Auf dem Walserweg: Von Oberstdorf nach Chur | 22.-27.07.2018
Verfasst: 19.08.2018 - 00:44
Auf dem Walserweg von Oberstdorf nach Chur | 22.-27.07.2018
Wie üblich ging es auch in diesem Jahr wieder in die Berge... Bei der letztjährigen Tour haben wir uns als super Gruppe zusammengefunden und uns schon gleich Gedanken über die nächste Tour gemacht - und unser Bergwanderführer Michael hat uns den Walserweg ans Herz gelegt. So trafen wir uns am 22. Juli in Oberstdorf in freudiger Erwartung auf schöne Wanderungen und gesellige Hüttenabende. Wie immer haben wir uns für die bewährte Führung der Alpinschule Oberstdorf entschieden, und unser Michael hat uns gerne wieder über die Berge gebracht.
Tag 1: Sonntag, 22.07.2018
Zunächst geht es mit dem Linienbus nach Baad am Ende des Kleinwalsertales. Wir starten also am frühen Nachmittag in Österreich und machen uns auf den ersten Aufstieg durch das Bärgunttal. Das Wetter ist etwas trüb und im Tagesverlauf regnet es hin und wieder leicht.
Nach einer halben Stunde erreichen wir die Bärgunthütte, wo wir erst einmal eine kurze Rast einlegen.
Nach der frühen Mittagspause machen wir gemächlich, aber stetig an den Aufstieg.
Wir gewinnen an Höhe, leider ist die Sicht nicht sonderlich gut.
Nach zwei Stunden Aufstieg erreichen wir den Hochalppass. Von hier geht es hinunter zum Hochtannbergpass.
Der Widderstein zeigt sich kurz mit Wolkenhaube.
Auf einem Plateau unter dem Gipfel steht die Widderstein-Hütte in schöner Lage.
Der Blick geht über den Hochtannbergpass ins Skigebiet von Warth.
Schließlich kommt unser erstes Tagesziel in Sicht...
... das Berghotel Körbersee. Gut 4 Stunden waren wir heute unterwegs, eine schöne Etappe zum "Einlaufen".
Tag 2: Montag, 23.07.2018
Heute sieht es böse aus... Es regnet ordentlich und soll erst im Tagesverlauf besser werden. Also Regenkleidung anziehen und los geht es...
Ein Blick zurück auf unsere erste Unterkunft, dann machen wir uns auf den Weg durch das Auenfeld in Richtung Lech.
An der unteren Auenfeldalpe verzichten wir auf eine Einkehr, schließlich sind wir noch nicht mal eine Stunde unterwegs.
Es geht zunächst flach ansteigend auf einem Fahrweg bis zum Auenfeldsattel, dann steiler hoch in Richtung Mohnenfluhsattel.
Nach etwa 2 Stunden hat Petrus ein Einsehen und der Regen hört auf. Es bleibt aber frisch und wolkig-neblig.
Das letzte Stück führt der Weg über die Skiabfahrt hoch, kurz unterhalb der Steinmähder-Bergstation biegen wir dann ab zum...
...Mohnenfluhsattel.
Es reißt kurz auf und der Blick über den Butzensee zur Braunarlspitze wird frei.
Am Butzensee machen wir eine Mittagsrast, bevor es auf den Höhenweg weiter geht in Richtung Göppinger Hütte.
Immer wieder ergeben sich Blicke ins Skigebiet von Lech.
Ich dachte, wir müssen nur über den kleinen Sattel oberhalb des Sees... Falsch gedacht! Es geht hoch bis auf über 2.500 Meter, der Höhenweg zweigt erst etwas unterhalb des Gipfels ab.
Der steile, felsige Anstieg über die Bergschulter ist ziemlich kraftraubend, aber schließlich erreichen wir einen kleinen Sattel und sehen unseren weiteren Weg. Es geht wieder abwärts, und hinten in der Bergflanke dann wieder hoch.
Bis zu dem Schneefeld am linken Bildrand können wir unseren Weg schon sehen. Immerhin ist das Wetter jetzt zeitweise etwas schöner.
Der Blick zurück: Von der Schulter unterhalb des rechten Gipfels führt der Höhenweg durch die Flanke des Berges.
Schließlich taucht endlich aus dem Nebel das Tagesziel auf.
