Werbefrei im Januar 2024!

Winterreise 2013 - Von Traisen bis Tulfes

Austria, Autriche, Austria
Forumsregeln
Benutzeravatar
Amarra64
Großer Müggelberg (115m)
Beiträge: 160
Registriert: 12.05.2012 - 21:56
Skitage 19/20: 0
Skitage 20/21: 0
Skitage 21/22: 0
Ski: ja
Snowboard: nein
Ort: Hamburg
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0
Kontaktdaten:

Winterreise 2013 - Von Traisen bis Tulfes

Beitrag von Amarra64 »

Winterreise 2013 Von Traisen bis Tulfes

Eine Reise auf den Spuren der Skigeschichte


Diese Reise soll mich weit zurück in die Anfänge des Skisportes führen: Unbedingt möchte ich sehen, wie die ersten Skipioniere unterwegs waren, und das gibt es so nicht im Skimuseum, ausgestellt in Vitrinen, blasse Theorie bleibend, sondern an frischer Luft, in echtem Schnee, in Kleidung und mit Stiefeln und Holzski wie vor hundert Jahren, live erlebbar in Lilienfeld!

Im benachbarten Traisen ist eine Skigruppe zu Hause, die ein weltweit einzigartiges Skirennen unter historischen Bedingungen veranstaltet: Auf echten Holzski ohne Stahlkanten wird hier in Einstocktechnik gefahren, mit Lederschnürschuhen und möglichst authentischer Bekleidung. Hier am Muckenkogel veranstaltete Mathias Zdarsky 1905 sein erstes Rennen, das die Gruppe zur Erinnerung an den interessanten Skipionier 1985 wieder aufleben ließ und seitdem alljährlich im März stattfinden lässt.

Die historischen Bedingungen zum Veranstaltungstermin geraten versehentlich noch echter als sonst: Der Lilienfelder Einersessellift ist kaputt, die Klemmen, mit denen die Sessel am Seil befestigt sind, bestehen die Prüfung nicht, der Lift steht still. Zum nächsten Sommer hat sich schon eine Lösung gefunden, dann fährt er wieder! Wer jedoch zum diesjährigen Rennen 20013 als Teilnehmer oder Gast kommen will, kommt per pedes oder auf Tourenski hoch zum Austragungsort an der Hinteralm.

Wien

Hier werde ich von "Diesel" (der hier im Forum allseits bekannte Skilift-Dinosaurier-Forscher) und seiner Herzdame am Flughafen eingesammelt. Es gibt - was sonst ;-) - ein Wiener Schnitzel in einem zauberhaften alten Gasthaus und einen Schlafplatz, neben dem ein uralter gelb-grüner Einersessel an einem Seilstück an der Decke hängt. Originell, in keinem Hotel der Welt wäre eine so ulkige Garderobe zu haben.
Winterreise_Maerz_2013_Dieseltom_Sessel_Voestra_Ski02 (530x640).jpg
@Dieseltom: hier wie versprochen ein Bild meines Ski neben Deinem Sessel :P
Winterreise_Maerz_2013_Dieseltom_Sessel_Voestra_Ski03 (342x640).jpg
Anstatt mich morgens zum Bahnhof zu bringen, beschließt mein hilfsbereiter Gastgeber, mich durch das niederösterreichische Voralpenland zu fahren und persönlich in Traisen abzugeben. Das bedeutet eine Autotour abseits der Autobahn durch kleine und kleinste Dörfer mit vielen alten Häusern, gestrichen in sanftgelb und mannerkeksepackungs-rosa. Ein Navigationsgerät hat mein "Nosti"Chauffeur nicht, wie ich nutzt er noch gedruckte Straßenkarten. Wo sind wir hier? Die Bundesstraße wird verlassen, Ortschilder wie "Altenmarkt an der Triesting", "Rohrbach an der Gölsen" ziehen vorüber. Ein Gasthaus namens "Kalte Kuchl", nur ein kurzes Stück danach stürzt der Liftforscher aus dem Wagen, ein kleiner alter Schlepplift! Foto, Foto, Foto. Nach Antritt der Fahrt beginnt es zu schneien, vorige Woche zeigten die Thermometer hier bereits 18° plus, nun rieselt es pausenlos zarte Flocken vom Himmel. Was habe ich für ein Glück! Die sich immer höher schraubenden Straßen in dieser lieblichen Landschaft, die Wälder, alles ist weiß, wir fahren in höheren Lagen auf fester Schneedecke, für LKW sind hier Schneeketten Pflicht. Diese Fahrt ist ein Genuss, ohne Hetze, 30 kmh Fahrtempo, Zeit, Zeit zum Schauen. Und vor lauter Schauen vergessen zu fotografieren...

Traisen/Lilienfeld, Ankunft und Aufstieg

Ankunft am Parkplatz des "Traisener Volksheimes", da warten schon die Holzskifahrer. Da bin ich nun , mitten unter Leuten, deren Gesichter ich schon längst von Fotos und youtube-Videos kannte. Und die Lokalpresse ist auch da, Schwupp, da verreist man und findet sich als Ehrengast »Nostalgie-Schneiderin aus Hamburg« in den NÖN! :oops: ;D
Lilienfelder_Lokalzeitung_19_3_2013 (447x640).jpg
Die Skifahrer tragen alle schon die alten Gewänder, um das Gepäck schlank zu halten, denn wir wollen von Freitag bis Sonntag auf der Hütte bleiben, Ski und Rucksäcke werden in Autos verladen, es geht zu einem Parkplatz relativ niedrig gelegen am Berg, ab dort darf man nicht weiterfahren. Die Sachen werden nun auf den Skidoo der Naturfreundehütte geladen.
Winterreise_Maerz_2013_Gepaeckverladung_Lilienfeld8 (480x640).jpg
Winterreise_Maerz_2013_Gepaeckverladung_Lilienfeld7 (640x480).jpg
Man hat im Vorwege schon überlegt, wie man die Hamburgerin nach oben geleitet: Reinhard und Uschi Wallentin auf Tourenski, und Edi Fürst, Obmann der Traisener Nostalgie-Skigruppe, werden mich führen und begleiten. Wie noch oft auf dieser Reise, greife ich erstmals zu meinen Bambusskistöcken und stapfe los. Es schneit, und schneit immerzu. Der Weg windet sich lang den Berg hoch, wir passieren die Bergstation des Liftes, wo das Seil sesselllos traurig und einsam hängt, weiter Richtung Hinteralm. Nach Stunden - ich habe kein Zeitgefühl mehr - erreichen wir die Hütte, ein schindelgedecktes Gebäude, kuschelig mit Gauben, ein Ofen bullert, ich bekomme ein Zimmer für mich, Federbett, ich werde hier förmlich bemuttert. Viele andere schlafen nämlich auf dem Matratzenlager, (meine Schwester brachte mir extra noch einen Schlafsack) und davor hatte ich schon Grusel: ich schnarche nämlich zuweilen :-) Da stört man ja anderer Leute Nachtruhe...

Auf dem Weg nach oben...
Winterreise_Maerz_2013_Aufstieg_Muckenkogel_15_3_016 (640x480).jpg
...schneit es immer weiter
Winterreise_Maerz_2013_Aufstieg_Muckenkogel_ 010 (480x640).jpg
Mit Reinhard und Edi
Winterreise_Maerz_2013_Aufstieg_Muckenkogel_15_3_013 (640x480).jpg
Zdarsky-Panorama-Weg
Winterreise_Maerz_2013_Aufstieg_Muckenkogel_15_3_017 (640x480).jpg
Die lila Lady hübsch schneebestäubt
Winterreise_Maerz_2013_Aufstieg_Muckenkogel_15_3_ 014 (480x640).jpg
Geschafft! - die Naturfreundehütte auf der Hinteralm
Winterreise_Maerz_2013_Hinteralm_Huette_020 (640x480).jpg
Hüttenabend Hinteralm

Nach Ankunft und Sich-Einsortieren sitzen wir zusammen. Es sind recht viele Leute, ich schaffe es nicht, alle Namen und Gesichter zusammenzubringen. Egal, es ist sehr lustig am Tisch. Die Witze und Frozzeleien hätten diese Tante Himmelreich, die sich mit einjähriger Verspätung über den Brüderle wegen "Sexismus" beschwerte, ohnmächtig unter den Tisch sinken lassen, die wär gar nicht mehr zum sich-beschweren gekommen.
Zudem freut es mich riesig, als eine Bemerkung über mein überraschend großes Wissen um Skigeschichte und Skimode von einst fällt: So ein Kompliment von waschechten Holzskifreaks, die selber alle viel wissen, lässt mich, die Flachlandbewohnerin aus dem hohen Norden, leuchten wie eine 1000 Watt Glühlampe, ich platze fast vor Stolz! und damit ich nicht platze, genehmige ich mir zur Beruhigung einige Rotwein, schließlich will ich das Rennen morgen sehen.
Aber jetzt bin ich fällig. Der Franz setzt sich zu mir, ich soll mich für das morgige Rennen eintragen! Hä, was!? - sage ich, ich bin 33 Jahre nicht mehr skigefahren! Aber Du hast Ski dabei, sagt er. Ja aber ich wollte doch in Tulfes zur Skischule, hier wollte ich doch nur mal so rutschen und ein Foto machen, deswegen ist der Ski dabei. Probier doch, sagt er, ob du fährst oder nicht, kriegst du einen Keks und Würstchen ;-) und eine Urkunde mit Skigeschichte von 1905. Zudem ist hier Einstocktechnik gefordert, und DU darfst mit zwei Stöcken und Stahlkanten ausser Konkurrenz starten! Ich fülle also brav die Nennung aus, lasse mich ja so von netten Herren gereizt gern zu Unfug verführen, und eine Ehre ist es zudem, daß mein knallroter Ski mit erbsengrüner Plastiklauffläche und Stahlkanten zugelassen wird ;-)
Au weia, das kann nich' gutgehn'...

