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Sextner-Dolomiti superski

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Kris
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Sextner-Dolomiti superski

Beitrag von Kris »

Mensch leute, das ist doch so krank:
Bild
Das weite band sieht zwar immer noch wesentlich schöner aus, als der mittlerer ring in münchen oder le peripherique in paris....aber mit berg hat das nichts mehr zu tun. Ihr habt die aussicht, ja die ist klasse. Aber ihr bewegt euch in einer abstrus künstlichen welt. Wer in den wald will, muss bald stets eine schere dabeihaben, um sich ein loch in die fangnetzte schneiden zu können.
Wieso fahren da die leute hin? Weshalb werden gerade jene touristiker belohnt, die ihre landschaft aufs maximale vergewaltigen?
Da kann man gleich 3D skiing auf der dreambox spielen.

Ich fahre gerne in skigebieten ski, und sehe in bergbahnen technisch wie historisch viele interessante aspekte. Ich freue mich wenn ein langsamer alter lift durch einen schnellen ersetzt wird, wenn dies nicht mit einer kapazitätsverdreifachung einhergeht. Kindeshände bastelten an modellsesselliften, fotoalben füllte ich mit habeggers und von rolls.

Aber die entwicklung, wie sie viele heute bejubeln, ist schlicht und einfach krank. Skifahren in einer grossen gummizelle. Laufe gegen die wand, und du wirst zurückgeworfen. Schneit es wochenlang nicht, so kommt der schnee aus der tube. Ist der hang zu steil, so wird der berg schräg gestellt. Gibt es kein murmeltier mehr, definiert der marketer einen liftnamen zu selbigen. Ist das stübli zu klein, wird unter der schirmbar eine weitere abfüllanlage installiert.
Da muss man etwas gegen tun, das kann man so nicht stehenlassen. Finde ich. Dem gast helfen, zu erkennen dass all dieses "schöne" dazu dient, ihn für blöd verkaufen zu können. Wie schafe auf der eingezäunten weide. Gute wolle liefernde schafe. 6 schafe passen auf einen qm. Bei entsprechender schichtung sicher auch 10. Wichtig ist, dass keines durch den zaun fallen kann.

Als gegenpol zum schönen skibericht Helm (ich freue mich ja wenn sich jemand freut) im pustertal (von dem obiges bild stammt), hier ein bildbericht ein paar steinwürfe weiter, direkt aus dem herz der sextner dolomiten, weg von der plastikwelt, alles gratis. Kein marketing und keine leitner lifte. Und doch unendlich schöner.
Ende märz (2003), "nirgends hat es schnee". Rauf auf die hochbrunner schneid, 3046m.
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*schüttelfrost* Skigebiet Helm (2434m)
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Ein bichen schnee....geht sich noch aus
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Die wahl der qual...oder der freude
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Gipfelrast.
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...ein kleiner spaziergang am plateau...typisch für die dolos: Steile rinnen und oben könnten die kühe grasen.
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...nimmer weit...
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...selbst die sextner damen stapften auf die hochbrunner schneid. Von dem gletscher ist heute nichts mehr zu sehen.
...selbst die sextner damen stapften auf die hochbrunner schneid. Von dem gletscher ist heute nichts mehr zu sehen.
Frühmorgens durch die lawinenhalden...solange der schnee an den hängen noch steinhart ist.
Frühmorgens durch die lawinenhalden...solange der schnee an den hängen noch steinhart ist.
...bei dieser aussicht?
...bei dieser aussicht?
Schneekanonen? Wofür....
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Zunächst ins Fischleintal.
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Zuletzt geändert von Kris am 13.02.2005 - 10:46, insgesamt 1-mal geändert.
>> Die unaufhaltsame Industrialisierung des Skiraums führt zu Banalisierung und somit zum Verlust der magischen Skisportfreude<<

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MM
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Beitrag von MM »

Hi,

Also Kris

Es ist schon vieles richtig was du schreibst ich fahr auch viel lieber in Cortina mit alten Bahnen als in so super moderne Skigebiete.

Übrigens: Ich bin ein begeisterter Skitourengeher kenne das Gebiet aus deinen Bericht in und auswendig. Nur kann ich das heute nicht mehr machen da ich eine Begleitung habe die extra für mich Skifahren gelernt hat. Und für die das dann eine Nummer zu groß ist.

Du beschreibst das ganze aus deiner Sicht und bist der Meinung dass ist das einzig wahre.

Nur meine FAmilie stammt aus den Pustertal und lebt vom Tourismus. Sollen die sagen, naja dann beschneien wir halt nicht, modernisieren wir nicht, es gibt bestimmt noch genügend Urlauber die gerne mit einen alten Lift durch den Wald fahren und dann oben Grasskifahren.
Nur von Leuten wie dir kann man halt schlecht leben!

Und gerade Sexten finde ich ein sehr gutes und positives Beispiel. Es gibt für jeden etwas auf der einen Seite der große Tourismus der sich am Helm ja wirklich noch in Grenzen hält und auf der anderen Seite die Sextner Dolomiten in denen Lifte tabu sind.

Ausserdem, Sexten ist den Weg des fast Null-Ausbaus gegangen. Und was war, man hatte immer weniger Gäste. Bis sie in den letzten JAhren Investiert haben!

Ein bischen mehr Toleranz wäre schon angebracht.