Die Göppinger Hütte. Heute bin ich ziemlich platt. Der mehrfache Auf- (ca. 1.400 hm) und Abstieg (ca. 800 hm) hat ganz schön Kraft gekostet, dazu haben wir in den über sieben Stunden heute auch einige Kilometer an Strecke zurückgelegt. Dusche gibt es heute keine - an der Wasserversorgung der Hütte laufen derzeit Bauarbeiten, so dass es nur eine Schnellwäsche mit Kaltwasser gibt. Die Hütte ist gut gefüllt, aber ziemlich gemütlich, und abends wird dann die Gitarre zur Hand genommen und wir unterhalten uns (und die restlichen Gäste) mit fränkischem Liedgut
Tag 3: Dienstag, 24.07.2018
Der morgendliche Blick vor die Tür: Tadaa.... Endlich das Bergwetter, das man sich wünscht. Und die Aussichten sind gut - es soll die nächsten Tage schön und warm bleiben.
Die Göppinger Hütte, wunderschön auf einem Plateau gelegen, strahlt in der Morgensonne.
Die Landschaft hier ist klasse - im Gegensatz zu den "Grasbergen" des Allgäus hat es hier schon fast einen Hauch von Dolomiten.
Den Kameraden mit seiner Familie sehen wir in der Nähe unseres Weges. Apropos Tierwelt - außer Steinböcken und Gämsen sehen wir auch einige Schneehühner mit Küken und natürlich immer mal wieder Murmeltiere.
Zunächst überqueren wir das Hochplateau und steigen flach, später steiler in Richtung Großes Walsertal ab.
Eine Felsstufe wird in leichter Kraxelei durch einen Kamin überwunden.
Blick zurück - von der Hochfläche oben rechts sind wir gekommen.
Auf halber Höhe kommen wir an den Wasserfällen vorbei, die direkt aus der Felswand rauschen.
Schließlich erreichen wir nach rund 3 Stunden die Metzgertobelalpe. Hier holt uns ein Kleinbus ab, der uns ins Tal nach Sonntag bringt.
Etwas Kultur muss natürlich auch sein - in Sonntag besichtigen wir das Walsermuseum und lernen einiges über die Besiedlung der Gegend.
Am frühen Nachmittag fahren wir weiter ins äußere Montafon bis nach Vandans, wo uns die EUB auf den Golm den Aufstieg abnimmt.
Über einen aussichtsreichen Höhenweg geht es Richtung Tagesziel. Unser erstes Ziel für morgen haben wir schon vor Augen: Das Drusentor (hinten mitte). Links davon die Sulzfluh, rechts die Drusentürme.
Wir erreichen die große, moderne Lindauer Hütte. Hier ist es ganz anders als gestern in der kleinen, engen Göppinger Hütte. Aber gemütlich ist es trotzdem - und auch die moderne Architektur passt irgendwie in die Bergwelt.
Von der Lindauer Hütte aus gibt es viele Ziele. Die Hütte ist tagsüber gut besucht und auch nachts ziemlich gut gefüllt.
Tag 4: Mittwoch, 25.07.2018
Morgens beim Abmarsch: Jetzt stellt sich endgültig Dolomiten-Feeling ein! Die Drusentürme sehen wirklich spektakulär aus.
Der Sulzfluh-Gipfel steht heute auf dem Programm - aber nicht zwingend.
Die grandiose Landschaft begleitet uns beim Aufstieg Richtung Drusentor.
Blick zurück: Unten im Talboden eine Alm, rechts daneben im Wald versteckt die Lindauer Hütte.
Wir steigen immer höher und sehen unser erstes Ziel schon bald vor uns.
Der Schlussanstieg ist steil und steinig, und es geht tatsächlich durch eine Art "Tor" hoch.
Schließlich erreichen wir das Drusentor.
Wir verlassen nun...
Und betreten die...
Ein letzter Blick zurück,
dann umdrehen und einen ersten Blick ins Land der Rappen und Franken werfen.
Die großartige, zerklüftete Felsenszenerie begleitet uns beim Abstieg. Rechts die Sulzfluh.
Drusentürme und Drusenfluh von der Schweizer Seite aus gesehen. Etwas weniger spektakulär, aber nicht weniger schön.
Nach einer Dreiviertelstunde Abstieg erreichen wir die wunderschön gelegene Carschinahütte. Hier teilen wir uns auf: Ein Teil der Gruppe macht sich auf den Weg zum Sulzfluh-Gipfel, der Rest hat Zeit und wandert dann weiter zum vereinbarten Treffpunkt. Ich fühle mich heute nicht so richtig fit und verzichte wie der Großteil der Mitwanderer daher auf die 800 hm und den Gipfel. Ist zwar etwas schade, es wäre der einzige der Tour gewesen, aber ich hätte mir und den anderen keinen Gefallen getan.
So machen wir es uns auf der Hüttenterrasse gemütlich und rasten ausgiebig. Wir sind in der Schweiz - ein Calanda für 6 Franken und dazu einen Rösti mit Speck, Käse und Spiegelei für 21 Fränkli... aber super lecker und macht satt.
Die Drusentürme und Drusenfluh von hinten. Links die Schesaplana, ein fast-3000er und der höchste Berg Graubündens.