In Arbeit:
Teil 2 Das Rennen :idea:
Teil 3 Abstieg mit interessanter Begegnung :lol:
Teil 4 Innsbruck - Tulfes Der Nostalgieskikurs am Glungezer ;D :mrgreen: :tongue:
Zuletzt geändert von Amarra64 am 10.04.2013 - 23:51, insgesamt 1-mal geändert.
>>...und als der liebe Gott einmal besonders gute Laune hatte, schenkte er uns den Ski.<< Berge im Schnee, Luis Trenker, 1932
Homepage: http://www.retro-moden.de/index.php?id=skimode

Benutzeravatar
Dieseltom
Rigi-Kulm (1797m)
Beiträge: 1863
Registriert: 25.11.2011 - 21:59
Skitage 19/20: 0
Skitage 20/21: 5
Skitage 21/22: 0
Ski: ja
Snowboard: nein
Ort: 8850 MURAU
Hat sich bedankt: 10 Mal
Danksagung erhalten: 124 Mal

Re: Winterreise 2013 - Von Traisen bis Tulfes

Beitrag von Dieseltom »

Perfekt liebste Andrea! Greets nach Hamburch!!!! :D :D :D :D :D
Wer die Natur liebt und die Berge muss dieselben respektieren mit allen ihren Eigenheiten.
Absoluter Liebhaber von WOLF& SWITZENY , WIEN , HÖLZL - LANA Anlagen ; STEURER ESL und WITO Anlagen samt ihren einzigartigen Gehängen.

WEGE SIND DA UM GEGANGEN ZU WERDEN - Franz KAFKA

HERZBULLIALMBAHNER mit Leib und Seele!
WER FRÄGT SCHEINT UNWISSEND -WER ES NICHT THUT - BLEIBT ES ! Johann Wolfgang v.GOETHE
↓ Mehr anzeigen... ↓
Benutzeravatar
starli
Ski to the Max
Beiträge: 19824
Registriert: 16.04.2002 - 19:39
Skitage 19/20: 104
Skitage 20/21: 102
Skitage 21/22: 0
Ski: ja
Snowboard: nein
Ort: Nicht mehr im Forum
Hat sich bedankt: 931 Mal
Danksagung erhalten: 2794 Mal
Kontaktdaten:

Re: Winterreise 2013 - Von Traisen bis Tulfes

Beitrag von starli »

Mal ein anderer Bericht, bin auf die Fortsetzung gespannt!
Benutzeravatar
Amarra64
Großer Müggelberg (115m)
Beiträge: 160
Registriert: 12.05.2012 - 21:56
Skitage 19/20: 0
Skitage 20/21: 0
Skitage 21/22: 0
Ski: ja
Snowboard: nein
Ort: Hamburg
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0
Kontaktdaten:

Winterreise - Nostalgie-Skirennen Hinteralm 16.3.2013

Beitrag von Amarra64 »

Der Renntag

Nach einer ruhigen Nacht gehe ich zum Frühstück, prima mit so vielen Leuten am Tisch, und trete dann vor die Hütte. Hier präsentiert sich ein Wintertraum: erst gegen Morgen hat es wohl aufgehört zu schneien, die Bäume sind eingehüllt in frisches Weiß, die Konturen der wenigen Skispuren des gestrigen Tages - Leute, die spät noch mit Stirnlampen im Dunkeln abfuhren - von weichem Neuschnee bedeckt.
Winterreise_Maerz_2013_Hinteralm_Rennmorgen_019 (640x480).jpg
Ich gucke zu, wie Reinhard Wallentin den Kurs für das Rennen festlegend fährt, danach wird die Spur von mehreren Leuten mit Ski festgetreten, und Edi kommt mit den "Fahrmalen", das sind Holzstangen mit dreieckigen Fähnchen, die genauso aussehen wie jene, die Matthias Zdarsky 1905 für seinen ersten Torlauf- Wettbewerb am Muckenkogel in den Schnee steckte. Ein ganzes Bündel Stangen unter den Arm geklemmt, fährt er los und steckt den Kurs, klettert wieder hoch, holt neue Stangen, bis alles fertig ist.
Die Damen treten Schnee
Die Damen treten Schnee
Winterreise_Maerz_2013 025 (640x480).jpg
Der Selbstversuch - »Slapstick«

Kann man nach 33 skilosen Jahren überhaupt noch irgendwas? Mit glühenden Wangen hole ich meine Ski, schnalle sie auf der Hüttenterrasse an - Seilzugbindung, Stiefel, alles sitzt, und nun schiebe mich Richtung Schnee. Ein Stück im Treppenschritt zum Rennkurs, ich stelle mich auf und versuche die Richtung auf die erste Stange zu nehmen "Ja-ja-Du schaffst es" ruft jemand, wer auch immer, ich rutsche auf die Stange zu, versuche die Kurve zu nehmen, und plumps, da lieg ich. Uih, wie schwierig, ich weiß und kann ja gar nichts mehr!...und zum Donner, sind diese Ski lang! Aufstützen, ich breche mit dem Arm ein, ziehe ihn raus, andere Seite, einbrechen, Arm rausziehen, so ist das also,wenn der Schnee nicht plattgemacht wird, sondern so verblieben, wie er fiel. Ich sitze manövrierunfähig im Schnee fest. Um hochzukommen, muss ich abschnallen. Rechtzeitig fällt mir ein, mein Ski hat keine Bremse und keinen Fangriemen, also fische ich nach dem Stock und hake Stockspitze an Skispitze fest, damit die Latte nicht ohne mich wegfährt und womöglich jemand an den Kopf knallt. Ächzend beuge ich mich vor, um an den Spanner zu kommen, schnaufend erwische ich ihn nach mehreren Versuchen, mit einem lauten "Peng" springt er auf. Ich trete rechts auf, Krack, das rechte Bein versinkt bis zum Knie im Schnee. Wieder anschnallen, vorsichtig in die Fahrspur, schön Pflug-Stellung einnehmen- 1 Meter...2...3...Plumps, wieder hingepackt. Der Schnee ist aber schön püschelig weich, da fall ich gern rein. Würde jemand meine Versuche filmen, könnte der den Streifen mit dem Titel "Väter der Klamotte auf Ski" versehen und bei youtube mit Suchwort "Lachnummer" einstellen. Doofe alte Schachtel, was hast du dir denn auch gedacht!? - Narren im Schnee ...

Das passende Fall-Beispiel: Narren im Schnee mit Anny Ondra
(war die Ehefrau von Max Schmeling)

[youtube]?v=Abl7jQep2Pg[/youtube]

Aufstehen, nochmal, neu ansetzen, Franz ruft "Jetzt rechts stemmen!" ja du liebe Güte, WIE denn, jedesmal hänge ich fest! Ich bräuchte mehr Schwung, um die Kurve zu kriegen, und Gas zu geben traue ich mich nicht...sämtliche Erinnerungen an irgendwelche Formen von Fahrtechnik sind verloschen...Ich konnte mal recht gut skifahren, verflucht und zugenäht! Nach mehreren Versuchen gebe ich auf. Komisch - es ist trotzdem toll, und alles ist hier lustig, auch ständig lang hinzuschlagen ist lustig, nicht einmal einen Anflug schlechter Laune bekomme ich. Ich tapse zurück zur Terrasse, sogar dies vorsichtige mit Ski herumtapsen im Schnee macht mir Spaß, und schnalle die Ski ab, stelle sie zu den anderen. Da stehen 60 Jahre Skigeschichte, mein Vöstra neben echten Holzski der Pioniere des Skifahrens, ein Freiluftmuseum unter einer sich immer kräftiger durchsetzenden Wintersonne, die das morgendliche Wolkengrau verdrängt.

Ein Lautsprecher wird an der Terrasse installiert, damit der "Hadschi" das Rennen wie üblich moderieren kann, währenddessen kommen immer mehr Leute den Berg hoch. Zu Fuß oder mit Tourenski, Gäste und Rennteilnehmer. Ich staune, dafür, das der Lift kaputt ist, eine ansehnliche Zahl Besucher!
Draussen wird ein Stand mit gewürztem Glühpunsch aufgebaut, alkoholfrei, Gott sei Dank, der Tag ist noch lang und ich wollt nicht schon mittags einen Schwips bekommen, das Zeug schmeckt sehr lecker.

Das Rennen

Um 13.00 Uhr geht es los. Die Teilnehmer sehen aus wie einem alten Fotoalbum entsprungen, und plötzlich zu Leben erweckt. Passend war auch diese Bemerkung: "Cool, ey, sach ma, hat man die vor hundert Jahren eingefroren und jetzt wieder aufgetaut?" Der Moderator "Hadschi" weiß über jeden Bescheid, also bekommt auch jeder Starter sein Fett weg, was für regelmäßige Lachsalven unter den Zuschauern sorgt. Herrlich hier zu gucken: Das Renntempo ist dergestalt, das die Skidamen und Skiherren zwar flott abfahren, aber prima zu verfolgen sind, hier finde ich, wonach ich gesucht habe: Skifahrer zum wirklich SEHEN.

Die schnelle Liesi, flott unterwegs ©Nostalgie-Ski-Traisen
Rennen_Ski_Nostalgie_Traisen2013_06 (640x427).jpg
Zugucken, auch schön - und das Wetter von Stunde zu Stunde schöner ©Nostalgie-Ski-Traisen
Rennen_Ski_Nostalgie_Traisen2013_08 (640x427).jpg

Schwung um Schwung in weichen Schnee ziehende Genußfahrer in wolliger Kleidung, die ganz und gar nicht geschwindigkeitsfördernd ist. Die Stürze, die man hier zu sehen bekommt, sorgen für Heiterkeit, werden belacht und beklatscht, hier braucht man sich keine Sorgen zu machen,das es jemand entsetzlich zerlegt oder gar einer ums Leben kommt.
Rennen_Ski_NOstalgie_Traisen2013_10 (640x427).jpg
©Nostalgie-Ski-Traisen
Rennen_Ski_Nostalgie_Traisen2013_12 (640x427).jpg
Die Stürze bei »Nosti« Veranstaltungen sind so wichtig wie beim Feuerwerk die Raketen. Wenn es am Himmel bunte Sterne gibt, rufen die Leute Aaaah und Ooooh, und das tun sie hier bei besonders bemerkenswerten Stürzen. Ohne Stürze fehlt die Würze.
Am Witzigsten ist Astrid, vor 2 1/2 Jahren hat sie überhaupt erst Skifahren gelernt, wie sie mir erzählt, nun traut sie sich schon auf die alten Bretter. Den Sturzrekord bricht sie hier bestimmt, den Spaßrekord für die Zuschauer obendrein, es dürften mindestens die 20 Stürze gewesen sein, bis sie in 6.59 Minuten das letzte "Fahrmal" erreicht, die Lacher auf ihrer Seite. Als sie endlich im Ziel ist, wird gewitzelt, die Backenbremse dürfte jetzt wohl durch sein, die Kehrseite schon glühen.