Für weiteren Gedankenaustausch bin jederzeit zu haben. Da ich viele Ansichten von dier Teile

Übrigens schöne Bilder, beneide dich,auch wenn mir manche bekannt vorkommen :? :wink:


ciao MArco
Zuletzt geändert von MM am 13.02.2005 - 09:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Gletscherfloh
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Beitrag von Gletscherfloh »

Hm, Kris kritisiert ja den Tourismus nicht generell und schon gar nicht das Pustertal im speziellen (da gäbs ja in der Tat noch geeignetere Kanditaten dafür). Das regionalwirtschaftliche Argument (ohne Tourismus gäbs kaum Erwerbsmöglichkeiten in vielen dieser Orte) ist natürlich ein wichtiges Argument, wird allerdings nur allzu gerne auch als "Totschlagargument" verwendet. Es geht ja nicht um die Frage, ob Tourismus sondern um das WIE. Ich gebe zu, dass die Diskussion der 80er Jahre bezüglich sanfter Tourismus weitgehend unrealistische Träumereien waren.

Allerdings ist es schon bedenktlich wie sich seither der (technische) Wintersporttourismus entwickelt hat. Mir persönlich machts auch keinen Spass in einem riesengrossen halb-künstlichen "Fitnessstudio" unter freiem Himmel herumzuturnen, wo jeder Quadratmeter Piste durch Sprengungen/Planierungen künstlich hergestellt wurde und dann auch noch mit Strassenlaternenähnlichen Lanzen künstlich beschneit wird. Obendrein find ich es skifahererisch auch noch langweilig (nach dem Motto kennst du eine derartige Piste, kennst du alle - nur die Umgebung wechselt, wobei sich die auch durch UNI-G Stationen, DJ Ötzi Geplärre etc. zunehmend ähnelt.

Unverständlich ist mir ja, dass die Nachfrage offensichtlich aber genau das will. Die grossen Skistationen mit ihrem Einheitsbrei gewinnen ja laufend Marktanteile. Für mich ist das einfach nicht mehr nachvollziehbar, die Pisten in diesen Gebieten werden immer voller (gerade auch durch die unheimliche Leistungsfähigkeit der modernen Lifte) und die Leute stehen da noch drauf. Bald muss da ja beim runterfahren "anstehen" anstatt beim hochfahren :roll:
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k2k
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Beitrag von k2k »

Erst mal: Schöner Bericht, bitte mehr davon.

Zur Diskussion: Grundsätzlich denke ich ja (mittlerweile) ähnlich wie Kris. Aber ob man die Entwicklung umkehren kann? Mehr als fraglich. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt.
Wer weiß, wenn man den Prognosen vom Verdrängungswettbewerb glauben darf, vielleicht steigen wir in 25 oder 30 Jahren zwischen verrosteten Uni-Gs mit den Fellen auf :D
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Beitrag von fxgrossrgb »

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gerrit
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Beitrag von gerrit »

Wie hat schon unser Kurzzeitbundeskanzler Sinowatz einmal gesagt:
"Es ist alles so kompliziert!"
Und das gilt auch für die Beantwortung der Frage, inwieweit der Ausbau der touristischen Infrastruktur im alpinen Lebensraum gerechtfertigt ist oder nicht.

Primär kann man davon ausgehen, daß die Mehrzahl der Skitouristen moderne und bequeme Aufstiegshilfen ohne Wartezeiten und genug Schnee auf glatt präparierten Pisten erwartet, dazu auch noch Sonne und weitgehende Abschirmung von alpinen Gefahren. Zusätzlich erwartet sich noch ein großer Teil davon entsprechendes Apres-Ski.
Diese Klientel bringt den größten Batzen Geld in die Alpen und viele der Einheimischen leben (ganz gut) davon.
Der "sanfte" Tourismus hat auch im Winter seine Nischen, allerdings ist der Reibach dabei natürlich nicht mit dem in durchgestylten und mechanisierten Großskizentren zu vergleichen. Versucht wurde es oft, aber rein ökonomisch hat es nie so wirklich geklappt (siehe beispielsweise Vent im Ötztal, die vor Jahren gegen die Erschließung der Wildspitze waren und das dort jetzt viele bedauern).
Zusätzliches Problem im Alpenraum ist auch der Klimawandel mit im Vergleich zu früher inhomogenerem Schneefall über den Winter gesehen.
Auch wenn immer wieder betont wird, daß der Gast ja nicht nur zum Schifahren kommt und auch auf andere Weise zufriedengestellt werden kann, so muß man doch davon ausgehen, daß Spazieren im Regen und Besuch einer Krippenausstellung und eines Wellness-Centers von vielen zu Hause billiger und bequemer absolviert werden können. Das heißt: Schnee ist erforderlich.
Ich hab es noch nie zu einem Skiurlaub in Südtirol gebracht, weil ich einen Horror davor hätte, auf Schneebändern zwischen grünen Hängen herumzurutschen, für mich ist das "Wintererlebnis" auch wichtig. Allerdings ist dieses Erlebnis zumindestens optisch rasch da, wenn - bei gut vorbeschneiten Pisten - dann einmal 20 cm Schnee fallen, dann siehts sofort nach Winter aus. Eine Pistenpräparierung mit den 20 cm Naturschnee wäre aber nicht möglich.
Jetzt leben aber schon Tausende vom Tourismus, und die einzige Alternative zum Zusperren ist die weitere Aufrüstung mit Schneekanonenen etc.
Was die Bubble-Mania-betrifft:
Ich beobachte auch an mir selbst eine Differenzierung in meinem Erleben und Verhalten, je nachdem, in welchem Skigebiet ich unterwegs bin.
Fahre ich (vielleicht auch noch bei schlechten off piste Verhältnissen wegen zuwenig Schnee) in einem Groß-Gebiet, dann freue ich mich durchaus am Kilometerfressen beim Schaukeln über mehrere Berge und damit an der Möglichkeit, weite Strecken ohne viel Zeit beim Liftfahren zu verlieren, zurückzulegen.
Je besser Pisten präpariert sind bzw. je einfacher ( und damit schneller) sie zu befahren sind, desto mehr ärgere ich mich über einen fix geklemmten SL dazwischen. Wenn ich für eine Auffahrt 3 x solange brauche wie zum Runterfahren, dann begeistert mich das gar nicht. Umgekehrt habe ich schon in einigen Gebieten die Problematik gesehen, wenn ein ESL oder eine DSB durch einen leistungsfähigen Bubble-Lift ersetzt wird und dann eine vormals nette Piste hoffnungslos überfüllt und damit gefahrlos nicht mehr zu gebrauchen ist.

