Also hin und endlich das Skigebiet kennenlernen, das zwar vor der Haustüre von Saint Lary liegt, aber tagelang gar nicht oder nur sehr problematisch erreichbar war.
Mich erwartete eine sehr schön durchgestylte Skistation mit einem ebenso durchgestylten Skigebiet.
Die Pisten waren abwechslungs- und variantenreich sowie gut zu fahren, bei denen das Wort modelliert allerdings zu kurz gegriffen wäre. Hier wurde der Berg in großen Teilen umgebaut, um einen massentauglichen Skibetrieb überhaupt zu ermöglichen. Selbst im Winter ist der Anblick von unten nicht gerade erbaulich. Die Perspektive von oben verbesserte die Sicht dann erheblich und das Fahrerlebnis war traumhaft.
Lifttechnisch hat das Gebiet in den letzten fünf Jahren einen enormen Wandel vollzogen. Die Anzahl Lifte wurde halbiert, Lifte verschoben und neue lange Lifte auf neuen Trassen gebaut. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Betreiber spart Geld und die Skifahrer kommen optimal den Berg rauf ohne das eine Piste aufgegeben wurde. Es hat nur einen Nachteil: Optisch schrumpft das Gebiet auf dem Pistenplan.
Alter Pistenplan
Neuer Pistenplan
Und in den nächsten Jahren plant man weiter wie einer Anbindung an Spanien oder einer besseren Anbindung ans Tal. Ob das klappt wird man sehen.
Wetter/Temperatur:
Sonne, Sonne, Sonne.
In der Sonne wars erträglich, im Schatten eisig, meiner Kamera wars nach zwei Stunden zu kalt.
Schneehöhe:
Tal: Verblasen
Station: guter 1 m
Berg: knapp 2 m
Pisten:
Top Zustand der geöffneten Pisten. Griffig.
Geöffnet: Links vom 6KSB nur die grand bleue, rechts vermutlich alle außer den roten/schwarzen Pisten coume longue, piau und perdreaux, kein Tiefschnee möglich. Ursache war verblasener Schnee.
Lifte:
Geöffnet alle außer 2SB Hourc. Der läuft wohl nur in der Hauptsaison und bei sehr schlechten winterlichen Straßenverhältnissen, wie dies einige Tage zuvor der Fall war, bei der selbst dieser Lift nur mit Schneeketten erreichbar war.
Skipassverbund:
Ein Tagesskipass kostet 37,50 Euro (2018/19)
Es gibt noch den Skipass des Konzerns, www.n-py.com, der alle sieben Skigebiete in den Pyrenäen umfasst.
Und es gibt einen regionalen Skipass Pyrénées 2 Vallées für Saint-Lary, Peyragudes, Piau und Val Louron.
Gefallen:
- Keine Wartezeiten
- Lange abwechslungs- und variantenreiche Pisten
- Hintenrum Abfahrt badet
- Stylische Skistation
- Hochalpine Berglandschaft
Nicht gefallen:
- Anfahrt / Erreichbarkeit
- Modellierter Berg
Die Anfahrt nach Piau ist ein Traum. Hinter Saint Lary wird es hochalpin, das Tal eng, die Berge hoch und steil, die Straße ebensosteil und einsame, schattige Abschnitte wechseln sich mit kleinen Dörfern ab, deren Häusern sich auf kleinen sonnigen Plateaus drängeln. Und nach tagelangen Schneefällen, bei denen die Straße teilweise ganz gesperrt oder nur mit Schneeketten befahrbar war, hatte der Räumdienst gute Arbeit geleistet so dass man gut zum Skigebiet rauf kam.
Bei der Anfahrt kam ich an dieser uralten 2er Sesselbahn (Hourc) vorbei, die eigentlich den Zugang Tal herstellen soll.
Da selten in Betrieb muss man sich meist die zahlreichen Serpentinen den Berg hinauf kämpfen.
Der Lift war zusammen mit zwei Schleppern im Bereich des Liftes Engaly die Keimzelle des Gebietes. Die Station kam dann erst ein Jahre später.
Auf dem kleinen sonnigen Plateau präsentierte sich eine konsequent durchgestylte Appartementsiedlung wie man sie nur selten trifft. Terassenförmig schmiegen sich alle Häuser nach einheitlichem Bauschema kreisförmig ins Gelände.
