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Vergleich von Kapazitäten: Zubringer vs. Beschäftigung

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piano
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Vergleich von Kapazitäten: Zubringer vs. Beschäftigung

Beitrag von piano »

Es gibt ja viele Skigebiete, die nach folgendem Schema aufgebaut sind: eine oder mehrere Zubringerlifte vom Tal hinauf ins Gebiet, und oben Beschäftigungsanlagen. Da fand ich es interessant, einmal der Frage nachzugehen, in welchem Verhältnis die Kapazitäten von Zubringern und Beschäftitgungsanlagen zueinanderstehen. Werden X Skifahrer ins Skigebiet gescheffelt, so wollen die natürlich alle (oder die meisten, manche sind vielleicht auch nur zum :bia: da) möglichst viel fahren und wenig anstehen. Verrechnet man die Anzahl Skifahrer X zusammen mit den Stundenleistungen sowie Höhndifferenzen der verschiedenen Anlagen, so ergibt sich ein theoretischer Wert, wie viele Höhenmeter ein Skifahrer pro Stunde durchschnittlich fahren kann.

Hier im Forum werden ja immer häufiger Skilines und Höhenmeterzahlen den Berichten beigefügt. Logischerweise gehören wir zu den "Vielfahrern", und man kann sich leicht denken, dass die Skigebiete eher zu wenig Kapazität dafür hätten, dass alle Gäste so viele Höhenmeter sammeln könnten. Grundsätzlich geht es für die Skigebiete als Betreiber ja darum, möglichst viele Gäste ins Skigebiet hinein zu befördern. Wer mal drin ist, hat bezahlt. Ob dann alle Gäste so viel fahren können wie sie wollen, spielt dann eher fürs Image und die Gästezufriedenheit eine Rolle.

Man kann natürlich die gefahrenen Höhenmeter oder die gefahrenen Längenmeter betrachten, ich habe mal ersteres getan. Erste Frage: wieviele Leute kommen ins Gebiet? Hierzu habe ich mal die theoretische Zubringerkapazität mal 2 Stunden gerechnet. D.h. hat ein Skigebiet eine Gondelbahn mit 1800 p/h, kommen 3600 Personen ins Skigebiet. Die Annahme ist also, dass die Bahnen z.B. von 9 bis 11 Uhr voll fahren. An Spitzentagen dürften das zuwenig sein, aber egal. Rein theoretisch muss natürlich auch die Kapazität von Parkplätzen, Drehkreuzen, Kassen etc. mindestens so hoch sein.

Zum einen gibt es also die erwartete Anzahl Leute im Gebiet (=X), zum anderen kann man die Leistung aller Anlagen berechnen, d.h. wieviele Personenhöhenmeter pro Stunde insgesamt geleistet wird (=Y). Hier besteht noch die Möglichkeit unterschiedlicher Gewichtung. Zum Beispiel werden tagsüber nicht häufig gefahren, darum kann für Y beispielsweise ein Zubringerlift (oder auch eine Verbindungsanlage) nur halb oder gar nicht mitgezählt werden. Schliesslich ergibt sich mit Y/X die Anzahl Höhenmeter, die ein Gast durchschnittlich pro Stunde fahren kann.

Wie geschrieben lässt sich diese theoretische Spielerei nur in Skigebieten mit einer solchen Struktur sinnvoll anwenden. Ich habe das mal an 12 verschiedenen Skigebieten ausprobiert:

1. Davos-Parsenn:
Zubringerkapazität: 3'400 p/h
Leute im Gebiet: 6'800
Leistung Anlagen total: 10'892'455 pm/h (Personenhöhenmeter pro Stunde)
nach Gewichtung: 8'535'715 pm/h
ergibt Höhenmeter pro Person und Stunde: 1'255

2. Ovronnaz:
Zubringerkapazität: 1'000 p/h
Leute im Gebiet: 2'000
Leistung Anlagen total: 2'356'360 pm/h
nach Gewichtung: 2'356'360 pm/h
ergibt Höhenmeter pro Person und Stunde: 1'178

3. Grimentz:
Zubringerkapazität: 2'000 p/h
Leute im Gebiet: 4'000
Leistung Anlagen total: 3'573'340 pm/h
nach Gewichtung: 2'975'320 pm/h
ergibt Höhenmeter pro Person und Stunde: 744