Ganz anders in einem "variantenorientierten" oft kleineren (aber auch größerem wie etwa dem Arlberg) Skigebiet, in dem ich den größten Teil meiner Zeit irgendwo im Gelände verbringe und damit - in anspruchsvollem Gelände - viel langsamer unterwegs bin. Dort sind mir langsame Lifte ziemlich egal, da sie prozentuell von meiner Abfahrtszeit fast nichts wegnehmen. Oft gehts dann ohnehin auch nach dem Lift zur Einfahrt in die Variante noch per Muskelkraft weiter hinauf, da ist es egal, ob man vorher 5 oder 12 Minuten gesessen ist.
Nur - ich stehe stellvertretend für eine eher kleine Gruppe der Liftbenützer, von der große Orte und Gebiete sicher nicht leben können.

Faktum ist, daß die Mehrheit der Skifahrer große Gebiete mit leistungsfähigen Bahnen und guten Schneeanlagen wünscht, was dem Trend der Gebietszusammenschlüsse entspricht. Dazwischen bleiben - so hoffe ich - immer noch genug Nischengebiete, für die ich aber fast eine Quersubventionierung durch die Großgebiete verlangen würde, vielleicht könnte man das irgendwie an die Genehmigungen für Erweiterungen koppeln.
Bezüglich der Version mit den Skitouren zwischen verrosteten UNI-G-Stationen bin ich eher skeptisch, weil eine Schließung von Skigebieten wird wahrscheinlich nur aufgrund von weiteren massiven Klimaänderungen stattfinden, also wegen SChneemangels, und dann ist´s mit den Touren auch nichts mehr, weil sie ja dann die Schneekanonen auch abgebaut haben werden.
Daß wir echt waren, werde ich auch noch erfinden! (Josef Zoderer)

Erinnerungen: meine Berichte seit 2005 (bzw. 1983)
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miki
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Beitrag von miki »

Da muss man etwas gegen tun, das kann man so nicht stehenlassen. Finde ich. Dem gast helfen, zu erkennen dass all dieses "schöne" dazu dient, ihn für blöd verkaufen zu können. Wie schafe auf der eingezäunten weide. Gute wolle liefernde schafe. 6 schafe passen auf einen qm. Bei entsprechender schichtung sicher auch 10. Wichtig ist, dass keines durch den zaun fallen kann.
*tiefdurchatmen* Ich könnte jetzt schreiben, argumentieren, mich aufregen - aber warum? Bringt eh nichts, unsere Ansichten sind viel zu verschieden. Und zum Glück komme ich gerade von einem tollen Skitag auf dem Pohorje, Sonnenschein und toll gewalzte, leicht aufgefirnte Kunstschneepisten - mit Ausnahme der antiken Lifte duchaus mit Südtirol vergleichbar. Deshalb habe ich nicht vor mit irgendjemandem einen Streit anzufangen.

Also machen wir es kurz: Kris, ich käme niemals auf die Idee dich als blöd zu bezeichnen, weil du lieber zu Fuss auf den Berg hinauschwitzt als einen Lift zu nehmen. Im Gegenteil, ich respektiere deine Entschneidung, gehe auch selbst gerne 'per pedes' in die Berge. Im Gegenzug erwarte ich von dir das du die grosse Mehrzahl der Wintertouristen, die lieber mit modernen Bahnen den Berg hinauffahren und dann auf gepflegten beschneiten Pisten wieder hinunter, weder als blöd noch als Schafe bezeichnest. Geht das?

Jeder geniesst den Winter wie es ihm gefällt. Wie würde es dir gefallen wenn nach einer tollen Tour ein eingefleischer Pistenfahrer zu dir kommt und dir in bester Besserwisser - Manier erklärt das du deppert bist, und das du Hilfe brauchst (!) um zu erkennen das du deinen Wirterurlaub 'falsch' verbringst? Denk bitte mal darüber nach :wink: ! Zum Schluss ich wünsche dir noch viele schöne und sichere Touren!
Bezüglich der Version mit den Skitouren zwischen verrosteten UNI-G-Stationen bin ich eher skeptisch, weil eine Schließung von Skigebieten wird wahrscheinlich nur aufgrund von weiteren massiven Klimaänderungen stattfinden, also wegen SChneemangels, und dann ist´s mit den Touren auch nichts mehr, weil sie ja dann die Schneekanonen auch abgebaut haben werden.
Genau, deshalb finde ich es auch so komisch wenn ein 'alternativer' Touristiker von 'Langlaufen, Tourengehen und Schneeschuhwandern' als Alternative zum Alpinskilauf für niedrig gelegene Wintersportorte spricht :rofl:
Benjamin Franklin: “Those who would give up essential liberty to purchase a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.”

