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Rätikon, 6.-9.7.06

Verfasst: 10.07.2006 - 13:57
von k2k
Kurzes Protokoll einer "gescheiterten" Expedition

Vier Tage im Rätikon, zwischen Montafon und Brandner Tal, sollten eigentlich von einer ausführlichen Begutachtung der Situation am Brandner Gletscher gekrönt werden. Leider ließ das Wetter keine Verwirklichung dieser Pläne zu bzw. ließ einen Übergang nicht sinnvoll erscheinen. Trotzdem hier einige Eindrücke und ein paar Bilder.

Los ging's im Montafon, in Latschau an der Talstation der 8-EUB am Golm. Nach Auffahrt mit derselben starteten wir unsere Wanderung über den Golmer Höhenweg bei leichter Bewölkung mit sonnigen Abschnitten aber kühlem Wind oben am Grat (rd. 2200 m) entlang. Nach ca. einer Stunde folgten wir den Abzweig hinunter zur Alpe Laschätz (1735 m) und weiter in den Talschluss des Gauertals zur Lindauer Hütte (1744 m).

Am nächsten Morgen ging es bei glücklicherweise nur leichtem Regen und tief hängenden Wolken nördlich unter dem Massiv der Drusenfluh entlang hinauf zum Öfapass (2291 m), weiter zum Schweizer Tor (2139 m) und über das Verajoch (2330 m) hinunter zum Lünersee auf rund 2000 m. Von dort folgte der Aufstieg zu unserem zweiten Stützpunkt, der Totalphütte auf 2381 m.
Die ursprünglich geplante Tour hätte uns bei besserem Wetter über das Drusentor auf die südliche Seite der Drusenfluh führen sollen und auf schweizerischem Staatsgebiet entlang des Rätikon-Höhenwegs zur Gamsluggen und zur Totalphütte.

Am dritten Tag ging es bei wiederum sehr durchwachsenem Wetter aber immerhin im Laufe des Vormittags aufhörendem Regen mit leichtem Gepäck von der Totalphütte über den Normalweg zur Schesaplana (2965 m). Der Rückweg erfolgte über den sehr luftigen aber technisch einfachen Südwandsteig zurück zur Totalphütte.
An diesem Tag wäre eigentlich geplant gewesen, von der Schesaplana noch über den oberen Teil des Brandner Gletschers zum Panüeler Kopf zu wandern. Bei tief hängenden Wolken und quasi null Fernsicht jedoch sinnlos.

Der letzte Tag sah schließlich bei bestem Wetter nur noch den Abstieg von der Totalphütte zum Lünersee vor und weiter über den Bösen Tritt zum Parkplatz der Seilbahn auf rund 1500 m im Talschluss des Brandner Tals, wo wir am späten Vormittag per Bus abgeholt wurden.

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Hüttenkopfbahn am Golm. Noch keine Anzeichen von Verwirklichung der Gerüchte um einen Neubau in diesem Sommer.

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Blick vom Golmer Höhenweg zum Massiv der Drusenfluh (2830 m)

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Gauertal

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Blick zurück zum Grat: Der Kulminationspunkt des Skigebiets am Golm vom Weg zur Lindauer Hütte aus gesehen

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Sulzfluh (2817 m) und Rachen

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Drusentürme

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Zweiter Tag: Alpenrosen vor einem Schneefeld im Sporentobel auf dem Weg zum Öfapass

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Sprung zur Materialseilbahn auf die Totalphütte

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Dritter Tag, der Blick zurück zur Hütte aus dem unteren Teil des Aufstiegs zur Schesaplana

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Der Gipfel der Schesaplana (2965 m) im Nebel. Sicht gleich null.

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Die Stange markiert den Weg in Richtung Mannheimer Hütte und zum Brandner Gletscher (in Blickrichtung rechts hinter dem Sattel). Wir folgten jedoch dem Pfad in die andere Richtung, zum Südwandsteig zurück zur Totalp.

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Kurz vor dem Einstieg in den eigentlichen Steig der Blick in die Wolken auf schweizer Seite. An der Kante gehts ca. 500 m runter.

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Blick zurück vom Ende des Steigs. Der Fels war trocken, sonst wärs vermutlich kritisch geworden.

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Noch einmal der luftige Ausblick

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Der letzte Teil des Abstiegs konnte auf den Schuhsohlen über die Schneefelder gerutscht werden. Wenn die Route mit Bedacht gewählt wurde und man die Technik halbwegs beherrschte konnte man auf relativ ungefährliche Art ca. 250 hm vergnüglich abkürzen.

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Letzter Tag, bestes Wetter. Blick hinauf zum Sattel, die Schneefelder rechts im Kar ermöglichten uns tags zuvor den flotten Abstieg. Der Gipfel der Schesaplana bleibt aus dieser Perspektive verdeckt.

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Der Totalpsee taut langsam auf

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Blick in Richtung Silvretta

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Blick in die Schweiz. Die zentrale Erhebung in der Bildmitte ist der Gipfel der Weissfluh (2844 m) oberhalb von Davos. Rechts(!) davon im Hintergrund zu erahnen die Eisriesen der Bernina.

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Ausgang des Überleitungsstollens vom Brandner Gletscher zum Lünersee

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Blick zum Lünersee und auf unsere Abstiegsroute

Verfasst: 10.07.2006 - 15:11
von Emilius3557
Das sieht nach einer sehr schönen Bergtour aus, bei leider nicht immer bestem Wetter. Das ist wieder typisch: ewiges Schönwetterhoch, nur wenn man dann mal unterwegs ist, ists weniger gut... grrr...

