Engadin - Exkursion Juli 08
Verfasst: 08.10.2008 - 19:02
Weils mit hier im Forum super gut gefällt und ich der Meinung bin, auf lauter Alpeninteressierte Menschen zu stoßen, möchte ich hier auch mal meinen ersten Reisebericht reinstellen.
Bis vor kurzem war ich noch Geographiestudent und natürlich hab ich die Möglichkeit wahrgenommen, wenn sie denn mal da war, eine Exkursion in die Alpen mitzumachen. Und bevor ich mich von der Uni verabschiedete, kam auch ein tolles Angebot:
Exkursion Engadin
Die Exkursion ging vom 03.-06. Juli 2008. Der Professor ist ein relativ komischer Kauz, wenn man sich ein bisschen mit ihm unterhält, findet man schnell heraus, dass er schon einiges in seinem Leben mitgemacht hat. Ein typischer Geograph eben. Aber nun zum Bericht:
Am Donnerstag Abend erfolgte die Anreise nach Zernez über den tollen Flüelapass. Es war ziemlich kaltes nasses Wetter, so dass die kurzen Hosen da oben auf über 2000m etwas unangebracht waren. Aber was solls. Die erste Übernachtung war dann in einem Bettenlager in Zernez. Zu 20ig in einem Raum schlafen, das hat schon was expeditionsmäßiges an sich.
Am Freitag gings früh los. Das Wetter hat sich im Vergleich zum Vortag stark verbessert und wir machten uns auf in Richtung Ofenpass. Kurz vor der Passhöhe liesen wir die Autos stehen und uns wurde immer Etappenweise die Almwirtschaft erklärt. Auch Zeigerpflanzen von Nährstoffen oder bestimmende Pflanzen in den verschiedenen Höhenstufen wurden uns näher gebracht. Das Problem am Geographie-Studium ist immer, dass alles ziemlich interessant ist, aber nichts von dem bringt dich persönlich im Leben weiter. Von daher, genoss ich immer den Ausblick und hab den Prof reden lassen.
Es ging dann über die Alp Buffalorum über einen kleinen "Pass" wo wir unsere kleine Mittagspause machen, mit einem herrlichen Ausblick auf dem Lago di Livigno ins Haupttal des Ofenpasses zurück.
Am Nachmittag stand viel Autofahren auf dem Programm. Wir fuhren über Livigno (wo wir kurz Rast machten und unser Prof das Skigebiet mehr oder weniger schlecht redete...er mag keine Skifahrer) nach Bormio und weiter nach Italien in den schönen kleinen Ort Tirano. Unterwegs kamen wir noch am Bergsturz von Veltlin vorbei, der wirklich sehr beeindruckend ist. Wenn man bedenkt, was so Extremniederschläge alles anrichten können...auf den Bildern könnt ihr euch dann selbst noch davon überzeugen.
Nach einem italienischen Abendessen, ging es zurück in die Schweiz, ins italienisch sprechende Val Poschiavo. Dort am Miralago errichteten wir direkt am Uferweg unser Nachtlager und verbrachten eine herrliche Nacht.
Ungewaschen und ein bisschen verlegen brachen wir ziemlich früh in Richtung Berninapass auf. Für mich als Autofahrer war der Pass ein Highlight. Er zieht sich wirklich wahnsinnig lang und ist angeblich von der Höhendifferenz sogar der längste in den Alpen. Oben angekommen ergaben sich schon prächtige Fotoaufnahmen auf den Cambrenagletscher. Talwärts gings dann vorbei an der Diavolezza und Lagalb-Bahn, die ich leider nicht so genau betrachten konnte, zum dem wohl sehr bekannten Fotostop vor dem Moteratschgletscher. Er ist nach der Pasterze und dem Gepatsch-Ferner der drittgrößte in den Ostalpen und gibt wirklich ein beeindruckendes Bild ab. Ich hoffe ihr freut euch schon auf die Bilder...
So, nachdem wir die anderen Teilnehmer am Bahnhof in Pontresina abgeladen haben, stellten wir schnell noch die Autos am Parkplatz der Corvatsch-Bahn ab und fuhren dann gemeinsam nach Pontresina zurück. Ziel dieses Tages war nämlich der Tschierva-Gletscher und am nächsten Tag eine Wanderung vom Rosseggtal über die Fuorcal Surlej Hütte ins Oberengadin. Dieser Tag war der beeindruckenste von der Exkursion.
Nach einem nicht enden wollenden Vortrag über Vegetationskartierungen, ließen wir unsere schwer bepackten Rucksäcke in der Nähe des Gasthaus Rossegg und machten uns auf in Richtung Seitenmoräne des Tschiervagletschers. Dort ergab sich ein beeindruckender Blick auf die mikrig erscheinende Gletscherzunge des Tschiervagletschers im Vergleich zu dem allmächtig erscheinenden, strahlend weißen Piz Bernina. Beim Betrachten der Bilder werdet ihr euch auch kaum vorstellen können, wie mächtig der Gletscher mal gewesen sein muss.