EDIT: Die Schesaplana ist der höchste Berg des Rätikon. Der höchste Berg des Kantons Graubünden ist der Piz Bernina, der die Schesaplana um mehr als 1000 Meter überragt. Danke für den Hinweis
Nach einer ausgiebigen Pause geht es weiter - Blick zurück zur Carschina-Hütte mit ihrer tollen Lage.
Über uns thront die Sulzfluh - drei aus unserer Gruppe sind vermutlich gerade auf dem Gipfel...
Sagte ich schon was von "Dolomiten-Feeling"? Die Schönheit der Landschaft ist wirklich beeindruckend.
Wir steigen ab Richtung Partnun. Unten leuchtet der gleichnamige See, darüber wachen die Wissplatte und die Schijenflue.
Beim Abstieg nochmal ein Blick zurück - die Sulzfluh ist wirklich ein imposanter, markanter Berg.
Nach einer weiteren Rast sind wir wieder vereint, unsere Gipfelstürmer sind wieder da und wir machen uns gemeinsam auf den Weg nach St. Antönien - und zwar mit dem "Trottinett". So heißen in der Schweiz die Roller, mit denen man auf der Bergstraße ins Tal sausen kann. Von Partnun bis St. Antönien sind es gut 6 km, die Strecke wird als längste und schönste Trottinett-Strecke der Schweiz beworben. Und wir haben definitiv einen Heidenspaß mit den Rollern und lassen es ordentlich laufen - ein schöner Abschluss dieser Etappe!
Schließlich erreichen wir St. Antönien, ein altes Graubündner Bergdorf, das immer wieder von Lawinen betroffen war und ist. Alle Häuser des Ortes haben auf der entsprechenden Seite einen großen Wall und Betonmauern.
Wir nächtigen im Zentrum in der Pension Gemsli - total gemütlich, super Essen und herzliche Gastgeber. Ich mag die Schweiz!
Tag 5: Donnerstag, 26.07.2018
Wir starten früh am Morgen, heute erwartet uns eine recht lange Etappe.
Durch das Gafia-Tal geht es heute über das Rätschenjoch hinüber nach Schlappin. Es erwarten uns 1200 hm Aufstieg.
Zunächst geht es gemächlich im Tal hoch.
Immer wieder begegnen uns uralte Almhäuser. Apropos begegnen... Viele Leute begegnen uns nicht, wir sind meistens ziemlich allein unterwegs.
Wir gewinnen stetig an Höhe. Blick zurück nach gestern: Links Drusenfluh und -türme, rechts Sulzfluh.
Und darunter die toll gelegene Carschina-Hütte rangezoomt.
Über die Felsstufe geht es nach oben. Rechts oben die Madrisa, bis knapp unterhalb müssen wir noch hoch.
Immer schöner wird der Blick zurück: Mittig-links die Schesaplana, rechts Drusen- und Sulzfluh.
Oberhalb der Felsstufe ändert sich die Landschaft: Wir steigen durch eine Karst-Landschaft auf - erinnert teilweise ans Steinerne Meer.
Noch ein Blick zurück: Durch das Drusentor sind wir gestern herüber gekommen.
Ein traumhaftes Bergpanorama...
Was hier aussieht wie ein Gletscher, ist Kalkstein, der die darunter liegenden dunkleren Gesteinsschichten überlagert. Sieht faszinierend aus.
Die weißen Steine machen sich auch klasse auf den davor liegenden dunklen Untergrund...
Schließlich erreichen wir nach einigen Stunden das Rätschenjoch.
Ein herrliches Panorama eröffnet sich - Blick zurück nach "draußen".
Und auf die andere Seite - die Silvrettagruppe kommt in Bild.
Der Weißfluh-Gipfel (2.834 m) im Zoom. Morgen gehen wir darunter vorbei.
Wir steigen vom Rätschenjoch noch einige Meter höher - der Weg führt uns durch die Flanke der Madrisa. Ein schöner Blick nach unten: Wie gesagt, mit den weißen Steinen kann man viele schöne Sachen machen
Ein letzter Blick zurück auf unseren bisherigen Weg.
Und nochmal das Panorama für morgen: Vorne links der Gotschnagrat, wo wir morgen starten, rechts darüber die Weißfluh, darunter der Übergang ins Fondei-Tal.
Blick in die vergletscherte Silvrettagruppe. Links der Bildmitte der Piz Buin.
Wir passieren den Madrisa-Lift und machen uns auf den Abstieg in Richtung Schlappin.
Ein tolles Hochtal zieht sich von Schlappin in Richtung der Silvretta-Gipfel.
Fototermin
Nach rund 1000 hm Abstieg erreichen wir Schlappin, ein Bergdorf auf 1600 Meter im Hochtal gelegen.