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MM
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Beitrag von MM »

Hi,

ja, ja die Toleranz

Leben und Leben lassen :wink:

Übrigens kann ich dir mindestens 5 stellen zeigen wo Torengeher bestimmte Plätze in den Sextner Dolomiten als privater Mülleimer mißbrauchen. Selbst mehrmals gesehen, einmal habe ich sogar nach langer Aussprache den Müll dann selber mitgenommen :twisted: .

Der Ton machts die Musik :wink:

ciao marco
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Kris
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Beitrag von Kris »

@MM: Bewusst habe ich das Bild vom Helm Skigebiet gewählt weil es ein kleines skigebiet ist. Im grunde genommen gibt es dort 2 lift achsen. Bis vor kurzem war es derart, dass überwiegend die wichtigen skigebiete konsequent modernisiert haben (kronplatz, ischgl, stubai...). Die zweite liga jedoch begnügte sich bisweilen in bescheidenheit. Vielleicht mal in einem kraftakt eine KSB aber das war es denn schon. Heute ist dies anders: Selbst die kleinsten gebiete (Helm, Ladurns...) sehen von pistenbild aus, wie die grossen. Der erlebniseindruck unterscheidet dich in keiner weise mehr von den grossen gebieten. Man hat weniger pisten, aber auch diese sind die üblichen autobahnen.
Wie Gletscherfloh angemerkt hat, besteht die abwechslung primär in der aussicht, da die gelände für den skifahrer quasi ident geworden sind.

3 Regionen (Norttirol, Südtirol und Salzburg) sind in den alpen der motor dieser entwicklung. Mehr oder weniger fühlen sich andere regionen genötigt, nachzuziehen. Dies kann man in den italienischen regionen piemont und lombardei, aber in anderem masse auch in der schweiz beobachten.
Ich bin mir überzeugt, dass dieser entwicklungszwang auch ökonomisch für die allermeisten nicht hinhaut. Fatalerweise sind wir in einer zeit, in der der staat massiv gezwungen wird, dort einzupringen wo der ratoinale unternehmer die flucht antritt. Das betreiben eines skigebietes wird mehr und mehr zu einer sehr kostspieleigen angelegenheit, die talschaften zwingen geradezu die öffentliche hand, zu subventionieren oder gar ganz zu übernehmen. Dies mag gut gehen, solange man sich durch eine moderne infrastruktur einen vorteil erschafft, also solange der nachbar noch mit alten klapperleitnern (aber schöneren pisten) kunden verliert (*seufz*).
Erste anzeichen einer finanziellen überspannung sind z.b. die forderung der skigebietsbetreiber, nicht wie bisher nur die anlagenerstellung zu subventionieren, sondern auch den enorm aufwenig gewordenen betrieb: Siehe die forderung nach einem "schneieuro" in salzburg (erinnert mich an den deutschen 'kohlepfennig', der dem deutschen stromkonsumenten nach wie vor jährlich milliarden kostet).
Bis zu einem gewissen punkt sind zuwendungen für den tourismus für die beteiligten regionen positiv. Aber die höhe der zuwendungen gepaart mit dem verlust der natürlichkeit von sport und gelände sind m.A. vielfach völlig ins absurde geglitten. Hier muss man nachdenken.

Positiv im tourismus sind volkswirtschaftlich gesehen subventionen dann, wenn sie von "aussen" kapital reinbringen, also aus dem ausland. Das haben die 3 genannten regionen bisweilen sehr gut beherrscht. Der öffentliche reichtum (nicht die gehälter!) z.b. in Innsbruck im vergleich zu z.b. Bremen, Kassel oder sonstwo erscheint eklatatnt!
Neu ist aber, dass viele andere regionen gleichziehen, und ebenso alle hebel zur subventionierten modernisierung in gang setzten (Tonale, Sestriere, aber auch zb. Oberösterreich (Feuerkogel, Krippenstein etc...) )

@k2k: Ich denke nicht, dass man die entwicklung aufhalten kann. Alternative Ansätze (sanfter tourismus) funktgionieren nur dort auf dauer, wo man keine anlagen bauen kann weil es der berg nicht hergibt. In allen anderen gebieten werden interessen so lange artikuliert, bis der investment-zug zur nächsten station weitergerückt iszt. Beispielsweise sagte ein potentieller investor für seilbahnen in Vent (artikel in der TT), dass er kein interesse habe, nur die anlagen zu bauen. Er würde nur investieren, wenn er auch die hotels dazu bauen darf.

Aber man kann nachdenken, und in der lücke zwischen radikalökologischen Ideologien (grüne...) und weiter-wie-bisher (volksparteien...) die dinge etwas umfassender und differenzierter betrachten. Oder?


@miki: Wenn ich in einem system aufgewachsen wäre, indem materielle bedürfnisse eher behinderrt als gefördert wurden, würde ich vielleicht so denken wie du. Auch die ex-DDRler haben zunächst alles weggeschmissen was sie hatten (wobei das materiell ja nicht viel war). Irgendwann wirst auch du das verschwinden der letzen slowenischen grafferlifte, mitsamt ihren bescheidenen buschpisten, bedauern. Wetten? :-)

@gerrit: Weshalb hätten es die Venter bedauert, nicht im grossen skibusiness eingestiegen zu sein? Meine infos sind die, dass es immer schon starke interessen gab, aus dem kleinen (ski-)dorf ein grosses zu machen, dies aber am widerstand der wohl mehrheitlichen gegeninteressen scheiterte. Wo kein anfang, da auch keine überstarke kraft des faktischen dachte ich mir stets dazu.



