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Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 13.01.2013 - 00:12
von paul83
Im Gelände ist man NIE ohne Ausrüstung unterwegs.

Leute, wenn ich hier Aussagen hör wie "nur Stufe 2" oder "Pistennähe" oder "nicht ortsunkundig", dann frag ich mich schon ob wir hier in der Abteilung Lawinen ein ähnlich hohes Kompetenzniveau haben wie in den anderen Foren des Alpinforums. Das hört sich für mich nämlich eher nach Flachlandtiroler Schmarrn an und hat nix mit aus ner Mücke nen Elefanten machen zu tun.

Die Lawinenwarnstufe giblt lediglich die Wahrscheinlichkeit eines instabilen Hanges an. Auch bei Lawinenwarnstufe 2 (und sogar bei 1) gibts es also instabile Hänge. Und wenn man so einen erwischt, ist es auch egal ob es einer von vielen instabilen Hängen war, oder einer von wenigen.

Zum Thema Pistennähe dürfte wohl der Lawinenabgang im Stubai letzte Woche (5 Meter neben der Piste) als Warnung reichen.

Und was hat denn bitte das ortskundig damit zu tun?? Da fehlt gerade noch der Satz "an diesem hang ist noch nie eine Lawine runter", dann haben wir bald alle Ursachen für Fehleinschätzungen zusammen.

In diesem Sinne, tuts euch und anderen den Gefallen und nehmt Piepser, Schaufel und Sonde mit, wenn ihr den Powder genießt. Und übt, damit umzugehen.

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 13.01.2013 - 14:03
von axisofjustice
Ich sehe kein Problem darin, dass nicht jeder Teilnehmer ne Schaufel dabei hat. Solange die Schaufelträger nicht zusammenfahren, ist das m.E. in Ordnung.

Und während die oben getätigten Aussagen selbstverständlich die Lawinengefahr nicht zusammenstreichen können, sind es durchaus Indikatoren, die man berücksichtigen kann. Ein Hang, auf dem noch nie eine Lawine beobachtet wurde, kann selbstverständlich sicherer sein als einer, wo es regelmäßig kracht. Und das würde ich persönlich im Zweifel (RR=1) schon in meine Rechnung miteinbeziehen.

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 13.01.2013 - 14:53
von molotov
axisofjustice hat geschrieben:Ich sehe kein Problem darin, dass nicht jeder Teilnehmer ne Schaufel dabei hat. Solange die Schaufelträger nicht zusammenfahren, ist das m.E. in Ordnung.
Naja wenn aus ner 4 oder 5 er Gruppe einer seine Schaufel vergisst, vertretbar. Aber ist doch Käse je größer die Gruppe, desto wahrscheinlicher ist es, dass es zu ner Mehrfachverschüttung kommt im Fall des Falles, soll man dann warten bis eine Schaufel frei wird? Außerdem ist es ein Riesenunterschied ob ich 5 oder 15 Minuten brauch bis ich jemand draußen hab... Viele Leute die Schaufeln = mega Zeitgewinn!

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 13.01.2013 - 15:34
von axisofjustice
Hast du schonmal gebuddelt? Also so richtig effektiv? Das geht mit mehr als 2 Schaufeln m.E. nur bedingt.

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 13.01.2013 - 15:51
von axisofjustice
Gut, das stimmt natürlich auch.

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 13.01.2013 - 22:08
von Huppi
Frage: ...to go, or not to go?

Bild

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 13.01.2013 - 22:44
von massatomba
Huppi hat geschrieben:Frage: ...to go, or not to go?
Ich würde den Sprengmasten vertrauen und rein in den Hang...

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 13.01.2013 - 23:17
von rush_dc
Wie lange ist denn der Hang insgesamt? Seehöhe,Tageszeit, Exposition? Ist's ein vielbefahrener und von wann ist das Foto?