Zurück ging es den gleichen Weg. Man kann den Bach, der das Schmelzwasser talwärts führt leider erst beim Gasthof Rossegg überqueren und das zieht sich doch mächtig. Wir wollten nämlich noch zum Rossegggletscher laufen, der vor langer langer Zeit mal mit dem Tschiervagletscher einen Gletscherstrom bildete. Die Seitenmoräne des Tschiervagletschers staute das Schmelzwasser auf, so dass sich der natürliche Stausee Lej da Vadret herausbildete. An dem gehts vorbei und dann dauerte es nicht mehr lange und man saß direkt vor dem (noch) in den Stausee kalbenden Rossegggletscher. Ein Eisabbruch wurde uns leider vergönnt, aber ein toller Anblick war das trotzdem. Entdeckerfreudig gingen wir auf den Gletscher und betrachteten Gletschertor, Gletschertische, "Gletscherdolinen" und Schmelzwasserrinnen. Einige der Exkursionteilnehmer waren hier das erste mal auf einem Gletscher...für mich was das eher nichts neues, aber trotzdem toll.
Zurück ging es dann auf dem gleichen Weg. An einer verlassenen und zerfallenen Alm richteten wir unser Nachtlager auf, ohne Zelt, und uns erwartete eine klirrend kalte Nacht, aber mit ein paar Bier schläft sichs trotzdem ganz gut unter einem schönen Sternenhimmel.
So, der Sonntag brachte nicht mehr viel gutes mit sich. Das Wetter wurde schlechter und während unseres Aufstiegs in Richtung Fuorcla Surlej zog ein Gewitter auf. Das ganze war nicht ungefährlich, aber den Prof lies das ziemlich kalt. Auf der Hütte verhielt sich der größte Teil der Gruppe nicht wirklich aplintüchtig und wollten so schnell wie möglich wieder raus (??). Auf meine Frage, warum, meinten sie, es sei hier nicht gemütlich. ?? Was gibt es bitte gemütlicheres als eine schöne warme Alpenhütte wenns draußen stürmt? Nun ja...Studenten halt. Also sind wir bei Wind und Regen wieder aufgebrochen in Richung Corvatsch I Bergstation. Dort angekommen kam die Sonne wieder raus...zum erstaunen vieler, aber nun ja, ich erspar mir hier die Worte...!
Bis auf das komische Ende, war das die beste Exkursion in meinem Geographie-Studium und ich kann nur empfehlen, euch die Gegend mal anzusehen. Vorallem die beiden Gletscher - Rossegg und Tschierva - sind das Ansehen wirklich wert!
So, aber jetzt ab zu den Bildern! Viel Spaß!
Bis vor kurzem war ich noch Geographiestudent und natürlich hab ich die Möglichkeit wahrgenommen, wenn sie denn mal da war, eine Exkursion in die Alpen mitzumachen. Und bevor ich mich von der Uni verabschiedete, kam auch ein tolles Angebot:
Exkursion Engadin
Die Exkursion ging vom 03.-06. Juli 2008. Der Professor ist ein relativ komischer Kauz, wenn man sich ein bisschen mit ihm unterhält, findet man schnell heraus, dass er schon einiges in seinem Leben mitgemacht hat. Ein typischer Geograph eben. Aber nun zum Bericht:
Am Donnerstag Abend erfolgte die Anreise nach Zernez über den tollen Flüelapass. Es war ziemlich kaltes nasses Wetter, so dass die kurzen Hosen da oben auf über 2000m etwas unangebracht waren. Aber was solls. Die erste Übernachtung war dann in einem Bettenlager in Zernez. Zu 20ig in einem Raum schlafen, das hat schon was expeditionsmäßiges an sich.
Am Freitag gings früh los. Das Wetter hat sich im Vergleich zum Vortag stark verbessert und wir machten uns auf in Richtung Ofenpass. Kurz vor der Passhöhe liesen wir die Autos stehen und uns wurde immer Etappenweise die Almwirtschaft erklärt. Auch Zeigerpflanzen von Nährstoffen oder bestimmende Pflanzen in den verschiedenen Höhenstufen wurden uns näher gebracht. Das Problem am Geographie-Studium ist immer, dass alles ziemlich interessant ist, aber nichts von dem bringt dich persönlich im Leben weiter. Von daher, genoss ich immer den Ausblick und hab den Prof reden lassen.
Es ging dann über die Alp Buffalorum über einen kleinen "Pass" wo wir unsere kleine Mittagspause machen, mit einem herrlichen Ausblick auf dem Lago di Livigno ins Haupttal des Ofenpasses zurück.
Am Nachmittag stand viel Autofahren auf dem Programm. Wir fuhren über Livigno (wo wir kurz Rast machten und unser Prof das Skigebiet mehr oder weniger schlecht redete...er mag keine Skifahrer) nach Bormio und weiter nach Italien in den schönen kleinen Ort Tirano. Unterwegs kamen wir noch am Bergsturz von Veltlin vorbei, der wirklich sehr beeindruckend ist. Wenn man bedenkt, was so Extremniederschläge alles anrichten können...auf den Bildern könnt ihr euch dann selbst noch davon überzeugen.
