Les Orres und das grosse Klo, 30.1.2011
Verfasst: 14.02.2011 - 16:43
Les Orres und das grosse Klo, 30.1.2011
Das bisher Gehörte und Gelesene über Les Orres lässt auf ein bestenfalls durchschnittliches Skigebiet schliessen. Zudem ist es unter den bekannten Skigebieten in den französischen Südalpen eines der kleineren. Daher war sich die kleine Reisegruppe nicht sicher, ob wir dem Gebiet überhaupt einen Besuch abstatten sollen. Jedoch wäre es auch merkwürdig, wenn man ein Gebiet nicht besuchte, das für einen Skitag definitiv gross genug ist, und das unmittelbar vor der Haus- bzw. Hoteltüre liegt. Daher war man sich doch recht schnell darüber im Klaren, dass dieses Gebiet getestet würde. Wir suchen uns einen Tag heraus, der wettermässig nicht uneingeschränkt schön sein soll, um die besser gemeldeten Tage in vermeintlich interessanteren Gebieten verbringen zu können. So schneit es am Vorabend zeitweise leicht, und auch in der Früh sind hohe Wolken zu erkennen, und die Landschaft ist an manchen Stellen etwas "eingezuckert" - oben mehr als unten.
Um sich einen Eindruck von dieser künstlichen Skistation zu verschaffen, die oberhalb einiger Weiler errichtet worden ist, hilft der Pistenplan weiter. Das Studium desselben bringt am Vorabend erst mal eine Ernüchterung: Der Schlepplift Pic Vert scheint auf die untere Hälfte gekürzt zu sein. Im oberen Bereich sind noch die Lift- und Pistenschneisen zu sehen. So etwas macht immer skeptisch. Auf dem Vorjahresplan ist noch der komplette Lift eingezeichnet.
Hier der Pistenplan:

^^ Zum vergrössern bitte anklicken
Das Skigebiet verfügt über drei Einstiegsbereiche:
1. Champ Lacas für die Tagesgäste mit den Liften 4SB Champ Lacas und SL Pramouton
2. Die ursprüngliche Skistation Centre Station mit den Liften 6KSB Prélongis, 2SB Bois Long und SL Pic Vert
3. Die vor wenigen Jahren neu gebaute Station Bois Mean mit den Liften 4SB Préclaux und 2SB Prébois
Gleichzeitig kann man das Skigebiet leicht in drei Höhenbereiche untergliedern:
1. Die talstationsnahen, flacheren und durch Wald verlaufenden Hänge um die genannten Anlagen zum Skigebietseinstieg.
2. Die mittlere Lage um die Anlagen 3SB Grand Clos, SL Bergerie, 6KSB Fontaines und 6KSB Pousterle, welche durch kurvenreiche anspruchsvolle Pisten (dunkelrot - hellschwarz) sowie durch Baumgrenzenlandschaft geprägt ist (Grand Clos noch richtiger Wald); die genannten Anlagen führen auf Vorberge der Gipfelkette
3. Der Gipfelbereich, wo drei Schleplifte (Boussolenc, Portette, Marmottes) bis auf den Gipfelgrat hinaufführen; dieser Bereich ist hochalpin und liegt deutlich über der Baumgrenze, er bietet überwiegend "hellrote" Pisten
Der mittlere und der obere Bereich bieten zahlrieche Offpiste-Möglichkeiten neben den Pisten. Im Bereich der beiden Skistationen herrscht viel Betrieb und Gewusel. Die Skifahrerströme werden überwiegend durch die Anlagen 6KSB Prélongis, 4SB Préclaux, 6KSB Fontaines und 6KSB Pousterle abtransportiert. Dementsprechend sind diese Anlagen mit der höchsten Kapazität ausgestattet. Man möge sich hierbei jedoch auch fragen, was Ursache und was Wirkung ist.
Bei mittelprächtigem Wetter (hohe Wolken, leichter Schneefall) nehmen wir als eines der ersten Tagesgästautos überhaupt den ersten an der vom Tal hoch kommenden Strasse liegenden Parkplatz. Dieser befindet sich direkt am Schlepplift Schafswiese (Pramouton). Die Dame an der Kasse notiert unsere Herkunftsländer; Downhill kauft am Ticketautomat, der offenbar immer stärker im Kommen ist. Mit diesem Stangenschlepper wählen wir einen standesgemässen Einstieg auf Französisch.