Die lustige Sturzkönigin - ©Nostalgie-Ski-Traisen
Rennen_Ski_Nostalgie_Traisen2013_07 (640x427).jpg
Winterreise_Maerz_2013 029 (640x480).jpg

Ich gucke genau zu, wie das Fahren mit dem einen langen Stock abläuft. Der Stock wird auf geradem Kurs an der Bergseite gehalten, dann kommt die Kurve, er wird rechtzeitig übergesetzt, als wäre er die persönliche mobile "Slalomstange", und automatisch ist nach Abschluss des Schwunges der Stock wieder bergseitig. Die Bewegungen müssen rechtzeitig angesetzt werden, und man muss vorausschauend fahren, das Zusammenspiel zwischen Fahrtempo und Stockbenutzung muss flüssig ablaufen. Der Stock kann auch als Bremse und Stütze benutzt werden. So jedenfalls würde ich als Nur-Beobachterin diese Technik beschreiben. Sie scheint mir recht praktisch zu sein.

Es folgt eine lustige Verlosung, und im Anschluss die Siegerehrung, zuerst die Damen. "Meine" Uschi ist Dritte, jetzt ein Foto mit allen
Rennen_Ski_Nostalgie_Traisen2013_02 (640x480).jpg
und ich schiebe ein, das ich die Dame eingenäht hätte, mein Hier-Dasein und Leben also nicht sinnlos sei, obwohl ich mich nicht zu fahren getraut habe. HOSENSCHEISSER! schallt es über die Terrasse. Die Herren heben ihren Gewinner auf die Schultern, Bruno, Kremser Skiklub, Bestzeit 0.58 Minuten. Einer, der kam, sah und siegte, denn er war bei diesem Rennen das erste Mal dabei.

©Nostalgie-Ski-Traisen
Rennen_Ski_Nostalgie2013_11 (640x427).jpg
Rennen_Ski_Nostalgie_Traisen2013_13 (640x480).jpg
Schimpfe gibt es für mich mehrfach. Gerne hätte der Moderator mal die Hamburgerin angesagt, immer wieder reibt er mir unter die Nase, wie er sich schon drauf gefreut hätte, und ICH hätte ihm das kaputt gemacht! Was er sich schon Schönes ausgedacht hätte für mich! Ich versuche mich zu verteidigen, aber das lässt er nicht gelten: "Ja wärst einfach IRGENDWIE bis zur zweiten Stange gefahren, hättst dich gschmissen und ich hätt was von Materialermüdung erzählt! So schöne Sachen hätt ich über dich erzählen können! -ich hab ja schon Nachts davon geträumt, das erste Mal eine waschechte Hamburgerin anzusagen!"

Ich verspreche ihm und schwöre mir selber, zu starten, wenn ich es nur hinkriege, irgendwie Pflugfahren wieder zu lernen. Dann wird er seine Ansage doch noch machen können. Am Glungezer wird sich in einigen Tagen ja zeigen, ob vielleicht doch noch Reste einstigen Fahrvermögens vorhanden sind...

Übrigens habe ich mein Teilnehmer-Tütchen mit Urkunde doch gekriegt, auch ohne Teilnahme. Das kommt bestimmt vom Nadeleinsatz, Stockeinsatz war ja nicht :biggrin:
Das Gruppenbild wirkt, als hätte die Zeitreisemaschine einen Aussetzer gehabt. Der Aussetzer bin ich - die grüne Lauffläche meines 1950er-60er-Ski wirkt zwischen all den Echtholzski ziemlich daneben. Gott sei Dank konnte man mich abschneiden, damit das Grüne verschwindet, das ist übrigens eine reine Stilfrage :ja: Solang ich nicht geköpft werde, ist alles in Ordnung 8)

©Nostalgie-Ski-Traisen
Rennen_Ski_Nostalgie_Traisen_2013_03 (640x480).jpg
Alles Holz!
Rennen_Ski_Nostalgie_Traisen_2013_03 (640x480).jpg
Extra für dieses Bild habe ich dann humorvolle Anweisung bekommen, das schreckliche Grüne zu verstecken. Wer immer gedacht hat, alte Ski sind einfach alte Ski, oha nein...es liegen einige Jahrzehnte zwischen uns.
Rennen_Ski_Nostalgie_Traisen2013_05 (640x480).jpg
Stiefel, Bindungen: Triesingtaler Nostalgie-Ski-Bären
Winterreise_Maerz_2013 034 (640x480).jpg
Winterreise_Maerz_2013 035 (640x480).jpg
Langsam lichtet sich das Treiben, viele fahren nun davon...
Winterreise_Maerz_2013 037 (480x640).jpg
...einige bleiben, und es gibt noch einmal einen schönen Abend auf der Hütte.

Die nächsten Teile sind in Arbeit: Abstieg, Heimatmuseum Lilienfeld, Tirol etc. Und in diesen Rennteil gehören eigentlich noch die Terrassengespräche, was habe ich da nicht alles erzählt bekommen!
>>...und als der liebe Gott einmal besonders gute Laune hatte, schenkte er uns den Ski.<< Berge im Schnee, Luis Trenker, 1932
Homepage: http://www.retro-moden.de/index.php?id=skimode
Benutzeravatar
Harzwinter
Gaislachkogl (3058m)
Beiträge: 3151
Registriert: 10.03.2004 - 19:58
Skitage 19/20: 18
Skitage 20/21: 3
Skitage 21/22: 11
Ski: ja
Snowboard: nein
Ort: Ettlingen
Hat sich bedankt: 108 Mal
Danksagung erhalten: 416 Mal

Re: Winterreise 2013 - Von Traisen bis Tulfes

Beitrag von Harzwinter »

Einer der gänzlich anderen Berichte, die ich je im Alpinforum gelesen habe - danke nach Hamburch!
Nun bin ich gespannt, ob Du nach 33 Jahren Ski-Abstinenz doch noch ein paar Schwünge hinbekommen hast ... schließlich wird man Dich zum Nostalgierennen 2014 erwarten.
Benutzeravatar
Amarra64
Großer Müggelberg (115m)
Beiträge: 160
Registriert: 12.05.2012 - 21:56
Skitage 19/20: 0
Skitage 20/21: 0
Skitage 21/22: 0
Ski: ja
Snowboard: nein
Ort: Hamburg
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0
Kontaktdaten:

Re: Winterreise 2013 - Von Traisen bis Tulfes - Abstieg

Beitrag von Amarra64 »

Abstieg Sonntag, 17.März

Die Sonne lacht schon am Morgen, den Weg nach unten gehen »Hadschi« und Franz mit mir. Es ist bildhübsch hier, die Variationen von sanft welligem freien Gelände zu Strecken durch Wald und an steilen Hängen bieten Abwechslung. Alle paar Minuten kommen uns aufsteigende Menschen entgegen, immer wird gegrüßt, einige Worte und Scherze ausgetauscht, was gerade mir als Stadtmensch besonders angenehm auffällt. »Kennt ihr die eigentlich alle?«, frage ich. Nein, nicht alle, aber viele, und gegrüßt wird am Berg immer. Nett finde ich das, und denke an öde Bus und Bahnfahrten in der Stadt, die Fahrgäste alle aneinander vorbeistarrend, häufig mit Stöpseln im Ohr, Menschenmassen auf engem Raum, die der räumlichen Nähe zum Trotz so jeder für sich allein sind.
Meine persönlichen Bergführer ;-)
Meine persönlichen Bergführer ;-)
Eine Frau zieht einen Schlitten, da kommen zwei mit Kind, da noch Tourengehr, Wanderer, da einer mit Hund, alle auf gleicher Piste, gleichem Weg.

Jetzt kommt als erste Einkehrmöglichkeit Almgasthaus Klosteralm (1084m) in Sicht, Duuuurst!!! http://www.klosteralm.at/index-Dateien/Page434.htm
Wenige Minuten nach unserem Eintreffen klappt die Tür, laute Stimmen, Lachen. Auweih, jetzt kannst was erleben, sagt Hadschi, die Anni. Eine kleine braungebrannte Frau kommt rein, ruft laut erstaunt »Was macht IHR denn hier!?- seid ihr nicht zum Rennen?!« »Das war gestern.« »Aber ich wollt doch zum Rennen, wieso gestern, es ist immer Sonntags und heute ist Sonntag!« »Hast die Zeitung vom letzten Jahr erwischt, nicht aufgeräumt, was - es stand überall zu lesen: dies Jahr Samstag.« Sie witzeln hin und her und mir stehen schon wieder die Lachtränen in den Augen. Jetzt schimpft sie, extra was Nostalgisches angezogen, zu Fuß losmarschiert und wofür nun, und bestellt sich erstmal Knödel. Nach deren Vertilgung und begleitenden Albereien bricht sie auf, an der Lilienfelder Hütte treffen wir sie wieder.