In essenz lagen mir also 3 dinge am herzen:

1.) Die schwierigkeit für den skifahrer heute den genormten pistenautobahnen zu entkommen. Es gibt bald keine alternativen mehr, auch in kleinen gebieten nicht. Somit auch weiterer verlust der fähigkeit, sich in der natur selbstständig bewegen zu können (letzteres zeigt sich ja in vielen bereichen).

2.) Aufzuzeigen, wie die allgegenwärtigkeit der massenpisten zum verlust der freude über bescheideneren pisten führt (und somit die fraglose aktzeptanz von investitionszwang fördert).

3.) Das ökonimische desaster, das in der flucht nach vorne begründet ist. Dieses ist bisweilen versteckt im gang und wird von der öffentlichen hand -also von allen- getragen. (Vgl. übernahme von bergbahnen durch gemeinden/regionen).


Den streit liftfahrer vs. tourengeher anzustacheln wollte ich nicht, denn der ist so alt wie die erste pendelbahn selbst...
>> Die unaufhaltsame Industrialisierung des Skiraums führt zu Banalisierung und somit zum Verlust der magischen Skisportfreude<<
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Beitrag von Theo »

Es ist wohl gut so das es verschiedene Meinungen gibt, sonst würde das Leben ja tatsächlich noch langweilig.

Wären einie Nostalgiker in jenen Zeiten und unter jenen Bedingungen aufgewachsen, wie es die meisten Seilbahnpioniere in unseren Alpentälern sind, sie würden sich von ganzem Herzen solche modernen Skigebiete, welche sie heute Verfluchen, vor ihrem mangels Kleingeld halbverlottertem Bergbauernhof wünschen.

Manchmal wäre es schon interessant wenn man die Zeit um 200 Jahre zurückdrehen könnte um so zu leben wie unsere Vorfahren.
Manche hätten nacher glaube ich eine ziemlich andere Einstellung zum Leben.

Schliesslich wäre da noch die Sicht des Gastes, weil gut verkaufen lassen sich bekanntlich nur Dinge die gefallen.
Es soll tatsächlich Gäste geben, welche mit Buckelpisten nichts anfangen können, weil sie diese nicht fahren können und weil ja sowiso alle Buckel gleich aussehen.

Und noch eine kleine Nachhilfe falls jemand von euch mal Hobbybauer werden will.
6 Schafe passen nicht auf einen qm, und schon gar nicht 10, da gibs Ärger mit dem Tierschutz.
Man braucht mindestens 2 qm, für 1 Schaf selbstverständlich.
Der letzte Regierungsvertreter wo an einer Pressekonferenz etwas für die Menschen positives gesagt hat und dies dann auch später eingehalten hat war Günter Schabowski am 9.11.1989.
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Beitrag von Gletscherfloh »

Theo hat geschrieben:Wären einie Nostalgiker in jenen Zeiten und unter jenen Bedingungen aufgewachsen, wie es die meisten Seilbahnpioniere in unseren Alpentälern sind, sie würden sich von ganzem Herzen solche modernen Skigebiete, welche sie heute Verfluchen, vor ihrem mangels Kleingeld halbverlottertem Bergbauernhof wünschen.
Naja, das ist ein weiteres Totschlagargument, das doch längst jegliche Relevanz verloren hat. Hier hat doch niemand die Bergbauern"idylle" der Prä-Tourismuszeit herbeigeschworen. Und für die wirklichen Tourismuszentren gilt diese Bergbauerngeschichte schon seit Jahrzehnten nicht mehr (prominente Ausnahme vielleicht Ischgl, das in der Tat vergleichsweise spät auf den Zug aufgesprungen ist).

Persönlich bin ich ja über die Entwicklung der Nachfrage erstaunt (dass das Angebot sich dem anpasst kann ich ja verstehen). Ich kann einfach persönlich nicht nachvollziehen, warum - trotz allen immer wieder beschworenen Trends hin zu Individualität, Unverwechselbarkeit, Authentischem etc. (also eben das Gegenteil von extremen Massentourismus) - die konkrete Nachfrage genau das Gegenteilige signalisiert.

Gleichzeitig handelt es sich beim Skifahrermarkt ja um einen ziemlich gesättigten, "reifen" Markt (wobei man dies ja nie so genau wissen kann, siehe Snowboard-Welle, Carving-Trend, evtl. gibts ja künftig noch Wachstumspotential durch osteuropäische Skifahrer etc.). Die grossen, "industrialisierten" Skigebiete gewinnen laufend Marktanteile und irgendwie hab ich die Befürchtung, dass die kleinen Gebiete (oder jene die bewusst einen Kontrapunkt setzen wollen) irgendwie keine richtige Nische finden, da die Nachfrage nach "old school skiing" dann zu inhomogen ist, oder sich einfach auf zu viele Ziele etc. aufteilt.
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Beitrag von k2k »

