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Bergtouren im Vinschgau, 10.6. bis 13.6. 2009

Verfasst: 28.06.2009 - 23:00
von Martin_D
In der zweiten Woche der Pfingstferien war ich ein paar Tage im Vinschgau zum Bergwandern. Schon oft war ich um Pfingsten herum im Vinschgau. Es ist eine sehr attraktive Zeit für Urlaube dort. Faszinierend ist sind die Gegensätze in der Natur auf engsten Raum zu dieser Jahreszeit in dieser Gegend: Während im Hauptal der Frühsommer schon Einzug gehalten hat, kann in den Hochlagen der Ortlergruppe und der südlichen Ötztaler Alpen noch relativ Schnee liegen.

Folgende Unternehmungen habe ich durchgeführt:

10. Juni: kleine Rundtour im Martelltal (Anreisetag)
11. Juni: Roundtour im Plaineiltal
12. Juni: Pfossental-Eishof
13. Juni: Kalfanwand (3061m)



Los geht es mit dem Bericht über dem 10. Juni:

Gegen 16.30 Uhr bin ich am Parkplatz im hinteren Martelltal angekommen, der sich auf 2050m befindet. Dort wollte ich noch eine kleinere Rundtour durchführen, um mir ein Bild über die Schneelage zu machen. Ich ging erst ein kurzes Stück nach Süden Richtung vordere Rotspitze, um dann auf einen Weg Richtung Marteller Hütte weiterzugehen. Im Verlauf dieses Weges kam ich bei einer Steinmauer in etwa 2300 Meter Höhe an. Diese wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut, um das Tal vor Gletscherseeausbrüchen zu schützen. Nach der Überquerung der Mauer ging es auf einen anderen Weg wieder ins Tal zurück. Unterwegs war ich gut 2 Stunden.

Hier ein paar Bilder:


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Vom Parkplatz hat man einen schönen Blick auf die Zufrittspitze (3439m), dem höchsten Berg im Kamm zwischen Martelltal und Ultental



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Auf diesem Bild erkennt man die Kalfanwand (3061m). Ein Grund für meinen späten Ausflug ins Martelltal am Anreisetag war, weil ich schauen wollte, ob der Schnee an diesem Berg schon so weit abgeschmolzen ist, dass dieser Gipfel ohne Probleme für einen Bergwanderer machbar ist. Angesichts dieses Anblicks war ich mir nicht sicher ob das schon gehen würde. Drei Tage später habe ich den Berg dann bestiegen. Der Anstieg war problemlos. Man musste zwar ein paar Schneefelder überqueren. Der Schnee war aber gut begehbar und die Schneefelder waren an diesen Stellen nicht allzu steil.



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Unterhalb der Kalfanwand befindet sich das (aus dieser Perspektive leider zum großen Teil verdeckte) Pedertal. Das Pedertal ist für den Bergwanderer ein reizvolles Ziel. Zum einen ist es ein malerisch schönes Hochgebirgstal. Zum kann ein normaler Bergwander bei geeigneter Routenwahl vom Pedertal aus im Sommer und Frühherbst bei guten Bedingungen gleich vier Berge über 3400m besteigen, ohne Gletscher begehen zu müssen oder klettern zu müssen. Dabei handelt es sich um die Äußere Pederspitze (3402m, im Bild links von der Kalfanwand), die Mittlere Pederspitze (3462m, links von der Äußeren Pederspitze gerade noch zu sehen), sowie die beiden nicht im Bild sichtbaren Gipfel Schildspitze (3461m) und Plattenspitze (3420m).



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Hier erkennt man die Zufallhütte und das Madritschtal. Rechts von der Bildmitte erkennt man das Madritschjoch (3146m) und noch weiter rechts die Hintere Schöntaufspitze (3325m). Dahinter verborgen ist das Skigebiet von Sulden. Vor zwei Jahren war mal im Gespräch, das Martelltal über eine Gondelbahn durch das Madritschtal an das Suldener Skigebiet anzubinden.



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Hier die Steinmauer, die das Tal einst vor Gletscherausbrüchen schützen sollte



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Hier das Langental oberhalb der Steinmauer. Durch dieses Tal muss man gehen, wenn man vom Martelltal aus auf die Casatihütte will, um den Cevedale zu besteigen. Links oben ist die Zufallspitze (3757m), die jedoch etwas im Nebel eingehüllt ist.