Rast in der Sonne: Lilienfelder Hütte
Winterreise_Maerz_2013-047a-(640x480).jpg
Bekannt wie ein bunter Hund: die Anni. Jahrelang war sie Kassadame am Lilienfelder Lift, Vizemeisterin im Skibobfahren, und früher fuhr sie auch die Nostalgie-Skirennen noch mit. Über achtzig und fit wie ein Turnschuh, mit der Anni könnte man sicher bis in die Puppen feiern :-)
Winterreise_Maerz_2013-049a-(640x480).jpg
Ein Forstweg führt uns unter dem sessellosen Lift durch...
Winterreise_Maerz_2013 051 (480x640).jpg
Winterreise_Maerz_2013 050 (480x640).jpg
Am späten Nachmittag haben wir es geschafft, und ich werde am »Kulmhof« bei den Wallentins ( http://www.camping-traisen.at/index.php ... mpingplace ) abgegeben. Nun folgt noch ein eiliger Besuch im Heimatmuseum Lilienfeld, wo ich die schwarze Jacke Matthias Zdarskys endlich im original betrachten kann. Was es hier über seine Geschichte, seine Erfindungen und über die Region zu sehen gibt, lässt sich nicht in drei Sätze fassen. Zdarsky war weit mehr als irgendein "erster Skipionier", je mehr ich erfahre, desto beeindruckter bin ich.
Ein Katalog der Mizzi Langer Kauba ist hier auch ausgestellt, sie führte mit ihrem Mann ein Bergsportgeschäft in Wien und nahm als einzige Dame an jenem legendären Torlauf 1905 teil. Das Geschäft in der Kaiserstraße 15 gibt es heute noch, »Bergfuchs« heisst es nun und bedient wie einst den Bergsportler.
Wintersport Katalog Mizzi Langer-Kauba
Wintersport Katalog Mizzi Langer-Kauba
Wintersport Katalog Mizzi Langer-Kauba
Wintersport Katalog Mizzi Langer-Kauba
Nach diesem Museumsbesuch steht aus mehreren Gründen endgültig mein Entschluss fest: Ich werde eine möglichst originalgetreue Reproduktion der Jacke Matthias Zdarskys' anfertigen. Weiteres wird an dieser Stelle noch nicht verraten, nur soviel sei gesagt: Die Jacke kommt raus in den Schnee, jemand wird sie fahren, ich weiß auch schon wo ;D

Letzte Nacht in Traisen, Übernachtung im Gasthaus Linko. Eine prima Adresse, hier wird nämlich in einem Familienbetrieb mit Gasthof Bier selber gebraut, sehr lecker, wie ich fand.
Am nächsten Morgen werde ich zum Bahnhof nach St.Pölten gebracht und fahre weiter nach Innsbruck.
______________________________________________________________________________________
Starli hat geschrieben: Mal ein anderer Bericht, bin auf die Fortsetzung gespannt!
Dieseltom hat geschrieben:Perfekt liebste Andrea! Greets nach Hamburch!!!! :D :D :D :D :D
Harzwinter hat geschrieben: Einer der gänzlich anderen Berichte, die ich je im Alpinforum gelesen habe - danke nach Hamburch!
Nun bin ich gespannt, ob Du nach 33 Jahren Ski-Abstinenz doch noch ein paar Schwünge hinbekommen hast ... schließlich wird man Dich zum Nostalgierennen 2014 erwarten.
Danke für eure netten Kommentare. Es ist ziemlich schwer, sich kurz zu fassen, ich habe schon rausgekürzt was ging, da wäre eigentlich noch mehr zu erzählen. :surprised:
Aber ich muss ja jetzt endlich mal vom großartigen Skikurs berichten ;D
>>...und als der liebe Gott einmal besonders gute Laune hatte, schenkte er uns den Ski.<< Berge im Schnee, Luis Trenker, 1932
Homepage: http://www.retro-moden.de/index.php?id=skimode
Benutzeravatar
Amarra64
Großer Müggelberg (115m)
Beiträge: 160
Registriert: 12.05.2012 - 21:56
Skitage 19/20: 0
Skitage 20/21: 0
Skitage 21/22: 0
Ski: ja
Snowboard: nein
Ort: Hamburg
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0
Kontaktdaten:

Innsbruck - Tulfes mit Nostalgie-Skikurs

Beitrag von Amarra64 »

Innsbruck - Tulfes

Eine schöne Zugfahrt, der "Railjet" schneidet besser ab als der ICE - Gepäckablageplatz klasse, Service angenehm, Kaffee lecker.
Den Innsbrucker Bahnhof erkenne ich nicht wieder, und die Haltestellen der Busse auch nicht. Meine Güte, hat sich das verändert...
Egal, ab in den Bus. Fahrkarte lösen, immer nett, wenn man Busfahrer erwischt, die ruppig losfahren, wenn ein Fahrgast noch mit Koffer, Skitasche und Rucksack mitten im Gang steht, und das ab Starthaltestelle. :boese: Egal.

Beim Pfuner steige ich aus, endlich wieder da! Es dauert keine fünf Minuten, ich fühle mich im Hotel Geisler wie zu Hause, als wäre ich grad letzte Woche das letzte Mal hier gewesen.

Am Dienstag morgen geht es rüber nach Tulfes zur Skischule Total, ich hatte vor Abreise per Mail bereits angefragt, ob sie eigentlich nur neue Ski behandeln oder ob es auch ein älteres Modell sein darf. Antwort folgte prompt, ja klar, warum nicht, und man sei neugierig auf den Ski. Bei Betreten der Skischule werde ich anhand des Ski auch umgehend als die Hamburgerin erkannt. Kanten und Wachs möchte ich, der gute Alte hat ja sowas ewig nicht gesehen, und nicht gleich, morgen reicht. Wir gehen gleich von "Sie" auf Du über, Urs heisst er. Also, Urs, sage ich, da ist noch ein Problem...ich bin 33 Jahre nicht skigefahren, und ich bräuchte einen Lehrer, aber bitte nicht so'n Jungspund, sondern wenigstens so alt, daß der auf den alten Ski selbst noch gefahren ist. Reicht über siebzig?, fragt Urs, ja,ich finde das ausreichend. Der Lehrer heisst Hans, war bei der Bergwacht, oh super, da weiß der gleich, was er tun muss, wenn ich umfalle. Urs will für den nächsten Tag ein altes Heft raussuchen, könnte mich interessieren, am Besten etwas eher kommen.
Super, das läuft ja gut an!
jetzt fahre ich mit dem Bus nach Hall. Irgendwo in der Altstadt muss ein Skihersteller namens Vielhaber gewesen sein, der einen Skifahrer aus Metall als Firmenzeichen hatte.
Nach kurzem Bummel habe ich ihn gleich gefunden:
Winterreise_Maerz_2013-064 (461x640).jpg
Winterreise_Maerz_2013-062 (634x640).jpg
Winterreise_Maerz_2013_Hall_Tirol-063 (632x640).jpg
Dem Pfeil auf dem Schild folgend gehe ich in die Gasse hinein.
Winterreise_Maerz_2013-065 (640x489).jpg
Wagnerei... drinnen ist eine Werkstatt, aber kein Holz, sondern Motorräder. Ich gehe hinein und frage, war hier mal ein Skihersteller. Ja, sagt er, das war mein Papa. Oh, und haben sie irgendwo noch alte Ski vom Papa? Nein, aber im Geschäft nebenan hängen welche, fragen sie einfach mal.
Die Tür gefällt mir: ein Holzski als Griff. »Polychrome« steht in der Tür, ich lese die Informationen durch. Das ist ja ein Fund!

Ein Stoff für alle Fälle
Produktdesigner Michele Stinco entwickelte in Tirol eine Jacke, mit der Bergsportler gegen stechende Hitze und klirrende Kälte gleichermaßen gut gewappnet sind.

Der bergsportaffine Wahl-Tiroler Michele Stinco wird für seine Erfindung, das „Polychrome Hybrid Jacket“ in Friedrichshafen mit dem Industry Award ausgezeichnet und ist in Österreich für den Staatspreis Design nominiert.


Also, liebe Alpinforis, das ist doch was! Im Themenbereich Ausrüstung suchte doch der eine oder andere nach bestimmter Kleidung, also ich finde die Sache interessant, hier etwas mehr Info:
http://www.tt.com/Nachrichten/Nachricht ... %A4lle.csp
Innovation
http://www.createtirol.at/index.php/created/3
http://www.michelestinco.com
Da sucht man alte Ski und findet andere Überraschungen.
Winterreise_Maerz_2013-066 (481x640).jpg
Unter der Decke im Geschäft hängen tatsächlich alte Ski verschiedenster Jahrzehnte, nur kann ich leider nicht gucken, immerhin wird da gearbeitet und es wäre besser, einen Termin abzumachen. Die Dame gibt mir die Karte, damit ich mich wegen der Skibesichtigung melden kann. Schade, ich habe ja nur so kurz Zeit...
Das wird dann nächstes Jahr werden.

Ach, und noch etwas zu dem zufälligen Sportbekleidungsfund:
Michele Stinco und seine Partnerin Elisabeth Frey, betreiben als moderne, junge Haller Firma, in Absprache mit dem Alpenverein Hall, bei der Glungezerhütte das „www.polychrome.com“, eine innovative Hochgebirgs-Textilmaterialforschungsstation. Die in Hüttennähe aufgestellten und mit Sensoren versehenen Kleiderpuppen werden demnächst mit verschiedenen Textilien bekleidet, um diese in Langzeittests an ausgesetzter Stelle zu testen, in Zusammenarbeit mit der Univ. Innsbruck.
http://www.glungezer.at/2013/03/03/glun ... eder-jung/
Winterreise_Maerz_2013-067 (640x523).jpg
Winterreise_Maerz_2013-068 (640x595).jpg
Blickrichtung zum Glungezer
Winterreise_Maerz_2013-071 (640x480).jpg
Blickrichtung Patscherkofel -
Winterreise_Maerz_2013-070 (640x476).jpg
Altes Schild am Gasthaus »Zum goldenen Löwen«
Winterreise_Maerz_2013-069 (640x469).jpg
Das war Dienstag. Es folgt Mittwoch, der große Nostalgie-Skikurs-Tag...Scheitern oder nicht scheitern... :?: :|
>>...und als der liebe Gott einmal besonders gute Laune hatte, schenkte er uns den Ski.<< Berge im Schnee, Luis Trenker, 1932
Homepage: http://www.retro-moden.de/index.php?id=skimode

Benutzeravatar
Amarra64
Großer Müggelberg (115m)
Beiträge: 160
Registriert: 12.05.2012 - 21:56
Skitage 19/20: 0
Skitage 20/21: 0
Skitage 21/22: 0
Ski: ja
Snowboard: nein
Ort: Hamburg
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0
Kontaktdaten:

Nostalgie-Skikurs am Glungezer -Winterreise 2013

Beitrag von Amarra64 »

