Land setzt auf neue Lifte am Gletscher
Im Pitz- und Kaunertal sollen die Gletscherskigebiete erweitert werden. Damit das funktioniert, segnet der Landtag das neue Naturschutzgesetz ab.
INNSBRUCK (TT-aheu). In touristisch benachteiligten Regionen sollen Skigebietserweiterungen am Gletscher möglich sein. Gemeint sind das Kauner- und das Pitztal. Im Kaunertal hat die Tourismuswirtschaft den Gepatschferner im Visier. Eine Schwebebahn auf die Weißseespitze und zwei Liftanlagen am Gepatschferner sind geplant.
Für Landesumweltanwalt Sigbert Riccabona "unfassbar, dass man überhaupt über eine Erschließung in unberührter Natur diskutiert. Das ist ein schwarzer Tag".
Die Pitztaler wollen den Linken Fernerkogel erschließen. Ein Zusammenschluss mit dem Ötztal wäre dadurch greifbar nah. Naturschutzlandesrätin Anna Hosp (VP) sieht den Gletscherschutz dennoch nicht in Gefahr. Via Raumordnung will sie festlegen, wo gebaut werden darf und wo Schutzgebiete errichtet werden. "Um bestehende Skigebiete werden Schutzzonen gezogen, damit gibt es eine konkrete Abgrenzung und keine Erweiterung", erklärt Hosp gegenüber der TT. Heute will sie die Karten auf den Tisch legen. Darin eingezeichnet sind die Abgrenzungen der Skigebiete.
Während die Gletscherskigebiete im Kauner- und im Pitztal größer werden, werden die im Stubai- und im Zillertal kleiner. Sie werden neu eingegrenzt. Lifte müssen der neuen Eingrenzung aber keine weichen.
Anders als in den Seilbahngrundsätzen seien die Abgrenzungen über eine Verordnung geregelt, sagt Hosp. Die neue Regelung habe daher eine höhere Rechtsqualität. Das beeindruckt Umweltanwalt Riccabona wenig: "Die Seilbahngrundsätze waren ein viel strengeres Regelwerk. Das, was jetzt geplant ist, wäre unter
Weingartner nicht möglich gewesen."
Umweltanwalt sieht Gletscher bedroht
Die Landesumweltanwaltschaft sieht durch das neue Naturschutzgesetz eines der letzten Wildnis-Gebiete in Gefahr.
INNSBRUCK (aheu). Noch ist der Gepatschferner im Kaunertal unberührt. Am Mittwoch werden im Landtag die Weichen dafür gestellt, dass sich das ändern könnte. Das neue Naturschutzgesetz macht Erweiterungen im Pitz- und im Kaunertal möglich. Durch Schutzzonen will Naturschutzlandesrätin Anna Hosp (VP) verhindern, dass auch andere Skigebiete ihre Erweiterungswünsche anmelden.
Für die Landesumweltanwälte Sigbert Riccabona und Walter Tschon ist das unzureichend: "Wer sagt, dass die Pitz- oder die Kaunertaler in fünf Jahren nicht wieder daherkommen und neue Lifte bauen wollen?" Riccabona fürchtet um den Gepatschferner: 290 Hektar könne man laut ersten Gutachten skitechnisch nutzen.
"Das wäre das Ende dieses Wildnis-Gebietes." Was sich im Kaunertal abspielt, ist in Riccabonas Augen "unglaublich". Die Erweiterungswünsche der Seilbahner hätten eine neue Dimension erreicht. Mit den Seilbahngrundsätzen sei das neue Regelwerk "überhaupt nicht vergleichbar". Letzteres lasse viel mehr zu.