Wie lange geht man den auf dem Normalweg zur Schesaplana? Ist das technisch so ein "Wander"-Gelände wie es aussieht? Oder muss man irgendwo Klettern und sei es ein Ier?

Verfasst: 10.07.2006 - 16:31
von PB_300_Polar
Die perfekt Idde dem Fußball in Karlsruhe zu entfliehen.

Schöner Bericht, nur in Akrlsruhe wärs wärmer gewesen ;-).

Verfasst: 10.07.2006 - 22:12
von k2k
Ja, eben wegen der Hitze bin ich ja der Stadt entflohen. Das zählt zu den Dingen die ich an Karlsruhe hasse.
Zum Fußball: Auf der Totalphütte sind am Samstagabend so um die 10 Leute um mein Radio rumgestanden und haben sich am Spiel unserer deutschen Mannschaft erfreut. War so ein bisschen '54er-Feeling :D

@Marius und alle anderen: Wenn ich oben von "Normalweg" geschrieben habe, dann war das vielleicht ein wenig unpräzise. Es gibt von zwei Seiten die Möglichkeit auf den Gipfel zu gelangen, nämlich vom Lünersee (Osten) und vom Brandner Gletscher (Westen) her. Der Südwandsteig verbindet beide Seiten, durch die südliche Flanke des Massivs wie der Name schon sagt.
Zur Charakteristik der Zustiege: Von Osten her kann man vom Parkplatz im Talschluss des Brandnertals entweder mit der Lünerseebahn zum Stausee hinauf fahren oder über den Bösen Tritt zu Fuß aufsteigen. Hierbei handelt es sich überwiegend um einen schmalen, einfachen Wanderweg, der im oberen Drittel in einen Felssteig mündet, der durchgehend mit einem Drahtseil versichert aber technisch absolut unschwierig ist und keinerlei Kletterstellen enthält. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind hier aber bereits IMHO zwingend erforderlich. Am See entlang führt ein breiter geschotterter Fahrweg bis zum Einstieg in den Weg zur Totalphütte, der sich durch eine steile Bergflanke nach oben zieht. Auch hier ein klassischer Wanderweg, der jedoch teilweise an sehr steilen Abgründen entlang führt.
Das selbe gilt für den obersten Abschnitt von der Hütte zum Gipfel, ein Felssteig wohl, keine wirkliche Kletterei erforderlich aber an manchen Stellen geht es ziemlich steil hinunter neben dem Weg und man nimmt vielleicht automatisch auf Grund der Exponiertheit und Steilheit die Hände zu Hilfe wenn man wie ich keine Stöcke dabei hat. Recht exponiert sind auch die letzten Meter bevor man knapp unter dem Gipfelaufbau schweizerisches Gebiet betritt. Hauptschwierigkeit bei uns waren zwei kleine aber exponierte Schneefelder die gequert werden mussten, je eines im unteren Teil zwischen Hütte und Sattel und eines im oberen Teil. Die letzten Meter zum Gipfel sind dann wieder quasi Wanderweg, und längst nicht mehr so exponiert.
Wesentlich einfacher gestaltet sich der Zustieg von Westen vom Brandner Gletscher her, hier geht es über Schuttfelder zwar steil, aber alles andere als exponiert nach oben. Die Schwierigkeiten sind hier wohl eher vorgelagert - entweder man kommt von der Mannheimer Hütte über den Gletscher. Hier soll glaube ich die direkte Querung über die Gletscherfläche gar nicht mehr gehen - oder nur noch erschwert und mit entsprechender Ausrüstung. Im August 1992 ging es noch problemlos ohne Eisausrüstung über den aperen Gletscher, Spaltengefahr gleich null. Heute gehts wohl eher am oberen, südlichen Gletscherrand entlang. Oder aber man kommt von der Schweiz her über die Schesaplanahütte. Diesen Weg kenne ich nicht, ich glaube aber das hat schon eher Klettersteigcharakter. Selbiges gilt auf jeden Fall für den Südwandsteig, der hat ein paar einfachste Kletterstellen und ist in seinem Hauptteil durchgehend gesichert. Dennoch, es geht steil nach unten. Da darf man keine Probleme haben, oder man nimmt sicherheitshalber ein Steigset mit.

Verfasst: 11.07.2006 - 09:22
von Emilius3557
Danke für die Erläuterungen. Der Berg ist immerhin höher als die Zugspitze.
Auf der Totalphütte sind am Samstagabend so um die 10 Leute um mein Radio rumgestanden und haben sich am Spiel unserer deutschen Mannschaft erfreut. War so ein bisschen '54er-Feeling
Hätte mich auch arg gewundert, wenn Du Dir das hättest entgehen lassen!

Verfasst: 11.07.2006 - 10:08
von molotov
wie warst du mit den hütten zufrieden?
von der lindauer hört man leider nicht immer nur gutes.

Verfasst: 11.07.2006 - 11:13
von k2k
Ich kann von der Lindauer Hütte nichts schlechtes berichten. Die Totalphütte ist nach meinem Eindruck sehr gut geführt, netter Wirt und in der Bedienung ein Sherpa der auch mal im Laufschritt zur Theke rennt wenn es sein muss :-)

Verfasst: 11.07.2006 - 11:27
von Oscar
Hmm das macht Lust auf mehr, nächsten Somemr werden auch wieder Berge unsicher gemacht dieses Jahr lässt es die Zeit nicht zu. :(

Totalphütte und Totalpsee, ich glaub da war ich auch mal kannste mal nen Kartenausschnitt posten?