Kris hat geschrieben:@k2k: Ich denke nicht, dass man die entwicklung aufhalten kann. Alternative Ansätze (sanfter tourismus) funktgionieren nur dort auf dauer, wo man keine anlagen bauen kann weil es der berg nicht hergibt. In allen anderen gebieten werden interessen so lange artikuliert, bis der investment-zug zur nächsten station weitergerückt iszt. Beispielsweise sagte ein potentieller investor für seilbahnen in Vent (artikel in der TT), dass er kein interesse habe, nur die anlagen zu bauen. Er würde nur investieren, wenn er auch die hotels dazu bauen darf.
Moment, Moment - natürlich wird die Entwicklung, was Aus- und Neubauten angeht so weiter gehen, das bestreite ich nicht.
Mein Gedanke ist folgender: Die Zahl der Skifahrer ist, absolut gesehen, rückläufig. Immer mehr moderne Skigebiete, die immer größer sind, kämpfen um eine immer geringer werdende Zahl von Gästen.
Ergo: Nur die Großen werden überleben, die Kleinen bleiben irgendwann auf der Strecke, sofern sie sich nicht in irgend eine Nische retten können. Die Faktoren Klimaerwärmung und Bevölkerungsrückgang werden das noch verstärken. Und ein paar Russen oder Tschechen werden das nicht ändern können, genau so wenig wie Schneekanonen. Ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit, bis erste Gebiete dieser Entwicklung zum Opfer fallen werden.
Die Tourismus-Manager haben das erkannt und treten die Flucht nach vorn an. Und sogar die Politik scheint's kapiert zu haben, oder warum weicht man in Tirol nach 20 Jahren plötzlich den Gletscherschutz auf?

Die Frage, die sich mir vor diesem Hintergrund immer wieder stellt, ist ob man die eine oder andere sinnlose Verzweiflungsinvestition nicht mal überdenken sollte, wenn man dadurch bestimmte Dinge erhalten könnte.
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Beitrag von gerrit »

Das ist sicher auch abhängig von betroffenen Land. Während in Italien offenbar bei fehlender Finanzkraft Skigebiete sehr rasch zusperren und als verrostende LSAPs (zur Freude von manchen :lol: ) in der Landschaft herumstehen, wird in Österreich sehr viel öffentliches Geld in den Weiterbetrieb investiert, viele Gebiete jammern zwar ständig, aber große Schließungen gabs bisher noch nicht, wenn dann handelte es sich wirklich um in Privatbesitz stehende Kleingebiete mit ein oder zwei Liften. Das ist aber auch sicher ein Grund dafür, daß der Standard bezüglich Anlagenbau in Österreich vergleichsweise hoch ist, die KSBs bzw. Fix geklemmten Mehrfach-SBs schießen sogar im Osten Österreichs teilweise aus dem Boden wie die Schwammerl. Abgesehen davon machen auch viele Gebiete in Ostösterreich mittlerweile den größeren Teil ihres Umsatzes mit Ungarn, Tschechen oder Slowaken.
Daß wir echt waren, werde ich auch noch erfinden! (Josef Zoderer)

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Emilius3557
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Beitrag von Emilius3557 »

Sehr interessante und bis dahin erfreulich sachlich und argumentativ geführte Diskussion. Mal aufpassen, um nicht einfach die "Vorschreiber" (statt Vorrednern) zu kopieren.

Ich versuche mal die erwähnten Phänomene und Entwicklungen zusammenzufassen:

- Trend zu größeren Gebieten, Konzentration des Wintertourismus auf diese kapitalkräftigen, investitionsfreudigen und abwechslungsreich-großlächig-vielgestaltigen Destinationen
- aufgrund mehrerer Faktoren harter Konkurrenzkampf: reifer Markt, langfristig kein Wachstum in Sicht (Streichung von Schulskikursen), Klimawandel, Alternativen im winterlichen Tourismus (Fernreisen etc.), geänderte Kundenanforderungen (Liftanlagen- und Pistenqualität)
- Wachstumskreislauf: Klimafaktoren (vor allem Südtirol und ähnlich gelegene Regionen) machen den flächendeckenden Einsatz von Beschneiungsanlagen notwendig, das wiederum lohnt sich nun bei eingeebneter Unterlage und dem entsprechenden Liftkapazitäten, damit sich die hohen Ausgaben für die Schneeunterlage auszahlen, die höhere Liftkapazität strapaziert die Piste stärker, weshalb die Beschneiung noch wichtiger wird, die stärker befahrene Piste wird verbreitert und abgesichert...
- man sollte unterscheiden zwischen winterlichem Alpentourismus ohne Ski und ohne Schnee. Die von den Förderern des sanften Tourismus ins Spiel gebrachten Alternativen Skitouren, Schneeschuhwandern, Langlauf, Winterwandern sind für kleine Nischengruppen sicherlich attraktiv, hängen aber auch sehr stark am Schnee, wenn nicht sogar stärker als der Pistenskilauf (Beschneiung für Skitour?!). Noch schwieriger stelle ich mir winterlichen Alpentourismus ohne Schnee vor. Schneelage im Winter ist doch das USP der Alpen in Europa. Empirische Studien belegen übrigens die Schwierigkeit den Pistenskitourismus als Tourismusmotor zu substituieren und auch Kritiker wie Bätzing geben dies offen zu
- die von Kris beklagte zunehmende Vereinheitlichung der Pisten auf das überall gleiche Autobahnniveau ist sicherlich ein nicht von der Hand zu weisendes Phänomen. Wenn ich mir die bayerischen Skigebiete aber mal so ansehe, würde ich dem nicht zustimmen. Die Verhältnisse am Spitzing an Weihnachten z.B. waren tatsächlich old-school, aber Skifahren auf Gras und Steinen macht mir nicht sehr viel Spaß. Das Brauneck ist auch berühmt für schlampige Präparation. Und dass sich moderne Lifte und nachlässiges Walzen nicht ausschließen zeigt Val Thorens, die ihre roten Abfahrten nur jeden zweiten Tag präparieren, weshalb es dort bisweilen nette Buckelritte gibt. Auch in den USA wird bei weitem nicht jede Abfahrt jeden Tag auf das oben zusehende Niveau gewalzt, hier wird dem Skilauf mit Lift aber ohne gewalzte Abfahrten anscheinend größerer Raum eingeräumt. Die Entwicklung ist übrigens nicht neu. Wenn man Pause in den 1970ern liest, war die Schweiz und vor allem dort Graubünden DAS Vorbild was Pistenpflege anging, während Tirol und Bayern für Pause noch im "Mittelalter des Skilaufs" lebten. Pause zeigt übrigens, dass man die Symbiose zwischen Tourenbergsteigen und modernem Pistenskilauf durchaus ideologisch vereinbaren kann
- weitere Entwicklung: ich wage hier keine zeitliche Prognose, wir haben es mit einer offenen Zukunft zu tun. Ich habe vor einigen Monaten ein Szenario vom Beginn der 1990er Jahre gelesen, darin hieß es, dass der Skitourismus in den Alpen 2005 tot sein könnte. Totgesagt leben manchmal eben länger...
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k2k
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Beitrag von k2k »