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Dieser Wasserfall ist Namensgeber für die Zufallspitze und für die Zufallhütte.

Re: Bergtouren im Vinschgau, 10.6. bis 13.6. 2009

Verfasst: 28.06.2009 - 23:38
von Martin_D
11. Juni: Rundtour im Plaineiltal

Das Planeiltal ist ein Seitental des Vinschgau, das zu den Südlichen Ötztaler Alpen gehört. Es beginnt verläuft nordlich von Mals Richtung Nordosten bis zum Rabenkopf, der sich in der Nähe der Weißkugel befindet. Meine Tour geht vom Dorf Planeil (1590m) nach norden hoch auf den Kamm zwischen Planeil- und Plannwenntal. Dort komme ich an den in Karten verzeichneten Gratpunkten Salisatis (2108m) und Stoanmandl (2484m) vorbei. Dort verlasse ich den Kamm wieder und gehe zur Planeiler Alm und von dort weiter ins Tal hinunter. Anschließend gehe ich den Talweg nach Planeil Dorf zurück. Leider war das Wetter sehr durchwachsen. Zwischenzeitlich gab es ein paar Regenschauer. Erst am späteren Nachmittag wurde das Wetter besser und es kam immer mehr die Sonne hervor. Daher sind mit Ausnahme des ersten Bildes alle Bilder vom letzten Teil der Tour.



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Gegenüber des Planeiltals befindet sich auf der anderen Seite des Vinschgaus die Sesvennaguppe. Im Bild ist der Muntpitschen (3162m) und im Vordergrund der Watles zu sehen.



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Blick taleinwärts zur Portlesspitze (3074m)



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Herrlich ist die Landschaft im Planeiltal



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wunderschöne Wiesen



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Blick talauswärts zum Muntpitschen und zum Watles



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Auf der Rückfahrt zu meinem Quartier in Goldrain nutzte ich die Gelegenheit, um den Ortler(3905m) zu fotografieren. Der Anblick des Ortlers vom Obervinschgau ist wirklich gigantisch. Während die meisten anderen hohen Ostalpenberge wie Bernina, Großglockner, Wildspitze aus den großen Tälern nicht oder nicht gut zu sehen sind, da andere Berge die Sicht verstellen, kann man den Ortler in seiner ganzen Pracht sogar vom Tal aus bewundern.

Re: Bergtouren im Vinschgau, 10.6. bis 13.6. 2009

Verfasst: 29.06.2009 - 22:15
von Martin_D
12. Juni: Pfossental - Eishof

Das Pfossental ist ein Seitental des Schnalstal. Von der Einmündung ins Schnalstal geht das Tal zunächst nach Norden zum Alpenhauptkamm, macht anschließend eine 90°-Kurve nach Osten. Vom Pfossental gibt es einen hochalpinen Übergang ins Pfelderer Tal, das Eisjoch, das aber Mitte Juni noch längst nicht schneefrei erreichbar ist. Ich machte eine Halbtagswanderung vom Parkplatz am Vorderkaser (1693m) zum Eishof (2071m) und von dort noch eine knappe halbe Stunde weiter Richtung Eisjoch. Dort kehrte ich dann um.

Hier die Bilder



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Roten-Spitze (3393m) und Fanat-Spitze (3358m), zwei weniger bekannte Gipfel im Alpenhauptkamm zwischen Hinterer Schwärze und Hochwilde.



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Kurz nach der 90°-Kurve wird der Blick frei auf das Hintere Pfossental, das von der Hohen Weiße (3278m) dominiert wird.
Links vom Tal ist der Alpenhauptkamm, rechts die Texelgruppe, zu der auch die Hohe Weiße gehört.



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Zoom auf die Hohe Weiße, eine prächtiger Berg.



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Weg Richtung Eisjoch im hinteren Pfossental. Hier war der Endpunkt meiner Wanderung.



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Hohe Weiße



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Blick zurück nach Westen: Im Bild ist die Hintere Schwärze (3624m)



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Hier ragt der Similaun (3599m) über einen vorgelagerten Bergrücken hervor.

