Zugspitze | 24.-26-07.07 | Klettersteig
Verfasst: 14.08.2007 - 23:19
Im letzten Herbst hatte ich meinem Bruder gegenüber den Wunsch geäußert, mit ihm über den Höllental-Klettersteig, den er schon kannte, auf die Zugspitze zu steigen. Diesen Sommer hatten wir uns für die Durchführung entschieden.
Mein Bruder suchte sich noch zwei Alpenvereinsmitglieder, mit denen er sich angefreundet hatte, die Lust hatten, mitzukommen. Einer von ihnen konnte uns kostenlos Leihmaterial vom Verein besorgen (Eispickel, Helme, Klettersteigsets, ein Seil und Steigeisen), und dann ging es los.
Anfahrt: Mit der Bahn nach Schweinfurt (wo mein Bruder wohnt), 10 Stunden. Einige Übernachtungen später mit dem Auto durchs Außerfern zum Parkplatz an der Alpspitzbahn.
Wetter: Tag 1: Regen. Tag 2: Anfangs Sonne, später Wolken/Nebel. Tag 3: Trocken.
Weg: Vom Parkplatz zu Fuß nach Hammersbach, das Höllental hoch, durch die Klamm und zur Höllentalangerhütte (2h +600m)
Am nächsten Morgen zum Klettersteig, selbigen hoch, dann über den Höllentalferner, weiter Klettersteig zum Gipfel, Mittagspause; nach Österreich und Abstieg zur Wienerneustädter Hütte (10h +1500m -700m).
Dritter Tag: Abstieg zum Eibsee (3-4h -1200m), von dort mit der Zugspitzbahn zum Parkplatz zurück.
Und jetzt noch mal in Farbe. Die Fotos haben mein Bruder und ich gemacht.
Ankunft an der Alpspitzbahn. Gegen Regen erwiesen sich die Steinschlaghelme als sehr nützlich, weshalb wir sie gleich aufsetzten. Sehr zur Freude einiger Touristenkinder, die die Höllentalklamm besichtigten ("Mami, guck mal, richtige echte Bergsteiger!"). Unsere Gletscherausrüstung, die teilweise außen am Rucksack hing, erregte ebenfalls Aufsehen.

Den Hammersbach entlang liefen wir in Richtung Höllentalklamm. Am Ende des für Fahrzeuge befahrbaren Weges trafen wir auf zwei Materialseilbahn-Talstationen, eine zur Klammeingangshütte, die in der Felswand "klebt", und eine zur Höllentalangerhütte. Letztere seht ihr hier. Leider etwas unscharf.

Dann ging es nach Entrichtung des "Wegzolls" von 1€ für DAV-Mitglieder und etwas mehr für alle Anderen an der Klammeingangshütte durch die Höllentalklamm weiter. Zu diesem Zeitpunkt waren wir nass. Hinterher waren wir wirklich nass. Gut, dass wenigstens ein Teil des Weges wassergeschützt im Tunnel verlief.

Kurz hinter der Klamm kamen wir an einer Stütze der Materialseilbahn vorbei, die anscheinend eine Einseil-Pendelbahn ist.

Eine recht angenehme Nacht in der Höllentalanger-Hütte später, die unsanft durch einen um 5:15 klingelnden Wecker beendet wurde
, ging es los: noch 1700 Höhenmeter lagen vor uns. Sonnenaufgang im Höllental.

Bald kamen wir am Beginn des Klettersteigs an, legten unsere Gurte an und aufwärts gings: zunächst die berühmte "Leiter" hoch, die wirklich nicht die Schlüsselstelle des Steigs sein kann, wenn das auch oft behauptet wird.

Andere Kletterbücher sagen, das "Brett" sei eine Schlüsselstelle. Das gilt aber eigentlich nur für nicht Schwindelfreie oder Trittsichere. Und die haben auf einem Klettersteig sowieso nichts zu suchen. Es handelt sich hier um eine schräge Felsfläche, die mit Eisenstäben versehen ist.

Kurz hinter dem Brett endet die Seilsicherung. Über den Grünen Buckel, eine mit Gebüschen bewachsene Kuppe, kletterten wir ca. im 2. deutschen Grad bis auf die Endmoräne des Höllentalferners. Dann ging es die rechte Talseite entlang auf einem schier endlosen Schotterfeld. Eindeutig der unangenehmste Teil des Weges. Die Aussicht auf den Ferner war aber beeindruckend. Von so nah sieht er viel größer aus, als man ihn sich vorstellen würde.