Sicher, ich gebe zu, mein Szenario ist etwas pessimistisch. Aber ich habe z.B. bewusst in meinem letzten Beitrag keine Jahreszahl genannt - oder mich auf einen Zeitraum festgelegt. Ich sehe eben gewisse Entwicklungen, die grob in diese Richtung deuten, wenn ich mir z.B. anschaue, was an Seilbahnbauten plötzlich wieder möglich ist. Das kann in 5 Jahren natürlich wieder ganz anders aussehen.
Wollte nur mal den Gedankengang erläutern, der hinter der Sache mit dem "Aufsteigen zwischen verrosteten Uni-Gs" steht.

Ansonsten bin ich ja selber bisher hauptsächlich Pistenfahrer in Massenskigebieten (und hab auch noch Spaß dabei! ;-)), auch wenn ich das in letzter Zeit gerne gelegentlich vergesse...
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Beitrag von miki »

Irgendwann wirst auch du das verschwinden der letzen slowenischen grafferlifte, mitsamt ihren bescheidenen buschpisten, bedauern. Wetten?
@kris: Wette angenommen! Wie es zur Zeit ausschaut mir wird bei mir dieser Moment niemals auftreten, ich bin eher der unverbesserliche :twisted: , aber man kann es ja nie wissen, ich habe vor noch einige Jahrzehnte diese Welt unsicher zu machen und wer weiss, vielleicht kommt auch bei mir einmal das grosse Umdenken? Momentan gibts bei mir noch keine Anzeichen in diese Richtung ...
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Downhill
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Beitrag von Downhill »

Weiß gar nicht was ihr wollt!
Gibt doch auf der Welt genügend Skigebiete, die so verschieden sind daß jedermanns Ansprüche befriedigt werden (nur Beispiele):

- wer saufen will, fährt nach Ischgl
- wer viel Geld hat und unter seinesgleichen sein will, fährt nach St. Moritz oder Lech
- wer top präparierte Pisten und tolle Landschaft haben will, fährt in die Dolomiten
- wer's ruhig haben will, fährt ins Vinschgau oder diverse Allgäuer Skigebiete
- wer Autobahnpisten haben will, fährt nach Flachau
- wer Champagne-Powder will, fährt nach Kanada
- wer Freeride will, fährt nach Alagna, oder ans Dammkar...
- wer historische Anlagen will, fährt in die Schweiz
- und wer Skitouren machen will? Der kann dies fast überall tun!

So what?? Weiß nicht warum hier nur eine Meinung gelten soll und alle anderen "krank" sein sollen. Jedem das seine. Ich lach doch auch keinen Tourengeher aus: "guck mal den Trottel an, der steigt da zu Fuß rauf"... :wink:
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Kris
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Beitrag von Kris »

@Gletscherfloh: Ein interessantes thema von dir, der trend zur individualisierung: Ich denke, dass dieser gerade durch die unvermeidbarkeit von massensystemen gepart mit verbreitetem wohlstand getrieben wird. Differenzierung also eben weil man in der masse untergeht. Aber aus der masse ausbrechen das geht nicht wirklich, bzw. ist eher anstrengend. Daher wollen sich die menschen vielleicht eher durch Lifestyle (Kleidung, Musikgenuss, teure Statussysmbole) unterscheiden, aber die masse selbst nicht meiden, sondern in ihr selbst bestmöglich zu leben?
Also keine gefahr für Massenskigebiete?

Anderseits, der windsurftrend hat einen massiven einbruch erlitten schon vor einigen jahren. Dieser einbruch wurde durch verwandte sportarten wie kitesurf nicht ausreichend aufgefangen.

Kann das dem skifahren auch passieren, also dass das pistenskifahren auf den schönen weiten, planierten und beschneiten pisten im vergleich zu anderen aktivitäten modebedingt als unattraktiv empfunden werden könnte? Das "Dienstleistungserlebnis" modernen skigebiet sich verblasst?