Re: Bergtouren im Vinschgau, 10.6. bis 13.6. 2009

Verfasst: 30.06.2009 - 10:45
von maartenv84
Sehr schöne Bilder. bin schon auf die Fortsetzung gespannt. Das Vinschgau sieht wirklich sehr schön aus.

übrigens: Der Grossglockner ist am Anfang des Kalsertals sehr schön in seiner ganzen Pracht zu sehen. Aber so frei wie der Ortler (leider) nicht.

Der Steil abfallande Wand ist doch auf die seite von Sulden?

Re: Bergtouren im Vinschgau, 10.6. bis 13.6. 2009

Verfasst: 30.06.2009 - 12:29
von Af
Tolle Bilder....endlich kann ich mir die Martellseite Richtung Sulden mal besser vorstellen....

@ Maarten: Jo, dürfts sein...und grob an dessem Fuss (in ein paar Metern Entfernung) steht die Bergstation der 4SB Des Alpes. :D

Re: Bergtouren im Vinschgau, 10.6. bis 13.6. 2009

Verfasst: 30.06.2009 - 23:30
von Martin_D
Es freut mich, wenn die Bilder dem einen oder anderen gefallen. Ich habe schon befürchtet, dass sich niemand dafür interessiert.

@maartenv84
zum Ortlerbild: Die Wand, die du meinst, ist die Ortler-Nordwand und die fällt in der Tat Richtung Sulden ab. Links vom Ortler liegt Sulden, rechts vom Ortler Trafoi. Von dort aus geht es dann weiter zum Stilfser Joch

13. Juni: Kalfanwand

Nun komme ich zum Höhepunkt des Bergurlaubs, der Wanderung auf die Kalfanwand (3061m). Bei der heuer für Mitte Juni noch guten Schneelage dürfte es nur ganz wenig andere Berge in den Ostalpen über 3000m geben, die man als Bergwander ohne Probleme wegen zu viel Schnee schon zu dieser Zeit besteigen konnte. In anderen Jahren ist die Kalfanwand schon ab Mitte/Ende Mai weitgehend schneefrei zu besteigen. Die Kalfanwand ist eine dem eigentlichen Bergkamm zwischen Martelltal und Lasertal vorgelagerte Graderhebung. Ausgangspunkt für die Tour war wieder der Parkplatz im Talschluss des Martelltals (2050m). Der Aufstieg auf direkten Weg daurte etwa 3 Stunden. Beim Abstieg machte ich einen Abstecher ins Pedertal. Er dauerte dann ebenfalls etwa 3 Stunden.



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Die Zufallspitze (3757m) dominiert im hinteren Martelltal. Beim Aufstieg wird sie schon bald gut sichtbar.



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Zufrittspitze (3439m)



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Die drei Venziaspitzen und rechts davon die Köllkuppe (3330m bis 3386m)



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Das Aufstiegsgelände knapp oberhalb der Waldgrenze in etwa 2500m zur Hälfte des Weges



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Am Gipfel wird plötzlich die Königsspitze (3851m) sichtbar. Der vorgelagerte Gipfel rechts davon ist die Hintere Schöntaufspitze (3325m). Bis kurz unterhalb dieses Gipfels geht auf der anderen Seite eine Sesselbahn des Suldener Skigebiets.



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Zoom auf die Königsspitze, die sich vom Gipfel der Kalfanwand aus der gleichen Perspektive zeigt wie vom Suldener Skigebiet oberhalb der Schaubachhütte.



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Auch der Gipfel des Ortlers (3905m) ist von der Kalfanwand sichtbar.



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Nun geht der Blick in die entgegengesetzte Richtung nach Osten. Im Bild sichtbar ist das Hasenöhrl (3256m), der östlichtse Dreitausender der Ortlergruppe. Das Hasenöhrl befindet sich zwischen dem Vinschgau und dem Ultental. Hinter dem Hasenöhrl verborgen ist das Skigebiet Schwemmalm.



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Die Zufrittspitze vom Gipfel



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Die Veneziaspitzen vom Gipfel aus gesehen.



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Über den Einschnitt zwischen den Veneziaspitzen und der Zufallspitze kann man den Monte Vioz (3640m) erkennen, der sich schon vollständig außerhalb Südtirols befindet.



