Mit 400 PS über die Gamsleiten
Verfasst: 19.01.2008 - 17:34
Ein interessanter Artikel aus dem Lokalteil der Salzburger Nachrichten:
@max: Wird die G2 jetzt wirklich täglich präpariert? Und dass da eine 600er in der Garage steht, ist mir auch noch nicht aufgefallen!Lokal
Mit 400 PS über die Gamsleiten
12.01.2008 | SN
Rupert Perner präpariert in Obertauern die Gamsleiten-Pisten. Sein Pistenbully hat 400 PS und eine Garage auf 2400 Metern Seehöhe. BIRGITTA SCHöRGHOFER
birgitta schörghofer tweng (SN). Gamsleiten II gilt als die selektivste Piste in der heimischen Skilandschaft. Früher als legendäre Buckelpiste bekannt, fordert die Strecke noch heute höchstes Können. Nicht nur vom Skifahrer. Gamsleiten II ist auch für die Pistenraupenfahrer von Obertauern die Königsstrecke. Ihr täglicher Bezwinger heißt Rupert Perner.
Mit einem Gefälle von teilweise 100 Prozent, das entspricht einem Neigungswinkel von 45 Grad, hat es Perner auf der Gamsleiten-Strecke zu tun. "Beim ersten Mal, wenn du da runterfährst, pickst mehr an der Windschutzscheibe als am Gurt." Bei Schneefall ist um drei Uhr früh Dienstbeginn. Bis neun Uhr, wenn die ersten Skifahrer nach oben fahren, müssen die Hänge in einem Tipptopp-Zustand sein. "Die zahlen ja viel Geld für die Skikarte und erwarten eine perfekte Piste."
Am Abend rückt Perner aus, sobald die Lifte stillstehen. Um zirka 23 Uhr ist Dienstschluss. Der unmittelbare Lohn für seinen Einsatz: "Ich bin immer der Erste, der auf der frisch präparierten Piste ins Tal fährt." Denn die Garage für seinen 400 PS starken Pistenbully befindet sich auf fast 2400 Metern Seehöhe.
30 Pistengeräte sind auf den insgesamt 140 Pistenkilometern von Obertauern täglich unterwegs. Fünf Maschinen gehören der Firma Tauernlift, für die Rupert Perner arbeitet. Neben den Gamsleiten-Pisten werden auch noch die Hänge von Kirchbühellift, Grünwaldkopfbahn und Seekareckbahn präpariert.
Wie man überhaupt Pistenraupenfahrer wird? "Man braucht technisches Verständnis, aber auch viel Gefühl. Der Fahrer muss den Hang in- und auswendig kennen", sagt Tauernlift-Betriebsleiter Georg Santner. Er selbst muss vollstes Vertrauen in seine Männer haben. "So eine Pistenraupe kostet 400.000 Euro, die darfst nicht in den Graben fahren." Ersatzteile hätten "Apothekerpreise", auch die Tankfüllung. Die fünf Pistenraupen verbrauchen in fünf Tagen 10.000 Liter Diesel.
Die Fahrerkabine von Perners "Pistenbully 600" ist der letzte technische Schrei. Hörnchenlenker und Joystick, Dutzende bunte Knöpfe und Displays - dieses Cockpit wäre auch in einem Sience-Fiction-Film herzeigbar. Gezählt habe er noch nie, wie viele verschiedene Knöpfe die Maschine habe, sagt Perner. "Aber ich kann alle bedienen." Und er muss sich auf alle verlassen können. Dann zum Beispiel, wenn er praktisch "im Nichts" über die Gamsleiten fährt. "Bei Schlechtwetter kann es passieren, dass die Begrenzungsstangen der Piste der einzige Orientierungspunkt sind. Sonst ist alles weiß, von oben bis unten."
"Obertauern, wo der Schnee zu Hause ist." So lautet der Werbeslogan für das grenzüberschreitende, hochalpine Skigebiet zwischen Pongau und Lungau. "Und wir machen alles platt", sagt Perner und lacht. Das Gelände müsse heute so präpariert werden, dass alle Skifahrer, gute wie schlechte, flüssig durchfahren könnten. Auch Gefahrenstellen wie Kuppen müssten entschärft werden. "Für uns ist das Präparieren keine Spazierfahrt." Vielmehr ist es eine Sisyphusarbeit. Würden die Pistenraupen von Obertauern für drei Tage stillstehen, dann wären alle Hänge so wie früher einmal ganz Gamsleiten II gewesen ist: eine einzige Buckelpiste.