Etwas anderes, ich und meine Jungs machen zum Abschluss des Tages eigentlich immer ein paar Runden lvs suche. Obwohl es eigentlich immer der gleiche Ablauf ist passieren immer wieder unerwartete Sachen.
Heute zum beispiel waren meine Schnallen vom Rucksack komplett mit Schnee voll und gefroren. Hab da ewig gebraucht um die Dinger wieder aufzubekommen, im Ernstfall kann das böse enden, wenn da auch noch die Hektik usw dazukommt.
Bin nichtmal zum pieps rangekommen weil natürlich der Reißverschluss von der Jacke auch nicht runterging...
Also das Zeug nicht nur kaufen auch damit regelmäßig üben!

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 14.01.2013 - 20:27
von OliK
Hier ne ganz interessante Schilderung eines Lawinenabganges:

http://abs-airbag.de/lawine/erfahrungsb ... m-arlberg/

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 14.01.2013 - 20:46
von Werna76
Hat eigentlich jemand die Seite riesner.at http://www.riesner.at/Weblog/ gekannt?
Hab seine Berichte immer gerne gelesen, war total schockiert als ich vom Tod von Andreas Riesner erfahren habe.

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 14.01.2013 - 21:00
von Dachstein
rush_dc hat geschrieben:Wie lange ist denn der Hang insgesamt? Seehöhe,Tageszeit, Exposition? Ist's ein vielbefahrener und von wann ist das Foto?
Kurzgesprochern:

Serfaus, Pezid, Seehöhe 2500 bis 2700, Hangexposition Nord. Im Hang selber liegen zwei schwarze Pisten, die von der sichtbaren Sprengbahn gesichert werden.

MFG Dachstein

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 16.01.2013 - 15:12
von massatomba

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 17.01.2013 - 21:12
von paul83
Huppi hat geschrieben:Frage: ...to go, or not to go?

Bild

Die Frage ist ja so nicht ganz zu beantworten, da brauchen wir dann schon nen zugehörigen Lawinenlagebericht.

Prinzipiell könnte man mal folgendes festhalten:
1. Wind hat definitv gearbeitet, aber wenn ich es richtig sehe, geht die Wechte am Grad weg vom Hang, d.h. er dürfte nicht als gesamtes eingweht sein, kleinräumige Triebschneepakete scheinen sich aber trotzdem gebildet zu haben.
2. Wenn das ganze im Einzugsbereich einer Piste ist erfolgt wohl regelmäßig eine Sprengung und man könnte es evtl mit einem ständig befahrenen Hang vergleichen.
3. Sektor Nord ist natürlich die kritsichste Hangexposition (zumindest im Hochwinter)
4. Steilheit des Hanges ist auf nem Bild natürlich schwer zu schätzen, am Rand ist er felsdurchsetzt und damit über 40 Grad steil - ob man den Rand mit in die Bewertung einbeziehen sollte hängt jetzt wieder von der Lawinenwarnstufe ab.

Für ne abschließende Beurteilung bräucht ich den zugehörigen LLB und damit infos zu Schnedecke und Wetter in den vorangegangene agen und auch die Frage was für eine Gruppe den Hang befahren soll müsste man noch beachten.

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 17.01.2013 - 21:32
von lanschi
Interessant wäre auch noch ein Foto des gesamten Hangs, insbesondere auch des rechten Teils als möglicherweise (zumindest aus dieser Perspektive) Alternative (also im Bereich der ganz rechten Spur runter).

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 18.01.2013 - 16:00
von chianti
Deutscher Schüler in Tirol von Lawine verschüttet (TT)
Ein deutscher Schüler ist am Freitag bei einem Lawinenabgang in Nauders im Tiroler Bezirk Landeck verschüttet worden. Der Bursche wurde von Bergbahnmitarbeitern innerhalb kurzer Zeit aus den Schneemassen geborgen. Der Verletzte, der laut Bergbahnen ansprechbar war, wurde mit einem Notarzthubschrauber in das Krankenhaus geflogen.

