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MarcB96 hat geschrieben: ↑17.01.2022 - 18:27
Und deshalb kann man Gletschergebiete ohne Rücksicht auf Verluste zubauen oder wie?
Gletscher in hohen Lagen oder in Nordlage haben wahrscheinlich gute Chancen, noch relativ lange zu überleben. Und die Gletschervorfelder (das was übrig bleibt, wo sich Gletscher zurückgezogen haben) sind sogar besonders schützenswerte Lebensräume.
Was mich an dieser Logik aber auch wundert ist, dass man doch gerade die Skipisten auf den Gletschern bauen will (und nicht auf Schuttfeldern). Nur, wenn diese Gebiete eh innerhalb der nächsten Jahrzehnte weitgehend verschwinden (oder es zu gefährlich wird, weil dank dem Verschwinden vom Permafrost die Felswände instabil werden und Felsstürze drohen, die die Nutzung zu gefährlich machen), warum sollte man sich die Mühe machen, für Millionen eine riesige Infrastruktur dort hinzubauen.
Warst du schonmal im Pitztal oder Ötztal Skifahren? Ich gebe den meisten Gletschern nicht mehr mehr als 20 Jahre, das ist einfach meine Einschätzung. Dass die Pisten die jetzt gebaut werden in 10 Jahren noch auf dem Gletscher sind, davon gehe ich nicht aus und ich glaube auch die Skigebiete nicht. So argumentiert man halt der Öffentlichkeit gegenüber. Was man aber weiß ist dass die Schneesicherheit in 10 Jahren in Lagen über 2500m deutlich höher ist als auf 1500m. Daher halte ich eine Investition in den Hochlagen und dafür eine Renaturierung im Flachland für viel sinnvoller.
Dann frag ich mich, wie es in Regionen wie den Hohen Tauern funktioniert.
Dort richten diese "Menschenmassen" auch keine großen Schäden an, weil die Besucherströme vernünftig gelenkt und verteilt werden. Und Wanderwege oder Hütten sind keine riesigen Flächen, die jedes Jahr umgegraben werden müssen, damit die Skipisten im Winter perfekt gerade sind.
Kann man so oder so sehen. Als ich mal auf der Edelweißspitze übernachtet habe, habe ich sehr viele gesehen, die wild campten und auch nicht all den Müll den sie hinterlassen haben wieder mitgenommen haben.
Es kann aber auch nicht die Lösung sein (ist es auch nicht), nur weil die Zahl der Menschen immer größer wird, ohne Rücksicht auf Verluste alles zu verbauen. Die Folgen davon kann man eindrucksvoll an anderen Ländern (Kenia, Südafrika zb...oder in Teilen Indiens), wo es immer größere Probleme mit wilden (nicht gerade ungefährlichen) Tieren in bewohnten Gebieten gibt, sehen.
Oder daran, dass in Zukunft wohl immer mehr Menschen von Naturkatastrophen betroffen sein werden (wie man im Ahrtal schön sehen kann), weil es immer weniger Pufferzonen zwischen Natur und bewohnten/bebauten Gebieten gibt bzw weil generell immer mehr in potentiell gefährlichen Regionen gebaut wird.
Nein ist es auch nicht, in meinen Augen schon lang nicht mehr. Die einzige vernünftige Lösung liegt in meinen Augen in einer deutlichen Reduzierung der Weltbevölkerung. Und damit meine ich nicht, dass man mal schnell die Hälfte beseitigen soll, sondern dass man einfach ganz bewusst auf Kinder verzichtet. Die meisten in Deutschland sind sich wohl nicht mal im Ansatz bewusst auf wie viel sie verzichten müssten, damit die Erde für alle ausreicht geschweige denn alle Menschen ein gleichwertiges Leben führen könnten. Driftet jetzt aber weit vom Thema ab.
Julian96 hat geschrieben: ↑17.01.2022 - 17:12
Dieses völlige Ausblenden der seit Jahrzehnten wachsenden Weltbevölkerung und des seit Jahrzehnten massiv wachsenden Tourismus, da krieg ich die Krise bei. Das heißt nicht, dass ich alles gut finde, aber es hat den Anschein als würden viele einfach nicht realisieren dass wir mehr werden.