Gemeinerweise wurde der Schotter mit der Zeit immer rutschiger und rutschiger. Irgendwann lief mir zu meiner Verwunderung ein kleiner Bach über den Weg. Ein genauerer Blick auf den Untergrund verriet aber, dass wir, ohne es zu merken, auf einen Ausläufer des Gletschers gelaufen waren und das Geröll jetzt auf der Eisunterlage unter jedem Schritt abrutschte.

Direkt unter dem Weg tauchte genauso plötzlich wie das Eis ein Labyrinth aus Gletscherspalten auf. Der Gletscher ist zwar klein im Vergleich zu Rhone- und Aletschgletscher (nur etwa einen Kilometer lang), aber unterschätzen sollte man ihn trotzdem nicht.

Schließlich endete das Geröllfeld am Rand des Haupteisstroms, wo wir unsere Steigeisen anlegten, zwei von uns das Klettersteigset abnahmen - ein Fehler, wie wir später merkten - und wir uns alle zusammenseilten. Und dann ging es den Gletscher hoch, einige Spalten waren auch zu überqueren. Die breiteste davon hatte zwar eine Schneebrücke, die aber mit dem Eispickel zu durchstechen war, weshalb wir sie lieber übersprangen. Das hieß in diesem Fall einen großen Schritt zu machen und die Steigeisen in die senkrechte bergseitige Spaltenwand zu schlagen, in der Hoffnung, dass der Firn mit dem Wegbröseln warten würde, bis wir vorbei waren.

Mein Bruder war Seilerster, und folgte einfach den Spuren der Vorgängerseilschaft. Diese führten ziemlich direkt nach oben, und, die Proteste des Seilletzten ignorierend, der lieber ein paar Serpentinen gehen wollte, zog er uns in nur einer halben Stunde über den Gletscher
Nun standen wir vor der eigentlichen Schlüsselstelle: der Randkluft. Hier muss eine etwa fünf Meter breite Spalte zwischen Fels und Eis überwunden werden, um auf eine Leiter zu gelangen, die den Einstieg in den weiteren Klettersteig darstellt. Zu unserem Glück befanden sich zahlreiche große Firnbrocken in der Spalte, sonst wäre die Überquerung unmöglich gewesen. Allerdings waren sowohl Leiter als auch Seilsicherung auf den Eisstand von vor 20 Jahren ausgelegt, so dass die ersten zwei, drei Höhenmeter ohne Sicherung und Tritte überwunden werden müssen.
Nun mussten wir feststellen, dass es auf diesem Untergrund und so engem Raum kaum möglich war, die Steigeisen auszuziehen, geschweige denn das Klettersteigset wieder aus dem Rucksack zu wühlen. Glücklicherweise hatte mein Bruder seines noch angelegt, kletterte auf den ersten Felsvorsprung vor und sicherte jeden einzeln von oben mit dem Seil.

Auf dem Vorsprung packten wir unsere Sachen dann ordentlich ein, während diverse Gruppen, die wir vorher an der Randkluft mit unserer unkonventionellen Sicherungsaktion etwas ausgebremst hatten, uns überholten. Danach ging es dann aber zügig in Richtung Gipfel.

Von weiter oben konnten wir erkennen, dass wir am schlimmsten Teil des Gletscherbruches noch vorbeigegangen waren. Dieses Bild zeigt im Vergleich mit dem Schneeferner auf beeindruckende Weise, was der Unterschied zwischen einem fließenden und einem still stehenden Gletscher ist.

Stunden vergingen, und irgendwann standen wir in der Irmerscharte. Der Tiefblick auf den Eibsee, etwa 1500 Meter weiter unten, war schwindelerregend. Auch im Bild Trasse, Stützen und Talstation der Eibseeseilbahn.

"Berg heil!" Gegen 15 Uhr waren wir endlich auf dem Gipfel. Um uns herum wuselten Terror- ähm, Touristen ohne Ende. Uns blieb die Schadenfreude, dass wir kein Geld für die vernebelte Sicht ausgegeben hatten und ein Mittagessen im Münchner Haus.