4. Pizol:
Zubringerkapazität: 2'700 p/h
Leute im Gebiet: 5'400
Leistung Anlagen total: 5'706'400 pm/h
nach Gewichtung: 3'676'950 pm/h
ergibt Höhenmeter pro Person und Stunde: 681

5. Saas Grund:
Zubringerkapazität: 1'800 p/h
Leute im Gebiet: 3'600
Leistung Anlagen total: 2'852'720 pm/h
nach Gewichtung: 1'934'720 pm/h
ergibt Höhenmeter pro Person und Stunde: 537

6. Andermatt Gemsstock:
Zubringerkapazität: 650 p/h
Leute im Gebiet: 1'300
Leistung Anlagen total: 1'784080 pm/h
nach Gewichtung: 1'550'080 pm/h
ergibt Höhenmeter pro Person und Stunde: 1'192

7. Engadin-Corvatsch:
Zubringerkapazität: 2'000 p/h
Leute im Gebiet: 4'000
Leistung Anlagen total: 6'325'800 pm/h
nach Gewichtung: 5'150'200 pm/h
ergibt Höhenmeter pro Person und Stunde: 1'288

8. Disentis:
Zubringerkapazität: 900 p/h
Leute im Gebiet: 1'800
Leistung Anlagen total: 3'229'350 pm/h
nach Gewichtung: 2'656'060 pm/h
ergibt Höhenmeter pro Person und Stunde: 1'476

9. Evolene:
Zubringerkapazität: 900 p/h
Leute im Gebiet: 1'800
Leistung Anlagen total: 1'522'860 pm/h
nach Gewichtung: 858'660 pm/h
ergibt Höhenmeter pro Person und Stunde: 477

10. Grindwald-First:
Zubringerkapazität: 1'200 p/h
Leute im Gebiet: 2'400
Leistung Anlagen total: 3'587'000 pm/h
nach Gewichtung: 2'751'200 pm/h
ergibt Höhenmeter pro Person und Stunde: 1'146

11. Adelboden-Engstligenalp:
Zubringerkapazität: 620 p/h
Leute im Gebiet: 1'240
Leistung Anlagen total: 1'226'330 pm/h
nach Gewichtung: 874'050 pm/h
ergibt Höhenmeter pro Person und Stunde: 705

12. Klosters-Madrisa:
Zubringerkapazität: 800 p/h
Leute im Gebiet: 1'600
Leistung Anlagen total: 2'510'780 pm/h
nach Gewichtung: 2'211'980 pm/h
ergibt Höhenmeter pro Person und Stunde: 1'382

Bemerkungen:
- In diesen 12 Skigebieten ergab die Rechnung einen theoretischen Wert zwischen 477 und 1'476 Höhenmeter pro Person und Stunde.
- In gewisser Hinsicht kann man "dankbar" sein für Anfänger: Sie fahren nur wenige Höhenmeter, so "bleibt" mehr "übrig" für geübtere Skifahrer.
- Skigebiete, die allgemein über ein steileres Gelände verfügen, werden naturgemäss mehr Höhenmeter pro Person zurückgelegt. Zudem dürften dort eher geübtere Skifahrer unterwegs sein. Insofern sollte in solchen Gebieten der Wert höher liegen. (Beispiel: Andermatt)
- Wichtig ist natürlich auch die Zubringerkapazität: Ist sie viel zu gross (z.B. Evolene) und wird eh nie ausgeschöpft, so bleibt das Ergbenis natürlich ein theretisches - praktisch kann dort jeder Skifahrer mehr Höhenmeter zurücklegen.
- Ist die Zubringerkapazität zu klein, wird die Bahn häufig während mehr als 2 Stunden voll fahren (bestes Beispiel: wieder Andermatt). Dann werden mehr Leute im Gebiet sein, pro Person stehen weniger Höhenmeter "zur Verfügung".
- Mitberechnen müsste man natürlich auch noch, wie viele Leute direkt im Gebiet übernachten etc.