Die Nacht vor dem großen Tag: Männerbesuch

Ich schlafe schon selig, als es klopft. Eine männliche Stimme von etwas dünnem knarzigen Klang begehrt einzutreten. Neugierig öffne ich und erblicke staunend einen kleinen hässlich Kerl, dessen nackter Körper aus rötlichen Fleischsträngen zu bestehen scheint. Er blitzt mich selbstsicher an: »Gestatten, mein Name ist Herr Wade. Die Muskelüberwachungszentrale ist über ihr morgiges Ski-Vorhaben informiert und hat mich mit der warnenden Aufklärung ihrer Person beauftragt.« Ich lade ihn mit einer Handbewegung in mein Zimmer ein. »Ich wüsste zwar nicht worüber ich aufgeklärt werden müsste, aber bitte.« »Unserer Organisation ist bekannt, daß Sie im Jahr 2006 jegliche tänzerischen, sportlichen Aktivitäten eingestellt haben, seit Jahrzehnten nicht skigefahren sind und morgen mit einer veralteten und somit gesundheitsschädigenden Ausrüstung eine Privatstunde absolvieren wollen. Alle Mitglieder der Zentrale raten zur Absage des Kurses, die Folgen bei Antritt könnten grausam sein.« Sein Blick ist ernst, fast bittend, doch dabei wirkt er sehr angespannt, fast innerlich brodelnd. Ich mache unmißverständlich klar, daß ich weitere Erklärungen und Diskussionen nicht wünsche und keinesfalls bereit sei, mein Vorhaben, für das ich weit angereist sei, aufzugeben, im Übrigen hätte ich ein historisches Skihosenmodell zu testen. Da explodiert er heftig schreiend:» Du verbohrte alte Schachtel! Wir werden dich morgen gründlich heimsuchen! Leih dir wenigstens moderne Ausrüstung, dann wird es nicht so schlimm, sei vernünftig!« Ha - das Hasswort: Vernunft. Bäh, langweilig! Ich will ihn am Hals packen und rauswerfen, da entwischt er und springt vom Balkon. Unten aufgeschlagen, ruft er hämisch »Bis morgen, von Herzen mit Schmerzen!« und entfleucht gackernd um die Ecke.

So ungefähr stelle ich mir das Scheusal Herr Wade vor... eigentlich hat er es ja nur gut gemeint...
Herr_Wade (476x640).jpg
Der große Tag

Gegen Mittag werde ich von zwei Gästen, die in Tulfes das erste Mal das Snowboard-Fahren probieren, zur Skischule mitgenommen. Als ich ankomme, holt Urs gleich das versprochene alte Heft. »Bergfilm« heisst es, ein handgefertigtes Erinnerungsalbum an eine Film-Vorführungsreise durch ganz Österreich Anfang der 1950er Jahre. Ich lege den Schatz auf eine Unterlage draussen auf der Wiese und fotografiere alle Seiten ab.
Für mich Seiten voller alter Ski-Magie...zuviele, um sie alle hier zu zeigen, aber ein paar wenigstens müssen sein! Als erstes das Titelblatt:
Bergfilm_1951_1952_074 (509x640).jpg
Musik!
Bergfilm_1951_092 (640x471).jpg
Noch mehr Musik!
Bergfilm_1951_091 (640x470).jpg
Die Bergrettung in Aktion
Bergfilm_1951_087 (491x640).jpg
Ankündigung eines Filmabends in Kitzbühel
Bergfilm_1951_082 (457x640).jpg
Tierliebend und dekorativ romantisch...
Bergfilm_1951_077 (516x640).jpg
Ich schaue mich ein bißchen in der Skischule um. Da oben hängt tatsächlich ein Ski mit Schriftzug »Glungezer«, Haller Markenware von einst, die von 1919 bis 1983 von einem Herrn Karl Halhammer erzeugt wurden. Die Marke hieß zuerst »Nordtirol«, ab 1945 dann »Glungezer-Ski«.
Glungezerski_Skischule_Total122web (640x334).jpg
Glungezerski_Skischule_Total_123web (640x500).jpg
Und neben der Tür ein Fiberglasski Marke Toni Sailer. Etwas jünger als meiner, solche Ski und Bindungstypen waren Ende der 1960er Jahre auf den Pisten unterwegs.
ToniSailerSki_Maerz_2013-126web (370x640).jpg
Mein letzter Skitag war 1980...und natürlich fuhren wir alle mit Sicherheitsbindungen, hatten Skibremsen und hohe Schnallenstiefel. Dennoch, die Sprünge in Design und Technik sind extrem. Ich starre die Leihski an - meine Güte, was für Zwergenski. Die Form gemahnt an Kinderkekse, Löffelbiscuits, breit, flache Schaufel, wie Pavesi-Kekse! und die Bindungen wirken in der Proportion völlig überdimensioniert. Oh du liebe Güte, denke ich, wie hässlich, welch ein Mangel an Eleganz und Ästhetik! Dat iss nix für mich.
Jetzt kommt Hans, mein Skilehrer. Er hat auch solche kurzen Pfannkuchenski dabei. Wir wechseln ein paar Worte, ein kurzer Blick auf meine Ski, und spontan nimmt Hans den alten Sailer-Ski von der Wand, zack, liegt er auf dem Tisch, und nach einigen Handgriffen passen Hans' moderne Skistiefel in wenigen Minuten in die alte Bindung. Ich strahle - das ist perfekt! denn die Überlegung, es könne besser sein, wenn Lehrer und Schüler gleiche Ski benutzen, hatte ich schon angestellt, und bevor ich auch nur A sagen kann, ist das serviert!
Also auf gehts:
Skischule_Total_Tulfes_3_2013 (640x380).jpg
Jetzt rüber zur Glungezerbahn. Ich bin doch ziemlich aufgeregt, seit morgens schon renne ich mit einem Dauergrinsen durch die Gegend. Ich mag das Zirpen des Liftseiles, das Rattern der Rollen, für mich »Skiliftmusik«. Aufstellung, Sessel kommt angefahren, und schon schweben wir davon, die Fahrt vergeht bei interessanter Unterhaltung wie im Flug. Und schööön isses...die Bäume, immer mehr Schnee...Ausstieg. Die Liftleute haben unsere Ski ans Geländer gestellt, »was habt ihr denn da mit?« Hans klärt sie auf.

Wir gehen mit den Ski an den Hang unterhalb der Mittelstation, wo die kleinen Übungslifte sind. Ich soll nur die Stöcke tragen, Hans nimmt die schweren Ski. Das gefällt mir nicht so ganz, kenne ich doch die uralten Texte bezüglich der Frau als echter Skikameradin, in denen dem Manne angeraten wurde, solle das Weib als Skikamerad echte Geltung erlangen wollen, so müsse sie ihren Rucksack, ihre Ski selbst tragen und pflegen, er solle sich wohl hüten, ihr das abzunehmen, um sie zu echtem Sportsgeist zu erziehen und zu befähigen und selbigen nicht durch Kavaliersgehabe schon in den Wurzeln zu ersticken. Mein Skilehrer ist jedoch ein Kavalier, er gibt mir die Ski nicht, da kann man nix machen. Auf der ganzen Reise schon ist mir aufgefallen, dass die zum Teil mehr als hundert Jahre alten Ratschläge nicht überall Wurzeln geschlagen haben. »Erziehen Sie die Damen, dass sie selbstständig werden. Lassen Sie die Damen sich nur mit ihren Bindungen, Rucksäcken, Abkratzen der Schier, An- und Abschnallen der Felle selber plagen, dann werden sie sich immer besser zurecht finden und immer weniger zur Last fallen. tragen Sie den Damen die Schier nicht, oder wenn diese nachgezogen werden, binden Sie sie nicht mit den Ihrigen zusammen.« (Schitouren, Karl Björksten, 1907/1908, Zitat gefunden in »Frauen und Skisport«, V.Martinelli)
Bestimmt hat Hans das NIEEEE gelesen.... :lach: :tongue: :wink:

Nun heisst es anschnallen. Die alten Ausrüstungsteile passen spitzenmäßig zusammen, - schnapp- die Bindung, die Hände durch die Lederschlaufen der Bambusstöcke, alles rot-weiß-schwarz von den Ski bis zur Wolljacke und Mütze, optisch Endfünfziger Ski-Nostalgie pur! Wenigstens DAS kann ich!

Ich stehe nun auf dem frisch gewachsten Ski erstmals im Leben auf einer glatt präparierten Piste - Huch, sage ich, was ist das denn, es flutscht unterm Fuß wie glitschige Fische! Hans grinst, modernes Skiwachs eben. Ich fühle mich als stünde ich auf nasser Seife, so glatt ist das.

Jetzt geht es los, das Programm: Schneepflug. Hans fährt vor, ich hinterher. Ich bin zurück auf Null, absolutes Anfängerniveau. Die Knie geknickt, alle Kraft aufwendend, um die Kanten zu kanten wie es nötig ist, rutsche ich langsam hinter meinem Lehrer her. Und nun der Bogen, rechts kräftiger kanten, Gewicht verlagern und die erste Kurve gelingt. Weiter, die zweite, ich schaffe es- HimmelDonnerkeil, ist das schwer! Diese alten Latten fühlen sich an, als waren sie vorn zwei und hinten drei Meter lang, dabei sind es doch nur 1,95m! Und diese Piste ist so komisch für mich...alles so platt, so ohne zerwühlten Schnee - wie gebügelt...
Nostalgie_Ski_Kurs_Tulfes_3_2013_002 (480x640).jpg
Nostalgie_Ski_Kurs_Tulfes_3_2013_001 (640x480).jpg
Unter Hans Anleitung und Korrektur schaffe ich einige Bögen zu »fahren«, und da kommt Urs. Er wollte sich das Spektakel nicht entgehen lassen, den Fotoapparat hat er auch dabei. Ich soll jetzt mal für ein Foto ganz lässig den Ski hochstellen. Uff, sage ich, ich werde umkippen! Macht nix, meint er, Hans hält Dich fest und dann sammeln wir dich wieder auf. Na gut, aber du musst ganz schnell knipsen, was tut man nicht alles für sooo nette Tiroler! Achtung - Bein Hoch - Ski steht - Foto - und...plumps!
Nostalgie_Ski_Kurs_3_2013_003 (480x640).jpg
Nostalgie_Ski_Kurs_Tulfes_3_2013_004 (640x480).jpg
Ich lach mich noch kaputt hier, ist das lustig, die Ski flutschen hin und her und die zwei ziehen mich wieder hoch. Noch ein paar Bilder vom Pflug-Bogen-Üben, dann fährt Urs wieder davon. Beim zweiten Sturz hilft Hans mir auf, beim dritten komm ich schon ganz alleine hoch - was ' ne Leistung!