Drei-Gänge-Abendmenü im Berghaus Erika. Wir werden hier bestens verpflegt (wie übrigens an allen anderen Tagen auch)!
Tag 6: Freitag, 27.07.2018
Der letzte Tourtag bricht an... Wir verabschieden uns vom Berghaus Erika, wo wir in einem sehr rustikal-urigen Lager genächtigt haben. Ein Kleinbus bringt uns hinunter nach Klosters.
Den Aufstieg nimmt uns die Bergbahn ab - wir starten die heutige Etappe am Gotschnagrat.
Auch hier oben haben wir einen herrlichen Ausblick über die Graubündener Bergwelt.
Wir starten in Richtung Parsenn. Hinter der Weißfluh-Gipfel.
An der Parsennhütte… Klasse Werbung, wobei mir das Calanda-Bier nicht so super mundet.
Unser heutiger Aufstieg ist moderat - 300 hm geht es steil hoch bis Parsennfurgga.
Der Weißfluh-Gipfel. Die Skiabfahrt durch die steile Flanke sieht abenteuerlich aus.
Panoramablick nach draußen, an der Schesaplana hält sich eine Wolkenfahne.
Unser Abstiegsweg: Es geht ins Fondei-Tal.
Ein letzter Blick zurück: Rechts der Bildmitte das Drusentor, durch das wir vorgestern in die Schweiz gewandert sind.
Blick über die Fideriser Heuberge.
Jetzt zeigt sich auch nochmal der höchste Graubündner Gipfel.
Auch hier EDIT: Der höchste Gipfel des Rätikon
Und hinten nochmal Drusenfluh und Sulzfluh, markante Berge mit Dolomiten-Flair.
Wir machen uns auf den Abstieg in Fondei-Tal. Herrlich ruhig und einsam ist es hier.
Unterwegs treffen wir auf die Reste der ehemals geplanten Skigebiets-Erweiterung. In Anbetracht der Schönheit und Einsamkeit des Tales bin ich froh, dass nichts daraus geworden ist.
Hier ging in den Siebzigern für ein paar Jahre ein Schlepplift durch die Felslandschaft.
Das Fondeital, eine echte Naturschönheit mit etlichen uralten Almhütten.
Schließlich erreichen wir Strassberg, ein altes, original erhaltenes Bergdorf.
Die alten Holzhäuser und -hütten stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Auch ein Berggasthaus gibt es. Und dazu ein eiskaltes Schneider Weizen für 8 Franken. Aber das Panorama ist das auch wert!
Nach einer kurzen Einkehrpause machen wir uns auf den letzten Abstieg nach Langwies. Von unten haben wir nochmal einen schönen Blick auf das uralte Bergdorf.
Irgendwann kommen wir wieder in der Zivilisation an und erreichen Langwies.
Auch hier im Dorf gibt es schöne alte Häuser.
Der Bahnhof von Langwies, hier endet unsere diesjährige Tour. Mit der Rhätischen Bahn fahren wir bis ins Tal nach Chur, wo wir schon erwartet werden und unsere Rückreise nach Oberstdorf antreten. Wir lassen die Tour mit einem gemeinsamen Abend in der Oberstdorfer Dampfbierbrauerei ausklingen und machen uns am nächsten Morgen auf den Heimweg. Schee war's wieder!
Das übliche Fazit:
Eine wunderschöne Bergtour! Der Walserweg führt durch unterschiedlichste Gebirgszüge und -formationen. Die Landschaft ändert sich ständig, es gibt immer wieder viel zu sehen. Toll ist auch die Ruhe und Einsamkeit, die wir meistens genießen können. Das einzige, was mich etwas stört, sind die Getränkepreise in der Schweiz. Aber diesen kleinen Kritikpunkt machen die Schweizer mit ihrer herzlichen Gastfreundschaft locker wett.
Wir haben diese Tour wirklich genossen, bis auf den Auftakt hat natürlich auch das herrliche Sommerwetter sehr zum Gelingen beigetragen. Unser Michael hat uns wieder sicher und souverän geführt und sein Wissen über Flora und Fauna gerne mit uns geteilt. Dafür an dieser Stelle nochmal herzlichen Dank! Natürlich haben auch die geselligen Hüttenabende mit der Gruppe wieder großen Spaß gemacht. Ich freue mich schon auf nächstes Jahr - hoffentlich klappt es wieder mit unserer super Truppe!
Hier noch die Tourberichte der letzten Jahre:
E5 Oberstdorf-Meran 22.-28.07.2013
Höhepunkte der Dolomiten 27.07.-01.08.2014
Vom Königssee zu den Drei Zinnen 26.07.-01.08.2015
Von Mittenwald nach Brixen 17.-23.07.2016
Von den Geislerspitzen zum Rosengarten 23.-29.07.2017
Wie üblich ging es auch in diesem Jahr wieder in die Berge... Bei der letztjährigen Tour haben wir uns als super Gruppe zusammengefunden und uns schon gleich Gedanken über die nächste Tour gemacht - und unser Bergwanderführer Michael hat uns den Walserweg ans Herz gelegt. So trafen wir uns am 22. Juli in Oberstdorf in freudiger Erwartung auf schöne Wanderungen und gesellige Hüttenabende. Wie immer haben wir uns für die bewährte Führung der Alpinschule Oberstdorf entschieden, und unser Michael hat uns gerne wieder über die Berge gebracht.
Tag 1: Sonntag, 22.07.2018
Zunächst geht es mit dem Linienbus nach Baad am Ende des Kleinwalsertales. Wir starten also am frühen Nachmittag in Österreich und machen uns auf den ersten Aufstieg durch das Bärgunttal. Das Wetter ist etwas trüb und im Tagesverlauf regnet es hin und wieder leicht.
Nach einer halben Stunde erreichen wir die Bärgunthütte, wo wir erst einmal eine kurze Rast einlegen.
Nach der frühen Mittagspause machen wir gemächlich, aber stetig an den Aufstieg.
Wir gewinnen an Höhe, leider ist die Sicht nicht sonderlich gut.
Nach zwei Stunden Aufstieg erreichen wir den Hochalppass. Von hier geht es hinunter zum Hochtannbergpass.
Der Widderstein zeigt sich kurz mit Wolkenhaube.
Auf einem Plateau unter dem Gipfel steht die Widderstein-Hütte in schöner Lage.
Der Blick geht über den Hochtannbergpass ins Skigebiet von Warth.
Schließlich kommt unser erstes Tagesziel in Sicht...
... das Berghotel Körbersee. Gut 4 Stunden waren wir heute unterwegs, eine schöne Etappe zum "Einlaufen".
Tag 2: Montag, 23.07.2018
Heute sieht es böse aus... Es regnet ordentlich und soll erst im Tagesverlauf besser werden. Also Regenkleidung anziehen und los geht es...
Ein Blick zurück auf unsere erste Unterkunft, dann machen wir uns auf den Weg durch das Auenfeld in Richtung Lech.
An der unteren Auenfeldalpe verzichten wir auf eine Einkehr, schließlich sind wir noch nicht mal eine Stunde unterwegs.
Es geht zunächst flach ansteigend auf einem Fahrweg bis zum Auenfeldsattel, dann steiler hoch in Richtung Mohnenfluhsattel.
Nach etwa 2 Stunden hat Petrus ein Einsehen und der Regen hört auf. Es bleibt aber frisch und wolkig-neblig.
Das letzte Stück führt der Weg über die Skiabfahrt hoch, kurz unterhalb der Steinmähder-Bergstation biegen wir dann ab zum...
...Mohnenfluhsattel.
Es reißt kurz auf und der Blick über den Butzensee zur Braunarlspitze wird frei.
Am Butzensee machen wir eine Mittagsrast, bevor es auf den Höhenweg weiter geht in Richtung Göppinger Hütte.
Immer wieder ergeben sich Blicke ins Skigebiet von Lech.
Ich dachte, wir müssen nur über den kleinen Sattel oberhalb des Sees... Falsch gedacht! Es geht hoch bis auf über 2.500 Meter, der Höhenweg zweigt erst etwas unterhalb des Gipfels ab.
Der steile, felsige Anstieg über die Bergschulter ist ziemlich kraftraubend, aber schließlich erreichen wir einen kleinen Sattel und sehen unseren weiteren Weg. Es geht wieder abwärts, und hinten in der Bergflanke dann wieder hoch.
Bis zu dem Schneefeld am linken Bildrand können wir unseren Weg schon sehen. Immerhin ist das Wetter jetzt zeitweise etwas schöner.
Der Blick zurück: Von der Schulter unterhalb des rechten Gipfels führt der Höhenweg durch die Flanke des Berges.
Schließlich taucht endlich aus dem Nebel das Tagesziel auf.
Die Göppinger Hütte. Heute bin ich ziemlich platt. Der mehrfache Auf- (ca. 1.400 hm) und Abstieg (ca. 800 hm) hat ganz schön Kraft gekostet, dazu haben wir in den über sieben Stunden heute auch einige Kilometer an Strecke zurückgelegt. Dusche gibt es heute keine - an der Wasserversorgung der Hütte laufen derzeit Bauarbeiten, so dass es nur eine Schnellwäsche mit Kaltwasser gibt. Die Hütte ist gut gefüllt, aber ziemlich gemütlich, und abends wird dann die Gitarre zur Hand genommen und wir unterhalten uns (und die restlichen Gäste) mit fränkischem Liedgut
Tag 3: Dienstag, 24.07.2018
Der morgendliche Blick vor die Tür: Tadaa.... Endlich das Bergwetter, das man sich wünscht. Und die Aussichten sind gut - es soll die nächsten Tage schön und warm bleiben.
Die Göppinger Hütte, wunderschön auf einem Plateau gelegen, strahlt in der Morgensonne.
Die Landschaft hier ist klasse - im Gegensatz zu den "Grasbergen" des Allgäus hat es hier schon fast einen Hauch von Dolomiten.
Den Kameraden mit seiner Familie sehen wir in der Nähe unseres Weges. Apropos Tierwelt - außer Steinböcken und Gämsen sehen wir auch einige Schneehühner mit Küken und natürlich immer mal wieder Murmeltiere.
Zunächst überqueren wir das Hochplateau und steigen flach, später steiler in Richtung Großes Walsertal ab.
Eine Felsstufe wird in leichter Kraxelei durch einen Kamin überwunden.
Blick zurück - von der Hochfläche oben rechts sind wir gekommen.
Auf halber Höhe kommen wir an den Wasserfällen vorbei, die direkt aus der Felswand rauschen.
Schließlich erreichen wir nach rund 3 Stunden die Metzgertobelalpe. Hier holt uns ein Kleinbus ab, der uns ins Tal nach Sonntag bringt.
Etwas Kultur muss natürlich auch sein - in Sonntag besichtigen wir das Walsermuseum und lernen einiges über die Besiedlung der Gegend.
Am frühen Nachmittag fahren wir weiter ins äußere Montafon bis nach Vandans, wo uns die EUB auf den Golm den Aufstieg abnimmt.
Über einen aussichtsreichen Höhenweg geht es Richtung Tagesziel. Unser erstes Ziel für morgen haben wir schon vor Augen: Das Drusentor (hinten mitte). Links davon die Sulzfluh, rechts die Drusentürme.
Wir erreichen die große, moderne Lindauer Hütte. Hier ist es ganz anders als gestern in der kleinen, engen Göppinger Hütte. Aber gemütlich ist es trotzdem - und auch die moderne Architektur passt irgendwie in die Bergwelt.
Von der Lindauer Hütte aus gibt es viele Ziele. Die Hütte ist tagsüber gut besucht und auch nachts ziemlich gut gefüllt.
Tag 4: Mittwoch, 25.07.2018
Morgens beim Abmarsch: Jetzt stellt sich endgültig Dolomiten-Feeling ein! Die Drusentürme sehen wirklich spektakulär aus.
Der Sulzfluh-Gipfel steht heute auf dem Programm - aber nicht zwingend.
Die grandiose Landschaft begleitet uns beim Aufstieg Richtung Drusentor.
Blick zurück: Unten im Talboden eine Alm, rechts daneben im Wald versteckt die Lindauer Hütte.
Wir steigen immer höher und sehen unser erstes Ziel schon bald vor uns.
Der Schlussanstieg ist steil und steinig, und es geht tatsächlich durch eine Art "Tor" hoch.
Schließlich erreichen wir das Drusentor.
Wir verlassen nun...
Und betreten die...
Ein letzter Blick zurück,
dann umdrehen und einen ersten Blick ins Land der Rappen und Franken werfen.
Die großartige, zerklüftete Felsenszenerie begleitet uns beim Abstieg. Rechts die Sulzfluh.
Drusentürme und Drusenfluh von der Schweizer Seite aus gesehen. Etwas weniger spektakulär, aber nicht weniger schön.
Nach einer Dreiviertelstunde Abstieg erreichen wir die wunderschön gelegene Carschinahütte. Hier teilen wir uns auf: Ein Teil der Gruppe macht sich auf den Weg zum Sulzfluh-Gipfel, der Rest hat Zeit und wandert dann weiter zum vereinbarten Treffpunkt. Ich fühle mich heute nicht so richtig fit und verzichte wie der Großteil der Mitwanderer daher auf die 800 hm und den Gipfel. Ist zwar etwas schade, es wäre der einzige der Tour gewesen, aber ich hätte mir und den anderen keinen Gefallen getan.
So machen wir es uns auf der Hüttenterrasse gemütlich und rasten ausgiebig. Wir sind in der Schweiz - ein Calanda für 6 Franken und dazu einen Rösti mit Speck, Käse und Spiegelei für 21 Fränkli... aber super lecker und macht satt.
Die Drusentürme und Drusenfluh von hinten. Links die Schesaplana, ein fast-3000er und der höchste Berg Graubündens.
EDIT: Die Schesaplana ist der höchste Berg des Rätikon. Der höchste Berg des Kantons Graubünden ist der Piz Bernina, der die Schesaplana um mehr als 1000 Meter überragt. Danke für den Hinweis
Nach einer ausgiebigen Pause geht es weiter - Blick zurück zur Carschina-Hütte mit ihrer tollen Lage.
Über uns thront die Sulzfluh - drei aus unserer Gruppe sind vermutlich gerade auf dem Gipfel...
Sagte ich schon was von "Dolomiten-Feeling"? Die Schönheit der Landschaft ist wirklich beeindruckend.
Wir steigen ab Richtung Partnun. Unten leuchtet der gleichnamige See, darüber wachen die Wissplatte und die Schijenflue.
Beim Abstieg nochmal ein Blick zurück - die Sulzfluh ist wirklich ein imposanter, markanter Berg.
Nach einer weiteren Rast sind wir wieder vereint, unsere Gipfelstürmer sind wieder da und wir machen uns gemeinsam auf den Weg nach St. Antönien - und zwar mit dem "Trottinett". So heißen in der Schweiz die Roller, mit denen man auf der Bergstraße ins Tal sausen kann. Von Partnun bis St. Antönien sind es gut 6 km, die Strecke wird als längste und schönste Trottinett-Strecke der Schweiz beworben. Und wir haben definitiv einen Heidenspaß mit den Rollern und lassen es ordentlich laufen - ein schöner Abschluss dieser Etappe!
Schließlich erreichen wir St. Antönien, ein altes Graubündner Bergdorf, das immer wieder von Lawinen betroffen war und ist. Alle Häuser des Ortes haben auf der entsprechenden Seite einen großen Wall und Betonmauern.
Wir nächtigen im Zentrum in der Pension Gemsli - total gemütlich, super Essen und herzliche Gastgeber. Ich mag die Schweiz!
Tag 5: Donnerstag, 26.07.2018
Wir starten früh am Morgen, heute erwartet uns eine recht lange Etappe.
Durch das Gafia-Tal geht es heute über das Rätschenjoch hinüber nach Schlappin. Es erwarten uns 1200 hm Aufstieg.
Zunächst geht es gemächlich im Tal hoch.
Immer wieder begegnen uns uralte Almhäuser. Apropos begegnen... Viele Leute begegnen uns nicht, wir sind meistens ziemlich allein unterwegs.
Wir gewinnen stetig an Höhe. Blick zurück nach gestern: Links Drusenfluh und -türme, rechts Sulzfluh.
Und darunter die toll gelegene Carschina-Hütte rangezoomt.
Über die Felsstufe geht es nach oben. Rechts oben die Madrisa, bis knapp unterhalb müssen wir noch hoch.
Immer schöner wird der Blick zurück: Mittig-links die Schesaplana, rechts Drusen- und Sulzfluh.
Oberhalb der Felsstufe ändert sich die Landschaft: Wir steigen durch eine Karst-Landschaft auf - erinnert teilweise ans Steinerne Meer.
Noch ein Blick zurück: Durch das Drusentor sind wir gestern herüber gekommen.
Ein traumhaftes Bergpanorama...
Was hier aussieht wie ein Gletscher, ist Kalkstein, der die darunter liegenden dunkleren Gesteinsschichten überlagert. Sieht faszinierend aus.
Die weißen Steine machen sich auch klasse auf den davor liegenden dunklen Untergrund...
Schließlich erreichen wir nach einigen Stunden das Rätschenjoch.
Ein herrliches Panorama eröffnet sich - Blick zurück nach "draußen".
Und auf die andere Seite - die Silvrettagruppe kommt in Bild.
Der Weißfluh-Gipfel (2.834 m) im Zoom. Morgen gehen wir darunter vorbei.
Wir steigen vom Rätschenjoch noch einige Meter höher - der Weg führt uns durch die Flanke der Madrisa. Ein schöner Blick nach unten: Wie gesagt, mit den weißen Steinen kann man viele schöne Sachen machen
Ein letzter Blick zurück auf unseren bisherigen Weg.
Und nochmal das Panorama für morgen: Vorne links der Gotschnagrat, wo wir morgen starten, rechts darüber die Weißfluh, darunter der Übergang ins Fondei-Tal.
Blick in die vergletscherte Silvrettagruppe. Links der Bildmitte der Piz Buin.
Wir passieren den Madrisa-Lift und machen uns auf den Abstieg in Richtung Schlappin.
Ein tolles Hochtal zieht sich von Schlappin in Richtung der Silvretta-Gipfel.
Fototermin
Nach rund 1000 hm Abstieg erreichen wir Schlappin, ein Bergdorf auf 1600 Meter im Hochtal gelegen.
Drei-Gänge-Abendmenü im Berghaus Erika. Wir werden hier bestens verpflegt (wie übrigens an allen anderen Tagen auch)!
Tag 6: Freitag, 27.07.2018
Der letzte Tourtag bricht an... Wir verabschieden uns vom Berghaus Erika, wo wir in einem sehr rustikal-urigen Lager genächtigt haben. Ein Kleinbus bringt uns hinunter nach Klosters.
Den Aufstieg nimmt uns die Bergbahn ab - wir starten die heutige Etappe am Gotschnagrat.
Auch hier oben haben wir einen herrlichen Ausblick über die Graubündener Bergwelt.
Wir starten in Richtung Parsenn. Hinter der Weißfluh-Gipfel.
An der Parsennhütte… Klasse Werbung, wobei mir das Calanda-Bier nicht so super mundet.
Unser heutiger Aufstieg ist moderat - 300 hm geht es steil hoch bis Parsennfurgga.
Der Weißfluh-Gipfel. Die Skiabfahrt durch die steile Flanke sieht abenteuerlich aus.
Panoramablick nach draußen, an der Schesaplana hält sich eine Wolkenfahne.
Unser Abstiegsweg: Es geht ins Fondei-Tal.
Ein letzter Blick zurück: Rechts der Bildmitte das Drusentor, durch das wir vorgestern in die Schweiz gewandert sind.
Blick über die Fideriser Heuberge.
Jetzt zeigt sich auch nochmal der höchste Graubündner Gipfel.
Auch hier EDIT: Der höchste Gipfel des Rätikon
Und hinten nochmal Drusenfluh und Sulzfluh, markante Berge mit Dolomiten-Flair.
Wir machen uns auf den Abstieg in Fondei-Tal. Herrlich ruhig und einsam ist es hier.
Unterwegs treffen wir auf die Reste der ehemals geplanten Skigebiets-Erweiterung. In Anbetracht der Schönheit und Einsamkeit des Tales bin ich froh, dass nichts daraus geworden ist.
Hier ging in den Siebzigern für ein paar Jahre ein Schlepplift durch die Felslandschaft.
Das Fondeital, eine echte Naturschönheit mit etlichen uralten Almhütten.
Schließlich erreichen wir Strassberg, ein altes, original erhaltenes Bergdorf.
Die alten Holzhäuser und -hütten stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Auch ein Berggasthaus gibt es. Und dazu ein eiskaltes Schneider Weizen für 8 Franken. Aber das Panorama ist das auch wert!
Nach einer kurzen Einkehrpause machen wir uns auf den letzten Abstieg nach Langwies. Von unten haben wir nochmal einen schönen Blick auf das uralte Bergdorf.
Irgendwann kommen wir wieder in der Zivilisation an und erreichen Langwies.
Auch hier im Dorf gibt es schöne alte Häuser.
Der Bahnhof von Langwies, hier endet unsere diesjährige Tour. Mit der Rhätischen Bahn fahren wir bis ins Tal nach Chur, wo wir schon erwartet werden und unsere Rückreise nach Oberstdorf antreten. Wir lassen die Tour mit einem gemeinsamen Abend in der Oberstdorfer Dampfbierbrauerei ausklingen und machen uns am nächsten Morgen auf den Heimweg. Schee war's wieder!
Das übliche Fazit:
Eine wunderschöne Bergtour! Der Walserweg führt durch unterschiedlichste Gebirgszüge und -formationen. Die Landschaft ändert sich ständig, es gibt immer wieder viel zu sehen. Toll ist auch die Ruhe und Einsamkeit, die wir meistens genießen können. Das einzige, was mich etwas stört, sind die Getränkepreise in der Schweiz. Aber diesen kleinen Kritikpunkt machen die Schweizer mit ihrer herzlichen Gastfreundschaft locker wett.
Wir haben diese Tour wirklich genossen, bis auf den Auftakt hat natürlich auch das herrliche Sommerwetter sehr zum Gelingen beigetragen. Unser Michael hat uns wieder sicher und souverän geführt und sein Wissen über Flora und Fauna gerne mit uns geteilt. Dafür an dieser Stelle nochmal herzlichen Dank! Natürlich haben auch die geselligen Hüttenabende mit der Gruppe wieder großen Spaß gemacht. Ich freue mich schon auf nächstes Jahr - hoffentlich klappt es wieder mit unserer super Truppe!
Hier noch die Tourberichte der letzten Jahre:
E5 Oberstdorf-Meran 22.-28.07.2013
Höhepunkte der Dolomiten 27.07.-01.08.2014
Vom Königssee zu den Drei Zinnen 26.07.-01.08.2015
Von Mittenwald nach Brixen 17.-23.07.2016
Von den Geislerspitzen zum Rosengarten 23.-29.07.2017