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 20.01.2013 - 07:14
von massatomba

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 20.01.2013 - 17:13
von PB260D

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 20.01.2013 - 19:13
von massatomba
Tourengeher bei Lawinenabgang in Tirol mitgerissen und verschüttet:
http://www.tt.com/%C3%9Cberblick/Chroni ... BCttet.csp

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 20.01.2013 - 19:14
von massatomba
Lawine: „Fehlentscheidung“ kostete Kärntner Bergrettern das Leben:
http://www.tt.com/%C3%9Cberblick/Chroni ... -leben.csp

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 21.01.2013 - 09:45
von gernot
leider auch in nö ein lawinentoter :(

http://www.polizei.gv.at/noe/aktuell/pr ... 673D&pro=0

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 22.01.2013 - 16:52
von chianti
http://www.mittelbayerische.de/region/c ... awine.html
Zwei Mitglieder einer Vierergruppe wurden am Samstag am Ärmighorn verschüttet. Ein 29-Jähriger aus Ottenzell überlebte das Unglück nicht.
http://www.tagesanzeiger.ch/panorama/ve ... y/31866681

http://www.rosenheim24.de/news/rosenhei ... 09068.html
Der Mann war gegen Mittag im Bereich Kuhkaser im Gemeindegebiet Jochberg unterwegs, als er kurz nach Beginn der Abfahrt vom Gipfel von einer Lawine erfasst wurde.
Da er nur etwa 20 Zentimeter unter der Oberfläche lag, konnten seine Begleiterin und zwei zufällig dazugekommene Tourengeher den Verschütteten innerhalb kurzer Zeit aus den Schneemassen befreien. Der Mann blieb unverletzt
http://www.kleinezeitung.at/nachrichten ... mark.story
Ein junger Deutschlandsberger wurde am Freitag auf dem Seckauer Zinken in der Obersteiermark von einer Lawine verschüttet. Sein Begleiter konnte ihn ausgraben, für den 24-Jährigen kam aber jede Hilfe zu spät.
http://www.thelocal.fr/page/view/french ... -avalanche
The man, reportedly from northern France, had been skiing off-piste on Sunday at Valloire in the department of Savoie (Savoy) when an avalanche engulfed him
http://alpes.france3.fr/2013/01/20/des- ... 84523.html
Sur cinq skieurs hors-pistes, trois ont été pris dans une première avalanche. Deux ont réussi à s'extraire mais le troisième est resté bloqué, ses skis pris dans la neige mais la tête à l'air libre. Une deuxième coulée s'est 'chargée' de l'ensevelir totalement!
Dank LVS recht schnell wieder ausgegraben ...

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 22.01.2013 - 18:09
von Arlbergfan
Eine gute und persönliche Stellungsname des Österreichischen Bergrettungsdienst zum Lawinenunglück im Lesachtal:
OFFIZIELLE STELLUNGNAHME des ÖBRD
Der Lawinenwarndienst des Landes Kärnten gab für diesen Tag und besonders für das betroffene Gebiet die Gefahrenstufe 4 (große Lawinengefahr) aus. Die gewählte Aufstiegsroute des Trios führte über nur mäßig steile Geländestufen, wo man bei guter Spuranlage immer unter einer Neigung von 35 Grad bleiben kann. (Wissenschaftlicher Hintergrund: Ein sehr wichtiger Schlüsselfaktor zur Vermeidung von Lawinenunfällen im freien Gelände ist die Steilheit. Generell gilt: Bei erhöhten Warnstufen ist alles mit Vorsicht zu genießen, was steiler ist als 30 bis 35 Grad.) Jedoch ist jener Bereich im Unfallgebiet, wo Lawinen von weiter oben und aus einiger Entfernung die Aufstiegsspur bedrohen, bis zu 42 Grad steil. Diesen ziemlich steilen und dadurch gefährlichen Einzugsbereich müsste man bei Warnstufe 4 berücksichtigen. Und das haben die drei Bergrettungsleute - aus welchen Gründen auch immer - nicht getan. Objektiv - aus der Sicht geltender Lehrmeinungen - haben die Bergretter mit ihrer Spur bei dieser hohen Warnstufe deshalb eine falsche Richtungsentscheidung getroffen, als sie den Nordkessel des Mittagskofel betraten. Diese Fehleinschätzung kostete ihnen schlussendlich das Leben. Von ihrem vermuteten Erfassungspunkt lösten sie ca. 270 Meter (!) oberhalb (mit hoher Wahrscheinlichkeit durch Fernauslösung) ein Schneebrett aus, das sie alle verschüttete. Es handelte sich um ein sehr großes Schneebrett, das in großer Entfernung vom Standort des Trios abbrach. Sie hatten dennoch keine Chance seitlich zu entkommen, weil sich die Schneemassen mit großer Geschwindigkeit bewegten.