Als Ganzes natürlich eine theoretische Spielerei, aber trotzdem mal interessant, Zubringer- und Beschäftitungskapazität zu vergleichen. Und schön zu sehen, dass in diesem Modell die Skigebiete nicht genügend Kapazität aufweisen, damit jeder eine fünfstellige Zahl an Höhenmetern pro Tag zurücklegen könnte. An absoluten Spitzentagen dürfte das Modell sogar nahe an der Realität sein.

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Bjoerndetmold
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Re: Vergleich von Kapazitäten: Zubringer vs. Beschäftigung

Beitrag von Bjoerndetmold »

Eine hochinteressante Berechnung.

Ich halte aber die Ergebnisse für wenig aussagekräftig, weil die Grundannahme nach meiner bescheidenen Meinung falsch ist.

Du schließt ja letztlich aus der Kapazität der Zubringeranlagen auf die Skifahreranzahl im Skigebiet selbst (und kommst folglich zu umso niedrigeren Höhenmetern pro Person und Stunde für ein Gebiet, je weniger Kapazität die Beschäftigungsanlagen in Relation zu den Zubringern haben).
Deine Grundannahme ist: alle Zubringer aller Gebiete sind gleich ausgelastet. Das einzige, was diese Annahme stützt, ist die Überlegung, dass die jeweiligen Bergbahnen schön blöd wären, Über- oder Unterkapazitäten bereitzustellen, also "der Markt macht's".

Ich denke, dass umgekehrt die Anzahl der Beschäftigungsanlagen (und damit die Attraktivität - Abwechslungsreichtum einerseits und Beförderungskapazität andererseits) sich entscheidend auf den Andrang auswirkt. Davon hängt dann die Auslastung des Zubringers ab. Es würde sich also umgekehrt die Attraktivität des Kerngebietes auf das Nadelöhr Zubringer auswirken, und nicht sich (wie nach Deiner Berechnung) die Attraktivität des Gebietes aus der Kapazität des Zubringers errechnen.

Veraltete und unterdimensionierte Zubringer (Gemsstock) lassen das Gebiet nach Deinem Modell als besonders attraktiv erscheinen.
Ein überdimensionierter Zubringer (der sich in der Berechnung negativ auf die Attraktivität des Gebietes auswirken würde) könnte bewusst bereitgestellt worden sein, um den Andrang zur Spitzenzeit ohne Wartezeiten noch besser zu bewältigen, ohne dass deshalb mehr Skifahrer das Gebiet aufsuchen.

Auch gibt es natürlich immer noch Besonderheiten bei jedem einzelnen Gebiet. Beim Pizol folgt das relativ schlechte Verhältnis von Zubringerkapazität zu Beschäftigungsanlagen auch daraus, dass die Existenz zweier Zubringerbahnen politische und geographische Gründe hat. Andernorts ist es einfach schwierig, die Zubringerkapazität hochzuschrauben.

Björn
Wie heißt es schon in Monty Python's "Das Leben des Brian": Gepriesen sind die Skifahrer!

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BigE
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Re: Vergleich von Kapazitäten: Zubringer vs. Beschäftigung

Beitrag von BigE »

Das Ergebnis ist sehr wohl aussagekräftig: wenn es darum geht, sich an einem Tag mit Horrorandrang (zwischen Weihnachten und Neujahr bei schöner Wetterprognose) ein einigermassen wenig überlaufenes Skigebiet zu suchen.
:arrow: frühmorgens ein Skigebiet mit schwacher Zubringerkapazität aufsuchen und hinter dieser sicheren Palisade den Ansturm abwarten :wink:
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piano
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Re: Vergleich von Kapazitäten: Zubringer vs. Beschäftigung

Beitrag von piano »

@ Bjoerndetmold: Es ging weniger darum, Skigebiete untereinander zu vergleichen, als viel mehr zu schauen, in welchem Verhältnis normalerweise die beiden Kategorien zueinanderstehen.
emslandschnee
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Re: AW: Vergleich von Kapazitäten: Zubringer vs. Beschäftigu

Beitrag von emslandschnee »

Welche anlagen sind denn wie stark ausgelastet? Dies lässt sich an der Pistenschwierigkeit und auch an verbindungen zu anderen anlagen berechnen. So lässt sich zudem eine idrale kapazität berechnen.
Direkt aus dem Hochalpinen Emsland.
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