Angesichts der bei dir ausgebrochenen Argumentationskrise helfe ich gerne mit ein paar fundierten Fakten nach.
Grundsätzlich steigen die Nächtigungen in der Wintersaison, das ist richtig. Aber sind die zusätzlichen Gäste wirklich alle auf den von dir ausgelobten 7.350 km Pisten unterwegs? Wohl eher nicht, denn die Anzahl der Skierdays sowie die Gästebeförderungen sind konstant, wie Werna76 Jahr für Jahr dankenswerterweise dokumentiert: viewtopic.php?f=37&t=37943&start=25#p5316947
Das von dir gewünschte starke Wachstum der Skibranche gibt es also leider nicht...
Noch auskunftsfreudiger sind die Skigebietsbetreiber im Nachbarland Schweiz: Dort sind die Ersteintritte (Skierdays) deutlich gesunken (S. 14), während die Transportkapazität kontinuierlich steigt (S. 7). Nachzulesen ist das im Bericht Fakten & Zahlen 2021 unter nachfolgendem Link: https://www.seilbahnen.org/de/Branche/S ... ten-Zahlen
Im selben Bericht werden übrigens für alle Alpenländer konstante (bzw. für die Schweiz sinkende) Ersteintritte ausgewiesen.
Ich fänd's ja auch schön wenn unser Sport regen Zulauf hätte und Wachstum verzeichnen könnte - aber dem ist nicht so. Der Tourismus generell wächst, aber eben nicht der Skitourismus. Ich kann dich also beruhigen, wir müssen nicht dringend die Skifläche erweitern um der wachsenden Weltbevölkerung genug Platz zum Skifahren zu bieten
Julian96 hat geschrieben: ↑16.01.2022 - 17:10
Liegt alles im Auge des Betrachters. In meinen Augen würde man lieber hier bauen und dafür das ein oder andere Skigebiet in Höhen unter 1500m schließen, mit Blick in die Zukunft wäre das wesentlich sinnvoller. Der Gletscher ist kein schützenswerter Lebensraum, denn dieser Lebensraum wird spätestens in einigen Jahrzehnten ohnehin nicht mehr existieren. Im Vergleich zum Flachland macht man hier nur wenig kaputt.
Ein Gletscher ist ein schützenswerter Lebensraum. Ja klar stirbt er in den nächsten Jahrzehnten, aber mit dem Argument "irgendwann ist es doch eh weg/ kaputt/ tot" könnte man so manches legitimieren...
Recht hast du dagegen mit der Aussage, dass hoch gelegene Skigebiete mehr Zukunft haben als niedrig gelegene. Nur sieht man aber an vielen aktuellen Beispielen, dass die Lokalpolitik marode, (zu) niedrig gelegene Skigebiete lieber mit Steuergeldern offen hält als diese dichtzumachen.
Julian96 hat geschrieben: ↑17.01.2022 - 17:12
Es ist aber nunmal so dass jeder Mensch das gleiche Recht hat diese Naturräume zu betreten oder nicht und wenn dann einer auf die Idee kommt diese Möglichkeit der Masse zu bieten kommen die paar vom Anfang auf einmal und sagen "Moment so war das dann jetzt aber auch wieder nicht geplant". Das geht halt in meinen Augen gar nicht. Ein solches Projekt würde nicht geplant werden wenn es nicht die dafür notwendige Masse an Menschen gäbe die Interesse daran hat.
Auch hier möchte ich mit einem kleinen Missverständnis aufräumen. Es gibt da einen gewissen Unterschied zwischen dem Recht, ein Gebiet zu betreten und dem Recht ein Gebiet zu bebauen.
Das Projekt wird von Projekttreibern mit legitimem Interesse geplant, denen Projektgegner mit legitimen Interessen nach z.B. Naturschutz, Ruhe, usw. entgegenstehen.