Meine Mitfahrer haben einen ausgeprägten Drang zu einem grossen Klo, und so zieht es sie zielstrebig zur ähnlichtönend benannten 3SB.

^^ Erwartungsfroh und zufrieden im grossen Klo: GMD und Snowotz
Wir absolvieren einige Abfahrten an den Anlagen 3SB Grand Clos, 4SB Champ Lacas und dem jämmerlich heruntergestutzten SL Pic Vert. Letzerer endet diese Saison genau da, wo er spannend wird - in der Mitte. Die Stangen selbst drehen wie eh und je ihre Runden bis hinauf zur alten Umlenkscheibe, die Skifahrer jedoch werden durch einen massiven Schneehaufen am Weiterfahren gehindert. Die Pisten an den genannten Anlagen sind genial zu fahren: Keinerlei menschliche Störfaktoren (ausser uns selbst) sind auf den Pisten anzutreffen, und die nächtliche Störung hat einige Zentimerter feinsten Pulvers auf den excellent präparierten Pisten abgeladen. Hier ist ein Fahren wie auf Watte und mit hoher Geschwindigkeit möglich. Insbesondere die schwarze Ecureuil und die rote Myrtilles am grossen Klo haben unser "Gaspedal" herausgefordert. Die Kehrseite der Medaille sind das völlig fehlende Landschaftserlebnis in diesem Bereich sowie die Tatsache, dass nahezu alle Pistenabschnitte dezent modelliert sind, ohne dass es dafür einen erkennbaren Anlass gibt. Immerhin hält isch die Modellierung im Rahmen und es sind noch spürbare Bodenformeinflüsse vorhanden. Die hohe Reisegeschwindigkeit führt in Kombination mit dem wenig fotogenen Wetter dazu, dass ich innerhalb dieses Zeitabschnitts keine Fotos produziere.
Nachdem wir uns standesgemäss abreagiert haben und einige tolle Abfahrten auf die Habenseite unseres Skikontos verbucht haben, wagen wir uns in die Höhle des Löwen: Wir nähern uns der zentralen Skistation.

^^ 2B Bois Long vor der charakteristischen Skistation; rechts der Alpine Coaster, der auf diesem alpinen Massenspielplatz offenbar nicht fehlen darf; hinten die durch den nächtlichen Schneefall angezuckerte Landschaft
In der Tat: Das Gewusel in dieser Skistation und auf den Pisten in unmittelbarer Nähe erfordert ein gerüttelt Mass an Jahrmarktsversessenheit, welche mir etwas abgeht.
Wir entscheiden uns zunächst für die Bahn ohne Andrang.

Es folgen Fahrten mit der 6KSB Fontaines (mit anschliessender Abfahrt Gentianes zurück zur Station) einmal unter Nutzung der schwarzen "Horrible", die leider gar nicht so horrible ist und besten Schnee aufweist, sowie mit den 6KSB Prélongis und Pousterle sowie dem SL Marmottes (mit anschliessender Außenrum-Abfahrt Grand' Cabane). Fotos gibt's auch hier erst mal nicht, weil die Motive später nochmal bei besserem Wetter kommen sollten. Wir landen auf diese Art und Weise in der neueren Skistation Bois Mean, wo in der Zufahrt zur 4SB Préclaux ebenfalls ein schlimmes Gewusel herrscht. So fahren wir weiter herunter zur Talstation der 2SB Pré Bois, wo die Piste unter der charakteristischen Brücke der Zufahrtsstrasse hindurch führt.

Aus der 2SB Pré Bois heraus bietet sich ein guter Blick auf den rechten Skigebietsteil in der mittleren Höhenlage.

^^ Ganz rechts die 4SB Préclaux, oben rechts die Bergstation der 6KSB Pousterle, von der 5 völlig unterschiedliche Pisten herunter führen; dieser Pistenbereich reicht von der Mulde links der Bildmitte bis zur Mulde, die (hier unsichtbar) rechts des Höhenrücken am rechten Bildrand liegt (eben gefahrene Piste Grand' Cabane)

^^ Leicht links der vorherigen Bildes liegen die Trasse der 6KSB Fontaines sowie die Trasse der Vorgängeranlage
Nach weiteren fotolosen Fahrten mit der 4SB Préclaux und den 6KSBen Fontaines und Pousterle landen wir auf der Terrasse des Restaurants im Dreh- und Angelpunkt dieses rechten Skigebietsteils.

Hier kommt jetzt erstmals richtig die Sonne durch, und auch oben wird der Dunst dünner, so dass sich erstmals ein fotogener Blick auf den Gipfel-Kurvenlift Marmottes möglich wird, welcher zum höchsten Punkt des Skigebiets führt.

Dieses Mal fahren wir aber nicht auf der (von unten gesehen) rechten Seite ab, sondern auf der linken.

^^ Der Pulverschnee staubt herrlich auf der exponierten Gratabfahrt Faucons

^^ Der Blick hinunter auf Bergstation Pousterle und Restaurant zeigt die Steilheit einiger Geländeabschnitte hier oben

^^ Weiter geht's auf dem zurechtmodellierten, aber schön exponierten Grat
Die 6KSB Pousterle ist mit 6 Pisten die Hauptanlage schlechthin; sie führt mit 650 Höhenmetern aus dem Wald bis ins Hochgebirge. Besonders attraktiv fürs Auge und für Offpiste erscheint mir der Baumgrenzenbereich mit den Baumgruppen.

Die schwarze Pousterle-Piste hat schöne Muldenform, aber auch ein paar Fangnetzapplikationen, deren Sinn sich mir nicht unmittelbar erschliesst.

Unten verschmelzen 5 Pisten zu einem breiten Hang, der dann aber leider auch wieder etwas stärker frequentiert ist als oben. Die Schneequalität und die Präparierung sind den ganzen Tag erstklassig.

Ein wenig Abgeschiedenheit vermittelt das menschenleere Vallon des Fontaines, das bezüglich (nicht vorhandener) Frequentierung wieder an unsere ersten Abfahrten des Tages anknüpft.

Weiter unten entschliessen wir uns dann zu einem (tollen) Ritt durchs unbepistete Gelände, das teilweise schön einzelbebaumt ...

... und und teilweise schön bemuldet ist.

Nachdem wir die Leser jetzt genügend mit dem mittleren Bereich des Skigebiets genervt haben, gehen wir eine Etage höher: zu den übrigen Gipfelliften.

^^ Zickzacklift Portette mit interessanten Geländeformen und traumhaftem Pulverschnee

^^ Etwas primitiver geformte Landschaft am Boussolenc-Lift

^^ Talstationen Portette und Boussolenc sowie oberer Bereich des Bergerie-Lifts, der fast 400 Höhenmeter macht.

^^ Zickzacklift Portette

^^ Unsere Truppe zwischen den beiden Kurven des Zickzackliftes
Dieses oberste Stockwerk ist zumindest optisch-stilistisch das Highlight des Gebiets. Im Gegensatz zu den tieferen Bereichen gibt es hier oben mit den drei Gipfelschleppliften so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal des Gebietes. Die Schlepplifte führen - so wie es sich gehört - ganz bis auf den Grat hinauf. Hinten existiert eine respekteinflössende Kante mit Tiefblick und Ausblick in eine menschnefeindliche Gegend mit tief eingeschnittenem Tal und rauer Bergkette. Diese ist jedoch so hoch, dass man nicht darüber hinweg schauen kann, was das Landschaftserlebnis wiederum ein wenig einschränkt. Die Pisten hier oben locken durch besten Pulverschnee und am Portette-Lift sowie dem Marmottes-Lift mit abwechslungsreicher Trassierung. Am Boussolenc-Lift ist die Trassierung etwas gleichförmiger. Alles in allem sind die Pisten hier zuoberst von der topographischen Qualität nicht besser als anderswo, aber in Kombination mit dem excellenten Schnee und der exponierten landschaftlichen Einbettung schon eine sehr feine Sache.

^^ Blick von der Bergstation des Portette-Lifts nach hinten in das Rückseitige Tal mit Bergkette

^^ Blick an Bergstation Portette-Lift den exponierten Gipfelgrat entlang in Richutng Südwesten zur Bergstation Marmottes
Von hier oben hat man auch einen guten Blick auf das gut befestigte Embrun mit dem Wasserrest des Lac de Serre Ponçon.

^^ Links im Bild vor dem See Baratier, in dem sich unser Hotel befindet, ganz vorn links die Pousterle-Bergstation

^^ GMD am Boussolenc-Ausstieg

^^ Blick von der Blanchon-Piste am SL Boussolenc auf den SL Portette mit erkennbaren Piste- und Off-Piste-Möglichkeiten - gnadenlos geeignetes Skigelände hier
Als letztes nehmen wir den Skilift Bergerie unter die Räder - pardon unter die Kanten. Dieser 400-Höhenmeter-Lift befindet sich wieder im Baumgrenzenbereich, was ihm eine gewisse idyllische Anmutung verleiht.

Von der Talstation des Bergerie-Lifts eröffnet sich dann ein faszinierender Blick in den gigantischen skibaren Kessel unterhalb des Portette-Lifts mit den Pisten Portette und Gentianes, der leider durch die auffällig Lanzenbestückung optisch abgewertet wird.

Die Coqs-Piste führt uns über den Skicross-Abstecher nochmals zum Stade-Lift, dessen Piste nach Einstellung des Renn-Trainings jetzt auch leicht vereinsamt ist.


^^ Zoom: Hoch über der Bergstation der 2SB Bois Long trohnt die Bergstation der 6KSB Fontaines
Nach einem Bierchen an dessen Talstation fahren wir ein letztes Mal den Marmottes-Lift, dessen Teller sich auf dem extrem langen Rücklauf-Spannfeld jetzt uneingeschränkt in der Sonne räkeln ...

... um dann noch ein zweites Mal die Aussenrum-Abfahrt Grand' Cabane in Angriff zu nehmen. Deren Mittelteil liegt teilweise bereits im Schatten, wo wir einige Offpiste-Abstecher wagen und den Fotoapparat in der Tasche lassen - bevor sich uns die charakteristische, und gegen Abend leicht vereiste, Engstelle nochmals im letzten Sonnelicht präsentiert.

Nach einer weiteren Fontaines-Fahrt unter nochmaliger Nutzung der schwarzen Ecureuil sowie der in der Früh noch gesperrten und jetzt freigegebenen roten Clos de guis im Bereich Pramouton fahren wir bis zum Auto ab und sind ziemlich zufrieden mit dem hinter uns gebrachten Skitag.
Fazit: Ein Alleinstellungsmerkmal ist nur ansatzweise in Form der genialen Gipfelgratlifte zu finden. Dennoch bietet das Gebiet bei den von uns vorgefundenen Bedingungen (bester Pulver und geringe Frequentierung) grossen Fahrspass. An einem Tag schafft man es kaum, alle markierten Pisten zu fahren. Aufgrund der Kompaktheit des Gebietes und der vielen Verbindungsmöglichkeiten gibt es auch viele Möglichkeiten, die Pisten und Lifte zu kombinieren. Daher ist es durchaus eine interessante Option, dieses Gebiet zu besuchen, wenn man schon mal in der Nähe ist. Die weite Anreise lohnt freilich kaum alleine nur wegen dieses Gebietes.
Das bisher Gehörte und Gelesene über Les Orres lässt auf ein bestenfalls durchschnittliches Skigebiet schliessen. Zudem ist es unter den bekannten Skigebieten in den französischen Südalpen eines der kleineren. Daher war sich die kleine Reisegruppe nicht sicher, ob wir dem Gebiet überhaupt einen Besuch abstatten sollen. Jedoch wäre es auch merkwürdig, wenn man ein Gebiet nicht besuchte, das für einen Skitag definitiv gross genug ist, und das unmittelbar vor der Haus- bzw. Hoteltüre liegt. Daher war man sich doch recht schnell darüber im Klaren, dass dieses Gebiet getestet würde. Wir suchen uns einen Tag heraus, der wettermässig nicht uneingeschränkt schön sein soll, um die besser gemeldeten Tage in vermeintlich interessanteren Gebieten verbringen zu können. So schneit es am Vorabend zeitweise leicht, und auch in der Früh sind hohe Wolken zu erkennen, und die Landschaft ist an manchen Stellen etwas "eingezuckert" - oben mehr als unten.
Um sich einen Eindruck von dieser künstlichen Skistation zu verschaffen, die oberhalb einiger Weiler errichtet worden ist, hilft der Pistenplan weiter. Das Studium desselben bringt am Vorabend erst mal eine Ernüchterung: Der Schlepplift Pic Vert scheint auf die untere Hälfte gekürzt zu sein. Im oberen Bereich sind noch die Lift- und Pistenschneisen zu sehen. So etwas macht immer skeptisch. Auf dem Vorjahresplan ist noch der komplette Lift eingezeichnet.
Hier der Pistenplan:
^^ Zum vergrössern bitte anklicken
Das Skigebiet verfügt über drei Einstiegsbereiche:
1. Champ Lacas für die Tagesgäste mit den Liften 4SB Champ Lacas und SL Pramouton
2. Die ursprüngliche Skistation Centre Station mit den Liften 6KSB Prélongis, 2SB Bois Long und SL Pic Vert
3. Die vor wenigen Jahren neu gebaute Station Bois Mean mit den Liften 4SB Préclaux und 2SB Prébois
Gleichzeitig kann man das Skigebiet leicht in drei Höhenbereiche untergliedern:
1. Die talstationsnahen, flacheren und durch Wald verlaufenden Hänge um die genannten Anlagen zum Skigebietseinstieg.
2. Die mittlere Lage um die Anlagen 3SB Grand Clos, SL Bergerie, 6KSB Fontaines und 6KSB Pousterle, welche durch kurvenreiche anspruchsvolle Pisten (dunkelrot - hellschwarz) sowie durch Baumgrenzenlandschaft geprägt ist (Grand Clos noch richtiger Wald); die genannten Anlagen führen auf Vorberge der Gipfelkette
3. Der Gipfelbereich, wo drei Schleplifte (Boussolenc, Portette, Marmottes) bis auf den Gipfelgrat hinaufführen; dieser Bereich ist hochalpin und liegt deutlich über der Baumgrenze, er bietet überwiegend "hellrote" Pisten
Der mittlere und der obere Bereich bieten zahlrieche Offpiste-Möglichkeiten neben den Pisten. Im Bereich der beiden Skistationen herrscht viel Betrieb und Gewusel. Die Skifahrerströme werden überwiegend durch die Anlagen 6KSB Prélongis, 4SB Préclaux, 6KSB Fontaines und 6KSB Pousterle abtransportiert. Dementsprechend sind diese Anlagen mit der höchsten Kapazität ausgestattet. Man möge sich hierbei jedoch auch fragen, was Ursache und was Wirkung ist.
Bei mittelprächtigem Wetter (hohe Wolken, leichter Schneefall) nehmen wir als eines der ersten Tagesgästautos überhaupt den ersten an der vom Tal hoch kommenden Strasse liegenden Parkplatz. Dieser befindet sich direkt am Schlepplift Schafswiese (Pramouton). Die Dame an der Kasse notiert unsere Herkunftsländer; Downhill kauft am Ticketautomat, der offenbar immer stärker im Kommen ist. Mit diesem Stangenschlepper wählen wir einen standesgemässen Einstieg auf Französisch.
Meine Mitfahrer haben einen ausgeprägten Drang zu einem grossen Klo, und so zieht es sie zielstrebig zur ähnlichtönend benannten 3SB.
^^ Erwartungsfroh und zufrieden im grossen Klo: GMD und Snowotz
Wir absolvieren einige Abfahrten an den Anlagen 3SB Grand Clos, 4SB Champ Lacas und dem jämmerlich heruntergestutzten SL Pic Vert. Letzerer endet diese Saison genau da, wo er spannend wird - in der Mitte. Die Stangen selbst drehen wie eh und je ihre Runden bis hinauf zur alten Umlenkscheibe, die Skifahrer jedoch werden durch einen massiven Schneehaufen am Weiterfahren gehindert. Die Pisten an den genannten Anlagen sind genial zu fahren: Keinerlei menschliche Störfaktoren (ausser uns selbst) sind auf den Pisten anzutreffen, und die nächtliche Störung hat einige Zentimerter feinsten Pulvers auf den excellent präparierten Pisten abgeladen. Hier ist ein Fahren wie auf Watte und mit hoher Geschwindigkeit möglich. Insbesondere die schwarze Ecureuil und die rote Myrtilles am grossen Klo haben unser "Gaspedal" herausgefordert. Die Kehrseite der Medaille sind das völlig fehlende Landschaftserlebnis in diesem Bereich sowie die Tatsache, dass nahezu alle Pistenabschnitte dezent modelliert sind, ohne dass es dafür einen erkennbaren Anlass gibt. Immerhin hält isch die Modellierung im Rahmen und es sind noch spürbare Bodenformeinflüsse vorhanden. Die hohe Reisegeschwindigkeit führt in Kombination mit dem wenig fotogenen Wetter dazu, dass ich innerhalb dieses Zeitabschnitts keine Fotos produziere.
Nachdem wir uns standesgemäss abreagiert haben und einige tolle Abfahrten auf die Habenseite unseres Skikontos verbucht haben, wagen wir uns in die Höhle des Löwen: Wir nähern uns der zentralen Skistation.
^^ 2B Bois Long vor der charakteristischen Skistation; rechts der Alpine Coaster, der auf diesem alpinen Massenspielplatz offenbar nicht fehlen darf; hinten die durch den nächtlichen Schneefall angezuckerte Landschaft
In der Tat: Das Gewusel in dieser Skistation und auf den Pisten in unmittelbarer Nähe erfordert ein gerüttelt Mass an Jahrmarktsversessenheit, welche mir etwas abgeht.
Wir entscheiden uns zunächst für die Bahn ohne Andrang.
Es folgen Fahrten mit der 6KSB Fontaines (mit anschliessender Abfahrt Gentianes zurück zur Station) einmal unter Nutzung der schwarzen "Horrible", die leider gar nicht so horrible ist und besten Schnee aufweist, sowie mit den 6KSB Prélongis und Pousterle sowie dem SL Marmottes (mit anschliessender Außenrum-Abfahrt Grand' Cabane). Fotos gibt's auch hier erst mal nicht, weil die Motive später nochmal bei besserem Wetter kommen sollten. Wir landen auf diese Art und Weise in der neueren Skistation Bois Mean, wo in der Zufahrt zur 4SB Préclaux ebenfalls ein schlimmes Gewusel herrscht. So fahren wir weiter herunter zur Talstation der 2SB Pré Bois, wo die Piste unter der charakteristischen Brücke der Zufahrtsstrasse hindurch führt.
Aus der 2SB Pré Bois heraus bietet sich ein guter Blick auf den rechten Skigebietsteil in der mittleren Höhenlage.
^^ Ganz rechts die 4SB Préclaux, oben rechts die Bergstation der 6KSB Pousterle, von der 5 völlig unterschiedliche Pisten herunter führen; dieser Pistenbereich reicht von der Mulde links der Bildmitte bis zur Mulde, die (hier unsichtbar) rechts des Höhenrücken am rechten Bildrand liegt (eben gefahrene Piste Grand' Cabane)
^^ Leicht links der vorherigen Bildes liegen die Trasse der 6KSB Fontaines sowie die Trasse der Vorgängeranlage
Nach weiteren fotolosen Fahrten mit der 4SB Préclaux und den 6KSBen Fontaines und Pousterle landen wir auf der Terrasse des Restaurants im Dreh- und Angelpunkt dieses rechten Skigebietsteils.
Hier kommt jetzt erstmals richtig die Sonne durch, und auch oben wird der Dunst dünner, so dass sich erstmals ein fotogener Blick auf den Gipfel-Kurvenlift Marmottes möglich wird, welcher zum höchsten Punkt des Skigebiets führt.
Dieses Mal fahren wir aber nicht auf der (von unten gesehen) rechten Seite ab, sondern auf der linken.
^^ Der Pulverschnee staubt herrlich auf der exponierten Gratabfahrt Faucons
^^ Der Blick hinunter auf Bergstation Pousterle und Restaurant zeigt die Steilheit einiger Geländeabschnitte hier oben
^^ Weiter geht's auf dem zurechtmodellierten, aber schön exponierten Grat
Die 6KSB Pousterle ist mit 6 Pisten die Hauptanlage schlechthin; sie führt mit 650 Höhenmetern aus dem Wald bis ins Hochgebirge. Besonders attraktiv fürs Auge und für Offpiste erscheint mir der Baumgrenzenbereich mit den Baumgruppen.
Die schwarze Pousterle-Piste hat schöne Muldenform, aber auch ein paar Fangnetzapplikationen, deren Sinn sich mir nicht unmittelbar erschliesst.
Unten verschmelzen 5 Pisten zu einem breiten Hang, der dann aber leider auch wieder etwas stärker frequentiert ist als oben. Die Schneequalität und die Präparierung sind den ganzen Tag erstklassig.
Ein wenig Abgeschiedenheit vermittelt das menschenleere Vallon des Fontaines, das bezüglich (nicht vorhandener) Frequentierung wieder an unsere ersten Abfahrten des Tages anknüpft.
Weiter unten entschliessen wir uns dann zu einem (tollen) Ritt durchs unbepistete Gelände, das teilweise schön einzelbebaumt ...
... und und teilweise schön bemuldet ist.
Nachdem wir die Leser jetzt genügend mit dem mittleren Bereich des Skigebiets genervt haben, gehen wir eine Etage höher: zu den übrigen Gipfelliften.
^^ Zickzacklift Portette mit interessanten Geländeformen und traumhaftem Pulverschnee
^^ Etwas primitiver geformte Landschaft am Boussolenc-Lift
^^ Talstationen Portette und Boussolenc sowie oberer Bereich des Bergerie-Lifts, der fast 400 Höhenmeter macht.
^^ Zickzacklift Portette
^^ Unsere Truppe zwischen den beiden Kurven des Zickzackliftes
Dieses oberste Stockwerk ist zumindest optisch-stilistisch das Highlight des Gebiets. Im Gegensatz zu den tieferen Bereichen gibt es hier oben mit den drei Gipfelschleppliften so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal des Gebietes. Die Schlepplifte führen - so wie es sich gehört - ganz bis auf den Grat hinauf. Hinten existiert eine respekteinflössende Kante mit Tiefblick und Ausblick in eine menschnefeindliche Gegend mit tief eingeschnittenem Tal und rauer Bergkette. Diese ist jedoch so hoch, dass man nicht darüber hinweg schauen kann, was das Landschaftserlebnis wiederum ein wenig einschränkt. Die Pisten hier oben locken durch besten Pulverschnee und am Portette-Lift sowie dem Marmottes-Lift mit abwechslungsreicher Trassierung. Am Boussolenc-Lift ist die Trassierung etwas gleichförmiger. Alles in allem sind die Pisten hier zuoberst von der topographischen Qualität nicht besser als anderswo, aber in Kombination mit dem excellenten Schnee und der exponierten landschaftlichen Einbettung schon eine sehr feine Sache.
^^ Blick von der Bergstation des Portette-Lifts nach hinten in das Rückseitige Tal mit Bergkette
^^ Blick an Bergstation Portette-Lift den exponierten Gipfelgrat entlang in Richutng Südwesten zur Bergstation Marmottes
Von hier oben hat man auch einen guten Blick auf das gut befestigte Embrun mit dem Wasserrest des Lac de Serre Ponçon.
^^ Links im Bild vor dem See Baratier, in dem sich unser Hotel befindet, ganz vorn links die Pousterle-Bergstation
^^ GMD am Boussolenc-Ausstieg
^^ Blick von der Blanchon-Piste am SL Boussolenc auf den SL Portette mit erkennbaren Piste- und Off-Piste-Möglichkeiten - gnadenlos geeignetes Skigelände hier
Als letztes nehmen wir den Skilift Bergerie unter die Räder - pardon unter die Kanten. Dieser 400-Höhenmeter-Lift befindet sich wieder im Baumgrenzenbereich, was ihm eine gewisse idyllische Anmutung verleiht.
Von der Talstation des Bergerie-Lifts eröffnet sich dann ein faszinierender Blick in den gigantischen skibaren Kessel unterhalb des Portette-Lifts mit den Pisten Portette und Gentianes, der leider durch die auffällig Lanzenbestückung optisch abgewertet wird.
Die Coqs-Piste führt uns über den Skicross-Abstecher nochmals zum Stade-Lift, dessen Piste nach Einstellung des Renn-Trainings jetzt auch leicht vereinsamt ist.
^^ Zoom: Hoch über der Bergstation der 2SB Bois Long trohnt die Bergstation der 6KSB Fontaines
Nach einem Bierchen an dessen Talstation fahren wir ein letztes Mal den Marmottes-Lift, dessen Teller sich auf dem extrem langen Rücklauf-Spannfeld jetzt uneingeschränkt in der Sonne räkeln ...
... um dann noch ein zweites Mal die Aussenrum-Abfahrt Grand' Cabane in Angriff zu nehmen. Deren Mittelteil liegt teilweise bereits im Schatten, wo wir einige Offpiste-Abstecher wagen und den Fotoapparat in der Tasche lassen - bevor sich uns die charakteristische, und gegen Abend leicht vereiste, Engstelle nochmals im letzten Sonnelicht präsentiert.
Nach einer weiteren Fontaines-Fahrt unter nochmaliger Nutzung der schwarzen Ecureuil sowie der in der Früh noch gesperrten und jetzt freigegebenen roten Clos de guis im Bereich Pramouton fahren wir bis zum Auto ab und sind ziemlich zufrieden mit dem hinter uns gebrachten Skitag.
Fazit: Ein Alleinstellungsmerkmal ist nur ansatzweise in Form der genialen Gipfelgratlifte zu finden. Dennoch bietet das Gebiet bei den von uns vorgefundenen Bedingungen (bester Pulver und geringe Frequentierung) grossen Fahrspass. An einem Tag schafft man es kaum, alle markierten Pisten zu fahren. Aufgrund der Kompaktheit des Gebietes und der vielen Verbindungsmöglichkeiten gibt es auch viele Möglichkeiten, die Pisten und Lifte zu kombinieren. Daher ist es durchaus eine interessante Option, dieses Gebiet zu besuchen, wenn man schon mal in der Nähe ist. Die weite Anreise lohnt freilich kaum alleine nur wegen dieses Gebietes.