Es wird weiter geübt. Ich frage Hans, was er meint - können wir bis zur Tulferhütte und mit dem Schlepplift wieder rauf? Ich mag den Seillift nicht, und die Tulferhütte zieht mich an...die Stamm-Hütte meiner Kindertage. Ok, los. Ich schaffe nun je drei bis vier Bögen am Stück, lachend und schwitzend. Hans kennt hier alle, ab und zu bleibt am Pistenrand ein Tourengeher stehen und bestaunt die alten Ski.Ich werde immer wieder vorgestellt als die Nostalgie-Skifahrererin aus Hamburg. Einen irritierten Herrn kläre ich auf, dass der Grund für die Benutzung dieser Ski gewiss nicht in Armut zu suchen sei, er guckte so komisch. Die Meisten reagieren amüsiert und neugierig, lächelnd.
Es ist phänomenal, mit wie vielen Leuten man in Kontakt kommt, wenn man mit so altem Krempel auftaucht.

Die Pausen nach meinen je 3,4 oder sogar 5 hingeschnauften Bögen nutzen wir zum erzählen. Es sieht hier wirklich noch wie früher aus, ich bin froh. Holzzäune, schööön...

Hans zeigt mir wie man ganz früher fuhr und bremste. Toll sieht es aus, er nimmt Fahrt auf und springt quer, bleibt stehen. Wie ein 20jähriger, und stilvoll wie im Film »Der weisse Rausch« Seufz...Kristeln, nannte man das, sagt er. Seufz...das tät ich auch gern können...

Rückblende - 1967

Ich halte Umschau, und denke an meinen Großvater, meine Eltern. Hier sind sie zu Fuß hoch, Opa die Ski geschultert, Mama und Papa Schlitten schleppend, geführt vom Gastgeber. Morgens mit dem VW auf der schmalen, schneebedeckten Straße zur Tulferhütte, ab da zu Fuß bis hoch zur Tulfeinalm, bis ungefähr zu dem Punkt, wo sich heute die Bergstation des Tulfein -Schleppliftes befindet.
Aufstieg_Glungezer_1967 (616x640).jpg
Die Skischule Glungezer wurde 1965 von Franz Maislinger gegründet, Opa meldete sich zum Kurs an. Der Unterricht fand zum Teil auf den Wiesen am Pfunerhof statt, Pistentreten war angesagt - später gab es einen eigenen Hotel-Hauslift beim Geisler und so eine Schneewalze zum selber ziehen. Bereits 1966 machte Opa beim Gästerennen mit, und wagte sich dann nach nur zwei Kursen hoch auf Tulfein. An jenem Tag 1967 - letzte Saison vor Liftbau - war die Oberfläche noch gefroren, als die Gruppe jedoch gegen Mittag am Ziel war, wurde der Schnee weich. Meine Eltern erzählten, wie sie bei jedem Schritt einbrachen, und das die geplante Schlittenfahrt zur Tulferhütte unmöglich wurde, die Schlittenkufen sanken beim Draufsetzen sofort ein, und so purzelten sie die Schlitten schleppend und ständig wegbrechend wieder runter. Die »Piste« war damals ungefähr 10-15 Meter breit, jegliche Art Pistenpräparierung lag in ferner Zukunft. Aber Opa, der schnallte die Ski an. Und er wagte es: Nach nur zwei Kursen stürzte er sich in das Abenteuer und »fuhr« ab. Ungezählte Stürze später erreichte er, im Grunde ja ein untrainierter Anfänger, die Tulferhütte, schneebedeckt, verschwitzt, kaputt und - glücklich.
Wie schwer das gewesen sein muss, erschliesst sich mir hier heute am eigenen Leib. Hölle-Kraft-Akt, dieses alten Ski, Puuuh! Mein Respekt vor unserem Opa, seiner Liebe zum Skifahren und diesem allen Schwierigkeiten zum Trotz nie-Aufgeben, ist nochmals gewachsen, und das Staunen über diese wahnsinnigen Holzskifahrer, die auf kantenlosen Latten an Fernläufen querfeldein teilnehmen, ebenfalls.

Ich bin ein Skiwurm... :naja: :cry:
aber nein, Quatsch, wir kommen jetzt an der Tulferhütte an. Ich habe die Strecke auf 1,95 m langen alten Ski, die tierisch schwer zu lenken sind, nach 33 skilosen Jahren bewältigt. Ich habe eine Idee, einen Plan und die erste Etappe desselben ist geschafft! Die kurzen Schnürlederstiefel geben kaum Halt, die Beine, die Knöchel wackeln mir wie Götterspeise, aber ich bin hier!
Das SIEGERFOTO:
Keilhose1952Test__Maerz_2013 128 (640x411).jpg
1960erSki_Tulferhuette_Maerz_2013-131web (490x640).jpg
Tulferhuette_Maerz_2013-130web (640x539).jpg
Obwohl März und warm, eigentlich Terrassenwetter, will ich in die Hütte. Da sitzen zwei Herren, Hans kennt natürlich auch die, wir setzen uns dazu. Ein halber Liter Apfelschorle ist nach der Tortur nötig. Du liebe Güte sind die frech! - ich bin kurz sprachlos, selten sowas. Der eine sehr sonnen-frischluftgebräunte schaut aus als hätte man ihn senkrecht und waagerecht in eine Plissiermaschine geschoben. Unglaublich anzügliche Witze, jetzt brauch ich einen kleinen Schnaps. Ich muss von deren Stoff probieren und denke, ich fall vom Stuhl. Das Reisefläschchen von Wallentins Selbstgebrannten schmeckt dann doch besser, wie gut das ich es in der Anoraktasche habe.

Schleppliftfahrt, »Bewertung« des Meisters und Abschlusskuchen

Nun geht es zum Schlepplift - ich habe es ja so gewollt. Ich weiss genau, würde ich jetzt rausfallen, gäbe es noch einmal Kampfschneepflugfahren und die letzte Talfahrt des Sesselliftes wäre ohnehin perdü... Latten in Position, da kommt der Bügel, ein Ruck und los, die ersten hundert Meter sind schwierig für mich, dann läuft es gut. Die Spur ist voller Rillen und hart, mehrfach geraten mir beinah die langen Ski über Kreuz, aber es klappt. So langsam ist das Fahrgefühl ok, Hans gibt noch kurz Tips, ach ja, so läuft es. Ich strahle von einem Ohr zum anderen, jetzt ist sogar ein entspannter Plausch möglich wie in meinen längst vergangenen Ski-Kindertagen. Ach ist dieses Gezogen-werden schööön! Aber nun gibt es ein ernsteres Gespräch, sozusagen die Bilanz, die Skilehrerbewertung ;-) Hans ist der Ansicht, dass ich mit modernen Ski und Stiefeln nach zwei Tagen Kurs wieder in der Lage wäre, ganz nach oben zu fahren und Tulfein relativ problemlos zu bewältigen. Er meint, die Fähigkeit sei noch da, sie hätte sich aber wegen des alten Materials nicht wirklich schnell entfalten können, und ohne die Grundlage von vor immerhin über dreissig Jahren wäre man gar nicht in der Lage, mit solchen störrischen Ski das zu bewältigen, was wir heute gemacht haben. Ich überlege...O Gott, wie ich die neuen Ski verabscheue! - aber: Vernunft...ich schlage vor, nächstes Jahr drei Tage Kurs mit neuem Material, und danach umsteigen und einen Tag Spaß und Ulk auf alten Brettern. Mindestens! - vielleicht mehr!
Nun noch die Sesselliftfahrt, ich ärgere mich, dass ich kein Aufnahmegerät auf die Reise mitgenommen habe. Seit der Ankunft in Österreich werde ich mit Geschichten ohne Ende gefüttert wie nette Tanten Kinder mit Bonbons vollstopfen.
Da kommt die Talstation, aufpassen, ich steige nach rechts aus, und, dass war ja klar, nach der Anstrengung habe ich Wackelbeine, ich stolpere Richtung Zaun, da ist ein Eisenpfahl, mit so 'nem gelben Ding dran, ich greife zu, halte mich dran fest. Die Geräuschkulisse stirbt sekundenschnell ab. Die Glungezerbahn ist stehengeblieben. Ich ziehe die Hand weg, Ups. Ähm. Oh. War ich das - hab ich die Bahn abgeschaltet? Der Liftmann zuckt unbeeindruckt schmunzelnd die Schultern und drückt auf den gelben Knopf, die Sessel bewegen sich wieder. Ich fühle rote Ohren.
Wir klettern die Stufen zum Parkplatz runter, eigentlich habe ich jetzt einen Vorteil, ich kann in den alten Lederstiefel wesentlich besser laufen, aber il Cavaliere Hans trägt schon wieder die Ski. Und fährt mich obendrein zum Hotel. In der Kurve deutet er auf das Holzhaus, beschriftet mit »S'Hoamatl«. »An der Hausseite haben wir immer den Rettungsschlitten lassen dürfen, nachdem wir jemand vom Berg haben holen müssen. Danach haben wir den wieder geholt und wieder nach oben zur Hütte der Bergrettung gebracht. Das war, bevor es den Lift gab, es ist einfacher seitdem, vorher haben wir das Alles zu Fuß und auf Ski gemacht.«
Hoamatl_Tulfes_Holzhaus_2013-261 (640x430).jpg
Zurück im Hotel, bringt Hans mir noch die Ski in den Keller. Immerhin darf ich meinen Lehrer noch zu Kaffee und Kuchen einladen, und so sitzen wir zum Abschluss dieses schönen und ergebnis- sowie erkenntnisreichen Tages in der Restsonne vor'm Hotel gemütlich ratschend.