Natürlich würden Projekttreiber das Skigebiet nicht planen, wenn sie damit kein Geld verdienen würden. Doch in einem stagnierenden Markt wird das Geld nicht mit neuen, zusätzlichen Kunden (=Skifahrern) verdient, sondern mit Skifahrern, die man aufgrund der attraktiven Neuerschließung im Pitztal von anderen Tourismusorten weglockt. Das nennt man übrigens Verdrängungswettbewerb. Man macht das eigene Angebot attraktiver, um andere Marktteilnehmer zu übertrumpfen. Im Falle von Skigebieten heißt das: Mehr Skigebiet(e) für gleich viele Kunden - und das ist der Grund warum viele Mitmenschen sich fragen, ob ein solches Megaprojekt in Zeiten von Klimawandel und Co noch notwendig ist.
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Das ist soweit sicher alles richtig und ich gebe zu, ich hatte kein Wissen über die con dir genannten Skier Days. Du vergisst in deiner Statistik aber genau das womit ich den Ausbau in Höhenlagen Stütze (und da hatte ich doch irgendwas im Hinterkopf )
Die Zahl der Pistenkilometer im gesamten Alpenraum sowie die Zahl der Skigebiete ist seit Jahren rückläufig. https://marmotamaps.com/de/blog/skigebi ... ilometern.
Und warum? Weil immer mehr Skigebiete in tiefen Lagen geschlossen werden und das in Zukunft noch mehr sein werden. Langfristig geht es hier nicht um das abwerben von Gästen. Es geht um das bieten eines gleichbleibenden Angebots für eine etwa gleichbleibende Nachfrage. Und damit tritt genau das ein was ich beschrieben habe, pro gebotenem Pistenkilometer wollen immer mehr Leute fahren.
Deshalb ist mein Argument, das man gerade in Zeiten des Klimawandels den Ausbau in Hochlagen vorantreiben sollte und solche Projekte im Gegensatz zu Projekten in tiefen Lagen deutlich sinnvoller sind. Es ist vollkommen unlogisch, dass man in diesen Zeiten gegen solche Projekte ist und sich stattdessen lieber für den kleinen Dorflift vor der Haustür stark macht, der schon heute offensichtlich keine Zukunft mehr hat.
Wie gesagt ich bin auch nicht für grundsätzlich alles, aber dass man beispielsweise in einem unattraktiven Kleinstskigebiet wie Imst (das ohnehin den meisten Umsatz im Sommer generiert) einen Speicherteich für die Beschneiung baut, ein solches Projekt wie im Pitztal aber verhindert ist in meinen Augen einfach absurd.
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Wooly hat geschrieben: ↑17.01.2022 - 14:41
Klar wird das in einem Alpinforum voller Skifahrer anders diskutiert als in der Öffentlichkeit gesamt gesehen ... aber auch hier wird man anerkennen müssen, das die Ökotouristen ganz schon die Bevölkerung unterwandert haben ... deswegen wird es solche Vorhaben wahrschenlich nie mehr oder nur noch sehr vereinzelt geben, jedenfalls bei uns in Europa.
Du meinst die selbsternannten sanften Touristen, die mit Studiosus über die Weihnachten auf Sizilien / Kreata oder nach Afrika fliegen (SCNR)
Im Ernst. Ich gebe Dir dahingehend recht, dass es genug Skigebiete gibt. Das zeigt sich schon daran, dass ja mehr Pistenfläche verschwindet als neu hinzukommt bzw. modernisiert wird. Das hat natürlich mehrere Gründe, aber liegt auch daran, dass Skifahren ein sehr teures Hobby ist. Deswegen versuchen die ganz großen Gebiete ja auch so viele Russen / Araber / Chinesen in die Hotels zu bekommen für die Skifahrer oft nur Staffage sind. Wird halt auf Dauer nicht klappen ... genauso wenig wie die ganzen Großprojekte im Osten / Asien. Skifahren ist im Wesentlichen ein lokaler Sport. Die wenigsten Menschen fliegen dafür nach Georgien, China oder sonst wohin. Vielleicht einmal im Leben in die Rockies - aber selbst dort ist Skisport lokaler Sport. Und so sollte es m.E. auch bleiben. Es gibt genug Auswüchse mit zum Beispiel britischen Gruppen in den einschlägigen Zielen.