Der bei dem Unfall ebenfalls getötete Ortsstellenleiter der Bergrettung Lesachtal ging im Jahr durchschnittlich mehr als 80 Skitouren - allein in dieser Region- und kannte das Gebiet wie seine Westentasche. Gerade für uns Bergretter soll die Entscheidung unserer drei Kameraden, trotz Lawinenwarnstufe 4 eine solche Skitour in Angriff zu nehmen, eine eindringliche Warnung sein. Profis verlassen sich oft auf ihre eigene Erfahrung und ihr Einschätzungsvermögen. Die Beurteilung der Lawinengefahr ist und bleibt eine Einschätzung. Sie ist immer mit Unsicherheiten verbunden. In diesem Fall endete das mit einer Tragödie. Die Ermittlungen von gerichtlich beeideten Sachverständigen und der Alpinpolizei laufen noch, wie es gesetzlich vorgeschrieben ist, wenn es in den Bergen Tote oder Verletzte gibt.

In tiefer Betroffenheit und Trauer gilt unser Mitgefühl der Familie, den Angehörigen und Freunden der drei Toten.

APPELL bezüglich Steilheiten, Warnstufen und Notfall-Ausrüstung:
Wir ersuchen die internationale bergsteigerische Community und alle Freerider, Variantenfahrer, Tourengeher (auf Ski, Snowboards oder Schneeschuehen) weiterhin und immer wieder dringend, sich fundiert mit den Grundlagen der Lawinenkunde zu beschäftigen. Ein Schlüsselfaktor ist dabei die Steilheit von befahrenem oder begangenem Gelände, aber auch die Steilheit von Bereichen, die (zum Teil weit) oberhalb von scheinbar sicherer Topografie liegen. Niemand sollte abgesicherte Wintersport-Gebiete verlassen, der/die nicht die empfohlene Sicherheits- und Notfallausrüstung mit sich führt. Unsere nun toten Bergrettungsleute aus dem Lesachtal waren in dieser Hinsicht perfekt ausgerüstet, wie es unseren Normen entspricht.
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Franz LINDENBERG (ÖBRD-Präsident), Otmar STRIEDNIG (ÖBRD-Landesleiter Kärnten),
Mag. Robert WEISS (ÖBRD-Rechtsreferent), Dr. Gernot KOBOLTSCHNIG & Gerald LEHNER (ÖBRD-Referate für Öffentlichkeitsarbeit)

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 22.01.2013 - 18:23
von Arlbergfan
An das hab ich auch gedacht, als ich sie mir durchgelesen hab. Generell bin ich der Meinung, dass man bei einer 4er Lawinengefahr alle Hänge oberhalb der Baumgrenze meiden sollte, höchsten ausgesteckte Skirouten sind meiner Meinung nach machbar, da regelmäßig befahren.

Gut war hier so gemeint, dass man einen persönlichen und direkten Schreibstil verwendet und versucht, das Ganze aufzuklären. Außerdem wird die Eigenverantwortung und die Selbstschuld erklärt, so dass es praktisch keine Entschuldigung für das Verhalten der verunglückten 3 Bergretter gibt.

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 22.01.2013 - 18:37
von JulianaM

Re: Lawinen 2012/13

Verfasst: 23.01.2013 - 16:44
von Foto-Irrer
schön, dass wir alle italienisch können. Ist ja ein internationales Forum :roll: