So machte ich mich zusammen mit einem Kommilitonen auf den Weg ins Surses, das Tal zwischen Tiefencastel und dem Julierpass welcher die Verbindung zum Engadin und St.Moritz herstellt. In zügiger Fahrt, immer darauf bedacht sich in einem großzügigen Abstand an den jeweils schnellsten Einheimischen zu hängen, erreichten wir Savognin in zwei Stunden.
Durch das "Friendship-Ticket", das der Kassierer wohl zum ersten mal entgegen genommen hat (Ihm war die Aktion nicht bekannt) kostete uns der Skipass jeweils 22,50 €. Perfektes Wetter und nahezu Vollbetrieb lies bei mir die Ungeduld wachsen, als ich noch auf meinen Kommilitonen warten musste der sich noch Skischuhe auslieh. Alle Liftanlagen waren als geöffnet markiert. Trotzdem war der SL Tigignas, der eine Parallelanlage zur 3KSB Tigignas darstellt, den ganzen Tag außer Betrieb. Auch liefen an den Doppelanlagen im Bereich Piz Cartas-Radons teilweise nur ein Lift. Durch das geringe Besucheraufkommen enstand dadurch aber kein Schaden, eher im Gegenteil. Schade war es nur um den SL Tigignas den ich gerne gefahren wäre. Dieser hat sehr ansprechende Stützen, wohl darauf zurückzuführen, dass dieser von einer Sesselbahn auf einen Schlepplift umgerüstet worden ist.
Jedenfalls machten wir uns morgens schnellstmöglich auf den Piz Martegnas um sofort die breiten Hänge am Piz Cartas unter die Ski nehmen zu können. Die 2670m hohe Bergstation des Piz Martegnas erreicht man aus Savognin 1200m in drei Sektionen. Die erste Sektion ist die 4KSB Savognin und führt zur 1600m hohen Station Tigignas. Danach geht es weiter mit besagter 3KSB Tigignas oder dem parallelen Schlepplift. Diese Sektion ist in der Kombination eigentlich sehr sympatisch, wohl aber in ihrer letzten Saison. Hier wird im Sommer die [edit]vermeintlich[/edit] erste 10EUB der Schweiz gebaut. Dann heißt es dort immer Ski abschnallen wenn man die Piste als Wiederholungsabfahrt nutzen möchte. Etwas suboptimal wie ich finde. Typischerweise wird die Gondelbahn doch eher als unterste Sektion gebaut. Im Prinzip ist es aber weniger schlimm, da für Wiederholungsabfahrten viele weitaus attraktivere Hänge bereitstehen. Beispielsweise die schier endlos erscheinenden Hänge zwischen dem Piz Cartas 2713m und dem kleinen Weiler Radons 1890m. Diese Sonnenänge werden in zwei Sektionen jeweils von gedoppelten Schleppliften erschlossen. Für eine komplette Befahrung von Radons zum Piz Cartas und in einem mittleren Abfahrtstempo wieder zurück nach Radons muss man ca. eine halbe Stunde einplanen. Eine halbe Stunde die sich meiner Meinung nach aber sehr lohnt. Zumindest am gestrigen Tag waren die Pisten sehr leer und meist auch sehr gut präpariert. Meist, da an einigen Stellen doch etwas braun zum vorschein kam. Geschuldet ist dies wohl mehreren Faktoren: Der ohnehin in Savognin meist geringeren Schneelage, dem Wind der an den Graten ganze Arbeit geleistet hat und der Sonneneinstrahlung an dem Südosthang.
Ein weiterer exzellenter und sogar noch ruhigerer Hang befindet unterhalb des Crap Farreras und wird durch den SL Naladas erschlossen. Etwas ungünstig ist hier aber der kreuzende Rodel- und Wanderweg der die Piste 12 zerschneidet und dabei an einer Stelle die wirklich zum Schnellfahren einlädt, eine steile Kante hinterlässt. Während ich diese noch rechtzeitig erkannte, hat es meinen Kommilitonen in einem weiten Satz von der Piste geschmissen und ist im dünnen Tiefschnee gelandet. Sicherlich sind im gesamten Gebiet keine großartigen Geländekorrekturen vorgenommen worde, am ehesten wohl an der Sesselliftachse, so dass man auch auf Überraschungen vorbereitet sein muss, aber diese Stelle sollte doch entschärft oder zumindest so abgesichert werden dass man die Gefahr rechtzeitig erkennt.
Bleibt noch der SL Lartig ganz rechts im Gebiet. Hier war es meist sehr schattig, die Abfahrt allerdings ebenfalls sehr ansprechend.
Etwas Kritik muss ich am kulinarischen Angebot üben. Mag sein dass ich immer Pech habe mit der Gastronomie, aber in vielen schweizer Skigebieten ist es schwierig da etwas vernünftiges zu finden. Die Hütten im Skigebiet haben alle den Charme der mich an Jugendherrbergen erinnert zu Preisen eines guten Restaurants im Tal. In Österreich ist es mir bisher immer wesentlich leichter gefallen gute Qualität zu vernünftigen Preisen zu finden. Vielleicht kann man auch bei diesem Punkt Verbesserungen anstellen.
Pistenplan
Fazit: Ich habe das Skigebiet lange unterschätzt und auf dem Pistenplan sieht es langweiliger aus als es ist. Was fehlt sind vielleicht ein paar steilere schwarze Hänge. Aber die geniale Weite im hinteren Skigebietsteil reißt viel wieder raus.
Auffahrt mit der 4KSB Savognin
Liftgewirr an der Station Tigignas
Mit der 2. Sektion geht es von Tigignas hinauf zum Somtgant. Diesen Anblick sieht man in dieser Saison zum letzten mal. In der nächsten Saison steht hier die [edit]vermeintlich[/edit] erste 10EUB der Schweiz.
Schlepplift und 3KSB Tigignas mit Tiefblick auf Savognin
Berghaus Somtgant. Wie viele Betriebe im Gebiet auch von außen schon eher DDR-Charme. Im Hintergrund ist die Lenzerheide zu sehen.
6KSB Piz Martegnas
Trotz größtenteils geringer Schneelage konnte man an Schattenhängen auch noch etwas Tiefschnee finden
Erster Blick vom Piz Martegnas auf die Hänge unterhalb des Piz Cartas
Unglaublich weit
Blick von Radons auf die Schlepplifte Radons und Piz Cartas
Im Schlepplift Radons, der unteren Sektion. Hier hat man an den Seiten überall Schnee zusammengeschoben. Wohl als Depot für die wärmeren Monate. Da man hier keine Beschneiung hat ist dies wohl nötig um die Trasse aufrecht erhalten zu können.
Blick auf den oberen Bereich des Schlepplift Piz Cartas. Hier hatten wir Glück als ein Mitarbeiter kurz vor dem Ausstieg seinen Akia verloren hat welcher in einem hohen Tempo zu Tal schoss. Er verfehlte uns nur um wenige Meter. Das war sau gefährlich.
Bergstation Piz Cartas
Blick vom Piz Cartas rüber zur Bergstation Piz Martegnas ganz rechts
Blick von ganz oben runter zum Weiler Radons
Das linke Tal gehört zu Lenzerheide, dann könnte es sich bei dem rechten um das Tal von Davos handeln.
Nette Hänge am SL Naladas
Dieser kreuzende Rodelweg wurde meinem Kommilitonen jedoch zum Verhängnis
Nochmals der SL Naladas
Im unteren Teil der Piste 16 am SL Naladas
Dessen Talstation
Dieses Bauwerk befindet sich zwischen dem SL Naladas und Somtgant. Es schaut aus wie die Bergstation einer ehemaligen Sesselbahn.
Zum Abschluss noch ein letztes Bild der Bergstation am Kurvenschlepplift Laritg