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Die Zufallspitze



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Zoom auf die Casatihütte



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links Schildspitze (3461m), in der Mitte die Mittlere Pederspitze (3462m) und rechts die Äußere Pederspitze (3402m). Im Jahr 2000 hatte es so wenig Schnee, dass ich bereits Mitte Juni auf die Äußere Pederspitze wandern konnte. In diesem Jahr ist das völlig undenkbar.



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Das Aufstiegsgelände in etwa 2700 Metern Höhe.



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Beim Agstieg gabs einen Abstecher in das wunderschöne Pedertal.



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So präsentiert sich die Kalfanwand aus dem Pedertal. Dies Perspektive erklärt den Namen.



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Pedertal mit Plattenspitze (3420m). Im Hochsommer ist der Schnee soweit abgeschmolzen, dass auch dieser Berg für Bergwanderer machbar ist. Dahinter befindet sich übrigens Sulden und das Kanzel-Skigebiet.



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Pedertal mit Plattenspitze, Mittlerer Pederspitze und Äußere Pederspitze (die beiden letzen Gipfel sind gerade noch rechts oben sichtbar. Zwischen Plattenspitze und Mittlerer Pederspitze ist auch noch die Schildspitze, die sich allerdigs hinter einem vorgelagerten Felsen verbirgt. Alle vier Berge sind über 3400 Meter hoch und alle vier Berge sind bei schneefreien Bedingungen und sicherem guten Weter Bergwandergipfel. Allerdings muss man ein Auge für die richtige Route haben, da im Gelände oberhalb 3000 Meter irgendwann mal die Wegmarkierungen enden. Bei falscher Routenwahl besteht eine gewissen Steinschlaggefahr. Ansonsten ist die Besteigung jedes dieser vier Gipfel ungefährlich.



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Das Pedertal an der Waldgrenze



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Im Martelltal gegenüber liegt die Vordere Rotspitze (3033m). Sie ist ein dem Veneziakamm vorgelagerter Gipfel und damit so etwas wie das Gegenstück der Kalfanwand. Auf die Vordere Rotspitze führt ein markierter Steig, der an einer steilen Stelle knapp vor dem Gipfel ein Sicherungsseil hat.



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Immer im Blick hat man im letzten Teil des Abstiegs die Veneziaspitzen.

Re: Bergtouren im Vinschgau, 10.6. bis 13.6. 2009

Verfasst: 01.07.2009 - 20:11
von KuT
Sehr schön, Martin, der 13. Juni war ja dann wohl so etwas wie der Höhepunkt des Urlaubs.
Das ist schon eine begeisternde Ecke Land, irgendwann möchte ich die auch mal mit eigenen Augen sehen.

Re: Bergtouren im Vinschgau, 10.6. bis 13.6. 2009

Verfasst: 02.07.2009 - 11:40
von Foto-Irrer
sehr interessant, das hintere Martelltal könnte was für unseren Sommerurlaub im August sein, da Du schreibst (und man auf den Bildern sieht), dass man auch als nicht-schwindelfreier und wenig bergerfahrener Küstenbewohner doch sehr hoch laufen kann (ich sag mal, ab dem Zeitpunkt, wo ein Seil am Fels ist, würde ich umkehren. Zwar würde ich noch hoch- aber nicht wieder runterkommen).

Da müsste es doch bestimmte eine sehr einfache Wanderung vom Martelltal hoch zum Joch/Sattel geben, wo man dann hinten ins Tal von Sulden (da beim Skigebiet) runterschauen kann oder?

Re: Bergtouren im Vinschgau, 10.6. bis 13.6. 2009

Verfasst: 02.07.2009 - 14:46
von Martin_D
Ein Urlaub im August im Martelltal ist sicher eine gute Idee.
Und du liegst richtig: Es gibt einen problemlosen Weg vom Martelltal zum Madritschjoch zwischen Martell und Sulden. Die Aufstiegszeit dürfte 3 1/2 Stunden betragen. Vom Madrtischjoch kann man in einer weiteren halben Stunde auf die Hintere Schöntaufspitze. Tourenmöglichkeiten gibt es jedenfalls genügend. Bei Interesse kann ich gerne ein paar Tipps geben.

Re: Bergtouren im Vinschgau, 10.6. bis 13.6. 2009

Verfasst: 02.07.2009 - 15:49
von Mario
Superschöne Bilder einer sehr interessanten Tour - da muss ich unbedingt auch mal die Wanderschuhe schnüren... :gut: