15.06.2010 - 16:51
von 3303
Muahaha, ich möchte mal sehen, wie besonders Franzosen freiwillig einer anderen Nation beitreten wollen.

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 15.06.2010 - 17:27
von Af
Sehr ............. interessant.

Also Vorarlberg kann ich ja noch verstehen...aber Ba-Wü?
Und wie um alles auf der Welt kommen die auf Südtirol? Bevor die sich je der Schweiz anschliessen würden, vereinigen die sich mit Nortirol und dem Trentino zu einem eigenen Staat Tyrol...und selbst das wird wohl niemals kommen.

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 15.06.2010 - 17:34
von TPD
Also ich denke eine Übernahme von ganz Ba-Wü, wäre wohl ein ziemliches Eigentor. Man denke nur schon daran dass dieses Bundesland mehr Einwohner hat, als die ganze Schweiz.
Jedoch wenn man für den Grenzbereich solche Überlegungen anstellt, dann kann man ja darüber diskutieren.

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 15.06.2010 - 19:17
von bastian-m
Einfacher und schneller würde ich die schweizer Staatsangehörigkeit wohl nie erhalten - ich müsste nur rechtzeitig vorher von NRW nach BaWü umziehen :-)

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 15.06.2010 - 19:24
von 3303
TPD hat geschrieben:Also ich denke eine Übernahme von ganz Ba-Wü, wäre wohl ein ziemliches Eigentor.
Aber immerhin hätte die Schweiz dann Mercedes, Porsche, ZF und BGT und würde damit schlagartig auf die maschinenbautechnische Weltspitze katapultiert ;-)

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 15.06.2010 - 23:05
von Petz
Af hat geschrieben:Und wie um alles auf der Welt kommen die auf Südtirol? Bevor die sich je der Schweiz anschliessen würden, vereinigen die sich mit Nortirol und dem Trentino zu einem eigenen Staat Tyrol...und selbst das wird wohl niemals kommen.
Unter Garantie nicht denn den Südtirolern geht es (auch nach Angaben von mir persönlich bekannten Leuten dort) aufgrund der Zuverlässigkeit und Leistungsorientierung von Handwerk und Industrie im Verhältnis zum Rest Italiens weitaus besser als dies in jedem anderen Staatsgefüge der Fall wäre.

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 16.06.2010 - 10:32
von Af
@ Petz: Solange Südtirol/Trentino Autonomierechte besitzen stimm ich dir da zu...
Würde Italien Diese beenden, sähe das schon wieder anders aus. Und dank der horrenden Staatsverschuldung Italiens könnt ich mit vorstellen, dass sich einige italienische Politiker mal so ihre Gedanken machen, wie se zu Geld kommen...

Re: Studium und Universitäten

Verfasst: 16.06.2010 - 15:50
von Pilatus
Nunja, Italien ist aber im Gegensatz zu Griechenland hauptsächlich im Inland verschuldet und nicht im Ausland, sprich man steht nicht wirklich unter druck. Wenn man die Zinsen nicht mehr bezahlen kann dann setzt man die Zahlung halt einfach aus. Kommt ja dann etwa auf das selbe wie eine einmalige Sondersteuer raus, nur dass es halt nur die Schuldner trifft.