Die Wolkendecke riss kurzzeitig auf und wir konnten dieses Foto vom Zugspitzplatt schießen. Die im Verhältnis zum Höllentalferner traurigen Reste des nördlichen und kaum noch erkennbaren Reste des südlichen Schneeferners.

Die Fotos vom Abstieg gibt es nicht mehr heute. Bin müde.
Mein Bruder suchte sich noch zwei Alpenvereinsmitglieder, mit denen er sich angefreundet hatte, die Lust hatten, mitzukommen. Einer von ihnen konnte uns kostenlos Leihmaterial vom Verein besorgen (Eispickel, Helme, Klettersteigsets, ein Seil und Steigeisen), und dann ging es los.
Anfahrt: Mit der Bahn nach Schweinfurt (wo mein Bruder wohnt), 10 Stunden. Einige Übernachtungen später mit dem Auto durchs Außerfern zum Parkplatz an der Alpspitzbahn.
Wetter: Tag 1: Regen. Tag 2: Anfangs Sonne, später Wolken/Nebel. Tag 3: Trocken.
Weg: Vom Parkplatz zu Fuß nach Hammersbach, das Höllental hoch, durch die Klamm und zur Höllentalangerhütte (2h +600m)
Am nächsten Morgen zum Klettersteig, selbigen hoch, dann über den Höllentalferner, weiter Klettersteig zum Gipfel, Mittagspause; nach Österreich und Abstieg zur Wienerneustädter Hütte (10h +1500m -700m).
Dritter Tag: Abstieg zum Eibsee (3-4h -1200m), von dort mit der Zugspitzbahn zum Parkplatz zurück.
Und jetzt noch mal in Farbe. Die Fotos haben mein Bruder und ich gemacht.
Ankunft an der Alpspitzbahn. Gegen Regen erwiesen sich die Steinschlaghelme als sehr nützlich, weshalb wir sie gleich aufsetzten. Sehr zur Freude einiger Touristenkinder, die die Höllentalklamm besichtigten ("Mami, guck mal, richtige echte Bergsteiger!"). Unsere Gletscherausrüstung, die teilweise außen am Rucksack hing, erregte ebenfalls Aufsehen.
Den Hammersbach entlang liefen wir in Richtung Höllentalklamm. Am Ende des für Fahrzeuge befahrbaren Weges trafen wir auf zwei Materialseilbahn-Talstationen, eine zur Klammeingangshütte, die in der Felswand "klebt", und eine zur Höllentalangerhütte. Letztere seht ihr hier. Leider etwas unscharf.
Dann ging es nach Entrichtung des "Wegzolls" von 1€ für DAV-Mitglieder und etwas mehr für alle Anderen an der Klammeingangshütte durch die Höllentalklamm weiter. Zu diesem Zeitpunkt waren wir nass. Hinterher waren wir wirklich nass. Gut, dass wenigstens ein Teil des Weges wassergeschützt im Tunnel verlief.
Kurz hinter der Klamm kamen wir an einer Stütze der Materialseilbahn vorbei, die anscheinend eine Einseil-Pendelbahn ist.
Eine recht angenehme Nacht in der Höllentalanger-Hütte später, die unsanft durch einen um 5:15 klingelnden Wecker beendet wurde