Nach einem italienischen Abendessen, ging es zurück in die Schweiz, ins italienisch sprechende Val Poschiavo. Dort am Miralago errichteten wir direkt am Uferweg unser Nachtlager und verbrachten eine herrliche Nacht.
Ungewaschen und ein bisschen verlegen brachen wir ziemlich früh in Richtung Berninapass auf. Für mich als Autofahrer war der Pass ein Highlight. Er zieht sich wirklich wahnsinnig lang und ist angeblich von der Höhendifferenz sogar der längste in den Alpen. Oben angekommen ergaben sich schon prächtige Fotoaufnahmen auf den Cambrenagletscher. Talwärts gings dann vorbei an der Diavolezza und Lagalb-Bahn, die ich leider nicht so genau betrachten konnte, zum dem wohl sehr bekannten Fotostop vor dem Moteratschgletscher. Er ist nach der Pasterze und dem Gepatsch-Ferner der drittgrößte in den Ostalpen und gibt wirklich ein beeindruckendes Bild ab. Ich hoffe ihr freut euch schon auf die Bilder...

So, nachdem wir die anderen Teilnehmer am Bahnhof in Pontresina abgeladen haben, stellten wir schnell noch die Autos am Parkplatz der Corvatsch-Bahn ab und fuhren dann gemeinsam nach Pontresina zurück. Ziel dieses Tages war nämlich der Tschierva-Gletscher und am nächsten Tag eine Wanderung vom Rosseggtal über die Fuorcal Surlej Hütte ins Oberengadin. Dieser Tag war der beeindruckenste von der Exkursion.
Nach einem nicht enden wollenden Vortrag über Vegetationskartierungen, ließen wir unsere schwer bepackten Rucksäcke in der Nähe des Gasthaus Rossegg und machten uns auf in Richtung Seitenmoräne des Tschiervagletschers. Dort ergab sich ein beeindruckender Blick auf die mikrig erscheinende Gletscherzunge des Tschiervagletschers im Vergleich zu dem allmächtig erscheinenden, strahlend weißen Piz Bernina. Beim Betrachten der Bilder werdet ihr euch auch kaum vorstellen können, wie mächtig der Gletscher mal gewesen sein muss.
Zurück ging es den gleichen Weg. Man kann den Bach, der das Schmelzwasser talwärts führt leider erst beim Gasthof Rossegg überqueren und das zieht sich doch mächtig. Wir wollten nämlich noch zum Rossegggletscher laufen, der vor langer langer Zeit mal mit dem Tschiervagletscher einen Gletscherstrom bildete. Die Seitenmoräne des Tschiervagletschers staute das Schmelzwasser auf, so dass sich der natürliche Stausee Lej da Vadret herausbildete. An dem gehts vorbei und dann dauerte es nicht mehr lange und man saß direkt vor dem (noch) in den Stausee kalbenden Rossegggletscher. Ein Eisabbruch wurde uns leider vergönnt, aber ein toller Anblick war das trotzdem. Entdeckerfreudig gingen wir auf den Gletscher und betrachteten Gletschertor, Gletschertische, "Gletscherdolinen" und Schmelzwasserrinnen. Einige der Exkursionteilnehmer waren hier das erste mal auf einem Gletscher...für mich was das eher nichts neues, aber trotzdem toll.
Zurück ging es dann auf dem gleichen Weg. An einer verlassenen und zerfallenen Alm richteten wir unser Nachtlager auf, ohne Zelt, und uns erwartete eine klirrend kalte Nacht, aber mit ein paar Bier schläft sichs trotzdem ganz gut unter einem schönen Sternenhimmel.
So, der Sonntag brachte nicht mehr viel gutes mit sich. Das Wetter wurde schlechter und während unseres Aufstiegs in Richtung Fuorcla Surlej zog ein Gewitter auf. Das ganze war nicht ungefährlich, aber den Prof lies das ziemlich kalt. Auf der Hütte verhielt sich der größte Teil der Gruppe nicht wirklich aplintüchtig und wollten so schnell wie möglich wieder raus (??). Auf meine Frage, warum, meinten sie, es sei hier nicht gemütlich. ?? Was gibt es bitte gemütlicheres als eine schöne warme Alpenhütte wenns draußen stürmt? Nun ja...Studenten halt. Also sind wir bei Wind und Regen wieder aufgebrochen in Richung Corvatsch I Bergstation. Dort angekommen kam die Sonne wieder raus...zum erstaunen vieler, aber nun ja, ich erspar mir hier die Worte...!
Bis auf das komische Ende, war das die beste Exkursion in meinem Geographie-Studium und ich kann nur empfehlen, euch die Gegend mal anzusehen. Vorallem die beiden Gletscher - Rossegg und Tschierva - sind das Ansehen wirklich wert!
So, aber jetzt ab zu den Bildern! Viel Spaß!