Das Urlaubsende...es nähert sich...aber etwas zum erzählen gibt es vorher noch.
Also muss noch ein letzter Reiseteil geschrieben werden, beispielsweise von meinem Plan, die Traisener Ski-Nostalgie-Gruppe für eine Vorführung, ein grande spettacolo auf Holzski, Einstocktechnik! nach Tulfes einzuladen, wofür ich alle Unterstützung der entsprechenden Stellen fest zugesagt bekommen habe. Und das ich noch den alten Skilherer meines Großvaters getroffen habe, der mir ein Skilehrbüchlein von 1923 mit der Post schickte. Und die Häusl-Tulferhütten-Geschichte von der einstigen Tulferhüttenwirtin Luise, die ich besuchte, anklingeln, Grüß Gott, ich bin die Enkelin von, Tochter von, und aufs herzlichste Willkommen geheissen zu werden... Und der Besuch an der Säge. Und am Lavieranbad. Und Windegg.
Und wie Herr Wade tatsächlich massiv kam und wie ich ihn besiegt habe :mrgreen: ;D :lach:
>>...und als der liebe Gott einmal besonders gute Laune hatte, schenkte er uns den Ski.<< Berge im Schnee, Luis Trenker, 1932
Homepage: http://www.retro-moden.de/index.php?id=skimode
kaldini
Moderator
Beiträge: 5199
Registriert: 19.08.2002 - 22:17
Skitage 19/20: 0
Skitage 20/21: 0
Skitage 21/22: 0
Ski: ja
Snowboard: nein
Ort: Wörgl
Hat sich bedankt: 191 Mal
Danksagung erhalten: 844 Mal

Re: Winterreise 2013 - Von Traisen bis Tulfes

Beitrag von kaldini »

Vielen Dank für diesen wunderbaren Bericht! :tach:
State buoni, se potete
Benutzeravatar
Amarra64
Großer Müggelberg (115m)
Beiträge: 160
Registriert: 12.05.2012 - 21:56
Skitage 19/20: 0
Skitage 20/21: 0
Skitage 21/22: 0
Ski: ja
Snowboard: nein
Ort: Hamburg
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0
Kontaktdaten:

Re: Winterreise 2013 - Von Traisen bis Tulfes

Beitrag von Amarra64 »

kaldini hat geschrieben:Vielen Dank für diesen wunderbaren Bericht! :tach:
Vielen Dank Dir für das Kompliment. :oops: :) Tatsächlich war diese Reise so überfrachtet an Eindrücken und Begegnungen, Erlebnissen, das ich den Bericht nur stückweise schreiben konnte und währenddessen und danach etwas neben der Spur war :wink: Sogar jetzt passiert es noch, dass ich mich an irgendwelche Kleinigkeiten erinnere und vor mich hin lache und an weiteren nächsten Plänen schmiede.

Dieser Tüp von der Muskelüberwachungszentrale erwischte mich voll, und das Aas brachte seine Kollegen mit: Am Morgen nach dem großen Nostalgie-Skikurs kam es mir vor, als kröche ich auf allen vieren aus dem Bett - kann Muskelkater vom Ohr bis zum kleinen Zeh gehen? Er kann, und das dauerte 4-5 Tage... 8O :lach:
Die Treppe im Hotel zum Frühstück runterkriechend gedachte ich meiner Vorfahren und verstand das morgendlich wiederholte Treppenkriechen, welches ich als Kind verständnislos beobachtete, plötzlich sehr gründlich.
Natürlich lasse ich mich nicht unterkriegen, bestes Mittel gegen diese Katerform ist Bewegung, folglich ging es auf die ohnehin geplanten Erkundungsgänge.

Als erstes hoch auf unsere einstigen Übungswiesen, wo mal ein kleiner Skilift stand.
Das bin ich 1968, der bildliche Beweis meiner Anfänge als Skimädel, Oma und Opa dabei. Das Holz im Hintergrund ist das Mini-Lifthäuschen des einstigen Hausliftes am Hotel Geisler, da drinnen waren Betriebsmittel wie ein Zettel und Stift, um Strichlein zu machen, wenn einer einen Obstler brauchte, das kam manchmal vor :wink: Abgerechnet wurde später, den Lift durften wir auch alleine anschalten.
Tulfes_Tirol_1967_1968_Andrea_Marra (606x640).jpg
Der Lift hatte natürlich keinerlei Stützen oder Raffinessen, der Holzbügel konnte 4 Leute ziehen und endete oben am Waldrand. Er könnte ungefähr so ein Ding gewesen sein wie dieser auf einer Ansichtskarte von Rinn, nur habe ich in meiner Erinnerung nicht so eine kleines senkrechtes Rad vor Augen, sondern ein größeres waagerechtes, aber ich weiß es nicht mehr und Fotos gibt es nicht.
Rinn_Skilift_Verlag_Stockhammer_web (640x461).jpg
Wie die Chefin im Hotel mir erzählte, war der Lift veraltet, sodass er in den 1980er Jahren demontiert werden musste und sozusagen rückstandslos verschwand.

Da eine der 1972 erstmals mitgereisten Tanten eine ungeduldige Person war, die den am Folgetag geplanten Skikurs nicht abwarten konnte, wollte sie es vorher wissen. Der rührend um seine Gäste bemühte Hotelchef hatte wegen Schneemangel mit Traktor und Anhänger Schnee herangefahren und den Haushügel samt Lift vollgeschüttet. Die Tante, die noch nie auf Ski gestanden hatte, griff also den Liftbügel, wurde vorwärtsgezogen, die Arme wurden länger, es sagte knack, und ein Bein hatte sich vorübergehend verabschiedet. Die Angebrochene wurde dann mittels eines VW-Käfer vom Hotelchef ins Krankenhaus nach Hall gebracht, wo sie drei Tage festlag.
O-Ton: "Da lag ich nun eingegipst, und es fing an zu schneien und hörte gar nicht mehr auf - was hab ich mich für Euch gefreut!"
Das ist die pure Selbstlosigkeit :mrgreen: Nach drei Tagen durfte die Tante das Krankenhaus verlassen, um sich alleine im Liegestuhl zu langweilen. Kein Zustand, also wurde sie mit dem Schlitten zur Tulferhütte gezogen. Warum auch soll ein Gips am Rodeln hindern? Jedenfalls hat der Gips die Stürze bei der folgenden Abfahrt gut überstanden :ja: Tiroler Gipsqualität ;D

Da ich ja immer schon vorhatte, auch endlich mal einen - wie heisste es hier so treffend - LSAP - Gang zu machen, zog es mich als erstes zu unseren einstigen Übungswiesen.
Winterreise_Maerz_2013 162 (640x480).jpg
Für die Orstkundigen: Im Grünen verläuft die Straße, rechts Tulfes, links Richtung Rinn. Würde ich jetzt nach links gehen, müsste ich als erstes den Lavierenbach queren, weiter oberhalb verläuft, glaube ich, der Speckbacherweg. Nachdem vom alten Hauslift nicht mal mehr ein Schräubchen zu finden war, machte ich mich auf den Weg Richtung Gasthaus Oberlavierenbad. Das Wasser war berühmt für für seine Heilkraft, und meine Oma väterlicherseits buchte noch in den 1970er Jahren ein Wannenbad da oben. Um die Jahrhundertwende war das ein beliebter Ort für Sommerfrischler. Der Weg dahin bot zum Beispiel diese Anblicke:
Winterreise_Maerz_2013 167 (640x480).jpg
Ein winziges Bäumchen im moosigen Fels - sicher wird es den Felsen irgendwann spalten.


So sah es am Gasthaus Oberlavierenbad einst aus: Foto von 1927 (Poststempel, das Bild dürfte älter sein, da in den 1920er Jahren so lange Röcke und hochgeschlossene Blusen nicht mehr gebräuchlich waren)
Rinn_Lavierenbad_1927_Alpiner_Kunstverlag_web (640x402).jpg
Kalte und warme Heilbäder zu jeder Jahreszeit:
Lavierenbad_Kalte_und_warme_Heilbaeder_zu_jeder_Jahreszeit_web (640x238).jpg
Rinn_Lavierenbad_1927_Heilbaeder (640x537).jpg
Ein Farbfoto der 1960er, 1970er Jahre
Oberlavierenbad_Gasthof_Pension_1960er_70erJahre (640x448).jpg
März 2013 - das alte Gasthaus ist schon laaange geschlossen. Die Gebäude des ehemaligen Gasthauses Oberlavierenbad sind nun ganz normale Wohnhäuser. Aber die kleine Staue an der Hausecke ist noch da. Nur die Hausbemalung ist überstrichen worden...DAS hätte ich nicht gemacht...ich habe noch mehr alte Ansichtskarten des Ortes, mal sehen ob die bemalte Fassae zu finden ist.
Winterreise_Maerz_2013 174 (640x480).jpg
>>...und als der liebe Gott einmal besonders gute Laune hatte, schenkte er uns den Ski.<< Berge im Schnee, Luis Trenker, 1932
Homepage: http://www.retro-moden.de/index.php?id=skimode
Benutzeravatar
Amarra64
Großer Müggelberg (115m)
Beiträge: 160
Registriert: 12.05.2012 - 21:56
Skitage 19/20: 0
Skitage 20/21: 0
Skitage 21/22: 0
Ski: ja
Snowboard: nein
Ort: Hamburg
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0
Kontaktdaten:

Re: Winterreise 2013 - Von Traisen bis Tulfes

Beitrag von Amarra64 »