Bald kamen wir am Beginn des Klettersteigs an, legten unsere Gurte an und aufwärts gings: zunächst die berühmte "Leiter" hoch, die wirklich nicht die Schlüsselstelle des Steigs sein kann, wenn das auch oft behauptet wird.
Andere Kletterbücher sagen, das "Brett" sei eine Schlüsselstelle. Das gilt aber eigentlich nur für nicht Schwindelfreie oder Trittsichere. Und die haben auf einem Klettersteig sowieso nichts zu suchen. Es handelt sich hier um eine schräge Felsfläche, die mit Eisenstäben versehen ist.
Kurz hinter dem Brett endet die Seilsicherung. Über den Grünen Buckel, eine mit Gebüschen bewachsene Kuppe, kletterten wir ca. im 2. deutschen Grad bis auf die Endmoräne des Höllentalferners. Dann ging es die rechte Talseite entlang auf einem schier endlosen Schotterfeld. Eindeutig der unangenehmste Teil des Weges. Die Aussicht auf den Ferner war aber beeindruckend. Von so nah sieht er viel größer aus, als man ihn sich vorstellen würde.
Gemeinerweise wurde der Schotter mit der Zeit immer rutschiger und rutschiger. Irgendwann lief mir zu meiner Verwunderung ein kleiner Bach über den Weg. Ein genauerer Blick auf den Untergrund verriet aber, dass wir, ohne es zu merken, auf einen Ausläufer des Gletschers gelaufen waren und das Geröll jetzt auf der Eisunterlage unter jedem Schritt abrutschte.
Direkt unter dem Weg tauchte genauso plötzlich wie das Eis ein Labyrinth aus Gletscherspalten auf. Der Gletscher ist zwar klein im Vergleich zu Rhone- und Aletschgletscher (nur etwa einen Kilometer lang), aber unterschätzen sollte man ihn trotzdem nicht.
Schließlich endete das Geröllfeld am Rand des Haupteisstroms, wo wir unsere Steigeisen anlegten, zwei von uns das Klettersteigset abnahmen - ein Fehler, wie wir später merkten - und wir uns alle zusammenseilten. Und dann ging es den Gletscher hoch, einige Spalten waren auch zu überqueren. Die breiteste davon hatte zwar eine Schneebrücke, die aber mit dem Eispickel zu durchstechen war, weshalb wir sie lieber übersprangen. Das hieß in diesem Fall einen großen Schritt zu machen und die Steigeisen in die senkrechte bergseitige Spaltenwand zu schlagen, in der Hoffnung, dass der Firn mit dem Wegbröseln warten würde, bis wir vorbei waren.
Mein Bruder war Seilerster, und folgte einfach den Spuren der Vorgängerseilschaft. Diese führten ziemlich direkt nach oben, und, die Proteste des Seilletzten ignorierend, der lieber ein paar Serpentinen gehen wollte, zog er uns in nur einer halben Stunde über den Gletscher

Nun standen wir vor der eigentlichen Schlüsselstelle: der Randkluft. Hier muss eine etwa fünf Meter breite Spalte zwischen Fels und Eis überwunden werden, um auf eine Leiter zu gelangen, die den Einstieg in den weiteren Klettersteig darstellt. Zu unserem Glück befanden sich zahlreiche große Firnbrocken in der Spalte, sonst wäre die Überquerung unmöglich gewesen. Allerdings waren sowohl Leiter als auch Seilsicherung auf den Eisstand von vor 20 Jahren ausgelegt, so dass die ersten zwei, drei Höhenmeter ohne Sicherung und Tritte überwunden werden müssen.
Nun mussten wir feststellen, dass es auf diesem Untergrund und so engem Raum kaum möglich war, die Steigeisen auszuziehen, geschweige denn das Klettersteigset wieder aus dem Rucksack zu wühlen. Glücklicherweise hatte mein Bruder seines noch angelegt, kletterte auf den ersten Felsvorsprung vor und sicherte jeden einzeln von oben mit dem Seil.
Auf dem Vorsprung packten wir unsere Sachen dann ordentlich ein, während diverse Gruppen, die wir vorher an der Randkluft mit unserer unkonventionellen Sicherungsaktion etwas ausgebremst hatten, uns überholten. Danach ging es dann aber zügig in Richtung Gipfel.
Von weiter oben konnten wir erkennen, dass wir am schlimmsten Teil des Gletscherbruches noch vorbeigegangen waren. Dieses Bild zeigt im Vergleich mit dem Schneeferner auf beeindruckende Weise, was der Unterschied zwischen einem fließenden und einem still stehenden Gletscher ist.
Stunden vergingen, und irgendwann standen wir in der Irmerscharte. Der Tiefblick auf den Eibsee, etwa 1500 Meter weiter unten, war schwindelerregend. Auch im Bild Trasse, Stützen und Talstation der Eibseeseilbahn.
"Berg heil!" Gegen 15 Uhr waren wir endlich auf dem Gipfel. Um uns herum wuselten Terror- ähm, Touristen ohne Ende. Uns blieb die Schadenfreude, dass wir kein Geld für die vernebelte Sicht ausgegeben hatten und ein Mittagessen im Münchner Haus.
Die Wolkendecke riss kurzzeitig auf und wir konnten dieses Foto vom Zugspitzplatt schießen. Die im Verhältnis zum Höllentalferner traurigen Reste des nördlichen und kaum noch erkennbaren Reste des südlichen Schneeferners.
Die Fotos vom Abstieg gibt es nicht mehr heute. Bin müde.