Kris böse these ist ja, dass derjenige attraktivitätsgewinn durch effiziente anlagen/pisten modernisierungen irgendwann nicht mehr ausreicht, also aus dem urlaubsbewusstsein fällt ("schnell, weit, engenehm, carven...").

Andere attraktive Eigenschaften, vom "alten skifahren" (die auch weniger teuer sind bzw. gratis sind, weil sie einfach "da waren") sind dann nicht mehr abrufbar, sie sind dem bewusstsein der massen entschwunden.


@miki: Nene, um gottes willen. Auch in 20 jahren nicht umdenken. So bleiben wie du bist. Du bist ja der exponent einer extremeren ansicht in die andere richtung. Das mag ich :-)
Ausserdem, (*beichte*), war ich mal so wie du früher...

@downhill: darum gehts hier weniger...


**

Wenn man die historische Entwicklung von Skigebieten (Pistenarten, Bergbahneigenschaften) im allgemeinen betrachtet, also sich ansieht wie sie sich in den letzen 50 jahren entwickelt haben, so kann man ja davon ausgehen, dass die entwicklung auch in zukunft weitergehen wird.

Was könnte an eine jetzt "modernen" Piste oder einer derzeit modernen Bergbahn noch anders werden? Bzw. was wird in 25 jahren ganz normal zum standard gehören? (Zb. wenn man obiges Bild ansieht, oder eine SBK6 betrachtet).

In den letzen jahre brachten die 'carverartige' fahrweise (ski, boards), die künstliche beschneiung, die hohen transportkapazitäten und rechtliche rahmenbedungeungen Pisten wie sie oben am foto abgebildet sind. Welche treibenden faktoren kann man sich für die zukunft vorstellen?
Zuletzt geändert von Kris am 14.02.2005 - 13:34, insgesamt 2-mal geändert.
>> Die unaufhaltsame Industrialisierung des Skiraums führt zu Banalisierung und somit zum Verlust der magischen Skisportfreude<<
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Beitrag von k2k »

Kris hat geschrieben:In den letzen jahre brachten die 'carverartige' fahrweise (ski, boards), die künstliche beschneiung, die hohen transportkapazitäten und rechtliche rahmenbedungeungen Pisten wie sie oben am foto abgebildet sind. Welche treibenden faktoren kann man sich für die zukunft vorstellen?
Vieles deutet ja auf den "alpinen Freizeitpark" hin, wenn ich mir so die Doppelmayr/Input-Mountainglider-Geschichten oder den Freefall-Tower in Sölden anschaue...
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Beitrag von Downhill »

Nun gut:
Kris hat geschrieben:In essenz lagen mir also 3 dinge am herzen:

1.) Die schwierigkeit für den skifahrer heute den genormten pistenautobahnen zu entkommen. Es gibt bald keine alternativen mehr, auch in kleinen gebieten nicht. Somit auch weiterer verlust der fähigkeit, sich in der natur selbstständig bewegen zu können (letzteres zeigt sich ja in vielen bereichen).
Versteh ich nicht. Es gibt Varianten neben der Piste, es gibt Skirouten, und man kann Skitouren machen. Heute und in 50 Jahren. Niemand wird zur Benutzung der "Autobahnen" gezwungen, oder?
Kris hat geschrieben:2.) Aufzuzeigen, wie die allgegenwärtigkeit der massenpisten zum verlust der freude über bescheideneren pisten führt (und somit die fraglose aktzeptanz von investitionszwang fördert).
Wenn bescheiden bedeutet, das man für schlechte Pistenverhältnisse viel Kohle abgezockt bekommt, dann ist das IMHO völlig gerechtfertigt.
Wenn dagegen bescheiden im Sinne von "beschaulich, klein, gemütlich" gemeint war, dann denke ich daß da immer eine Nachfrage bestehen wird.
Kris hat geschrieben:3.) Das ökonimische desaster, das in der flucht nach vorne begründet ist. Dieses ist bisweilen versteckt im gang und wird von der öffentlichen hand -also von allen- getragen. (Vgl. übernahme von bergbahnen durch gemeinden/regionen).
Über die Rolle der öffentlichen Hand bei der Finanzierung der Skigebiete kann man sicher streiten (wär auch nicht das erste Mal hier im Forum). Daß gewisse Investitionen jedoch nötig sind, kann man einfach nicht abstreiten. Stillstand bedeutet nun mal Rückschritt - in nahezu jeder Branche...
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Beitrag von pr »

Hallo Kris!

Nur ein kleiner Denkansatz:

Stell dir mal vor, alle Gäste die derzeit auf den Skipisten fahren, würden stattdessen in unsere unberührten Berge herumwandern und skifahren:
wie würde es dann wohl aussehen, wer würde die Betreung und Rettung dieser Gäste übernehmen... die auf das ganze Gebiet verstreut wären, anstatt wie heute auf lediglich 1% der Gesamtfläche??

Ciao
Manfred und Manuela Mölgg! http://www.moelgg.it
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Kris
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Beitrag von Kris »

pr: ja das denken wir uns auch oft, wenn ich meine brunecker freunde aufpicken, und beim kronplatz vorbeifahren...um dann in versteckten seitentälern unberspurten pulverschnee zu suchen.
Der kronplatz ist somit zb. eine art gut umrissenes reservat, in dem die akteure ihren für dieses gebiet vorgesehenen tätigkeiten vertieft nachgehen können.



kris
>> Die unaufhaltsame Industrialisierung des Skiraums führt zu Banalisierung und somit zum Verlust der magischen Skisportfreude<<

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