Hier also noch die alten Bilder des Gasthofes Lavierenbad mit der heute verschwundenen Wandmalerei. Der Mann, der da auf dem Felsen sitzt, könnte der Riese Haymon sein, der soll nämlich im Lavierenbach gebadet haben, um neue Kräfte zu sammeln.
GasthausOberlavierenbad_Malerei1-(1) (640x491).jpg
Gasthaus_Oberlavierenbad_Front (640x419).jpg
Gasthaus_Oberlavierenbad_vom_Weg_links (421x640).jpg
GasthausOberlavierenbad_Malerei1-(2) (640x447).jpg
Winterreise_Maerz_2013 169 (480x640).jpg
Winterreise_Maerz_2013 170 (480x640).jpg
Ein Rest Beschriftung am seitlichen Anbau, jener, an dem auf der ältesten Postkarte "Heilbäder" steht. Jägerstüberl - vielleicht gab es da auch irgendwelche heilenden Flüssigkeiten...;-)
Winterreise_Maerz_2013 173 (640x480).jpg
Jetzt weiter Richtung Rinn, an einem halbverfallenden Holzställchen vorbei ...
Winterreise_Maerz_2013 178 (640x480).jpg
Gasthof Pension Neuwirt in Rinn...der letzte Gast dürfte schon etwas länger fort sein...
Winterreise_Maerz_2013 181 (640x480).jpg
Jetzt muss ich nachgucken, wo Zangerles Handlung war.
Zangerle_Rinn_1950erJahre_FotoStockhammer (402x640).jpg
Ja, das ist das richtige Haus. Trotzdem bin ich unsicher...in meinem Rücken befindet sich der "Gasthof Post", ich trete ein und finde an der Rezeption eine nette Damen mit weißen gewellten Haaren, die ich nach Zangerle frage. Ja, das ist das Haus, die Mizzi Zangerle hat das Geschäft noch bis in die 1980er Jahre gehabt, da gabs alles, von Socken bis Schreibhefte, Aufschnitt, Brot, Getränke, was immer man im Alltag brauchte, hatte die Mizzi. Schwedenbomben, grinse ich, sie lacht, ja die auch- der Sohn hat es dann aber nicht weiterführen mögen, viel Arbeit, kaum Verdienst... Eine der Postkarten ist 1952 verschickt worden, Mizzi Zangerle schrieb nach Wien, an Frau Elfriede S., die zwei bestellten Zimmer seien ab 14.8. frei, und ergebenste Grüße M.Zangerle
ZangerlesHandlung_Rinn (640x421).jpg
Winterreise_Maerz_2013 185 (640x480).jpg
Winterreise_Maerz_2013 186 (640x480).jpg
Ich danke der Dame im Gasthof für das nette Gespräch und trolle mich davon, Richtung Säge. Nichts herrlicher als der Duft frischgesägten Holzes... und da liegen auch schon die Stämme!
Winterreise_Maerz_2013 197 (640x480).jpg
"Sagmeister"
Winterreise_Maerz_2013 213 (640x480).jpg
Der Mann hängt den Stamm an und manovriert ihn zur Säge
Winterreise_Maerz_2013 210 (640x480).jpg
Ich gucke zu und grüße, da sagt er "Komm doch rauf gucken, die Tiroler beissen nicht" - na prima, das wollte ich doch schon als Kind, beim sägen zugucken, ganz nah!
Max heisst er und war schon in Hamburg, na klar, Hafenrundfahrt auch. Ich frage welche Art Rundfahrt. Seufz, diese Touristen, alle machen die "große Hafenrundfahrt" mit. Das sind die größeren Schiffe, die sind langweilig, nächstes Mal musst Du mit der Barkasse fahren, die schaukeln toll, können in die Speicherstadt und durch die Schleusen, viel aufregender ist das!
Auf die Frage nach dem Alter der Sägemaschine sagt er "1960", es ist also immer noch die gleiche Sägemaschine an der ich schon als Zwerg vorbeilief.
Winterreise_Maerz_2013 204 (640x480).jpg
Es duftet und duftet, tief einatmen...hmmmm...und sägt und duftet, vielleicht ist Holzduft 'ne Schnüffeldroge und es hat bisher noch keiner gemerkt :lach:
Winterreise_Maerz_2013 201 (480x640).jpg
Winterreise_Maerz_2013 198 (480x640).jpg
Roland Panchieri Maschinenhandelsgesellschaft Innsbruck, steht auf dem Blechschild. Manchmal ist mein Fotoapparat richtig Mist...ich kann es selbst kaum richtig lesen.
Winterreise_Maerz_2013 199 (640x480).jpg
>>...und als der liebe Gott einmal besonders gute Laune hatte, schenkte er uns den Ski.<< Berge im Schnee, Luis Trenker, 1932
Homepage: http://www.retro-moden.de/index.php?id=skimode
Benutzeravatar
Amarra64
Großer Müggelberg (115m)
Beiträge: 160
Registriert: 12.05.2012 - 21:56
Skitage 19/20: 0
Skitage 20/21: 0
Skitage 21/22: 0
Ski: ja
Snowboard: nein
Ort: Hamburg
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0
Kontaktdaten:

Re: Winterreise 2013 - Von Traisen bis Tulfes

Beitrag von Amarra64 »

Das große Finale - sozusagen die "Ernte" der Winterreise

Wie es dazu kam, wieviele Gedanken, Ideen, Überlegungen, Träume und Suchen über Jahre zur Umsetzung dieser Idee führten, dafür bräuchte man viele, viele Seiten zur Beschreibung.
In meinem Kopf stand die Idee wie ein fertiges Bild schon vor der Abreise nach Traisen-Tulfes .

Hier nun was daraus wurde:
Plakat_Tulfes_Nostalgie_Event (465x640).jpg
Dazu gibt es eine Homepage, auf der man den von mir angedachten Ablauf und weiteres lesen kann:
http://www.retro-moden.de/index.php?id= ... _event2014

Der Termin ist genau passend. Vor fünfzig Jahren um die Zeit rollte ein VW Käfer mit fünf Personen, Koffer mit Riemen auf dem Dach festgeschnallt, auf Autobahn und Landstraßen - denn die Brennerautobahn gab es noch nicht - nach Tulfes, Tirol. Für meine Großeltern war es der erste wirkliche Urlaub nach Kriegsende, der erste Urlaub überhaupt im Leben. Es war eine große Aufregung damals, so eine Reise, und dann obendrein zur OLYMPIADE 1964! Das Hotel war gerade erst eröffnet worden, und sie fanden den Weg hoch nach Tulfes nicht und mussten anrufen, um zu fragen, wo sie nun lang fahren sollen.

So klein war das Hotel damals:
Hotel_Geisler_Tulfes_1964_65 (640x439).jpg
Fünfzig Jahre also. Die erste Reise, die Olympiade. Und um die 120 Jahre Skigeschichte. Das ist Grund zum Feiern. Und zu zeigen, wie die ganze Geschichte mal angefangen hat, ein Museum live auf der Piste, super. Man kann sich die alten Ausrüstungen ansehen, die Leute kennenlernen, Fragen stellen, und wer mag und ein paar alte Holzski und Stiefel hat, kann zum Skikurs antreten. Die Traisener Nostalgie Skigruppe zeigt am GLUNGEZER, wie das Fahren mit den alten Brettern geht.

Wer nun darauf neugierig geworden ist, kommt zum Glungezer am 9.2.2014, entweder nur zum gucken, zum guckfahren oder tatsächlich mit alter Ausrüstung zum mal probieren.
Lest einfach mal die Info auf der HP durch.

Ich freue mich schon sehr auf den Spaß.
Stoff für einen Bericht: Winterreise Nummer 2, auf den Spuren der Skigeschichte. Der erste richtige Nostalgie-Ski-Kurs! So etwas gibt es nämlich noch gar nicht ;D

Grüße von Amarra64
>>...und als der liebe Gott einmal besonders gute Laune hatte, schenkte er uns den Ski.<< Berge im Schnee, Luis Trenker, 1932
Homepage: http://www.retro-moden.de/index.php?id=skimode
Benutzeravatar
Skihase
Rigi-Kulm (1797m)
Beiträge: 2018
Registriert: 19.01.2004 - 09:57
Skitage 19/20: 0
Skitage 20/21: 0
Skitage 21/22: 0
Ski: ja
Snowboard: nein
Ort: Regensburg
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Re: Winterreise 2013 - Von Traisen bis Tulfes

Beitrag von Skihase »

Sehr schöner Bericht, hat Spaß gemacht, zu lesen!

Ich habe Mitte Dezember auf der Planneralm schon immer nach Dir Ausschau gehalten (man weiß ja nie...), denn auf der Tauplitzalm war auch ein Nostalgie-Skirennen und einige der Teilnehmer übten am Tag vorher auf der Planneralm, war aber keine Frau dabei...
Asmol und Plankenhorn - da lacht das Skihasen-Herz! Innamorati in Falcade - einfach nur schön...

Benutzeravatar
Amarra64
Großer Müggelberg (115m)
Beiträge: 160
Registriert: 12.05.2012 - 21:56
Skitage 19/20: 0
Skitage 20/21: 0
Skitage 21/22: 0
Ski: ja
Snowboard: nein
Ort: Hamburg
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0
Kontaktdaten:

Re: Winterreise 2013 - Von Traisen bis Tulfes

Beitrag von Amarra64 »

Skihase hat geschrieben:Sehr schöner Bericht, hat Spaß gemacht, zu lesen!
Danke :)
Skihase hat geschrieben:Ich habe Mitte Dezember auf der Planneralm schon immer nach Dir Ausschau gehalten (man weiß ja nie...), denn auf der Tauplitzalm war auch ein Nostalgie-Skirennen und einige der Teilnehmer übten am Tag vorher auf der Planneralm, war aber keine Frau dabei...
Also, nach mir Ausschau halten hat (noch) keinen Zweck ;-) Die Hürde "Fahrunfähigkeit" muss ja erst noch bewältigt werden.
Das Event am Glungezer wird sicher toll, - alles sehr spannend, eine "Zeitreise", lustige Leute, und danach kann ich sicher die Funktion der Lilienfelder Skibindung erklären wie bei der Sendung mit der Maus ;D :mrgreen:

Ich werde mich überraschen lassen, wie ich so Nosti-skimäßig und überhaupt gedeihe in den nächsten Jahren, nach dem Motto "Alles kann - nichts muss" und Hauptsache, was Tolles unternehmen :ja:
>>...und als der liebe Gott einmal besonders gute Laune hatte, schenkte er uns den Ski.<< Berge im Schnee, Luis Trenker, 1932
Homepage: http://www.retro-moden.de/index.php?id=skimode
Antworten

Zurück zu „Österreich“