Als kontrastreicher, in meinen Augen gelungener Kontrapunkt präsentiert sich das zentrale quadratische "Versorgungsgebäude", in dem ein Supermarkt, Restaurants, das Management etc. untergebracht ist.
Eine einzige Bausünde liegt direkt unterhalb der Station: Zwei kleinere Appartmenthauskomplexe, die woanders recht hübsch wären hier aber nur die Systematik und damit die Optik stören. Aber anscheinend will man diesen Fehler nicht wiederholen, denn bei allen Erweiterungs- und Sanierungsplänen läuft die Sache wieder rund.
Als Tagesgast steigt man vom großen Parkplatz seitlich in das Skigebiet ein. Der Lift Mouscades dient als Übungslift und Zubringer ins Skigebiet.
Die schöne Hintenrumpiste durchs Vallee du Badet hat hier ihr Ende.
Unterhalb des von rechts kommenden Liftes Mouscades (von links kommt die 4KSB Cambeilh) befinden sich die Übungslifte Ecole und Marmottes.
Die 4SB Cambeilh ist ein Verstärkerlift, der windgeschützt liegt und gerne von fortgeschrittenen Anfängern genutzt wird.
Er wurde in den letzten Jahren hierher versetzt, nachdem er als Gipfellift Piau wegen der neu erbauten 6KSB Pic du Piau nur noch selten genutzt wurde. Er hat wiederum zwei parallele 3SB verdrängt.
An der Bergstation muss man sich entscheiden, ob man links Richtung schattiges Hauptgebiet oder
rechts ins sonnige und wunderschöne Vallee du Badet fahren möchte.
Am Ende geht es relativ flach durchs schöne Tal zurück zum Lift Mouscades.
Eine schwarze Variante:
Blick von der Station hinauf zum Pic de Piau samt gleichnamigen Lift, der recht flott die Skifahrer hoch baggert. Wartezeiten: Keine!
Er erschließt zahlreiche schöne Pisten, die im oberen Bereich ein ordentliches Gefälle haben. Leider waren im obersten Abschnitt die Hälfte der Varianten wegen verblasenen Schnees zu. Durch den lockeren Pulverschnee und dem starken Wind war das zwar überall ein Problem, aber hier in Piau waren besonders viele Pisten davon betroffen.
Seitlicher Blick auf die untere Hälfte. Im Vordergrund die 6SB Engaly.
Der Lift Engaly im mittleren Teil mit schönen blauen Pisten. Rechts vom Lift waren die roten und schwarzen Pisten leider zu. Schneemangel!
Blick hinab vom Pic. Schön steil hier oben und vermutlich auch sehr lawinengefährdet. Ich hab selten so viele Seile einer Lawinensprengbahn kreuz und quer gespannt gesehen wie hier
Fazit:
Leider hab ich Piau Engaly erst am letzten Tag besucht. Ich wäre gerne nochmal hier gefahren. Die hochalpine Kulisse, wenige aber lange Lifte mit einer großen Zahl schöner Pisten (insbesondere die badet) haben mich überzeugt. Das hier fast alles modernisiert und modelliert ist störte mich da nur wenig. Bleibt zu hoffen, dass der eingeschlagene Modernisierungsweg wieder mehr Gäste bringt und damit das Überleben des doch etwas abgeschiedenen Gebietes sichert.
Da die ganzen Bilderlinks nicht mehr funktionierten ist der Bericht nun wieder aktualisiert vollständig. Dabei wurden kursiv einige Aktualisierungen vorgenommen. (2019)
Die Ausbaupläne sind im Moment alle auf Eis. Damals habe ich geschrieben:
"Aktuell wird eine Anbindung an den französischen Ausgang des Bielsa-Tunnels geplant. Die Liftbetreiber hoffen, damit mehr spanische Gäste ins Gebiet zu locken. Und die spanischen (!) Finanziers, bestehend aus einer großen Liftgesellschaft und den spanischen Gebietskörperschaften, hoffen, den Tourismus im spanischen Zubringertal zu beleben und ein schneesicheres Skigebiet anbieten zu können. Naturschützer organisieren den Widerstand, da das unberührte vallee de la Gela geopfert werden muss."
"Ferner bastelt man an einer vernünftigen winterfesten Anbindung ans Tal. der auch den alten Doppelsessellift Hourc ersetzen würde."
Die Links zu den Projektseiten funktionieren auch nicht mehr...