Julian96 hat geschrieben: ↑17.01.2022 - 17:12
Bei Deutschland ists noch extremer, ich würde sagen von den Top 5 ist ausßer Radfahren nichts dabei das man auch nur ansatzweise unter Tourismus verbuchen könnte. Und bei den Radfahrern muss man wohl auch noch die abziehen, die einfach gern mit dem Rad zur Arbeit fahren.
Radfahrer sind für den Tourismus in Deutschland extrem wichtig (und für den östlichen Teil von Österreich vermutlich auch (Stichwort: Donau). Schon in Studien von 2014 (https://top.oberbayern.de/wp-content/up ... rismus.pdf) schätzt man den Anteil an der GESAMTwertschöpfung des Tourismus in Deutschland auf 12%. Der ADFC kommt mittlerweile auf geschätzte 15%. Radtouristen geben deutlich mehr Geld vor Ort aus (Übernachtung / Essen / Kultur), als so ziemlich jeder andere Tourist im Sommer und sind dezentral in ländlichen Gegenden unterwegs. Nicht umsonst "prügeln" sich Gemeinden, dass Fernradwege über Ihre Gemarkung führen. Einfach mal ein bisschen zur Wertschöpfung von Radtourismus googlen ...
Habt bitte im Hinterkopf, dass es hier um Neuigkeiten zur Verbindung geht und nicht um Grunsatzdiskussionen ... Also daher bitte wieder zum Thema zurückkommen, denn wirklich Neues gibt's ja derzeit nicht.
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Was viele vergessen: Die Wertschöpfung pro Gast ist bei Skifahrern viel höher als bei den meisten anderen Gästegruppen (außer natürlich dem "Reichen-Tourismus", wie Asiaten beim Jungfraujoch), weil Skipässe und Unterlunft (an der Piste) viel teurer sind als Sommerbergbahntickets (Schwimmbäder sind idR kein primäres Urlaubsziel, wenn dann Meere oder Seen, wo aber oftmals kein Eintritt fällig ist und wenn keine 50 Euro).
Ich meine, schaut euch mal an was ne Woche im Sommer am Wörthersee kostet und vergleicht das mit ner Woche Skiurlaub, was ihr da zahlt.
(PS: Ich hab mal Skischule nicht genannt, da die zwar sehr viel teurer ist als ein Schwimmkurs, aber jedenfalls in normalen Gegenden kann man beides in der Schule lernen, kostenlos bzw. für einen kleinen Obolus beim Schulskilager - die übrigens imo durch die Tourismusverbände stark gefördert werden sollten, um die Jugend an den Skisport heranzuführen - gerade die, die im Flachland wohnen.)
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Inzwischen sind aber im Sommer die Mountainbiker auch sehr sehr gerne gesehen: Die brauchen die Bahnen, die sind im Vergleich zu den Wanderern dR auch etwas spendabler (und durstiger) in der Gastronomie.. die Lenzerheide (und wohl auch Leogang, aber das kenne ich zu wenig) ist gerade noch rechtzeitig auf den Boom aufgesprungen und generiert im Sommer ganz schön Umsätze mit den Bikern.
Dazu darf man nicht vergessen, dass ein Wintergast auch mehr "kostet" als ein Sommergast: Im Sommer laufen längst nicht alle Bahnen und der Unterhalt von Wanderwegen und Biketrails ist deutlich weniger aufwändig als der Unterhalt von Pisten und passiert zT erst noch von Freiwilligen.
Ideal natürlich eine Kombination von beidem: Im Winter ein tolles Skigebiet, im Sommer Wanderer und Biker... und Asiaten. Da hat es, um beim Thema zu bleiben, Sölden nicht so schlecht gemacht: Im Winter klar, da läuft das Geschäft, aber auch im Sommer wird es für Biker immer populärer und auch Wanderer hat es nicht nur Einzelne... und die Asiaten versucht man mit James-Bond anzulocken, aber da ist der Konkurrenzkampf so gross, und bergmässig haben da momentan der Titlis und das Jungfraujoch die Nase vorn.